Liebesreise nach Schottland - Stephanie Howard - E-Book
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Liebesreise nach Schottland E-Book

Stephanie Howard

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Beschreibung

Hochzeit in Glenrae
SHIRLEY KEMP

Das hatte ihr gerade noch gefehlt: Auf der Fahrt zu ihrem Sommerjob in den Highlands hat Jenna Wilde einen Unfall auf einer abgelegenen Straße. Zum Glück steht ihr Duncan Fergusson nicht nur als Zeuge, sondern auch als Helfer zur Seite. Und diesen Platz möchte er auch bald schon nicht mehr aufgeben.
Schicksalsnacht in Glencraig
GRACE GREEN

Obwohl es Winter ist, nimmt Nairne Campbell einen Gast in ihrem kleinen Bed-and-Breakfast auf. Stephen Galbraith sah so verloren aus, als sie ihn auf dem Friedhof traf. Vorsichtig versucht sie, hinter sein Geheimnis zu kommen.
Der Erbe von Glen Crannach
STEPHANIE HOWARD

Seit ihrer Ankunft auf Glen Crannach kann Camilla Holden sich kaum noch auf ihre Arbeit konzentrieren. Eigentlich soll sie im schottischen Hochland Aufnahmen für einen Kunstband machen, doch der Schlosserbe Greg McKeown flirtet so heiß mit ihr, dass sie alles um sich herum vergisst. Auch ihre anstehende Hochzeit mit Eric?

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Liebesreise nach Schottland

Stephanie Howard

Der Erbe von Glen Crannach

Aus dem Amerikanischen von Eva von der Gönna

Grace Green

Schicksalsnacht in Glencraig

Aus dem Amerikanischen von Jutta Lang-Limbrunner

Shirley Kemp

Hochzeit in Glenrae

Aus dem Amerikanischen von Helga Meckes

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright dieser Ausgabe © 2014 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der englischen Originalausgaben:

Road to Paradise

Copyright © 1992 by Shirley Kemp

Snowdrops for a Bride

Copyright © 1992 by Grace Green

Master of Glen Crannach

Copyright © 1990 by Stephanie Howard

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Mareike Müller

Titelabbildung: Pecher & Soiron, Köln

ISBN eBook 978-3-95576-371-8

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder

auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich

der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Stephanie Howard

Der Erbe von Glen Crannach

Aus dem Amerikanischen von Eva von der Gönna

1. KAPITEL

Jenna riss das Lenkrad herum, um dem Felsblock auszuweichen, der plötzlich in der letzten Biegung der Doppelkurve auf der Straße vor ihr auftauchte. Zu spät. Der Wagen traf mit der Fahrerseite krachend auf den Steinbrocken, schlitterte an den Straßenrand und blieb stehen.

Der Lärm, den der Zusammenstoß verursacht hatte, hallte im Tal wider.

Suzie war nach vorn geschleudert und durch den Aufprall wach geworden. Mit ihren großen blauen Augen blickte sie ihre Schwester entsetzt an.

“Oh Gott, Jenna! Was ist passiert?”

“Es lag nur ein Stein auf der Fahrbahn, Liebes”, sprach Jenna beruhigend auf das kleine Mädchen ein. “Kein Grund zur Aufregung. Bist du verletzt?”

“Das weiß ich nicht. Mein Kopf tut weh.”

“Wo?” Die Ruhe bewahren, ermahnte Jenna sich, als sie die Schwellung an Suzies Schläfe sah. “Tut es sehr weh?” Vorsichtig legte Jenna den Finger auf die Beule, die sich vor ihren Augen zu vergrößern schien.

Suzie zuckte zusammen. “Ein bisschen. Mein Kopf fühlt sich so komisch an.”

“Komisch? Fühlst du dich schläfrig?”

“Ja.” Prompt begannen Suzie die Augen zuzufallen.

“Nicht einschlafen.” Jenna versuchte, sich das Wenige in Erinnerung zu rufen, das sie über Erste Hilfe wusste. Musste man bei Gehirnerschütterung nicht darauf achten, den Verletzten wach zu halten? “Bist du sonst noch irgendwo verletzt?”

“Weiß nicht.”

Jenna beugte sich über das Kind, um es zu untersuchen, und verspürte einen stechenden Schmerz im linken Handgelenk. Ihre Finger waren taub und ließen sich nicht bewegen. Entsetzt stöhnte sie auf. Ein gebrochenes Handgelenk fehlte ihr gerade noch!

Im Moment galt ihre Hauptsorge jedoch der kleinen Schwester.

“Tut dir sonst noch etwas weh?” Mit der gesunden Hand tastete Jenna die schmale Gestalt des Mädchens ab. Als Suzie schläfrig sagte: “Nein, nur mein Kopf”, atmete Jenna auf.

“Gib dir Mühe, wach zu bleiben, Liebes. Jetzt müssen wir überlegen, was als Nächstes zu tun ist.”

Vorsichtig bewegte sie ihre Gliedmaßen. Bis auf das schmerzende Handgelenk schien alles in Ordnung zu sein. Sie versuchte, die Wagentür zu öffnen, doch die ging nur einen Spaltbreit auf, und neben der Tür auf der Beifahrerseite gähnte ein Abgrund.

Jenna ließ sich niedergeschlagen auf dem Sitz zurücksinken.

Suzie und sie saßen ganz schön in der Patsche. Die letzte Stunde Fahrt über die Landstraßen war ein Albtraum gewesen. Sie waren schmal, steinig und von tiefen Schlaglöchern durchzogen. Letztere stammten vermutlich von den Wassermassen, die als Folge der starken Regenfälle der letzten Tage von den steil aufragenden Felshängen heruntergebraust sein mussten. Vermutlich ist der Felsbrocken, der uns zum Schicksal geworden ist, durch den letzten schweren Regenguss losgeschwemmt worden, dachte Jenna. Schaudernd wurde ihr bewusst, dass sie in das unter ihnen liegende Tal gestürzt wären, wenn der Wagen noch etwas weiter nach rechts geschlittert wäre.

Sie schaute sich genauer um. Die Gegend wirkte trostlos, besonders jetzt, im Nieselregen. Das leicht überhängende Felsmassiv linker Hand verdunkelte die Fahrbahn, deren Außensenkung zwangsläufig den Wagen in Richtung Abgrund hatte rutschen lassen. Die Landschaft unterhalb zog sich kilometerweit öde und einförmig dahin, und die Aussicht, dass ein anderer Wagen über diese abgelegene Straße kam, schien äußerst gering zu sein.

Jenna seufzte schwer und versuchte, das Seitenfenster herunterzukurbeln. Sie musste sich unbedingt den Schaden ansehen. Vielleicht gelang es ihr, durch das offene Fenster ins Freie zu kommen, dann irgendwo im Tal ein Haus zu entdecken …

“Alles in Ordnung?”

Der Klang der tiefen Stimme und der Anblick der dunklen Gestalt, die unvermittelt neben der Fahrerseite des Autos aufgetaucht war, ließen Jenna zusammenzucken.

“Wie … wo …” Sie räusperte sich. “Was hat Sie denn hergetrieben?”

“Ich hörte es krachen.” Der Mann keuchte, als sei er eine ziemlich lange Strecke gerannt. “Ist jemand verletzt?”

“Meine Schwester Suzie hat eine Beule am Kopf, aber ich hoffe, es ist nichts Ernstes.” Schwach vor Erleichterung über die unerwartete Hilfe, fuhr Jenna fort: “Und mein Handgelenk hat etwas abbekommen. Sonst scheint uns nichts passiert zu sein.”

“Gott sei Dank.”

Sie blickte den Fremden forschend an. Sein Gesicht war zum Teil durch den hochgeschlagenen Jackenkragen verdeckt, dennoch sah sie, dass der Mann bleich war. Zudem wirkten seine Züge angespannt. In den dunklen Augen lag ein besorgter Ausdruck.

“Sehen wir uns erst mal das Kind an, danach kommt Ihre Hand an die Reihe.” Der Fremde ging um den Wagen herum zur Beifahrertür; das Auto stand gar nicht so nah am Abgrund, wie Jenna geglaubt hatte.

Suzie öffnete die Augen und blickte zu dem Mann auf, als er sich über sie beugte und die Beule an ihrem Kopf mit seinen kräftigen Händen abtastete.

Nachdem er keine weiteren Verletzungen feststellen konnte, erklärte er: “Ansonsten scheint alles in Ordnung zu sein. Aber mit der Beule am Kopf muss sie unbedingt zu einem Arzt.”

“Meinen Sie, sie hat eine Gehirnerschütterung?”, fragte Jenna. “Sie ist so teilnahmslos.”

“Auszuschließen ist das nicht. Hat sie Brechreiz?”

“Nein”, antwortete Suzie matt.

“Gut. Hoffen wir, dass sie Glück im Unglück gehabt hat.” Der Mann kam wieder zu Jenna herüber. “Lassen Sie mich einen Blick auf Ihr Handgelenk werfen.”

Sie überließ ihm zögernd ihre Hand. Er untersuchte sie geschickt, wobei seine kräftigen Finger erstaunlich sanft vorgingen.

Schließlich legte er Jenna die Hand in den Schoß. “Ich glaube nicht, dass etwas gebrochen ist, aber ich bin kein Fachmann. Auch hier hat der Arzt das letzte Wort.”

Der Fremde musterte ihr Gesicht, und erneut bemerkte Jenna, wie angespannt die markanten Züge des Unbekannten waren. Sie hätte nicht sagen können, warum sie seinem Blick nicht standzuhalten vermochte und den Kopf senkte.

Nachdem der Mann die Tür weiter aufgezwängt hatte, stellte Jenna fest, dass er groß und kräftig war. Obwohl er gebückt dastand, füllte seine Gestalt die schmale Türöffnung. Die Abenddämmerung brach herein, und die glitzernden Tropfen in seinem dunklen Haar, das unter der Kopfbedeckung hervorlugte, ließen darauf schließen, dass es jetzt richtig regnete.

“Das Halstuch, das Sie tragen, eignet sich gut als provisorische Schlinge für Ihren Arm, bis der Arzt entscheidet, was zu tun ist.”

“Ich bin froh, dass Sie da sind”, gestand Jenna. “Und überrascht. Ich dachte schon, ich säße hier mitten in der Wildnis fest.”

“Das ist tatsächlich der Fall.” Der Fremde lachte rau auf. “Sie können von Glück sagen, dass ich in Hörweite war, sonst hätten Sie hier möglicherweise bis zum Morgen ausharren müssen. Glenrae liegt noch ein ganzes Stück von hier entfernt, und nachts fährt niemand auf dieser abgelegenen Bergstraße.”

Seine Finger fühlten sich kalt an Jennas Hals an, als er die Brosche öffnete, mit der sie das Halstuch zusammengehalten hatte. Sie erschauerte, und ihr Atem beschleunigte sich. Die Nähe des Mannes hatte eine seltsame Wirkung auf sie.

Er schien ihre Reaktion nicht zu bemerken. Fachmännisch knotete er das Halstuch zu einer Schlinge und legte sie Jenna an.

“So, das müsste reichen.” Er richtete sich auf und stemmte die Hände ins Kreuz, das nach der gebückten Haltung steif zu sein schien.

“Vielen Dank. Sie haben mir wirklich sehr geholfen.”

Er machte eine abwehrende Handbewegung. “Keinen Dank.” Sein Lächeln wirkt gereizt, dachte Jenna und begutachtete das kantige Profil des Mannes. Wieder fiel ihr auf, dass sein Gesicht blass war.

“Ich werde Sie jetzt ein Weilchen sich selbst überlassen”, erklärte er. “Aber ich komme wieder. Bleiben Sie brav sitzen, und entspannen Sie sich.” Damit marschierte er davon.

Sie fragte sich, wer ihr Retter sein mochte und wieso er genau im richtigen Moment zur Stelle gewesen war.

Dann wandte Jenna ihre Aufmerksamkeit wieder Suzie zu, die sich in den Sitz gekuschelt hatte und schlief. Jenna überlegte, ob sie ihre Schwester wecken sollte. Die Beule schien sich jetzt zu ihrer vollen Größe entwickelt zu haben, war stark verfärbt, doch Suzies Wangen hatten wieder Farbe bekommen, und die Kleine atmete ruhig. Jenna bettete sie bequem an sich, lehnte sich zurück und wartete auf die Rückkehr des Fremden. Der Himmel wurde immer dunkler, und ein scharfer, kalter Wind blies durch die Tür herein. Bald zitterte Jenna vor Kälte, vermutlich auch, weil die Schockreaktion verspätet eingesetzt hatte. Mit der gesunden Hand zog Jenna die Jacke fester um sich. Endlich durchbrachen Autoscheinwerfer die Dämmerung, und ein Wagen näherte sich. Jenna war von dem hellen Licht geblendet, doch sie erkannte die Silhouette ihres Retters, der aus einem Land Rover stieg.

Der Mann kam zu Jenna herüber und zwängte die Tür noch etwas weiter auf. “Tut mir leid, dass Sie warten mussten”, sagte er, während Jenna Suzie wieder auf ihren Platz bettete. “Mein Wagen stand weiter entfernt, als ich geglaubt hatte. Als ich den Aufprall hörte, war ich nur von dem Gedanken beherrscht, herzukommen. Da bin ich den Steilhang heraufgekraxelt, statt um ihn herumzufahren.”

“Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar.” Jenna begann, den Arm mit der Schlinge durch die Türöffnung zu manövrieren, und verzog das Gesicht.

“Seien Sie vorsichtig.” Der Mann legte ihr seinen rechten Arm um die Taille, mit der linken Hand stützte er Jennas Ellenbogen, um das Handgelenk ruhig zu halten.

Bei der Berührung überlief Jenna ein elektrisierendes Prickeln. Sie biss sich auf die Lippe und konzentrierte sich ganz auf das Aussteigen. Sobald sie draußen war, gaben ihre Beine nach. Sofort verstärkte der Fremde den Griff und drückte Jenna an sich.

“Sie scheinen stark geschwächt zu sein.” Die Stimme des Mannes klang sanft.

“Das ist vermutlich der Schock”, erklärte sie verlegen. “Normalerweise bin ich nicht so zimperlich.”

Er lachte auf. “Das glaube ich Ihnen.”

Jenna war nicht sicher, wie sie das verstehen sollte, dachte aber nicht darüber nach. Selbst sein Lachen ging ihr unter die Haut, und sie fragte sich, warum sie auf diesen Unbekannten so stark reagierte.

Besser, sie hielt ihn auf Abstand. “Ich … glaube, ich komme schon allein zurecht.”

Als der Fremde sie losließ, begann sie zu schwanken.

“Das werden wir gleich haben!” Er hob sie auf, und sie kämpfte gegen das Bedürfnis an, den Kopf an seine Wange zu legen. Sie fühlte sich verletzlich und trostbedürftig. Der plötzlich finstere Gesichtsausdruck des Mannes vertrieb diese Empfindungen jedoch.

“Sie können mich absetzen”, sagte sie kühl. “Es geht mir wieder gut.”

Er überhörte ihre Worte und trug sie mühelos zu seinem Fahrzeug, wo er sie auf den Beifahrersitz hob. Dann ließ er sie allein und kam gleich darauf mit Suzie auf den Armen zurück, die immer noch schlief. Er legte das Mädchen behutsam auf den Rücksitz.

Jenna drehte sich besorgt zu ihrer Schwester um und betete stumm, dass ihr nichts weiter passiert sein möge. Das letzte Jahr war für sie beide traurig genug verlaufen.

Energisch schob Jenna den düsteren Gedanken beiseite und versuchte, der Situation etwas Positives abzugewinnen. Sie schienen beide mit einem blauen Auge davongekommen zu sein und konnten von Glück sagen, dass der Fremde sie gefunden hatte.

Er glitt neben Jenna hinter das Lenkrad. “Ihr Wagen kann über Nacht hier ruhig stehen bleiben”, erklärte er und machte sich daran, den Land Rover auf der schmalen Straße zurückzusetzen. “Morgen kümmere ich mich darum, dass er geholt und der Felsbrocken aus dem Weg geräumt wird.”

Er klang energisch und sachverständig, und Jenna kam zu dem Schluss, dass er es gewöhnt war, die Dinge in die Hand zu nehmen.

“Danke”, erwiderte sie etwas kleinlaut.

Die Fahrbahn wurde breiter, sodass er wenden konnte. Mit angehaltenem Atem verfolgte Jenna, wie sie einen Moment am Rande des Abgrunds zu schweben schienen. Doch der Fremde schlug das Lenkrad geschickt ein, und bald ließen sie die Unglücksstelle hinter sich. Jenna hätte sich gern mit dem Unbekannten unterhalten, aber er machte ein finsteres Gesicht und widmete seine Aufmerksamkeit ganz der Straße. Er scheint kein Mann überflüssiger Worte zu sein, dachte sie. Also saß sie still neben ihm und überließ sich den gleichförmigen Bewegungen des Geländewagens, dabei war sie sich der Nähe des Mannes überstark bewusst.

Er war groß und breit gebaut und beanspruchte so viel Platz, dass seine Schulter Jenna fast berührte. Selbst durch den dicken feuchten Stoff seiner Jacke meinte sie die Schwingungen zu spüren, die von dem Fremden ausgingen, und war versucht sich an ihn zu lehnen.

Das schockierte sie. Sie war doch sonst nicht der Typ, der nach einer männlichen Schulter Ausschau hielt, wenn etwas schiefging!

“Was führte Sie eigentlich auf diese abgelegenen Nebenstraßen?”, hörte Jenna ihren Retter plötzlich missbilligend fragen.

“Ich werde in Glenrae erwartet”, erwiderte sie. “Meine Tante und mein Vetter besitzen dort eine Reitschule. Meine Schwester und ich wollen dort während der Sommermonate aushelfen.”

Ihr entging nicht, dass die Haltung des Fremden plötzlich steif wurde. “Heißt das, dass Ihre Tante Louise Anderson ist?”, erkundigte er sich und presste die Lippen zusammen.

Er scheint nicht gut auf Tante Louise zu sprechen zu sein, dachte Jenna. “Ja”, bestätigte sie vorsichtig. “Kennen Sie sie?”

Der Mann lachte zynisch. “Oh ja, das kann man wohl sagen.” Der Ton, in dem er das äußerte, sprach Bände.

Jenna überlegte. “Sind Sie … ein Nachbar?”

Er warf ihr einen forschenden Blick zu, der sie noch mehr verunsicherte.

“Ich bin Duncan Fergusson. Und man könnte mich wohl als Nachbarn bezeichnen, wenn auch nur als entfernten.”

Er widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Straße, und Jenna stellte weitere Überlegungen an.

“Wohnen Sie in Glenrae?”, versuchte sie dann, dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

“Ja. Aber einige Kilometer außerhalb des Ortes. Gott sei Dank, kann ich nur sagen.” Wieder blickte Duncan Fergusson Jenna von der Seite an. “Sie waren noch nie hier?”

“Nein. Ich habe meine Tante seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Jedenfalls nicht, seit sie wieder geheiratet hat. Damals war ich noch ein Kind.”

“So viele Jahre können es dann auch wieder nicht sein”, stellte Duncan Fergusson, nun fast amüsiert, fest. “Sie sind ja auch jetzt noch ein halbes Kind.”

Jenna richtete sich kerzengerade auf. “Ich werde demnächst vierundzwanzig. Von halbem Kind kann also keine Rede sein.”

Er lachte. “Natürlich, da haben Sie recht. Vierundzwanzig ist uralt. Aber Sie wirken nicht so.”

“Danke.” Jenna hatte da ihre Zweifel. Wenn man ihr ihr Alter nicht ansah, war das ein Wunder nach all dem Kummer, den sie in der letzten Zeit durchgemacht hatte.

Duncan Fergussons Lachen ermutigte Jenna zu der Frage: “Was für ein Ort ist Glenrae?”

Er dachte einige Augenblicke nach, ehe er antwortete: “Nun, ich würde sagen, ein Dorf wie andere auch. Ein Nest, in dem jeder jeden kennt.” Er gab einen verächtlichen Laut von sich. “Und jeder alles über jeden weiß, wie Sie zweifellos bald herausfinden werden.”

Jenna schwieg, und er wandte sich ihr erneut zu und betrachtete sie kurz. “Wie heißen Sie?”

“Jenna Wilde.” Sie deutete auf das schlafende Kind. “Und das ist meine Schwester Suzie.”

“Sehr leichtsinnig von Ihnen, bei hereinbrechender Dunkelheit auf diesen tückischen Nebenstraßen zu fahren. Kein vernünftiger Mensch hätte sich das getraut. Aber nun, Vernunft scheint ja auch nicht gerade zu den Stärken Ihrer Familie zu gehören.”

Sie ballte die Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte sie Duncan Fergusson geohrfeigt. Langsam zählte sie bis zehn, dann erwiderte sie mühsam beherrscht: “Ich habe seit dem frühen Morgen am Steuer gesessen. Bis Glenrae war es meiner Rechnung nach nur noch eine Stunde, und wenn ich nicht das Pech gehabt hätte, den Felsbrocken zu erwischen, wäre ich vor Einbruch der Dunkelheit dort gewesen.”

Bei den letzten Worten hatte ihre Stimme leicht zu zittern begonnen. Eine Pechsträhne verfolgte Jenna nun schon seit geraumer Zeit. Durch eine ebenso unglückliche Fügung hatte sie ihren Posten als Lehrerin verloren. Um das Maß voll zu machen, kam ihr barmherziger Samariter ihr in dieser unerfreulichen Situation nun auch noch mit Vorhaltungen.

“Ich bin Ihnen für Ihre Hilfe dankbar, aber das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, mich oder Mitglieder meiner Familie zu kritisieren.” Jenna sah ihn kampflustig an.

Duncan Fergusson wandte sich ihr zu. Der grimmige Ausdruck in seinen Augen war verschwunden, und in ihnen lag jetzt fast so etwas wie Anerkennung. “Sie scheinen mehr Rückgrat zu haben als die meisten von ihnen.”

Damit widmete er sich wieder der Straße und schwieg.

Jenna wusste nicht, wie sie das verstehen sollte, aber sie hütete sich, Duncan Fergusson um eine Erklärung zu bitten. Außerdem musste er sich jetzt voll auf das Fahren konzentrieren, weil die Fahrbahn erneut schmal und felsig wurde.

Erst nach einer ganzen Weile erkundigte Jenna sich: “Ist es noch weit bis zum Haus meiner Tante?”

“Ja. Aber es dauert nicht mehr lange, bis wir bei meinem sind, wo Sie übernachten werden. Ich werde Dr. McRae kommen lassen, damit er Ihre Schwester untersucht. Bei der Gelegenheit kann er sich auch Ihr Handgelenk ansehen.”

“Ich möchte Ihnen keine Mühe machen”, wehrte Jenna ab.

“Das ist keine Mühe.”

Sie waren an einer Gabelung angekommen. Duncan Fergusson verlangsamte das Tempo und hielt sich links. Es schien jetzt leicht bergauf zu gehen, und sie näherten sich erneut dem Felsmassiv. Jenna überkam plötzlich das beunruhigende Gefühl, einen unsichtbaren Punkt zu überschreiten, nach dem es keine Umkehr mehr gab.

“Ich möchte aber lieber zu meiner Tante nach Glenrae.” Jenna versuchte, sich ihre Panik nicht anmerken zu lassen, und setzte rasch hinzu: “Wenn es Ihnen nichts ausmacht.”

“Es macht mir etwas aus.” In dem schwachen Licht sah sie, dass Duncan Fergussons Züge hart wurden. “Ich bestimme, wohin wir fahren, es sei denn, Sie wollen aussteigen und laufen.”

Einen Moment war Jenna versucht, genau das zu tun, doch dann erkannte sie, dass ihr wegen Suzie nichts anderes übrig blieb, als im Wagen zu bleiben. Die Grobheit ihres Retters ärgerte Jenna zwar, aber sie war nun einmal auf ihn angewiesen.

Unauffällig betrachtete sie ihn von der Seite. Er hatte eine kräftige, kühn geschwungene Nase, ein kantiges Kinn und einen vollen, breiten Mund, der Jenna einfühlsam und sanft erschienen war, als Duncan Fergusson ihr Handgelenk untersuchte, doch jetzt bildeten seine Lippen eine harte Linie.

Er blickte geradeaus und sprach nicht mehr. Offenbar glaubte er, alles Notwendige gesagt zu haben. Jenna wäre es lieber gewesen, sie hätte sich mit ihm irgendwie auseinandersetzen können, um nicht kampflos klein beigeben zu müssen. Jetzt konnte sie nur hoffen, irgendwann Gelegenheit zu haben, ihm zu zeigen, dass sie sich sonst nicht so schnell geschlagen gab.

Sie behielt ihre Rachegedanken für sich und ließ sich tiefer in den Sitz sinken. Wenig später nickte sie ein.

Jenna erwachte, als der Wagen zum Stehen kam. Entsetzt wurde ihr bewusst, dass ihr Kopf an Duncan Fergussons Schulter lag. Hastig richtete sie sich auf.

Duncan Fergusson schaltete den Motor und die Scheinwerfer aus. Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, spähte Jenna aus dem Wagenfenster und konnte ein mächtiges Gebäude ausmachen. Sie hatte irgendwie eine Hütte oder ein Farmhaus erwartet und war auf einen so herrschaftlichen Bau nicht vorbereitet.

Ihr Retter half ihr beim Aussteigen. “Soll ich Sie wieder tragen?”, erbot er sich ironisch.

“Nein, danke.” Jenna gab sich würdevoll. “Ich komme allein zurecht.”

“Gut.” Damit schien die Sache für Duncan Fergusson abgetan zu sein.

Er wandte sich Suzie zu, die auf dem Rücksitz immer noch schlief, und berührte sie sanft. Das kleine Mädchen begann sich zu rühren und öffnete verschlafen die Augen. Jenna beobachtete, wie Duncan Fergusson zögerte, als widerstrebe es ihm, die zarte, kleine Gestalt aufzuheben. Doch dann nahm er sie auf die Arme, und Jenna fragte sich, ob sie sich das Zögern nicht nur eingebildet hatte.

Er trug Suzie auf das Haus zu. Jenna folgte ihm halbherzig und hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. Der Aufenthalt in Schottland, von dem sie sich eine erfreuliche Abwechslung versprochen hatte, schien sich plötzlich zu einem fragwürdigen Abenteuer zu entwickeln.

Duncan Fergusson führte Jenna in eine große warme Küche, in der eine mollige Frau an einem mächtigen schwarzen Herd stand.

“Ah! Master Duncan! Wir haben uns schon gefragt, wann Sie zum Abendessen kommen …”, setzte sie an und verstummte, als sie Suzie auf den Armen ihres Arbeitgebers entdeckte. “Du meine Güte, wen haben wir denn hier?”

“Zwei junge Damen, die auf der Gebirgsstraße einen Unfall hatten, Annie”, erklärte er und reichte ihr das Kind. “Ich gehe Dr. McRae anrufen. Lassen Sie Mary die Kleine ins Bett bringen, und sehen Sie zu, dass Sie für Miss Wilde eine Schale Suppe oder sonst etwas auftreiben.”

Jenna hörte sich die Anweisungen in stillem Zorn an. Duncan Fergusson verfügte über ihre Schwester und sie wie über zwei Obdachlose, die er unterwegs aufgelesen hatte.

“Ein Unfall, sagen Sie?” Die Frau namens Annie drückte Suzie an sich und betrachtete sie mitfühlend. “Ist das Kind schwer verletzt?”

“Keine Angst, Annie.” Duncan Fergusson legte ihr erstaunlich sanft die Hand auf die Schulter. “Soweit ich feststellen konnte, ist nichts weiter passiert. Aber ich bestelle Dr. McRae trotzdem her, um ganz sicherzugehen.” Damit verließ er die Küche, ohne Jenna eines Blickes zu würdigen.

Sie unterdrückte ihre Verärgerung und sah sich um.

“Setzen Sie sich doch, meine Liebe”, forderte Annie Jenna auf. “Ich bringe die Kleine zu Mary, dann komme ich wieder und kümmere mich um Sie.”

Die Frau verließ mit Suzie auf den Armen die Küche. Von einer seltsamen Mattigkeit überwältigt, sank Jenna auf einen Stuhl am warmen Herd. Annies Versprechen, sich um sie zu kümmern, hatte eine Saite in ihr zum Klingen gebracht. Es war so lange her, dass jemand sich ihrer angenommen hatte.

Sie lehnte sich zurück und ließ sich von der Müdigkeit übermannen. Nach einer Weile hörte sie ihren Retter sprechen, aber ihre Lider waren so schwer, dass es ihr nicht gelang, sie zu öffnen.

“Es sieht so aus, als kämen Sie mit der Suppe zu spät, Annie. Sie schläft.”

“Ja. Völlig erschöpft, das arme Mädchen”, bestätigte Annie. “Sie ist ja selbst noch fast ein Kind.”

“Mag sein. Aber lassen Sie sich von dem Engelsgesicht nicht täuschen. Ich habe einen Blick in ihr Inneres geworfen. Sie hat das Herz einer Tigerin.”

“Das braucht eine Frau auch, die es mit einem Mann wie Ihnen aufnehmen will, Master Duncan.”

Sein dunkles Lachen ließ Jenna trotz ihres halbwachen Zustands erschauern.

Sie spürte, dass sie hochgehoben und getragen wurde, und legte ihren Kopf, der sich seltsam schwer anfühlte, an eine Schulter, die dafür wie geschaffen zu sein schien. Dann spürte sie, dass sie auf etwas Weichem, Kuscheligem lag, während jemand sie behutsam auskleidete und ihr etwas Kühles überstreifte.

Eine wohlige Teilnahmslosigkeit breitete sich in Jenna aus. Gab es da tatsächlich eine Hand, die ihre Stirn berührte und ihr das Haar sanft aus dem Gesicht strich, oder war das der Beginn eines wunderschönen Traumes?

2. KAPITEL

Fremdartige Geräusche und heller Sonnenschein, der durch breite Fenster hereinfiel, weckten Jenna. Die Vorhänge waren zurückgezogen, und sie konnte die belaubten Äste eines großen Baumes erkennen, die die Scheiben berührten.

Es dauerte einige Augenblicke, ehe ihr bewusst wurde, wo sie sich befand. Durch einen Autounfall war sie gezwungen worden, die Gastfreundschaft eines Fremden anzunehmen …

Ihr Kopf schmerzte, und sie fühlte sich leicht benommen. Sie versuchte, den verletzten Arm zu heben, und verspürte einen dumpfen Schmerz im Handgelenk. Ein neuer Gedanke drängte sich in den Vordergrund. Suzie. Wo mochte ihre Schwester sein? Jenna hätte aufstehen und nach ihr sehen müssen, aber sie fühlte sich einfach noch zu schwach dazu.

Nach ein paar Minuten – sie wollte sich gerade zwingen, das Bett trotzdem zu verlassen – ging die Tür auf, und ein weißhaariger Mann mit roten Wangen und einem borstigen gelblichen Schnurrbart kam herein. Er trat näher und nickte Jenna freundlich zu, die ihn verwundert ansah.

“Hallo, meine Liebe”, begrüßte er sie. “Wie geht es Ihnen heute Morgen? Ich war schon gestern Abend hier, aber Sie schliefen tief und fest. Ich habe Sie mir kurz angesehen und hielt es dann für besser, eine gründliche Untersuchung bis zum Morgen aufzuschieben.”

“Sind Sie Dr. McRae?”

Er nickte. “Genau der bin ich.”

Jenna atmete auf. “Wunderbar. Waren Sie schon bei meiner Schwester Suzie?”

“Ja, war ich.”

“Wie geht es ihr? Diese schreckliche Beule …”

“Sieht schlimmer aus, als sie ist”, sagte der Arzt beruhigend. “Ein, zwei Tage Ruhe, und das Mädchen ist wieder topfit.” Er beugte sich über Jenna. “Und jetzt sind Sie an der Reihe.”

Er untersuchte sie gründlich und sachverständig, dann nickte er zufrieden und richtete sich auf.

“Nichts gebrochen”, verkündete er. “Das Handgelenk wird noch eine Weile schmerzen, aber es ist nichts weiter passiert, und Sie werden die Hand bald wieder normal gebrauchen können.”

Sie lächelte. “Dann kann ich ja heute noch zu meiner Tante weiterreisen.”

Dr. McRae runzelte die Stirn. “Sie haben einen Unfallschock hinter sich und sollten lieber ein, zwei Tage ruhen. Auch für Ihre Schwester wäre das besser.” Er klopfte Jenna aufmunternd auf die Schulter.

“Meine Tante wird sich um uns sorgen, denn …”

Der Arzt machte eine energische Handbewegung. “Ihre Tante wird bestimmt froh sein, wenn sie hört, dass Sie beide in guten Händen sind. Übrigens – wer ist denn Ihre Tante?”

“Louise Anderson. Sie hat Suzie und mich schon gestern erwartet”, antwortete Jenna. “Sicherlich ist sie jetzt beunruhigt, weil wir nicht eingetroffen sind.”

“Louise Anderson?” Dr. McRae sah sie auf merkwürdige Weise an. “Sie sind Louise Andersons Nichte?”

“Richtig. Suzie und ich hatten … haben vor, ihr den Sommer über in der Reitschule zu helfen.”

“Ich verstehe.” Nachdenklich strich Dr. McRae über die Falte, die sich zwischen seinen Brauen gebildet hatte. Dann rieb er sich die Hände, als könne er damit ein Problem abtun. “Miss Wilde, falls Duncan Louise noch nicht von Ihrem Unfall verständigt hat, dann werde ich es tun.”

“Danke.” Leise fügte sie hinzu: “Sie haben offenbar nichts gegen meine Verwandten, oder?”

“Nein, habe ich nicht. Aber Duncan scheint das Verzeihen schwerzufallen.” Dr. McRae schüttelte den Kopf. “Nun, unter den Umständen ist das jedoch verständlich.”

“Was sind das für Umstände?”, fragte sie. Jetzt würde sie hoffentlich erfahren, was Duncan Fergusson gegen ihre Tante hatte.

“Wenn Sie nicht Bescheid wissen, möchte ich mich dazu nicht äußern.” Dr. McRae tätschelte ihre Hand. “Sie werden es schon noch erfahren, vermute ich.”

“Vielleicht. Aber wenn, dann nicht von Duncan Fergusson.” Jenna seufzte. “Warum ist er nur so hart … so unversöhnlich?”

“Hart ist er schon”, pflichtete Dr. McRae ihr bei. “Aber das ist nur die raue Schale. Darunter schlägt ein Herz aus Gold.”

“Nach dem nur ein Narr graben würde”, entfuhr es Jenna leicht verbittert, und sie setzte mehr zu sich selbst hinzu: “Und das bin ich nicht.”

“Das hoffe ich, meine Liebe. Jedenfalls, was Ihre Gesundheit betrifft.” Der Arzt warf ihr einen mahnenden Blick zu. “Ich kann Ihnen nur raten, die Dinge ruhig angehen zu lassen.” Damit verabschiedete er sich und ging.

Es dauerte nicht lange, bis die Tür nach kurzem Klopfen erneut geöffnet wurde und Duncan Fergusson den Raum betrat. Im hellen Tageslicht sieht er jünger aus, fand Jenna. Sie schätzte ihn nun eher auf Anfang statt Ende Dreißig. Erschauernd musste sie sich eingestehen, dass er jetzt noch sehr viel stärker auf sie wirkte. Er war athletisch gebaut und trug eine hellbraune Reithose, blank polierte Reitstiefel, einen Pullover mit Polokragen und darüber ein leichtes Tweedjackett, das die kraftvollen Schultern betonte. Jenna musste daran denken, dass ihr Kopf am Abend daran geruht hatte, und ihr schoss das Blut in die Wangen.

Während Duncan Jenna schweigend musterte, wurde ihr bewusst, dass ihr langes goldbraunes Haar ungebändigt über das Kissen fiel.

Sie sah, dass der Blick ihres Gastgebers unterhalb ihres Halses verhielt, und bedeckte die Stelle unwillkürlich mit der Hand. Erst in diesem Augenblick merkte Jenna, dass das viel zu große Nachthemd, das Annie für sie herausgesucht haben musste, bis zum Ansatz ihrer Brüste offen war. Verwirrt versuchte sie, das Hemd zuzuknöpfen, doch ihre linke Hand schmerzte dabei so, dass ihr vor Anstrengung Schweißperlchen auf die Stirn traten.

Duncan gab einen ungeduldigen Laut von sich. “Kommen Sie, lassen Sie mich das tun.”

Jenna sog die Luft ein. “Das möchte ich nicht.”

“Machen Sie sich nicht lächerlich. Sie sind schließlich kein Schulmädchen mehr.”

Die Bemerkung ärgerte Jenna. “Ich bin nicht prüde, sondern habe einfach nur Prinzipien”, stellte sie klar.

“Freut mich, das zu hören.” Duncan schob ihre Hände fort und begann, die Knöpfe zu schließen, ehe sie ihn daran hindern konnte.

Die Berührungen seiner Finger jagten ihr Schauer über die Haut, und Jenna dachte unwillkürlich an die Liebkosung, die sie im Halbschlaf gespürt hatte. Die Erinnerung beunruhigte sie.

Duncans unbeteiligter Miene nach zu urteilen, war diese Betätigung für ihn eine wie jede andere auch. Er stand halb über Jenna gebeugt und war ihr so nah, dass sie die dichten dunklen Wimpern genauer betrachten konnte, die seine Augen überschatteten. Ihr Herz pochte so laut, dass sie sich fragte, ob er es hören konnte. Zum Glück war er mit dem Schließen der Knöpfe schnell fertig und richtete sich auf.

“So. Das war doch nicht weiter schlimm, oder?”

“Danke”, sagte Jenna mit einer Stimme, die ihr nicht recht gehorchen wollte.

Darauf runzelte er nur die Stirn.

“Ich habe das Gefühl, dass Sie über mein Hiersein nicht gerade glücklich sind”, bemerkte Jenna. “Aber keine Angst, ich erlöse Sie von mir, so bald ich kann.”

Duncan verzog die Lippen. “Sie wollen gehen?”

“Natürlich”, versicherte sie mit Nachdruck. “Am liebsten auf der Stelle. Aber der Arzt meinte, Suzie und ich brauchten heute noch Ruhe.”

Duncan kniff die Augen leicht zusammen. “Ich habe eher den Eindruck, dass es länger als einen Tag dauern wird, ehe Ihre Schwester wieder fit ist. Sie hat sich den Kopf ganz schön gestoßen.”

Jenna ließ sich nicht beirren. “Das ist mir klar. Aber so, wie ich Suzie kenne, ist sie morgen früh wieder springlebendig.” Sie konnte nur hoffen, dass sie recht behielt.

“Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Warten wir’s ab.” Duncan betrachtete ihr Gesicht. “Haben Sie gut geschlafen?”

“Ja.”

Fast geistesabwesend strich er Jenna eine Locke aus der Stirn.

Bei der Berührung schoss ihr erneut das Blut in die Wangen, und wieder fragte sie sich, warum sie auf Duncan Fergusson so stark reagierte. Sie hatte doch mit Männern nichts mehr im Sinn, und er war nicht einmal ihr Typ.

Bisher hatten ihr eher hellhäutige blonde Männer gefallen … wie Martin. Sie zuckte innerlich zusammen. Seit einer Ewigkeit hatte sie sich nicht mehr gestattet, an ihn zu denken.

Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Duncan zu, der sie gelassen beobachtete. Es störte sie, dass er so kühl und selbstsicher war und sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ.

Allerdings musste Jenna sich eingestehen, dass sie gestern Abend glücklich gewesen war, weil er am Unfallort so ruhig und umsichtig gehandelt hatte. Da müsste sie Duncan Fergusson doch eigentlich dankbar sein, statt ihn abzulehnen.

“Ich glaube, ich habe mich bei Ihnen noch gar nicht richtig für die Rettung gestern Abend bedankt”, sagte sie. “Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn Sie nicht gekommen wären.”

“Das weiß ich auch nicht”, pflichtete Duncan ihr prompt bei. “Aber ich werde Ihnen keinen Vortrag mehr darüber halten, wie leichtsinnig es war, die Strecke zu benutzen.”

“Gott sei Dank”, erwiderte Jenna gespielt unbekümmert. “Einmal genügt vollauf.”

“Es bleibt nur zu hoffen, dass Sie Ihre Lektion gelernt haben.” Zu ihrer Überraschung lächelte er und wirkte auf einmal jungenhaft und sehr attraktiv.

Jennas Pulsschlag beschleunigte sich wieder. Sie hegte plötzlich den Verdacht, dass Duncan Fergusson ausgesprochen charmant sein konnte, wenn er wollte, und dann auf Frauen eine gefährliche Wirkung hatte. Die Stimme der Vernunft warnte sie, sich vor diesem Mann in Acht zu nehmen.

Zum x-ten Mal fragte sie sich, was er gegen ihre Verwandten haben mochte. Zwischen ihm und Louise sowie Stuart hatte es offenbar böses Blut gegeben.

Jennas Neugier wuchs. Handelte es sich nur um eine Meinungsverschiedenheit, oder ging es möglicherweise um eine Erbfehde zwischen zwei Clans, wie sie auch heutzutage noch ausgetragen wurde?

“Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich meine Tante nachher anrufe?”, fragte Jenna höflich.

Duncan fiel ihr ins Wort. “Ich habe Ihre Tante bereits informiert, ihr erklärt, sie hätte Glück gehabt, dass Ihnen und Ihrer Schwester nichts Schlimmeres geschehen ist.”

Jenna unterdrückte einen Seufzer. “Das ist ungerecht”, widersprach sie. “Meine Tante kann schließlich nichts dafür, dass ein Felsbrocken auf der Straße lag.” Sie stützte sich auf den rechten Ellenbogen und fuhr anklagend fort: “Dafür kann sie nur ein selbstgerechter Besserwisser verantwortlich machen.”

Duncans Augen begannen zornig zu funkeln. “So. Ich bin also ein selbstgerechter Besserwisser. Haben sie Ihnen das über mich erzählt?”, fragte er schneidend und packte Jenna bei den Oberarmen.

“Falls Sie mit ‘sie’ meine Tante und meinen Vetter meinen, die beiden haben mir überhaupt nichts erzählt.” Sie dachte nicht daran, sich einschüchtern zu lassen. “Ich habe keine Ahnung, was hier vorgeht. Und es ist mir – offen gestanden – auch gleichgültig”, entgegnete sie. Letzteres entsprach nicht gerade der Wahrheit.

Jenna versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, aber Duncan hielt sie fest und schüttelte sie leicht.

“Genau das ist typisch für Ihre Familie. Sie ist egoistisch und ohne Mitgefühl. Die anderen sind ihnen gleichgültig.” Er verstärkte den Druck an ihren Armen, bis Jenna schmerzgepeinigt rief: “Lassen Sie mich los! Und scheren Sie sich zum Teufel!”

Duncans Gesichtsausdruck veränderte sich. “Entschuldigung”, sagte er und gab ihre Arme frei. “Das hätte ich nicht tun dürfen.”

Unvermittelt stand er auf, trat ans Fenster und blickte hinaus.

“Ich halte es für besser, wenn Suzie und ich doch noch heute Morgen aufbrechen”, erklärte Jenna kühl. “Das Anwesen meiner Tante liegt schließlich nicht am anderen Ende der Welt. Wenn Sie zu beschäftigt sind, um uns hinzufahren, werde ich meinen Vetter Stuart anrufen und ihn bitten, uns abzuholen.” Sie sah, dass seine Haltung starr wurde. “Das wird er sicherlich gern tun.”

Duncan fuhr herum, erneut zornig. “Stuart Anderson wird sich hüten, hier aufzukreuzen!”

Jenna fragte sich, was ihr Vetter ihm getan haben mochte, dass Duncan so hasserfüllt reagierte. Er schien wirklich ein Mann zu sein, der nicht schnell verzieh.

“Er braucht natürlich nicht bis zum Haus zu kommen”, sagte sie. “Es genügt, wenn er uns draußen an der Straße abholt. Wir warten dort.”

“Das ist nicht nötig”, erwiderte er sachlich, als hätte es seine Zornesausbrüche nie gegeben. Beherrscht setzte er hinzu: “Ich bringe Sie hin. Aber nicht heute. Im Moment muss ich mich um andere Dinge kümmern. Außerdem hat der Arzt Ihnen und Ihrer Schwester Ruhe verordnet.”

“Verordnet hat er uns gar nichts!”, protestierte Jenna. “Einen Rat hat er erteilt. Wir können auch bei meiner Tante ruhen. Was mich angeht, bedarf es dessen nicht, ich fühle mich prima.”

“Wirklich?” Duncan trat zu ihr und setzte sich auf die Bettkante, betrachtete erneut Jennas Gesicht. “Haben Sie heute Morgen schon in den Spiegel gesehen? Sie sind kreidebleich.”

Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Jenna, in Duncans Zügen so etwas wie eine schmerzliche Regung zu erkennen, doch sie war so rasch wieder verschwunden, dass sie sicher war, sich getäuscht zu haben.

Er streichelte ihr sanft über die Wange, den Hals und sah ihr eindringlich in die Augen. Sie erwiderte den Blick wie hypnotisiert. Duncans Berührungen erregten sie und nahmen ihr den Atem, sodass sie kein Wort hervorbrachte.

“Ihre Haut ist so warm … so zart wie Seide …”

Ohne den Blick von ihr zu nehmen, beugte Duncan sich langsam über Jenna, bis sein Mund nur noch Zentimeter von ihrem entfernt war. Sie vermochte sich ihm nicht zu entziehen. Seine Nähe war überwältigend, bedrohlich … und verlockend.

Jenna zitterte und erwartete, dass er sie jetzt küssen würde. Sie versuchte, den Kopf abzuwenden, aber er hielt ihr Kinn fest.

Dann legte er seine Lippen auf ihre und erstickte ihren halbherzigen Protest im Keim. Der Druck seiner Lippen war fest und sanft zugleich, weckte nie gekannte Gefühle in Jenna. Unwillkürlich schloss sie die Augen. Nach seiner zornigen Reaktion war sie auf Härte, Grausamkeit gefasst gewesen. Stattdessen begann er, ihren Mund liebkosend zu erkunden. Dabei ließ er seine Finger zu den Knöpfen gleiten, die er wenige Minuten zuvor geschlossen hatte, und begann, sie wieder zu öffnen.

Die Bewegungen seiner Hand brachten Jenna zu sich. Sie riss die Augen auf und begegnete seinem Blick. Einen Augenblick gab er ihre Lippen frei, danach bedeckte er ihren Mund erneut mit seinem und küsste sie, bis sie jeden Widerstand vergaß.

Sie erschauerte, während Duncans Finger die empfindsamen Spitzen ihrer Brüste berührten, und wollte sich ihm entziehen, weil die Erregung, die sie erfüllte, ihr Angst machte, doch Duncan hielt sie mit den Lippen, den Händen zurück, bis sie seinen Kuss aufstöhnend erwiderte.

Unvermittelt ließ er sie dann los und sah sie an, als hätte sie sich ihm an den Hals geworfen.

Tränen der Erniedrigung traten Jenna in die Augen. “Warum haben Sie das getan?”, flüsterte sie. Sie war ziemlich durcheinander, weil die unterschiedlichsten Empfindungen auf sie einstürmten.

Duncan strich ihr mit unerwarteter Zärtlichkeit übers Haar. “Vielleicht aus einer Art Gerechtigkeitsgefühl.”

“Gerechtigkeit … für wen?”

Seine Stimmung hatte sich erneut gewandelt. Er kehrte ans Fenster zurück und blickte schweigend hinaus.

Jenna schämte sich, weil er ihren Widerstand nicht nur mühelos gebrochen, sondern sie sogar dazu gebracht hatte, den Kuss bereitwillig zu erwidern.

“Sie müssen meine Familie sehr hassen”, sagte sie dumpf. “Lassen die Fergussons ihre Rache nur an hilflosen Frauen aus?”

Duncan drehte sich um, und sie sah, dass er blass geworden war.

“Nein. Nicht nur an Frauen.” Er lächelte bitter. “Im Übrigen muss mir eine wirklich hilflose Frau erst noch begegnen.” Er kam zum Bett zurück und blickte verächtlich auf Jennas geöffnetes Nachthemd. Die entblößten Brustansätze hoben und senkten sich bei jedem Atemzug. “Frauen verfügen über ein ganzes Arsenal gefährlicher Waffen”, bemerkte er anzüglich. Als Jenna mit der Hand nach dem Nachthemd tastete, um die Blöße zu bedecken, setzte er hinzu: “Ein Glück für die Männer, dass nur wenige Frauen gelernt haben, sie wirksam einzusetzen.”

Jenna sah ihn fest an. “Eine anständige Frau hat es nicht nötig, sich solcher Mittel zu bedienen.”

“Gibt es so eine Frau überhaupt?” Er sprach, als richtete er die Frage an sich selbst.

Dann zuckte er mit den Schultern, schien des Themas müde zu sein, und blickte wieder auf Jennas Ausschnitt. “Ich glaube, ich muss mich noch einmal um die Knöpfe kümmern”, meinte Duncan kühl und wollte danach greifen.

“Wagen Sie es ja nicht, mich noch einmal anzurühren, sonst können Sie etwas erleben!” Jenna schlug seine Hand fort und wich vor ihm zurück.

In seine Augen trat ein harter Glanz. “Fordern Sie mich nicht heraus, kleine Wildkatze. Wie Sie ganz richtig bemerkten, sind Sie hilflos. Da sollten Sie lieber keine leeren Drohungen ausstoßen.” Er lachte zynisch. “Aber vielleicht möchten Sie ja, dass ich Ihnen eine weitere Lektion erteile.”

Jenna warf ihm einen vernichtenden Blick zu. “Ich möchte nur, dass Sie gehen. Selbst unwillkommenen Gästen gesteht man immerhin ein Mindestmaß an Höflichkeit zu. Oder ist es in Schottland üblich, weibliche Besucher als Freiwild zu betrachten?”

Mit Genugtuung stellte sie fest, dass sein Gesicht rot anlief. Also war er doch nicht so unverletzbar, wie sie geglaubt hatte.

“Sie haben recht. Ich habe mich schlecht benommen”, gab er zu. “Die Andersons scheinen eine besondere Begabung zu besitzen, diesen Zug in mir zu wecken.”

“Ich heiße Wilde, nicht Anderson”, erinnerte Jenna ihn eisig. “Für meine Tante und meinen Vetter kann ich natürlich nicht sprechen, aber was mich betrifft … ich möchte keine Regung in Ihnen wecken, ganz gleich welcher Art.”

Duncan hob die Brauen. “Es würde mich interessieren, wie Sie das zuwege bringen wollen.”

“Indem ich Ihnen in Zukunft aus dem Weg gehe. Und ich versichere Ihnen, dass mir das nicht schwerfallen wird.”

“Sie überraschen mich”, erwiderte er gelassen und rieb sich das Kinn mit dem Zeigefinger.

Jenna nahm den schwachen Duft des Rasierwassers wahr und wappnete sich innerlich, als Duncan sie erneut betrachtete. Spitz fragte sie: “Darf ich jetzt aufstehen? Es wird mir nichts passieren. Ich habe mir schließlich nur das Handgelenk verletzt. Meine Beine sind in Ordnung.” Damit schlug sie die Decke zurück und schwang die Füße über die Bettkante.

“Das sehe ich.” Er ließ den Blick über Jennas Beine schweifen. Hastig versuchte sie, sie mit dem Nachthemd zu bedecken, woraufhin Duncan spöttisch lachte. Rasch glitt sie ins Bett zurück und deckte sich zu. “Ich stehe auf, sobald Sie gegangen sind”, erklärte sie würdevoll. “Dann verlasse ich mit Suzie das Haus. Wenn es sein muss, laufen wir eben nach Glenrae.”

“Barfuß und in Annies Nachthemd? Die Kleidungsstücke, die Sie gestern trugen, sind in der Wäsche. Im Übrigen hat Dr. McRae Ihnen Ruhe verordnet … nein, empfohlen, sich zu schonen. Entscheidender dürfte wohl sein, dass Ihre Schwester vermutlich eine Gehirnerschütterung hat. Das ließ sich nicht so genau feststellen. Wenn Ihnen Ihre eigene Gesundheit gleichgültig ist, sollten Sie wenigstens an die Ihrer Schwester denken.”

Jenna wurde blass. “Gehirnerschütterung! Nicht nur … oh, es wird doch hoffentlich nichts zurückbleiben?”, fragte sie angstvoll.

“Nein, das wohl nicht.” Duncan fuhr ihr wie geistesabwesend über das zerzauste Haar. “Sie sind beide ziemlich mitgenommen. Also seien Sie vernünftig, und entspannen Sie sich.”

“Ich will zu Suzie”, sagte Jenna und richtete sich wieder auf. “Sicherlich ist sie verstört und fragt sich, wo ich bin.”

“Glauben Sie mir, Ihre Schwester befindet sich in besten Händen. Sie können sie später sehen. Annie wird Ihnen gleich das Frühstück bringen.” Ironisch setzte er hinzu: “Eine Riesenportion gesunden Haferbrei, wenn ich mich nicht irre, damit Sie bald wieder fit sind.”

Sie ließ sich auf das Kissen zurücksinken. Vor so viel Beharrlichkeit kapitulierte ihr Kampfgeist. Fürs Erste. “Ich esse einen ganzen Eimer voll”, murrte sie, “wenn ich hier nur herauskomme.”

“Dann können wir nur hoffen, dass das Frühstück wirkt.” Duncans Miene war grimmig.

Jenna entging das nicht. Er wollte sie im Grunde hier nicht haben. Warum bestand er dann darauf, dass sie blieb? Gehörte das zu seiner Rache an ihrer Familie? Was …

In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und Annie kam mit einem beladenen Tablett herein.

Zu Jennas Verwunderung lächelte Duncan. “Da ist Annie ja schon. Obendrein mit so viel zu essen, dass eine ganze Truppe davon satt werden müsste”, scherzte er.

Die Haushälterin ließ sich nicht beirren. Sie trug das Tablett zum Bett und blickte Jenna mit ihren großen blauen Augen teilnahmsvoll an. “Wie fühlen Sie sich heute Morgen?”

“Bestens.” Jenna warf Duncan einen warnenden Blick zu.

Er hatte die Hände in die Taschen seiner Reithose geschoben und wirkte völlig gelassen. Sie musste sich erneut widerstrebend eingestehen, dass er ein blendend aussehender Mann war. “Und was tun Sie hier?” Annie sah ihn streng an. Duncan zuckte mit den Schultern.

“Ich habe Miss Wilde meine Hilfe angeboten. Aber der Empfang, der mir zuteilwurde, war nicht gerade überwältigend.” Sein Blick wanderte zu Jennas offenem Halsausschnitt. Sie zupfte hastig das Nachthemd darüber und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.

“Wenn Sie mir meinen Koffer bringen, könnte ich mir etwas von meinen eigenen Sachen anziehen”, sagte sie steif.

Duncan maß sie kühl. “Ihr Gepäck ist noch in Ihrem Wagen. Gestern Abend war ich am Unfallort zu sehr mit Ihrer Schwester und Ihnen beschäftigt, um es umzuladen. Wenn ich später Zeit habe, hole ich es.”

“Sie sind zu freundlich”, spöttelte sie.

“Oh ja, das kann ich sein.” Duncan zog eine Braue hoch. “Aber nur, wenn es sich lohnt.”

“Was bei mir kaum der Fall sein dürfte”, zischte Jenna, der sofort klar war, dass er sie bewusst herausgefordert hatte. “Ich hasse Sie!”

“Da sind Sie nicht das erste Mitglied Ihrer Familie”, erwiderte er gleichmütig. “Ich werde versuchen, darüber hinwegzukommen. Annie?”

“Ja?”

“Unser Gast ist Louise Andersons Nichte”, erklärte er der Haushälterin mit ausdrucksloser Stimme. “Miss Wilde bleibt bei uns, bis es ihr besser geht. Kümmern Sie sich bitte um sie.”

Annie sah ihn fassungslos an und schüttelte den Kopf, als traute sie ihren Ohren nicht.

Die Reaktion schien Duncan zufriedenzustellen. Er ging zur Tür, dort drehte er sich noch einmal kurz zu Jenna um. “Wenn Sie tatsächlich bald fortwollen, müssen Sie wirklich tüchtig essen, damit Sie rasch wieder zu Kräften kommen.”

Mit der Betonung des Wortes “tatsächlich” wollte er sie daran erinnern, wie sie auf seinen Kuss reagiert hatte, dessen war sie sicher. Sie würdigte ihn keiner Antwort.

“Was hat er eigentlich, Annie?”, fragte sie die Haushälterin, nachdem Duncan den Raum verlassen hatte. “Warum hasst er die Andersons so?”

Die Frau zuckte mit den Schultern. “Es steht mir nicht zu, darüber zu sprechen.” Sie half Jenna beim Aufsitzen und schüttelte ihr das Kissen zurecht, sodass sie sich daran lehnen konnte. “Wie Master Duncan schon sagte, Sie müssen essen.”

“Ich möchte so schnell wie möglich zu meiner Tante.” Jenna presste kurz die Lippen zusammen, bevor sie fortfuhr. “Wenn ich erst mal dort bin, will ich Duncan Fergusson nie wiedersehen.”

Annie lächelte seltsam. “Glenrae ist ein Dorf, meine Liebe. Hier kann niemand verhindern, dass er seinen Nachbarn früher oder später über den Weg läuft.”

3. KAPITEL

Jenna saß in einem Sessel am Fenster und genoss den atemberaubenden Blick, der sich ihr bot. Unter ihr breiteten sich Gartenanlagen aus, die so weitläufig waren, dass sie wie ein Park anmuteten. Von ihrem Platz aus konnte Jenna feststellen, dass das Haus auf einer Anhöhe stand. Hinter dem Garten zog sich das Land bis ins Tal hinunter, durch das sich ein silbrig schimmernder Fluss schlängelte, der in der Ferne zwischen zwei steilen Felswänden verschwand.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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