Literarisches Lernen mit dem Schwerpunkt szenische Interpretation am Beispiel der Ganzschrift „Rettet das Klassenfest!“ von Ulli Schubert in einer 4. Klasse - Georg Rabe - E-Book

Literarisches Lernen mit dem Schwerpunkt szenische Interpretation am Beispiel der Ganzschrift „Rettet das Klassenfest!“ von Ulli Schubert in einer 4. Klasse E-Book

Georg Rabe

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Beschreibung

Examensarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die folgende Situation ist unter Deutschlehrern wohl weitläufig bekannt: Im Klassenverband wird eine Lektüre gelesen. Obwohl sie den Interessensgebieten der SuS entgegenkommt, hören trotzdem nicht alle zu bzw. lesen nicht alle mit, einige schauen aus dem Fenster, andere lenken einander ab oder werden abgelenkt... Den Blick und die Gedanken von SuS wieder auf die Handlung des aktuellen Buches, die Figuren und ihre Beweggründe zu lenken, ist stets eine schwierige Aufgabe. Wie kann man die SuS dazu bringen, sich persönlich in eine Lektüre einzubringen und über Figuren und ihre Handlungen zu sprechen und sie nachzuvollziehen? Hier bietet sich Ingo Scheller an, der die Methode der Szenischen Interpretation entwickelte. Bei der Szenischen Interpretation handeln die SuS in vorgestellten Rollen und Situationen, die sie der Lektüre entnehmen. Je genauer ihre Vorstellungen, umso mehr können sie sich und ihre Haltungen und Empfindungen in die Szenen mit einbringen. Gleichermaßen können sie über das szenische Handeln mit ihnen unbekannten Gefühlen, Ansichten und Verhaltensweisen anderer Rollen o. Ä. in Kontakt kommen und dabei neue Erfahrungen machen. Alltagsszenen wie die o. g. haben mir die Frage aufgedrängt, wie ich als Lehrkraft möglichst viele SuS involvieren, ihr Interesse wecken – ihnen also einen Zugang zur Lektüre ermöglichen kann. In der vorliegenden Examensarbeit soll folglich eine Antwort auf folgende Leitfrage gefunden werden: --> Können sich möglichst viele SuS anhand der Szenischen Interpretation möglichst intensiv in die Lektüre ‚Rettet das Klassenfest!‘ einfühlen und hineindenken?

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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Zum aktuellen Stand literarischen Lernens in der Grundschule
2.1 Literarisches Lernen (nach Spinner)
2.2 Kinderliteratur im Grundschulunterricht
3 Szenische Interpretation (nach Ingo Scheller)
3.1 Szenische Interpretation und Szenisches Spiel
3.2 Funktionsweise und Ziel Szenischer Interpretation
3.3 Verfahren Szenischer Interpretation
3.4 Verankerung Szenischer Interpretation im Kerncurriculum
3.5 Szenische Interpretation in der Grundschule
4 Planung und Darstellung der Unterrichtseinheit
4.2 Darstellung der Lerngruppe
4.2.1 Allgemeine Angaben zur Lerngruppe
4.2.2 Fachspezifische Angaben zur Lerngruppe
4.3 Didaktische Überlegungen
4.4 Methodische Überlegungen
4.5 Überblick über die Unterrichtseinheit
4.6 Planung und Darstellung einer ausgewählten Doppelstunde
4.6.1 Lernausgangslage und Ergebnisse der vorangegangenen Stunden
4.6.2 Angestrebte Kompetenzen der Unterrichtsstunde
4.6.3 Didaktische und methodische Vorüberlegungen
4.6.4 Verlaufsplanung
4.6.5 Reflexion
5 Reflexion der Unterrichtseinheit
6 Ausblick
7 Literatur- und Quellenangaben
8 Abbildungsverzeichnis
9 Anhang

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1 Einleitung

Die folgende Situation ist unter Deutschlehrern wohl weitläufig bekannt: Im Klassenverband wird eine Lektüre gelesen. Obwohl sie den Interessensgebieten der SuS1entgegenkommt, hören trotzdem nicht alle zu bzw. lesen nicht alle mit, einige schauen aus dem Fenster, andere lenken einander ab oder werden abgelenkt.

Auch ich als ‚Berufsanfänger‘ habe eine solche Situation bei der Erarbeitung der letzten Ganzschrifterlebt. Irgendwann wurde in der Unterrichtseinheit ein Punkt erreicht, an dem es schwer war, den Blick und die Gedanken der SuS wieder auf die Handlung des Buches, die Figuren und ihre Beweggründe zu lenken. Da ich das Literarische Lernen nach Kaspar H. Spinner bereits in einem anderen Zusammenhang kennengelernt hatte, drängte sich mir die Frage auf, wie ich die SuS dazu bringen könnte, sich persönlich in die Lektüre einzubringen und über Figuren und ihre Handlungen zu sprechen und sie nachzuvollziehen. Über diese Gedanken kam ich zu Ingo Scheller, der lange Zeit an der Universität Oldenburg, an der ich studiert habe, die Methode der Szenischen Interpretation entwickelt hat. Bei der Szenischen Interpretation handeln die SuS in vorgestellten Rollen und Situationen, die sie der Lektüre entnehmen. Je genauer ihre Vorstellungen, umso mehr können sie sich und ihre Haltungen und Empfindungen in die Szenen mit einbringen. Gleichermaßen können sie über das szenische Handeln mit ihnen unbekannten Gefühlen, Ansichten und Verhaltensweisen anderer Rollen o. Ä. in Kontakt kommen und dabei neue Erfahrungen machen. Alltagsszenen wie die o. g. haben mir die Frage aufgedrängt, wie ich als Lehrkraft möglichst viele SuS involvieren, ihr Interesse wecken-ihnen also einen Zugang zur Lektüre ermöglichen kann. Diesbezüglich sehe ich Schellers Methode als Chance an und möchte daher in der vorliegenden Examensarbeit eine Antwort auf folgende Leitfrage finden:ƒKönnen sich möglichst viele SuS anhand der Szenischen Interpretation möglichst intensiv in dieLektüre ‚Rettetdas Klassenfest!‘einfühlen und hineindenken?

Gerade bei einer Methode wie der Szenischen Interpretation, bei der das szenische Agieren im Vorder-grund steht, stellt sich das Problem der Validierung dieser Fragestellung. Anhand von Schreib- und Malprodukten der SuS, Fotos der Einheit und meiner Reflexion der Umsetzung der Methode denke ich eine ausreichend belegte Antwort auf diese Frage geben zu können.

Um meine Arbeit auf ein theoretisches Fundament zu stellen, skizziere ich in Punkt 2 den Stellenwert literarischen Lernens in der Grundschule, das Literarische Lernen nach Spinner und die derzeitige Verwendung von Kinderliteratur im Unterricht der Grundschule.2Ingo Schellers Methode der Szenischen Interpretation erläutere ich knapp in Punkt 3, beschränke mich bei der Planung und Darstellung der Einheit in Punkt 4 jedoch auf zwei seiner szenischen Verfahren. Eine Unterrichtsstunde wird ausführlich dargestellt und diese Stunde wie die Einheit insgesamt gegen Ende der Arbeit reflektiert. In einem abschließenden Ausblick werde ich Schlussfolgerungen für meine weitere Arbeit ziehen.

1Schülerinnen und Schüler werden im Folgenden mitSuSabgekürzt.

2Die Groß- und Kleinschreibung des Begriffsliterarisches Lernenerfolgt in dieser Arbeit bewusst: MitLiterarischem Lernenbeziehe ich mich auf die Definition nach Spinner, die ich im Folgenden als theoretische Grundlage verwende. Hingegen nutze ich die Schreibweiseliterarisches Lernen,wenn es sich um allgemeine Definitionen z. B. in den Kerncurricula oder Fachzeitschriften ohne Bezug zu Spinner handelt.

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2 Zum aktuellen Stand literarischen Lernens in der Grundschule

Der positive Trend der Kinder- und Jugendliteratur3hält auch am Ende des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends an. So steigen seit Jahren nicht nur die Umsätze in diesem Segment, es nimmt an Vielfältigkeit auch immer mehr zu. 2009 verkaufte der deutsche Buchhandel knapp 25 Prozent mehr Bücher der KJL als noch im Jahr zuvor. Auch das Angebot prosaischer Texte erweitert sich enorm (vgl. Wrobel 2010: 4). Die Erweiterung des KJL-Angebots geht jedoch nicht mit einer gleichermaßen steigenden Lesemotivation einher. Zwar interessierte sich 2008 gut jedes zweite Kind im Grundschulalter für Bücher und ebenso viele gaben an, mindestens einmal in der Woche ein Buch zu lesen.4Andererseits ‚outete‘ sich damals je nach Datenquelle ein Sechstel bzw. sogar jeder Vierte aller Grundschulkinder alsNichtleser, womit sie Teil eines jahrelangen Trends sind, der bis heute anhält (vgl. KIM-Studie 2008: 23 und Schäfer & Ringwald 2008: 1).5

Einen weiteren Trend stellt ebenfalls seit einigen Jahren das Verhalten von immer mehr Erwachsenen dar, die vermehrt zu Titeln der KJL greifen. Den Hauptgrund sehen Experten darin, dass in wachsendem MaßeAll-Ages-Texteauf dem KJL-Markt angeboten werden. Das sind literarische Texte, die sich mittels vielfältiger Leseanreize, Zugänge, Sprach- und Erwartungsebenen und der Ausrichtung auf kindliche, jugendliche und erwachsene Verständnishorizonte ein ganz heterogenes Publikum, und eben nicht nur Kinder, ansprechen (vgl. Wrobel 2010: 4). All-Ages-Literatur, auchScharnierliteraturgenannt, wird zunehmend als eigene Subgattung anerkannt, die sich thematisch wie die Erzählweise betreffend sowohl an jüngere als auch an ältere Leser/innen richtet.6Dem Jugendlichen kommt dabei die offene Ausrichtung der Literatur zu Gute, da ihm weder eindeutige Problemlösungsmodelle noch andere Orientierungshilfen gewiesen werden, sondern er selbst Entscheidungen treffen und eigenständig aus verschiedenen Sinndeutungsmustern wählen muss (vgl. ebd.: 6-8).„Aktuelle KJL […] liefert nicht pä-dagogischeDeutungsmuster mit, sie setzt auch weniger auf inhärente Moralperspektiven, sondern überlässt zunehmend dem Leser,Positionen zu finden und zu beziehen“ (ebd.:7).7

2.1 Literarisches Lernen (nach Spinner)

Das eben geschilderte Fehlen pädagogischer Deutungsmuster kann dem diesbezüglich vorgebildeten Menschen alarmierend vorkommen, bietet doch die Beschäftigung mit offener Literatur, im Sinne des literarischen Lernens, eine Vielzahl von Möglichkeiten zu lernen, Lese-, aber auch Sachkompetenzen zu erwerben und besonders sich selbst als Persönlichkeit zu entwickeln (Ich- und Sozialkompetenz).8Kaspar H. Spinner mahnt in diesem Zusammenhang, dass Lesen bzw. der Umgang mit (literarischen) Texten nicht nur dem Erwerb möglichst hoher Lesekompetenz im Sinne des sinnentnehmenden Lesens

3Kinder- und Jugendliteratur wird im Folgenden mitKJLabgekürzt.

4Als Kinder im Grundschulalter werden im Folgenden Kinder zwischen sechs und 13 Jahren angesehen.

5Für detailliertere Informationen der aktuellen Leseforschung siehe auch die StudieLesen in Deutschland 2008und die bald erscheinendeKIM-sowieJIM-Studie 2010.

6Z. T. auch durch die Art der Gestaltung der Buchcover, die sich an verschiedene Adressaten richten, siehe Wrobel 2010.

7Zur besseren Lesbarkeit stehen auch die zitierten Texte in der gängigen Rechtschreibung, wodurch eine Kennzeichnung ihrer z.T. nicht mehr gültigen Ursprungsschreibweise entfällt. Zudem sind die Hervorhebungen in den Zitaten deckungsgleich aus den jeweiligen Originalen übernommen, weshalb auch in diesen Fällen eine Kennzeichnung ausbleibt.

8Zur Entwicklung von Ich- und Sozialkompetenz, diesbezüglichen Retardierungen und Förderungsmöglichkeiten besonders im schulischen Integrationsbereich siehe auch Günther 2010.

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