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Lust de LYX - eine neue prickelnde Kurzgeschichte voller Sinnlichkeit und Leidenschaft! Die Meeresbiologin Trish Silversteen leitet eine Forschungsgruppe am Okkahou College auf Hawaii. Als es immer wieder zu mysteriösen Zwischenfällen kommt, engagiert ihr Chef den ehemaligen Navy SEAL Rob Henley, um Trishs Sicherheit zu garantieren. Trish ist von dem "Kindermädchen", das man ihr an die Seite stellt, überhaupt nicht begeistert, vor allem weil Robs unverschämtes Lächeln und sein attraktiver Körper sie von ihrer Arbeit ablenken ... und es ihr von Tag zu Tag schwerer machen, die Finger von ihm zu lassen. (ca. 120 Buchseiten)
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Seitenzahl: 151
Titel
Zu diesem Buch
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Die Autorin
Die Romane von Kira Licht bei LYX
Impressum
JULY CULLEN
Stürmische Liebe
Zu diesem Buch
Lust de LYX –prickelnde Storys voller Sinnlichkeit und Leidenschaft!
Die Meeresbiologin Trish Silversteen leitet eine Forschungsgruppe am Okkahou College auf Hawaii. Als es immer wieder zu mysteriösen Zwischenfällen kommt, engagiert ihr Chef den ehemaligen Navy SEAL Rob Henley, um Trishs Sicherheit zu garantieren. Trish ist von dem »Kindermädchen«, das man ihr an die Seite stellt, überhaupt nicht begeistert, vor allem weil Robs unverschämtes Lächeln und sein attraktiver Körper sie von ihrer Arbeit ablenken … und es ihr von Tag zu Tag schwerer machen, die Finger von ihm zu lassen.
»Mitchell, Robert Henley ist da.«
Die Sekretärin, eine reizende, blond gelockte Dame in mittleren Jahren, bedeutete Rob, in das Büro einzutreten.
»Danke, Mary.« Hinter dem ausladenden Schreibtisch erhob sich ein dunkelhaariger Mann. Rob wusste, dass Mitchell Brent über sechzig Jahre alt sein musste, schließlich war er ungefähr so alt wie sein eigener Vater. Doch Professor Brent sah mindestens fünfzehn Jahre jünger aus. Offenbar schien an den Gerüchten, dass man auf Hawaii langsamer altert, doch etwas dran zu sein. Mitchell trug ein Halbarmhemd und helle Chinos und wirkte so dynamisch wie ein Leistungssportler in seinen besten Jahren.
»Rob, du glaubst nicht, wie sehr ich mich freue, dich zu sehen. Wunderbar, dass es so kurzfristig geklappt hat.« Mitchell Brent deutete auf einen Stuhl vor seinem Tisch.
»Nimm Platz. Hat Mary dir etwas zu trinken angeboten?«
Rob ließ sich auf das weiche Leder sinken. »Ja, das hat sie. Vielen Dank.«
Professor Brent hatte ebenfalls Platz genommen und strich sich durch das dunkle Haar. Er war ein alter Freund seines Vaters, sie waren zusammen zur Universität gegangen. Auch später, als sie an den unterschiedlichsten Orten der Welt gearbeitet hatten, hatten sich die beiden Männer nie ganz aus den Augen verloren. Immer noch verband sie eine innige Freundschaft, die über vierzig Jahre lang andauerte. Und deshalb hatte Rob alles stehen und liegen gelassen, als sein Vater ihn gebeten hatte, Mitchell Brent zu helfen.
»Ich weiß, die Informationen in meiner E-Mail waren eher dürftig, aber mittlerweile sind wir durch die Zwischenfälle so paranoid, dass ich mich sogar frage, ob jemand meine E-Mails mitliest.« Mitchell lächelte entschuldigend.
»Du vermutest einen Maulwurf?«
»Ich weiß es nicht. Eigentlich weiß ich gar nicht mehr, was ich davon halten soll. Außer natürlich, dass ich mir große Sorgen mache. Normalerweise sind akademische Einrichtungen nicht Ziele solcher Art von Sabotage.«
Rob nickte. Er hatte seine Firma »TecSec« mit 27 Jahren gegründet, und ihm war in der knapp zehnjährigen Laufbahn als Fachmann für Personenschutz und Gebäudesicherheit kein solcher Fall untergekommen.
»In deiner E-Mail stand, dass du den Verdacht hast, dass alle diese Vorfälle mit einer deiner Mitarbeiterinnen zu tun haben?«
»Ja, richtig. Dr. Trish Silversteen. Sie ist eine unserer besten Wissenschaftlerinnen. Am Anfang habe ich es gar nicht bemerkt. Aber als ich mir alle Vorfälle mal genauer angesehen habe, ist mir aufgefallen, dass sich die allermeisten Attacken auf Trish und ihre Forschungsgruppe bezogen haben.«
»Jemand sabotiert also ganz gezielt ihre Arbeit?«
»Das vermute ich.«
»Hat sie Feinde hier?«
Mitchell lachte auf. »Feinde? Trish? Das glaube ich nicht. Sie ist nicht nur bei den Studenten sehr beliebt.«
Rob blieb skeptisch. »Vielleicht nicht persönlich, sondern eher akademisch? Wenn sie so gut ist, wie du sagst, wird sie doch Neider haben?«
Mitchell hob in einer verzweifelten Geste die Hände. »Wir sind das einzige College mit dem Schwerpunkt ›Molekulare Meeresbiologie‹ hier auf der Insel. Alle Fördergelder, die uns verloren gehen, weil Trish keine Forschungsaufträge mehr reinholt, schaden nicht nur ihr, sondern dem gesamten Lehrstuhl. Alle bekommen weniger Mittel, wir müssen Stellen kürzen und Personal abbauen. Jeder, der aus den eigenen Reihen sabotiert, kann nur verlieren.« Mitchell schüttelte abwehrend den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht.«
»Du kannst dir nicht vorstellen, was persönliche Differenzen aus Menschen machen können. Da ist es egal, ob man den eigenen Job verliert. Hauptsache, man ruiniert den anderen.«
»Aber so etwas kann ich mir hier einfach nicht vorstellen«, erwiderte Mitchell hilflos. »Wir ziehen hier doch alle an einem Strang. Wer geht denn da los und zerschlägt Laboreinrichtung, stiehlt Laptops und verfälscht Proben?«
»Das klingt eindeutig, als ob die Attacken über Sabotage hinausgehen. Wenn jemand einfach nur Schaden anrichten will, dann zerschlägt er die Laboreinrichtung. Wenn jemand aber gezielt Proben fälscht, dann hat er sich vorher genauestens informiert, womit er dem Lehrstuhl am meisten schaden kann. Und das wiederum bedeutet, dass derjenige weiß, was er tut. Er ist nicht einfach nur ein hirnverbrannter Spinner, der gern Dinge kaputt schlägt.«
Mitchell war blass geworden. »Ich wusste, dass es eine gute Idee war, deinen Vater zu bitten, dich hierherzuschicken. Was du gerade gesagt hast, klingt erschreckend. Aber du hast recht. Es scheint doch weitaus persönlicher zu sein, als ich bisher angenommen habe. Was schlägst du vor?«
»Ich habe zwei meiner besten Leute aus Los Angeles mitgebracht. Ich habe Kameras dabei, die ich in dem Labor und vor den Büros anbringen werde. Sie können auch bei Nacht und ohne Licht Bilder aufnehmen. Außerdem werde ich Bewegungsmelder installieren. Alle Daten werden via Internet an meinen PC geschickt. Sollte also das ganze Labor abbrennen, die Aufzeichnungen der Kameras gehen nicht verloren. Meine Leute werden sich die Nachtschicht teilen, und ich konzentriere mich auf den Personenschutz von Dr. Silversteen und den Mitarbeitern.«
»Konzentriere dich vor allem auf Trish. Sie tut immer so, als beeindruckten sie diese Vorfälle nicht. Aber ich bin mir sicher, auch sie fühlt sich sehr unwohl. Zumal sie im Epizentrum dieser ganzen seltsamen Zufälle zu stehen scheint.«
»Das mache ich. Kann ich sie kennenlernen, um mit ihr das weitere Vorgehen zu besprechen?«
»Sie gibt gleich um zwölf Uhr ein Seminar, aber noch sollte sie in ihrem Labor sein. Ich werde dich begleiten und dich ihr vorstellen.«
Gerade als sich Mitchell erheben wollte, klingelte das Telefon. Er warf einen schnellen Blick auf das Display.
»Rob, entschuldige, da muss ich rangehen.« Er legte seine Hand um den Telefonhörer, nahm aber noch nicht ab. »Das Labor ist ganz einfach zu finden, denn es ist das einzige auf dieser Etage. Einfach rechts raus und dann die vierte Tür links. Ansonsten sind unsere Studenten auch sehr hilfsbereit.«
»Ich finde mich schon zurecht.« Rob erhob sich, während Mitchell bereits telefonierte. Er nickte dem alten Freund seines Vaters noch mal zu, dann verließ er das Büro.
Draußen auf dem Gang herrschte Gedränge. Offenbar waren einige Seminare gerade zu Ende gegangen. Rob bahnte sich seinen Weg durch braun gebrannte Studenten, die ihn mehr an Urlauber in einem Ferienlager erinnerten als an junge Menschen, die hier etwas lernten. Die Tür, deren Schild rechts neben dem Eingang verriet, dass es sich um den Zugang zum Labor handelte, stand weit offen. Robs Blick fiel auf eine junge Frau, die gerade drei Petrischalen übereinanderstapelte. Sie trug khakifarbene Shorts, ein buntes Shirt und hatte die langen dunkelbraunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Vermutlich eine Studentin, die den Wissenschaftlern im Labor zur Hand ging. Sie trug Flipflops und hatte die Zehennägel in kräftigem Pink lackiert, was ihren milchkaffeefarbenen Teint noch unterstrich. Rob vermutete einen puertoricanischen, spanischen oder gar hawaiianischen Einfluss in der Linie ihrer Vorfahren. Noch hatte sie ihn nicht bemerkt, also gönnte er sich einen etwas längeren Blick auf ihre wirklich fabelhaften Beine. Sie waren schlank, doch die Muskeln, die bei jeder Bewegung hervortraten, verrieten, dass sie regelmäßig Sport trieb. Ein Fußkettchen, an dem winzige, cremeweiße Muscheln baumelten, betonte die Zartheit ihrer Fesseln.
Rob rief sich energisch zur Ordnung. Er war hier, um zu arbeiten. Er hatte einen Auftrag. Sich lächerlich machen, indem er wie ein ausgehungerter Kater eine junge Frau anstarrte, konnte er sich auch zu Hause in LA.
Er räusperte sich. »Entschuldige.«
Sie zuckte zusammen, dann drehte sie sich zu ihm um. Trotz des Lärms auf dem Gang schien sie ganz in Gedanken gewesen zu sein. »Ja, bitte?«
Rob starrte sie an. Bisher hatte er sie nur im Profil gesehen, und die Hälfte davon war durch den über ihre Schulter fallenden Pferdeschwanz verdeckt gewesen. Nun musste er sich eingestehen, dass sie nicht einfach nur hübsch war. Hübsch, weil jung, braun gebrannt und sportlich. Nein, sie war wirklich eine Schönheit. Nicht klassisch, ebenmäßig und makellos. Sie war atemberaubend, weil sie aussah wie niemand, den er je zuvor gesehen hatte. Ihre südländischen Wurzeln zeigten sich in dem sinnlichen Schmollmund und den dunklen Augenbrauen, die nicht so grausam zu dünnen Linien gezupft waren wie bei den Frauen in Hollywood. Die Haut über ihren hohen Wangenknochen schimmerte golden, ihre Augen jedoch waren strahlend blau. Als sie ihn neugierig betrachtete, sah er, dass er sich vertan hatte. Sie waren nicht blau, sondern türkis. Wie die Farbe des Meers, wenn das Wasser absolut rein und klar war.
»Kann ich dir helfen?«
Rob sah sich scheinbar suchend um. In Wirklichkeit brauchte er einen Vorwand, um nicht länger in ihre Augen zu starren. Irgendetwas an ihr machte ihn ganz gewaltig nervös, und dieses Gefühl hatte er erfolgreich sehr viele Jahre lang verdrängt. Es schien Jahrzehnte her, dass eine Frau es geschafft hatte, ihn allein durch ihren Blick so aus der Fassung zu bringen – von seiner plötzlich aufkeimenden Erregung mal ganz zu schweigen. »Ist das hier das Labor?«
Gott, er machte sich ihretwegen zum Volltrottel. Er stand quasi direkt neben dem Schild, auf dem in großen schwarzen Lettern LABOR stand.
»Sag mir jetzt nicht, dass du dich für Meeresbiologie interessierst.« Ihr Lächeln trug einen kleinen Hauch von Spott in sich.
Rob beschloss, dass er mindestens genauso cool sein konnte wie sie. Er lächelte mit Pokerface zurück. »Aus beruflichen Gründen, ja.«
Sie kam tatsächlich zwei Schritte näher und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Dass sie dadurch ihren Busen anhob und sich der Ansatz eines entzückenden Dekolletés erahnen ließ, schien sie nicht zu bemerken. Rob hielt eisern ihrem Blick stand, obwohl er lieber ganz woanders hingesehen hätte.
»Aus beruflichen Gründen, soso.« Sie lächelte schief.
»Genau. Ich suche Dr. Trish Silversteen.«
Sie nickte wissend, dann angelte sie mit der Linken einen Laborkittel, der nachlässig über einem der Tische gelegen hatte. Als sie Anstalten machte, das weiße Kleidungsstück überzuziehen, war sich Rob nicht mehr ganz sicher, ob sie seine Frage verstanden hatte.
»Ist sie hier irgendwo im Labor? Professor Brent sagte mir, ich könne sie hier finden. Wir haben eine dringende Angelegenheit zu besprechen.«
Die junge Frau nickte und zupfte dann das Revers des Kittels zurecht. »Nur zu, ich bin ganz Ohr.«
Rob sah sie irritiert an. Obwohl es ihm wirklich gut gefiel, in ihr hübsches Gesicht zu sehen, fragte er sich mittlerweile, ob sie ihn überhaupt ernst nahm.
»Nur zu«, wiederholte sie.
Rob räusperte sich energisch. »Hör mal, ich …«
Sie unterbrach ihn, indem sie die Hand hob und den Zeigefinger ausstreckte. Sie deutete auf ihn, dann auf das Namensschild auf ihrem Kittel.
Dr. Trish Silversteen.
Rob sah sie an, dann wieder auf das Schild, dann zurück in ihr Gesicht. Das Foto auf dem eingeschweißten Schildchen zeigte eindeutig sie. Verflucht, das hatte man nun davon, wenn man sich nicht ausreichend vorbereitete.
»Entschuldigen Sie, Ma’am. Ich wollte … Sie sollten …«
»Gerade war ich noch du, jetzt bin ich Ma’am und Sie.« Sie grinste und entblößte herrlich weiße Zähne. »Kleider machen Leute, eindeutig.« Sie zog den Kittel wieder aus und warf ihn zurück auf den Tisch. »Schön, dann also ›Sie‹.« Sie hob die linke Augenbraue, was eindeutig noch herablassender wirkte. »Und Sie sind?«
Rob war gern Herr der Lage. Er führte ein großes Unternehmen und war bekannt dafür, dass er jeden Auftrag absolut korrekt und bestens vorbereitet ausführte. Dr. Silversteen jedoch hatte ihn lächelnd aufs Glatteis geführt. Obwohl er den Hauch der Arroganz, der in ihrem gesamten Benehmen mitschwang, irgendwie sexy fand, kam er nun zu dem Schluss, dass es Zeit war, auch sie mal ein wenig aus dem Konzept zu bringen.
»Ich bin Ihr Schatten.« Er ließ seine Stimme absichtlich etwas tiefer klingen.
Dr. Silversteens selbstbewusstes Lächeln verrutschte ein wenig. »Wie bitte?«
»Ihr Schatten. Sie sind mein Auftrag.«
Dr. Silversteen kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, dann ließ sie den Blick an seiner muskulösen Gestalt hinauf und hinunter wandern. Er sah, wie sie überlegte. Wieder scannte sie seine komplett schwarze Kleidung und seine große Gestalt.
Rob verkniff sich ein Grinsen.
»Sind Sie etwa Stripper?« Sie hob beide Hände und wollte ihn offenbar so dazu bewegen, das Labor wieder zu verlassen. »Wenn das ein Scherz meiner Master-Klasse sein soll, dann herzlichen Dank für Ihre Mühe. An so etwas bin ich nicht interessiert.«
Rob war Profi. Normalerweise hatte er sich in jeder noch so skurrilen Situation unter Kontrolle. Doch als er die Mischung aus Panik und wilder Entschlossenheit in ihrem Blick sah, konnte er nicht anders. Er lachte so dröhnend, dass die Studenten im Gang hinter ihm ihre Gespräche unterbrachen und neugierig stehen blieben.
Dr. Silversteen wirkte nicht amüsiert. Sie wedelte hastig mit beiden Händen. »Gehen Sie. Wirklich. Ich meine das ernst. Sagen Sie meinen Studenten einfach, dass die Show toll und ich völlig begeistert war.« Sie wedelte immer noch herum, sah ihn aber nicht mehr an. Sie behandelte ihn wie ein lästiges Insekt, das sie unbedingt verscheuchen wollte. Rob wich keinen Zentimeter zurück. Da sie nicht hinsah, gleichzeitig aber immer näher kam, endete es damit, dass sie unfreiwillig mit beiden Hände auf seiner durchtrainierten Brust landete.
Eine Nanosekunde später hatte sie schon einen Satz nach hinten gemacht. »Raus jetzt hier!« Ihre Wangen schimmerten rosig.
Da Rob auf gar keinen Fall verschwinden würde, gab er ihr einen Moment, um wieder etwas runterzukommen. Er drehte sich zu den gaffenden Studenten im Gang um. »Weitergehen, Leute. Hier gibt es nichts zu sehen.« Da er gut einen halben Kopf größer war als die meisten seiner Mitmenschen, genügte es oft schon, klare Anweisungen zu erteilen. Es funktionierte auch dieses Mal. Man hielt ihn in seiner schwarzen Kleidung vermutlich für einen Sicherheitsbeamten des Colleges, und mit denen wollte sich hier niemand anlegen. Die Menschentraube am Eingang des Labors löste sich auf. Ein paar junge Frauen sahen kichernd zu ihm auf, doch er ignorierte sie. Stattdessen betrat er den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Sofort verebbte der Lärm auf dem Gang zu einem dumpfen Brummen.
»Ich will, dass Sie gehen.« Dr. Silversteens Stimme klang gefährlich ruhig. »Ich rufe den Sicherheitsdienst.«
»Wenn der so arbeiten würde, wie er sollte, dann stünde ich jetzt nicht vor Ihnen.«
Ihr Gesicht war ein einziges großes Fragezeichen.
»Mitchell Brent hat mich beauftragt, mich um Ihre Sicherheit zu kümmern. Und um die Sicherheit der Forschungsgruppe und allen dazugehörigen Räumen.«
Er konnte förmlich zusehen, wie es bei ihr »Klick« machte.
»Sie sind ein Bodyguard?«
»Richtig. Mein Name ist Robert Henley. Ich bin Eigentümer der Sicherheitsfirma TecSec, die …«
»Und Sie sollen mich …?« Obwohl sie ihn unterbrochen hatte, sprach sie den Satz nicht zu Ende. Fassungslosigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben.
»Richtig.«
»Das kann Mitchell doch nicht …« Mit schnellen Schritten kam sie auf ihn zu. »Ich fasse es nicht!« Sie drängte sich an ihm vorbei, stieß die Tür auf und ließ ihn einfach stehen.
Rob schüttelte den Kopf, seufzte tief und nahm die Verfolgung auf. Warum hatte er bloß das Gefühl, dass dieser Auftrag keine leichte Nummer werden würde?
Im Büro hörte er sie bereits mit Mitchell diskutieren.
»… einfach nur lächerlich!«
»Trish, bitte, du verstehst nicht -»
»Nach dem Seminar müssen wir noch mal reden. Ich werde das nicht akzeptieren, denn ich …«
Obwohl die Tür nur angelehnt war, klopfte Rob höflich an. Beide Köpfe drehten sich zu ihm. Mitchell strich sich gerade eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn und wirkte etwas mitgenommen. Dr. Silversteens Blick hingegen hätte ihn sofort tot umfallen lassen müssen.
Sie wandte sich von ihm ab, als wäre er gar nicht da. »Ich brauche kein Kindermädchen!«
»Es geht nicht nur um dich, Trish.« Mitchell massierte seine Nasenwurzel. »Es geht um die Sicherheit der gesamten Arbeitsgruppe. Rob hat noch zwei seiner besten Angestellten mitgebracht, und ich garantiere dir, dass er ein Könner ist. Wir brauchen ihn. Zu viel ist schon passiert. Glasbruch können wir verkraften, das zahlt die Versicherung. Was, wenn plötzlich Personen zu Schaden kommen? Deine Mitarbeiter unterliegen deiner Verantwortung. Willst du ihre Sicherheit riskieren? Kannst du das verantworten?«
Rob beobachtete, wie es hinter ihrer hübschen Stirn arbeitete. Sie schien immer noch wütend zu sein. Mitchell hatte sicherlich richtig gehandelt, als er ihr nicht die volle Wahrheit erzählt hatte. Zu hören, dass es eigentlich ausschließlich um ihre Sicherheit ging, hätte sie vermutlich nicht besänftigt.
Da die Stimmung sowieso am Boden war, beschloss Rob, dass er ruhig die nächste Bombe platzen lassen konnte.
»Haben Sie ein Gästezimmer?«
Ihr Körper schwang zu ihm herum. »Oh nein.« Sie schüttelte den Kopf, und obwohl ihre Augen Funken sprühten, klang ihre Stimme beherrscht. »Nein. Nein. Nein.«
Offenbar hatte sie sofort verstanden, worauf er hinauswollte. Er lächelte in sich hinein. Sie war ein schlaues Mädchen. Und er mochte schlaue Mädchen.
»Sie!« Sie betonte das Wort, als handele es sich um ein besonders fieses Schimpfwort. »… schlafen nicht unter meinem Dach.«
»Trish, jetzt sei doch vernünftig«, mischte sich Mitchell ein. »Entschuldige, Rob. Sie meint es nicht so.«
»Doch.« Dr. Silversteen verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie meint es genau so.«
Robs Mundwinkel zuckten leicht. Er musste sich schon wieder zwingen, bei ihrem Anblick nicht zu schmunzeln. Sie war so ein Dickkopf! Wich keinen Millimeter von ihrem Standpunkt ab. Ein Alpha-Mädchen, das sich in einer von Männern dominierten Naturwissenschaft vermutlich jeden Tag aufs Neue durchsetzen musste. Er wollte es nicht zulassen, doch plötzlich fühlte er so etwas wie Verständnis für sie.