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Noch nie ist Sophie einem so selbstbewussten Mann wie Dominic Van Straten begegnet. Der faszinierende Millionär gewinnt ihr Herz im Sturm. Bei ihm ist sie schon in der ersten Nacht bereit, dem erotischen Knistern spontan eine Chance zu geben - und erlebt in seinen Armen ein unglaubliches Feuerwerk der Leidenschaft. Wird sich Sophies großer Traum von wahrer Liebe und einer glücklichen Ehe jetzt erfüllen? Sie schwebt auf Wolke sieben, wartet sehnsüchtig auf seinen Antrag. Doch Dominic schlägt ihr nur ein Arrangement vor, das sie zutiefst enttäuscht ...
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Seitenzahl: 196
Maggie Cox
Luxus – oder Liebe?
Der selbstbewusste Millionär Dominic Van Straten ist von der bildhübschen Lehrerin Sophie hingerissen. Den ganzen Abend tanzen sie miteinander wie im Rausch – und gehen dann zusammen Hand in Hand in sein Hotelzimmer. Zärtlich streichelt er ihre zarte Haut, küsst sie voller Leidenschaft und ist fasziniert von ihrer süßen Unerfahrenheit. Dominic will Sophie nicht wieder verlieren und macht ihr, wie er glaubt, ein verlockendes Angebot. Zu seiner grenzenlosen Überraschung lehnt sie ab ...
JULIA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20354 Hamburg, Valentinskamp 24
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© 2005 by Maggie Cox
Originaltitel: „Mistress On Demand“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA
Band 1755 (7/2) 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Tanja Palesch
Fotos: RJB Photo Library
Veröffentlicht als eBook in 07/2011 - die elektronische Version stimmt mit der Printversion überein.
ISBN: 978-3-86295-773-6
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
ROMANA, BACCARA, BIANCA, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL
www.cora.de
Bereits beim Aufwachen ahnte Sophie, dass es kein guter Tag werden würde. Die Zahnpasta, die sie über ihr Pyjamaoberteil kleckerte, tat ihr Übriges, um die schlechte Laune zu verstärken. Und die Tasse Kaffee, die sich beinah über das elegante Kleid vergoss, das sie widerwillig zu Dianas Hochzeit trug, brachte das Fass zum Überlaufen. Sophie hasste Hochzeiten. Doch Diana war ihre beste Freundin, und da Dianas Achterbahnbeziehung zu Freddie nach einem turbulenten Jahr nun endlich von einem Happy End gekrönt werden sollte, war es das Mindeste, dass Sophie als Trauzeugin zur Hochzeit erschien.
Doch die ganze Welt schien sich gegen sie verschworen zu haben. Auf halber Strecke zum Standesamt hatte der Motor ihres Fiats plötzlich gestottert und dann mit einem Knall endgültig den Geist aufgegeben. Jetzt stand ihr Wagen am Straßenrand, und Sophie blieb nichts anderes übrig, als ihren Mantel zu nehmen und zu Fuß zum Standesamt zu gehen. Anrufen konnte sie niemanden, denn sie war nicht gegen Pannen versichert, und natürlich hatte sie ihr Handy auf dem Tischchen im Flur liegen lassen – gleich neben ihrer Geldbörse. Sie konnte also nicht einmal ein Taxi rufen.
Sophie ging eilig die grauen Londoner Bürgersteige entlang, den Schirm fest in der Hand, weil es schon den ganzen Morgen regnete. Gerade als sie glaubte, dass es nicht mehr schlimmer kommen konnte, fuhr ein schwarzer Rolls-Royce neben ihr durch eine riesige Pfütze und durchnässte Sophie mit Spritzwasser. Wütend blieb sie stehen, als kaltes, dreckiges Wasser an ihrem beigefarbenen Mantel heruntertropfte und ihre farblich zum Mantel passenden teuren Schuhe so dunkel färbte wie den Gehsteig. Sophie fluchte laut und ließ ihrer Wut und Empörung freien Lauf.
Zu ihrer Überraschung und Genugtuung beobachtete sie, wie der stattliche Wagen langsamer wurde und am Bordstein hielt. Ohne zu zögern, lief Sophie darauf zu. Ihr Herz schlug wild vor Wut, und sie konnte nur an eines denken: den Insassen des Wagens so den Kopf zu waschen, dass sie es so schnell nicht vergessen würden. Wenn sie zur Hochzeit ihrer besten Freundin aussah, als hätte sie in einer Pfütze unter der Waterloo Bridge übernachtet, wollte sie zumindest dem Fahrer das Pech an den Hals wünschen, das sie selbst schon den ganzen Tag verfolgte.
Keine Sekunde lang zweifelte sie daran, dass der Wagen einem Mann gehörte. Nur ein gedankenloser, gefühlloser Trottel würde absichtlich durch eine Pfütze fahren, obwohl er sie auf dem Gehsteig gesehen haben musste. Doch als Sophie den Wagen erreichte, stieg ein silberhaariger Chauffeur aus und sah sie zerknirscht an.
„Es tut mir unendlich leid, Miss. Wir waren in Eile, und ich habe diese Pfütze erst gesehen, als es zu spät war.“
„Eilig habe ich es auch, aber ich ruiniere niemandem gedankenlos den Tag! Sie hätten vorsichtiger sein müssen! Und was soll ich jetzt machen?“ In ihren vom Spritzwasser nassen Schuhen fühlten sich ihre Füße wie Eisklötze an.
„Kommen Sie in den Wagen zurück, Louis. Ich habe keine Zeit für so etwas. Wir sind ohnehin schon zu spät dran.“
Der Klang der kühlen, gebieterischen Stimme ließ Sophie durch das hintere Seitenfenster spähen. Der flüchtige Blick auf weizenblondes Haar und eiskalte Augen ließ ihr einen Schauder über den Rücken laufen, der nichts mit der Kälte oder ihrer feuchten Kleidung zu tun hatte. Es ärgerte sie, dass es den Mann offensichtlich nicht kümmerte, was mit ihr geschah, solange er sein Ziel erreichte.
„Wie können Sie es wagen?“, rief sie. „Ich stehe hier nass bis auf die Haut, meine Kleidung ist ruiniert, weil Ihr dummer Wagen durch diese Pfütze fahren musste, und Sie denken nur an sich und Ihr eigenes Wohlergehen! Ich hoffe wirklich, dass Sie den schlimmsten Tag Ihres Lebens haben! Sie haben ja nicht einmal den Mumm, herauszukommen und sich mir zu stellen, geschweige denn, sich zu entschuldigen!“
„Miss … bitte lassen Sie mich Ihnen helfen. Wir können Sie sicher mitnehmen. Wir …“
Der zerknirschte Chauffeur tat sein Bestes, die Ignoranz seines Chefs wiedergutzumachen. Plötzlich öffnete sich die hintere Beifahrertür, und der Mann, der auf der Rückbank des Wagens gesessen hatte, stieg aus. Er betrachtete Sophie mit so unverhohlener Verachtung, als wäre sie eine lästige Fliege. Er war sehr groß, und allein seine breiten, starken Schultern unter dem dunklen Mantel hätten sie einschüchtern müssen. Grüne Augen, so klar und scharf wie lupenreine Smaragde, musterten sie ohne eine Spur von Gefühl.
„Was wollen Sie eigentlich von mir? Sie hätten nicht so nah am Bordstein laufen und bei diesem Wetter nicht so lächerliche Schuhe tragen sollen. Sie sind doch selber schuld.“
Lächerliche Schuhe? Sophie sah kurz auf ihre viel zu teuren, vorne offenen, hochhackigen Sandaletten, die sie sich nur wegen der Hochzeit ihrer Freundin gegönnt hatte, und verhaspelte sich beinahe vor Wut.
„Wie können Sie es wagen? Welche Schuhe ich trage, geht Sie überhaupt nichts an. Zufällig trage ich sie für einen besonderen Anlass, was Sie allerdings auch nichts angeht. Soll ich vielleicht vorhersehen, dass mich irgendein Idiot im Vorbeifahren beinahe ertränkt? Sie haben vielleicht Nerven, wissen Sie das?“
„Ich frage Sie noch einmal: Was wollen Sie von mir? Soll ich Ihnen die Kosten für Ihre Schuhe erstatten oder die Reinigung bezahlen? Sagen Sie es mir schnell, damit ich mich wieder auf den Weg machen kann. Ich habe schon genug wertvolle Zeit damit verschwendet, Ihnen dabei zuzuhören, wie Sie mich wie ein Fischweib beschimpfen.“
Sophie bemerkte seinen leichten Akzent. Einen holländischen vielleicht? Viel mehr aber brachte sie auf, dass er sie als Fischweib bezeichnete, nur weil sie sich gewehrt hatte und ihn nicht einfach hatte davonfahren lassen.
Als sie sah, wie er einige Geldscheine aus seiner Brieftasche zog, wurde sie blass. „Ich will Ihr verdammtes Geld nicht! Ist Ihnen noch nicht einmal in den Sinn gekommen, dass eine einfache Entschuldigung reicht? Sie tun mir wirklich leid. Fahren herum in Ihrem teuren Wagen, verstecken sich hinter Ihren getönten Scheiben und führen sich auf, als gehörte Ihnen die Welt! Fahren Sie nur weiter, damit Sie nicht so spät zu Ihrer wichtigen Verabredung kommen wie ich zu meiner.“
Sophie wollte gerade auf ihren ungewohnten hohen Absätzen kehrtmachen, als sie, vor Schock sprachlos, bemerkte, wie sich die Hand des blonden Riesen um ihr zartes Handgelenk schloss.
„Wenn Sie schon mein Geld nicht wollen, dann vielleicht eine Fahrt, wohin auch immer Sie gebracht werden möchten? Louis kann mich bei meinem Fahrtziel absetzen und Sie dann zu Ihrem bringen. Würde Ihnen das genügen?“
Weil sie wusste, dass es ihn viel Überwindung kostete, ihr eine Mitfahrgelegenheit anzubieten, und sie sich wegen ihrer Wut seltsam vorkam, riss Sophie ihre Hand los und blickte ihn aus großen blauen Augen herausfordernd an. „Das muss es wohl, wenn Sie sich schon nicht entschuldigen können.“ Sie klappte den Regenschirm zusammen und stieg vor ihrem Gastgeber in das luxuriös ausgestattete Wageninnere.
Sie fühlte sich ein wenig rebellisch, als von ihrem Schirm Wasser auf den Boden tropfte, hob stolz das Kinn und sah starr aus dem Fenster. Er setzte sich so weit wie möglich von ihr entfernt ans andere Ende des Sitzes. Vielleicht denkt er ja, er könnte sich bei mir etwas Ansteckendes holen?
Als die Tür zugeschlagen wurde, sagte er mit Widerwillen in der Stimme: „Sie können Louis die Anweisung geben, wohin er Sie bringen soll, sobald ich ausgestiegen bin.“
Sophie hielt eine Antwort für überflüssig, sah kurz auf die Uhr und dann wieder durch das getönte Fenster hinaus auf die regnerischen Straßen Londons. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Diana ihr jemals vergeben würde, dass sie nicht nur zu spät, sondern auch völlig verdreckt zu ihrer Hochzeit auftauchte.
Minuten später, als der Rolls-Royce vor einem Gebäude hielt, zog Sophie verwirrt die Augenbrauen zusammen. Sie hatte Louis noch nicht gesagt, wohin sie wollte. Wie kam es also, dass er genau vor dem Standesamt hielt, in dem Diana und Freddie heiraten wollten? Als sie sah, dass der blonde Adonis neben ihr seine Tür öffnete, runzelte sie wieder die Stirn. „Einen Moment mal. Ich muss hier aussteigen. Ich gehe zur Hochzeit meiner Freundin.“
Aus kühlen grünen Augen taxierte er sie mit demselben Hochmut, den man normalerweise mit Personen der königlichen Familie verband. Sophie errötete ungehalten.
„Sie gehen zu Diana Fitzgeralds Hochzeit?“, fragte er.
Woher weiß er das? Und noch viel wichtiger, woher kennt er Diana? Sophie erstarrte.
„Sie kennen Diana?“, fragte sie heiser.
„Ja, sie ist meine persönliche Assistentin.“
Er ist Dominic Van Straten? Der schwerreiche Chef einer Bauträgerfirma, für den Diana arbeitet? Der Mann, der laut Diana selbst dann kaum lächelt, wenn seine Aktien steigen und ihn noch reicher machen?Warum, um alles auf der Welt, sollte Diana ihn zu ihrer Hochzeit einladen, wenn das Paar die Feier eigentlich im kleinen Kreis halten will?
Diana war selbstbewusst und aufgeschlossen, doch sie hatte Sophie gestanden, dass Dominic Van Straten sogar sie einschüchterte. Sie arbeitete nur für ihn, weil ihr Gehalt weit höher war als das der meisten Assistentinnen und ihr einen sehr angenehmen Lebensstil ermöglichte.
Mit zitternden Knien folgte Sophie ihm aus dem Wagen. „Ich bin Dianas Freundin … Sophie.“
Dominic lächelte nicht und stellte sich auch nicht vor. Der unfreundliche Zug um seinen Mund zeigte keine Andeutung eines überraschten oder versöhnlichen Lächelns. Was habe ich auch erwartet? Der Mann strahlt so viel Wärme aus wie ein Eisblock.
Sophie fuhr sich durch die vom Regen feuchten Strähnen ihres kurzen Haares und sah auf die Uhr. Sie nahm kaum wahr, dass sie für die Zeremonie bereits fünf Minuten zu spät dran waren, weil plötzlich jede Vorfreude und Hoffnung auf einen angenehmen Nachmittag sie verlassen hatte. Sie fröstelte, und Dominic Van Straten ließ seinen eisigen Blick ungeduldig über ihr Gesicht gleiten, bevor er sich umdrehte und mit weit ausgreifenden Schritten die Betonstufen zum Standesamt hochging.
In der Vorhalle hießen sie eine strahlende, aber nervöse Diana und ihr erleichterter Verlobter Freddie Carmichael willkommen.
„Sophie! Dem Himmel sei Dank! Du meine Güte, was ist dir nur passiert?“ Diana sah bestürzt auf die dunkelgrauen Flecken auf Sophies Mantel und den Schmutz auf ihren cremefarbenen Strümpfen und Schuhen.
Sophie warf ihrem stummen Begleiter einen kurzen Blick zu und zuckte die Schultern. „Ich hatte eine Panne und musste laufen. Später erzähle ich dir alles. Müssen wir schon rein?“
„Ja. Oh, ich bin so nervös. Wie schön, Sie zu sehen, Dominic. Ich freue mich sehr, dass Sie so kurzfristig kommen konnten. Da verlässt man sich auf Freddies besten Freund, und der bekommt die Grippe! Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie einspringen. Sollen wir hineingehen? Ich glaube, der Standesbeamte wartet schon auf uns.“
Während der bewegenden Zeremonie schien es Sophie, als zeigte Dominic nur sehr wenig Gefühl. Er lächelte nicht einmal. Seine Gegenwart brachte sie aus der Fassung. Als sie beide als Trauzeugen den Trauschein unterschreiben mussten, beugte er sich so ernsthaft über die Urkunde, als unterzeichnete er einen Totenschein.
Diana hatte Sophie erzählt, alle würden zum Lunch ins Park Lane Hilton gehen und dort andere Freunde treffen. Sophie konnte nur hoffen, dass Dominic sie dazu nicht begleitete. Sie mochte diesen Mann nicht, und ihm gegenüber eine gespielte Höflichkeit aufrechtzuerhalten wäre so, als schnürte man sie in ein enges Korsett.
Doch es half nichts. Eine halbe Stunde später stand sie im Foyer des Hotels und hielt ein Glas Champagner in der Hand, um auf Braut und Bräutigam anzustoßen. Neben ihr stand Dominic. Sophie stürzte den Champagner zu schnell hinunter und verschluckte sich. Überraschenderweise klopfte Dominic ihr sanft auf den Rücken.
„Geben Sie mir Ihr Glas, damit Sie sich fangen können.“
„Sophie, geht es dir gut, Liebes?“ Diana kam an ihre Seite.
Sophie lächelte unter Tränen, die ihr peinlicherweise in die Augen getreten waren, und nickte. Am liebsten wäre sie im Boden versunken. Es war wirklich ein schrecklicher Tag. Wenn ihr heute noch einmal etwas passierte, würde sie einfach nach Hause gehen und sich über eine große Schachtel Pralinen hermachen.
„Alles in Ordnung, danke. Ich habe mich doch nur verschluckt.“
„Sieh nur, da kommen gerade Katie und David. Entschuldigt mich bitte, ich bin gleich zurück.“
Bevor Sophie etwas sagen konnte, war Diana mit ihrem frischangetrauten Ehemann losgegangen, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Zu ihrer Bestürzung blieb sie mit Dominic allein zurück. Es war ein bisschen so, als hätte man sie zu einer Boa Constrictor und einem Menschen fressenden Tiger in einen verschlossenen Käfig gesperrt.
„Die Zeremonie war schön, finden Sie nicht?“ Insgeheim stöhnte Sophie auf, kaum waren ihr die Worte über die Lippen gekommen. Ich höre mich an wie eine Charakterdarstellerin aus einer altenglischen Posse, dachte sie verärgert. Wahrscheinlich ignorierte sie diesen abscheulichen Mann besser. Sie würde es ihm nie verzeihen, wenn er mit seiner wortkargen und herablassenden Art Dianas Hochzeitstag ruinierte.
„Mögen Sie Hochzeiten?“, fragte er nun zu ihrer Überraschung.
Als sie bemerkte, dass sich in seinem attraktiven Gesicht noch immer keine Spur eines Lächelns oder etwas annähernd Freundliches zeigte, sah Sophie ihn trotzig an. „Nein. Ich hasse sie.“
„Warum?“
Sophie hatte noch nie mit einem Fremden über dieses Thema gesprochen und war sich nicht sicher, wie sie ihre Abneigung erklären sollte. „Ich finde sie … unangenehm.
Diana und Freddie machen es genau richtig, indem sie alles einfach halten. Es gibt immer schreckliche Spannungen, wenn Familien bei solchen Gelegenheiten zusammenkommen. Außerdem muss man auf dem Empfang mit Leuten reden, denen man lieber aus dem Weg ginge.“
Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, war Sophie entsetzt über ihre Worte. Doch zu ihrem Erstaunen fühlte Dominic sich keineswegs angegriffen. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel und gab seiner ernsten Miene menschlichere Züge.
„Dann nehme ich an, Sie sind nicht verheiratet, Sophie?“
„Stimmt“, erwiderte sie steif. Jetzt denkst du wohl kein Wunder, ging es ihr durch den Kopf, und sie errötete leicht. Sie wusste, sie war nicht unattraktiv, aber auch keine außergewöhnliche Schönheit. Und es sprach nicht gerade für sich, dass er sie Fischweib genannt hatte, als das Temperament mit ihr durchgegangen war.
Er schien nicht antworten zu wollen, sondern betrachtete sie nur interessiert. Sophie wollte am liebsten zur Garderobe gehen, ihren ruinierten Mantel holen, draußen ein Taxi anhalten und sich nach Hause fahren lassen. Doch so gern sie das auch getan hätte, wegen Diana musste sie bleiben. Sie wollte ihrer Freundin nicht den Hochzeitstag verderben. Das würde sie Dianas hochmütigem Chef überlassen.
„Sie müssen mich Ihnen den Mantel und die Schuhe ersetzen lassen“, sagte er schließlich, und Sophie wand sich vor Unbehagen.
Sie wollte sein Geld nicht, sondern am liebsten so schnell wie möglich weg von dieser peinlichen Situation.
„Hören Sie, Mr. Van Straten, Sie mögen mich nicht, und ich mag Sie nicht. Also müssen Sie mich für nichts entschädigen, und wir müssen hier nicht höfliche Konversation betreiben, wenn wir beide ganz offensichtlich lieber woanders wären. Weshalb haben Sie überhaupt zugestimmt, Dianas Trauzeuge zu sein?“
Wenn er schockiert war, sei es über ihren Ausbruch oder ihre plötzliche Frage, so ließ er es sich nicht anmerken. „Diana bat mich um diesen Gefallen, und ich habe ihn ihr gerne gewährt. Das überrascht Sie offenbar, Sophie?“
Was sie noch mehr überraschte, war, dass er sie beim Namen nannte und sogar die Unterhaltung weiterführte, nach allem, was zwischen ihnen geschehen war.
„Ehrlich gesagt, ja. Sie kommen mir nicht wie ein Mann vor, der anderen leicht einen Gefallen tut.“
„Aha? Wie komme ich Ihnen denn vor, Sophie?“
Es lag ihr auf der Zunge, ihn kalt, distanziert, gefühllos und hochmütig zu nennen. Stattdessen hob sie das Kinn und antwortete: „Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen: Wie jemand, der zu selbstgenügsam und zu eigennützig ist, um zu bemerken, was andere brauchen.“ Seine eben noch freundliche Miene verfinsterte sich.
„Sie nehmen wohl kein Blatt vor den Mund, was? Es wundert mich nicht, dass Sie nicht verheiratet sind. Ein Mann mag hin und wieder kleine Wortgefechte lieben, Sophie, aber mit Sicherheit möchte er kein zänkisches Weib haben.“
„Das bin ich nicht!“ Sophie konnte wütend werden, aber nur dann, wenn man sie provozierte. So wie vorhin, als Dominics Luxuswagen schlammiges Wasser über ihre Kleidung gespritzt hatte. Kleidung, die sie sich mit ihrem lächerlich geringen Gehalt als Grundschullehrerin nur schwer leisten konnte.
Sophie schürzte die Lippen und riss sich mühsam zusammen. Sie wünschte, Diana käme zurück, um die langsam unbehagliche Spannung zwischen ihr und Dominic zu lösen.
„Ich bin nicht zänkisch. Aber ich habe auch keine Angst, meine Meinung zu sagen. Wenn Ihr Chauffeur nicht so nett gewesen wäre, Mr. Van Straten, hätten Sie mich mit durchnässter Kleidung am Straßenrand meinem Schicksal überlassen und wären seelenruhig zur Hochzeit meiner besten Freundin gefahren. Nichts, was Sie seitdem gesagt oder getan haben, zeigt mir, dass Sie Eigenschaften haben, die das wiedergutmachen könnten!“
„Nicht einmal, dass ich Sie vor dem Ersticken gerettet habe?“
Sophie war empört. „Das haben Sie nicht. Ich hatte mich nur am Champagner verschluckt, nichts weiter.“
„Also bin ich zu eigennützig, um jemandem zu helfen, der in einer offensichtlichen Notlage ist? Denken Sie das von mir?“
„Taten sagen mehr als Worte, heißt es.“
„Dann müssen Sie sich um meine Anwesenheit beim Lunch keine Sorgen machen. Ich möchte Ihnen meine Gesellschaft nicht länger zumuten.“
Damit wandte Dominic ihr abrupt den Rücken zu und ging. Mit pochendem Herzen beobachtete Sophie, wie er durch das Foyer zu Diana ging und mit mir sprach. Als sie sah, wie sich auf dem Gesicht ihrer Freundin während des Gesprächs Verwunderung und Betroffenheit abzeichneten, hätte Sophie sich am liebsten dafür geohrfeigt, der Grund für Dominics Abgang zu sein. Diana wollte ihn gerne hier haben, oder sie hätte ihn erst gar nicht darum gebeten, ihr Trauzeuge zu sein.
Wenn ich mich nur beherrscht hätte! Heute geht es nicht darum, ob ich mich wohlfühle, sondern darum, dass Diana einen der schönsten Tage ihres Lebens hat. Und jetzt habe ich ihr das als beste Freundin gedankenlos ruiniert.
Obwohl sie Dominic Van Straten noch immer leidenschaftlich verabscheute, fühlte Sophie sich schuldig, ihn vertrieben zu haben. Sobald sie Diana allein erwischte, gestand sie ihrer Freundin, was geschehen war.
„Ich habe ihn verscheucht.“
„Was soll das heißen?“ Diana runzelte die Stirn. „Niemand verscheucht Dominic Van Straten, es ist eher andersherum. Er hat mir erzählt, dass ihm etwas Wichtiges dazwischengekommen sei, um das er sich kümmern müsse. Ich dachte mir schon, dass so etwas passiert. Der Mann gönnt sich kaum eine Pause von seiner Arbeit. Es ist schade … vor allem, weil er für alles hier bezahlt.“
„Dein Chef zahlt deine Hochzeitsfeier?“ Sophie war zutiefst bestürzt. Sie kommen mir nicht wie ein Mann vor, der anderen leicht einen Gefallen tut. Das hatte sie zu ihm gesagt.
„Er hat darauf bestanden, inklusive all des Champagners, den wir trinken. Er ist vielleicht nicht der einfachste Boss der Welt, aber an seiner Großzügigkeit kann man nichts aussetzen.“
„Wirklich?“ Sophie wandte schuldbewusst den Blick ab. Insgeheim sagte sie sich, es sei nicht ihr Fehler gewesen, dass er sich so leicht angegriffen gefühlt hatte. Immerhin hatte er sie ein zänkisches Weib genannt. Aber es war Dianas besonderer Tag, und sie hatte sich offensichtlich gewünscht, dass ihr Chef an der Feier teilnahm. Warum auch nicht, wenn er so anständig ist, für alles aufzukommen?
Ihre Ehrlichkeit brachte Sophie dazu, deutlicher zu werden. „Diana, hör mir zu, es war wirklich mein Fehler, dass Dominic gegangen ist. Wir hatten einen schlechten Start. Sein Fahrer hat mich mit dem Wagen versehentlich mit dem Schmutzwasser aus einer Pfütze bespritzt. Deshalb war mein Mantel auch in diesem Zustand. Leider habe ich dann die Beherrschung verloren. Und jetzt eben, bevor er ging, habe ich Dominic arg beschimpft.“
Dianas entsetzter, ungläubiger Blick ließ eine neue Welle von Schuldgefühlen in Sophie aufwallen. „Ich wusste nicht, dass er deine Hochzeitsfeier ausrichtet, sonst hätte ich mich besser im Zaum gehalten. Es tut mir wirklich leid.“
„O Sophie, was hast du da nur angerichtet?“, stöhnte Diana und suchte in ihrer Handtasche nach ihrem Handy. „Ich muss ihn anrufen und mich bei ihm entschuldigen. Wenn ich ihn dazu überreden kann, zurückzukommen, musst du mir versprechen, dich von deiner besten Seite zu zeigen, oder wir sind keine Freundinnen mehr. Hast du mich verstanden?“
„Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt gehe?“
Sophie war sich ihrer Feigheit bewusst. Aber sie sagte sich, wenn Dominic dazu überredet werden konnte, auf den Empfang zurückzukehren, und Diana den Rest ihres großen Tages genießen konnte, war es das wert.
„O nein, das wirst du nicht tun!“ Bevor Sophie auch nur einen Schritt Richtung Ausgang gehen konnte, hielt Diana sie fest und funkelte sie wütend an. „Du wirst hierbleiben und die Suppe auslöffeln, die du dir eingebrockt hast. Wenn Dominic eine Entschuldigung erwartet, wirst du sie ihm geben – hast du verstanden, Sophie? Ich lasse mir meinen Hochzeitstag nicht damit ruinieren, dass du zu der einzigen Person auf der Welt gemein warst, bei der ich dir das nicht durchgehen lassen kann.“
Zu Kreuze zu kriechen war noch nie zuvor so schmerzlich gewesen. Später am Abend, als alle beim Essen saßen, vermied Sophie bewusst Blickkontakt mit Dominic.
Nachdem sie stammelnd um Verzeihung gebeten hatte, verfiel Sophie verärgert in Schweigen. Der Mann hatte nicht einmal den Anstand besessen, ihre Entschuldigung wie ein Gentleman anzunehmen. Stattdessen hatte er hochmütig geantwortet: „Ich vergebe Ihnen, Sophie – um Dianas willen.“ Dann hatte er weiter mit Freddie geredet, als wäre sie Luft für ihn.
Sophie hatte sich in ihrem Leben noch nie so herabgesetzt und verärgert gefühlt. Er hatte wieder die Oberhand gewonnen, und offensichtlich wollte er sie deshalb büßen lassen. Während sie sein hübsches Profil betrachtete, verachtete sie ihn von Herzen. Es freute sie für Diana, dass er eingelenkt hatte und zurückgekommen war, aber fast wäre ihr der Verlust von Dianas Freundschaft lieber gewesen als das heftige Unbehagen, das sie in diesem Augenblick empfand.
Als die Gäste zur Bar gingen, fragte Sophie sich, wie lange sie guten Gewissens bleiben sollte, bevor sie nach Hause ging. Sie stand allein herum, nippte an ihrem Glas Wein und fand sich plötzlich Dominic gegenüber.
Einen sehr langen Augenblick sah er sie nur starr an und