Lyrik - Wilhelm Busch - E-Book

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Wilhelm Busch

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Beschreibung

Beinhaltet folgende Gedichtsammlungen: Kritik des Herzens: Mit dem Wegzug von Frankfurt verzichtete Wilhelm Busch für eine Weile darauf, weitere Bildgeschichten zu zeichnen und widmete sich überwiegend seinem ersten rein literarischen Text, der Gedichtsammlung Kritik des Herzens. Mit seinen Gedichten wollte er sich seiner Leserschaft als neuer, ernsthafter Wilhelm Busch zeigen. Die zeitgenössische Kritik reagierte auf die 81 Gedichte überwiegend verständnislos bis vernichtend. Selbst sein langjähriger Freund Paul Lindau fand es schwer, die Sammlung schönzureden und nannte sie vorsichtig "sehr ernsthafte, tief empfundene, reizende Gedichte". Seine Leserschaft reagierte dagegen verstört bis aufgebracht auf die Gedichte, die häufig Ehe und Sexualität thematisierten.Die meisten der Gedichte der Sammlungen Schein und Sein und Zu guter Letzt entstanden 1899. (aus wikipedia.de)

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Lyrik

Wilhelm Busch

Inhalt:

Wilhelm Busch – Biografie und Bibliografie

Kritik des Herzens

Zu guter Letzt

Schein und Sein

Notizen

Lyrik, Wilhelm Busch

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849607142

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Wilhelm Busch – Biografie und Bibliografie

Zeichner und Dichter, geb. 15. April 1832 in Wiedensahl (Hannover), gest. 9. Januar 1908 in Mechtshausen. Besuchte, ursprünglich zum Ingenieur bestimmt, vier Jahre lang die polytechnische Schule in Hannover, dann aber die Akademien von Düsseldorf, Antwerpen und München. 1859 zeichnete er für die »Fliegenden Blätter« seine ersten Bilderbogen, die er auch selbst mit Versen versah. Später folgten: »Das Rabennest«, »Die beiden Enten«, »Das naturgeschichtliche Alphabet«, »Die bösen Buben von Korinth« etc. Den Glanzpunkt bildeten zu Anfang der 60er Jahre: »Max und Moritz« und »Hans Huckebein, der Unglücksrabe«. In weitesten Kreisen bekannt wurde B. aber erst durch seine polemisch-satirischen, gegen die katholische Kirche gerichteten Bilderbücher: »Der heil. Antonius von Padua« (1870), »Die fromme Helene« (1871) und »Pater Filucius« (1873), die in mehr als hunderttausend Exemplaren verbreitet sind. Sprühender Witz und beißende Satire verbinden sich darin mit der Fähigkeit, durch bloße Umrisse Charaktere und Situationen meisterhaft zu karikieren. Diese Vorzüge zeichnen auch seine späteren humoristischen Bilderbücher (»Der Geburtstag«, »Der Haarbeutel«, »Dideldum«, »Herr und Frau Knopp«, »Bilder zu Jobsiade« u. a.) aus. Nur geriet er als Zeichner zuletzt in Formlosigkeit. Die »Bilderbogen« erschienen gesammelt München 1875, ein Teil seiner späteren Bücher als »W. Busch-Album« (9. Aufl., das. 1902). Er hat auch ernste Gedichte ohne Illustrationen verfasst, die u. d. T.: »Kritik des Herzens« erschienen. B. lebte lange Zeit in seinem Geburtsort, seit 1898 in Mechtshausen. Vgl. Daelen, Über Wilhelm B. (Düsseld. 1886); G. Hermann, Wilh. B. (Berl. 1902).

Wichtigste Werke:

1859 Die kleinen Honigdiebe

1864 Bilderpossen (mit den Einzelgeschichten Katz und Maus, Hänsel und Gretel, Krischan mit der Piepe und Der Eispeter)

1864 Diogenes und die bösen Buben von Korinth

1864 Eginhard und Emma

1865 Der Virtuos

1865 Max und Moritz

1866 Schnaken und Schnurren

1867 Hans Huckebein, der Unglücksrabe

1868 Schnaken und Schnurren, Teil II

1869 Schnurrdiburr oder Die Bienen

1870 Der heilige Antonius von Padua

1872 Schnaken und Schnurren, Teil III

1872 Die fromme Helene

1872 Bilder zur Jobsiade

1872 Pater Filuzius

1873 Der Geburtstag oder die Partikularisten

1874 Dideldum!

1874 Kritik des Herzens

1875 Abenteuer eines Junggesellen

1876 Herr und Frau Knopp

1877 Julchen

1878 Die Haarbeutel

1879 Fipps, der Affe

1881 Stippstörchen für Äuglein und Öhrchen

1881 Der Fuchs. Die Drachen. - Zwei lustige Sachen

1882 Plisch und Plum

1883 Balduin Bählamm, der verhinderte Dichter

1884 Maler Klecksel

1886 Was mich betrifft

1891 Eduards Traum

1893 Von mir über mich

1895 Der Schmetterling

1904 Zu guter Letzt

1908 Hernach (posthum)

1909 Schein und Sein (posthum)

1910 Ut ôler Welt (posthum)

Kritik des Herzens

Es wohnen die hohen Gedanken

In einem hohen Haus.

Ich klopfte, doch immer hieß es:

Die Herrschaft fuhr eben aus!

Nun klopf ich ganz bescheiden

Bei kleineren Leuten an.

Ein Stückel Brot, ein Groschen

Ernähren auch ihren Mann.

#####

Sei ein braver Biedermann,

Fange tüchtig an zu loben!

Und du wirst von uns sodann

Gerne mit empor gehoben.

Wie, du ziehst ein schiefes Maul?

Willst nicht, daß dich andre adeln?

Na, denn sei mir nur nicht faul

Und verlege dich aufs Tadeln.

Gelt, das ist ein Hochgenuß,

Schwebst du so mit Wohlgefallen

Als ein sel'ger Kritikus

Hocherhaben über allen.

#####

Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,

Er flattert sehr und kann nicht heim.

Ein schwarzer Kater schleicht herzu,

Die Krallen scharf, die Augen gluh.

Am Baum hinauf und immer höher

Kommt er dem armen Vogel näher.

Der Vogel denkt: Weil das so ist

Und weil mich doch der Kater frißt,

So will ich keine Zeit verlieren,

Will noch ein wenig quinquilieren

Und lustig pfeifen wie zuvor.

Der Vogel, scheint mir, hat Humor.

#####

Ich kam in diese Welt herein,

Mich baß zu amüsieren,

Ich wollte gern was Rechtes sein

Und mußte mich immer genieren.

Oft war ich hoffnungsvoll und froh

Und später kam es doch nicht so.

Nun lauf ich manchen Donnerstag

Hienieden schon herummer,

Wie ich mich drehn und wenden mag,

's ist immer der alte Kummer.

Bald klopft vor Schmerz und bald vor Lust

Das rote Ding in meiner Brust.

#####

Der Hausknecht in dem »Weidenbusch«

Zu Frankfurt an dem Main,

Der war Poet, doch immer kurz,

Denn wenig fiel ihm ein.

Ja, sprach er, Freund, wir leben jetzt

In der Depeschenzeit,

Und Schiller, käm er heut zurück,

Wär auch nicht mehr so breit.

#####

Die Selbstkritik hat viel für sich.

Gesetzt den Fall, ich tadle mich,

So hab ich erstens den Gewinn,

Daß ich so hübsch bescheiden bin;

Zum zweiten denken sich die Leut,

Der Mann ist lauter Redlichkeit;

Auch schnapp ich drittens diesen Bissen

Vorweg den andern Kritiküssen;

Und viertens hoff ich außerdem

Auf Widerspruch, der mir genehm.

So kommt es denn zuletzt heraus,

Daß ich ganz famoses Haus.

#####

Es kam ein Lump mir in die Quer

Und hielt den alten Felbel her.

Obschon er noch gesund und stark,

Warf ich ihm dennoch eine Mark

Recht freundlich in den Hut hinein.

Der Kerl schien Philosoph zu sein.

Er sprach mit ernstem Bocksgesicht:

Mein Herr, Sie sehn, ich danke nicht.

Das Danken bin ich nicht gewohnt.

Ich nehme an, Sie sind gescheit

Und fühlen sich genug belohnt

Durch Ihre Eitelkeit.

#####

Die Rose sprach zum Mägdelein:

Ich muß dir ewig dankbar sein,

Daß du mich an den Busen drückst

Und mich mit deiner Huld beglückst.

Das Mägdlein sprach: O, Röslein mein,

Bild dir nur nicht zu viel drauf ein,

Daß du mir Aug und Herz entzückst.

Ich liebe dich, weil du mich schmückst.

#####

Man wünschte sich herzlich gute Nacht;

Die Tante war schrecklich müde;

Bald sind die Lichter ausgemacht,

Und alles ist Ruh und Friede.

Im ganzen Haus sind nur noch zween,

Die keine Ruhe finden,

Das ist der gute Vetter Eugen

Mit seiner Base Lucinden.

Sie wachten zusammen bis in der Früh,

Sie herzten sich und küßten.

Des Morgens beim Frühstück taten sie,

Als ob sie von nichts was wüßten.

#####

Mein Freund, an einem Sonntagmorgen,

Tät sich ein hübsches Rößlein borgen.

Mit frischem Hemd und frischem Mute,

In blanken Stiefeln, blankem Hute,

Die Haltung stramm und stramm die Hose,

Am Busen eine junge Rose,

So reitet er durch die Alleen,

Wie ein Adonis anzusehen.

Die Reiter machen viel Vergnügen,

Wenn sie ihr stolzes Roß bestiegen.

Nun kommt da unter sanftem Knarren

Ein milchbeladner Eselskarren.

Das Rößlein, welches sehr erschrocken,

Fängt an zu trappeln und zu bocken,

Und, hopp, das war ein Satz ein weiter!

Dort rennt das Roß, hier liegt der Reiter,

Entfernt von seinem hohen Sitze,

Platt auf dem Bauche in der Pfütze.

Die Reiter machen viel Vergnügen,

Besonders, wenn sie drunten liegen.

#####

Du fragtest mich früher nach mancherlei.

Ich sagte dir alles frank und frei.

Du fragtest, wann ich zu reisen gedächte,

Welch ein Geschäft ich machen möchte.

Ich sagte dir offen: dann und dann;

Ich gab dir meine Pläne an.

Oft hat die Reise mir nicht gepaßt;

Dann nanntest du mich 'n Quirlequast.

Oft ging's mit dem Geschäfte krumm;

Dann wußtest du längst, es wäre dumm.

Oft kamst du mir auch mit List zuvor;

Dann schien ich mir selber ein rechter Tor.

Nun hab ich, weil mich dieses gequält,

Mir einen hübschen Ausweg erwählt.

Ich rede, wenn ich reden soll,

Und lüge dir die Jacke voll.

#####

Kennt der Kerl denn keine Gnade?

Soll er uns mit seiner Suade,

Durch sein breites Explizieren,

Schwadronieren, Disputieren,

Soll er uns denn stets genieren

Dieser säuselnde Philister,

Beim Genuß des edlen Weins?

Pump ihn an, und plötzlich ist er

Kurz und bündig wie Glock eins.

#####

Mich wurmt es, wenn ich nur dran denke. –

Es saß zu München in der Schenke

Ein Protz mit dunkelroter Nase

Beim elften oder zwölften Glase.

Da schlich sich kümmerlich heran

Ein armer, alter Bettelmann,

Zog vor dem Protzen seinen Hut

Und fleht: Gnä Herr, ach sein S' so gut!

Der Protz jedoch, fuchsteufelswild,

Statt was zu geben, flucht und schilt:

Gehst raus, du alter Lump, du schlechter!

Nix möcht' er, als grad saufen möcht' er!

#####

Ich habe von einem Vater gelesen:

Die Tochter ist beim Theater gewesen.

Ein Schurke hat ihm das Mädchen verdorben,

So daß es im Wochenbette gestorben.

Das nahm der Vater sich tief zu Gemüte.

Und als er den Schurken zu fassen kriegte,

Verzieh er ihm nobel die ganze Geschichte.

Ich weine ob solcher Güte.

#####

Laß doch das ew'ge Fragen,

Verehrter alter Freund.

Ich will von selbst schon sagen,

Was mir vonnöten scheint.

Du sagst vielleicht dagegen:

Man fragt doch wohl einmal.

Gewiß! Nur allerwegen

Ist mir's nicht ganz egal.

Bei deinem Fragestellen

Hat eines mich frappiert:

Du fragst so gern nach Fällen,

Wobei ich mich blamiert.

#####

Vor Jahren waren wir mal entzweit

Und taten uns manches zum Torte;

Wir sagten uns beide zu jener Zeit

Viel bitterböse Worte.

Drauf haben wir uns ineinander geschickt;

Wir schlossen Frieden und haben

Die bitterbösen Worte erstickt

Und fest und tief begraben.

Jetzt ist es wirklich recht fatal,

Daß wieder ein Zwist notwendig.

O weh! die Worte von dazumal,

Die werden nun wieder lebendig.

Die kommen nun erst in offnen Streit

Und fliegen auf alle Dächer;

Nun bringen wir sie in Ewigkeit

Nicht wieder in ihre Löcher.

#####

Ich meine doch, so sprach er mal,

Die Welt ist recht pläsierlich.

Das dumme Geschwätz von Schmerz und Qual

Erscheint mir ganz ungebührlich.

Mit reinem kindlichen Gemüt

Genieß ich, was mir beschieden,

Und durch mein ganzes Wesen zieht

Ein himmlischer Seelenfrieden. –

Kaum hat er diesen Spruch getan,

Aujau! so schreit er kläglich.

Der alte hohle Backenzahn

Wird wieder mal unerträglich.

#####

Er stellt sich vor sein Spiegelglas

Und arrangiert noch dies und das.

Er dreht hinaus des Bartes Spitzen,

Sieht zu, wie seine Ringe blitzen,

Probiert auch mal, wie sich das macht,

Wenn er so herzgewinnend lacht,

Übt seines Auges Zauberkraft,

Legt die Krawatte musterhaft,

Wirft einen süßen Scheideblick

Auf sein geliebtes Bild zurück,

Geht dann hinaus zur Promenade,

Umschwebt vom Dufte der Pomade,

Und ärgert sich als wie ein Stint,

Daß andre Leute eitel sind.

#####

Wenn alles sitzen bliebe,

Was wir in Haß und Liebe

So voneinander schwatzen;

Wenn Lügen Haare wären,

Wir wären rauh wie Bären

Und hätten keine Glatzen.

#####

Es saßen einstens beieinand

Zwei Knaben, Fritz und Ferdinand.

Da sprach der Fritz: Nun gib mal acht,

Was ich geträumt vergangne Nacht.

Ich stieg in einen schönen Wagen,

Der Wagen war mit Gold beschlagen.

Zwei Englein spannten sich davor,

Die zogen mich zum Himmelstor.

Gleich kamst du auch und wolltest mit

Und sprangest auf den Kutschentritt,

Jedoch ein Teufel, schwarz und groß,

Der nahm dich hinten bei der Hos

Und hat dich in die Höll getragen.

Es war sehr lustig, muß ich sagen. –

So hübsch nun dieses Traumgesicht,

Dem Ferdinand gefiel es nicht.

Schlapp! schlug er Fritzen an das Ohr,

Daß er die Zippelmütz verlor.

Der Fritz, der dies verdrießlich fand,

Haut wiederum den Ferdinand;

Und jetzt entsteht ein Handgemenge,

Sehr schmerzlich und von großer Länge. –

So geht durch wesenlose Träume

Gar oft die Freundschaft aus dem Leime.

#####

Ein dicker Sack – den Bauer Bolte,

Der ihn zur Mühle tragen wollte,

Um auszuruhn, mal hingestellt

Dicht an ein reifes Ährenfeld –

Legt sich in würdevolle Falten

Und fängt 'ne Rede an zu halten.

Ich, sprach er, bin der volle Sack.

IhrÄhren seid nur dünnes Pack.

Ich bin's, der euch auf dieser Welt

In Einigkeit zusammenhält.

Ich bin's, der hoch vonnöten ist,

Daß euch das Federvieh nicht frißt;

Ich, dessen hohe Fassungskraft

Euch schließlich in die Mühle schafft.

Verneigt euch tief, denn ich bin Der!

Was wäret ihr, wenn ich nicht wär?

Sanft rauschen die Ähren:

Du wärst ein leerer Schlauch, wenn wir nicht wären.

#####

Wirklich, er war unentbehrlich!

Überall, wo was geschah

Zu dem Wohle der Gemeinde,

Er war tätig, er war da.

Schützenfest, Kasinobälle,

Pferderennen, Preisgericht,

Liedertafel, Spritzenprobe,

Ohne ihn da ging es nicht.

Ohne ihn war nichts zu machen,

Keine Stunde hatt er frei.

Gestern, als sie ihn begruben,

War er richtig auch dabei.

#####

Was ist die alte Mamsell Schmöle

Für eine liebe, treue Seele!

Sie spricht zu ihrer Dienerin:

Ach, Rike, geh Sie da nicht hin!

Was will Sie da im goldnen Löben

Heut abend auf und nieder schweben?

Denn wedelt nicht bei Spiel und Tanz

Der Teufel fröhlich mit dem Schwanz?

Und überhaupt, was ist es nütz?

Sie quält sich ab, Sie kommt in Schwitz,

Sie geht hinaus, erkältet sich

Und hustet dann ganz fürchterlich.

Drum bleibe Sie bei mir nur lieber!

Und, Rike, geh Sie mal hinüber

Und hole Sie von Kaufmann Fräse

Ein Viertel guten Schweizerkäse,

Und sei Sie aber ja, ja, ja,

Gleich zur Minute wieder da!

So ist die gute Mamsell Schmöle

Besorgt für Rikens Heil der Seele.

Ja später noch, in stiller Nacht,

Ist sie auf diesen Zweck bedacht

Und schleicht an Rikens Kammertür

Und schaut, ob auch die Rike hier,

Und ob sie auch in Frieden ruht

Und daß ihr ja nicht wer was tut,

Was sich nun einmal nicht gehört,

Was gottlos und beneidenswert.

#####

Sehr tadelnswert ist unser Tun,

Wir sind nicht brav und bieder. –

Gesetzt den Fall, es käme nun

Die Sündflut noch mal wieder.

Das wär ein Zappeln und Geschreck!

Wir tauchten alle unter;

Dann kröchen wir wieder aus dem Dreck

Und wären, wie sonst, recht munter.

#####

Es wird mit Recht ein guter Braten

Gerechnet zu den guten Taten;

Und daß man ihn gehörig mache,

Ist weibliche Charaktersache.

Ein braves Mädchen braucht dazu

Mal erstens reine Seelenruh,

Daßbei Verwendung der Gewürze

Sie sich nicht hastig überstürze.

Dann zweitens braucht sie Sinnigkeit,

Ja, sozusagen Innigkeit,

Damit sie alles appetitlich,

Bald so, bald so und recht gemütlich

Begießen, drehn und wenden könne,

Daß an der Sache nichts verbrenne.

In Summa braucht sie Herzensgüte,

Ein sanftes Sorgen im Gemüte,

Fast etwas Liebe insofern,

Für all die hübschen, edlen Herrn,

Die diesen Braten essen sollen

Und immer gern was Gutes wollen.

Ich weiß, daß hier ein jeder spricht:

Ein böses Mädchen kann es nicht.