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Madame Meyer erzählt auf humorvolle Weise Geschichten aus ihrem Alltag. Dabei äussert sie sich mitunter (liebevoll) gesellschaftskritisch. Jede Geschichte endet mit einem Kochrezept. 'Madame Meyer', ein Buch zum Lesen, Vorlesen, Erzählen, Weitererzählen, Fantasieren. Das Buch entstand während der 'Corona-Krise 2020' in Zusammenarbeit mit dem 12-jährigen Matteo Huwiler. Er verewigte gekonnt Madame Meyer in seinen witzigen Zeichnungen.
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Seitenzahl: 63
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Mit Y
Alter, langweiliger Langweiler
Rotzlöffel
Nudelsalat kalt
Standesdünkel
Feines, englisches Gebäck
Immer fresco
Wenn Gedudel dich umbraust
Vom Traum auferstanden
Haben, Sein und Schein
Psychologisch abgestaubt
Pörsenel-Träner
Beauty & Wellness
Wurstsalat und Buttergipfeli
Adliges Picknick
Äcktschen
Bettmümpfeli
Sehr erfreut! Mein Name ist Frau Madame Meyer. Meyer mit Y. Also nicht eine stinknormale Frau Meier mit i. Nein, ich bin die Frau Meyer mit Y. Und ich bin eine Dame.
Ich bin eine Dame, weil ich immer einen Hut trage. Und ich trage einen solchen, seit ich einen Film über das englische Königshaus gesehen habe. Im englischen Königshaus tragen nämlich auch alle einen Hut. Queen Mum, Elizabeth, Princess Anne, Lady Di. Alles Damen. Alle mit Hüten. Nun gut, manchmal haben sie auch eine Krone auf. Wenn sie auf den Thron müssen. Also, wenn ich auf den Thron muss, behalte ich meinen Hut auf. Aber, was erzähl ich da. Eigentlich wollte ich jetzt meine Mitbewohner vorstellen. Ich wohne mit den beiden in einer Wohngemeinschaft. Und die beiden sind: Fräulein Philomena Meyer und Herr Nur Meyer.
Herr Nur Meyer heisst nur Herr Nur Meyer, weil der Herr Meyer vor Herrn Nur Meyer Viktor Meyer Junior hiess. Und der Herr Meyer vor Herr Viktor Meyer Junior hiess nur Herr Viktor Meyer. Wenn ich gewusst hätte, dass dieser, Herr Viktor Meyer, in so jungen Jahren sterben müsste… Herr Doktor Imboden hat gesagt, Herr Viktor Meyer sei eindeutig vergiftet worden. Arsen. Rattengift oder so. Ich habe noch gesagt, wer macht auch so was??? Herr Viktor Meyer war ja manchmal etwas, wie soll ich sagen…? Er konnte Zähne zeigen, wenn ihm etwas nicht passte. Aber sonst war er eigentlich ein ganz Lieber. Und jetzt das. Einfach tot. Schwupp. Zuerst Mittag gegessen, dann das obligate Mittagsschläfchen. Dann kurz aufgestanden. Dann tot hingefallen. Traurig. Wenn ich also gewusst hätte, dass Herr Viktor Meyer so schnell sterben müsste, und ebenso schnell Herr Viktor Meyer Junior in seinem Bettchen liegen würde, dann hätte Herr Viktor Meyer Herr Viktor Meyer Senior geheissen. Dann hätte man die beiden Viktor Meyer besser voneinander unterscheiden können. Aber, das war ja eigentlich gar nicht nötig, da der erste Herr Viktor Meyer ja bereits tot war.
Dem zweiten Herrn Viktor Meyer, also Viktor Meyer Junior, stand das noch bevor. Ich habe ihm immer gesagt, das nimmt einmal kein gutes Ende mit dir. Ich habe zwar immer an einen Herzinfarkt gedacht. Er konnte sich ja immer so wahnsinnig aufregen über die Autos auf dem kleinen Quartiersträsschen vor unserem Wohnblock. Am liebsten hätte er sie alle weggejagt. Ein richtiges Kräftemessen gab er sich mit ihnen. Er glaubte, er sei lauter, kräftiger, schneller wie sie. Aber Glaube macht selig. Sieger wurde der VW Golf von Frau Häberlein. Ich habe es nur noch quietschen gehört, bin zum Fenster gerannt, und dann…Als es an der Wohnungstür klingelte, stand Frau Häberlein davor. Mit einer Leichenbittermiene entschuldigte sie sich, dass das nicht mit Absicht passiert sei. Ein unglücklicher Zufall, dieser Unfall. Ein richtiger Unglücksfall also. Zum Glück habe sie noch bremsen können. Leider zu spät. Es tue ihr aufrichtig leid. Aber, es treffe sich grad gut. Herr Meyer sei doch ursprünglich Appenzeller gewesen, und sie habe gestern Abend Appenzeller Flûtes gebacken. Und die Flasche Champagner Veuve Clicquot, die sie noch im Kühlschrank gehabt habe, passe hervorragend dazu. Sie würde gerne mit mir auf sein Ableben anstossen und ihn nochmals hochleben lassen, aber sie müsse unbedingt in die Autowaschstrasse. Diese Blutflecken an ihrem VW Golf sähen ja ekelhaft aus. "Das hat Zeit", sage ich. "Jetzt stossen wir zuerst einmal an. Man muss die Feste schliesslich feiern, wie sie fallen."
Und dann kam mein dritter Hund. Ein dritter Herr Viktor Meyer wäre kompliziert und verwirrend gewesen. Und da ich eine unkomplizierte, klarlinige Dame bin, wurde mein dritter Herr Meyer nur Meyer. Und weil nur Meyer ja kein ganzer Name ist, heisst der nur Meyer jetzt Nur Meyer. Und weil Nur Meyer nun wirklich keinen Hut-Kopf hat, (wir haben es mit Zylinder, Melone, Perret, Borsalino ausprobiert), muss er auch keinen Hut tragen. Auch 'ohne' ist er ein Herr.
Und Fräulein Philomena Meyer ohne Herr… bleibt Fräulein Meyer. Wie oft habe ich ihr schon gesagt, sie soll doch endlich mal raus. Raus aus dem Haus. So zurückgezogen, wie sie lebt, wird sie nie einen Mann finden. Geschweige denn einen Herrn. Aber eben!? Ihr gefällt es so, wie es ist. Sie sagt, die Männer, die sie bis jetzt kennengelernt habe, seien alles Schleimer gewesen. Oder seien ständig in den Weinbergen herumgeschlichen. Sie brauche weder dies noch das. Ihr sei es, so wie es sei, ganz gäbig.
So, das war's.
Wir tragen alle einen grossen Namen. Meyer mit Y. Wenngleich wir drei aber auch gleich heissen, so sind wir dennoch miteinander weder verheiratet, verschwägert noch verwandt.
Zutaten
Blätterteig
geriebener Käse
Senf
Zubereitung
Blätterteig auswallen.
Dünn mit Senf bestreichen.
Geriebener Käse darüber verteilen.
Blätterteig in der Mitte falten. Zusammenklappen. Mit Wallholz darüber wallen.
Teig in Streifen schneiden. Diese verdrillen.
Ca. 20Minuten bei 200°C backen.
Ein Eigenbrötler. Sitzt immer, wenn ich ihn sehe, an seinem Tisch im Wohnzimmer. Alleine. Wenn ich ihn nicht sehe, ist er sicher in der Küche, auf der Toilette oder im Bett. Alleine.
Der hätte schon längst einen Hund gebraucht, um nicht auf den Hund zu kommen. Das hätte beiden gutgetan. Gemeinsam alt werden. Erst lieb, dann faul, dann fett, dann böse. Er hätte jedenfalls Grund, einmal pro Tag raus gehen zu müssen. Weil der andere müsste. Jener würde jeden Tag an jede Ecke brünzeln. Jeden Tag jedem jungen Frauchen hinterher schauen. Für diesen nicht gut, aber immer noch besser, als tagein tagaus alleine zuhause rum zu sitzen und sich zu langweilen.
Wobei, ganz alleine ist er nicht. Er hat ein Aquarium. Mit kleinen Goldfischen.
Goldfische! Langweiliger kann's nun wirklich nicht mehr gehen. Zuschauen, wie sie hin und her schwimmen. Hin und her, hin und her, hin und her, hin und her. Da kann man ja gerade so gut aufs Pendel der Stubenuhr schauen.
Oder auf den Tennisball zwischen Federer und Schoko Witsch. Das macht doch kein normaler Mensch, oder?
Gut, früher hab ich auch. Da hatten wir auch Goldfische. Aber nicht drinnen, und nicht nur. Unsere Goldfische schwammen mit Molchen, Wasserschnecken, Stechmückenlarven, Grünalgen, Libellenlarven, Kaulquappen, Kröten und Fröschen draussen. Also draussen drinnen. Also drinnen im Wasser vom Gartenteich draussen.
Mein Vater hat immer behauptet, dass er es sehen könne, ob aus den Kaulquappen später mal Breitmaul-, Grossmaul-, oder Langohr-Frösche würden.
Dann hat er gesagt, wenn man dann den Einen von ihnen, den Richtigen unter Millionen küssen würde, würde ein richtiger Prinz aus ihm. So wie der Charles zum Beispiel. Oder ein falscher König. Also nur Präsident. Von Amerika oder so.
Gottseidank würden aber viele kleine Kaulquappen von den grossen Fischen gefressen. Leider aber eben oft die Falschen. Wobei, der Prinz Charles ist schon der Richtige. Da wäre es falsch gewesen, wenn sie den einfach so rübis und stübis verschlungen hätten. Ausser Camilla, die durfte natürlich.
Und den andern, der Alte in Amerika drüben…, also der, der nicht mehr ist, den hatten offenbar viele schon damals, als er noch eine kleine Kaulquappe war, nicht zum Fressen gern.