Mädchenstimmen - Valeska Csar - E-Book

Mädchenstimmen E-Book

Valeska Csar

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Beschreibung

Märchen, Liebe, Trauma, Depression, Spaßiges, Körperangelegenheiten, Träume, Motivation, Gesellschaftskritik, Weltflucht, Heldenmut. Mädchenstimmen sind facettenreich und erzählen ganz unterschiedliche Geschichten. Oft stammen die unterschiedlichsten Stimmen aber aus ein und der selben Person. Das Büchlein vor Ihren Augen macht diese individuelle Vielfalt sichtbar und anfassbar. Eine komprimierte Sammlung von zauberhaften Geschichten, Gedichten und Ungewöhnlichem aus Valeska Csars frühem Schaffen, enthält es nicht nur bekannte Texte wie "Die rote Erzherzogin" und "Das Märchen von Dornroserich", sondern ebenso bisher unveröffentlichte Werke. Sie nehmen mit auf eine Reise des Sprachgenusses aus dem Kopf einer Frau zwischen Idealen und Realitäten, mit der Liebe zum Alten und der Lust nach Neuem, in der sich so manche wiederfinden, verrücken und neu entdecken wird.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 33

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Den toten Autoren dieser Welt.

Inhalt

Valeska Csar: Die Geschichte meines Namens

Der Erdling

Die rote Erzherzogin

Das Märchen von Dornroserich

Hunger ist meine Liebe

Thör – Der Dönergott (und sein Erzfeind Der Gerät)

„Die Zauberflöte“ (1. Akt, 1. Auftritt) – Eine Bearbeitung für Leser

Für dich sind meine Brüste etwas Magisches

Liebesbrief

Oh, Austria

Stadtpark

Wie zwei Krankenschwestern die Welt retteten

Das Rauschen

The Manly Beast

Männlichkeit

Wovor ich mich fürchte in der Nacht

The Crime Files of Zara H.

Mein Leben am Mond

Über Valeska Csar

Zur Ouvertüre:

VALESKA CSAR: DIE GESCHICHTE MEINES NAMENS

Mein Name ist Valeska Csar. „Valeska“ wird gesprochen wie man es schreibt. Eine Franziska mit Wallungen. Csar bitte als „Tschar“, wenngleich es mir durchaus schmeichelt nach dem zeitlosen Umherstarren in diversen Wartezimmern zum Cäsar oder Zaren meiner Luftschlösser erhoben zu werden. Mein Name klingt exotisch, ist er aber nicht. Eher altösterreichisch. Wohl deshalb.

Vielleicht ist Ihnen mit meinem vollen Namen besser geholfen: Valeska Csar-Frauenberg. Danke, ich bin nicht verheiratet. Nein, ich führe meinen Mann nicht am Bindestrich spazieren. Darum verwende ich den zweiten Teil nie. Ich komm‘ mir dabei alt vor.

Dabei ist es gerade das Alte, die Geschichte hinter meinem Namen, die mich ihn so lieben lässt. Valeska, das ist der Name meiner Ur-Großmutter mütterlicherseits, Valeska Rath, ein jüdischer Name. Entgegen allen Urteilen war sie weder wohlhabend, gar geschäftig oder mit dem Glück gesegnet die Reichsfluchtsteuer entrichten zu können. Aber sie war eine kecke, resche, liebevolle ledige Mutter. Böse Zungen hätten gemeint der größte aller Drachen auf der Welt. Meine Großmutter, der die Flucht nach Übersee zuvor mit ihrem Onkel gelungen war, wollte sie in ihrer lebenslangen Sehnsucht ehren für die Frau und Mutter, die sie gewesen war. Auch meiner Mutter war ihr Gedächtnis ein Anliegen, darum kann ich aus vollem Herzen meinen sie gut genug zu kennen, um stolz zu sagen: Danke, Valeska, dass ich deinen Namen tragen darf!

Auch den Namen väterlicherseits trage ich mit fast so stolzer Brust, wie einst meine Ahnen den Orden, der dem Privileg als Zeichen galt: Ritter Csar von Frauenberg. Das würde mich wohl zur „Frau Csar von Frauenberg“ machen. Oder ganz: „Frau Valeska Frau Csar von Frauenberg.“ Klingt deppert, ist es auch. Da braucht es eindeutig eine schneidige „Ritterin“. Aber seit das Adelsaufhebungsgesetz von 1919 den Namen auf „Csar-Frauenberg“ gestutzt hatte, ist alles nur mehr eine lustige Spielerei, da niemand mehr weiß für welche Ritterhaftigkeit wir „Csar“ privilegiert worden sind. Man spaßelt, ich hätte es verdient fürs Spritzer trinken, da wäre ich mindestens auf Ritter-Niveau. Böse Gerüchte.

Den Frauenberg gibt es übrigens wirklich. Er überragt die römisch-keltische Stadt Flavia Solva, im heutigen Leibnitz in der Steiermark. Das „Frau“ bezieht sich dabei auf die stillende Jungfrau Maria, die wiederum selbst der christliche Ersatz für eine pagane mütterliche Obergottheit war, die mit der Isis gleichgesetzt wurde. Von diesem Berg leuchten seit Jahrtausenden deren Tempel, Kirchen und Kultstätten gemeinsam mit den funkelnden Blicken der Besucher verheißungsvoll ins Tal hinab. Manchmal nehme ich die kleine Reise auf mich, um mich dort zu sammeln und nachzudenken. Erfreue mich, dass mein Vorfahre wollte, dass unsere Familie diesen Ort im Namen trägt. Und habe dabei furchtbare Gewissensbisse ihn nur spärlich in Verwendung zu halten. Beim Abbild der Muttergottheit muss ich gerne an meine Ur-Großmutter Valeska denken. Warum weiß ich nicht. Wahrscheinlich weil mein Kopf es möchte, dass alles Rund ist und zusammenhängt – mangels zweitem Bindestrich.

So hat mein Name seine Geschichte in meiner Geschichte, zu der ich selbst noch ein paar Kapitel anfügen möchte. Der Name bleibt aber so. Das ist fix. Ich mag ihn jedenfalls. Mein Name ist Valeska Csar. „Tschar“. Denken Sie daran im nächsten Wartezimmer.

DER ERDLING