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Der Weltrat hat von einem seltsamen Phänomen erfahren: Menschen sollen von einem Berg "verschluckt" werden; sie verschwinden spurlos darin. Vor Ort stoßen Matt und Aruula auf eine Art Gespinst, das sich in einem Höhlensystem eingenistet und ausgeweitet hat.
Und plötzlich ist Matthew nicht mehr zu halten: Aruula verspürt seinen unbändigen Drang, in die Höhlen vorzudringen, und kann ihn gerade noch stoppen, indem sie ihn ausknockt. Als er wieder zu sich kommt, kann er sich nichts erinnern...
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Seitenzahl: 146
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Was bisher geschah...
Das Gespinst
Leserseite
Fanstory
Vorschau
Impressum
Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« die Erde. In der Folge verschiebt sich die Erdachse, und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist – bis auf die Bunkerbewohner – auf rätselhafte Weise degeneriert.
In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Fliegerstaffel beim Einschlag durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz wird er von Barbaren gerettet, die ihn »Maddrax« nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula findet er heraus, dass Außerirdische mit dem Kometen – dem Wandler, der sich als lebende, schlafende Entität entpuppt – zur Erde gelangten und schuld sind an der veränderten Flora und Fauna und der Verdummung der Menschen. Nach langen Kämpfen mit den Daa'muren erwacht der Wandler, weist sein Dienervolk in die Schranken und zieht weiter. Mit zwei Daa'muren, die auf der Erde zurückblieben – Grao und Ira – haben sich Matt und Aruula sogar angefreundet.
Bei einem Abstecher zum Mars, auf dem sich eine Expedition aus dem Jahr 2010 zu einer blühenden Zivilisation entwickelt hat, erfährt Matt von der Spezies der Hydree, die vor 3,5 Milliarden Jahren hier lebten und mittels eines Zeitstrahls zur jungfräulichen Erde umzogen, als ihr Planet seine Atmosphäre und Ozeane verlor. Mit ihren Nachkommen, den telepathisch begabten Hydriten, die von den Menschen unentdeckt am Meeresgrund leben, hatte Matt schon Kontakt und nennt einen von ihnen, Quart'ol, einen guten Freund.
Diese »Tunnelfeldanlage«, die wie ein Transporter funktioniert, in dem die Zeit unendlich gedehnt werden kann, ist bis heute in Betrieb und verursachte auch den Zeitsprung von Matts Flugstaffel um 504 Jahre, als die den Strahl querte. Dabei legt der Strahl einen Tachyonenmantel um lebende Zellen, der den Altersprozess fünfzig Jahre lang drastisch verlangsamt.
Seither ist viel Zeit vergangen – wir schreiben inzwischen das Jahr 2554 –, und all die Erlebnisse unserer Helden an dieser Stelle zu schildern, wäre unmöglich. Es gibt sogar eine Erdkolonie in einem fernen Ringplanetensystem, zu dem allerdings der Kontakt abgebrochen ist. Ihre Freunde Tom, Xi und deren Tochter Xaana (die eigentlich Matts Kind ist) leben dort auf dem Mond Novis.
Nicht nur einmal haben Matthew Drax und Aruula die Erde vor dem Verderben gerettet und mächtige Feinde bekämpft – zuletzt die vampirhaften Nosfera, die die WCA (World Council Agency, kurz: Weltrat) übernehmen wollten. Auf diese Organisation traf Matt schon früh. Momentan steht ihr General Aran Kormak vor, ein in der Vergangenheit eher zwielichtiger Charakter, der sich aber gewandelt und großes Interesse zu haben scheint, Meeraka (ehem. USA) und danach andere Länder friedlich zu einen.
Auch um Kormak weiterhin im Auge zu halten, geht Matt auf seinen Vorschlag ein, zusammen mit Aruula im Auftrag des Weltrats eine schnelle Eingreiftruppe zu bilden und für ein Bündnis unter dem Dach der WCA zu werben.
Dies sind ihre Abenteuer...
Weitere Informationen und Hintergründe zur Serie findet ihr unter www.maddraxikon.de im Internet!
Das Gespinst
von Gastautorin Susan Schwartz
»Der Auftrag, sollten Sie ihn annehmen, ist ebenso mysteriös wie heikel. Einer unserer WCA-Offiziere, Colonel Gun Dalak, war zu einem Besuch im ehemaligen Salt Lake City. Er plant den Wiederaufbau seiner Heimatstadt und wollte sich vor Ort dafür einsetzen, dass die Bewohner der Siedlungen sich zusammenschließen. Dafür bot er im Namen des Weltrats Unterstützung mit Hilfsgütern und Maschinen an.
Auf dem Weg Richtung Süden verliert sich jedoch seine Spur. Angeblich soll er einem Phänomen nachgegangen sein, das man dort Shimuu'Akba nennt, was in etwa Hungriger Berg bedeutet. Nicht nur Dalak, sondern auch viele weitere Menschen sollen unter ungeklärten Umständen in einer Steinformation verschwunden, quasi verschluckt worden sein.
Finden Sie den Colonel und lösen Sie das Rätsel, Commander Drax!«
So hatte sich General Aran Kormak ausgedrückt – nun ja, nicht genau so. Matthew Drax war den Auftrag des Weltrats in Gedanken noch einmal durchgegangen und hatte dabei seine Erinnerungen an die TV-Serie »Mission: Impossible« einfließen lassen, die er als Kind in Riverside jeden Samstag mit Begeisterung verfolgt hatte – vor über fünfhundertfünfzig Jahren, als die Welt noch in Ordnung gewesen war. Mehr oder weniger.
»Hoffentlich finden wir jemanden, der Kontakt zum Colonel hatte«, meinte er, während er und Aruula sich Saalaik näherten, den Ruinen des früheren Salt Lake City.
Ein Großraumgleiter hatte sie in der Nähe abgesetzt und war die knapp dreitausend Kilometer nach Waashton zurückgeflogen, damit die beiden Beauftragten des Weltrats sich ganz ihrer Aufgabe widmen konnten.
PROTO rollte geduldig über die Steppenlandschaft, die immer mehr in eine kiesige Wüste überging. In östlicher Richtung zeigte sich in der Ferne durch Nebel eine Bergkette mit Schneekuppen darauf.
Vor Matt schälten sich die Ruinen der Stadt aus dem Dunst, bizarre löchrige, verwitterte Turmbau-Skelette, die sich mahnend wie Gichtfinger gen Himmel erhoben. Besonders zähe niedrige Pflanzen wie Flechten, Moose und Efeu rankten sich zwischen den Gebäuden und klammerten sich an Mauerresten fest.
Es regnete so gut wie nie, aber durch den nahen Salzsee verdunstete gerade so viel Wasser, dass sie die Feuchtigkeit aus der Luft filtern und nutzen konnten. Aus einigen Gebäudeüberresten, bei denen nicht nur das Dach, sondern auch die obersten Stockwerke fehlten, erhoben sich dünne Bäume mit nadelartigen Blättern; innerhalb der Mauern schienen sich demnach kleine Biotope gebildet zu haben.
Der See war nahezu tot, obwohl er noch von unterirdischen Wasserläufen gespeist wurde, aber sein Salzgehalt verringerte sich dadurch nicht. Selbst die härtesten und zähesten Wesen waren nicht in der Lage, das dauerhaft auszuhalten, sodass die Menschen abgesehen vom Salzhandel keinen Nutzen aus ihm ziehen konnten.
Zumindest nicht bis in die Tiefe; in der Nähe der unzugänglichen, unterseeischen Zuflüsse mochte es ein wenig anders aussehen. Ein Mikroökosystem könnte sich dort entwickelt haben, so wie es sich in den kleinen Wüstendörfern im Umland gebildet hatte – dort, wo man nicht so tief nach Wasser graben musste, wurde jeder gesammelte oder gegrabene Tropfen genutzt und dem kargen Boden alles abgetrotzt.
Ein wenig Getreide, zähe Kohl- und Wurzelarten, und dazu skurril aussehende Nachkommen von Hühnern und Ziegen, wie es sie nicht nur an diesem Ort gab. Der größte Gewinn dürfte der Baambu sein, aus dessen Stämmen die Palisaden gewonnen wurden, und dessen Laub und Blattkraut für Kleidung, Medizin und Ernährung dienten.
Matt konnte die Idee des WCA-Colonels nachvollziehen – wenn man die Ressourcen und Kräfte aller umliegenden Siedlungen bündelte, könnte das zu einer neuen Stadtgründung führen, die letztendlich bessere Lebensumstände für alle bot. Aber würden sich die Nachfahren der Städter dazu überreden lassen, etwas Neues, Größeres anzustreben und bestehende Rivalitäten aufzugeben?
Kormak hatte gesagt, Dalak käme von hier – aber konnte das sein? Dann hatte er eine außergewöhnliche Karriere hinter sich, von Hillbilly zum Weltrat-Offizier. Es konnte auch sein, dass er sich auf seine Vorfahren bezog. Oder steckte etwas anderes dahinter, irgendein zu erwartender Profit? Der Salzhandel allein konnte es ja nicht bringen.
Dennoch eine große, an sich löbliche Mission, doch unter ungeklärten Umständen war der Colonel verschollen. Vielleicht war er den Leuten so auf die Nerven gegangen, dass sie sich seiner entledigt und sich anschließend diese mystische Schwurbelgeschichte ausgedacht hatten, in der Hoffnung, damit würde man sich zufriedengeben.
Da hatten sie die Rechnung aber ohne den Weltrat gemacht; die mochten es überhaupt nicht, wenn eines ihrer Mitglieder mir nichts dir nichts verschwand. Vor allem jemand, der als kompetent galt und allgemein angesehen war.
Matt und Aruula hatten zwar einen Kontakt und die Koordinaten erhalten, wo er zu finden wäre, aber falls dem Colonel »etwas zugestoßen« war, würde das Paar vor einer dicken Mauerblockade des Schweigens und der Verweigerung stehen. Es konnte sie leicht selbst in Gefahr bringen, wenn sie hartnäckig nachfragten.
Was sie natürlich vorhatten. Sie waren nicht den weiten Weg gekommen – wenn auch komfortabel im Gleiter –, um sich dann vage abspeisen zu lassen. Normalerweise wirkte PROTO mit seinem kompakten, metallisch grauen Äußeren und fünfzehn Metern Länge schon ordentlich einschüchternd. Er sah nicht nur martialisch aus; der Mehrzweckpanzer war vor Angriffen geschützt, und er war gut bewaffnet. Die beiden, die mit ihm fuhren, waren es nicht weniger.
Ungefähr vier Kilometer vor der Siedlung, zu der die Koordinaten führten, erregten sie schon Aufsehen. Links und rechts der Holperstraße führten Zäune entlang, die den Eindruck erweckten, als würden sie jeden Moment in sich zusammenfallen. Verstreut zeigten sich mittelgroße, langhaarige Nutztiere mit vier in verschiedene Richtungen weisenden, krummen Hörner, stämmigen Körpern, einem klobigen Schädel und einem schmalen Maul. Aus dem Oberkiefer ragten scharfe Hauer, mit denen sie in der Lage waren, den Boden umzugraben und verborgene Nahrung zu finden.
Hirten hielten sich dort auf, die PROTO hinterherliefen. Rasch bildete sich eine Menge am Wegesrand, die ebenfalls den Neuankömmlingen folgten.
Bis sie die Palisade mit dem Tor erreichten, schienen schon alle Anwohner versammelt.
Ein Mann trat an PROTO heran, und Matt öffnete das Schott am Heck.
»Mit dem dürft ihr nicht rein!«, rief der Mann und deutete auf den Amphibienpanzer.
»Verstanden. Aber wir beide schon?« Aruula stellte sich neben Matt.
»Dies ist ein gastfreundliches Land. Keine Waffen, und ihr seid willkommen.«
»In Ordnung.«
Es war also richtig gewesen, in ein paar Kilometern Abstand zu laden; der Gleiter hätte ungleich bedrohlicher auf die Bewohner gewirkt, und eine Landung mitten im Dorf hätte zu ernsten Problemen führen können.
Aruula richtete die Gastgeschenke her, die man ihnen empfohlen hatte: kleine Werkzeuge, Mehl, Wasserbeutel, Samen und für die Kinder ein paar Süßigkeiten.
Matt stieg aus und zeigte den Beutelinhalt, dass keine Waffen darin versteckt waren. Der Mann nickte und ging voran. Er trug die für diese Gegend übliche Kleidung aus Pflanzenfasern, Tierwolle und Leder, ein Lederband um die Stirn und einen langen Stab, an dessen oberem Ende eine scharfe, gekrümmte Klinge saß.
Das Tor wurde geöffnet, nachdem eine der Wachen oben auf der Palisade ein Zeichen nach unten gab, und im Gefolge der Bewohner marschierten Matt und Aruula ins Dorfzentrum, wo sie bereits von den Ältesten erwartet wurden.
Der Mann nahm den Beutel und reichte ihn weiter an die vier Vorsteher, zwei Männer und zwei Frauen.
Sie kippten ihn aus, begutachteten den Inhalt und nickten. Die wartenden Kinder stürzten sich auf ihr Zeichen hin mit Freudengeheul auf die Leckereien.
Dann wandte sich eine Frau ihnen zu. »Ihr seid wegen des Colonels hier?«
Wie die anderen sprach sie ein schwerfälliges Englisch mit Wörtern, deren Endungen oft gekürzt waren, aber sie waren gut zu verstehen. Matt und Aruula waren schon so vielen Dialekten begegnet, dass es ihnen nicht schwerfiel, sich einzufühlen. In Meeraka war es noch am einfachsten. Für die schwierigen Fälle verfügte Matt über einen im Nacken implantieren, außerirdischen Universal-Translator.
Die Älteste kam ohne Umschweife zur Sache, das gefiel Matt. Und sie zog schnell die richtigen Schlüsse, wobei sie nicht sonderlich interessiert schien. PROTO hatte sie und die anderen jedenfalls nicht eingeschüchtert.
Matt stellte Aruula und sich selbst vor und bestätigte die Annahme.
»Der Kontakt zu Colonel Gun Dalak ist plötzlich abgerissen, das hier sind seine letzten bekannten Koordinaten.«
»Aber er ist schon lange weitergereist«, antwortete die Frau.
Matt nickte. »Richtung Süden, sagte man uns.«
»Genau. Er wollte bis zu den Randzonen vorstoßen, nach Ce'arsi, dem letzten Dorf vor dem Bodeneinbruch.«
Cedar City, rekapitulierte Matt im Stillen. Die Stadt bei Cedar Breaks, dem kleinen Bruder des Bryce Canyon. Mit PROTO nur wenige Stunden Fahrt entfernt.
»Warum wollte er dorthin?«, fragte er.
»Colonel Gun wollte mit allen Siedlungen sprechen für sein großes Projekt.«
»Und welchen Erfolg hatte er damit?«, erkundigte sich Aruula. »Fand er Gehör?«
Die Frau wiegte den Kopf. Ihr Alter war schwer zu schätzen, da ihr Gesicht von Wetter und harter Arbeit gegerbt war, von vielen Falten durchfurcht. Aber ihre hellblauen Augen blickten hellwach – und mit dem üblichen Misstrauen Fremden gegenüber.
»Wie man's nimmt. Manche sind seiner Idee gegenüber aufgeschlossen, andere, die sich gut versorgen können, haben kein Interesse gezeigt. Unserer Ansicht nach ist es ein zu großes Vorhaben, das er in seiner Lebenszeit nicht mehr bewältigen kann. Wir leben hier schon so lange auf diese Weise, warum sollten wir es ändern?«
»Die Sterblichkeitsrate könnte sinken«, meinte Matt. »Genug zu essen für alle ...«
Nicht nur die Ältesten, alle Umstehenden, die seine Worte gehört hatten, lachten.
»Das stellt ihr in Waashton euch wohl immer so leicht vor! Aber während ihr euch in euren Bunkern versteckt habt, haben wir hier draußen überlebt. Denkt ihr ernsthaft, wir brauchen euch? Dass ihr uns etwas bieten könnt, was wir nicht haben?«, lautete der übereinstimmende Tenor. Zumindest waren sie gut informiert – möglicherweise durch den Colonel.
Dann fuhr die Älteste fort: »Wir können euch nicht helfen. Ihr müsst nach Süden weiter. Vielleicht hat Gun es bis Ce'arsi geschafft, vielleicht auch nicht, dann findet ihr seine Überreste unterwegs.« Es schien sie nicht sonderlich zu kümmern.
»War der Colonel denn allein, als er hier eintraf? Und womit ist er gekommen?«, forschte Matt nach.
»Ja, er war allein«, antwortete die zweite Älteste. »Und er kam mit nichts als seinen eigenen Füßen. Seine Leute hatten ihn wohl in der Nähe abgesetzt. Er wirkte zuversichtlich und wollte nicht aufgeben. So etwas ist bewundernswert. Also ließen wir ihn weiterziehen.«
»Hat ihn denn keiner von euch begleitet?«, fragte Aruula konsterniert.
»Wir gaben ihm einen Ziegenkarren und eine Wasserblase, das reicht ja wohl.«
»Weiter geht eure vielgerühmte Gastfreundschaft also nicht?«, brummte Matt.
»Wir haben ihm gesagt, er solle nach Waashton zurückkehren. Aber das kam für ihn nicht in Frage. Er war so besessen von seiner Idee, wie von einem heiligen Feuer durchdrungen, dass wir ihm nicht im Wege stehen wollten.«
Die anderen nickten, und ein kleiner Mann, der so verhutzelt war, dass er schon fast wie eine lebende Mumie wirkte, meinte: »Wenn jemand Träume hat, muss er sie leben dürfen, das ist eines unserer heiligen Gesetze.« Er wies um sich. »Hier draußen gibt es nicht viel, selbst Träume sind rar. Wir ehren sie mehr als alles andere.«
Matt merkte, dass er so nicht weiterkam. Diese Leute wirkten zwar nicht feindselig, aber sie wollten auch nichts weiter mit Fremden, die von weither kamen, zu tun haben. Aruula und er fielen ihnen zusehends lästig. Sie hatten zwar wahrscheinlich damit gerechnet, dass man nach dem Colonel suchen würde, wenn er sich längere Zeit nicht meldete, deshalb beantworteten sie auch zunächst die Fragen – um damit gleichzeitig abzuwimmeln.
Also blieb wohl nichts anderes, als weiterzuziehen. Mit einer oder zwei weiteren Auskünften. »Kennt ihr die Bewohner von Ce'arsi?«
Die Älteste zuckte die Achseln. »Woher denn? Wir lassen sie in Ruhe, sie lassen uns in Ruhe. Viel zu weit weg, und sie haben nichts, das wir begehren.«
»Aber vielleicht brauchen sie euer Salz und schicken ab und zu eine Karawane?«, hakte Aruula nach.
»Die haben dort selbst genug von allem.« Der vierte Älteste spuckte einen braunen Batzen aus. »Das sind seltsame Leute, mit denen wir nichts zu tun haben wollen. Sie machen Geisterbeschwörungen und schlechten Zauber. Ja, ja, ab und zu kommt mal einer von denen her, irgendein junger Ziegenbock, der keine Frau findet und sein Glück anderswo versuchen will. Mancher bleibt, wenn er keine Probleme macht, mancher zieht weiter. Wir halten niemanden auf.«
Damit sah er Matt fest an. Sehr subtil, ihnen auf diese Weise klarzumachen, dass sie jetzt verschwinden sollten. Die Gastfreundschaft hatte nicht einmal dazu gereicht, ihnen etwas zu essen und zu trinken anzubieten. Worüber Matt nicht traurig war, denn wer wusste schon, womit das Zeug versetzt war.
Einige der jungen Männer hatten Aruula unverhohlen angestarrt. Dem verstohlenen Kichern hinter seinem Rücken nach zu urteilen, hätte Matt wahrscheinlich auch ein paar neue Freundinnen gefunden. Aber das Risiko war den Dorfältesten gewiss zu hoch – denn es war anzunehmen, dass, wenn diese beiden nun auch verschwanden, der nächste Suchtrupp zahlenmäßig größer war und seine Waffen nicht ablegen würde.
Aber immerhin hatte man sie empfangen und ihre Fragen beantwortet – das war besser als erhofft gewesen. Ob es die Wahrheit war, stand auf einem anderen Blatt.
»Dann wollen wir euch nicht weiter stören und danken für alles«, sagte Matt höflich.
PROTO stand unversehrt da, niemand hatte sich an ihm zu schaffen gemacht. Nicht einmal Kinder turnten auf dem Mehrzweckpanzer herum. Matt hatte ihn nach dem Schließen des Schotts nicht zusätzlich gesichert; die Leute hier hatten nicht den Eindruck erweckt, als könnten sie die äußerst widerstandsfähige Metall-Kunststoff-Wandung mit starken Waffen durchschlagen. Es befand sich keiner auch nur in der Nähe. Selbst die Wachen auf den Palisaden hielten sich bedeckt. Die Neugier über die Besucher hatte nicht lange angehalten.
»Dabei wäre PROTO ein unbezahlbarer Schatz – damit könnten sie andere Dörfer überfallen«, sagte Aruula, während sie nach Eingabe des Zugangscodes einstiegen. »Insofern sie den Umgang damit jemals hinbekämen.«
»Bring sie nur auf komische Gedanken«, erwiderte Matt grinsend und schloss das Schott. »Was ich mich frage: Wenn der Colonel sich hier hat absetzen lassen, wie konnte der Weltrat dann von seinem Aufbruch nach Süden erfahren?«
Aruula zuckte die Achseln. »Vielleicht hat er vor seinem Aufbruch mit der Besatzung darüber gesprochen. Aber das spielt für uns eh keine Rolle. Wir sollen Gun finden, und seine Spur verliert sich zwischen hier und Ce'arsi. Wie gehen wir vor?«
»Wir folgen der Straße nach Süden, genau wie der Colonel. Sollten wir ihn in Cear'si nicht finden und die haben ihn noch nie gesehen, werden wir hierher zurückkehren und ein bisschen deutlicher nachhaken.«
»Dann denkst du, die Leute hier lügen? Dass sie ihn festhalten oder ihn umgebracht haben?«
»Hast du beim Lauschen irgendwas feststellen können?«
»Nein, gar nichts. Kaum Emotionen. Eben das macht mich misstrauisch.«