Magic Smoke - Helen Harper - E-Book

Magic Smoke E-Book

Helen Harper

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Beschreibung

Ein neuer Tag - viele neue Rätsel

Endlich scheint sich im Leben von Emma Bellamy so etwas wie Ruhe einzuschleichen. Die kleine Abteilung der Supernatural Squad gewinnt langsam an Einfluss, die Vampire und Werwölfe von London beginnen sie zu respektieren und endlich hat sie das Gefühl, dass sie überhaupt weiß, was sie in ihrer neuen Position tun soll.
Doch Emma hat keine Zeit, Atem zu holen, denn ein Vampir klettert auf das London Eye und drei Werwölfe entführen einen Touristenbus. Und als wäre das alles nicht schon genug Aufregung, gibt es da ja auch noch den attraktiven Vampir Lord Horvath, der ständig ihr Nähe sucht und Emma mit seiner überwältigenden Anziehungskraft stärker durcheinanderbringt, als sie zugeben will ...

"Ich habe MAGIC SMOKE geliebt und es ist wahrscheinlich mein bisheriger Favorit in der FIREBRAND-Reihe." BARBARA'S BOOKANALYSIS

Band 3 der FIREBRAND-Reihe

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

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Die Autorin

Die Romane von Helen Harper bei LYX

Impressum

HELEN HARPER

Magic Smoke

Roman

Ins Deutsche übertragen von Andreas Heckmann

Zu diesem Buch

Ein neuer Tag – viele neue Rätsel

Endlich scheint sich im Leben von Emma Bellamy so etwas wie Ruhe einzuschleichen. Die kleine Abteilung der Supernatural Squad gewinnt langsam an Einfluss, die Vampire und Werwölfe von London beginnen sie zu respektieren und endlich hat sie das Gefühl, dass sie überhaupt weiß, was sie in ihrer neuen Position tun soll.

Doch Emma hat keine Zeit, Atem zu holen, denn ein Vampir klettert auf das London Eye und drei Werwölfe entführen einen Touristenbus. Und als wäre das alles nicht schon genug Aufregung, gibt es da ja auch noch den attraktiven Vampir Lord Horvath, der ständig ihr Nähe sucht und Emma mit seiner überwältigenden Anziehungskraft stärker durcheinanderbringt, als sie zugeben will …

1

Die Tür sah noch immer so aus, wie ich sie aus der Kindheit in Erinnerung hatte. Der Lack war etwas stärker verwittert, und auf den Eingangsstufen wuchs mehr Moos als früher, aber sie besaß das vertraute Dunkelblau und trug den alten Klopfer aus Messing und das schwerlich lesbare Namensschild.

Ich holte tief Luft, hob die Hand und klopfte. Kaum hatte ich die Tür berührt, schwang sie auf, und das zerfurchte Gesicht meines Onkels spähte mir entgegen. »Hab dich schon von Weitem gesehen«, ächzte er. »Am besten kommst du rein.«

Es gab keine herzliche Umarmung, keinen Kuss auf die Wange, kein Händeschütteln. Er drehte sich nur um, schlurfte ins Haus und erwartete, dass ich ihm folgte. Achselzuckend trottete ich ihm nach.

Er ging langsamer als früher, und seine Schultern waren gebeugter, aber seine frostige Begrüßung stimmte mich fast wehmütig. Seltsam tröstlich, dass manche Dinge sich nie ändern. Wochenlang hatte ich mir diesen Ausflug vorgenommen, doch die Arbeit hatte meine Pläne immer wieder durchkreuzt. Als ich endlich einen freien Vormittag hatte, war ich sehr früh losgefahren, um die Rushhour zu meiden. Vorab angerufen hatte ich nicht. Vielleicht war das ein Fehler gewesen.

Mein Onkel setzte sich in den verschlissenen Sessel, der seit jeher in der Wohnzimmerecke neben den von Biografien und Büchern zur Weltpolitik überquellenden Regalen stand. Alles war wie immer – vom verstaubten Gummibaum bis zum Kalender auf dem kleinen Tisch an der Wand. Ich las das in fetten roten Lettern gedruckte Datum: Dienstag, 22. Juni. Kaum zu fassen, dass schon Sommer war.

Mein Onkel schniefte laut. Eine Tasse Tee oder ein Glas Wasser bot er mir erwartungsgemäß nicht an. »Ich habe deine Geburtstagskarte bekommen«, sagte er.

Ich nickte. »Gern geschehen.« Die Karte erwähnt zu haben, war seine Art, Danke zu sagen.

Wieder schniefte er und schlug die Beine übereinander. »Wie ist es denn bei der Polizei?«, fragte er. »Hast du in letzter Zeit ein paar Kriminelle verhaftet?«

»So einige. Und zu deiner ersten Frage: Mir gefällt die Arbeit.«

Seine Miene änderte sich nicht. »Gut … ich nehme an, du bist gekommen, weil du in Schwierigkeiten steckst. Hast du dir ein Kind machen lassen?«

Ich war dreißig Jahre alt und kein Teenager mehr. Würde ich unerwartet schwanger, käme ich damit nicht nur bestens alleine klar, sondern er wäre der Letzte, den ich um Hilfe bitten würde. Mein Onkel war kein schlechter Kerl. Er hatte mich aufgenommen, mich mit Kleidung und Essen versorgt und mir ein sicheres Dach über dem Kopf geboten. Dass er nie bei Aufführungen des Schultheaters aufgetaucht war und mir nie Gutenachtgeschichten vorgelesen hatte, war nicht seine Schuld. Er hatte sich nicht mit einem Kind belasten wollen, und ich hegte keinen Groll gegen ihn. Von den Eltern meiner Schulfreunde und -freundinnen und aus der Nachbarschaft hatte ich viel Herzlichkeit und Aufmerksamkeit erfahren.

Auf seine Art hatte Wilfred Bellamy alles ihm Mögliche getan und mich mit achtzehn sanft vor die Tür gesetzt, froh, seine Pflicht erfüllt zu haben. Kontakt zu ihm hatte ich nur durch gelegentliche Postkarten, Weihnachtsgrüße und seltene Besuche gehalten. Wir standen uns nicht nahe, würden es auch nie tun, aber damit hatte ich mich schon lange abgefunden.

Ich lächelte matt. »Nein, ich bin nicht schwanger.«

»Gut«, wiederholte er und musterte mich durchdringend. »Weshalb bist du dann hier?«

Wir befanden uns zwei Stunden von London entfernt in einem Dorf bei Brighton. Unmöglich, dass ich zufällig in diese Gegend gereist war und aus einer Laune heraus bei ihm vorbeigesehen hatte. Er wusste das, ich wusste es auch. Das gehörte zu den Dingen, die mir an dem mürrischen alten Kerl gefielen: Er verschwendete keine Zeit mit Freundlichkeiten und Höflichkeiten und mochte es, wenn Leute direkt zum Punkt kamen. Leider war das in diesem Fall leichter gesagt als getan. Es gab Dinge an mir, über die ich nicht sprechen wollte, jedenfalls nicht mit meinem Onkel, aber ich hatte eine Menge Fragen, die nur er mir beantworten konnte.

»Ich bin wegen meiner Eltern hier«, sagte ich leise.

»Die sind tot.«

Ich warf ihm einen gereizten Blick zu. »Ich erinnere mich kaum an sie und möchte mehr über sie erfahren.«

»Als sie starben, warst du fünf – du musst dich an einiges entsinnen.«

Aber an nichts Hilfreiches. Ich erinnerte mich an eine freundliche, sonnendurchflutete Küche und eine Arbeitsfläche voller Mehl, wo meine Mutter und ich gebacken hatten. Ich erinnerte mich, durch einen Garten gerannt zu sein und mit meinem Vater Verstecken gespielt zu haben. Auch andere Rückblicke blitzten manchmal auf – an Essen mit der Familie, an das Bauen eines Schneemanns, an gemeinsames Kuscheln vor einem prasselnden Feuer. Ich wusste, dass ich geliebt worden war. Woran ich mich nicht erinnerte, war eine Erwähnung des Übernatürlichen oder der Tatsache, dass ich immer wieder sterben konnte, um in Flammen aufzuerstehen. Ich erinnerte mich nicht, dass mir jemand gesagt hatte, dass ich ein Phönix bin. Nein, nicht ein Phönix, sondern der Phönix. Höllenzauber, das Buch, auf das ich bei Ermittlungen gestoßen war, hatte behauptet, dass es immer nur einen Phönix gab. Und gegenwärtig war ich das.

»Hatten sie je etwas mit Übernatürlichen zu tun?«, fragte ich.

Erstmals wirkte mein Onkel überrascht. »Mit Vampiren?«, bellte er. »Mit Werwölfen? Mit solchen … Leuten?«

Ich nickte.

»Deine Eltern haben in Kent gelebt. Hier redet man über Dinge, die in englische Gärten auf dem Lande gehören«, sagte er barsch, »nicht über Hirngespinste aus der Londoner City.«

»Ich weiß«, beharrte ich, »allerdings-«

»Es würde mich überraschen, wenn deine Mutter oder dein Vater je einem übernatürlichen Wesen begegnet wären. Aber wie du weißt, stand ich beiden nicht nahe. Mark, dein Vater, war vierzehn Jahre jünger als ich. Wir sind nicht zusammen aufgewachsen. Als ich von zu Hause weggegangen bin, war er erst zwei. Er war ein rotznäsiges Kind mit einer Vorliebe für Plastik-LKWs. Ich habe wenig Zeit mit ihm verbracht, auch später. Und deine Mutter«, er schürzte nachdenklich die Lippen, »habe ich nur zwei-, dreimal getroffen. Soweit ich mich erinnere, hat sie gern gemalt. Und sie hatte braunes Haar.« Er wies auf mich. »Genau wie du.«

Nichts von alledem war hilfreich, doch meine Großeltern waren tot, und meine Mutter war ein Einzelkind gewesen. Der Einzige, der mir noch von meinen Eltern erzählen konnte, war der Onkel, der vor mir saß. Noch würde ich nicht aufgeben.

»Besitzt du noch Dinge, die den beiden gehört haben? Tagebücher vielleicht? Oder Notizhefte? Irgendwas Altes?«

Er runzelte die Stirn. »Warum kommst du jetzt damit? Die zwei sind seit einem Vierteljahrhundert tot. Was spielt das noch für eine Rolle?«

Darauf antwortete ich nicht. »Besitzt du etwas, das ihnen gehörte?«, wiederholte ich.

Seufzend blickte er zur Decke. »Es gibt womöglich noch einen Karton«, sagte er schließlich. »Auf dem Dachboden.«

Ich sprang auf. »Prima. Den gehe ich sofort suchen.«

Mein Onkel rührte sich nicht. »Da oben liegt jede Menge Zeug. Ich habe keine Ahnung, wo der Karton steht und ob er überhaupt noch da ist. Und auf keinen Fall durchforstest du meine Habseligkeiten.«

Er machte es mir nicht leicht. »Ich bin ja vorsichtig.«

Er schüttelte den Kopf. »Ich suche danach und schicke dir, was ich finde. Ich lebe sehr zurückgezogen, Emma. Und ich mag es nicht, wenn etwas meine Gewohnheiten stört oder jemand in meinem Haus herumstöbert.«

Dessen war ich mir vollkommen bewusst und dachte daran, ihm zu widersprechen, doch ich wollte ihn nicht so sehr verärgern, dass er mich aus seinem Leben verbannte. »Gut«, sagte ich deshalb, »vielen Dank für deine Mühe.«

Er schlang die Finger ineinander und warf mir einen düsteren Blick zu. »Worum geht es hier wirklich? Er kommt doch nicht etwa frei, oder?«

Ich wusste, wen er meinte: Samuel Beswick, den Mann, der in unser Haus eingebrochen war und meine Eltern ermordet und mich allein bei den Toten zurückgelassen hatte. Das Verbrechen war erst entdeckt worden, als mein Heulen die Nachbarschaft alarmiert hatte, doch zum Glück hatte ich keine Erinnerung mehr an das Geschehen. Beswick war keine vierundzwanzig Stunden nach dem Doppelmord verhaftet worden und saß seitdem im Gefängnis. Er hatte nie erklärt, warum er die schreckliche Tat begangen hatte, und seine Schuld nie eingestanden. Aber er war der Grund, weshalb ich zur Polizei gegangen war.

»Nein«, sagte ich leise. »Er kommt nicht frei.«

Etwas schimmerte in den Augen meines Onkels. Manchmal hatte ich das Gefühl, er verabscheute Beswick weit mehr, als ich es je könnte. »Das höre ich gern.« Er stand auf. »Den Karton suche ich dir raus.«

Offenbar wurde ich verabschiedet. »Danke.« Ich zögerte. »Wie geht es dir eigentlich? Alles im grünen Bereich?«

»Ein paar Schmerzen hier und da, nichts Ernstes.« Er verzog das Gesicht. »Das Schlimmste an meinem Alter ist nicht die Gesundheit, sondern wie die ganze Welt mich behandelt. Man sieht nicht mehr die Person oder meine Persönlichkeit. Ich werde als alter Mann wahrgenommen, mit dem man laut und bevormundend redet.« Er verzog die Lippen. »Früher galt ich als wichtig und war geachtet. Jetzt gelte ich nur noch als alt.« Er wies zur Tür. »Ich begleite dich nach draußen.«

Ich wollte noch etwas sagen, doch er kam schon auf mich zu und brachte mich raus. Mir war klar, dass mein Mitgefühl das Letzte war, was er wollte. Ihm würde es als Mitleid erscheinen – und daran lag weder mir noch ihm.

»Du brauchst nicht noch mal zu kommen«, sagte er. »Ich schicke dir alles, was ich finde.«

Mit anderen Worten: Hör auf, mich zu belästigen und mein Einsiedlerdasein zu stören. Ich seufzte – manche Dinge änderten sich wirklich nie.

Dann erstaunte er mich. Er nahm meine Hand und drückte sie fest. Seine Haut fühlte sich dünn an, papieren. Mein Blick sprang zu seinen Augen, aber ich konnte seine Miene nicht deuten.

»Die Vergangenheit ans Licht zu holen, ist nicht immer gut, Emma. Manchmal ist es besser, die Dinge zu lassen, wo sie sind, und voranzuschreiten. Was deinen Eltern widerfuhr, ist eine Tragödie. Doch was dir widerfahren ist, ist schlimmer, und ich weiß, dass ich nicht der beste Vormund war. Aber was geschehen ist, lässt sich nicht ändern.«

Ich schluckte. »Ändern will ich es gar nicht«, sagte ich leise. »Sondern nur verstehen.«

Er sah mir in die Augen und nickte dann. »Also gut.« Er ließ meine Hand los. »Sie wären stolz auf dich gewesen.«

Ungebetene Tränen traten mir in die Augen, und ich blinzelte heftig. »Danke.«

»Ich sage nur die Wahrheit«, meinte mein Onkel, schob mich aus seinem Haus und schloss die Tür.

Statt die Gelegenheit zu nutzen, sich – bildlich gesprochen – auf kurvenreichen Landstraßen die Füße zu vertreten, hatte Tallulah auf dem ganzen Weg zu meinem Onkel und zurück gegrummelt. Erst kurz vor London hörte der Motor auf zu rasseln.

Der Mini in grellem Violett – ein Erbstück von Tony Brown, meinem Vorgänger im Supe-Squad – besaß trotz seines Alters und seiner Neigung, schwarzen Rauch auszustoßen, wann immer ihm danach war, bemerkenswerte Vorzüge. Leider gehörte gutes Betragen auf langen Fahrten nicht dazu. Langsam dachte ich indes, dass Tallulah damit womöglich recht hatte, denn die Reise in den Süden kam mir vor wie Zeitverschwendung.

Als wir die Themse überquerten, sprang mein Funkgerät an. Das kam so unerwartet, dass ich fast auf das schwarze Taxi vor mir gekracht wäre. Ich wurde nach vorn geschleudert, und der Gurt schnitt mir ins Fleisch. Das Taxi hupte. Ich atmete auf. Gerade noch gut gegangen. Mit Londoner Taxifahrern legte man sich besser nicht an. Der Mann schob die Hand aus dem Seitenfenster und streckte den Mittelfinger in meine Richtung. Ich zog ein finsteres Gesicht. Na egal. Sein Taxi war schließlich nicht ramponiert.

Ich sah auf meine Uhr. Genau Mittag. Der Vormittag war verflogen.

»DC Bellamy, hier Zentrale. Bitte bestätigen.«

»Ah …« Ich nestelte am Gerät. »Hier DC Bellamy.« Ich hielt inne. »Bestätigt.« Die seltsame Formulierung ließ mich zusammenzucken. Viele Ausdrücke waren mir inzwischen nicht mehr geläufig. Als einzige Ermittlerin des Supernatural Squads verbrachte ich wenig Zeit mit anderen Polizisten. Es gab natürlich Fred, aber er war länger im Dezernat als ich. Und ich war die einzige Ermittlerin, er der einzige Constable. Liza galt als Schreibkraft und arbeitete nur im Büro. Und obwohl ich den Polizeifunk schon genutzt hatte, wenn es nötig war, war ich noch nie über Funk gerufen worden.

»Wo befinden Sie sich gerade? Sie werden am London Eye gebraucht.«

Ich sah auf die Straße. »Das ist kaum zehn Minuten entfernt. Worum geht es denn?«

»Um einen lebensmüden Vampir.«

Mir klappte die Kinnlade herunter. »Bin unterwegs.«

Ich wechselte die Fahrspur, um an mein neues Ziel zu gelangen. Ein Vampir mit Todeswunsch war das Letzte, was ich erwartet hatte. Nie hatte ich davon gehört und sicher würde Lukas, auch bekannt als Lord Horvath, Oberhaupt der Londoner Vampire, bei dieser Vorstellung vor Wut rasen. Außerdem war er bestimmt vor Ort, um seinem Vampir zu helfen, und es mit der großen Menge sensationslüsterner Touristen aufzunehmen.

Wochenlang hatte ich Lukas gemieden, doch mir war klar, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis unsere Wege sich wieder kreuzten. Ich unterdrückte die Schmetterlinge im Bauch und konzentrierte mich auf das, was ich an der Polizeiakademie gelernt hatte. Mit Selbstmordkandidaten zu tun zu haben, konnte heikel sein. Wenn es zudem die Vampire betraf und um einen der prominentesten Orte der City ging … meine Güte, dann konnte alles passieren.

2

Ich parkte möglichst nah am London Eye – einem Riesenrad auf dem Südufer der Themse an der Westminster Bridge, das auch als Millennium Wheel bekannt ist – und joggte den Rest der Strecke. Das Gelände war schon polizeilich abgesperrt, was die Besucher indessen nur dazu ermunterte, stehen zu bleiben und zu gaffen. Ehrlich gesagt: Als Passant hätte ich mich genauso verhalten.

Noch nie hatte ich jemanden ein Riesenrad erklettern sehen. Der Vampir, um den es ging, befand sich nicht in einer der Glasgondeln, die langsam auf und ab schwebten und den Besuchern ein Panorama der ganzen Stadt boten. Er hatte auf die Fahrt verzichtet und stattdessen das Metallgerüst der Attraktion erklettert. Wie ihm das gelungen war und wie er alle Sicherheitsvorkehrungen hatte überwinden können, überstieg meine Vorstellungskraft. Sogar für einen Vampir grenzte dieser Coup ans Unmögliche.

Blinzelnd betrachtete ich die noch immer aufsteigende Gestalt. Der Mann war ganz in Schwarz gekleidet, und ein Kapuzenpullover verdeckte wohl nicht zufällig sein Gesicht. Stirnrunzelnd arbeitete ich mich zum Riesenrad vor.

Dem ersten uniformierten Polizisten, dem ich begegnete, hielt ich meinen Dienstausweis vor die Nase, und er hob das Absperrband und winkte mich durch. Ohne auf das neugierige Getuschel der Menge, wer ich sein mochte, zu achten, eilte ich zum Fuß des Riesenrads.

Ein Mann mit glänzender Glatze, dessen Maßanzug den Ansatz zum Schmerbauch kaschieren sollte, ruderte mit den Armen und schrie. Man brauchte kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass er zu den Betreibern des Riesenrads gehörte; seine schweißtriefende Stirn und die offenkundige Panik zeugten davon. »Sie müssen den Idioten herunterholen!«, rief er. »Es sind schon Fernsehteams hier. Solche Reklame brauchen wir wirklich nicht!«

Lord Lukas Horvath stand kaum einen Meter entfernt. Er verzog keine Miene, sondern verkörperte das Bild des coolen, ruhigen und gesammelten Vampirs in Reinkultur. Er wirkte entspannt, seine Miene war ausdruckslos, seine Arme hingen lässig an seinen Seiten. Sein Selbstbewusstsein war so groß, dass er nicht einmal ansatzweise fehl am Platz wirkte, obwohl seine Kleidung ihn wirken ließ wie einem viktorianischen Roman entstiegen. Ich hatte ihn schon Rüschenhemden tragen sehen, aber keins, das fast bis zum Nabel aufgeknöpft war und dessen viele blutrote Rüschen kunstvoll aufgenäht waren. Sein tiefschwarzes Haar war geföhnt und nach oben und hinten toupiert. Bei jedem anderen hätte diese Frisur lächerlich gewirkt, aber Lukas stand sie bestens. Jetzt fehlte nur noch eine ohnmächtige Frau mit Korsett, die blutleer an seiner Taille hing, um das Bild zu vervollständigen.

Ich sah auf meine Jeans und mein schlichtes T-Shirt. Hätte ich gewusst, dass es sich hier um eine Kostümparty handelte, hätte ich mir mehr Mühe gegeben. Besser gesagt: Hätte ich gewusst, dass ich Lukas heute begegnen würde, hätte ich mir mehr Mühe gegeben. Punkt. Dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte, konnte ich nicht leugnen. Und ich durfte dieser Anziehungskraft keinesfalls nachgeben.

Lukas würden die Vampire stets näher sein, und denen war nicht zu trauen. Sie strebten nach Blut, Macht und Sex, wobei nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Nach dem, was mein Freund mir angetan hatte – zweimal hatte er mich umgebracht! –, wollte ich nichts tun, was mein anfälliges Herz gefährden würde. Aber das verhinderte nicht, dass mein Magen jedes Mal einen Satz tat, wenn ich den Herrn der Vampire ansah.

»Wollen Sie damit sagen, Mr Hannigan«, fragte Lukas, »dass die Berichterstattung morgen in der Zeitung wichtiger ist als das Leben einer Person? Sollen wir darauf hoffen, dass ein Windstoß den armen Kerl vom Gerüst fegt? Dann können Sie die blutig zerschmetterte Bescherung beseitigen, während die Touristen wieder ins Riesenrad steigen und Selfies machen.«

Oha! Normalerweise konnte Lukas alle Gesprächspartner mit seinem Charme umgarnen. Das Aggressive seiner Worte zeugte von ehrlicher Angst um den Mann, der über uns am Riesenrad hing.

Ich mischte mich ein, ehe Streit ausbrechen konnte. »Detective Constable Emma Bellamy«, stellte ich mich vor. »Ich bin vom Supernatural Squad und muss wissen, was vorgeht, um zu versuchen, diesen Mann mit Worten dazu zu bringen, abzusteigen. Wer ist er, und wie ist er da hochgekommen?«

Lukas sah mich an, und seine schwarzen Augen musterten mein Gesicht. Was er darin suchte, war mir schleierhaft. »Hallo Emma«, er kam etwas näher, »wie geht es Ihnen?« Seine Zunge schoss hervor und befeuchtete die Lippen. »Sie haben sich allen meinen Kontaktversuchen entzogen.«

Ich zeigte auf das Riesenrad und ging nicht auf seinen Versuch ein, Höflichkeiten auszutauschen. Mein Onkel wäre stolz auf mich gewesen. »Wer ist das?«

Falls Lukas verärgert war, verbarg er es. »Wir haben sein Gesicht nicht gesehen, darum weiß ich das nicht.«

»Aber er ist auf jeden Fall ein Vampir?«

»Ja.« Hannigan wies auf eine junge Frau mit London-Eye-T-Shirt, die Lukas mit großen Augen ansah. Angesichts seiner Kleidung konnte ich ihr das nicht verdenken. »Paige«, fuhr er sie an, »erzählen Sie ihr, was Sie gesehen haben.« Als sie Lukas weiter anstarrte, stieß Hannigan sie an. »Paige!«

Sie schrak aus ihrer Versunkenheit und konzentrierte sich auf mich. Ich schätzte sie auf etwa zwanzig. Vermutlich war sie Studentin und arbeitete in den Ferien beim London Eye. Das war sicher eine gute Stelle, meist jedenfalls. Sie kratzte sich am Kopf und blinzelte hektisch. »Plötzlich kam er an mir vorbeigeschossen. Unser halbes Sicherheitsteam war ihm auf den Fersen, konnte ihn aber nicht einholen. Ich wollte ihn ebenfalls aufhalten, doch er war zu schnell. Es handelt sich eindeutig um einen Vampir. Ich habe ihn gut zu sehen bekommen und …« Sie öffnete den Mund und tippte sich an die Eckzähne.

»Fänge?«, wollte ich wissen.

Sie nickte. »Große Fänge.«

»Woher wissen wir, dass er lebensmüde ist?«, fragte ich in die Runde. »Woher wissen wir, dass es sich nicht nur um eine Art Showeinlage handelt?«

»Showeinlage?«, knurrte Lukas empört.

Ich warf ihm einen Blick zu; nur weil er glaubte, seine Vampire seien ohne Fehl und Tadel, brauchte das nicht wahr zu sein. Als ihr Oberhaupt war er mächtig und genoss erhebliche Wertschätzung, aber bei der letzten Zählung hatte er über zweitausend Untertanen gehabt. Die Entwicklung jedes Einzelnen von ihnen konnte er unmöglich verfolgen.

»Wenn jemand sich umbringen will«, sagte ich ruhig, »warum wählt er einen so öffentlichen Ort? Jede Brücke wäre genauso geeignet. Eine Touristenattraktion herauszupicken, kommt mir ziemlich eitel vor.«

Lukas’ Miene verdüsterte sich, doch er antwortete nicht – wohl weil ihm klar war, dass ich recht hatte.

»Egal, warum er da oben ist«, rief Hannigan. »Holen Sie den Nichtsnutz einfach nur runter!«

Das war leichter gesagt als getan. »Erzählen Sie mir vom Riesenrad. Was muss ich wissen?«

»Wir haben den Strom abgestellt«, sagte Paige. »Das ist unübersehbar.« Sie wies auf die reglos in der Luft hängenden Glasgondeln. In einigen saßen noch Leute; besorgte Gesichter spähten zu uns herab und zu dem gefährlich auf dem Gerüst kletternden Vampir. »Das Riesenrad ist hundertfünfunddreißig Meter hoch und damit zwar nicht das höchste der Welt, aber …«

Hannigans Miene wurde noch mürrischer.

»… das war es mal«, fuhr Paige fort. »Eine Umdrehung dauert etwa dreißig Minuten.«

Ich kratzte mich am Kinn. »Sie haben vermutlich schon überlegt, das Rad wieder in Betrieb zu setzen, damit unser Möchtegern-Springer so zum Erdboden zurückkehrt.«

»Wir wollen nichts tun, was ihn veranlassen könnte zu springen.«

»Oder«, fügte Lukas mit verschlossener Miene hinzu, »was dazu führen könnte, dass er abstürzt.«

»Er war schon halb oben, ehe wir das Riesenrad stoppen konnten«, sagte Paige. »Ich denke nicht, dass er abstürzt. Er scheint recht wendig zu sein.« Einmal mehr sah sie Lukas mit großen Augen an. »Ist das typisch für Vampire?«

Er schaute zurück und lächelte schließlich, ohne seinen Blick von ihren Augen zu nehmen. »Allerdings. In aller Regel sind wir kräftiger und stärker als Menschen.« Sein Blick wurde intensiver, und Paige schmolz geradezu dahin.

Ich runzelte die Stirn. Was trieb er da eigentlich?

Hannigans Wangen wurden tiefrot. Er war gegen Lukas’ offenkundigen Charme scheinbar immun. »Jetzt schaffen Sie den Kerl endlich da runter!«

Lukas legte ihm die Hand auf den Arm. »Keine Sorge«, raunte er, und in seinen Worten schwang Energie. »Alles wird gut.«

Der Betreiber des Riesenrads wollte protestieren, doch sein Körper verlor jede Spannung. »Alles wird gut«, wiederholte er wie ein Roboter.

»Lukas«, sagte ich mahnend.

Er hob eine Braue. »Was denn? Sie können mir nicht erzählen, dass seine Beruhigung nicht nötig war.«

»Tss, tss«, erwiderte ich nur.

»Das ist echt cool«, hauchte Paige.

Ja, ja. Seufzend blickte ich zum Riesenrad hinauf. Was aufsteigt, muss herunterkommen, beschloss ich. So oder so.

»Haben Sie Gurte, um das Gerüst zu ersteigen?«, fragte ich.

»Die dürften gleich hier sein«, erwiderte Paige.

Gleich könnte zu spät sein. Ich nickte, entfernte mich und musterte die Stahlstruktur. Sie wirkte nicht übermäßig komplex, und zum Glück war ich schwindelfrei. Ich hob einen Fuß und prüfte mein Gewicht.

»Emma«, fragte Lukas, »was haben Sie vor?«

Ich grinste. »Wie ich Ihnen schon sagte: Ich ziehe es vor, wenn Sie mich D’Artagnan nennen.« Kurzerhand begann ich hochzuklettern. Die gaffende Menge schnappte nach Luft, ein synchrones Geräusch aus Erregung und Horror.

Kaum war ich zwei Meter gestiegen, war Lukas an meiner Seite und kletterte mit. »Ich frage Sie noch mal: Was, zum Teufel, haben Sie vor?«

»Ich werde mit Ihrem Vampir reden und versuchen, ihn aus freien Stücken zum Abstieg zu bewegen.« Ich griff nach der nächsten Stahlsprosse und zog mich daran hoch.

»Seien Sie keine Närrin! Sie könnten abstürzen.« Er hielt mit mir mit. Höher und höher und höher.

»Sie auch«, entgegnete ich.

»Als Vampir habe ich übernatürliche Fähigkeiten.«

»Stimmt«, sagte ich, ohne anzuhalten. »Aber wenn Sie fallen, zerlegt es Sie trotzdem.«

»Genau wie Sie.«

»Doch ich wache zwölf Stunden später wieder auf – Sie nicht.« Ich hielt inne. »Und allem Anschein nach werde ich stärker, je öfter ich sterbe. Darum ist dieser Aufstieg für mich nicht nur leichter, als Sie vielleicht denken, sondern falls ich ausgleite und abstürze, bin ich morgen umso stärker. Falls Sie ausgleiten und abstürzen, sind Sie tot.«

»Er ist ein Vampir. Ich bin für ihn verantwortlich.«

»Ich vertrete das Supernatural Squad«, gab ich lässig zurück. »Die Verantwortung liegt bei mir. Steigen Sie zu Ihrer neuen Freundin hinunter, ich kümmere mich um diese Sache.«

Es war kurz still, und Lukas blieb gleichauf. Ich riskierte einen Blick nach unten und schätzte, dass wir schon vierzig Meter hoch waren. Die Gurte waren noch immer nicht in Sicht. Gut, dass ich nicht auf sie gewartet hatte.

»Paige scheint wirklich ein entzückendes Mädchen zu sein«, sagte Lukas schließlich.

»Mmm.« Ein Windstoß fuhr mir ins Haar und zerrte an den Rüschen seines Hemds.

»Ob sie Single ist?«

Ich antwortete nicht.

»Sie wirken genervt, D’Artagnan. Eifersüchtig?«

»Nein.« Inzwischen waren wir fünfundvierzig Meter hoch. »Aber Sie versuchen, mich eifersüchtig zu machen.«

Wieder verging ein Moment. »Stimmt. Sie sollten doch zu mir zum Abendessen kommen. Ich war … enttäuscht, als Sie weggeblieben sind. Stattdessen wurde ich zu einer Besprechung bei Fairfax gerufen, sehr langweilig. Hätten Sie unsere … Verabredung eingehalten, wäre ich seinen sinnlosen Bemühungen um Freundschaft entgangen.«

»Ich hatte Sie angerufen und musste absagen, weil ich mich um einen Vorfall in Lisson Grove zu kümmern hatte. Ein dummer Mensch hatte sich mit ein paar Carr-Wölfen angelegt und war prompt gebissen worden. Ich musste darauf achten, dass die Unterlagen korrekt waren, und mich überzeugen, dass alle Verfahrensregeln eingehalten wurden.«

Ein Biss verwandelte einen Menschen noch nicht in einen Werwolf, zwei Bisse aber womöglich schon, drei fast sicher. Die Clans durften jedes Jahr nur wenige Menschen verwandeln, weil ihre Gesamtpopulation 1901 gesetzlich streng begrenzt worden war. Zufällige Bisse mussten penibel registriert und allen Werwölfen übermittelt werden, um versehentliche Wiederholungen und Verwandlungen zu verhindern. Die Clans kümmerten sich selbst darum. Ich hatte das erstmals mit eigenen Augen beobachten können und nicht versäumen dürfen. Und ehrlich gesagt: Einen guten Grund dafür zu haben, das Abendessen mit Lukas platzen zu lassen, war mir mehr als recht gewesen. Was ihn betraf, war ich im Zwiespalt, sowohl hinsichtlich meiner Gefühle für ihn als auch hinsichtlich seiner Aktivitäten als Herr der Vampire – ihn zu meiden, war mir darum als bessere Option erschienen. Falls mich das zum Feigling machte, sollte es so sein.

»Sie haben Angst vor mir.«

»Nein«, gab ich zurück. Sechzig Meter. Fast die Hälfte des Aufstiegs. »Nicht vor Ihnen habe ich Angst, sondern vor Ihrem Job. Vor allem im Vergleich zu meiner Arbeit.«

»Oberhaupt der Vampire zu sein, ist mehr als ein Job.«

»Ja«, sagte ich traurig. »Und genau das bereitet mir Sorgen.«

»Emma«, begann Lukas.

Etwas fiel von oben herab und streifte klappernd die Metallstreben des Riesenrads. Ich hielt inne, blickte nach unten und verfolgte den Fall. »Was war das?«

Lukas runzelte die Stirn. »Keine Ahnung.« Er legte den Kopf in den Nacken. »Mist. Er ist wieder unterwegs.«

Ich blinzelte gegen die Sonne und entdeckte den Vampir über uns. Er schien sich über den Scheitelpunkt des Rades hinweg zur anderen Seite zu bewegen.

»Erkennen Sie sein Gesicht?«, fragte ich. Lukas konnte viel besser sehen, als ich es je vermögen würde. »Können Sie inzwischen sagen, um wen es sich handelt?«

Seine Stimme klang grimmig. »Nein. Er weiß, dass wir hier sind, sonst würde er nicht zur anderen Seite klettern. Aber er hat kein einziges Mal in unsere Richtung geschaut. Anscheinend will er nicht erkannt werden.«

Ein Verdacht nagte an mir. Hinter dieser Sache steckte garantiert mehr, als auf den ersten Blick auszumachen war. »Ich habe kein gutes Gefühl«, sagte ich leise.

»Ich auch nicht«, meinte Lukas mit grimmiger Miene. »Sie sollten sich zurück auf festen Boden begeben.«

»Sie ebenfalls«, konterte ich und betrachtete die uns nächste Gondel, in der viele Leute saßen und uns anstarrten. Ich überlegte, die Hand zu heben und ihnen zu winken, wollte das Schicksal aber nicht herausfordern. Wir waren nun recht weit oben, und trotz meiner weiter gewachsenen Kraft und Ausdauer wurde ich müde. Diese Kletterei war anstrengender, als sie aussah.

Vorn in der Gondel war ein kleiner Junge von sieben, acht Jahren. Sein Mund war mit Schokolade verschmiert. Die Aufregung hatte ihn vergessen lassen, dass er sein Eis noch in der Hand hielt, doch seine großen Augen betrachteten nicht Lukas und mich, sondern die Gestalt über uns. Dann schnappte er nach Luft. Mein Kopf fuhr noch rechtzeitig herum, um den wohl lebensmüden Vampir von dem Stahlträger, auf dem er balanciert hatte, auf eine andere Glasgondel springen zu sehen.

»Keine Bewegung!«, schrie ich, so laut ich konnte. Doch der Wind verwehte meine Worte, und obwohl Vampire sehr gute Ohren besaßen, hatte er mich wahrscheinlich nicht gehört. Lukas fluchte neben mir.

Dann sprang der Vampir einmal mehr in die Tiefe, bekam eine weitere Stahlstrebe zu fassen und hing einen Moment in der Luft. Ich war mir fast sicher, dass er sich nicht halten könnte und über hundert Meter in den Tod stürzen würde. Stattdessen schwang er sich zur nächsten Gondel hinab, und zwar mit erstaunlicher Geschwindigkeit.

Die Windstöße waren stärker geworden. Der Vampir, der sich nun auf unserer Höhe, aber auf der anderen Seite des Rads befand, schien sie kaum zu bemerken. Obwohl wir gleich hoch waren, blickte er kein einziges Mal in unsere Richtung. Er strebte offenkundig auf den Boden zurück. An sich war das eine gute Sache, denn niemand wollte, dass er sprang, doch ich musste mit ihm reden und herausfinden, was hinter seinem Auftritt steckte. Sollte er uns entwischen, bekäme ich es mit vielen unbeantworteten Fragen zu tun.

Ich musste ihm also folgen. Da er abwärts kletterte, musste ich es auch, rutschte in meiner Hast aber ab und schrie auf. Blitzschnell griff Lukas nach mir und zog mich zu sich hoch.

Er schlang die Hand um meine Taille, hielt mich fest und sah mir in die Augen. »Ich hatte Sie doch gewarnt, D’Artagnan«, sagte er leise. »Hier oben ist es gefährlich, und ich möchte nicht, dass Sie fallen.«

Ich musterte ihn, und das Herz hämmerte mir in der Brust. Dann klirrte es, und ich sah zu dem hinabkletternden Vampir. »Er ist weiter auf dem Weg nach unten. Wir müssen ihn schnappen.«

Lukas nickte. »Aber vorsichtig sein«, mahnte er.

Diesmal ersparte ich uns schlaue Sprüche. »Bin ich«, sagte ich nur und begann mit dem Abstieg.

Lukas und ich bewegten uns schnell und orientierten uns an dem, was der mysteriöse Vampir auf der anderen Seite des Riesenrads tat. Die Konstruktion quietschte und knirschte. Ich wusste, dass sie unser Gewicht spielend aushielt, doch mein Beinahe-Absturz hatte mir den Wind aus den Segeln genommen, und ich war weniger souverän.

Der Abstieg war schwerer als der Aufstieg, und bald hatte der Vampir ziemlich viel Vorsprung. Unter uns brachten sich diverse Polizisten und Mitarbeiter des Riesenrads in Stellung. Jemand würde ihn schnappen, wenn er den Boden erreichte, und dann würden wir herausfinden, worum es bei dieser Aktion eigentlich ging.

Lukas und ich waren noch fünfundzwanzig Meter über dem Boden, der Vampir fünfzehn Meter. Ich wollte schneller werden, um ihn einzuholen, aber plötzlich hielt er inne, blickte zu Boden, sah nach links und rechts. Was hatte er vor? Steckte er fest? Hatte ihn unverhofft Schwindel erfasst?

Ich lag völlig falsch.

Lukas brüllte zu der kleinen Schar von Polizisten und Sicherheitsleuten hinunter: »Nach links! Nach links!«

Es war zu spät. Hilflos an das Riesenrad geklammert, mussten wir mit ansehen, wie der Vampir auf der anderen Seite sprang und an der Eisenstruktur entlang abstürzte. Statt aber auf den Boden zu schlagen und als ein Haufen Blut und Knochen liegen zu bleiben, rollte er sich geschickt auf dem Asphalt ab, kam mit fließender Bewegung auf die Beine und rannte davon. Sicherheitsleute und Polizei stürmten ihm nach, doch er achtete nicht auf sie, sondern sprintete auf die Umzäunung am anderen Ende des Geländes zu. Sie sollte unerwünschte Besucher abhalten, aber der Vampir erkletterte sie mit Leichtigkeit, sprang auf die andere Seite und verschwand. So ein Mist.

Wir kletterten das letzte Stück hinab, erst Lukas, dann ich.

»Der ist weg«, erklärte ein keuchender Polizist. »Wir wollten ihn schnappen, aber er war wie ein Ninja. So was hab ich noch nie gesehen.« Er warf Lukas einen strafenden Blick zu, als wäre es nur seine Schuld, dass Vampire über derlei akrobatische Fähigkeiten verfügten. Sollte Lukas das bemerkt haben, ging er nicht darauf ein. Seine Miene war hart wie Granit, aber in seinen schwarzen Augen loderte Zorn.

»Sie hatten noch nie mit lebensmüden Vampiren zu tun, oder?«, fragte ich leise.

»Nein«, stieß Lukas hervor. »Und ich glaube nicht, dass es sich hier um einen Vampir handelt.«

3

Kaum hatte ich festen Boden unter den Füßen, klingelte mein Telefon. Als ich sah, wer anrief, wurde mir bang ums Herz.

Lukas beugte sich vor. »Ignorieren.«

Ich schüttelte den Kopf. Das durfte ich nicht. »Hier DC Bellamy.«

»Emma«, bellte Detective Superintendent Lucinda Barnes, »was ist denn los? Warum sehe ich in den Mittagsnachrichten einen Vampir das Riesenrad erklettern?«

»Er klettert nicht mehr«, sagte ich beschwichtigend.

»Ist er abgestürzt?«

»Äh, er ist abgestiegen und geflohen.«

Ihre Stimme wurde schrill. »Geflohen? Was ist da los? Wo ist Lord Horvath?«

Ich hielt Lukas das Telefon hin und bedeutete ihm, mit meiner Chefin zu sprechen, doch er wich zurück und wirkte grimmig amüsiert. Er musste sich mit DSI Barnes nicht auseinandersetzen. In dieser komfortablen Lage war ich leider nicht. »Der ist beschäftigt«, sagte ich. »Aber er ist vor Ort und hat auch versucht, den Mann auf den Boden zu bringen.«

»Da hat er keine sonderlich gute Arbeit geleistet.« Sie fauchte leise. »Vermutlich hat er das geplant. Vermutlich wollte er die Welt daran erinnern, wie mächtig die Vampire sind. Erstaunlich, dass er nicht dafür gesorgt hat, dass sich ein ganzes Rudel vom Big Ben abseilt.«

»Eigentlich«, begann ich, »glaube ich nicht, dass …«

Durch die Leitung drangen gedämpfte Stimmen. »Was?«, fragte sie jemanden. »Was?«

Ich runzelte die Stirn, und vor Anspannung stellten sich mir die Nackenhaare auf.

Meine Chefin wandte sich wieder an mich. »Zur Tower Bridge! So schnell wie möglich!«

Mir gefror das Blut in den Adern. »Warum?«

Lukas beobachtete mich mit zusammengekniffenen Augen.

»Drei Werwölfe haben einen offenen Doppeldecker entführt.«

Mir fiel die Kinnlade runter. »Sie machen Witze.«

»Schön wär’s. Also los!«

Ich verschwendete keine Zeit, sondern spurtete zu Tallulah.

»Emma!«, rief Lukas mir nach.

Ich winkte ab. »Spüren Sie den Vampir auf«, forderte ich ihn über meine Schulter hinweg auf und rannte noch schneller.

Inzwischen hatte ich immer eine gespannte Armbrust im Wagen. Kaum hatte ich die Tower Bridge erreicht und den Aufruhr dort entdeckt, schnappte ich die Waffe von der Rückbank und eilte dazu. Diesmal musste ich mich nicht ausweisen, um Zugang zu bekommen; Tallulah und die Armbrust hatten meine Ankunft bereits gemeldet. Die Erleichterung auf den Gesichtern der Polizeikräfte auf meiner Seite der Brücke war unverkennbar.

»Was ist passiert?«, fragte ich, ohne Zeit und Atem für überflüssige Höflichkeiten zu verschwenden.

»Weiter vorn steht ein Bus«, erklärte ein schlanker Polizist. Seine Stimme war ruhig, seine Miene bewusst ausdruckslos, aber das leichte Zittern der Hände entging mir nicht. Seine Nervosität war verständlich: Nur sehr wenige Polizeikräfte mussten sich je persönlich mit übernatürlichen Wesen auseinandersetzen. Ich war eine Ausnahme. »Es ist einer von den Bussen, in die man hier überall zusteigen kann und die mit einem Guide die Sehenswürdigkeiten abfahren.«

Der Bus stand quer über zwei Fahrspuren. Hinter und vor ihm befanden sich verlassene Autos. Ich zählte mindestens acht Polizeikräfte, die ihre Waffen auf den Bus richteten. Das Aussichtsdeck schien leer zu sein. Das Geschehen hatte sich aufs Unterdeck verlegt.

»Drei Männer mit großen Rucksäcken sollen vor dem Tower zugestiegen sein und sich kurz darauf in Werwölfe verwandelt haben. Nun haben sie den Guide und mehrere Touristen in ihrer Gewalt und bedrohen die übrigen. Offenbar sollte der Busfahrer sie aus der City fahren, aber er hat mit dem Bus einen Unfall gebaut und ist geflohen. Einige Touristen konnten bei dieser Gelegenheit vom Aussichtsdeck springen. Wir denken, es sind noch sieben Fahrgäste drin. Und die Werwölfe.«

Gut. Das war verrückt, aber okay. »Aus welchem Clan sind die Wölfe denn?«

Der Polizist sah mich mit großen Augen an. »Woher sollen wir das wissen?«

Richtig, aber Werwölfe waren loyale Wesen. Sicher hatte niemand von ihnen so eine Tat ohne den Segen des Clan-Oberhaupts begangen. Und so verrückt die vier Clan-Chefs auch waren: Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, warum einer oder eine von ihnen es für eine gute Idee halten sollte, das Zentrum von London lahmzulegen.

»Hat jemand Verbindung zu den Clan-Oberhäuptern hergestellt?«, fragte ich.

»Wir dachten, Sie würden das tun.«

»Aha.« Ich nickte. »Was ist mit den Dienstgraden der Wölfe? Hat jemand vor der Verwandlung farbige Abzeichen auf ihren Ärmeln gesehen?«

Er schüttelte langsam den Kopf, der Mann war wirklich so nützlich wie ein Sieb zum Wasserschöpfen.

Im Polizeikordon hinter uns entstand Unruhe. Ich drehte mich um und sah Fred hektisch in meine Richtung winken. Endlich jemand, der Hintergrundinformationen liefern konnte. Ich nickte ihm zu. »Durchlassen.«

Der Polizist hob die Hand, und Fred wurde zu uns geleitet. »Von welchem Clan sind diese Knalltüten?«, fragte er aufgebracht.

»Das wissen wir nicht.«

»Hat jemand mit den Clan-Oberhäuptern gesprochen?«

»Nein.«

»Wissen wir, welche Dienstgrade sie bekleiden?«

Ich lächelte ein wenig. »Nein.« Dann gab ich ihm mein Telefon. »Rufen Sie alle vier Oberhäupter an und finden Sie heraus, wer diese Dummköpfe sind und wer ihnen befohlen hat, dieses Chaos anzurichten.« Ich hielt inne. »Fangen Sie mit Lady Sullivan an.«

Zwar klappte die Verständigung mit ihr derzeit, doch sie war von den vieren die Rücksichtsloseste. Einmal hatte sie mich sogar töten lassen wollen, um meine Auferstehung mit eigenen Augen zu sehen. Sie steckte am ehesten hinter dieser Albernheit. Falls sie den Angriff abgesegnet hatte, waren ihre Tage gezählt. Die Öffentlichkeit tolerierte die Übernatürlichen, solange sie sich in ihrer Ecke von London aufhielten und niemanden belästigten. Einen Touristenbus zu entführen, war eine klare Grenzüberschreitung.

»Was haben Sie vor?«, fragte Fred.

Ich grinste fies und bleckte die Zähne. »Ich gehe zum Bus, um mit diesen Schwachköpfen zu reden. Wenn sie in der Hierarchie weiter unten stehen, bringe ich sie womöglich auf mentalem Weg dazu, ihre Aktion abzubrechen.« Ich drückte mir die Daumen. Es wäre gut, dieses Affentheater ohne einen Schusswechsel zu beenden.

Ich hielt meine Armbrust lässig in der gesenkten Hand, um zu zeigen, dass ich nur im Notfall zielen und abdrücken würde, und ging langsam auf den Bus zu. Alle Augen waren auf mich gerichtet – sowie vermutlich mehrere Kameras. Aber daran dachte ich nicht, sondern konzentrierte mich auf den Bus, in dem ich flüchtig die Umrisse einiger Personen ausmachen konnte. Alle paar Augenblicke tauchte ein Kopf auf und starrte mich an. Den langen Ohren zufolge waren die Wölfe noch immer in ihrer tierischen Gestalt.

Als ich den ersten bewaffneten Polizisten erreichte, wies er auf ein Megafon. Ich dachte nach und nahm es. »Hier spricht Detective Constable Emma Bellamy«, begann ich, und meine Stimme drang laut über die Brücke. »Sie wissen, wer ich bin. Sie geben jetzt auf, nehmen wieder menschliche Gestalt an und verlassen den Bus umgehend.«

Meine Worte waren erfüllt von Energie, und ich spürte die zwingende Macht, die ich ihnen verliehen hatte, in mir vibrieren. Ich war mir nicht sicher, aber das Megafon schien meine Energie genauso vergrößert zu haben wie die Lautstärke meiner Stimme. Nicht immer vermochte ich Übernatürliche so dazu zu bringen, mir zu gehorchen; normalerweise brauchte ich ihre Klarnamen, um meine Macht ausspielen und sie meinem Willen unterwerfen zu können. Doch schwache Übernatürliche konnte ich auch ohne Kenntnis ihrer Namen unterwerfen.

Ich hielt den Atem an, wartete und hoffte, dass genügen würde, was ich getan hatte. Als aus dem Bus keine sofortige Reaktion kam, fluchte ich leise. Gut. Wenn der Berg nicht zum Propheten kam, würde der Prophet zum Berg kommen.

Ich ließ das Megafon sinken, ging noch näher und war drauf und dran, in den Bus zu steigen.

»DC Bellamy!«, zischte ein bewaffneter Polizist. Ich sah ihn an. »Laut Reglement darf niemand ein entführtes Fahrzeug betreten, bevor nicht alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.«

»Das gilt für Menschen«, erwiderte ich, »nicht für Werwölfe. Entführer schmoren zu lassen, mag unter anderen Umständen funktionieren, aber Wölfe reagieren auf Stärke, nicht auf Geduld.« Ich sah ihn an. »Sie haben mich nicht grundlos gerufen, und ich weiß, was ich tue, glauben Sie mir.« Dann ging ich weiter auf den Bus zu.

Nach kaum drei Metern sah ich hastige Bewegungen hinter den schmutzigen Scheiben und blieb stehen. Großartig. Ich wartete zwei Herzschläge lang, dann öffnete sich die Bustür. Aber wer da völlig verängstigt ausstieg, war kein Wolf.

»Nicht schießen!«, rief er mit leicht neuseeländischem Akzent. »Bitte nicht schießen!« Er stolperte auf die Straße, und die Bustür schloss sich wieder.

Meine Augen wurden schmal.

»Hände auf den Kopf!«, rief der Polizist, der mich eben noch hatte aufhalten wollen.

Der Mann tat, wie ihm geheißen, und kam mit aschfahlem Gesicht näher. Er trug kakifarbene Shorts, Sandalen und um die Hüften einen Geldgürtel und war eindeutig Tourist. Kaum war er am ersten Streifenwagen, der fünfzig Meter vom Bus entfernt war, keuchte er. Ein bewaffneter Polizist sprang aus der Deckung, packte ihn und zerrte ihn hinter das Auto.

Sofort gesellte ich mich zu ihnen, und wir kauerten zu dritt hinterm Wagen. Der Polizist zielte wieder auf den Bus, während ich mich auf den Davongekommenen konzentrierte. Er atmete pfeifend, und in seinem Blick stand nackte Panik.

Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Schön Luft holen – einatmen.« Er sog Luft ein. »Ausatmen«. Er stieß sie wieder aus. »Und ein … und aus …«

Er tat, wie ihm geheißen. Zwar zitterte er noch, aber es legte sich. »Jetzt sind Sie in Sicherheit«, sagte ich und fuhr bestimmter fort, um ihn zum Reden zu bringen. »Sagen Sie mir, was im Bus geschieht.«

»Drei«, antwortete er. »Drei Werwölfe.«

»Haben Sie ihre Verwandlung gesehen? Wissen Sie, wie sie davor aussahen?«

Er schüttelte den Kopf. »Ich war auf dem Oberdeck, wie alle. Sie müssen sich unten verwandelt haben und sind dann hochgekommen. Ich habe sie nicht einsteigen sehen.« Zitternd griff er in die Tasche und zog ein Blatt heraus, auf dem in lausiger Handschrift eine Botschaft stand.

Ich las sie laut vor: »Wir haben sechs Geiseln. Halten Sie Abstand, sonst fressen wir sie. In einer Stunde präsentieren wir unsere Forderungen.« Stirnrunzelnd sah ich ihn an. »Das hat einer der Wölfe geschrieben?«

»Ich …« Der Mann sah mich hilflos an. »Ich denke ja. Einer von ihnen hat mir den Zettel gegeben und mich aus der Tür geschoben.«

Werwölfe konnten in tierischer Gestalt nicht schreiben, dazu waren ihre Pfoten nicht geschickt genug. »Und sie sind alle noch Wölfe?«

»Bitte?«

»Sie tragen alle noch Fell?«

Er wirkte verwirrt. »Ja.«

Sie mochten den Zettel geschrieben haben, bevor sie in den Bus gestiegen waren, aber woher hätten sie die Zahl ihrer Geiseln kennen sollen? In solchen Bussen herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, deshalb waren sie manchmal leer, manchmal waren alle Plätze besetzt. Das ergab keinen Sinn. Und ich hatte nie gehört, dass ein Werwolf einen Menschen fressen wollte. Die mir bekannten Exemplare bevorzugten Hamburger, meist mit jeder Menge Ketchup.

Ich kratzte mich am Kopf. Erst der Vampir am Riesenrad, jetzt das. »Beschreiben Sie mir die Wölfe.«

Er starrte mich an, als habe er meine Frage nicht verstanden. »Sie haben braunes Fell und große Zähne. Und sie riechen muffig.«

Muffig? Ich runzelte die Stirn.

»Einer hat blaue Augen«, ergänzte der Mann beflissen.

Ich straffte mich. Die Augen von Werwölfen wurden gelb und manchmal grün, wenn sie in tierische Gestalt schlüpften, aber niemals blau.

»Verstärkung«, hörte ich jemanden raunen.

Ich sah mich um und entdeckte Fred am anderen Ende der Brücke, wo vier identische schwarze Autos gehalten hatten: Die Clan-Oberhäupter waren gekommen. Die Türen gingen auf, und die vertrauten Gestalten von Lady Sullivan, Lady Carr, Lord McGuigan und Lord Fairfax stiegen aus. Sie waren zu weit entfernt, um ihre Mienen zu erkennen, standen aber alle steif da und betrachteten den Bus.

Ich ließ meinen Gesprächspartner stehen und ging auf sie zu. Fred wollte mit ihnen reden, doch sie beachteten ihn kaum, sondern waren auf den Bus konzentriert.

»Das sind unmöglich meine Wölfe«, sagte Lady Sullivan, als ich mich näherte.

»Von meinem Clan sind die auch nicht«, stieß Fairfax hervor.