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Die 4-jährige Marie liebt ihren Teddy Paul über alles. Die Tatsache, dass er nur ein Ohr hat, stört sie nicht im Geringsten. Gemeinsam meistern sie einige Herausforderungen, die jedes Kind aus seinem Alltag kennt. Freundschaft und Streit, Zugehörigkeit und Ausgrenzung, Angst und Freude, Wut und Rücksichtnahme u. v. m. Gemeinsam schaffen es die beiden Freunde alle Probleme aus dem Weg zu schaffen.
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Seitenzahl: 63
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Marie entdeckt Paul
Teddy Paul zieht bei Marie ein
Wie es dazu kam, dass Teddy Paul nur ein Ohr hat
Spielzeugtag
Besuch von einer Biene
Teilen ist doof
Allein im Park
Jonas ist nicht mehr mein Freund
Marie wird geimpft
Hauen tut weh
Der Osterhase besucht Marie und Teddy Paul
Teddy Paul feiert Geburtstag
Urlaub mit Paul und Lisa
Opa Fritz bekommt kein Küsschen
Sankt-Martins-Fest
Ein Ausflug in den Schnee
Weihnachten im Schuhkarton
„Och Mama, bitte, nur mal kurz gucken“, bettelte Marie.
Mama atmete tief ein und wieder aus. Sie hatte eigentlich keine Zeit und noch weniger Lust mit Marie die Kuscheltiere anzuschauen.
„Ach, mein Schatz, komm, wir haben doch jetzt das Feuerwehrauto für Jonas.“ Die beiden hatten das Geburtstagsgeschenk für Maries Freund Jonas schon bezahlt.
„Ja klar, aber schau mal, da vorne ist doch schon der Gang mit den Stofftieren. Es dauert ja auch nicht lang.“ Marie blieb hartnäckig.
„Na gut“, ergab sich Mama, „aber bitte nur kurz.“
„Super!“ Das 4-jährige Mädchen lief schon mal vor und blieb staunend vor dem Regal stehen.
Ihre Mutter folgte ihr.
Was es da alles zu sehen gab: Krokodile, Papageien, Enten, Hunde, Katzen, Vögel, Eichhörnchen, Teddybären, alles sah fast echt aus.
Da stockte Marie. Ihre Augen wurden groß und größer, ihr Herz machte einen Hüpfer. Sie konnte den Mund nicht mehr schließen. „Schau mal, Mama, ist der nicht süß?“
Die Mutter folgte mit den Augen dem Finger ihrer Tochter und stutzte.
„Meinst du den kaputten Teddy da?“
„Der ist nicht kaputt.“ Marie war entsetzt über diese Äußerung.
„Der hat doch nur ein Ohr.“ Die Mutter wollte ihre Tochter auf den Schönheitsfehler hinweisen.
„Ja, na und?“ Marie war hin- und hergerissen. „Der ist so süß.“
Mama legte den Kopf ein wenig schräg und betrachtete ihn intensiv. Dann sagte sie: „Na ja, schon.“
„Den will ich haben!“ Marie klatschte mit den Händen aneinander und strahlte übers ganze Gesicht. Sie angelte den Teddybären aus dem Regal.
„Mein liebes Kind, du hast doch genug Kuscheltiere“, versuchte Mama sie zu beschwichtigen.
„Na, aber der … der …“ Marie suchte nach Worten und drückte das Stofftier fest an sich. „Den hab ich lieb. Der muss mit nach Hause.“
„Aber der ist doch kaputt.“
„Mama, der ist nicht kaputt.“ Marie war richtig böse auf ihre Mutter, wie konnte sie so etwas sagen?
„Ich möchte ihn mit nach Hause nehmen, der gehört zu mir.“
Mama seufzte tief und zog die Augenbrauen hoch.
„Ich bezahl ihn auch von meinem eigenen Geld.“ Marie blieb unbeirrt und fuhr fort: „Tante Fiona hat doch gesagt, dass ich mir von dem Geld, das sie mir zum Geburtstag geschenkt hat, kaufen kann, was ich möchte.“
Marie schaute ihre Mutter herausfordernd an.
Diese überlegte einen Moment zu lange.
Das verstand Marie schon als Zusage. „Super, Mama. Danke.“
„Hä? Ich habe noch gar nicht Ja gesagt“, lachte Mama.
„Na, aber auch nicht Nein. Ist doch mein Geld“, erklärte Marie. „Du brauchst es mir nur bis zu Hause zu leihen. Dann gehe ich an meine Spardose und du bekommst es sofort wieder.“
„Na gut.“ Mama gab sich geschlagen.
Marie jubelte. Sie nahm den Teddy an beiden Vorderpfoten und vollführte einen kleinen Freudentanz.
Als Mama ihn bezahlte hatte, stand für Marie fest: „Und du heißt Paul.“
„Wie kommst du denn da drauf?“, wollte Mama wissen.
„Er erinnert mich an Jonas’ Opa Paul, der guckt auch immer so lieb“, strahlte Marie.
„Okay.“ Das war für Mama in Ordnung.
Damit war auch der Teddy einverstanden. Es war fast so, als blinzelte er schelmisch mit einem Auge.
Marie trug ihren neuen Freund mit federnden Schritten zum Auto.
Ab da wohnte Teddy Paul bei Marie und da freute er sich schon sehr drauf.
Als Marie nach Hause kam, klemmte sie sich Teddy Paul unter den Arm und lief sofort ins Kinderzimmer.
„Schaut mal, wir haben einen neuen Freund.“ Sie setzte Paul in die Mitte vom Kinderzimmer und kramte ihre Puppe Lisa aus dem Puppenwagen.
„Ich brauche keinen neuen Freund“, fauchte Lisa, die Puppe von Marie, und schaute mit zusammengekniffenen Augen böse auf den Neuling.
„Aber ich!“ Marie strahlte, nahm den Teddy hoch und gab ihm einen kräftigen Kuss auf die Wange.
Das gefiel dem Teddy und er brummte behaglich.
Die Puppe Lisa war gar nicht begeistert: „Ich bin doch deine Freundin.“ Sie schob die Unterlippe vor und ließ den Kopf sinken. Auf einmal war sie richtig traurig.
„Na klar, das bist du ja auch. Aber Paul ist auch mein Freund.“
„Pä“, schnaufte die Puppe und drehte dem Mädchen und dem Neuling den Rücken zu.
Neugierig kamen all die anderen Kuscheltiere aus ihren Verstecken gekrochen.
Das grüne Stoffkrokodil krabbelte unter dem Bett hervor.
Kora, der Papagei, kam herangeflogen.
Quaki, die Ente, watschelte herbei.
Die Katze Minka kam misstrauisch angeschlichen.
Zum Schluss kam Simba, der Löwe, königlich herangepirscht.
Er war bisher der Chef von allen. Somit ergriff er das Wort: „Was soll denn diese Kreatur hier?“
„Was heißt denn Kreatur?“ Marie verstand das Wort nicht. „Das ist Paul. Mein neuer Teddy.“
„Schau ihn dir doch mal an“, forderte der Stofflöwe das Mädchen auf, „der ist doch nicht ganz richtig.“
„Nicht ganz richtig?“ Marie überlegte, was Simba wohl meinte.
„Na, der hat doch nur ein Ohr.“
„Ja, aber da kann er doch nix für. Ich hab ihn trotzdem lieb.“
„Wenn du meinst.“ Der Löwe zog die Schultern gleichgültig hoch und schritt majestätisch davon.
„Komm, Lisa, spiel mit mir und Paul“, forderte Marie ihre Lieblingspuppe auf.
Langsam drehte diese sich um und fragte: „Wirklich?“
„Na klar“, bekräftigte Marie und fing schon mal an den Puppentisch zu decken.
Teddy Paul kletterte auf den einen Kinderstuhl, Puppe Lisa auf den anderen.
Das Mädchen kochte auf dem Puppenherd etwas Feines für sich und ihre zwei Freunde.
Schon bald merkte die Puppe Lisa, dass der Teddy Paul ein wirklich Netter war, und sie hatten eine ganze Menge Spaß zusammen.
Eines Tages kam Marie aus dem Kindergarten. Sie wollte im Kinderzimmer mit Teddy Paul und ihrer Puppe Lisa spielen.
Da hörte sie, wie die Puppe Lisa Paul fragte: „Nun sag schon. Warum bist du so? So anders?“
„Wie anders?“ Der Teddy verstand die Frage nicht.
„Nun, du bist doch nicht normal.“
„Nicht normal?“
„Na, normalerweise hat doch jeder 2 Ohren. Und nicht nur eins.“
„Ach, das meinst du.“ Jetzt wusste Teddy Paul, was Lisa meinte. Er fuhr fort: „Das ist eine traurige Geschichte.“
„Willst du sie mir erzählen?“
Teddy Paul stöhnte und holte tief Luft.
Dann begann er: „Also ich wurde von einem alten Mann in einer Teddybärenwerkstatt genäht. Aber ich war nicht der Einzige. Ganz viele Teddybären wurden dort angefertigt. Irgendwann kamen wir in einen großen Karton. Dieser Karton wurde dann in ein Geschäft gebracht. Dort gab es ganz viele Spielsachen und auch noch andere Kuscheltiere.
Wir Teddys wurden alle nebeneinander in ein Regal gesetzt. Hin und wieder wurde einer von uns herausgenommen und verkauft.“
Lisa fragte: „Und dann?“
„Na dann kamen 2 sehr wilde Mädchen in den Laden“, fuhr Teddy Paul fort. „Das eine Mädchen zog mich kräftig am Arm und riss mich heftig aus dem Regal. Das andere Mädchen griff auch nach mir und sagte: ‚Hey, ich will den haben.‘
Die andere keifte los: ‚Ich hab den zuerst gehabt. Lass ihn los.‘
‚Lass du ihn los‘, brüllte das eine Kind das andere an und zerrte herzlos an mir herum.“
Teddy Paul blickte traurig nach unten.
„Und dann?“