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Fallon Davis ist eine junge, unabhängige Frau, die einen kleinen Schönheitssalon im Herzen von Chicago führt. Dass Fallon aufgrund besonderer Umstände auf Matthew "Matt" Garcia, Mitglied des Bikerclubs Sons of Devil trifft, war nie geplant. Matt verkörpert nämlich alles, von dem Fallon Abstand nehmen sollte. Doch irgendwie scheint Matt immer dort aufzukreuzen, wo sie am wenigsten mit ihm rechnet. Schüchterne Frauen? Kann Matt, Enforcer seines Clubs, eigentlich nichts mit anfangen. Er ist es gewohnt, dass ihm ebenso schöne wie willige Frauen reihenweise zu Füßen liegen. Jedoch muss er schnell feststellen, dass er sich immer stärker zu Fallon hingezogen fühlt. Dann gerät das Objekt seiner Begierde plötzlich ins Visier des Clubs, als Fallons Freundin und Old Lady eines Clubmitglieds spurlos verschwindet. Matthew ist gezwungen, eine schwierige Entscheidung zu treffen: Loyalität oder Liebe? Matt trifft eine Wahl, die alles verändert. Auf einmal ist nichts mehr so, wie es einst war, und es steht so viel mehr auf dem Spiel als der Club und die Loyalitätsfrage. Auftakt zu einer neuen dramatischen Serie von Arizona Moore rund um den Sons of Devil MC.
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Seitenzahl: 473
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Arizona Moore
Sons of Devil MC Teil 1: Matt
© 2024 Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels
www.plaisirdamour.de
© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg
(www.art-for-your-book.de)
ISBN Print: 978-3-86495-672-0
ISBN eBook: 978-3-86495-673-7
Die Personen und die Handlung des Romans sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Dieser Roman darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches andere Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.
Triggerwarnung & Widmung
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Epilog
Autorin
Liebe Leserinnen und Leser, dieses Buch behandelt sensible Themen wie Gewalt, Folter, den schmerzlichen Verlust eines Kindes und beinhaltet derben Sprachgebrauch. Ich möchte euch darauf vorbereiten und ermutigen, auf eure eigenen Gefühle zu achten. Wenn ihr Unterstützung oder jemanden zum Reden braucht, zögert nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen oder euch an eine Vertrauensperson zu wenden. Eure mentale Gesundheit hat oberste Priorität.
Fallon
Sieben Worte, sieben grausame Worte. Es sind sechsundzwanzig Buchstaben, um genau zu sein, die mich vollkommen aus der Bahn geworfen haben: Dann bist du für mich gestorben.
Ich verstehe einfach nicht, wie ein Mensch, den man über alles liebt und von dem man angenommen hat, dass diese Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen, wegen eines Fehlers – eines wunderschönen Fehlers – ein Alles-oder-nichts-Ultimatum stellen kann.
Auch mir geht es mit der Situation nicht gut, doch seine Forderung ist viel zu überzogen, sie verlangt zu viel von mir. Ich kann nicht darauf eingehen. Niemals. Wie soll ich mit mir weiterleben können, wenn ich seinem Wunsch entspreche? Könnte ich je wieder in den Spiegel schauen, ohne mir selbst Vorwürfe zu machen? Nein, denn ich würde jeden Tag in die Augen einer Mörderin blicken. Denn genau das wäre ich dann: eine Mörderin.
Doch abgesehen davon, werde ich mir von diesem Mann nicht diktieren lassen, wie ich mein Leben zu führen habe. Es gehört mir. Mir allein. Wieso nimmt er sich das Recht heraus, mich unter Druck zu setzen und zu einer Entscheidung zu drängen, die ich nicht vertrete? Ich bin lieber für ihn gestorben, als dass ich etwas tue, hinter dem ich nicht stehe, das ich bis ans Ende meiner Tage bereue und mit dem ich nicht leben kann.
Als ich mein Auto zusperre und alles versuche, meine Gedanken in fröhlichere Bahnen zu lenken, höre ich ein knirschendes Geräusch hinter mir. Es klingt wie ein schwerer Stiefel, der Kieselsteine unter sich zermalmt. Ich halte kurz inne, erstarre, traue mich aber nicht, mich umzudrehen.
Ich halte den Atem an.
Da nun nichts mehr zu hören ist, rede ich mir ein, dass mir mein ohnehin schon völlig durcheinandergewirbelter Kopf einen Streich gespielt hat. Vielleicht sind auch bloß die doofen Hormone schuld.
Wer soll mich schon direkt vor meinem Haus, auf einem gut ausgeleuchteten Parkplatz am frühen Abend überfallen? Die Sonne ist noch nicht einmal am Horizont verschwunden, und im Minutentakt gehen Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern an meinem Wohnhaus vorbei.
Als ich schließlich einen vorsichtigen Blick über meine Schulter wage, sehe ich rein gar nichts außer einer Reihe geparkter Autos. Keine Menschenseele ist hier. Erleichtert atme ich aus und vergewissere mich ein letztes Mal, dass der Wagen auch wirklich abgeschlossen ist. Das ist ein Spleen von mir. Wenn es ums Sichern von Türen geht, kontrolliere ich immer alles doppelt und dreifach. Mein innerer Monk treibt mich dazu.
Nachdem ich mir absolut sicher bin, dass mein Auto verriegelt ist, will ich mich zum Gehen abwenden. Aber als ich einen Schritt zurücktrete, wird mir plötzlich von hinten ein Tuch über Mund und Nase gedrückt, das widerwärtig riecht. Kurz darauf wird mir ein schwarzer, blickdichter Sack über den Kopf gestülpt und an meinem Hals schmerzhaft zugezogen. Außer Dunkelheit kann ich nichts sehen. Sofort macht sich Panik in mir breit. Blanke, schiere Angst nimmt von mir Besitz.
„Ahhh.“ Ich schlage mit den Armen um mich und versuche, wer auch immer mich gerade angreift, abzuwehren.
Ich spüre muskulöse Arme, die sich um meine Schultern legen, die mich festhalten, während der Sack immer enger und enger gezurrt wird. Wie eine Schlinge liegt er um meinen Hals und nimmt mir die Luft zum Atmen.
„Lass mich los!“, schreie ich. „Hilfe! Hilfe!“
Eine dominante, angsteinflößende und mir fremde Stimme erklingt. „Bring die Schlampe zum Schweigen.“
Ich trete blind um mich und schaffe es, den Absatz meines Schuhs auf dem Fuß desjenigen zu platzieren, der mich festhält. Ein wenig stolz auf mich, dass ich ihn erwischt habe und sich deshalb der Griff um meine Schultern gelockert hat, taumele ich rückwärts und versuche, mir den Sack vom Kopf zu zerren.
Plötzlich wird mir speiübel und schwindelig. Alles dreht sich, als würde ich in einem Karussell, wie dem Break Dancer oder der Krake sitzen, und die Müdigkeit nimmt schlagartig von mir Besitz.
Fallon
„Hast du eine Ahnung, warum ich dich so verachte, Fallon?“ Mein Dad starrt mich mit einem so hasserfüllten Blick an, dass mir das Blut in den Adern gefriert.
Ich bin es gewohnt, von ihm niedergemacht und beleidigt zu werden, denn er gibt mir die Schuld daran, dass Mom ihn verlassen hat und abgehauen ist.
Als ich sechs Jahre alt war, stand sie mit gepackten Koffern im Wohnzimmer und teilte uns mit, dass sie sich in einen anderen Mann verliebt habe. Damals konnte ich nicht verstehen, was ihre Worte bedeuteten, bekam es aber umso schneller zu spüren, weil mein Vater seine Wut, seine Enttäuschung und seinen Frust mit Worten an mir ausließ. Und natürlich auch, weil ich von jetzt auf gleich ohne die Liebe und Fürsorge einer Mutter zurechtkommen musste.
Seit dreiundzwanzig Jahren ertrage ich nun schon geduldig seine Schimpftiraden. Laut ihm habe ich den Titel der miesesten Tochter aller Zeiten inne. Regelmäßig wirft er mir an den Kopf, dass er sich schäme, mein Vater zu sein, dass es ihm so viel besser gehen würde, gäbe es mich nicht. Warum ich das über mich ergehen lasse? Weil er nun mal meine Familie ist. Der einzige Mensch, den ich habe. Mein einziger lebender Verwandter. Eben mein Dad.
Seitdem er aufgrund eines Arbeitsunfalls – er war Ranger und wurde von einem Sturm im Wald überrascht und unter einem entwurzelten Baum begraben – im Rollstuhl sitzt und von der Hüfte abwärts gelähmt ist, sind seine Launen nur noch schlimmerer geworden. Mit den Jahren habe ich gelernt, seine Beleidigungen an mir abprallen zu lassen, doch im Moment überkommt mich öfter das Bedürfnis, loszuheulen.
Bis vor zwei Stunden war noch alles in Ordnung zwischen uns. Wir haben gemeinsam zu Abend gegessen, uns das Baseballspiel der Chicago White Sox im Free-TV angesehen, ein Bier getrunken und uns über die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen unterhalten. Während mein Dad ein treuer Anhänger von Donald Trump ist, ist meine Stimme Joe Biden sicher. Doch plötzlich, aus dem Nichts heraus, posaunte er aggressiv heraus, dass er mich verachtet.
„Ich habe alles getan, um dir eine sorgenfreie Zukunft zu ermöglichen, indem ich einen Haufen Kohle in deine dämliche Schminkerei investiert habe, denn zum Studieren hat dein Grips ja nicht gereicht, und indem ich versucht habe, dich von allem fernzuhalten, das dir gefährlich werden könnte. Und wie dankst du es mir? Indem du ein Kosmetikstudio mit einer dieser Schlampen von den Sons of Devil, dieser Biker-Gang, betreibst. Bestimmt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch du dich von einem dieser Bastarde zu seiner persönlichen Hure machen lässt.“
Ich atme ein paarmal tief ein und wieder aus. „Erstens, Charleen ist keine Schlampe, sondern die Verlobte des Bruders des Präsidenten und meine Freundin, und zweitens habe ich absolut keine Berührungspunkte mit den Sons of Devil. Was Charleen in ihrer Freizeit macht oder mit wem sie zusammen ist, hat keinen Einfluss auf unsere Arbeit.“
Er lacht laut auf. „Ich wusste es, du hast dich bereits von diesen Gesetzlosen um den kleinen Finger wickeln lassen, oder warum verteidigst du deine sogenannte Freundin? Ich bin vielleicht ein Krüppel, weil meine Beine nicht mehr funktionieren, aber nichtsdestotrotz verfüge ich über ein bestens funktionierendes Augenpaar. Glaubst du, ich habe nicht mitbekommen, wie du diesen dunkelhaarigen, tätowierten, mit Anabolika und Steroiden vollgepumpten Mistkerl anhimmelst, wenn er zusammen mit seinem Kumpel, dem Bruder des Präsidenten, dessen Verlobte beim Salon abholen kommt?“
O Mann, ich weiß genau, von wem er spricht … Matthew Garcia.
Matthew ist ein aktives Mitglied der Sons of Devil und laut Charleen für die Sicherheit des Clubs zuständig. Hin und wieder begleitet er Charleens Verlobten, Ty Harrison, wenn dieser sie abholen kommt.
Charleen, die von allen nur Charly gerufen wird, kenne ich aus der Schule. Charly und ich waren im selben Jahrgang, hatten aber nie etwas miteinander zu tun. Erst als wir uns nach unserem Abschluss auf der Kosmetik-Fachschule wiedertrafen, entstand zwischen uns eine Freundschaft. Dort schmiedeten wir kurz vor dem Examen den Plan, gemeinsam einen Salon hier in Chicago zu eröffnen. Seit circa einem Jahr führen wir als gleichberechtigte Partnerinnen die Geschäfte von CF Beauty and more. Unser Salon läuft wirklich gut. Aktuell sind wir sogar auf der Suche nach weiterem Personal, um all den Kundenanfragen gerecht werden zu können.
Charly gehört dem Biker-Club der Sons of Devil an und ist mit dem jüngeren Bruder des Präsidenten liiert. Ich glaube, sie ist seine Old Lady oder so. Charleen spricht nicht viel über den Club, obwohl es mich brennend interessiert, was im Clubhaus so vor sich geht. Denn das, was man in den ganzen Romanen rund um MCs zu lesen bekommt, finde ich superspannend. Bis auf den Teil mit den Clubhuren, den Rivalitäten zu anderen Clubs und der Gewalt. Aber das geschriebene Wort und die Realität liegen bekanntermaßen oftmals meilenweit auseinander. Romane sind reine Fiktion. Eine Welt, die die Autorinnen und Autoren erschaffen, um die Leser für eine Weile aus der Wirklichkeit zu entführen.
Doch mit einer Sache hat mein Dad voll ins Schwarze getroffen: Ich stehe total auf Matthew Garcia.
O mein Gott, dieser Mann ist der heißeste Kerl, den ich je gesehen habe. Matt ist mindestens einen Meter fünfundneunzig groß, hat unglaublich schöne dunkelbraune Augen, pechschwarzes Haar und Oberarme, die doppelt so breit wie meine Oberschenkel sind. Er ist alles andere als Prince Charming oder ein Sunnyboy. Ein dunkler Lord trifft es eher. Ihn umgibt nämlich etwas Finsteres, Mystisches, was ihn aber nur noch anziehender macht. Keine Ahnung warum, aber mich reizten schon immer die bösen Jungs.
Sein Bad-Boy-Auftreten mal ausgeklammert, hat er ein sehr markantes Gesicht. Eben kein Null-acht-fünfzehn-Gesicht, das man an jeder Straßenecke zu sehen bekommt. Seins hat definitiv Wiedererkennungswert.
Matt hat dichte, buschige Augenbrauen, einen Dreitagebart und eine leicht schiefstehende Nase, die den Eindruck auf mich macht, als wäre sie schon ein paarmal gebrochen gewesen und nicht fachmännisch wieder gerichtet worden. Besonders auffällig sind seine Tätowierungen, die seinen Hals, seine Arme und teilweise sogar seine Finger zieren. Ich stehe total auf Tattoos und hätte sicher selbst welche, wenn ich nicht so unglaublich viel Angst vor Nadeln hätte. Wobei Angst nicht das richtige Wort ist. Panik trifft den Nagel wohl eher auf den Kopf. Sehe ich einen Arzt mit einer Spritze in der Hand auf mich zukommen, weil ich geimpft werden oder er mir Blut abnehmen muss, wird mir ganz anders zumute. Ich beginne zu schwitzen, mir wird heiß und kalt, und mir wird speiübel.
Mein Vater seufzt. „Eigentlich kannst du nichts dafür, dass du eine Schlampe bist. Die Gene sind schuld“, fährt er fort und reißt mich damit aus den Gedanken. „Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm. Wie die Mutter, so die Tochter. Schließlich hat deine Mom sich auch einem verdammten Biker an den Hals geworfen. Für mich bist du keinen Deut besser als sie.“
Normalerweise ist Mom ein absolutes Tabuthema. Wir sprechen nie über sie. Ihre Existenz wird verleugnet beziehungsweise totgeschwiegen, als hätte es sie nie gegeben.
Mit zittrigen Knien stehe ich von der Couch auf und mustere meinen Vater mit hochgezogenen Augenbrauen. „Da du scheinbar nicht viel von mir hältst, werde ich jetzt gehen, Dad. Deine Worte waren sehr verletzend. Ich bin keine Schlampe oder eine Hure. Ich weiß, dass du es nicht leicht hast, aber maß dir nie wieder an, mich in eine Schublade zu stecken, nur weil du keine Freude mehr am Leben hast.“
Einerseits fühlt es sich irgendwie gut an, so befreiend, ihm endlich mal die Stirn geboten zu haben, denn das ist längst überfällig, doch andererseits bereue ich es prompt wieder.
Nein, es sollte mir nicht leidtun, denn ich habe mich lange genug von ihm herunterputzen und als Punchingball benutzen lassen. Ich bin nicht wie Mom. Kein bisschen. Wäre ich ihr ähnlich, hätte ich ihn, als es schwierig wurde – also nach seinem schrecklichen Unfall –, im Stich gelassen. Aber ich bin nicht gegangen und habe mich um ihn gekümmert, auch wenn er mich wieder und wieder verletzt und von sich gestoßen hat.
Nachdem feststand, dass der Unfall zu einer Querschnittslähmung geführt hat, wurde Dad zu einem Tyrannen, zu einem Monster. Nichts konnte ich ihm mehr recht machen, nichts war je gut genug. Jeden Tag hat er mir zur Hölle auf Erden gemacht, dabei habe ich bloß versucht, aus der Situation das Beste zu machen.
Ich habe mich um einen Rehaplatz gekümmert, ihm von meinen Ersparnissen einen elektrischen Rollstuhl gekauft, mit seinem Vermieter gesprochen, damit er sich am Umbau zu einer behindertengerechten Wohnung beteiligt, habe ihm eine Haushaltshilfe organisiert und mein Leben komplett an seine Bedürfnisse angepasst.
„Ich werde jetzt gehen“, teile ich ihm mit und mache mich auf den Weg zur Wohnzimmertür.
Als ich mit ihm auf einer Höhe bin, schießt sein Arm vor und er legt mir seine Finger fest um das Handgelenk. Seine Augen sprühen nur so vor Zorn, und das jagt mir ehrlich gestanden ein wenig Angst ein.
„Du bist meine Tochter, Fallon Davis, mein verdammtes Fleisch und Blut. Sprich nie wieder so respektlos mit mir. Ich habe dich nämlich nicht zu einem rotzfrechen Gör erzogen, das seinen Vater nicht ehrt und sich durch die Weltgeschichte hurt.“
„Was genau wirfst du mir eigentlich vor, hm?“, blaffe ich im gleichen Ton zurück. „Dass ich Spaß an Sex habe oder dass meine Erziehung misslungen ist? Gott, ich bin neunundzwanzig Jahre alt, alleinstehend und genieße meine Freiheiten. Schlaf ich ab und an mit Männern? Ja, denn Sex ist eine sehr schöne Sache.“ Ich seufze. „Nur weil du beschlossen hast, dein Leben nicht mehr zu genießen und dich selbst zu bemitleiden, muss ich doch nicht zwangsläufig deinem Beispiel folgen, oder? Mag sein, dass ich nicht die Vorzeigetochter bin, die du dir gewünscht hast, aber dann hättest du deinen Teil schon zusteuern müssen. All die Jahre musste ich mich selbst versorgen und erziehen, weil du dich dazu entschieden hast, sauer auf die Welt, das Leben und Mom zu sein. Vielleicht solltest du endlich wieder damit beginnen, zu leben, denn sonst wirst du eines Tages aufwachen und feststellen, dass du ganz allein dastehst, weil du alle von dir gestoßen hast. Sei weniger frustriert, denn sonst …“
Ein lautes Klatschen unterbindet meinen Redefluss. Sofort darauf durchzuckt ein unangenehmer Schmerz meine Wange. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich meinen Vater an, der sich aus seinem Rollstuhl hochgestemmt und mir eine Ohrfeige verpasst hat. Ich bin geschockt, denn er ist mir gegenüber noch nie handgreiflich geworden.
Auch er scheint von seiner Tat überrascht zu sein, denn er lässt sich wieder in den Sitz fallen und rollt kopfschüttelnd von mir weg.
Sprach- und fassungslos wende ich mich von ihm ab und eile zur Wohnzimmertür.
„Fallon, warte!“, ruft er mir hinterher.
Ich halte in der Bewegung inne und drehe mich ein letztes Mal zu ihm um. „Ich hasse dich.“
Ich verlasse im Eiltempo seine Wohnung, renne zu meinem Wagen, der in der Auffahrt parkt, steige ein, starte den Motor und lege den Rückwärtsgang ein.
Während ich die Straße entlangfahre, laufen mir die Tränen über das Gesicht und nehmen mir die Sicht. Ich weine nicht, weil meine Wange noch immer brennt, sondern wegen seiner Worte, wegen seiner Grobheit, wegen ihm.
Was ist gerade zwischen uns passiert? Wie konnte es nur so weit kommen?
Gott, ich liebe meinen Dad, das habe ich schon immer, und es hat auch mir das Herz gebrochen, dass Mom ihn und somit auch mich verlassen hat. Aber nicht nur ihm wurde wehgetan, auch ich habe gelitten. Für mich war es kein Spaziergang, ohne eine Mutter erwachsen werden zu müssen. Niemanden zu haben, mit dem ich über meine Probleme sprechen oder dem ich mich anvertrauen konnte.
Besonders stark betrauerte ich ihren Weggang um den Muttertag herum, wenn all die anderen Kinder in der Schule Geschenke bastelten oder Gedichte auswendig lernten. Gezwungenermaßen fertigte auch ich Präsente für Mom an, wohlwissend, dass sie in der Mülltonne landen würden.
Aber ich habe mich nie beschwert, habe immer gute Miene zum bösen Spiel gemacht, weil ich tagtäglich miterlebte, wie schwer mein Dad das Scheitern seiner Ehe getroffen hat. Nie habe ich in seinem Beisein geweint, habe den Haushalt geschmissen, habe gekocht und geputzt, um es ihm leichter zu machen. Nie habe ich ein Lob oder einen Dank eingefordert, nie habe ich überhaupt Forderungen an ihn gestellt.
Gott, mein Vater hat mich vorhin so richtig zur Weißglut getrieben, und ich konnte nicht anders auf seine gemeinen Worte reagieren, als auch ihm wehzutun. Dabei bin ich überhaupt nicht so. Quid pro quo ist keiner meiner Grundsätze. Dementsprechend bereue ich es, ihm so schreckliche Dinge um die Ohren gepfeffert zu haben, obwohl seine Worte nicht weniger hässlich als meine waren.
Irgendwann – ich habe keine Ahnung, wie lange ich plan- und kopflos durch die Gegend gefahren bin – halte ich am Chicago River. Von meinem Parkplatz aus habe ich einen tollen Blick auf den Fluss und die Michigan Bridge. Im Dunklen ist dieser Ort noch viel schöner als tagsüber, da die Gebäude rund um die Uferflächen eindrucksvoll beleuchtet sind.
Als ich meinen Kopf gegen die Kopfstütze fallen lasse, mir die Tränen von den Wangen wische und tief durchatme, klingelt mein Handy in der Handtasche, die auf dem Beifahrersitz liegt. Ich ignoriere das Bimmeln, doch der Anrufer gibt nicht auf. Wieder und wieder schellt das verflixte Telefon.
Ich weiß genau, wer mich zu erreichen versucht – mein Dad.
Aber ich kann im Moment nicht mit ihm sprechen oder mich mit ihm auseinandersetzen. Ich brauche einen Augenblick für mich allein, um in Ruhe über den Verlauf des heutigen Abends nachzudenken.
Matthew
„Heilige Scheiße, was ist denn mit seinem linken Auge passiert?“, will Luana von Charleen wissen. Letztere sitzt auf dem Schoß ihres Verlobten, meinem besten Kumpel und Bruder des Clubpräsidenten.
„Wir haben es mit dem Training vielleicht ein klitzekleines bisschen übertrieben. Aber keine Sorge, Matti, ich weiß, wie man Veilchen professionell überschminken kann. Komm morgen zu mir in den Salon, und ich mache aus dir wieder einen waschechten Kerl“, sagt Charly frech und zwinkert mir zu.
Diese kleine Hexe!
„Nicht wir haben es übertrieben, du allein meintest, einen auf Ninja-Turtle zu machen und mir dein verdammtes Knie ins Gesicht rammen zu müssen“, korrigiere ich sie.
Luana kommt auf mich zugeeilt, geht vor mir in die Hocke und fährt mit ihren langen, dünnen, nach Nikotin riechenden Fingern vorsichtig über die Schwellung unterhalb meines Auges.
„Irgendwie glaube ich eher Matts Version der Geschichte. Du bist einfach zu übereifrig“, murmelt Charleens Verlobter Ty. „Unser Bruder sieht ziemlich ramponiert aus.“
Endlich mal jemand, der auf meiner Seite ist.
„Wenn ich Charly so wie jeden anderen Trainingspartner behandelt hätte, hättest du mich mit Sicherheit kastriert, Alter.“
Dann würde sie bestimmt mit einer aufgeplatzten Lippe, einem zugeschwollenen Auge und diversen Prellungen hier hocken und herum heulen. Niemand hat im Nahkampf auch nur den Hauch einer Chance gegen mich. Nicht ohne Grund bin ich der Enforcer der Sons of Devil. Zu meinen Aufgaben zählt die Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit. Mit einfacheren Worten: Ich mache jeden platt, der uns Ärger bereitet. Zudem bin ich als Waffenbeauftragter für unsere Knarren, die Munition sowie die technischen Gerätschaften verantwortlich.
Hin und wieder erledige ich auch ein paar ganz besondere Aufgaben. Der Präsident bedient sich meiner Dienste, wenn es unangenehm werden soll. Im Klartext: Ich prügele den Leuten, die es verdient haben, die Scheiße aus dem Leib. Und das mit großer Freude. Es gibt nichts Berauschenderes als das laute Knacken von brechenden Knochen.
Doch wenn es um Tys Mädchen geht, mache ich gern mal eine Ausnahme, halte mich zurück und stecke beim Training ein paar Schläge ein. Sogar dann, wenn mir dank eines Veilchens der Spott von ihr und meinen Brüdern sicher ist.
Charly ist seit einem Jahr Tys Old Lady, die mit Stolz die Kutte und den Verlobungsring meines besten Kumpels trägt. Vor nicht allzu langer Zeit hätte niemand auch nur einen Dollar darauf gewettet, dass die beiden mal heiraten würden, denn Charleens Dad, dieser miese Hurensohn, wollte die Beziehung der beiden mit allen Mitteln zerstören. Er ist nämlich der Kopf eines einflussreichen Drogenrings und nicht gerade der beste Buddy unseres Präsidenten.
Charleen ist eine außergewöhnlich toughe junge Lady von achtundzwanzig Jahren. Sie ist stark, nicht auf den Kopf gefallen, hübsch und hat größere Eier als mancher Kerl. Nachdem Ty sie mir vorgestellt hatte, war ich sofort ein Fan von ihr. Mittlerweile ist sie so etwas wie meine kleine Schwester. Ab und an trainieren wir zusammen in der clubeigenen Sporthalle und verbringen auch darüber hinaus viel Zeit miteinander.
„Er hat angefangen“, meint Charly und deutet mit dem Zeigefinger auf mich.
„Ich? Ist das dein Ernst? Wir wissen doch alle, was für ein widerspenstiger Drachen du bist. Manchmal muss man dich eben ein wenig härter anfassen, um dich zum Aufgeben zu zwingen. Oder, Ty?“ Lachend zucke ich mit den Achseln, da ich weiß, dass er und Charleen auf BDSM stehen.
Im Schlafzimmer gibt Charleen gern die Führung ab und unterwirft sich ihrem Verlobten, doch außerhalb ihres Zimmers ist sie eine Urgewalt. Sie ist keins dieser Mädchen, das vor Problemen davonläuft. Charly sieht der Gefahr tapfer ins Auge, fordert sie nur leider viel zu oft heraus und lässt sich von niemandem auf der Nase herumtanzen. Ganz besonders nicht von unseren Clubhuren oder ihrem alten Herrn, der sie jahrelang wie einen Augapfel gehütet hat. Als Prinzessin eines Kartelloberhauptes hatte sie es nicht leicht, denn den Feinden ihres Dads war sehr wohl bewusst, dass sie seine Achillesferse ist.
Dementsprechend verbrachte sie ihre Jugend in einem goldenen Käfig. Abgeschottet von der Außenwelt, durfte sie diesen nur zu schulischen Aktivitäten unter Aufsicht verlassen. Doch irgendwann wurde aus dem Mädchen eine Frau, die die Welt entdecken wollte. Dem Vögelchen waren Flügen gewachsen und es flog zwitschernd davon. Ihrem Vater gefiel das nicht, und er versuchte mit allen Mitteln, das Täubchen wieder einzufangen. Ohne Erfolg.
Ich kann ihren Dad sogar verstehen, denn seine Feinde lauern an jeder Straßenecke mit einem Messer in der Hand, um es ihm in einem unachtsamen Moment in den Rücken zu rammen. Je größer der Erfolg eines Menschen ist, desto mehr Konkurrenten kommen aus der Versenkung gekrochen, um einen Teil des Kuchens abzubekommen. So ist nun mal das verdammte Leben.
„Ähm, Moment mal. Wer hat mich denn bitte mit den Worten Greif an, du kleiner Angsthase provoziert, hm?“, äfft Charly meine Worte von vorhin nach, woraufhin ich stöhnend die Augen verdrehe. „Außerdem hast du großkotzig herumposaunt, dass ich mich nicht zurückhalten soll, denn schließlich würdest du es auch nicht tun. Wenn ich mich recht erinnere – und ich leide nicht unter Demenz –, war ich sogar die Stimme der Vernunft, die meinte, wir sollten das Training beenden und uns einen fetten Eisbecher mit doppelt Sahne aus der Eisdiele holen. Selbst schuld, dass du nun etwas ramponiert aussiehst. Also, hör auf herumzumemmen, du kleine Heulsuse.“
Heulsuse?
„Seit wann darf sie so mit mir reden, Ty?“, frage ich knurrend in Richtung meines Kumpels. „Unternimm endlich etwas gegen ihr loses Mundwerk. Stopf ihr meinetwegen mit deinem Schwanz die Klappe. Hauptsache, sie ist endlich still.“
„Bin ich lebensmüde, Bruder? Ich traue meiner Süßen durchaus zu, dass sie, wenn sie pissig ist, mir mein bestes Stück abbeißt.“ Lachend schüttelt er den Kopf. „Du warst derjenige, der unbedingt mit Karate-Kid trainieren wollte. Also leb mit den verdammten Konsequenzen. Ich komme doch auch nicht ständig bei dir an und flenne herum, weil mein Mädchen mit blauen Flecken übersät ist. Du kannst froh sein, dass ich dir dafür nicht den Arsch aufreiße, du Penner.“
Ich winke ab. „Ach, ihr könnt mich mal kreuzweise.“
„Sorry, kein Bedarf, Matti. Mir wurde es heute schon so richtig besorgt.“ Charly streckt mir die Zunge raus. „Du bist doch bloß angepisst, weil ich mittlerweile gut genug bin, um dich auf die Matte zu schicken. Hast wohl Angst um deinen Posten im Club, wie?“ Sie zwinkert mir zu. „So, und jetzt habe ich keine Zeit mehr, mich mit deinem Gejammere zu beschäftigen, denn ich muss mit Fallon telefonieren. Sie hat mir vorhin geschrieben, dass sie mal wieder Stress mit ihrem Dad hat. Meine Arbeitskollegin braucht ein offenes Ohr.“
Fallon … Fuck!
Durch die Erwähnung ihres Namens bekomme ich einen Ständer.
Fallon Davis ist Charleens Geschäftspartnerin und ein verdammt heißes Gerät. Heilige Scheiße. Sie hat hellblondes Haar, das ihr in weichen Wellen über die Schultern fällt. Ihre Hüften sind schmal, sie hat ordentlich Holz vor der Hütte und einen Arsch, für den ich töten würde. Dieses Mädchen ist heißer als die Sonne Mexikos. Schon oft stand ich kurz davor, in ihren Salon zu marschieren, sie mir zu packen und in allen erdenklichen Stellungen durchzuficken.
„Was für ein Problem hat sie denn diesmal mit ihrem Dad?“, will Luana wissen und drängt sich dichter an meine Seite. Ich lege eine Hand auf ihren Arsch und knete mit festem Griff ihre Pobacke.
Luana ist eine unserer Clubhuren, die, als sie zu uns stieß, ausschließlich von Ty gevögelt wurde. Seitdem er ihre Dienste nicht mehr in Anspruch nimmt, ficke ich sie hin und wieder.
Die rothaarige Schönheit hebt sich von den anderen Damen im Club ab, denn sie ist kurvenreicher, groß gewachsen und hat wahnsinnig faszinierende grüne Augen, wodurch sie mich irgendwie an eine Wildkatze erinnert. Ihre optischen Vorzüge mal ausgeklammert, kann sie wie keine andere Schwänze lutschen. Ein Blowjob von ihr und all deine Sorgen sind wie weggeblasen. In der Regel lasse ich sie immer dann vor mir knien, wenn ich Fallon mal wieder nicht aus dem Kopf bekomme.
„Keine Ahnung.“ Seufzend zuckt Charly mit den Schultern. „Ich weiß nur, dass ihr alter Herr eine mürrische Miesmuschel ist und sie regelmäßig zur Schnecke macht. Sogar im Beisein unserer Kunden. Ich habe ihr schon oft geraten, ihn in die Schranken zu weisen oder ins Altenheim abzuschieben, aber sie entschuldigt sein Verhalten immerzu damit, dass er es ja ach so schwer hat.“ Sie verdreht die Augen.
„Süße, lade sie doch zu unserer Party am Wochenende ein, damit sie mal auf andere Gedanken kommt“, schlägt Ty vor.
„Gute Idee, Baby“, erwidert sie und küsst ihren Verlobten.
Gute Idee?
Fuck, ich halte sie für absolut beschissen!
Fallon hat in unserem Clubhaus nichts verloren, denn sie passt nicht in unsere Welt. Sie wirkt immer so zerbrechlich, schüchtern und zugeknöpft. Vielleicht irre ich mich ja und sie ist in Wahrheit ein richtiges Wildpferd, denn stille Wasser sollen bekanntlich tief sein, aber eigentlich verfüge ich über eine recht gute Menschenkenntnis. Wahrscheinlich würde Fallon heulend das Weite suchen, wenn einer meiner Brüder einen derben Spruch in ihre Richtung zum Besten geben oder sie zu schief von der Seite angucken würde. Außerdem habe ich Bedenken, dass einer der Jungs, wenn er hackedicht ist, sie wie eine unserer Clubhuren behandeln könnte.
Scheiße, mir bleibt nur zu hoffen, dass sie schon etwas vorhat und Charleens Einladung ausschlägt.
„Ich werde sie fragen, Ty. Sprichst du mit deinem Bruder und holst seine Erlaubnis ein?“, will Charleen wissen, nachdem sie die Zunge aus dem Hals meines Freundes genommen hat. Jeder, der nicht zu uns gehört, braucht für seinen Aufenthalt im Clubhaus die Zustimmung unseres Präsidenten. Sie schenkt ihrem Liebsten ein so strahlendes Lächeln, bis er liebestrunken nickt. „Danke, Babe, du bist der Beste.“
„Ich weiß.“ Er zwinkert ihr zu.
Stöhnend verdrehe ich die Augen, denn die beiden gehen mir mit ihrem Rumgeturtel manchmal mächtig auf den Sack. Und das sage ich nicht, weil ich eifersüchtig auf ihre Beziehung bin. Im Gegenteil, ich gönne ihnen alles Glück der Welt.
Für mich ist eine feste Partnerschaft nichts. Warum sollte ich mich mit nur einer Frau zufriedengeben, wenn ich jeden Tag eine andere haben kann? Ich meine, man hat ja auch keine Lust darauf, jeden Mittag das gleiche zu essen, oder? Irgendwann vergeht einem der Appetit.
Nachdem Ty und Charleen sich verabschiedet haben und Hand in Hand abgerauscht sind, bleibe ich mit Luana im sonst leeren Gemeinschaftsraum zurück. Die Kleine schmiegt sich wie ein rolliges Kätzchen an meine linke Seite.
Fuck, ich habe jetzt keine Lust auf Gekuschel, sondern will Dampf ablassen.
„Die zwei sind so verdammt süß zusammen.“ Luana seufzt. „Was hätte ich dafür gegeben, wenn Ty mich zu seiner Old Lady gemacht hätte.“
„Hat er aber nicht, und das ist auch gut so. Charly passt perfekt zu ihm“, entgegne ich. „Und jetzt geh auf die Knie und blas mir einen. Ich habe mir nach dem Training ein bisschen Spaß verdient. Wenig Zähne, viel Zunge. Kapiert?“
Seitdem Charleen Fallon erwähnt hat, habe ich eine Latte. Um Luana zu verdeutlichen, dass die Anweisung ernst gemeint ist, öffne ich den Knopf und den Reißverschluss meiner Jeans, hebe die Hüfte an, ziehe die Hose bis zu den Knien herunter und befreie meinen Schwanz aus der viel zu eng gewordenen Boxershorts.
Luana steht von der Couch auf, baut sich mit funkelnden Augen vor mir auf und geht in die Hocke. Trotz ihrer verdammt hohen Absätze macht sie dies galant und lässt es äußerst sexy wirken. Sie ist eben ein Vollprofi in Sachen Verführung.
Sie befeuchtet ihre Lippen mit der Zunge. Dabei schaut sie mir in die Augen. Anschließend richtet sie ihre volle Konzentration auf meinen Schwanz. Der Ausdruck, der sich über ihr Gesicht legt, ist schmachtend, verzehrend und gierig. Endlich senkt sie den Kopf, damit mein Vergnügen beginnen kann.
Ihre Mundhöhle ist warm, ihre Zunge ist eine Wohltat. Sie saugt meinen Schwanz tief und kräftig ein. Ich lehne mich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurück und schiebe das Becken vor, um ihr zu signalisieren, noch mehr von mir in sich aufzunehmen, mich tiefer zwischen ihre vollen Lippen gleiten zu lassen.
Luana schließt die Augen und gleitet seufzend mit dem Mund an mir auf und ab, ohne ihre Lippen auch nur eine Sekunde von meinem Schwanz zu nehmen. Zwischendurch schlägt sie immer mal wieder die Lider auf, um mich mit lüsternem Blick zu beobachten.
Ihre Hände liegen flach auf meinen Oberschenkeln. Meine Muskeln spannen sich an, mein Schwanz vibriert unter den verdammt geilen Gefühlen, die sie mir bereitet. Durch meine Adern schießen pures Verlangen, Erregung und Genuss.
Nachdem ihr Speichel meinen Ständer vollständig benetzt hat, schwelle ich noch weiter in ihrem Mund an.
Fuck, dieser Blowjob ist allererste Sahne.
Besonders geil ist es, wie ihre Zunge meine Eichel massiert.
Nach ein paar Minuten lässt sie meinen Schwanz aus ihrem Mund gleiten, woraufhin ich mich beschweren und sie dazu auffordern will, weiterzumachen. Doch gleich darauf umschließt sie ihn mit der Hand und presst ihre Zunge gegen meine Eier, um sie zu lecken. Es fühlt sich unbeschreiblich gut an, was sie da tut. Mittlerweile weiß Luana, wie sehr ich es liebe, wenn man meinen Hoden Aufmerksamkeit schenkt.
Als ich laut aufstöhne und meine Oberschenkel zu zucken beginnen, konzentriert sie sich wieder auf meinen Schwanz. Sie leckt sich in Schlangenlinien meinen Schaft entlang und umschließt meine Spitze mit den Lippen. Luana bewegt ihren Kopf schnell hoch und runter, während ich mich auf dem Sofa anspanne, da ich kurz davor bin, zu kommen.
Als sie die Finger um meinen Schaft legt, um mir während des Saugens zusätzlich noch einen runterzuholen, bin ich verloren. Mit einem lauten Keuchen feuere ich mein Sperma in ihren Mund. Sie schluckt es brav herunter und saugt sogar noch den allerletzten Tropfen aus mir heraus. Dann leckt sie meinen Schwanz sauber, entlässt mich aus ihrem Mund und steht grinsend auf.
Ohne mich bei ihr für diesen Wahnsinnsorgasmus zu bedanken oder sie zu loben, ziehe ich die Boxershorts und Jeans wieder hoch und schließe Knopf und Reißverschluss. Eine Gegenleistung wird sie von mir nicht einfordern, denn sie stellt nie Ansprüche.
Mit einem Nicken verabschiede ich mich von ihr, stehe auf und verlasse den Gemeinschaftsraum. Ich gehe in den Hinterhof, zünde mir eine Zigarette an und genieße für ein paar Augenblicke das laue Lüftchen dieses Spätsommerabends.
Fallon
Charleen geht mir schon seit Tagen auf den Keks. Sie sucht nämlich händeringend nach einem Outfit für eine Party ihres Rockerclubs und hat nichts anderes mehr im Kopf. Nichts scheint gut genug zu sein. In dem einen Kleid wirkt, laut ihrer Aussage, ihr Busen zu klein und in dem anderen ihr Hintern zu opulent. Mittlerweile, so fühlt es sich zumindest für mich an, hat sie ihren halben Kleiderschrank in unseren Salon geschleppt.
Die Sons of Devil sind bei uns in Chicago, und vermutlich auch in allen angrenzenden Städten und Staaten, berühmt berüchtigt. Der MC selbst bestreitet jedoch, in die Organisierte Kriminalität verstrickt zu sein, doch Medienberichten zufolge bringt man die Devils immer wieder mit Gewaltverbrechen, Waffen- und Drogenhandel sowie Schutzgelderpressungen in Verbindung. Es war sogar mal von Auftragsmord die Rede. Von Charly weiß ich, dass knapp zweitausendfünfhundert Männer die Westen und Patches der Sons of Devil tragen.
Eigentlich möchte ich mich mit Leuten, die denken, dass sie die Welt regieren, nur weil sie auf lauten Bikes die Gegend unsicher machen, Lederjacken und Westen tragen und grimmig dreinblicken, nichts zu tun haben. Aber meine Geschäftspartnerin hängt mit diesen Kerlen ab, ist sogar mit einem von ihnen verlobt und versucht, mich regelmäßig davon zu überzeugen, dass diese Typen unheimlich nett sind. Vor allem ihr Freund, Ty, soll ein wahrer Traumprinz sein.
Warum Charleen ausgerechnet mit mir befreundet ist, ist mir manchmal ein Rätsel. Wir sind gegensätzlicher als Sonne und Mond, als Tag und Nacht, als Feuer und Eis. Während sie eine Schönheit, unglaublich sexy und selbstbewusst ist und zudem ihr Herz auf der Zunge trägt, bin ich der Ruhepol, der sich zwar seiner weiblichen Reize bewusst ist, sie aber nicht einzusetzen weiß. Aus sich mir nicht zu erschließenden Gründen verbringt sie gern Zeit mit mir, und ich muss zugeben, dass auch ich mich in ihrer Nähe pudelwohl fühle. Sie tut mir gut, denn sie lockt mich immerzu aus meinem Schneckenhaus heraus und steht mir zur Seite, wenn ich mal wieder an mir selbst zweifle.
Besonders neidisch bin ich auf ihre langen nussbraunen Haare, die sie immer offen trägt. Noch nie habe ich sie mit einem Zopf gesehen. Manchmal erinnert sie mich an eine orientalische Märchenprinzessin, denn ihre Gesichtszüge sind weich, weiblich und wirken wie gemalt. Abgesehen von ihrer reinen, makellosen Haut hat sie eine traumhafte Figur, eine ansehnliche Oberweite und wunderschöne, lange, dunkle Wimpern.
Mittlerweile zählen auch eine Handvoll Männer zu unserem festen Kundenstamm. Ich glaube, die kommen nur wegen Charleen zum Waxing, zur Pedi- und Maniküre sowie zu einer Gesichtsbehandlung hierher. Die Jungs brauchen bloß in ihre graugrünen Augen zu blicken und schon sind sie hin und weg ihretwegen. Allerdings blockt Charly sämtliche Flirtversuche unserer männlichen Kundschaft ab, da sie nur Augen für ihren Ty hat.
Ty holt Charleen jeden Abend mit dem Bike von der Arbeit ab. Mir ist schon bei unserer allerersten Begegnung aufgefallen, dass seine Arme von auffälligen Tätowierungen übersät sind. Da er immer ein Shirt mit V-Ausschnitt trägt, sogar im tiefsten Winter, konnte ich sehen, dass auch seine Brust mit Tinte bemalt ist.
Ich kann verstehen, warum meine Freundin auf Ty steht, denn er ist ein echter Hingucker. Doch nicht nur er ist einen zweiten Blick wert, sondern auch sein Kumpel Matt.
„Ist mit deinem Dad wieder alles im Lot?“, fragt Charleen mich an diesem Freitagmorgen und reißt mich damit aus den Gedanken.
Seufzend nehme ich ihr den Kaffeebecher ab, den sie mir unter die Nase hält. Ich habe die ganze Nacht über wach gelegen und konnte kein Auge zu tun, weil mir die Worte meines Vaters nicht mehr aus dem Kopf gingen. Ich führe die Tasse an meine Lippen und nehme einen großen Schluck von der mit Zucker gesüßten, warmen Flüssigkeit.
„Nein, nicht wirklich. Wir haben noch nicht wieder miteinander gesprochen, und das ist vielleicht auch besser so. Ich werde ihn für ein paar Tage ignorieren, damit er in Ruhe darüber nachdenken kann, was er für einen Bockmist verzapft hat.“
„Das ist mein Mädchen. Lass ihn ruhig mal ein wenig schmoren“, meint sie und zwinkert mir zu. „Aber mal was ganz anderes. Hast du heute Abend zufällig Zeit und Lust, mich nach Feierabend auf die Party der Devils zu begleiten?“
„Sprichst du mit mir?“, frage ich sie, da ich zu perplex bin, um etwas darauf zu erwidern.
Lachend schüttelt sie den Kopf. „Siehst du außer dir noch jemanden im Raum?“
„Danke für die Einladung, Süße, aber … aber … ich habe keine Lust.“
Das ist gelogen. Ich hätte sogar große Lust, sie zu begleiten, denn ich war eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr aus, aber meine Vernunft rät mir, dass es besser ist, einen großen Bogen um die Devils zu machen. Ich sollte nicht mit Leuten rumhängen oder in Verbindung gebracht werden, die Drogen verkaufen oder selbst welche konsumieren, sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinken und nichts anderes als Sex, Waffen, Motorräder und Co im Kopf haben.
Zumindest ist das meine Vorstellung vom Clubleben, wenn ich an die Sons of Devil denke.
Aber vielleicht wäre diese Party eine Chance, mit all meinen Vorurteilen aufzuräumen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass so ein liebes und nettes Mädchen wie Charly sich mit Kriminellen abgibt.
Mit tellergroßen Augen mustert sie mich. „Ach, komm schon, Felli. ‚Keine Lust‘ lasse ich nicht gelten. Lass uns zusammen ein bisschen Spaß haben. Wir waren das letzte Mal vor vier Monaten zusammen aus.“ Sie verdreht die Augen. „Wenn du dich nicht im Salon abrackerst, versorgst du deinen Dad oder lümmelst langweilig auf der Couch herum, um dir eine Serie nach der nächsten reinzuziehen. Wie alt bist du? Achtzig? Falls du nicht einen triftigen Grund vorbringen kannst, wie ein Date mit einem heißen Typen, werde ich dich dazu zwingen, mich zu begleiten. Ich liebe dich, Liebes, aber das könnte ziemlich schmerzhaft für dich werden.“
Wegen ihrer Drohung muss ich lachen.
Charleen ist echt eine Wucht, und ich weiß, dass ich gegen ihre Schlagfertigkeit und Argumente chancenlos bin. Es ist ihr durchaus zuzutrauen, dass sie mich an den Haaren auf diese Party schleift. Sie ist zwar klein und zierlich, aber mit allen Wassern gewaschen.
Gott, ich weiß nicht recht. Sage ich ab oder gehe ich mit? Ich bin mir nicht schlüssig.
Einerseits wäre diese Feier eine ideale Gelegenheit, Matt etwas besser kennenzulernen. Dass ich still und heimlich für ihn schwärme, davon weiß Charly nichts. Wüsste sie es, würde sie mich ununterbrochen dazu animieren, meinen Kopf aus dem Hintern zu ziehen und ihn anzusprechen. Im Worst Case würde sie sogar die Kupplerin spielen, und das möchte ich auf gar keinen Fall. Ein Mann wie Matt interessiert sich sicher nicht für eine Frau wie mich. Ich bin langweilig. Mein Leben ist uninteressant und nicht gerade aufregend.
Andererseits wäre es vernünftiger, nach Hause zu fahren, es mir auf der Couch gemütlich zu machen und mich nach dieser schlaflosen Nacht auszuruhen. Ich bin total erschöpft und muss darüber nachdenken, wie ich die Sache mit meinem Dad wieder geradebiege. Wenn er herausfindet – woher auch immer –, dass ich auf einer MC-Party war, hält er ganz gewiss weiter an dem Vorwurf fest, dass ich eine herumhurende Schlampe bin, die ihrer Mom alle Ehre macht. Außerdem muss ich morgen Vormittag arbeiten, da der Salon auch samstags geöffnet ist.
„Ich stehe auf Schmerzen“, entgegne ich augenzwinkernd und beschließe, dass damit das Thema vom Tisch ist. Ich werde sie nicht auf die Feier begleiten.
Warum ich am Ende des Arbeitstages mit einem von Charleen ausgewählten Outfit vor dem Spiegel stehe und mich von ihr habe aufbrezeln lassen, ist mir selbst ein Rätsel. Meine langen blonden Haare hat sie mir lockig geföhnt und mit so viel Haarspray festbetoniert, dass ich sie vermutlich in diesem Leben nicht wieder ausgekämmt bekomme.
„Hm, ich weiß nicht so recht. Erinnert dich mein Anblick nicht an eine Wurst in der Pelle oder an ein gestrandetes Walross?“ Ich seufze, denn ihre Klamotten sind mir viel zu eng. Charly trägt Größe M und ich normalerweise L.
Sie verdreht die Augen. „Hör auf damit, dich immer selbst in die Pfanne zu hauen, Felli. Du bist wunderschön. Wenn ich noch einmal höre, dass du dich als fett oder unsexy bezeichnest, versohle ich dir deinen kleinen Knackarsch. Du hast eine hammermäßige Figur mit Rundungen an genau den richtigen Stellen. Männer wollen keine Klappergestelle, die bei der ersten Windböe davonfliegen, sondern eine Frau. An deinem Outfit gibt es absolut nichts auszusetzen. Du trägst eine enge Röhrenjeans, die deine Beine betont, und ein schlichtes Top, das nicht einmal ansatzweise einen gewagten Ausschnitt hat. Außerdem bist du doch keine Nonne, die bis zum Kinn zugeknöpft sein muss, sondern eine selbstbewusste, junge, attraktive Lady. So, und jetzt zieh die Pumps an und sei still.“
Schnaubend schlüpfe ich in die hohen Treter, die sie für mich mitgebracht hat.
Gott, ich hasse High Heels, denn ich fühle mich mit solchen Schuhen, als würde ich auf rohen Eiern laufen. Ja, Pumps sehen sehr sexy am Fuß einer jeden Frau aus, und ich beneide die Damen darum, die darauf herumstolzieren können, aber ich kann es einfach nicht. Deshalb bevorzuge ich es auch immer bequem und praktisch.
Abermals begutachte ich mich im Spiegel und betrachte meine mit Kajalstift umrandeten Augen. Eins muss ich Charleen lassen, sie hat es Make-up-technisch voll drauf, das Beste aus ihren Kundinnen herauszuholen. Dank des dunklen Lidschattens kommen meine eisblauen Augen noch besser zur Geltung und wirken sogar auf mich überaus intensiv. Meine Lippen hat sie mit einem dunklen Rotton betont und meine Wangen mit Rouge bepudert.
Da ich mir nicht noch länger wegen des Outfits Gedanken machen möchte, schnappe ich mir einfach meine Jeansjacke und Handtasche vom Tisch und verlasse gemeinsam mit Charleen den Salon. Nachdem ich doppelt und dreifach überprüft habe, ob die Tür auch wirklich abgeschlossen ist, gehe ich zum Parkplatz, wo bereits ein Uber auf uns wartet.
Keine dreißig Minuten später finde ich mich vor einem großen Gebäude wieder, das einst ein Hostel war. Das Auto hält vor dem Eingang an, und nachdem wir den Fahrer bezahlt haben, steigen wir aus.
Charly nimmt meine Hand in ihre. „Bereit für einen lustigen Abend?“
„Nein.“ Und um meine Antwort zu untermauern, schüttele ich den Kopf.
Lachend zieht Charly mich in Richtung Eingangstür. „Ach, stell dich nicht so an, Felli. Wir werden einen Heidenspaß haben.“
Plötzlich fühle mich nicht mehr so gut damit, hier zu sein, denn ich komme mir fehl am Platz vor. Gott, was habe ich mir nur dabei gedacht, mich von Charly stylen und mitschleifen zu lassen?
Vor dem Backsteinhaus stehen neben etlichen Motorrädern rauchende Kerle mit Frauen am Arm, die so dermaßen knapp bekleidet sind, dass sie im Grunde genommen auch nackt herumlaufen könnten. Die Männer tragen allesamt Westen mit den Aufnähern der Sons of Devil.
Wieso nennt sich der Club Söhne des Teufels? Wahrscheinlich, weil sie damit zum Ausdruck bringen wollen, dass sie gefährlich sind und nur nach ihren eigenen Regeln leben. Oder weil sie alle so teuflisch gut aussehen. Denn wenn ich mich hier so umsehe, reiht sich ein Augenschmaus an den nächsten. Ich muss gestehen, dass ein Großteil der hier Anwesenden überdurchschnittlich gut aussieht. Vielleicht empfinde ich auch bloß so, weil ich total auf Tattoos und Bad Boys stehe.
„Wehe du verziehst dich mit Ty in eine dunkle Ecke und lässt mich allein“, drohe ich ihr.
„Das würde ich nie tun. Indianerehrenwort“, entgegnet sie, öffnet die Eingangstür und bugsiert mich ins Clubhaus hinein.
Im Inneren angekommen, sehe ich überall hochgewachsene, breitschultrige, muskulöse Kerle. Mindestens zweidrittel der Männer hält einen Glimmstängel zwischen den Fingern, hat ein Getränk in der Hand oder eine Frau am Arm. Charly hat mir auf der Fahrt hierher das eine oder andere über die Damen erzählt, die sich hier aufhalten.
Sie sind sogenannte Clubhuren, bekommen eine Unterkunft gestellt und es wird für ihr Wohlergehen gesorgt. Als Gegenleistung wird sexuelle Verfügbarkeit erwartet. Soll heißen, sie sind nur hier, um der Befriedigung der Biker zu dienen.
Ich war so geschockt von Charleens Worten, dass ich am liebsten sofort aus dem Uber gesprungen wäre. Sie muss mir meine Verunsicherung angemerkt haben, denn sie versuchte, in typischer Charly-Manier, die Sache herunterzuspielen.
Mehrfach hat sie mir versichert, dass die Frauen freiwillig hier sind und sich – aus was für Gründen auch immer – des Schutzes des MCs bedienen. Sie meinte, dass die meisten Mädchen auf eine wilde, schmutzige und alkoholgeschwängerte Zeit mit tätowierten Jungs scharf seien. Manche erhoffen sich wohl, irgendwann den Status einer Old Lady zu erreichen, andere verschwinden wieder, nachdem sie sich ausgetobt haben.
Ich finde es schrecklich, diese Frauen als Clubhuren zu bezeichnen. Das klingt so herabwertend und frauenverachtend. Warum kann man sie nicht Clubladys oder Sympathisantinnen nennen, wenn dem Kind denn unbedingt ein Name gegeben werden muss? Dass Charly das gutheißt, kann ich mir nicht vorstellen, denn sie ist insgeheim eine Feministin, die für die Rechte und Gleichberechtigung von Frauen einsteht. Zumindest in meiner Gegenwart. Vielleicht ist sie ein völlig anderer Mensch, sobald sie von ihren Rockern umgeben ist.
Meiner Freundin zuliebe werde ich eine Stunde hierbleiben und dann still und heimlich verschwinden. Bestimmt wird ihr meine Abwesenheit gar nicht auffallen, wenn sie erst voll und ganz auf ihren Verlobten konzentriert ist.
Kaum dass wir das Clubhaus betreten haben, kommt auch schon Ty auf sie zugestürmt, zieht sie in seine Arme und gibt ihr einen langen, innigen Kuss. Ich drehe mich von dem Paar weg, um ihnen ihre Privatsphäre zu gönnen. In diesem Moment fühle ich mich wie das fünfte Rad am Wagen.
„Warum kommt ihr denn erst jetzt? Konntest du dich mal wieder nicht für ein Outfit entscheiden? Baby, du siehst in allem rattenscharf aus“, sagt Ty atemlos, nachdem er sich von ihr gelöst hat.
„Du kennst mich verdammt gut.“ Sie zuckt mit den Schultern. „Die Hauptsache ist doch, dass wir jetzt hier sind, oder?“ Sie deutet mit einem Kopfnicken auf mich. „Meine weltbeste Arbeitskollegin, Fallon, kennst du bereits, richtig?“
Von kennen würde ich nicht sprechen. Flüchtig bekannt trifft es besser. Miteinander gesprochen haben wir noch nie, da er meistens vor dem Salon auf seinem Motorrad sitzend auf seine Angebetete wartet. Ich glaube, er hat noch nie einen Fuß in unseren Salon gesetzt. Nicht einmal zur Eröffnung.
Von Weitem wirkte er nicht annähernd so hünenhaft wie jetzt, wo er live und in Farbe vor mir steht. Ty muss mindestens zwei Meter messen und hat ein breiteres Kreuz als ein Bulle. Er trägt sein straßenköterblondes Haar an den Seiten kurz und oberhalb etwas länger. Den längeren Teil hat er mit Gel in Form gebracht. In seiner Unterlippe steckt ein silberner Ring, und auch seine rechte Augenbraue ist gepierct. Seine Arme, Hände und der Hals sind tätowiert.
Der riesige Biker mustert mich einen Augenblick lang, dann nickt er mir freundlich zu. Da ich nicht unhöflich rüberkommen möchte, erwidere ich den Gruß auf dieselbe Weise.
„Felli, du musst unbedingt meine Leute kennenlernen. Ich habe ihnen schon so viel über dich erzählt“, meint Charly ganz aufgeregt. „Vor allem musst du aber meinem besten Kumpel Hallo sagen.“
Sie deutet mit dem Kinn auf jenen Mann, der mit in der Menge steht und es allein mit einem Blick fertigbringen könnte, mein Höschen feucht werden zu lassen.
Matt!
Allerspätestens jetzt sollte ich mich von ihr verabschieden und zusehen, dass ich Land gewinne, denn ich möchte ihm plötzlich doch nicht mehr vorgestellt werden. Ich bin ein wenig schüchtern und neige dazu, nur noch wirr herumzustammeln oder gar keinen Ton mehr über die Lippen zu bekommen, wenn mir jemand gefällt. Ich will mich nicht bis auf die Knochen blamieren.
„Hey, Matt, komm doch mal rüber“, ruft Charleen ihm in diesem Moment zu und winkt ihn zu uns heran, woraufhin er sich in Bewegung setzt.
Während Matt auf uns zu kommt, sucht er meinen Blick. Halleluja. Sein Blick ist ungemein eindringlich, aber nicht angsteinflößend. Da ich wirklich schlecht darin bin, Gesichtsausdrücke zu deuten, habe ich keine Ahnung, was er denkt. Am liebsten würde ich zur Seite schauen, aber das geht nicht, da seine Augen zum Dahinschmelzen sind.
„Du musst die berühmte Fallon Davis sein“, sagt er mit tiefer, rauer Stimme, die mir am ganzen Körper eine Gänsehaut beschert, und streckt mir seine Hand entgegen. „Ich bin Matt. Es freut mich, dich kennenzulernen.“
Völlig eingenommen von seiner Freundlichkeit in Kombination mit seinem unverschämt guten Aussehen, bin ich nicht dazu imstande, auf seine Begrüßung zu reagieren. Wie versteinert stehe ich vor ihm.
Gott sei Dank ist Charleen zur Stelle, die geistesgegenwärtig reagiert, meine Hand greift und sie in seine legt, damit er sie schütteln kann.
Als sich unsere Finger berühren, durchzuckt mich eine Art elektrischer Schlag, der mich fast in die Knie zwingt. Mein Brustkorb zieht sich zusammen, als hätte jemand sämtliche Luft aus meinen Lungen gesogen, und mein Puls schnellt in die Höhe.
Objektiv betrachtet, sieht er fantastisch aus. Aber es ist nicht allein sein Aussehen, das mich so überwältigt, sondern sein gesamtes Auftreten, die starke Sinnlichkeit, die er verströmt.
Werde ich mich je in seiner Nähe aufhalten können, ohne mich danach zu sehnen, ihm die Klamotten vom Leib reißen zu wollen? Ohne mir zu wünschen, seine Hand auf meinem Körper zu spüren?
„Fallon ist manchmal ein wenig … zurückhaltend“, meint Charly lachend. „Aber gib ihr ein paar Drinks, und schon wird sie lockerer. Apropos Drinks, ich könnte jetzt wirklich ein Bier vertragen. Wie wärs, gehen wir an die Bar?“
Bevor ich mich mit ihrem Vorschlag einverstanden erklären kann, schiebt Charleen mich auch schon vor sich her. Wir drängen uns an etlichen Menschen vorbei, ehe wir die Theke erreichen. Ich habe nicht einmal die Chance, meinen Getränkewunsch zu äußern, da drückt Matt mir auch schon einen Plastikbecher in die Hand. Seufzend führe ich ihn an meine Lippen und probiere einen Schluck.
Es ist Rum mit Cola.
Nachdem Charly und Ty uns zugeprostet haben, widmen die zwei sich wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung. Dem Knutschen.
Warum hat sie mich mit hierher genommen, wenn sie doch ganz offensichtlich Zeit mit ihrem Verlobten verbringen möchte?
„Ich gehe mal eben für kleine Mädchen“, sage ich in die Runde, da sich meine Blase meldet. Ich exe noch schnell mein Getränk und entferne mich dann von der Gruppe.
„Fallon, warte! Wo willst du hin?“, ruft Matt mir hinterher, der mich wahrscheinlich aufgrund des hier herrschenden Lautstärkepegels nicht verstanden hat, nachdem ich mich bereits halb durch den Raum gekämpft habe.
Da es mir unangenehm ist, die Worte abermals über die Entfernung hinweg zu wiederholen, deute ich mit dem Kopf auf eine Tür, von der ich denke, dass sie zu den Toiletten führt.
Und was soll ich sagen? Ich lag goldrichtig mit meiner Vermutung.
Nachdem ich mich erleichtert habe, mir die Hände gewaschen und abgetrocknet habe, kehre ich wieder an die Bar zurück. Allerdings sind Charleen und Co nicht mehr dort.
So ein Mist!
Wenn das kein Zeichen ist … Augenrollend verlasse ich das Clubhaus und setze mich auf eine Mauer am Rand des Parkplatzes. Ich hole mein Handy aus der Handtasche, um mich zuerst bei meiner Freundin per WhatsApp abzumelden und mir dann ein Uber zu rufen, da ich einfach nur noch nach Hause möchte.
Allerdings scheint das Schicksal es heute nicht gut mit mir zu meinen, denn ich habe keinen Empfang. Nur Notrufe sind möglich.
Wenn es schlecht läuft, dann aber so richtig.
Matthew
Die Kleine unter mir windet sich auf dem weißen Bettlaken und gibt dabei Laute von sich, die ich eher abtörnend als erregend finde. Dennoch muss ich dringend Druck abbauen, nachdem ich Fallons kleine, zarte Hand berührt habe. Immer härter ramme ich meinen Schwanz in ihre Pussy.
Die Brünette krallt ihre Fingernägel stöhnend in meine Schulterblätter. „O Gott, Matt, das ist so verdammt gut.“
Ich kann ihr nicht länger in die Augen schauen. Deshalb schließe ich die Lider und stelle mir vor, Fallon würde unter mir liegen und voller Ekstase meinen Namen keuchen.
Was ich mir dabei gedacht habe, ausgerechnet Jane mit nach oben zu nehmen, weiß ich nicht. Sie ist überhaupt nicht mein Typ. Trotzdem dringe ich wieder und wieder in sie ein und stelle dabei enttäuscht fest, dass ihre Muschi mir keine Freude bereitet. Ich weiß, dass sie schon mit einigen meiner Brüder an diesem Abend eine Nummer geschoben hat, denn dafür ist sie schließlich bei uns, allerdings kann ich mir nicht erklären, warum einige der Jungs so von ihr schwärmen.
Als ich mich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich dem Höhepunkt nähere, stoße ich ein letztes Mal tief in sie und ergieße mich stumm in das Kondom, denn ich ficke nie ohne Gummi.
Ich ziehe mich sofort aus ihr zurück. Dass sie selbst noch nicht gekommen ist, ist mir egal. Hier ging es nicht um ihr Vergnügen, sondern allein um das meinige.
„Wow, das war echt gut, Darling. Hättest du Lust auf eine zeitnahe Wiederholung?“, säuselt sie.
Ihre Frage ignorierend, steige ich aus dem Bett, streife mir das Kondom vom Schwanz, verknote es und werfe es in den Mülleimer. Dann bücke ich mich, sammle meine Klamotten ein und ziehe mich wieder an.
„Du bist mir noch eine Antwort schuldig, Matthew“, sagt Jane schmollend. „Wie sieht es aus? Bist du dabei?“ Sie wackelt mit den Augenbrauen.
„Sorry, Schätzchen, aber daraus wird nichts“, erwidere ich und verlasse das Zimmer.
Auf der Treppe nach unten kommen mir ein paar meiner Brüder mit Frauen am Arm entgegen, die genau wie ich vögeln wollen. Da heute eine Handvoll Außenstehende eingeladen wurden, geht es im Clubhaus deutlich gesitteter zu als sonst. Neben einer Band sorgen Stripperinnen für gute Unterhaltung. Auf clubinternen Feiern geht es sonst normalerweise ganz im Stil von Saufen und Sex heiß her. Wilde Nummern vor versammelter Mannschaft sind da keine Seltenheit.
Unten angekommen, schnappe ich mir ein Bier vom Tablett eines vorbeilaufenden Prospects, die heute Abend für das Catering verantwortlich sind. Der Prospect, oder auch Anwärter genannt, ist ein Bruder auf Zeit. Bewährt er sich, indem er seine Loyalität unter Beweis stellt und zur Stelle ist, wann und wo der Club dies verlangt, wird er irgendwann vielleicht den Full-Member-Status erreichen.
Ich geselle mich zu Ty, der mit seinem Bruder Cole, unserem Präsidenten, und Landon, unserem Treasurer, an einem Tisch sitzt.
„Und? Wie wars mit Jane?“, fragt Cole mich grinsend.
„Hätte ich gewusst, wie schlecht sie im Bett ist, hätte ich eine andere Dame mit nach oben genommen“, erwidere ich und nehme einen Schluck von meinem Bier. „Sie liegt noch im Bett, falls jemand von euch Lust auf eine unbefriedigende Nummer hat.“
Cole lacht laut auf und winkt ab. „Eher schieße ich mir selbst ins Knie, als dass ich über die Kleine rüber rutsche.“
Es überrascht mich nicht, dass Cole noch nicht mit ihr in der Kiste war. Unser Präsident ist verdammt wählerisch, was das weibliche Geschlecht angeht. Auf welchen Typ Frau er steht, kann ich nicht sagen, denn ich habe ihn noch nie zusammen mit einem Mädchen gesehen. Vermutlich, weil er zu beschäftigt damit ist, den Club am Laufen zu halten.
„Was war eigentlich vorhin mit dir und Luana los?“, will Ty von seinem Bruder wissen.
„Hör mir bloß auf“, brummt Cole. „Luana ist so hackedicht, dass nur Scheiße aus ihrem Mund kommt. Ich musste sie einfach mal wieder daran erinnern, wo ihr Platz ist. Apropos Platz und Aufgaben … Matt, behalte Dean und Paul im Auge. Ich glaube, dass uns einer der beiden bescheißt. Wenn das der Fall ist, weißt du, was du zu tun hast.“
Dean McDonald und Paul Green sind bei uns als Drogenkuriere angestellt. Seit Wochen hat Cole das Gefühl, dass einer der Jungs dafür verantwortlich ist, dass regelmäßig ein paar Gramm Koks fehlen. Wenn einer der Wichser uns wirklich beklaut, werden sie das bitter bereuen.
Ich werde mit den Rippen des Diebes Harfe spielen müssen, um unseren anderen Kurieren zu demonstrieren, dass wir uns nicht verarschen lassen. Töten werde ich ihn nicht, aber ich werde ihn leiden lassen, wie er noch nie zuvor gelitten hat. Hinterher wird er sich wünschen, er wäre tot. Mir schwirren schon ein paar Ideen durch den Kopf, wie ich die Ratte quälen kann.