Mein Weg zum wirklichen Ich - Kerstin F. Wolff - E-Book

Mein Weg zum wirklichen Ich E-Book

Kerstin F. Wolff

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Beschreibung

Mein Weg von der 'Frau im Verborgenen' zur 'sichtbaren Frau' war lang und beschwerlich, von diesem Weg und meinen Gedanken zum Thema Trans* erzählen die Gedichte und Texte in diesem Buch. Aber meine Texte erzählen auch von Liebe und Partnerschaft, von Zuneigung und Vertrauen! Sie berichten vom 'ich bin für dich da' und 'gemeinsam schaffen wir das'! Und sie möchten Mut für den Versuch machen, auch einen zweifellos schwierigen oder gar unmöglich erscheinenden Weg gemeinsam zu wagen und zu gehen!

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Gewidmet ist dieses Buch dem Menschen,

der mich so viele Jahre schon

erduldet

bestärkt

aufgefangen

erkämpft

getragen

begleitet

und -vor allem- niemals aufgegeben hat:

meiner so besonderen Partnerin und Ehefrau

Und auch ein Danke darf nicht fehlen . . .

. . . an euch Mädels und Partnerinnen in der Hamburger Gruppe! Dafür, dass frau sich bei euch so sehr aufgehoben fühlen darf!

. . . an euch Mädels und Partnerinnen im 'projekt-en-femme'! Dafür, dass es euch gibt, für eure Anmerkungen und Kommentare zu meinen Texten, für eure Begleitung über die Zeit, eure 'Danke'!

. . . an Emylou für das einfühlsame Interview und ihre tolle Facharbeit!

Inhaltsverzeichnis

1986

1988

1989

1990

1992

1993

1994

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2007

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

1986

„ so " -

kann es nicht weitergehen

so -

mache ich mich doch kaputt

aber ein morgen ohne

„ so “ -?

1988

wie weit

wirst du mit mir gehen?

wie weit

willst du mit mir gehen?

wie weit

kannst du mit mir gehen?

da musst du durch

musst du dir sagen

muss ich mir sagen

und vielleicht ja:

da müssen wir durch

werden wir uns sagen

vielleicht bin ich gar nicht so

- verrückt

vielleicht bin ich einfach nur

- mensch

ich bin ...

was es heißt,

diese worte zu beichten!

diese worte zu sagen!

1989

in dieser zeit

bist du nicht da

kannst mir nicht helfen

in dieser zeit

- der angst

aber

wärst du hier

ich würde dir nur weh tun

und auch davor

habe ich angst:

dir weh zu tun

jahrelang gesucht

- nach der frau

hunderte gedichte geschrieben

- für diese frau

angst, dass ICH

- diese frau

gewesen sein könnte

haare, haare, haare

im gesicht

unter den armen

an den armen

an den beinen

überall am körper

wenn sie es bloß nicht

bemerken würden -

ich würde so gerne rasieren!

im fenster

das lampenlicht spiegelt mich

vor der dunklen nacht

im fenster:

meine brüste

sie sehen so gut aus

sie sehen so richtig aus

ach, wenn sie doch nur

echt wären -

1990

als trost

versuche ich mir zu sagen

dass ich

nicht der einzige bin

dass es

auch so viele andere gibt

whisky & wein

stift & papier

als einzige helfer

gegen den übervollen kopf

gegen diese sehnsüchte

nicht viel, spürst du

- fehlt

dann wären übermächtig

die tränen: deine tränen

so tief die sehnsucht

nach diesen tränen

nach etwas

das diese last von dir nimmt

& wieder

kann die musik nicht laut genug sein

& wieder

brennen die augen vom make-up

& wieder

bin ich nicht in mir zu hause

1992

fröhlich,

ausgelassen

pfeift sie -

als ob sie nicht wissen müsste,

dass nur ein paar meter weiter

frau gegen mann

kämpft

was wäre, wenn der tod käme,

ganz plötzlich -

wenn dieses leben endete,

ganz einfach so -?

wäre ich

- ich -

oder

wäre ich

- so wenig ich -

gewesen -?

wirst du

- wie phoenix aus seiner asche -

aus einem

trümmerhaufen

auferstehen

als frau?

meine freunde

- liebe freunde

- treue freunde

nicht geschrieben

nicht angerufen

habe ich euch so lange schon

doch

vielleicht habe ich

einfach nur angst

vor euren fragen:

"wie geht es dir?"

vor die welt treten

- erhobenen hauptes -

und sagen:

ICH

MEIN ICH

aber wer kann das schon -

wohin?

führt dieser weg

- dich

- mich

wohin?

diese sehnsucht -

scham

erfüllt dieses ich

das

sich gegen solche

wünsche und sehnsüchte

nicht wehren kann

das

vor deinen

ängstlichen fragen

fast stirbt

ich habe

so große last

so große schuld auf mich geladen

dir so sehr weh getan!

vielleicht wird nur hass

deine wunden heilen können?

mehr als 34 jahre

habe ich

ihr für mich gedachtes leben gelebt

habe ich

versucht, ihnen nicht wehzutun

habe ich

gelebt nach dem,

was sie sagen könnten

…..

mehr als 34 jahre

...

ein halbes leben

als mann

nach außen hin

alle mühe gegeben

wäre es jetzt nicht fair

mir die zweite hälfte

als frau zu schenken?

1993

noch nicht schlafen gehen

- wollen

gegen die müdigkeit ankämpfen

- müssen

ein wenig noch :

musik

ein wenig noch :

rote nägel, make-up und rock

ein wenig noch :

ich

und wenn schon nicht mit

– Leib und Seele --

dann doch wenigstens mit

seele

- frau

und dann endlich

wischen die öltücher die

lächerlichkeit

absurdität

erbärmlichkeit aus dem gesicht

doch aus deinem

herzen, deinem

verzweifelten herzen

wischen sie nichts!

1994

bedrohlich

lauernd

hinter schranktüren und

in schubladen versteckt

heimliche sehnsucht

verstecktes ich?

1996

verrücktes ich

verrücktes ich

in diesem körper

in diesem kopf

verrückter haß

&

verrückte liebe

in diesem körper

in diesem kopf

verrücktes ich

in mir

oft genug

hätte ich einen

anderen weg nehmen können

hätte ich den

anderen weg wählen können

doch ich habe es nicht

- vielleicht aus angst -

- vielleicht aus einsicht -

- vielleicht auch, um dich nicht zu verlieren -

triumpf!?

ihr habt nicht

meine verstecke

- entdeckt -

meine geheimnisse

- enthüllt -

meine heimlichkeiten

- durchschaut -

und ihr habt nicht

meine hilferufe

- gehört -

sie fallen mir wieder ein

die längst vergangenen dinge

für die ich mich heute noch schäme

die ich am liebsten ungeschehen machen würde

und doch:

in der gleichen situation -

vor der gleichen wahl -

ich würde wohl wieder so handeln

wie ich es schon einmal tat

so oft schon tat

aufs äußerste distanziert

betrachtete er sein gegenüber,

sah ihm tief in die augen -

nur für einen kurzen moment,

wirklich nur für einen kurzen moment,

hatte er daran gedacht,

diesen spiegel zu zertrümmern -

maskara-tränen

rinnen schwarz

rinnen tief

- in hilflose seelen

maskara-tränen

rinnen schwarz und voller

- sehnsucht

1997

in den tiefen dieser seele

verletzlichkeit und scham

gesehen

in den tiefen dieser seele

trauer und angst

gefühlt

in den tiefen dieser seele

mich

entdeckt

meine mutter,

meine großmütter,

was hätten sie gegeben,

damals

für

diese strümpfe -

diese wäsche -

diese schuhe -

die jetzt ich trage?

einfach so

während sie langsam,

aber doch geübt und durchaus geschickt

die dicht an dicht sitzenden knöpfe ihrer bluse

durch die dafür vorgesehenen löcher manövrierte,

füllte plötzlich etwas ihren kopf

dieses etwas war plötzlich überall

in

seinem körper & seinem kopf & seinen gedanken

:

diese unendliche scham

1998

verliebt

verliebt-verliebt-verliebt

so sehr verliebt

abgöttisch und

aus tiefstem herzen

in dieses spiegelbild

so mancher kann

gnade erwarten

kann auf die vergebung

seiner schuld hoffen

aber männer die

rote lippen, maskara und make-up

tragen

- sie können keine gnade erwarten!!!

tunte

natürlich!

der bart lässt sich nicht

unter dem make-up verstecken

und

die lippen sind viel zu rot

der schmuck ist zu pompös

für das alter der ausschnitt zu tief

und

für die beine der rock zu kurz

aber glaubt mir:

hinter all diesen fehlgriffen

liegt doch tief verborgen

diese verletzliche seele

noch immer nur

auf der suche nach sich selbst

nein,

ich glaube,

manchmal sieht sie

die roten nägel - die strümpfe - den rock

gar nicht mehr

ja,

ich glaube,

manchmal sieht sie

nur

diesen menschen vor ihr

1999

du

findest und erfindest

ausreden und entschuldigungen

und sie klingen

so

richtig & gut

so logisch & so wahr

und doch weisst du ganz genau

es ist alles gar nicht wahr

es sind alles nur

ausreden und entschuldigungen

von

spiegel zu spiegel

die

schönheit zu betrachten

von

spiegel zu spíegel

am

leben vorbei

?

was???

diesen körper -

dieses ich -

einfach annehmen?

einfach akzeptieren?

wohl vielleicht auch gar noch

- lieben???

deine zuneigung

dein vertrauen

deine liebe

wie oft habe ich sie schon

- strapaziert - belastet -

- in versuchung geführt -

und doch

hast du dich von mir

nicht aus der ruhe bringen lassen

- nicht wirklich aus der ruhe bringen lassen -

was denkt der jetzt gerade?

was denkt der über mich?

ach,

ich gäbe meinen letztes geld

ich gäbe dieses und jenes

ach,

nur um es zu erfahren!

doch,

wenn ich es recht überlege,

will ich es denn wirklich wissen?

ach,

eigentlich -

- leck' mich doch am arsch!

2000

du bist nicht hier

die wunden des tages

so tief geschlagen

in dieses ich

die haut -

- zerfetzt

das fleisch -

- blutend

das herz -

- gebrochen

doch:

du bist nicht hier

die schmerzen zu lindern

die wunden zu kühlen

einzig bleibt

diesem geschundenen ich

- die wunden mir selber zu lecken -

versprechen

gelübde

schwüre

dir

gegeben

- hoch und heilig -

&

dann

- doch gebrochen - nicht gehalten -

aber wie sollte ich es denn auch können

- meine seele leugnen -

???

den kampf verloren!

warum auch immer,

ich weiß es nicht

vielleicht hatte ich auch nur

ganz einfach keine chance

gegen diese übermächtigen:

bilder und gedanken -

sehnsüchte und wünsche -

ahnungen -

- in meinem kopf

- in meinem herzen

- in meinem ich

bange frage am morgen in den spiegel

kleine augen

müder blick

stoppelbart

falten um die augen

bin das da etwa

- ich?

ist das da etwa

- Kerstin?

die männlichkeit betören

mit

maskara

lippenstift

rot lackierten nägeln

die männlichkeit verführen

mit

sanft bebenden brüsten

die männlichkeit versuchen

&

sei es die eigene

es steckt in dir

so tief

so verwurzelt

so bedrohlich

so gewiss

2001

bisher noch immer

hast du mich begleitet

bisher auch so oft

hast du mich getragen

- auf meinen reisen

- auf meiner suche

&

bisher immer wieder

habe ich mich aufs neue

in dich verliebt

wenn

ich

könnte

wie

ich

wollte -

wenn ich könnte wie ich fühlte!

aber

könnte ich denn nicht

eigentlich doch wie ich

wollte?

fühlte -

nur ganz wenige werden wirklich verstehen

drangsalieren

schikanieren

quälen

wollen?

müssen!

diesen körper

dieses ich

schlimm ist es

wenn frauen

altern