Meine Waldgedanken - Elfriede Wagner - E-Book

Meine Waldgedanken E-Book

Elfriede Wagner

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Beschreibung

Was fühlst du, wenn du durch den kalten Winterwald schreitest? Wie erfreut es dich, wenn du im Frühling die ersten Blümchen am Waldboden entdeckst? Was empfindest du an einem heißen Sommertag im kühlen Wald? Welche Gedanken bewegen dich, wenn die welken Blätter von den Bäumen fallen? Waldspaziergänge lassen dich innehalten. Innehalten führt dich zu dir Selbst.

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Seitenzahl: 34

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Inhalt

Wie alt ist das Wasser, das wir trinken?

Winterwindspiele

Dezember

Januar

Februar

Frühlingsvorfreude

März

April

Mai

Sommerregentag

Juni

Juli

August

Herbstschlaraffenland

September

Oktober

November

Wasser, was erzählst du mir?

Danke

Was Bilder ausdrücken können

Anmerkung

Jede Erscheinung auf Erden ist ein Gleichnis, und jedes Gleichnis ist ein offenes Tor, durch welches die Seele, wenn sie bereit ist, in das Innere der Welt zu gehen vermag, wo du und ich und Tag und Nacht eins sind.

Jedem Menschen tritt hier und dort in seinem Leben das geöffnete Tor in den Weg, jedem fliegt irgendeinmal der Gedanke an, dass alles Sichtbare ein Gleichnis sei, und dass hinter dem Gleichnis der Geist und das ewige Leben wohne.

Hermann Hesse

Wie alt ist das Wasser, das wir trinken?

Ich sitze im Wald an einem kleinen Bächlein und lausche dem lustigen Klang des fließenden Wassers. Ich liebe es, auf solche kleinen Bächlein zu schauen, ihnen zuzuhören. Besonders gefallen mir kleine Rinnsale, die sich ungestört ihren Weg bahnen dürfen und nicht eingeengt sind in einem Bachbett aus Beton. Wie viel lieblicher ist da die Melodie des Wassers. Es gluckst, es plätschert, es prustet, es schmeichelt mir, je nach Gefälle oder Beschaffenheit des Ufers. Gerne beobachte ich, wie das Wasser sich stetig seinen Weg bahnt. An manchen Stellen hat es keine Eile, da wird es ganz leise.

Bisweilen verhindert ein Ast den freien Lauf. Das Wasser staut sich dann und dreht sich im Kreis. An solchen Biegungen bildet sich oftmals eine Schaumkrone und das Wasser sieht nicht mehr so klar und frisch aus. Ich frage mich, ob ich das Hindernis beiseiteräumen soll, doch ich entscheide mich dagegen und lasse den Dingen ihren Lauf. Das Wasser findet immer seinen Weg und siehe da, bald nimmt es wieder an Fahrt auf. Meine Augen gehen mit auf die Reise, schon sehe ich einen kleinen Abgrund. Mit viel Schwung saust das kühle Nass in die Tiefe. Fast kommt es mir vor, als ob es erschrocken ist und erst mal innehält, bevor es schließlich sprudelnd auftaucht und ruhig weiterfließt.

Bisweilen kommt mir beim Betrachten eines Baches eine kindliche Frage in den Sinn. An meinem Arbeitsplatz im Büro ist meistens das Radio an. In der Regel nehme ich die Musik oder die Ansagen nicht wahr. Doch eines Tages wurde ich aufmerksam. Der Moderator hatte Kinder eingeladen. Diese durften an die Zuhörer Fragen stellen. Ein Kind hatte eine ganz besondere Frage, die mich seither immer wieder beschäftigt. Das Kind, ich glaube, es war ein Bub, fragte:

„Wie alt ist denn das Wasser, das wir trinken?“

Ja wie alt mag das Wasser sein, das in so einem Bächlein rinnt?

Natürlich habe ich im Biologieunterricht über den Wasserkreislauf gelernt. Das Wasser entspringt einer Quelle, es fließt und fließt, wird zum Bach, zum Fluss, zum großen Strom. Es fließt weiter bis ins Meer. Es verdunstet, steigt auf und sammelt sich in einer Wolke, die sich schließlich abregnet. Das Wasser versiegt im Boden, versickert im Gestein, bis es wieder wie neu geboren aus einer Quelle hervorkommt. Also sage ich mir, das Wasser ist uralt, aber doch immer wieder wie neugeboren. Meist fällt mir dann mein eigener Lebenskreislauf ein. Die Meditation über das Bächlein erinnert mich daran. Das Leben ist wie ein Fluss. Oft ist es unspektakulär, dann bin ich zufrieden und ausgeglichen. Doch wie der Ast den Wasserlauf bremst, taucht so manche Hürde auf. Der Weg ist versperrt. Wo das Wasser stecken bleibt, wird es schmutzig und brackig werden. Auch ich muss immer wieder neue Wege finden, denn ungelöste Probleme würden mich auf Dauer einengen und krank machen. Lieber will ich mutig wie das Wasser eine Staustufe nach der anderen nehmen, mich ins Leben stürzen, auch mal tief untertauchen, um dann voller Neugierde und Lebensfreude um die nächste Kurve zu gleiten.

Danke, liebes Bächlein, danke, du ewig uraltes, du ewig neues Wasser, dass du mich so liebevoll an meine Lebensreise erinnerst.

Danke, du liebes, unbekanntes Kind, dass du diese so geniale Frage gestellt hast.

Winterwindspiele

H