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Ein folgenschweres Footballspiel, herausfordernde Momente und der Weihnachtszauber von New York.
GIN: Dank Tanner Fairfield, der von einem verfeindeten Footballteam zu den New York City Skyliners gewechselt ist, verlasse ich deren Stadion mit einer Gehirnerschütterung. Was in der Vorweihnachtszeit genauso ärgerlich ist wie die unfreiwillige öffentliche Aufmerksamkeit.
Seine Fürsorge kann sich dieser Vollidiot deshalb sonst wo hinstecken und das sage ich ihm auch. Trotzdem lässt Tanner nicht locker, kümmert sich, überrascht mich.
Und mit einem Mal ist da mehr zwischen uns als besinnliche Stimmung. Ein heißes Prickeln, dem wir beide nicht widerstehen können.
Bis ich den wahren Grund für sein Verhalten erfahre.
Für alle, die diese Tropes lieben:
*Spicy Christmas Romance*
*Sports Romance / Athlete Hero*
*Playboy*
*Accident*
Sinnlich, romantisch und mit viel Weihnachts-Gefühl.
Alle Bände dieser Reihe sind abgeschlossene Einzelbände und können unabhängig voneinander gelesen werden.
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Merry Penalty Christmas
Von Katie McLane
Buchbeschreibung:
Ein folgenschweres Footballspiel, herausfordernde Momente und der Weihnachtszauber von New York.
GIN
Dank Tanner Fairfield, der von einem verfeindeten Footballteam zu den New York City Skyliners gewechselt ist, verlasse ich deren Stadion mit einer Gehirnerschütterung. Was in der Vorweihnachtszeit genauso ärgerlich ist wie die unfreiwillige öffentliche Aufmerksamkeit.
Seine Fürsorge kann sich dieser Vollidiot deshalb sonst wo hinstecken und das sage ich ihm auch. Trotzdem lässt Tanner nicht locker und mit einem Mal ist da mehr zwischen uns als besinnliche Stimmung. Ein heißes Prickeln, dem wir beide nicht widerstehen können.
Bis ich den wahren Grund für sein Verhalten erfahre.
Sinnlich, romantisch und mit viel Weihnachts-Gefühl.
Über die Autorin:
Gestatten? Katie McLane. Musik im Blut, Pfeffer im Hintern, Emotionen im Herzen, prickelnde Geschichten im Kopf.
Ich lebe mit meiner Familie im Herzen NRWs und schreibe Romance für alle Sinne.
Meine Liebesromane drehen sich um dominante Männer und starke Frauen. Sind voll prickelnder Leidenschaft, überwältigendem Verlangen und absoluter Hingabe. Vereinen intensives Knistern, süße Sehnsucht und tiefe Gefühle.
Und sie treffen mit all ihren Emotionen mitten ins Herz - bis zum Happy End.
Liebe Leser:in,
vielleicht hast du schon einmal
von dem Problem der eBook-Piraterie gehört.
Wie man es von den Songs der Lieblingsmusiker kennt, werden auch meine Bücher illegal im Internet angeboten.
Mit dem offiziellen Kauf dieses Buches unterstützt du nicht nur mich als Autorin, sondern aktiv auch den Kampf
gegen die unrechtmäßige Verbreitung von Romanen.
Vielen Dank dafür!
(Christmas in Love 3)
Impressum
1. Auflage,
© Katie McLane – alle Rechte vorbehalten.
Lektorat: Lektorat Franziska Schenker
Cover: Dream Design – Cover and Art, Renee Rott
Katie McLane
c/o easy-shop
K. Mothes
Schloßstr. 20
06869 Coswig (Anhalt)
www.katie-mclane.de
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»The Most Wonderful Time Of The Year« – Idina Menzel
»Let it Snow! Let it Snow! Let it Snow!« – Chicago
»Peppemint Winter« – Owl City
»Christmas Emergency« – Single Bells
»What Christmas Sounds Like« – Straight No Chaser
»Make You Mine This Season« – Tegan and Sara
»Shiver« – Skylar Simone
»Santa Baby« – The Pussycat Dolls
»Christmas C’mon« – Lindsey Stirling feat. Becky G
»Only You« – Kyllie Minogue with James Corden
»Something About December« – Christina Perri
»Last Christmas (Studio Version)« – Jimmy Eat World
https://open.spotify.com/playlist/5ucmzN4lH5q520X05XqvJg?si=24468c841f844978
»Beeil dich, Gin! Wenn wir zu spät kommen, müssen wir draußen bleiben.« Maxine greift nach meiner Hand und dirigiert mich durch die Katakomben des MetLife Stadium Richtung Innenraum.
Um uns herum herrscht reges Treiben aus Menschen sowie Fahrzeugen, vermutlich der typische Hintergrund für ein Heimspiel der New York City Skyliners. Die dazugehörige Geräuschkulisse besteht aus Stimmen, dem Schnarren von Funkgeräten, quietschenden Gummirädern sowie Klappern.
Außerdem entdecke ich, passend für Anfang Dezember, an jeder Ecke festliche Dekoration in den Farben der beiden heimischen Clubs und von irgendwo her schallt laut »The Most Wonderful Time Of The Year«. Eine Sängerin vor großem Jazz-Orchester, perfekt für heute und vor allem dieses Ereignis.
Unvermittelt erklingt ein tiefes, brummendes Knattern, schwillt an.
Meine beste Freundin wirft mir über die Schulter hinweg einen Blick zu. »Das sind die Hubschrauber der US-Army, gleich ist die Nationalhymne dran.«
Schon läuft sie schneller und ich passe mit klopfendem Herzen mein Tempo an, muss unweigerlich grinsen.
In einer Minute geht einer meiner Träume in Erfüllung.
Der Fluglärm verebbt, wird von lautem Jubel unzähliger Menschen ersetzt, und auf meinen Armen richten sich die ersten Härchen auf.
Weiter vorn erblicke ich den Ausgang und wir sprinten los. Halten dem Ordner unsere speziellen VIP-Pässe vor die Nase, verlassen den breiten Korridor und betreten das Innere des Stadions. Hinter der Endzone der Skyliners bleiben wir stehen und atmen erleichtert auf.
»Fuck, wow!« Mit weit aufgerissenen Augen betrachte ich die drei schräg übereinanderliegenden, voll besetzten Tribünen um uns herum. Dazwischen hängen riesige LED-Panels sowie Laufbänder, die, genauso wie der Sprecher, »The Star-Spangled Banner« ankündigen.
Automatisch schaue ich zum American-Football-Field, wo es vor Soldatinnen und Soldaten nur so wimmelt, die eine riesige Flagge von einer Längsseite zur anderen ziehen. Auf sämtlichen Screens erscheint das Bild einer Soldatin und sogleich wird es totenstill.
Die holt mit feierlichem Gesichtsausdruck tief Luft und beginnt zu singen.
Nun breitet sich auf meinem Körper eine Gänsehaut aus und ich lasse diese unvergleichliche Atmosphäre auf mich wirken.
Am Ende steigen vom Dach des Stadions Raketen auf und zerplatzen zu bunten Lichtern, die mehr als 80.000 Zuschauer jubeln und rund ums Spielfeld kommt Bewegung in die Menschen.
Maxine drückt meine Hand, ich drehe den Kopf und wir lächeln uns zu. Dann deutet sie mit dem Kinn zur Seitenlinie. »Wir gehen da rüber.«
»Okay.« Ich folge ihr zum Bereich direkt neben der Endzone, von dem aus wir das Footballspiel ansehen dürfen. Lege ihr einen Arm um die Schultern und ziehe sie an mich. »Noch mal danke für diese Gelegenheit. Das ist das beste Geburtstagsgeschenk, das ich je bekommen habe.«
»Tut mir nur leid, dass du so lange warten musstest. Braxton hat getan, was er konnte.«
»Ist doch scheißegal.«
»Mir wäre ein weniger kalter Tag lieber gewesen.« Sie schaudert sichtbar und zerrt den Reißverschluss ihres Wintermantels bis oben hoch.
»Stell dich nicht so an, Lehmann.« Lachend nehme ich den Arm runter und stoße mit der Schulter gegen ihre.
Da schwebt etwas vor meinen Augen herab, landet kalt auf meiner Nase und ich schaue zum grauen Mittagshimmel auf. »Sieh nur, es schneit!« Begeistert breite ich die Arme aus, drehe die Handflächen nach oben und beobachte, wie weitere Flocken auf meinen Handschuhen landen.
Maxine zieht sich die Kapuze über den hellblonden Bob. »Meinst du, das bleibt liegen?«
»Hallo? Das hoffe ich doch! Perfekt für unseren Besuch im Bryant Park.«
»Du hast recht, so sollte ein Weihnachtsmarktbesuch sein.«
»Meine Rede.«
»Oh, es geht los.«
Ich folge ihrem Fingerzeig, beobachte den Kick-off und juble, als der Football in der gegnerischen Endzone landet. Dadurch muss das andere Team ganz hinten anfangen und scheitert im vierten Versuch, die zehn Yards zu überwinden. Danach beenden die Skyliners ihren ersten Drive mit einem Field Goal und das Spiel nimmt seinen Lauf.
Von unserer Position aus können wir nur gut sehen, wenn die Spieler nah genug herankommen, aber das ist mir egal und für den Rest sind die LED-Panels da.
Am Ende des ersten Viertels gibt es eine kurze Pause, in der auch der Seitenwechsel erfolgt, und Maxine entschuldigt sich, eilt davon.
Ich nicke nur, ziehe meine Wollmütze tiefer über die Ohren und schiebe die Hände in meine Manteltaschen. Schaue wieder gen Himmel und betrachte die Schneeflocken, die inzwischen gewachsen sind und vermehrt zu Boden schweben. Das Weiß hat sich sogar schon sichtbar auf dem neuen Hybridrasen niedergelassen und die Geräusche klingen typisch gedämpfter.
Oh, wie sehr ich das liebe!
In der Vorweihnachtszeit in New York kommt es viel zu selten vor.
»Hier, ich habe uns einen Tee geholt.« Maxine hält mir einen dampfenden Pappbecher hin.
Ich nehme ihn lächelnd entgegen. »Danke.«
Wir nippen daran, feuern unsere Defense an.
»Wie läuft es eigentlich mit deiner neuen Mitbewohnerin?« Meine Freundin schaut mich fragend an. »Wie hieß sie noch gleich?«
»Renita. So weit ziemlich gut, wir sehen uns kaum.«
»Warum?«
»Sie kellnert in so einem privaten Club, Black Orchid, glaube ich. Sechs Abende und Nächte die Woche.«
»Davon habe ich schon mal gehört, sehr exklusiver Laden für die reiche Elite der Stadt. Da soll man nur auf Einladung reinkommen und die Lage ist geheim.«
»Wie auch immer.« Ich werfe einen Blick zum Spielfeld. »Wenn’s hochkommt, sind wir abends eine Stunde gleichzeitig da. Immerhin erledigt sie ihre Aufgaben und achtet auf Sauberkeit.«
»Und wenn sie freihat?«
»Sehen wir uns genauso selten. Sie ist sehr ruhig und zurückhaltend.« Mit sehnsüchtigem Blick schaue ich meine Freundin an. »Ehrlich gesagt fehlst du mir total.«
Sie lächelt schmerzlich. »Du mir auch.«
»Dann schieß Braxton in den Wind und komm zurück.«
Wir lachen, denn wir wissen beide, dass sie das niemals tun würde. Dafür sind die beiden zu glücklich miteinander, im gemeinsamen Leben in seiner Wohnung.
Am Ende seufze ich. »Dann lass uns wenigstens wieder öfter etwas zusammen unternehmen.«
Da streicht sie mir über den Arm, sieht mir direkt in die Augen. »Dir fällt die Decke auf den Kopf, oder?«
»Irgendwie schon. Meistens ist es okay, mit meinen Kollegen oder anderen Freundinnen auszugehen, aber es ist nun mal nicht dasselbe wie unsere Filmabende oder Gespräche, das gemeinsame Essen.«
»Vermisst du Corey?«
Mir entfährt ein Schnauben. »Oh, bitte!«
»Hätte ja sein können, trotz allem.«
»Niemals.«
Maxine hebt die freie Hand. »Schon gut, bitte nicht killen.«
»Wahre Liebe gibt es eh nur unter Frauen.«
»Darauf trinke ich.« Grinsend hält sie mir den Becher hin und wir stoßen miteinander an, nehmen einen Schluck Tee. »Auch wenn ich mit meinem Kerl sehr zufrieden bin.«
»Kann sich ja nicht jede ein solches Prachtexemplar angeln wie du. Und bevor ich wieder Abstriche mache, bleibe ich lieber allein.«
»Bitte sag mir, dass du nicht seinetwegen den Glauben an die Liebe verloren hast.«
»Verloren nicht, nein. Allerdings ist die Hoffnung in den letzten Monaten stark zusammengeschrumpft. Und drei Wochen vor Weihnachten ...« Ich zucke mit den Schultern, verziehe das Gesicht.
»... fühlt man sich besonders einsam, ich weiß. Aber deshalb ist es ja gut, dass wir nachher zusammen losziehen.«
»Genau.«
Kollektives Jammern erklingt von den Tribünen und ich schaue alarmiert zum anderen Ende des Spielfelds, hinauf zum Screen. »Oh nein, oh nein, oh nein! Tut doch etwas!«
Meine Rufe verpuffen, das gegnerische Team erzielt einen Touchdown und feiert.
Wir seufzen, leeren unsere Becher und ich strecke die Hand nach Maxines aus. »Gib her, ich bringe die weg. Und dann feuern wir die Skyliners mal ordentlich an.«
Wenige Schritte von mir entfernt steht einer der Helfer, die sich um die Getränke für Mannschaft sowie Betreuerstab kümmern, und ich laufe zu ihm hinüber, halte ihm die Becher entgegen. »Darf ich die bei Ihnen abgeben?«
»Klar, kein Problem.« Der junge Mann lächelt, nimmt mir den Müll ab und befördert ihn in den nächststehenden Abfallbehälter.
»Danke.« Ich kehre zu meiner Freundin zurück, beuge mich vor und werfe einen Blick aufs Spielfeld.
Wir springen uns warm, feuern Braxton und seine Jungs an, doch auch sie holen in ihrem Drive keine Punkte. Also kommt erneut die Defense der New York City Skyliners aufs Feld und kurz darauf nimmt der Schneefall noch einmal zu.
Ich schiebe meine Hände in die Manteltaschen, ziehe die Schultern bis zu den Ohren hoch und wende mich meiner Freundin zu. »Sag mal, wie geht es eigentlich Hadley?«
»Oh, super. Der ist superglücklich mit seinem Freund.«
»Das freut mich. Und was ist mit dem neuesten Redaktionsklatsch?«
Ihr Mund verzieht sich zu einem Grinsen. »Habe ich dir schon von Patty und dem Leiter der Börsenredaktion erzählt?«
»Nein! Schieß los.«
Folglich berichtet sie in aller Ausführlichkeit, und zwar so spannend, dass es mir schwerfällt, dem Spielverlauf zu folgen. Ich registriere lediglich, wie unsere Verteidigung den Ball zurückerobert. Das Angriffsteam im dichten weißen Niederschlag aufs Feld geht und in unsere Richtung spielt, auf die eigene Endzone zu.
Selbst die Befehl-Codes unter den Spielern, die deutlicher an mein Ohr dringen, nehme ich nur halb wahr, so hänge ich an Maxines Lippen. Genauso wie das lauter werdende Publikum.
Unvermittelt stockt sie, reißt die Augen auf und starrt an mir vorbei. »Oh, mein Gott, schau dir das an!«
Automatisch fahre ich herum, registriere einen Wirbel aus Männern in verschiedenfarbigen Trikots mitten in einem weißen Vorhang, die in rasantem Tempo auf uns und die Endzone zukommen.
Fuck, wird das etwa ein Touchdown? Direkt vor unserer Nase?
In mir explodiert Aufregung, ich ziehe die Hände aus den Taschen und brülle: »Go, Skyliners, go, go, go!«
Dann sehe ich nur noch unzählbare fliegende Arme, Beine, dazwischen einen weißen Helm mit lila Sternen und im nächsten Moment reißt mich eine Abrissbirne von den Füßen.
Die Defense erobert den Ball zurück und wir schnellen jubelnd von der Bank hoch. Setzen die Helme auf, streifen die wärmenden Mäntel ab und traben aufs Feld.
Sämtliche Spieler der Offensive finden sich in einem Kreis zusammen, lauschen hoch konzentriert der verschlüsselten Ansage unseres Quarterbacks Easton Watts und mein Hirn reagiert automatisch. Vor meinem inneren Auge läuft der geplante Spielzug ab und ich sehe wie in einer Simulation aus der Adlerperspektive, was ich zu tun habe.
East löst den Kreis auf, schickt alle auf ihre Positionen.
Frisches Adrenalin schießt in meinen Körper, ich nehme den einstudierten Platz ein und schaue Richtung Mitte. Die gegnerische Abwehr kommt zur Ruhe.
Schon sprinte ich los, wechsle die Seite.
East gibt den Startbefehl an den Center und los geht’s!
Wie trainiert schieße ich vorwärts, schlage Haken, tänzle die Abwehr aus.
Drehe mich halb zur Seite, registriere die Positionen der Gegner und fokussiere mich auf den Football, der durch den Vorhang aus Schnee bereits auf dem Weg ist.
Zu hoch!
Egal.
Ich hebe die Hand, strecke mich, angle ihn aus der Luft und drücke ihn an meine Brust. In derselben Bewegung wende ich mich wieder nach vorn, mobilisiere meine Beinpower und renne.
Mein Sichtfeld wird zu einem Tunnel mit der Endzone dahinter.
Nur noch wenige Yards.
Aus den Augenwinkeln bemerke ich die Abwehrspieler. Weiche einem aus, schlittere und pralle an einem anderen ab wie eine Flipperkugel.
Strauchle, fange mich.
Jemand fällt mir vor die Füße, ich springe darüber.
Verliere beim Aufkommen die Bodenhaftung, rudere mit den Armen.
Stoße mit dem Nächsten zusammen, rutsche Richtung Seitenlinie, korrigiere zur Endzone.
Erreiche sie.
Touchdown!
Das Publikum klatscht, pfeift, johlt.
Ich juble, will bremsen, schlittere weiter.
Die Personen neben dem Feld machen Platz.
Bis auf eine.
Das Letzte, was ich sehe, sind vor Schreck geweitete Augen, dann krache ich frontal in diesen kleineren Menschen mit dunklem Mantel und Bommelmütze in den Franchisefarben.
Wir stürzen und ich versuche, mich abzufangen.
Werfe das Leder-Ei von mir, strecke die Arme nach vorn.
Trotzdem landet die Person hart auf dem Boden und ich mit ihr.
Ich höre ein helles Ächzen, dann fallen die Augen zu und der Kopf rollt zur Seite.
Da erst nehme ich die weiblichen Gesichtszüge wahr, einen Hauch von Parfüm und den weichen Körper unter mir.
Oh, Fuck!
Schon prasseln die Erinnerungen auf mich ein, blitzen Bilder in meinem Kopf auf.
Doch bevor sie mich lähmen können, stemme ich mich hoch, rüttle an ihrer Schulter. »Hey! Alles okay?«
In der nächsten Sekunde umringen uns Fotografen und Leute vom Sideline-Team.
Einige helfen mir auf, ziehen mich zurück.
Andere knien vor der Frau nieder, betrachten sie eingehend.
Einer hebt Kopf und Arm, winkt jemanden heran.
Der Jubel auf den Tribünen wird leiser, geht teilweise in ein Raunen über.
Zwei Sanitäter eilen herbei, knien sich zu ihren beiden Seiten hin. Beugen sich vor, reden anscheinend mit ihr, stabilisieren ihren Kopf.
Hitze und Kälte schießen durch meinen Körper, neben mir taucht Easton auf. »Tanner, was ist passiert?«
Mir schnürt sich die Kehle zu. »Ich habe sie umgerannt.«
Der elektrische Transportwagen hält vor ihnen und die medizinischen Helfer schieben die Hälften einer Schaufeltrage von beiden Seiten unter ihren Körper.
»Fuck.«
»Ja.« Mein Blick zuckt hin und her, ich überlege fieberhaft. Und mache zwei Schritte nach vorn. »Was ist los, was hat sie?«
Einer der Sanitäter sieht mich an. »Das wissen wir noch nicht, das hier ist eine reine Vorsichtsmaßnahme.« Er schaut sich um. »War jemand mit ihr zusammen hier?«
Eine Frau tritt zu ihnen. »Ja, ich.«
»Sie kommen mit, wir brauchen Informationen.«
»Ich habe nur beobachtet, dass er meine Freundin über den Haufen gerannt hat.« Sie wirft mir einen Blick zu.
Ich bemerke ihr kinnlanges, hellblondes Haar unter der Kapuze und kneife die Augen zusammen.
Sie kommt mir bekannt vor.
Der andere Sanitäter schüttelt den Kopf. »Es geht um alles andere.«
Unvermittelt löst sich jemand aus der Menge um uns herum, ein Spieler. Geht zu ihr, wechselt ein paar Worte mit ihr. An der Nummer erkenne ich Braxton.
Und verstehe.
Die Blondine ist seine Freundin.
Dann muss die andere Frau deren Freundin oder Bekannte sein.
Bei dem Gedanken legt sich ein unsichtbares Gewicht auf meine Brust und ich reiße mir den Helm vom Kopf, weil ich kaum noch Luft bekomme.
Fuck, Fuck, Fuck!
Die Sanitäter heben die Trage an und auf den Wagen, sichern sie, steigen mit Braxtons Freundin dazu. Dann fahren sie davon.
Ich schaue ihnen einen Moment wie paralysiert nach.
Folge den Rufen der Betreuer und verlasse mit den anderen das Feld in Richtung unserer Bank.
Eilig schließe ich zu Braxton auf, der gerade den Helm abnimmt. »Wie geht es ihr?«
»Keine Ahnung, haben sie nicht gesagt.«
»Kennst du sie?«
»Ja, das ist Gin. Maxines beste Freundin.«
»Was hatten sie ausgerechnet da zu suchen?« Meine Sorgen bahnen sich einen lauten Weg aus meinem Mund.
»Komm wieder runter, Mann, das waren offizielle Tickets.«
Na, super!
»Wo bringen sie Gin hin?«
»Zum Doc. Keine Angst, sie kümmern sich.« Er klopft mir auf die Schulter. »Es wird schon nichts Ernstes passiert sein.«
Hoffentlich.
Nicht so wie damals.
Wieder steigt ein Bild vor meinem inneren Auge auf – blitzende Lichter, Rettungskräfte –, doch ich dränge es beiseite.
Werfe an der Bank meinen Helm auf den Pflock, lasse mir von einem Betreuer den Mantel über die Schultern legen und streife meine Mütze über. Dann nehme ich neben Braxton Platz, einen der Tablet-PCs entgegen und schaue mir mit ihm meinen Touchdown an.
Am Ende kollidiere ich mit dieser Gin und zucke schon beim Anblick zusammen.
Er stöhnt. »Uuh, das war hart.«
Ich beiße die Zähne aufeinander und nicke. Sehe mir die Wiederholung in der Zeitlupe an. »Sie ist mit dem Kopf aufgeknallt und hat das Bewusstsein verloren, glaube ich.«
»Beim Doc ist sie in den besten Händen, glaub mir. Wir müssen uns jetzt auf das Spiel konzentrieren.«
»Du hast recht.« Entschlossen lege ich den kleinen Monitor beiseite, atme tief durch und richte meine Aufmerksamkeit aufs Spielfeld.
Vor der Halbzeit kommt die Offense der Skyliners nicht mehr zum Zug, aber wenigstens gehen wir mit einer Führung von 10:0 in die Kabine.
Dort besprechen wir mit den Coaches das bisherige Spiel und passen die Strategie an, sammeln uns, schwören uns neu ein.
Kehren hoch konzentriert und motiviert auf den Platz zurück.
Und gewinnen am Ende mit 27:9.
Auch weil Braxton und ich jeweils einen weiteren Touchdown erzielen.
Zum Glück ohne Kollateralschäden.
Bestens gelaunt laufen wir danach in die Katakomben.
Easton hält eine feurige Siegesansprache, wir feiern ein bisschen und begeben uns schließlich unter die Dusche.
Da noch jede Menge Adrenalin in meinem System zirkuliert, sehe ich mich nach unserem Quarterback um, doch im Duschraum ist er nicht. Folglich tappe ich zu meinem Haken, trockne mich ab und schlinge mir das Handtuch um die Hüften. Schlüpfe in die Flip-Flops, schnappe mir meinen Kram und schlendere durch die Umkleidekabine.
Auf dem Weg zum Spind entdecke ich den Teamleader, der schon eine seiner engen Designer-Jeans trägt und seinen Hals mit Parfüm besprüht.
Folglich laufe ich zu ihm. »Hey, East! Heute wieder Party bei dir?«
»Nope, heute ist Devin dran.« Grinsend deutet er mit dem Kinn zu unserem Inside Linebacker.
Ich drehe mich zu dem um. »Devin? Wann geht’s los?«
»Pünktlich um sechs, Mann. Wie immer.«
»Hast du auch genug Ladys eingeladen?«
Er wirft den Kopf in den Nacken und lacht. »Nein. Aber einen Haufen Bräute, die genauso viel Spaß haben wollen wie wir.«
Aus verschiedenen Ecken antwortet zustimmendes Gejohle und ich falle mit ein.
Oh ja, das ist heute genau nach meinem Geschmack.
Zufrieden nehme ich meinen ursprünglichen Weg wieder auf, verstaue mein Duschzeug im obersten Fach und lege das Handtuch ab. Streife mir die Boxerpants über, lasse den Taillenbund schnalzen und greife nach meiner Hose.
Unvermittelt fliegt schräg hinter mir die Eingangstür auf und jemand marschiert auf harten Sohlen herein, bleibt stehen.
Eine männliche Stimme, die ich nicht sofort erkenne, blafft meinen Namen. »Fairfield!«
Folglich werfe ich einen Blick über die Schulter, entdecke Todd Ramsey und nehme automatisch Haltung an. Drehe mich zu ihm um und lasse die Football-Legende, die als PR-Leiter für die New York City Skyliners arbeitet, nicht aus den Augen. »Ja?«
»Morgen früh, 9 Uhr in meinem Büro.«
»Warum? Was ist passiert?«
Er hebt eine Braue und seine Selbstgefälligkeit scheint noch eine Spur zu wachsen. »Herrgott, eure Ignoranz ist manchmal nicht zu überbieten. Hast du den Unfall an der Seitenlinie schon vergessen?«
Mir wird heiß, ich beiße die Zähne zusammen und recke das Kinn. »Nein, Sir. Wie geht es der Frau?«
»Den Umständen entsprechend. Sie ist im Krankenhaus, wir kümmern uns um alles. Und ab morgen sorgst du dafür, dass sie keinerlei negative Erinnerungen daran zurückbehält oder eine Klage in Erwägung zieht.«
»Okay.«
»Wir sehen uns morgen.«
»Alles klar.«
Ein Nicken, dann verschwindet er.
Ich atme tief durch, schaue mich um. Entdecke Braxton vor seinem Spind, komplett angezogen, das Smartphone in der Hand. Eile hinüber, klopfe ihm auf die Schulter. »Hey, Mann. Hast du was von Maxine gehört? Wie geht es ihrer Freundin?«
Da hebt er den Kopf und verzieht das Gesicht. »Gehirnerschütterung. Sie verflucht dich.«
Mir entfährt ein Schnauben. »War auch volle Absicht.«
»Es geht um dich persönlich. Wäre es jemand anderes gewesen, wäre es nur halb so schlimm.«
»Wir kennen uns doch gar nicht.«
Braxton schließt seinen Spind ab, schiebt das Telefon in die Hosentasche und klopft mir auf die Schulter. »Nein. Aber falls du sie morgen besuchen sollst, kannst du dich auf etwas gefasst machen.« Damit schnappt er sich seine Sporttasche, verabschiedet sich laut in die Runde und geht.
Super, echt.
Kopfschüttelnd kehre ich zu meinem Spind zurück, ziehe mich an und packe ebenfalls meine Sachen. Schaue zu Devin, hebe die Hand. »Bis später!«
Dann verlasse ich die Kabine, marschiere durch die Gänge Richtung Ausgang zum Spielerparkplatz.
Auf dem Weg verabschiede ich mich von diversen Angestellten, die mich grüßen oder mir zuwinken. Auch Rhonda ist auf ihrer Aufsitzkehrmaschine unterwegs, wie immer begleitet von ihrem alten Radio. Dieses Mal spielt es eine Blues-Rock-Version von »Let It Snow«, die automatisch meine Laune hebt.
Mit federndem Gang laufe ich an ihr vorbei, pfeife die Melodie vor mich hin.
Die Sache mit dem Unfall ist halb so schlimm, das biege ich locker wieder gerade.
Ein bisschen Charme, mein strahlendes Lächeln und schon wird sie weich.
Aber erst einmal feiern wir bei Devin unseren Sieg, da werde ich meine Ausstrahlung an der einen oder anderen ausprobieren.
Mal sehen, wie lange ich heute dafür brauche. Vielleicht eine halbe Stunde? Möglicherweise muss ich die Frau nicht einmal mit zu mir nehmen.
Jepp. Klingt nach einem guten Plan.
Mit einem breiten Lächeln steuere ich auf die verdunkelte Glastür zu, wünsche dem Ordner einen schönen Sonntag, trete hinaus.
Und pralle gegen eine Wand aus lauten Stimmen, Kameras, Licht sowie Menschen mit Mikrofonen.
»Sag das noch mal!« Ich hebe den Kopf und starre Maxine an, die neben meinem Bett den Flur entlangläuft. »Du willst mich verarschen.«
»Nein, tut mir leid.«
»Ich kotze gleich.« Mit einem Stöhnen schließe ich die Augen, lasse den Kopf wieder ins Kissen sinken. Schon steigt der pochende Druck in meinem Schädel und der Schwindel kehrt zurück, weshalb ich mir automatisch die Hand auf die Stirn presse.
»Bitte, beruhigen Sie sich, Ms. Reeves. Das tut Ihnen nicht gut.« Die Stimme der Schwester hinter mir, die das Bett schiebt, klingt unerbittlich.
Merke ich auch gerade.
Trotzdem komme ich nicht dagegen an.
Ausgerechnet Tanner Fairfield!
Ich öffne die Augen und schaue zur Decke, wo in regelmäßigen Abständen eingelassene Lampen über mich hinwegfliegen. Atme tief durch und versuche, mich an den Unfall zu erinnern, doch da ist kaum etwas.
Das Letzte ist der näherkommende Pulk von Spielern beider Mannschaften, noch vor der Endzone. Dann ist alles schwarz und als Nächstes werde ich in einen weißen Raum geschoben. Mein Kopf ist fixiert, ich kann nur die Augen bewegen, und über mir erscheint das Gesicht eines grauhaarigen Mannes im weißen Poloshirt, der sich als Doktor Jenson vorstellt. Der oberste Mannschaftsarzt der Skyliners.
Er hat mich untersucht sowie ein paar Tests mit mir gemacht, eine Gehirnerschütterung diagnostiziert und mich zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus eingewiesen.
Dabei war ich so benebelt, dass ich kaum etwas bewusst wahrgenommen habe. Genauso wie bei der Fahrt, den neurologischen Untersuchungen oder dem MRT. Danach hat man mir über den intravenösen Zugang Schmerzmittel verabreicht und meine Freundin zu mir geschickt, um auf die Verlegung auf die Station zu warten.
Wir werden langsamer und ich sehe mich um, ohne den Kopf anzuheben.
Vor uns öffnen sich beide Flügel einer Doppeltür mit Milchverglasung, auf der ich das Wort Privatstation entziffere. Und daneben steht ein Mann in Sicherheitsuniform.
Die Schwester manövriert mein Bett hindurch und kurze Zeit später durch eine weitere Tür in ein Zimmer, bis zu einer Wand.
»So, da wären wir.« Nach einem lauten Klacken tritt sie neben mich, in den Händen eine kabelgebundene Fernsteuerung. Erklärt mir die Handhabung, fährt das Kopfteil hoch, zieht einen Nachttisch heran und klemmt das Bedienteil daran fest. »Ich kümmere mich darum, dass Sie nachher Abendessen bekommen. Falls es Ihnen schlechter geht oder Sie Hilfe brauchen, drücken Sie den Rufknopf.«
»Okay.« Ich schaue mich um und reiße überrascht die Augen auf. Das Zimmer ist elegant sowie mit allem denkbaren Komfort ausgestattet. Und mein Bett ist das einzige darin. »Aber ... wo bin ich hier?«
»Auf der Privatstation, wie angewiesen.«
»Von wem?«
Maxine tritt näher, wirft ihre lange Daunenjacke über einen der Sessel am Tisch, der zwischen meinem Bett und dem Fenster steht. »Ein Mitarbeiter der Skyliners hat sich um alles gekümmert, sie übernehmen den Aufenthalt hier und deine gesamte medizinische Versorgung, die mit dem Unfall zusammenhängt.«
»Und wann werde ich entlassen?«
»Doktor Sullivan kommt gleich noch zu Ihnen«, erwidert die Schwester und tätschelt meinen Arm. »Ruhen Sie sich erst einmal aus.«
Damit dreht sie sich um, geht hinaus und zieht die Tür hinter sich zu.
Ich seufze. »Na super.«
»Eines musst du der Teamleitung lassen – sie sorgen sich perfekt um dich.«
»Sie haben nur Angst, dass ich sie verklage.«
»Ziehst du das etwa in Erwägung?«
»Keine Ahnung.«
»Es war ein Unfall!«
Neuer Schwindel erfasst mich und ich schließe einen Moment die Augen. »Denken ist gerade ziemlich unmöglich, das verschiebe ich auf später.«
»Gib es zu, es liegt nur an Fairfield.«
»Schon möglich.«
Meine Freundin seufzt. »Bitte, übertreib es nicht, Gin.«
Ich öffne die Augen, mein Gewissen zwickt. »Okay, mal sehen.«
Sie hebt den Arm, über dem mein Wintermantel liegt, und angelt mein Smartphone aus der Innentasche. »Hier ist dein Telefon. Deine Sachen hänge ich in den Schrank.« Sie deutet zu besagtem Möbel und geht hinüber.
Eilig tippe ich auf das Display und ein Bild von uns, das ich als Bildschirmschoner verwende, leuchtet auf. Darüber Uhrzeit und Akkustand. »Mist. Meinst du, ich bekomme hier ein Ladekabel?«
»Würde mich nicht wundern.« Sie nimmt den Stapel mit meiner sonstigen Kleidung vom Fußende meines Bettes und legt sie ebenfalls in den Schrank. »Braxton holt mich gleich ab, dann fahren wir in deine Wohnung und ich packe dir Sachen für ein paar Tage zusammen. Hast du spezielle Wünsche?«
»Meinen E-Reader und die Ohrhörer, in der Ladebox. Liegt beides auf meinem Nachttisch.«
»Okay.« Sie schließt die Türen, läuft ins Bad und stößt einen anerkennenden Pfiff aus. »Eigentlich bräuchtest du nichts von zu Hause, es ist alles da.«
»Außer Kleidung.«
»Von wegen.« Schon kommt sie wieder heraus, streckt mir eine Art Stoffpäckchen hin, das mit einer Papierbanderole umwickelt ist. »Das hier ist der Pyjama, Bademantel und ein Hausanzug sind auch vorhanden. Falls du eine andere Größe brauchst, musst du nur Bescheid sagen.«
Verblüfft nehme ich das Bündel entgegen, lege es auf meinen Schoß und streiche über den hautsympathischen Stoff. »Okay, aber ... kannst du mir trotzdem meine Sachen bringen? Wenn ich entlassen werde, möchte ich wenigstens frische Klamotten anziehen.«
»Sicher. Ist es okay, wenn Braxton sie dir morgen bringt? Auf dem Weg zum Training?«
»Klar, kein Problem.«
»Soll ich dir beim Umziehen helfen?«
»Das wäre super.« Ich setze mich auf, schlüpfe aus dem OP-Kittel und streife das taupefarbene Langarmshirt über, auf dessen linker Brustseite ein Logo prangt. Vermutlich das des Krankenhauses. Es ist etwas groß, doch das ist für die paar Nächte okay.
Dann schlage ich die Decke zur Seite, woraufhin das Pochen erneut stärker wird, und ich lehne mich mit einem Stöhnen zurück. »Mann, ist das eine Scheiße.«
»Ich mache das schon.« Maxine rafft jedes Bein der farblich passenden Hose zusammen und streift es über meinen jeweiligen Fuß, zieht den Stoff meine Beine hinauf und über meinen Hintern, sobald ich ihn anhebe.
»Danke.«
Lächelnd streicht sie mir über den Arm. »Ich schreibe Braxton, dass ich fertig bin, okay?«
»Ja, klar. Danke, dass du bei mir geblieben bist.«
»Das war doch selbstverständlich.« Sie geht zum Tisch, holt das Smartphone aus ihrer Jacke und setzt sich damit in den Sessel.
Während sie tippt, lasse ich den Blick durch den Raum schweifen. Von der Badezimmertür und dem Schrank rechts, über die Eingangstür mit der Hygienestation daneben. Es folgen ein großer Wandfernseher mit Kommode darunter und in der Ecke zum zimmerbreiten Fenster steht sogar ein hübsch geschmückter, künstlicher Weihnachtsbaum mit eingeschalteter Lichterkette.
Mir entfährt ein Seufzer. »Scheiße, ich wäre jetzt viel lieber mit dir auf dem Weihnachtsmarkt.«
»Der läuft uns ja nicht weg.«
Ohne Vorwarnung fällt mir wieder ein, wer für mein Dilemma verantwortlich ist, und in mir brodelt Wut hoch. »Sobald Fairfield mir über den Weg läuft, reiße ich ihm den Arsch dafür auf.«
Meine Freundin lacht leise. »Er hat dich wohl kaum mit Absicht umgerannt.«
»Dieser Vollidiot hätte besser aufpassen müssen.«
»Ich denke eher, dass die Schuld beim Team liegt. Durch den Schnee war es verdammt rutschig. Ein Sicherheitsrisiko des neuen Rasens, das sie hätten kennen müssen.«
»Du hast bestimmt recht. Trotzdem kann der Kerl etwas erleben.« Die nächste Erkenntnis löst eine große Sorge in mir aus. »Oh, Fuck! Beatrice wird stinksauer sein.«
»Ach was, sie ist toll. Außerdem kann jeder mal krank werden.«
»Ich weiß, aber sie hasst es, Coachings absagen zu müssen.«
»Hast du diese Woche denn Kundentermine?«
»Nur einen am Freitag. Bis dahin bin ich hoffentlich hier raus.«
»Ganz bestimmt.«
»Ich rufe sie gleich an, dann hat sie mehr Zeit, zu reagieren.«
»Gute Idee.« Sie senkt den Blick auf ihr Smartphone, tippt erneut und steckt es zurück in die Jacke. »Braxton ist auf dem Weg.«
»Okay. Kannst du mal schauen, wo die Fernbedienung für den Fernseher ist?«
»Klar.« Schon steht sie auf, sieht sich um und läuft zur Kommode, wo sie die oberste Schublade aufzieht. »Ah! Auch hier findet man alles, was man braucht.« Sie nimmt etwas heraus, schiebt das Fach wieder zu und bringt mir die Fernbedienung sowie ein Ladekabel mit multiplen Anschlüssen.
»Oh, Mann, ich möchte nicht wissen, was eine Nacht auf dieser Station kostet.« Ich lege beides in meinen Schoß.
»Mach dir keinen Kopf und lass uns durch die Kanäle schalten. Pay-TV ist garantiert inklusive und vielleicht zeigen sie irgendwo deinen kleinen Unfall.«
In mir steigt ein unangenehmes Gefühl auf und ich schaudere. »Seltsame Vorstellung. Aber du hast recht.«
Entschieden nehme ich die Fernbedienung zur Hand, schalte den Fernseher ein. »Hast du eine Ahnung, wer das Spiel übertragen hat?«
»Nein, sorry. Gibt es nirgends eine Zusammenfassung?«
Ich zappe langsam durch die Liste und finde tatsächlich einen Sender, bei dem bereits die Analyse der Spiele läuft. »Wenn das Spiel der Skyliners schon durch ist, suche ich später im Internet.«
»Okay.« Maxine stellt sich neben mein Bett, verschränkt die Arme unter der Brust und schaut wie ich zum Monitor.
Drei Spielzusammenfassungen später seufzt sie und schlüpft in ihren Mantel. »Sorry, aber ich muss los.«
»Kein Problem. Genießt den ungeplanten Abend zu zweit.« Ich erwidere ihre Umarmung mit einem Arm.
»Ich brauche zur Beruhigung auf jeden Fall einen Spaziergang. Mal sehen, wie viel Schnee im Central Park liegt.« Zum Abschied küsst sie mich auf die Wange, richtet sich auf. »Falls was ist, melde dich.«
»Mache ich, danke.«
»Wir telefonieren?«
»Klar. Schon wegen eines neuen Termins für den Weihnachtsmarkt.«
»Lass uns Samstag im Auge behalten. Sie fliegen gleich morgens zum Auswärtsspiel nach Las Vegas.«
»Gute Idee. Und jetzt raus mit dir.« Lächelnd winke ich sie Richtung Tür.
»Bis dann.« Damit verlässt sie mein Zimmer.
Mit einem Seufzer lehne ich mich ins Kissen, erhöhe ein wenig die Lautstärke und folge der Sportsendung.
Allerdings kriecht bald Erschöpfung in mir hoch, die Augen fallen mir immer öfter zu und ich nehme nur noch vereinzelte Satzfetzen der beiden Kommentatoren wahr.
»Okay, fehlt uns nur noch ein Spiel«, verkündet die tiefere Stimme.
»Ganz genau, Tony. Und wenn du mich fragst, das interessanteste von allen.«
Tony lacht. »Wegen der Wetterverhältnisse in New York.«
Ich reiße die Augen auf und sehe ein Luftbild des MetLife Stadium vor Spielbeginn.
»Nicht nur.«
»Aber bevor wir zu viel verraten, Jeff, gehen wir kurz in die Werbung. Bis gleich.«
Eilig schiebe ich mich ein wenig höher, reibe mir über die Augen und gähne.
Ertrage Spots für Männerrasierer, eine Bank, einen Homeshoppingsender, einen Onlineshop sowie eine Automarke. Dann erscheint das Logo des Fernsehsenders auf dem Bildschirm und mit Untermalung durch den dazugehörigen Jingle wird das Studio eingeblendet.
Dort sitzen zwei Männer im Anzug hinter einem typischen Fernsehtisch, vor sich je eine Porzellantasse des Senders.
»Willkommen zurück, Leute«, beginnt der Ältere links, Tony mit der tiefen Stimme. »Reden wir nun über das Heimspiel der New York City Skyliners. Das Publikum ist vermutlich mit großen Erwartungen ins Stadion gekommen. Immerhin ist das Team aus Buffalo jederzeit für eine Überraschung gut und aktuell sind beide etwa gleich stark.«
»Und die Leute im Stadion haben für ihr Geld wirklich etwas zu sehen bekommen. Wenn auch in anderer Weise.« Jeff nickt und die Regie spielt den Film ein.
Wieder das Luftbild, danach werden Impressionen aus dem Innenraum des Stadions gezeigt. Vom Aufwärmen der Mannschaften, dem Ausbreiten der Fahne.
Die Männer im Studio kommentieren mit Statistiken, Neuigkeiten.
Dann blendet das Bild auf Tanner Fairfield über, der während der Nationalhymne stolz dasteht, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und mit saphirblauen Augen halb nach oben schaut, sichtlich konzentriert. Das dunkelblonde Haar ist zurückgestrichen und lockt sich unterhalb der Ohren, sein markantes Kinn ziert ein dichter Vollbart. Darunter werden seine persönlichen Daten und Statistiken eingeblendet.
»Und hier ist Tanner Fairfield«, erklärt Tony, »der seit dieser Saison als Tight End die Offense der Skyliners verstärkt.«
»Was eine verdammte Überraschung war. Schließlich war er in Boston sehr erfolgreich und sein neuer Vertrag beinhaltet nur geringfügig bessere Konditionen. Außerdem haben ihm die Fans den Wechsel nach New York ziemlich übel genommen.« Jeff lacht. »Die Fans beider Lager, wohlgemerkt.«
In mir wallt Ärger auf.
Und ob! Und ich bin eine von ihnen.
»Für alle neuen NFL-Fans sei angemerkt, dass seit Jahrzehnten eine tiefe Feindschaft zwischen den Fan-Lagern dieser beiden Teams besteht. Vermutlich gab es deshalb bisher nur sehr wenige direkte Spielerwechsel und der von Fairfield hat ein regelrechtes Beben ausgelöst.«
»Ja, und es wird noch immer über die wahren Gründe dahinter spekuliert.«
»Scheiße«, grummle ich dazwischen, »dieser Penner hätte einfach in Boston bleiben sollen.«
»Trotz der Umstände hat Fairfield sich bestens ins Team eingefügt und mit Watts einen guten Draht aufgebaut. Die Statistiken sprechen für sich.« Tony zählt die Saisonerfolge des Zusammenspiels von Quarterback und Tight End auf.
Das Bild wechselt zum Kick-off und zeigt auch die ersten Schneeflocken.
»Tja, nur hat Fairfield wohl kaum damit gerechnet, dass diese Erfolgsserie ihm heute zum Verhängnis werden könnte. Aber beginnen wir am Anfang.«
Es folgen die ersten Spielzüge und Punkte, der Seitenwechsel.
Kommentare sowie Bilder zum Wetter. Und aus diesen Kameraperspektiven wird deutlich, wie viel Schnee sich bereits auf dem neuen Hybridrasen gesammelt hat.
Die ersten unsicheren Schritte und Bewegungen von Spielern treten auf, Pässe kommen nicht an, die Skyliners nehmen dem gegnerischen Team den Ball ab.
Nachdenklich beiße ich mir auf die Lippe.
Nun kommt unsere Offense aufs Spielfeld, bespricht sich, nimmt links von der Linie Positionen ein.
»Und jetzt wird es spannend«, sagt Jeff. »Die Endzone liegt keine 40 Yards entfernt, das ist machbar. Ohne Vorwarnung wechselt Fairfield die Seite, Watts gibt das Startzeichen.«
Er kommentiert jede Bewegung, während ich dabei zusehe, wie der Quarterback den Ball zum Arschloch-Tight-End wirft. Der angelt ihn aus der Luft, wirbelt herum und rennt, am unteren Bildrand entlang. Niemand hält ihn auf, doch er scheint die Bodenhaftung zu verlieren. Schlittert, rudert mit den Armen. Und auf einmal tummeln sich um ihn herum gegnerische Spieler, wird es unübersichtlich.
Aber er schafft den Touchdown.
Läuft ungebremst weiter, gerät ins Rutschen.
Und rammt eine Person an der unteren Seitenlinie, geht mit ihr zu Boden.
Mir wird heiß und kalt, ich reiße die Augen auf.
Fuck, diese Person war ich!
Die Kommentatoren stoßen Laute und Worte aus, die ich nicht verstehe, aber ihre Tonlage zeigt deutliche Bestürzung.
Die Sequenz wird wiederholt, ab dem Touchdown in Zeitlupe und mit Zoom, wodurch ich unseren Sturz in all seiner Pracht erkennen kann.
Das unangenehme Gefühl kriecht erneut in mir hoch, wird ergänzt von Hilflosigkeit.
Ich kann mich wirklich an nichts davon erinnern.
Und das schürt meine Wut auf Fairfield.
Es war ein Unfall! Maxines Stimme hallt durch meinen Kopf.
Sie blenden die Szene aus einer anderen Perspektive ein, anscheinend mit einem Handy gefilmt und leicht verschwommen. Danach die Bilder vom Rettungseinsatz, während dem die meisten Spieler auf dem Spielfeld knien, und meinem Abtransport. Im Anschluss wird weitergespielt und sowohl die Bilder als auch Kommentare beschränken sich nur noch auf den sportlichen Aspekt.
Zittrig atme ich tief durch.
Bin hin- und hergerissen zwischen Freude über den Sieg, der Anteilnahme der Spieler und Missfallen, weil Fairfield für zwei Touchdowns verantwortlich ist.
Na, wenigstens hat auch Braxton noch einen Touchdown geschafft.
Das Bild wechselt zurück ins Studio und die beiden Kommentatoren schauen voller Mitgefühl in die Kamera.
»Die junge Frau hat durch den Zusammenstoß mit Fairfield eine Gehirnerschütterung erlitten, wurde medizinisch versorgt und ins Krankenhaus gebracht«, erläutert Tony. »Und der PR-Chef, Todd Ramsay, hat bei der Pressekonferenz bereits versichert, dass man sich der Anglegenheit selbstverständlich annimmt.«
»Womit sich viele Kolleginnen und Kollegen keineswegs zufriedengeben.«
Zwischen den beiden wird ein Video eingespielt, wie ein Haufen Presseleute an einem der Ausgänge wartet und auf Fairfield einstürmt, sobald er die Tür öffnet.
In dem Stimmengewirr sind kaum Worte zu verstehen, aber hier lassen Gesichter und Tonlagen ebenfalls keinen Zweifel.
Sie geben ihm die Schuld.
Ich verspüre eine schwache Genugtuung darüber, genieße seinen betroffenen Gesichtsausdruck und dass er sich sichtlich belästigt fühlt. Bis zu seinem Wagen.
Beim Anblick des protzigen SUVs entfährt mir ein Schnauben.
Welch eine Aufreißerkarre.
Verfolgt von Kameras sowie Blitzlichtern fährt er vom Parkplatz und die Aufzeichnung endet.
Jeff deutet in die Kamera und setzt ein Lächeln auf. »Falls die Lady uns im Krankenhaus sieht, das gesamte Team und wir wünschen gute Besserung. Und wir bleiben –«
Verärgert schalte ich den Fernseher aus, werfe die Bedienung in meinen Schoß und schließe die Augen. Mein Puls rast und mit ihm das heftige Pochen in meinem Kopf.
Herrgott, wie soll ich unter diesen Umständen ruhig bleiben? Mich erholen?
Also schalte ich den Fernseher wieder ein, wechsle zum Kabelradio und suche einige Zeit, bis ich das Richtige finde.
New York Christmas Jazz, ruhig und entspannt.
Ich konzentriere mich auf die Musik, eine tiefe Atmung und besänftige mich schließlich mit einem Entschluss.
Falls Fairfield mir in den nächsten Tagen über den Weg läuft, wird er meinen Unmut zu spüren bekommen.
Ansonsten werde ich dafür sorgen, dass wir uns treffen, sobald ich wieder gesund bin.
Und dann wird dieser Vollidiot sein blaues Wunder erleben.
Nach dem Training hole ich bei Todd den Geschenkkorb ab und fahre zum Krankenhaus, in dem man Ms. Reeves untergebracht hat. Dabei wandern meine Gedanken automatisch zum gestrigen Abend.
Nach den bedauerlichen Erlebnissen, vor allem der aufdringlichen Presse, war Devins Party eine willkommene Ablenkung und ich habe die vielfältige weibliche Aufmerksamkeit in vollen Zügen genossen. Nur bin ich übers Knutschen und Fummeln leider nicht hinausgekommen, weil obendrein diese beschissene Sache mit Eliana hochgekocht ist.
Wenigstens ist das morgendliche Gespräch mit dem PR-Chef der Skyliners angenehmer verlaufen als befürchtet. Ich soll lediglich die strategische Teamführung mit meinem Charme dabei unterstützen, etwaige negative Folgen abzuwenden.