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"Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen am Himmel hell und klar ..." Matthias Claudius war nicht nur der Verfasser des berühmten Abendlieds. Er schuf einige der innigsten und bewegendsten Verse in deutscher Sprache. Gerhard Henschel versammelt in diesem Band die schönsten Gedichte, Rezensionen, Briefe und Betrachtungen des Dichters und Herausgebers.
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Seitenzahl: 51
Inhalt
Kuckuck
Am Karfreitagmorgen
Was ich wohl mag
Der Schwarze in der Zuckerplantage
Die Henne
Als er sein Weib und ’s Kind an ihrer Brust schlafend fand
An … als Ihm die … starb
An Johann Gottfried Herder
Im Junius
Phidile
An die Nachtigall
Die Mutter bei der Wiege
Die Leiden des jungen Werthers
Als der Hund tot war
Aus dem Englischen
Das unschuldige Mädchen
Ein Wiegenlied bei Mondschein zu singen
Der Frühling. Am ersten Maimorgen
Phidile, als sie nach der Copulation allein in ihr Kämmerlein gegangen war
Nachricht vom Genie
Bei dem Grabe meines Vaters
Täglich zu singen
Nach der Krankheit
Kartoffellied
Abendlied
Ein Lied hinterm Ofen zu singen
Kriegslied
Der Mensch
An Johann Heinrich Voss
Die Mutter am Grabe
Der Vater
Bei ihrem Grabe
Der Bauer, nach geendigtem Prozeß
Urians Reise um die Welt
Eine Parabel
Frau Rebekka mit den Kindern
Eine Fabel
Als der Sohn unsers Kronprinzen, gleich nach der Geburt, gestorben war
An Johann Friedrich Kleuker
Christiane
An Johannes Claudius
Der Tod
Die Liebe
An meinen Sohn Johannes
Die Sternseherin Lise
An Karoline Herder
An eine Freundin in Hamburg
Auf O – – o R – – s Grab
P** und C**** bei dem Begräbnis ihres J***
Der Philosoph und die Sonne
Nachwort
Biographische Notiz
Zu dieser Ausgabe
Der Herausgeber
Wir Vögel singen nicht egal;
Der singet laut, der andre leise,
Kauz nicht wie ich, ich nicht wie Nachtigall,
Ein jeder hat so seine Weise.
Bin die vorige Nacht unterwegs gewesen. Etwas kalt schien einem der Mond auf den Leib, sonst war er aber so hell und schön, daß ich recht meine Freude dran hatt’, und mich an ihm nicht konnte satt sehen. Heut Nacht vor tausend acht hundert Jahren schienst du gewiß nicht so, dacht’ ich bei mir selbst; denn es war doch wohl nicht möglich, daß Menschen im Angesicht eines so freundlichen sanften Mond’s einem gerechten unschuldigen Mann Leid tun konnten! –
Ich mag wohl Begraben mit ansehn, wenn so ein rotgeweintes Auge noch einmal in die Gruft hinab blickt, oder einer sich so kurz umwendet, und so bleich und starr sieht und nicht zum Weinen kommen kann. ’s pflegt mir denn wohl selbst nicht richtig in ’n Augen zu werden, aber eigentlich bin ich doch fröhlich. Und warum sollt’ ich auch nicht fröhlich sein; liegt er doch nun und hat Ruhe! und ich bin darin ’n närrischer Kerl, wenn ich Weizen säen sehe, so denk’ ich schon an die Stoppeln und den Erntetanz. Die Leut fürchten sich so vor einem Toten, weiß nicht warum. Es ist ein rührender heiliger schöner Anblick einer Leiche ins Gesicht zu sehen; aber sie muß ohne Flitterstaat sein. Die stille blasse Todesgestalt ist ihr Schmuck, und die Spuren der Verwesung ihr Halsgeschmeide, und das erste Hahnengeschrei zur Auferstehung.
Weit von meinem Vaterlande
Muß ich hier verschmachten und vergehn,
Ohne Trost, in Müh und Schande;
Ohhh die weißen Männer!! klug und schön!
Und ich hab den Männern ohn Erbarmen
Nichts getan.
Du im Himmel! hilf mir armen
Schwarzen Mann!
Es war mal eine Henne fein,
Die legte fleißig Eier;
Und pflegte denn ganz ungemein
Wenn sie ein Ei gelegt zu schrein,
Als wär’ im Hause Feuer.
Ein alter Truthahn in dem Stall,
Der Fait vom Denken machte,
Ward bös darob, und Knall und Fall
Trat er zur Henn’ und sagte:
» Das Schrein, Frau Nachbarin, war eben nicht vonnöten;
Und weil es doch zum Ei nichts tut,
So legt das Ei, und damit gut!
Hört, seid darum gebeten!
Ihr wisset nicht, wie’s durch den Kopf mir geht.«
Hm! sprach die Nachbarin und tät
Mit einem Fuß vortreten,
Ihr wißt wohl schön, was heuer
Die Mode mit sich bringt, ihr ungezognes Vieh!
» Erst leg’ ich meine Eier,
Denn rezensier’ ich sie.«
Das heiß’ ich rechte Augenweide,
’s Herz weidet sich zugleich.
Der alles segnet, segn’ euch beide!
Euch liebes Schlafgesindel, euch!
Der Säemann säet den Samen,
Die Erd’ empfängt ihn, und über ein kleines
Keimet die Blume herauf –
Du liebtest sie. Was auch dies Leben
Sonst für Gewinn hat, war klein dir geachtet,
Und sie entschlummerte dir!
Was weinest du neben dem Grabe,
Und hebst die Hände zur Wolke des Todes
Und der Verwesung empor?
Wie Gras auf dem Felde sind Menschen
Dahin, wie Blätter! Nur wenige Tage
Gehn wir verkleidet einher!
Der Adler besuchet die Erde,
Doch säumt nicht, schüttelt vom Flügel den Staub, und
Kehret zur Sonne zurück!
Fragen Sie nicht, warum ich so lange nicht geantwortet habe. Ich bin krank gewesen – hypochondrisch gewesen – verliebt gewesen – weiß selbst nicht warum – kurz und gut, ich verdiene deswegen zweimal 40 Streiche weniger eins. Ja, ja ist wahr, meine bonmots aus Adreßblatt und Zeitung sollen zusammengedruckt werden, und die wollt’ ich mitschicken, sind aber noch nicht fertig, ist noch nicht daran angefangen. Ad vocem verliebt fällt mir ein, daß ich Sie wohl bei Ihrem Mädchen sehen möchte. Sie fallen ja wohl oft für Liebe auf die Erde und springen ja wohl oft für Liebe an die Decke und schreien wohl oft aus lautem Halse und verstummen wohl oft. Ihr Mädchen ist, hab ich gehört, aus Veilchenduft und Mondschein zusammengewebt; o du lieber Jüngling, wie gönne ich sie Dir so herzlich und Dich dem Mädchen! Meins ist ein ungekünsteltes Bauermädchen im wörtlichen Verstande, aber lieb hab ich sie darum nicht weniger, mir glühen oft die Fußsohlen für Liebe.