Minuten voller Zärtlichkeiten - Saskia Lu - E-Book

Minuten voller Zärtlichkeiten E-Book

Saskia Lu

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Beschreibung

Es geht um ein junges Mädchen, dass von der Liebe enttäuscht wurde und total zurückgezogen bei ihrer Mutter in Hamburg lebt. Die beste Freundin überredet sie, für ein Wochenende mit in ihr Heimatdorf zu kommen. Es findet dort ein Pfingstball statt. Saskia sagt nach langem Zögern endlich zu und fährt mit nach Finkeln. Dort begegnet sie einem Jungenmann, in den sie sich unsterblich verliebt. Eine Achterbahn der Gefühle beginnt..

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Inhaltsverzeichnis

Minuten voller Zärtlichkeiten

Vorwort

1985.. das waren noch Zeiten..

Teil 1

Kapitel ‐ 1

Kapitel ‐ 2

Kapitel ‐ 3

Kapitel ‐ 4

Kapitel ‐ 5

Kapitel ‐ 6

Kapitel ‐ 7

Kapitel ‐ 8

Kapitel ‐ 9

Kapitel ‐ 10

Kapitel ‐ 11

Teil 2

Kapitel ‐ 12

Teil 3

Kapitel ‐ 13

Kapitel ‐ 14

Kapitel ‐ 15

Kapitel ‐ 16

Kapitel ‐ 17

Kapitel ‐ 18

Kapitel ‐ 19

Kapitel ‐ 20

Teil 4

Kapitel ‐ 21

Kapitel ‐ 22

Teil 5

Kapitel ‐ 23

Kapitel ‐ 24

Teil 6

Kapitel ‐ 25

Schlusswort

Minuten voller Zärtlichkeiten

Vorwort

Das was hier in diesem Buch beschrieben wird, das hat sich so ähnlich in einem kleinen gemütlichen Dorf in der Heide ereignet.

Es geht um ein junges Mädchen, das von der Liebe enttäuscht wurde, total zurückgezogen bei ihrer Mutter in Hamburg lebt. Die beste Freundin Svenja überredet Saskia für ein Wochenende mit in ihr Heimatdorf zu kommen. Es findet dort ein Pfingstball statt. Saskia sagt nach langem Zögern endlich zu und fährt mit nach Finkeln. Dort begegnet sie einem jungen Mann, in den sie sich unsterblich verliebt.

Das junge Mädchen von dem hier die Rede ist ..das bin ich. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade mal 21 Jahre jung, wurde nur bei meinem Spitzname ‐ Sass ‐ gerufen. 1985 hatte ich auf dem Pfingstball einen charmanten jungen Mann kennengelernt. Zu Anfang war ich nur neugierig auf ihn, was sich aber bei mir sehr schnell änderte. Mir wurde klar dass ich ohne ihn nicht mehr sein wolle. Ich hatte mich in diesen gutaussehenden Typ verliebt. Im Dorf war er bei den Mädchen sehr beliebt und fast jedes Mädel hatte sich um ihn gerissen, was ich ja nun auch tat. Ob ich mit ihm zusammen gekommen bin..?

Ich will jetzt auch nicht weiter im Vorwort hängen bleiben,

nein ..ich will erzählen, wie alles 1985 begonnen hat..

1985.. das waren noch Zeiten..

..zu diesem Zeitpunkt gab es tatsächlich noch Telefone mit Tasten und diese verdammten Ferngespräche. Ewig schimpften die Eltern mit uns wenn, ..wie so oft die Telefonrechnung schon wieder viel zu hoch war. Wenn man sich am Telefon geärgert hatte, konnte man sogar mit Wut den Telefonhörer wieder auf die Gabel knallen ..gebracht hatte es aber nie was!

Es gab sogar noch diese klobigen gelben Telefonzellen, mit den abgegrabbelten dicken Telefonbücher. Damals machten wir uns echt kein Kopf drum, ob diese abgegrabbelten Telefonbücher voll mit Keime oder mit Bazillen waren.. ..suchten wir eine Nummer, dann wurde mal eben die Seite davon herausgerissen.

Man hatte sich noch die Mühe gemacht Briefe mit der Hand zu schreiben ..auf wunderschönem Briefpapier, dass man extra sich zugelegt hatte.

Es gab sogar auch diese herrlichen Kaugummi‐Kugel Automaten ..man steckte 10 oder 20 Pfennig rein ..drehte und ..raus kamen die Kaugummi‐Kugeln mit irgend so einem Blechring, auf den man dann ganz stolz war. Oder ..auch nicht!

Kaum zu glauben ..es gab Züge mit Raucherabteile

ja ..man durfte tatsächlich im Zug noch rauchen.

1985.. Oh man ..lang ist es her..!

♥ Teil 1 ♥

Pfingstball in Finkeln!

vom

25. Mai 1985 bis 27. Mai 1985

Kapitel ‐ 01 bis Kapitel ‐ 11

Was war mit mir nur geschehen?

..Hatte ich mich etwa verliebt?

Pfingstball in Finkeln 1985!

Kapitel ‐ 1

Mit meinem damaligen Freund war seit 3 Wochen Schluss, ich war mit Dennis fast 3 Jahre zusammen und konnte immer noch nicht glauben, dass nun alles aus und vorbei sein sollte. Ich fragte mich immer wieder, warum nur alles so kommen musste. Ich war niedergeschlagen und wollte nur noch meine Ruhe haben. Bloß keine neue Beziehung mehr eingehen um nicht wieder verletzt zu werden. Klar war das auch keine endgültige Lösung für mich den Jungs jetzt nur noch aus dem Weg zu gehen. Aber zu einer neuen Bindung war ich erst mal nicht mehr so schnell bereit gewesen. Ich hatte mich schweren Herzens damit abgefunden, lebte ganz zurückgezogen ..mit anderen Worten: ich verzog mich in mein Schneckenhaus und ließ auch keinen mehr an mich heran.

Es war mal wieder einer von diesen bescheuerten ..diese für mich nervigen Freitagabende. Wie so üblich verbrachte ich diesen Abend mit meiner Mutter vor dem Fernseher. Ich versuchte mich mit dem langweiligem Fernsehprogramm ein wenig abzulenken. Das Telefon klingelte ›Drrring!! ..Drrring..!!‹ ich nahm den Hörer ab. »Hallo Sass, ich bin`s ..deine Svenja! Ich wollt dich für dieses Wochenende aufs Land einladen. Bei uns zu Hause im Dorf ist nämlich Pfingstball und das ist immer so schön lustig bei uns. Sass, du würdest dann auch endlich wieder auf andere Gedanken kommen. Na, klingt das nicht gut? ..Logisch klingt das gut, oder ..etwa nicht?« Sie fing an zu lachen am anderen Ende der Leitung. Svenja meine allerbeste Freundin wusste ganz genau, dass ich ihr so manchen Wunsch einfach nicht abschlagen konnte. Ich war am überlegen, ich versuchte mich vor dieser Pfingstball‐Einladung so gut ich konnte zu drücken: »Oh danke, lieb von dir. Aber Svenja, ..ich weiß nicht so recht, hab doch für so einen Anlass auch gar nix richtiges zum Anziehen ..außerdem kann ich auch gar nicht tanzen. Daraus wird diesmal nichts, du musst also auf deine Sass verzichten. Ich bleib zu Hause.« Svenja war mit meiner Antwort ganz und gar nicht einverstanden. »Ich glaub Sass, ich hab mich da grad verhört. Sass, du kommst schön mit, ..keine Widerrede!« »Ach Svenja, ..nu sei nicht enttäuscht.« Sie überhörte es einfach und sabbelte weiter: »Morgen ist Samstag, da muss ich nur bis 12 arbeiten ..dann holst du mich von der Drogerie ab. Von da aus fahren wir dann mit Bus, U‐Bahn und Zug zu mir nach Hause. Wenn du aber nicht kommst, ..dann hol ich dich höchstpersönlich von dir zu Hause ab. Du kennst deine liebe Freundin Svenja und weißt, dass ich das mache. Du fährst mit, so einfach ist das. Aus und Basta ..also bis morgen.. hi,hi!« Ehe ich noch was dazu, oder dagegen sagen konnte, hatte Svenja lachend aufgelegt.

Ich saß da und schaute nachdenklich den Hörer vom Telefon an. Ich überlegte was ich nun machen sollte. Meine Mutter sah mich fragend an: »Sag mal ..habt ihr beide euch eben gestritten, oder was ist los?« Ich schüttelte den Kopf. »Nein‐nein, haben wir nicht. Es ist alles in Ordnung. Svenja hat mich nur eben grad ..für dies Wochenende zu sich nach Hause eingeladen. Bei ihr in Finkeln ist Pfingstball und ich weiß nicht so recht ob ich morgen mitfahren soll.« »Warum denn nicht? Das würde dich doch auch ganz gut ablenken und du würdest den Dennis für ein paar Tage endlich mal vergessen. Ich find die Idee von Svenja gar nicht so schlecht. Fahr mal ruhig mit, das Wochenende wird dir bestimmt guttun.« »Naja.. ich kenn da doch keinen.« »Blödsinn ..du kennst doch schon jemand, du kennst Svenja und alles andere wird sich dann da ergeben ..du wirst sehen.« »Meinst du wirklich, Mutti?« »Ja, mein ich wirklich. Gib dir n Ruck und pack für morgen deine Sachen. Deine Reisetasche steht oben auf dem Schrank.« Meine Mutter sah mich aufmunternd an, grinsend sagte sie: »Nun mach schon Saskia ..husch‐husch, von allein hüpfen deine Sachen nicht in die Tasche rein.« Ich ging rauf in mein Zimmer und angelte auf Zehenspitzen mir meine Reisetasche vom Schrank. Ich warf sie auf mein Bett, schaute meine Reisetasche an und überlegte: "Soll ich wirklich mit Svenja mitfahren, oder vielleicht doch lieber hier zu Hause bleiben? Damit ich so wie in den letzten Wochen wieder mal vor dem Fernseher hocken kann um noch weiter wegen dem bescheuerten Dennis total frustriert ins grübeln komme? Nein, Saskia! ..Das tust du dir dies Wochenende nicht schon wieder an, diesmal ..echt nicht. Schnauze gestrichen voll, ich werd das nicht machen, ich tu mir das nicht schon wieder an. Ich werde fahren! ..Ganz egal was mich dort in Finkeln erwartet!" Ich packte meine Klamotten in die Reisetasche. Nachdem ich fertig war, stellte ich mein Radiowecker auf 9Uhr und ging zu Bett.

Die Sonne hatte mich schon geweckt, bevor mein Wecker es für mich tat. Ich blieb noch liegen, dann sprang die Musik an. Aus dem Radiowecker tönte mein gute Laune Lied ›Live Is Life‹ von der Gruppe ›Opus‹ und nun wurde es Zeit dass ich aufstand. Ich sah zum Fenster, es war ein herrlicher Morgen. T‐Shirtwetter, ich war super gutgelaunt: ..Das Lied ..die Sonne ..einfach ..perfekt! Ich schnappte mir meine Jogginghose und huschte ins Bad. Nachdem ich ausgiebig geduscht hatte ging ich in die Küche, setzte mich zu meiner Mutter an den Frühstückstisch. Beide Ellenbogen hatte ich aufgestützt, hielt meinen Becher fest und beobachtete den Wirbel vom Kaffee, den mein Teelöffel von meinem Umrühren so richtig schön in Schwung brachte. Meine Mutter fragte: »Na Saskia, hast du dich entschieden?« »Ja Mutti, das hab ich. ..Ich werde fahren. Falls es mir da doch nicht so gefällt, kann ich ja immer noch nach Hause fahren und muss da ja auch nicht wieder hin.« Erleichtert meinte sie: »Prima. Das wird dir da bestimmt gut gefallen, davon bin ich überzeugt. Du und Svenja, ihr versteht euch doch super und mal ein Wochenende ohne uns, ..nur mal mit deiner Freundin und ihren Eltern wird dir mit Sicherheit gefallen.« Ich nahm ein Schluck vom Kaffee und schaute meine Mutter an. »Kann ich mir allerdings auch jetzt ganz gut vorstellen.« »Soll ich euch beide nachher mit dem Auto zum Hauptbahnhof fahren?« »Nein Mutti, brauchst du nicht. Ich hol Svenja gleich von der Drogerie ab, von da aus geht’s mit dem Bus zur U‐Bahn die zum Hauptbahnhof fährt. Wenn wir Mädels mit dem Zug vor Finkeln angekommen sind, holt Svenjas Vater uns mit seinem Auto von da ab. Ich muss mir jetzt auch mal was Vernünftiges anziehen.« Ich stellte mein Geschirr zusammen und ging nach oben in mein Zimmer. Ich zog mich an und hörte dazu noch etwas Musik. Ich steckte noch mein Bargeld und meine Zigaretten samt Feuerzeug ein. Und dann war es soweit. Draußen vor der Haustür gab meine Mutter mir noch ein paar gutgemeinte Ratschläge mit auf den Weg: ..Dass ich auch ja vorsichtig sein soll und ..auch ja höflich zu Svenjas Eltern sein soll. Und dass ihr auch ..ja keine Klagen kommen. Ich nickte und sagte daraufhin: »Ja, werd ich machen.« Im Stillen dachte ich: "Oh mennoo ..ist ja mal wieder so richtig typisch für Mutti!"

Ich machte mich also auf den Weg zur Drogerie in der Svenja arbeitet. Es war für mich ein komisches Gefühl in diese Drogerie nach Jahren wieder hinein zu gehen. Ich hatte 1½Jahre vor Svenja auch eine Lehre dort angetreten, ..3½Jahre lang. Ich ging rein und begrüßte meinen ehemaligen Chef, er freute sich als er mich sah. Im Gegensatz zu seiner Frau ..meine ehemalige Chefin, sie guckte mich so wie sie es schon früher tat ..total grimmig an, dabei von oben bis ..unten. Jaaa, sie war auch früher schon keine Frohnatur zu ihrem Personal! Und zur Kundschaft, wie war sie da? Naja, da ging es einigermaßen. Zumindest ..bei dem Weiblichen älteren Semester. Kundinnen um die 20 ..die waren für sie ein rotes Tuch! War ja auch kein Wunder, ..denn ihr Mann flirtete auch mit jedem hübschem Mädel und gierte dann förmlich den Frauen hinterher, war damals echt krass und teilweise auch ganz schön peinlich. Und dann gab`s Ehekrach! ..Der dann auch hier ausgiebig zwischen den Beiden in der Drogerie ausgefochten wurde und wir dann alle auch noch ein riesen Anschiss von Herrn Michaelis bekamen, weil wir erschrocken guckten. Und dann brüllte unser Chef uns auch an ..als ob wir was dafür konnten: »Habt ihr ..jetzt nix zu tun..???!!! Kümmert euch gefälligst um die ..Ware!!« Jaaa, ..es waren Tage dabei, da wär man am liebsten zu Hause geblieben ..Wäre wohl dann für uns alle eine reine ..4Tage‐Woche geworden, statt einer ..6Tage‐Woche!! Herr Michaelis war nun mal ein Choleriker! Dann tat mir sogar seine Frau irgendwie leid ..unsre Chefin, denn sie hatte immer Tränen in den Augen, die sie uns allerdings nicht großartig zeigte, nur wir alle hatten es trotzdem bemerkt. Naja, ..und so lief es nun mal in dieser ›Drogerie‐Michaelis‹ damals oft ab. Laut Svenjas ganzen Erzählungen hatte sich hier, seit dem ich weg war auch nicht viel geändert!! Wie ich nun hier reinkam um Svenja nach ihrem Feierabend abzuholen und ich meine Chefin sah, da fielen mir die ganzen scheiß Dinge auch wieder ein. Ich konnte sehen, wie meine ehemalige Chefin mal wieder an ihrem über alles geliebten Regal stand. Ich sagte zu ihr ganz freundlich: »Mahlzeit ..Frau Michaelis.« Ich lächelte. Patzig ..wie früher sagte sie daraufhin, mit ihrer quäkigen Stimme: »Ja.. Mahlzeit, ..Saskia.« Sie kehrte mir den Rücken zu, schob mal wieder ihre geliebte Guhl Shampoo‐Ware im Regal hin und her. Es war auch schon früher, ..zu meiner Lehrzeit diese eine typische Geste und auch diese typische Art von ihr. Sie rückte dann eigentlich immer dieses heißgeliebte Guhl‐Shampoo im Regal hin und her. Jedes mal, wenn ihr wieder grad eine Laus über die Leber gelaufen war. Watt solls, manche Menschen ändern sich ..nie!! Ich hörte wie sie mit Britta sprach, ..mit dieser grausam quäkenden Stimme: »Britta..!! ..Und nächste Woche kümmerst du dich hier endlich mal um die Schaufenster Deko.. und diesmal nicht wieder das Schaufenster mit viel zu vielen Lücken dekorieren. Es soll richtig breit ausgefüllt sein ..und diesen Dekorateur von der Firma ›Juvena‹, der so und so nichts kann, den will ich hier auch nie wieder sehen!! Du weißt wie ich das Schaufenster dekoriert haben will, also hör endlich auf dich so blöd und so dusselig anzustellen! Britta..!! Hab ich mich klar und deutlich ausgedrückt? Oder soll ich dir vorher etwa noch ne Zeichnung machen, wie ich das haben will Britta?!« »Nein, Frau Michaelis. Ich hab`s ..verstanden.« »Naja, wird ja auch endlich mal Zeit, weiß gar nicht, wofür ich dich sonst hier bezahle!! Tz‐tz‐tz!!« Britta dachte nur: "Oh, man ..blöde Kuh!!" »Und du Franziska.. du gehst jetzt mal in den Keller und suchst schon mal die Werbeplakate für die Deko raus! ..Damit das endlich mal voran geht mit dem Schaufenster!« Rebecca fragte: »Soll ich dann Dienstag außen die Fenster putzen, Frau Michaelis?« »Na Rebecca ..vielleicht überlegst du jetzt mal genau und stellst dann fest, dass es wohl angebrachter ist, erst von innen das Schaufenster zu putzen!! Was hältst du davon Rebecca, wenn du mal dein Hirn einschaltest? ..Wofür bezahlen wir euch eigentlich noch??!!« Innerlich schüttelte ich den Kopf. Britta und Rebecca verdrehten die Augen. Wie ich ja schon sagte: ..Meine Chefin war eben ihren Angestellten gegenüber ..absolut keine Frohnatur!!! Das hat sich also auch nicht geändert! Frau Michaelis ging zur Kasse und überprüfte den Kassenstand. Ich drehte mich um und begrüßte freundlich meinen ehemaligen Chef: »Mahlzeit ..Herr Michaelis.« »Hallo, Saskia ..welch eine seltene Erscheinung hier bei uns. Wie geht’s dir denn?« »Och, ganz gut.« Neugierig fragte er weiter, wobei er sich meine Reisetasche betrachtete: »Na Saskia, wo willst du denn heute drauflos?« »Ich hol Svenja ab, sie hat mich für dies Wochenende bei sich zu Hause eingeladen.« »Na, dann wollt ihr zwei wohl ..in Finkeln auf Männerfang gehen!« Er musste über seine eigene Bemerkung lachen, dabei sortierte er seine Zigarettenlieferung die neben ihm in einem ziemlich großen Karton auf dem Fußboden stand. Ich fand diese Bemerkung von ihm allerdings überhaupt nicht so witzig und konnte nicht drüber lachen. Endlich kam Svenja mit ihrer großen Reisetasche um die Ecke. Svenjas Eltern führten auch eine Drogerie, nur Svenja hatte absolut keine Lust ihren Vater zum Chef zu haben und auch nichtihre Mutter oben drauf. Svenja hatte sich ein kleines möbliertes Zimmer bei einem alten Ehepaar zur Miete gesucht. Somit hatte sie keinen langen Arbeitsweg gehabt. Ohne dieses kleine Zimmer zur Miete hätte sie ihre Lehrstelle nicht antreten können. Sie fuhr nur jedes zweite Wochenende, oder wenn sie Urlaub hatte nach Finkeln zu ihren Eltern. Für den Rest dieser Zeit lebte sie somit in Hamburg, nicht weit von mir entfernt. Von mir aus waren es nur 6 Straßen. Bis zur Drogerie waren es von ihr aus dann eben nur 4 Straßen. Sie brauchte nicht einmal ein Fahrrad um zur Arbeit zu kommen. Fröhlich lachend begrüßte sie mich: »Na prima Sass, da bist du ja. Wir könn auch los, der Bus kommt gleich. Den müssen wir auch kriegen, sonst bekomm wir den Zug nicht.« Wir Mädels wünschten Herrn Michaelis ein schönes Wochenende und waren endlich aus der Drogerie raus.

Mit dem Bus fuhren wir zur U‐Bahn und von da aus ging es auf direktem Weg zum Hauptbahnhof. Unser Zug lief planmäßig ein. Wir suchten uns ein Raucherabteil 2.Klasse. Schnaufend von der Wärme ließen wir uns auf die Sitze fallen, streckten unsere Beine weit von uns. Es waren schon 25Grad um die Mittagszeit, es sollte noch wärmer werden ..27Grad an diesem Wochenende. Wir hörten die Trillerpfeife von der Zugbegleiterin, die dann auch in den Zug einstieg. Mit einem kräftigen Rums hatte sich die Zugtür hinter ihr geschlossen. Es zischte laut, ..fing kräftig an zu ruckeln und dann setzte sich der Zug langsam in Bewegung, bis er endlich das vorgeschriebene Tempo erreicht hatte. Wir steckten unsre Köpfe aus dem Abteilfenster und genossen regelrecht den kühlen Fahrtwind, der uns um die Nase wehte. Nachdem wir uns wieder setzten bemerkten wir, dass außer uns beide keine weitere Person in unserem Abteil mitfuhr. Ich zupfte mir eine Zigarette aus der Packung, steckte sie mir an Die Zugbegleiterin kam in unser Abteil und kontrollierte die Fahrkarten, sie wünschte uns beide eine Gute‐Fahrt. Ich blickte zum Fenster, konnte sehen wie die Landschaft immer schneller an uns vorbei zog. In meinem Kopf schwirrten jetzt sehr viele Fragen umher: "..Wie mögen mich die Leute in Finkeln wohl aufnehmen ..und wie sieht überhaupt das Dorf aus ..was werden Svenjas Eltern sagen, wenn sie mich dann nachher wieder sehen." Die Landschaft zog immer schneller an uns vorbei. Svenja hatte mich die ganze Zeit beobachtet und sagte lachend: »Sass, ich weiß das du nervös bist, du knabberst wieder auf deiner Unterlippe rum. Das macht auch nichts, ich bin auch noch da und meine Eltern, ..die werden dich schon nicht beißen. Die freuen sich auch schon ganz doll auf dich. Nachher kommt auch noch meine Cousine und die ist auch schon total neugierig und so was von gespannt auf dich, sie will dich endlich kennenlernen.« »Oh man Svenja, wenn ich allein nur dran denk ..dann wird mir doch jetzt ganz schön flau im Magen. ..Was machen wir denn heute alles?« »Nachher gehn wir auf alle Fälle ins Freibad, meine Cousine die Vanessa kommt auch mit. Nach dem ausgiebigen Planschen trinken wir mit meinen Eltern Kaffee und nach dem Abendbrot geht’s dann ab ..zum Platz, wo heute Abend Disco ist. Morgen findet dann endlich der langersehnte Pfingstball da statt, auf den ich mich schon ..4 Wochen lang drauf freu! Endlich ist wieder Ball, das wird da auch ganz lustig werden ..mit den ganzen Leuten.« »Na super, ganz toll ..Svenja! Mir ist jetzt schon ganz schlecht.« Wir beide lachten und rauchten unsre Zigaretten. »Oh Sass! Wir sind schon da, mein Papa hält nach uns Ausschau!« Der Zug wurde allmählich langsamer, quietschte und hielt am Bahnhof an, gut gelaunt schnappten wir unsre Taschen und stiegen aus dem Zug. Svenja begrüßte fröhlich ihren Vater, zu meinem Erstaunen nahm er mich zur Begrüßung wie seine eigene Tochter auch in den Arm. »Na prima, da seid ihr Mädels ja endlich. Herzlich willkommen bei uns zu Hause, Saskia! Es ist ja auch schon ein ganzes Weilchen her, dass wir dich in Hamburg bei Svenja gesehen hatten. Jetzt freuen wir uns drüber, dass du hier bist. ..Mein Wagen steht da vorne. Mama wartet schon.« Wir stiegen ein, es ging nun für mich zum ersten Mal nach Finkeln.

Als ich während der Fahrt mir die Gegend so ansah, wurde ich richtig ruhig, eine ..himmlisch erholsame Ruhe. Am liebsten hier bleiben ..und dann ganz von vorne anfangen. Oh jaaa, das könnt mir gefallen! Ich sah schöne große Häuser und Höfe ..sogar die gewisse Landluft störte mich nicht. Als Stadtmensch empfand ich sie sogar als angenehm, ..endlich mal raus aus dem Stadtmief! Svenjas Vater hatte mich im Rückspiegel beobachtet. »Na Saskia, ..wie gefällt es dir hier auf dem Lande?« »Ich hätte nicht gedacht, dass es so schön ist. Echt viel Natur um einen herum, es ist wirklich schön hier.« »Na, das freut mich ja. Und Svenja, ..was habt ihr denn nachher noch alles vor, wenn wir Kaffee getrunken haben?« Er sah seine Tochter fragend an und blickte wieder auf die Straße. »Wir wolln dann erst mal ins Freibad uns ein wenig abkühlen, Papa. Es ist ja irre warm und heut Abend gehen wir dann zum Platz wo Disco angesagt ist. Außerdem kommt Vanessa nachher auch noch, sie schläft doch dies Wochenende bei uns wegen dem Ball. Ich bin mir sicher, dass wir keine Langeweile haben werden. Oder was meinst du dazu, ..Sass?« Sie drehte sich zu mir um und lachte mir keck zu. Grinsend sagte ich: »Ich glaub auch, dass uns noch was passendes einfällt, ..da bin ich mir ziemlich sicher.« Wir drei mussten anfangen zu lachen. »So ihr beiden, gleich sind wir zu Hause. Saskia.. da vorne ist schon unser Haus, Mama winkt schon.« Svenjas Vater lenkte den Wagen auf das Grundstück und parkte ihn in der Garage. Nachdem wir ausgestiegen waren, kam Svenjas Mutter um uns zu begrüßen. Als erstes nahm sie ihre Tochter in den Arm und dann kam ich an die Reihe. Es war eine herzliche Umarmung von ihr. Sie sah mich freundlich an und meinte zu mir: »Na Saskia, erst mal ..herzlich willkommen hier bei uns. Fühl dich wie zu Hause. Ich hoffe du fühlst dich hier auf dem Lande auch wohl.« »Oh danke, ich glaub das wird mir hier nicht sehr schwerfallen. Denn das was ich während der Fahrt alles gesehen habe, das gefiel mir schon mal ganz gut.« »Na, das freut mich aber. Nun kommt erst mal rein, ..ich hab schon Kaffee gekocht und frischer Kuchen steht auch auf dem Tisch. Bestimmt habt ihr auch viel zu erzählen und sicherlich auch hunger!« Wir gingen ins Haus und setzten uns an den gedeckten Küchentisch. Es roch herrlich nach frischen Kuchen. Ich holte tiefluft und fühlte mich unheimlich wohl hier. Ich musste auch sofort Svenjas Eltern alles mögliche von mir erzählen, denn sie hatten mich ja vor verdammt langer Zeit zuletzt bei Svenja in ihrem gemieteten Zimmer gesehen. Und das war nun auch schon 1½Jahre her. Wir waren alle viel am lachen. Es war einfach schön mit Svenja und den Eltern hier gemeinsam am Tisch zu sitzen.

Mitten im Erzählen hörten wir ein Auto, was grad auf die Tankstelle fuhr, die sich an der Straße neben dem Grundstück und der Drogerie von Svenjas Eltern befand. Ihre Eltern waren nebenher ihrer Drogerie auch die Pächter von dieser Raiffeisen Tankstelle. Warum sie nebenher noch diese Tankstelle betrieben hatten das wusste ich nicht, denn man konnte die Zapfsäulen nur mit einer Raiffeisen‐Karte bedienen und die Tankrechnung wurde dann vom Bankkonto abgebucht. Es war hier, oder in der Drogerie keine Barzahlung möglich und mit einem freundlichem zuvorkommenden Kundenservice konnte man dann auch nicht rechnen. Neugierig guckte Svenja zum Küchenfenster und sah ein junges blondes Mädel neben ihren VW‐Golf an der Zapfsäule stehen, sie tankte grad ihren Wagen voll. Svenja freute sich und war ganz aufgeregt: »Komm Sass, da ist grad meine Cousine die Vanessa angekommen!« Svenjas Mutter musste ihre Tochter aber zunächst einmal bremsen, denn es kam kurze Zeit später noch ein Motorrad angefahren. Der große Typ in Motorradklamotten stieg von seiner schweren roten Kawasaki, nahm seinen Helm ab und unterhielt sich fröhlich mit Vanessa. Man konnte die Beiden lachen hören. »Nu wart doch erst mal ab Svenja, nicht so schnell! Jack ist grad mit seinem Motorrad gekommen und da wollt ihr beide doch jetzt nicht stören, oder?« Svenja verzog das Gesicht und sagte gedehnt: »Oh man ..na guuut, dann warten wir noch einen Moment.« Neugierig wie ich war fragte ich: »Wer ist denn der Jack?« Svenja berichtete mir: »Jack ist der Ex von Vanessa. Die Beiden waren ziemlich lang zusammen, sind trotzdem noch gute Freunde geblieben.. Aber das brauch ich dir ja nicht groß und breit erklären, denn heut Abend wirst du ihn noch früh genug kennenlernen. Aber ich gebe dir einen Rat: nimm dich ..in Acht vor Jack!« Dabei grinste sie mich keck an, ich runzelte die Stirn. »Wie darf ich das denn verstehn, Svenja?« »Ach das war nur so, Sass. Denn alle Mädels hier im Dorf sind hinter ihm her. Ist auch im Moment ganz Togal, denn Jack ist wieder weg und wir können Vanessa endlich begrüßen. Los Sass, ..komm mit nach draußen!« Svenja stand auf und riss mich fast von meinem Stuhl. Es blieb mir also nichts andres übrig als mit ihr nach draußen zu gehen, um ihre Cousine die Vanessa zu begrüßen.

Wir gingen nach draußen. Die Beiden fielen sich auch gleich um den Hals und fingen sofort vor lauter Freude an zu tanzen. Sie waren eifrig am erzählen, als ob sich beide ein halbes Leben lang nicht mehr gesehen hatten. Ich stand abseits und fühlte mich ein wenig überflüssig, doch ich wartete geduldig ab. Die Beiden hatten ihre stürmische Begrüßung beendet und kamen zu mir. Vanessa sah mich freundlich an und gab mir die Hand. »Hallo Saskia, ich bin ..die Vanessa! Svenja hat mir ja schon sooo viel von dir erzählt, schön dass ich dich endlich mal kennenlerne.« »Hallo Vanessa, Svenja hat auch schon jede Menge von dir erzählt.« Wir musterten uns. Als wir wieder im Haus waren begrüßte Vanessa erst mal die Eltern, die sich über den Besuch ihrer Nichte richtig freuten. Svenjas Eltern ließen uns drei einen Moment alleine, sie wollten los um noch ein paar Besorgungen zu machen. Wir drei Mädels saßen zusammen in der Küche. Svenja wurde von ihrer Mutter gerufen, dass sie mal nach oben ins Badezimmer kommen sollte. Svenja sollte ihrer Mutter irgendetwas helfen. Nun saß ich mit Vanessa allein in der Küche und wusste nicht, was ich nun sagen sollte. Es trat eisernes Schweigen bei uns beiden ein. Jeder von uns rauchte seine Zigarette und schaute überall in der Küche hin, jaaa nicht die Andere angucken. In Gedanken sagte ich zu mir: "Mein Gott, soll das jetzt etwa so weitergehen? Ich glaub es ist besser, wenn ich wieder nach Hause fahr ..dann hat das hier endlich ein Ende! Aber warum? Vielleicht wird das ja doch noch ganz lustig hier. Aller Anfang ist nun mal schwer! Also reiß dich zusammen, Saskia! Schließlich bist du kein kleines Kind mehr!" Svenja kam wieder in die Küche und setzte sich zu uns an den Tisch. Sie merkte dass Vanessa und ich Anlaufschwierigkeiten hatten. Sie runzelte ihre Stirn, schaute Vanessa an und dann mich. Dann ihre Cousine und anschließend wieder mich. Vanessa und ich schauten uns auch ganz kurz an und dann mussten wir beide lachen. Wir lachten über unsere eigene Sturheit und somit war nun das Eis zwischen Vanessa und mir endlich gebrochen. Svenja meinte lachend: »Na toll! Hatte schon gedacht, dass ihr euch für den Rest des Tages weiter anschweigen wollt. Was meint ihr zwei ..wolln wir jetzt ins Freibad?« »Klar wolln wir das..«, sagten Vanessa und ich.

Wir drei hatten einen Mordsspaß im Freibad beim Planschen und aus dem Lachen kamen wir teilweise gar nicht mehr raus. Wir drei Mädels kicherten um die Wette. Es gefiel mir hier in Finkeln immer mehr und ich war echt heilfroh, dass ich nicht überstürzt abgereist bin. Hier auf dem Land waren alle Leute viel ruhiger und ausgeglichener als bei mir zu Hause in Hamburg. Hier fühlte ich mich unheimlich wohl und zu meinem Erstaunen hatte ich nicht einen einzigen Gedanke an Dennis verschwendet. Seit ich hier war kam er mir nicht mehr in den Sinn und ich fühlte mich seit langem zum ersten Mal wieder ..richtig ..frei! Wir drei hatten uns wieder auf unsre Handtücher in die Sonne zum trocknen gesetzt und rauchten unsere Zigaretten. Vanessa sah mich an und meinte mitfühlend zu mir: »Ich hab von Svenja schon gehört was mit dir wegen dem Dennis los ist. ..Echt fies, dass er einfach so schlußgemacht hat. Es tut mir echt leid, denn ich weiß wie sehr so was wehtun kann. Ich hab so was auch hinter mir ..aber das ist jetzt völlig egal. Denkst du denn noch an ihn?« »Nein Vanessa, das tu ich nicht mehr. Ich bin hier um den Vollpfosten endgültig zu vergessen! So leicht wird mir das nicht mehr passieren, dass ich noch wegen so einem blöden Kerl das Heulen und das Trauern anfang. Nö ..ich bin fürs Erste wohl kuriert!« »Na das ist doch schon mal ein sehr guter Anfang, Sass!« Stellte Svenja fest. Nur ..bei dieser Aussage von mir ..dass ich nicht mehr heulen und trauern werde, da schaute Svenja mich ziemlich nachdenklich an. Warum und ..weswegen sie so schaute, das konnte ich erst ..sehr viel später verstehen.

Nach ein paar Runden Planschen im Freibad packten wir unsre sieben Sachen zusammen und machten uns Mädels wieder auf den Heimweg. Wir hakten uns unter und rannten kichernd den Fußweg entlang. Svenjas Mutter war grad damit beschäftigt den Tisch zu decken, denn es war Zeit fürs Abendbrot. Sie drehte sich um, als wir drei kichernd in die Küche kamen. »Na ihr drei! Euch scheint es ja richtig gut zu gehen. Und du, Saskia ..du hast dich ja auch schon ganz gut hier eingelebt, so wie ich das sehe.« »Ja, das hab ich wirklich. Es gefällt mir hier sehr gut und ich möchte mich noch mal bedanken, dass ich dies Wochenende hier sein darf.« Im Stillen sagte ich: "So Mutti ..der Auftrag wäre damit also ausgeführt und erledigt!" »Ach was ..Saskia, das brauchst du nicht.« Sagte Svenjas Vater, der grade zur Tür reinkam und sich mit an den Küchentisch setzte. Beim Essen langten wir Mädels ordentlich zu, es gab reichlich leckeres zu essen und es schmeckte mir hervorragend hier auf dem Land. So langsam wurde es Zeit, dass wir uns für die Disco fertig machten. Wir standen vom Tisch auf und gingen rauf in Svenjas Zimmer, dort alberten wir erst mal nur herum und bewarfen uns mit Kissen. Doch ..es half alles nichts, wir mussten uns langsam aber sicher für den Disco Abend zurecht machen. Wir duschten, schminkten und zogen uns für die Disco an. Es tat jeder von uns zum Schluss einen prüfenden Blick in den Spiegel und war mit seinem Outfit total zufrieden, es konnte nun losgehen! Nachdem wir uns von den Eltern einen schönen Abend wünschen ließen, war von uns drei Mädels nichts mehr zu sehen und auch nichts mehr zu hören. Es ging nun ab zum Schützenplatz, wo an diesem Abend erst mal nur Disco war und am nächsten Abend der Pfingstball stattfinden sollte. Ich war mächtig aufgeregt, ..wusste ja nicht was mich dort gleich alles erwartet. Svenja merkte mir meine innere Anspannung an. »Sass, du brauchst nicht gleich so nervös werden, ..die sind da alle ganz in Ordnung. Am besten bleibst du immer bei uns, dann können wir dich auch allen vorstellen. Lass uns zwei nur machen, du wirst sehen. Der Abend wird ganz bestimmt lustig, du kannst dich voll und ganz auf Vanessa und mich verlassen!« »Na, wenn ihr meint! Wird schon schiefgehen.« Die Musik aus dem Zelt war schon gut von Weiten zu hören. Ich atmete noch einmal tief durch und dann standen wir auch schon auf den Schützenplatz. Als wir Mädels ins Zelt gingen um Eintritt zu zahlen, dachte ich: "Ganz ruhig, bleib locker, Saskia. ..Zum Glück kennt dich hier keiner."

Pfingstball in Finkeln 1985!

Kapitel ‐ 2

Das Festzelt war ziemlich groß, man hatte es an der Schießhalle vom Schützenverein angebaut. Gleich rechts neben dem Eingang von dem Zelt war die Sektbar, die allerdings erst am nächsten Abend geöffnet wurde. Links vom Eingang stand der Tresen. Am Ende vom Schützenzelt war Platz für die Musiker, sie wollten die Leute am Pfingstball bei Laune und Stimmung halten. An diesem Abend stand aber dort die Musikanlage für die Disco. Geradeaus rechts und links im Zelt waren Tische mit Stühle aufgebaut. Die Tanzfläche hatte somit genügend Platz in der Mitte vom Zelt. Bei diesem Anblick wurde mir allerdings etwas mulmig im Magen, denn tanzen konnte ich ja überhaupt nicht. Aber es war mir dann doch völlig egal, ..wer würde mich denn auch schon auffordern wollen? Es kannte mich ja hier in Finkeln keiner. Und mit meinen zwei Mädels aus lauter Verzweiflung zu tanzen ..das hätte dann wohl am Ende doch ziemlich bescheuert ausgesehen.

Wir holten uns jeder ein Bier und Svenja zeigte mir draußen auch noch mal alles. Der Schützenplatz befand sich richtig schön im Grünen, überall ringsherum Bäume. Auf dem Platz standen zwei Wohnwagen, je eine Schieß und Imbissbude. So wie man sie eben vom Hamburger Dom und Rummel her kennt. Damit auch Kinder am Pfingstball bespaßt wurden, hatte man für sie sogar ein Karussell aufgebaut. Über diesem Karussell hing ein großes Schild ›Familie Rudi aus Cuxhaven‹ ich musste etwas schmunzeln, weil ich oft genug bei meiner Mutter in Cuxhaven zu Besuch war. Hinter den zwei Wohnwagen, gegenüber vom Schützenzelt war ein kleiner Birkenwald, ..10 Birken etwa? Keine Ahnung, ich hatte sie nicht gezählt. Warum auch! In diesem Wäldchen stand eine alte Parkbank aus Holz. Das Freibad in dem wir Mädels schon am Nachmittag ausgiebig geplanscht hatten, lag gegenüber vom Schützenplatz, wodurch eine schmale Straße zu den Parkplätzen führte. Vor dem Birkenwäldchen auf dem Schützenplatz war eine Wäscheleine gespannt, an der drei Geschirrtücher baumelten. Ich lachte Svenja an und sagte zu ihr: »Du ..guck mal, da hängt sogar Wäsche dran ..und Klammern sind auch noch übrig!« Lachend sagte Svenja: »Sass, ..dann müssen wir deine Jacke gleich damit verschönern. Komm mit, ..Sass!« Sie steuerte mit mir auf diese Wäscheleine zu. Sie machte 3Klammern ab, klemmte sie an meine Jacke und fing über diesen Anblick an zu lachen. Ich rannte nun für den Rest des Abends auch damit herum. Ich war ja für jeden Spaß zu haben, also ..hatte ich absolut nichts dagegen. Chris der Schwager von Svenja fand diese Idee natürlich auch ganz gut und klemmte mir noch 2Wäscheklammern an meine Jacke. Loreen die Schwester von Svenja fand meine ›Klammerjacke‹ auch witzig. Wir hatten uns dann allerdings drauf geeinigt, dass ich nun genügend Klammern an meiner Jacke hatte.

Wir Mädels standen bei Chris und Loreen an der Imbissbude und tranken unser Bier und sabbelten mit beiden. Während ich mich mit den Anderen unterhielt bemerkte ich, dass mich schon eine ganze Zeitlang jemand beobachtet. Ich traute mich aber nicht nachzusehen, wer der Jenige war. Doch es ließ mir keine Ruhe mehr und da ich ja verdammt neugierig war (was ich auch heute noch bin, ..nur mal so am Rande) ..also nochmal im Text: ..und weil ich doch so verdammt neugierig war, drehte ich mich um. Ich wurde auf einen jungen Mann aufmerksam, der um die 20 sein mochte, der mich neugierig musterte. Er trug Motorradkleidung, hatte seinen schwarzen Helm unterm Arm geklemmt und trank lässig sein Bier. Er sah dazu noch verdammt gut aus. Er gefiel mir außerordentlich gut und ich wollte nun mehr über ihn wissen. Schnell drehte ich mich wieder weg, spürte aber dass er mich immer noch musterte. Ich dachte: "Der Typ sieht nicht übel aus. ..Gar nicht mal so schlecht, Herr Specht.. Wer mag das wohl sein? Mennooo Sass ..du kleines Dummerchen, Svenja wird ihn wohl kennen ich frag sie mal." Vanessa hatte ihn entdeckt, winkte und ging zu ihm. Sie unterhielt sich mit ihm lange, ich konnte nicht widerstehen mich nach den Beiden umzudrehen. Vanessa hatte ihm grad irgend was erzählt, er nickte und fing darüber an zu lachen. Er hatte wirklich ein tolles Lachen. Er trank lässig sein Bier weiter, schaute öfter zu mir rüber. Ich drehte mich wieder weg. »Du Svenja ..sag mal, wer ist eigentlich der Typ da drüben, der in Motorradkluft?« Sie drehte sich um, nahm ein Schluckbier und grinste. »Ach der da drüben mit Vanessa, ..das ist Jack! Weißt doch, der heut mit Vanessa auf der Tankstelle gesabbelt hatte, bevor wir sie begrüßt hatten. Er war mal mit Vanessa zusammen, ist also jetzt halt ihr Ex.« Sie sah mich keck an und lachte: »Wieso Sass, ..gefällt er dir?« Schnell gab ich zur Antwort: »Das weiß ich doch jetzt noch nicht! Er guckt nur ..schon die ganze Zeit zu mir rüber.« »Du wirst ihn gleich kennenlernen.« Sie grinste immer noch keck. Die Beiden kamen zu uns und Vanessa stellte ihn mir stolz vor. »Sass, ..das ist Jack! ..Jack und das