Mission Undercover 1: Riskanter Einsatz - Julien Wolff - E-Book

Mission Undercover 1: Riskanter Einsatz E-Book

Julien Wolff

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Beschreibung

Schnelle Action, coole Technik und ein echt lässiger Held - die megaspannende Agenten-Story zum Durchsuchten und Mitfiebern. Für Schule hat Luis nur wenig übrig, aber im Netz ist er ein Star. Als maskierter Prankster begeistert er seine Follower mit schrägen Aktionen. Immer mit dabei: Milos, sein bester Freund. Doch dann läuft ein Prank schief und plötzlich droht Luis Jugendknast – es sei denn, er nimmt das Angebot des mysteriösen Secreto an. Für die Spionage-Einheit D.O.K. soll Luis sich an einer Münchner Elite-Schule einschleusen, um über die Tochter eines Mafiosos an geheime Daten zu gelangen. Der Auftrag wirft Luis in einen wilden Strudel aus Adrenalinkicks und echter Gefahr. Und verändert sein Leben für immer. Band 1 der rasanten Action-Trilogie um Junior-Agent Luis. Für Fans von Alex Rider, Bodyguard und Young Agents.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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JULIEN WOLFF: MISSION UNDERCOVER – RISKANTER EINSATZ

Luis kann nicht glauben, was er da hört. »Ich soll ein Geheimagent werden?«

Für Schule hat Luis nur wenig übrig, aber auf YouTube ist er ein Star. Als maskierter Prankster begeistert er seine Follower mit riskanten Aktionen. Immer mit dabei: Milos, sein bester Freund. Doch dann läuft ein Prank schief und plötzlich droht Luis Jugendknast – es sei denn, er nimmt das Angebot des mysteriösen Secreto an. Für die Spionageeinheit D.O.K. soll Luis sich an einer Münchner Eliteschule einschleusen, um über die Tochter eines Mafiosos an geheime Daten zu gelangen. Der Auftrag wirft Luis in einen wilden Strudel aus Adrenalinkicks und echter Gefahr – und verändert sein Leben für immer.

WOHIN SOLL ES GEHEN?

  Buch lesen

  Karte München

  Karte Deutschland

  Danksagung

  Vita

PROLOG

3:55 Uhr morgens –ein geheimer Ort in München

»Es … nicht schiefgehen! Dieses Mal … Waffen dabei …«

»So viel Geld … noch nie. Keiner … eingeweiht!«

»Du weißt … passiert, wenn …«

»… verflucht gefäh–«

BBBRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR!!!

»Verdammt!« Eine tiefe Männerstimme hallt durch den Raum.

Alles ist dunkel. Das einzige Licht kommt von dem Computer-Bildschirm, der ein bärtiges Gesicht in blauen Schein taucht. Rote Haare leuchten fahl auf, als der Mann seine Over-Ear-Kopfhörer auf den Fußboden feuert.

»Was ist?«, fragt der Riese ohne Haare, der hinter ihm steht. Er tritt ein Stück näher und blickt auf den Bildschirm. Das erhoffte Abhörprotokoll ist nicht zu sehen. Stattdessen nur wirre Linien.

»Störsender!«, sagt der Bärtige und reibt sich die Ohren. »Der Typ hat verdammte Störsender eingebaut! Ich hab die volle Ladung abbekommen.«

Er dreht sich zu dem Kerl mit der Glatze, Wut und Schmerz graben ihm Furchen ins Gesicht. Es sieht aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen.

»Du konntest also nichts verstehen?«, will der Riese wissen.

Der Bärtige schüttelt den Kopf und reibt sich weiter verzweifelt die Ohren. »Nur ein paar Worte, die Verbindung war von Anfang an schlecht. Und dann wurde der Störsender aktiv. Es ging um die nächste Lieferung, denke ich. Eine große Lieferung. Aber die Details habe ich nicht mitbekommen.«

Der Riese greift sich an den Kopf. Er würde sich die Haare raufen, wenn er welche hätte. »Das ist nicht gut«, sagt er. »Das ist überhaupt nicht gut.« Nervös geht er in dem dunklen Raum auf und ab. »Er hat also entweder geahnt, dass wir ihn abhören wollen. Oder er ist einfach generell noch vorsichtiger, als wir dachten.«

Der Bärtige nickt. Er lässt die Hände in den Schoß sinken und lehnt sich in seinem Schreibtischsessel zurück. »Das geheime Mikrofon kann er unmöglich entdeckt haben. Der Sender ist kleiner als eine Rosine, und einer unserer besten Leute hat ihn im Auto angebracht. Und unser Mann war extrem vorsichtig. Der fällt nicht auf.«

»Spielt auch keine Rolle«, entgegnet der Glatzkopf. »Fakt ist: Wir haben immer noch nichts. Gar nichts. Und dabei sind wir schon so lange an ihm dran!«

»Uns rennt die Zeit davon«, murmelt der Bärtige. Schweißtropfen sammeln sich auf seiner Stirn.

Eine Minute lang sagt keiner der beiden Männer etwas. Dann dreht sich der Bärtige zu dem Riesen. Er wischt sich über die Stirn und steht entschlossen auf.

»Ich habe eine Idee«, sagt er. »Sie ist vielleicht riskant, aber es ist unsere letzte Chance.«

10000 EURO – JACKPOT!

»Luis, das war wieder nichts.«

Alter, der Typ nervt einfach. Jedes Mal derselbe Satz. Kann er sich nicht mal was Neues einfallen lassen? Ein Mal wenigstens?

Dr. Schittelbeck steht in seinem rot-gelb karierten Holzfällerhemd vor Luis’ Tisch und zieht die Mathearbeit aus einem Stapel, den er im Arm hält. Er knallt sie vor Luis hin wie eine Axt in ein Stück Holz, dann geht er weiter.

Irgendjemand aus der Klasse hat mal erzählt, Schittelbeck würde an seinen freien Tagen als Ritter verkleidet an Mittelalter-Spielen teilnehmen. Luis konnte das nie glauben, schließlich weiß jeder, dass spießige Lehrer kein Leben außerhalb der Schule haben. Aber vielleicht ist ja doch was dran …

Schnell blättert er auf die letzte Seite. Am unteren Rand steht:

Note: 5.

Du bist im Stoff unsicher, machst zu viele Fehler. So ist deine Versetzung gefährdet. Du musst mehr tun!

Luis seufzt. War ja klar irgendwie. Er hat nichts anderes erwartet. Aber das jetzt so schwarz auf weiß zu lesen, ist schon extrem abfuck. In Physik und Politik sieht es nicht besser aus, da steht er auch auf 5. Und es sind nur noch drei Wochen bis zu den Zeugnissen und den Sommerferien … Irgendwie die 10. Klasse schaffen, das ist sein Ziel. Aber für seinen geliebten Fußball und die Pranks ist zuletzt mehr Zeit draufgegangen als für das Lernen.

»Mein Name ist Schimmelfleck, denn mein Hirn ist total verschimmelt. Und deswegen verteile ich auch so supergern Fünfen.«

Luis dreht sich zur Seite. Als sein Blick den von Milos trifft, müssen beide laut losprusten. Sein bester Freund kann die Stimme ihres Lehrers echt megagut nachmachen. Mit einem Schlag ist Luis’ schlechte Laune verflogen. Zumindest für den Moment.

Milos, bester Mann einfach. Er spürt immer genau, wie es Luis geht. Seit sie sich im Kindergarten zum ersten Mal begegnet sind, verstehen sie sich perfekt. Es ist echt cool, seinen besten Freund als Sitznachbarn in der Schule zu haben. Darum hat Luis auch überhaupt keine Lust, die Klasse zu wiederholen.

»Luis, was ist da los bei euch?«, ruft Schittelbeck. »Findest du es etwa auch noch witzig, in der Mathematik solche Wissenslücken zu haben?«

Luis schiebt das schwarze Cap auf seinem Kopf nach hinten. Schittelbeck ist jetzt richtig aggro, darum verkneift er sich lieber eine ehrliche Antwort auf die Frage.

Wieso müssen sie auch ausgerechnet ihren Rektor in Mathe haben?

Es klingelt. Yes! Das Geräusch ist wie eine Erlösung. Schittelbeck redet noch irgendwas von Hausaufgaben und Formeln auf Seite 41 und wichtig und … Luis hört nicht mehr hin. Er ist einfach nur froh, dass er aus dem übertrieben warmen Klassenzimmer rauskommt.

»Hab ich schon mal gesagt, dass ich Schulschluss liebe?«, fragt er Milos, als sie zusammen zu den Fahrradständern gehen.

Es ist Juli, die Sonne brennt vom Himmel. Obwohl die Jungs nur Oversize-T-Shirts und weite Basketball-Shorts tragen, schwitzen sie. Luis reibt sich die Schulter. Wenn das Wetter so extrem ist, beginnt seine Narbe immer zu jucken.

Milos’ Kombi ist komplett gelb. Wie beinahe immer. Gelb ist seine Lieblingsfarbe. Sie macht ihn etwas blass, findet Luis, aber Milos ist das egal. »Alles Schöne im Leben ist gelb«, sagt er oft. »Die Sonne. Pommes. Bananen-Eis …«

Milos zieht sein Smartphone aus der Gürteltasche, die er sich quer über seinen schmächtigen Oberkörper geschnallt hat. Er ist wirklich ein Smombie, denkt sich Luis. Immer am Phone.

Milos wischt im Gehen ein paarmal über das Display. Plötzlich stößt er einen lauten Pfiff aus. »Wow! Wie heftig ist das bitte!?«

»Was ist denn los?«, fragt Luis. Milos’ Grinsen verrät ihm, dass es entweder etwas sehr Lustiges oder sehr Cooles sein muss.

Sein Freund hält ihm das Smartphone hin. »Hier. Lies selbst, Digger.«

Auf dem Phone ist Milos’ Lieblings-App geöffnet: ein News-Portal mit Neuigkeiten aus der Creator-Szene. Gleich auf den ersten Blick springt Luis eine fette Überschrift entgegen.

Deutschlands erfolgreichster Prankster gesucht

Aufgeregt liest er den Text darunter.

Wer spielt die besten Streiche im Land? Wer macht die lustigsten Pranks?

Diese Fragen sollen auf der Social-Media-Messe in München geklärt werden, denn dort wird in vier Wochen zum ersten Mal Deutschlands beliebtester Prank-Channel gekürt. »Prank-Award Germany« heißt die neue Trophäe, die auf dem Mega-Event verliehen wird. Wer gewinnt, entscheidet eine Jury aus Experten der Branche und Usern, nominiert sind drei Channels aus über 50, die sich in den letzten zwei Monaten beworben hatten. Und seit heute stehen die Namen fest: ReingelegtTV, PrankMaster! und Fun4U.

Einen klaren Favoriten gibt es nicht. Experten erwarten eine knappe Entscheidung. Hinter ReingelegtTV stecken die Brüder Jonas, Jordie und Julius. Die drei haben sich auf Schul-Pranks spezialisiert und sind damit sehr erfolgreich. Fun4U ist die 15-jährige Lisa, die vor allem auf Pranks in der Berliner Innenstadt setzt und am Ende immer einen coolen Spruch nachschiebt. PrankMaster! hat seine Reichweite in den vergangenen Monaten enorm ausgebaut. Auf YouTube und TikTok erreicht er inzwischen jeweils über eine Million Follower. In den Videos trägt PrankMaster! immer eine Maske oder ist geschminkt und aufwendig verkleidet. Darum weiß niemand, wer hinter dem Account steckt.

Luis muss grinsen, als er das liest. Denn es stimmt nicht ganz: Fast niemand weiß, dass er PrankMaster! ist. Nur Milos und Tante Marie – und die Award-Leute. Er spürt Stolz in sich aufsteigen. Nominiert! Mega! Und beim Anblick der letzten beiden Sätze im Artikel wird er so richtig happy.

Der Prank-Award Germany ist mit 10000 Euro dotiert. Die Verleihung wird live auf allen Portalen und Accounts der Messe gestreamt.

Milos klopft Luis auf die Schulter. »Ich finde es mega, dass du nominiert bist. Total verdient.«

»Eigentlich kann man sagen, dass wir beide nominiert sind. Du bist an dem Erfolg meines Channels ja nicht gerade unschuldig.«

Milos’ Wangen werden noch röter als von der Hitze sowieso schon. Er ist viel zu bescheiden, denkt sich Luis. Denn es stimmt: Ohne Milos würde es PrankMaster! nicht geben. Milos schminkt und verkleidet Luis vor jedem Video-Dreh. Und filmt ihn fast immer.

»Ernsthaft, Bro: Ich kenne keinen anderen Fünfzehnjährigen, der es so gut schafft, mit ein bisschen Schminke und Co. das Aussehen zu verändern. Ist schließlich keine Kleinigkeit, es so hinzukriegen, dass man einen coolen Typen wie mich nicht wiedererkennt.«

»Ich hab eben immer gut aufgepasst, wenn meine Ma irgendwelche Schauspieler in Monster verwandelt«, sagt Milos grinsend.

Seine Mutter arbeitet als Maskenbildnerin im größten Theater Münchens. Sie hat Milos schon früh ihre Tricks gezeigt und er durfte mit ihren Sachen immer alles ausprobieren. Dass er sein Wissen nutzt, um Luis für die Prank-Videos herzurichten, weiß sie allerdings nicht. Milos würde niemals irgendwem verraten, wer der PrankMaster! ist.

»Hast du eigentlich schon einen Plan für deinen nächsten Prank?«, fragt Milos, als sie ihre Fahrräder aufschließen.

Luis überlegt eine Weile. »Es muss auf jeden Fall etwas Überkrasses sein«, sagt er schließlich. »Die Jury wird die nominierten Channels bis zur Messe sicher genau beobachten. Jeder Prank kann da entscheidend sein. Und mit Fun4U und ReingelegtTV haben wir echt starke Konkurrenz.«

Milos nickt. Sie schauen sich oft Videos der anderen Channels an. Man muss seine Branche ja kennen.

»Digger, ich will diesen Award unbedingt!«, sagt Luis. »10000 Euro, Mann. Das wäre so der Jackpot. Überleg mal, was wir damit alles machen könnten. Ich brauche einen Prank, der neue Maßstäbe setzt.«

Auf einmal schießt ein Gedanke in sein Hirn. »Ich glaube, ich hab da eine Idee! Aber ich muss erst mal ein bisschen drauf rumdenken. Ich melde mich nachher.«

Luis und Milos springen auf ihre Fahrräder. Milos winkt kurz, dann fährt er Richtung Isar. Luis muss in die andere Richtung.

Er steckt sich seine AirPods in die Ohren und wählt seine Lieblings-Playlist aus. Apache 207 fängt an zu rappen. Luis genießt den kühlenden Fahrtwind, die Stadt riecht wunderbar nach Sommer, ganz ohne Pollen in der Luft. Nach der Fünf in Mathe vorhin fühlt sich dieser Tag jetzt doch noch gut an.

Die Gestalt, die im Park neben der Schule auf einer Bank sitzt und ihn unauffällig beobachtet, bemerkt Luis nicht.

DER PRANK –APOKALYPSE NOW

Luis beginnt zu schnuppern, als er die Wohnungstür aufschließt. Ein besonderer Duft strömt in seine Nase. Es riecht nach Pizzeria, Jahrmarkt und Fast-Food-Restaurant. Alles auf einmal. Verrückt, aber irgendwie auch gut. Okay, Tante Marie, was hast du dir jetzt wieder ausgedacht?!

»Hey, mein Großer«, hört er es aus der Küche rufen. »Ich bin fast fertig hier. Ich hoffe, du hast Hunger.«

Luis streift sich seine weiß-schwarzen Jordan-Sneaker von den Füßen und geht zu ihr.

Seine Tante schiebt einen seltsam bunten Kuchen in den Ofen, dreht sich um und umarmt ihn. Dabei schwingen ihre langen schwarzen Haare durch die Luft und auch die Feder an ihrer Halskette. Sie trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift: Lieblingsgericht – Extrawurst, dazu knallgelbe Leggings und Birkenstock-Sandalen. Sprüche-Shirts sind ihre Leidenschaft, auf ihrem liebsten Teil steht: »Pissnelken blühen ganzjährig«. Früher war Luis das ziemlich peinlich. Inzwischen findet er es cool, dass Marie anders ist als die meisten Erwachsenen.

»Was ist das für crazy Essen?«, fragt er mit Blick auf dem Küchentisch.

»Alsooooo …« Seine Tante zeigt nacheinander auf verschiedene Teller. »Hier haben wir Pommes mit Chili con Carne überbacken, doppelte Portion Käse obendrauf. Daneben eine Pizza mit Schoko-Sauce und Nummer drei ist ein Burger mit Vanilleeis in der Mitte statt Fleischklops. Im Ofen steht ein bunter Marmorkuchen und im Kühlschrank wartet ein Gummibärchen-Früchte-Salat.«

Begeistert malt sie mit dem Finger eine Überschrift in die Luft. »5 verrückte Rezepte – so wird dein nächstes Dinner zum Volltreffer. Das wird ein Beitrag für die Online-Food-Seite des Lucky-Magazins. Mein neuster Artikel. Ist das nicht cool? Vielleicht nicht gerade geeignet für einen Journalistik-Preis, aber lustig.« Sie strahlt. »Der Auftrag kam heute Morgen per E-Mail rein, und das Honorar ist richtig gut. Da habe ich natürlich direkt losgelegt – mit Schreiben und Kochen.«

Luis sieht den Stolz in ihren Augen. Er freut sich mit ihr.

Betont großspurig klopft er ihr auf die Schulter. »Man kann also auch mit so was Altmodischem wie Schreiben Geld verdienen? Hätte ich nicht gedacht! Aber klar, Gummibärchen helfen immer …« Luis liebt die Teile einfach.

Tante Marie lacht. »Stimmt. Aber bei mir stehen die Sponsoren noch nicht Schlange wie bei dir.«

Luis lebt bei ihr, seit seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Damals war er drei, und seit er denken kann, ist Geld für Marie ein großes Thema. Als freie Journalistin hat sie es echt schwer. Nie weiß sie, wann der nächste Auftrag kommt, und gut bezahlt wird ihre Arbeit selten. Darum ist das Geld auch immer knapp. Vor einiger Zeit wären sie sogar fast aus der Wohnung geflogen deswegen. Seine Tante hatte ihm das nicht erzählt, aber er hat den Brief vom Vermieter auf der Kommode im Flur gesehen. In Rückstand mit der Miete und dringend zahlen und sonst Räumung – all diese harten Wörter klangen gar nicht gut.

Zum Glück war das die Zeit, in der sein Account durch die Decke gegangen ist. Angefangen hat Luis damit vor etwa zwei Jahren, nur so aus Spaß. Erst waren es ganz einfache Pranks, die kaum jemand gelikt hat. Aber nach und nach wurden seine Videos besser, den vielen Online-Tutorials – und Milos – sei Dank. Dann gingen plötzlich einige seiner Beiträge viral. Und es kamen immer mehr Follower dazu auf YouTube, TikTok und Instagram. 50000, 100000, 500000 – alles passierte rasend schnell.

Luis weiß noch genau, wie der erste Sponsor in seine DMs slidete. Inzwischen hat er sogar mehrere. Er erwähnt sie ab und zu in Posts und Videos, dafür zahlen sie ihm Geld. Und durch die Klicks bei YouTube kommt auch noch was rein. Jetzt kann Luis also seinen Teil zur Haushaltskasse beitragen.

Aber es hat viel Überzeugung gebraucht, bis Tante Marie mit allem einverstanden war – und die Verträge für ihn unterschrieben hat. Sie hat Luis auch erlaubt, seinen Channel größer zu machen. Einzige Bedingung: Luis’ Noten dürfen nicht (noch) schlechter werden.

»Wie war es in der Schule?«, fragt Tante Marie jetzt.

Womit wir beim Thema wären, denkt sich Luis. Auf keinen Fall kann er ihr von der Fünf in Mathe erzählen. Marie würde übertrieben ausrasten. So locker sie auch rüberkommt: Schule ist ihr megawichtig.

»War ganz okay«, sagt Luis. Lenk sie ab, Mann, schnell! Er greift sich einen Burger und grinst. »Vanille-Eis … wirklich dein Ernst?«

»Hey! Warte! Ich muss die Sachen noch eben fotografieren, für den Artikel.« Seine Tante schnappt sich ihre Kamera, die sie auf einem Küchenstuhl bereitgelegt hat. »Gib mir fünfzehn Minuten, dann kannst du meinetwegen den ganzen Tisch leer essen.«

In seinem Zimmer schmeißt sich Luis wie immer als Erstes aufs Bett. Er liebt diesen Moment: Rollt er sich auf die Seite, blickt er durch das Fenster runter auf die Isar, und weiter hinten ist die Münchner Innenstadt mit den vielen Kirchtürmen zu sehen. Auch wenn die 2-Zimmer-Wohnung im 13. Stock eines Plattenbaus winzig ist und einen Fahrstuhl hat, der ständig streikt, voller Graffiti ist und eklig riecht – diese Aussicht ist echt perfekt.

Von Tante Marie weiß er, dass er als Kind in einem Haus mit Vorgarten in Unterhaching gelebt hat. Und dass seine Eltern seinetwegen in den Münchner Vorort gezogen waren. Auch ihren Job hatten sie seinetwegen verändert: Beide hatten als Ermittler bei der Polizei gearbeitet, doch dann waren sie zur internen Fortbildung gewechselt. Sie wollten ihm ein gutes, sicheres Leben bieten, sagt Marie.

Aber das alles ist schon so lange her, Luis kann sich kaum daran erinnern. Er nimmt ein gerahmtes Foto vom Nachttisch. Darauf ist er als Baby, seine Eltern halten ihn strahlend in die Kamera. Wie wunderschön seine Mutter ist. Wie stolz und glücklich sein Vater aussieht.

Wann immer er dieses Foto betrachtet, hat er das Gefühl, er würde durch eine trübe Glasscheibe in eine fremde Welt blicken. Und wie so oft taucht dann ein anderes Bild vor seinen inneren Augen auf: Er ist auf dem Arm seines Vaters, neben ihnen seine Mutter, und sie rennen weg. Aber wohin? Und wer sind die Menschen, die ihnen folgen? Wie ein Film läuft die Szene in seinem Kopf ab, Luis weiß nicht, ob es eine echte Erinnerung ist oder einfach ein Traum. Tante Marie sagt dazu nur, dass die zwei schlimmen Ereignisse in seiner Kindheit – der Einbruch und der Unfall – eben ihre Spuren hinterlassen haben. Und dann schweigt sie traurig.

Luis streicht mit dem Finger über das Foto und stellt es zurück auf seinen Platz. Dann fasst er sich an die Narbe, die sich quer über seine Schulter zieht. Sie stammt aus der Nacht, als seine Eltern zu Hause einen bewaffneten Mann überraschten und es zu einem Schusswechsel kam. Luis war dabei von einer Kugel gestreift worden, der Einbrecher konnte unerkannt fliehen. Danach wollten ihn seine Eltern nur ungern allein lassen. Doch wenige Tage nach dem Einbruch mussten sie abends zu einem beruflichen Termin. Sie hatten Luis deshalb zu Tante Marie gebracht – und ihn dort nie wieder abgeholt. Es war ein Unfall gewesen: Ein Fahrer auf der Gegenspur hatte die Kontrolle über seinen Wagen verloren und war in das Auto von Luis’ Eltern gerast. Seine Mutter, sein Vater und der Mann waren sofort tot.

Tante Marie redet nicht gern über die schrecklichen Ereignisse, die dazu geführt haben, dass sie jetzt den Sohn ihrer Schwester großzieht. Und Luis fragt auch kaum noch nach. Aber wenn er daran denkt, wundert er sich immer, warum er sich nicht an den Einbruch erinnert oder an die Nacht des Unfalls. Und er gibt sich immer dieselbe Antwort: Du warst zu klein. Oder dein Kopf verdrängt es. Oder eine Mischung aus beidem.

Luis reibt sich wieder nachdenklich über seine Schulter. Milos, der jeden Kalenderspruch der Welt kennt, hat mal gesagt: Narben sind Souvenirs des Lebens. Sie zeigen uns, dass wir überlebt haben. Vielleicht reicht es ja, das zu wissen.

In diesem Moment vibriert das Phone in seiner Hosentasche und reißt ihn aus seinen Tagträumen. Es ist Milos – als hätte Luis ihn mit seinen Gedanken eben herbeigewünscht.

Milos:

Yo, Bro, wann erzählst du mir endlich von deiner Idee für den Mega-Prank? 

Sein bester Freund hat recht. Es wird Zeit, den 10000-Euro-Plan, den er sich auf der Heimfahrt zurechtgelegt hat, durchzugehen. Denn dieser Prank wird ihnen einiges abverlangen.

»Sieht perfekt aus!«, ruft Luis, als er in den Spiegel schaut. Begeistert greift er in die offene Gummibärchen-Tüte vor ihm und schiebt sich ein paar seiner Lieblings-Süßigkeiten in den Mund – jetzt, da Milos endlich fertig ist.

Luis’ weißes Hemd ist voller Blut. Auf seiner Stirn prangt eine fette Wunde. Sein linkes Auge hängt heraus. In seiner rechten Wange klafft ein tiefes Loch. Seine Haare wirken so fettig, als hätte er sie seit Jahren nicht gewaschen.

Milos nickt zufrieden. »Wäre ja auch schlimm, wenn sich die letzten zwei Stunden nicht gelohnt hätten«, sagt er mit Blick auf seine Smartwatch. »Aber jetzt lässt sich die Zombie-Apokalypse nicht mehr aufhalten.«

Die beiden Freunde klatschen ab. Schon seit dem frühen Morgen sitzen sie an diesem Samstag im Badezimmer von Milos’ Familie. Seine Eltern sind zum Glück auf einem Wellness-Wochenende, und Luis’ Tante glaubt, dass er und Milos einfach zusammen abhängen. Dieser Prank wird krass, da sollte Tante Marie besser möglichst lange im Dunkeln bleiben. Nicht, dass sie noch Stress macht. Sie wird das Video eh sehen, sobald es online ist.

Milos hat für die Zombie-Maskierung alles genutzt, was seine Mutter in ihrem Arbeits-Koffer hat: Latex, Theaterschminke, Mehl und Brei. Und in einem Online-Shop sind sie gestern noch auf »Untoten-Kontaktlinsen« gestoßen, und mit Lieferung am selben Tag kamen die milchigen Dinger auch rechtzeitig an. Auf dem iPad, das Milos neben dem Spiegel aufgestellt hat, laufen verschiedene Zombie-Schmink-Tutorials, die er zur Inspiration genutzt hat.

Plötzlich kneift Milos skeptisch die Augen zusammen. »Da fehlt noch etwas.«

Er greift in den Koffer und fischt ein Gummi-Messer heraus, das auf Hälfte der Klinge abgeschnitten und auf einem transparenten Haarreif angebracht ist. Er setzt Luis das Teil auf und ruck, zuck steckt seinem Zombie-Freund ein Dolch im Kopf. Ihre Blicke treffen sich im Spiegel. Ja, Mann, perfekt.

»Das wird so wie in dieser coolen Zombie-Serie«, sagt Milos.

»The Walking Dead, meinst du.«

»Genau, Mann.«

Luis grinst. »Das wird noch viel besser.«

Eine halbe Stunde später schließen Luis und Milos ihre Fahrräder in einer ruhigen Ecke hinter dem Marienplatz an. Hier am Rathaus, mitten in der Münchner City, wird später die Hölle los sein: Am Wochenende kommen immer richtig viele Touris. Jetzt am Vormittag ist es noch etwas ruhiger. Aber schon wieder ziemlich heiß. Trotzdem hat Luis sich die große Kapuze seiner Sweatshirt-Jacke tief ins Gesicht gezogen und den Kopf möglichst weit nach vorn gebeugt. Es soll ja noch niemand seine Zombie-Visage sehen. Erst, wenn sie alles vorbereitet haben und Milos losfilmen kann.

Luis steckt sich die kleine GoPro-Action-Cam so an sein Hemd, dass man sie nicht sieht. Damit haben sie eine zweite Perspektive und können ihr Video noch spannender zusammenschneiden.

Dann wendet er sich an Milos. »Okay, hier noch mal unser Plan: Wir fangen an der U-Bahn-Station Marienplatz an. Mal sehen, wem wir da so begegnen. Dann weiter in Richtung Viktualienmarkt, zu den Obstständen. Falls wir bis dahin nichts Gutes haben, gehen wir noch in die Kaufinger Straße, in die Fußgängerzone. Und dann nichts wie weg.« Luis fühlt sich super, auch sein Heuschnupfen ist kein Thema.

Milos nickt und streicht sich die hellblond gefärbten Haare aus der Stirn. Die Farbe ist neu – und sie steht ihm.

»Es muss auf jeden Fall schnell gehen«, betont Luis. »Wir müssen aufpassen, dass der Sicherheitsdienst der U-Bahn nicht nervt. Such dir immer eine Ecke, in der du beim Filmen nicht auffällst.«

»Digger, drehen wir zum ersten Mal einen Prank zusammen, oder was? Ich bin doch kein Amateur.«

Stimmt, denkt Luis. Sie sind echt ein eingespieltes Team, Milos steht von Anfang an hinter der Kamera, er braucht keine Erklärungen mehr. Aber Luis ist eben Perfektionist, und vor dem Dreh steigt seine Anspannung immer.

Er lässt den Blick über seinen besten Freund gleiten. Der ist bei den Aktionen zwar nie so krass verkleidet wie Luis, aber er trägt zur Sicherheit auch immer eine Kappe oder Perücke und farbige Kontaktlinsen. Falls es mal Ärger gibt. Es soll ja keiner mitkriegen, wer hinter PrankMaster! steckt.

Während Luis sein drahtloses Ansteckmikro zurechtrückt, das über ein eigenes WLAN mit der Kamera verbunden ist, stellt Milos den Autofokus der Hauptkamera ein. Luis hat lange auf diese Cam gespart, und es hat sich total gelohnt. Sie macht viel bessere Bilder als jedes Smartphone. Auch aus größerer Entfernung. Für ihre Pranks nutzen sie jetzt fast immer diese Kamera und die GoPro.

»Let’s go!«, ruft er Milos jetzt zu und läuft dann los Richtung U-Bahn-Eingang.

In der Station positioniert er sich bei der Rolltreppe, zieht vorsichtig die Kapuze ab und schaltet in den Zombie-Modus: Hinkend geht er auf und ab, legt dabei den Kopf schräg und macht hechelnde Geräusche. So, wie sie es bei Milos in der Wohnung geübt haben. Allerdings muss er sich ganz schön zusammenreißen, um nicht loszulachen.

Dann erspäht er ein junges Pärchen, das auf der Treppe steht und mit geschlossenen Augen knutschend nach oben rollt. Noch sind die beiden einige Meter entfernt. Luis dreht sich zu Milos um, der kurz hinter der Kamera hervorschaut, seinen Daumen nach oben reckt und damit signalisiert, dass er bereit ist. Auch Luis ist bereit, gespannt starrt er in den Treppen-Schacht. Das Pärchen kommt immer näher, weiterhin eng umschlungen. Zwei Meter vor Ende der Treppe ist der Kuss dann vorbei. Das Mädchen schaut nach vorn. Als sie Luis entdeckt, verändert sich alles in ihrem Gesicht.

»AAAAAAAHHHHHH!!!!!« Ihre Stimme hallt durch den Schacht bis auf den Marienplatz. Der Junge reißt erschrocken die Augen auf.

Mega, es funktioniert.

Luis hebt die Arme, als wolle er nach den beiden greifen. Und gibt einen Laut von sich, der wie »UUUURRRRRRGHHHHH« klingt. Panisch dreht sich das Mädchen um und versucht, abwärtszulaufen. Der Junge folgt ihr. Dabei stoßen die beiden fast mit einem Mann zusammen, der Einkaufstaschen in den Händen hält und ebenfalls ungläubig nach oben starrt. Luis dreht sich nach Milos um, der unauffällig an der Seite steht und alles filmt. Langsam läuft Luis im Zombie-Modus auf die Kameralinse zu – und dann weiter.

Milos drückt auf Stopp. »Sehr nice«, sagt er und lacht. »Die haben sich schön preiswürdig erschrocken.«

Luis hebt grinsend den Daumen. »Dann geht’s jetzt weiter Richtung Viktualienmarkt.«

Beim Alten Peter, wie die Münchner die große Kirche im Stadtzentrum nennen, steht eine Gruppe in roten Fußballtrikots. Stimmt, heute Nachmittag spielt ja der FC Bayern.

Spontan wählt Luis sein nächstes Opfer aus: einen Mann mit Bierbauch, auf dessen Trikot-Rücken Werner steht. Er humpelt auf ihn zu und klopft ihm auf die Schulter. Als Werner sich umdreht und den Zombie erblickt, rutscht ihm vor Schreck die Bierdose aus der Hand.

»Ja, was is des jetzt, kruzifix?!« Werner stolpert einen Schritt zur Seite. »Heilige Maria und Josef!« Die anderen Fans grölen überrascht los.

INHALT

Cover

Julien Wolff: Mission Undercover – Riskanter Einsatz

Wohin soll es gehen?

Prolog

10000 Euro – Jackpot!

Der Prank – Apokalypse now

Gefährlicher Pakt

Die geheime Mission beginnt

Riskanter Auftrag

Goldener Käfig

Das Leben der Reichen

Achtung, Steinschlag!

Frozen Yogurt und ein Schreck

Dünnes Eis

In der geheimen Zentrale

Tierische Lauschaktion

Der Countdown läuft

Es gibt kein Zurück

In der Höhle des Löwen

Bloß weg hier!

Die Hölle bricht los

Schüsse im Regen

Sprung in die Dunkelheit

Unkraut vergeht nicht

Milos in Gefahr

Überraschung

In ihrer Schuld

Schmutziger Deal

Süße Schatzkammer

Die wichtigste Frage seines Lebens

Gibt es einen Weg?

Gut gemacht, Luis!

Krasse Award-Verleihung

Danke

Karte München

Karte Deutschland

Impressum