My arrogant Millionaire - Olivia Swan - E-Book

My arrogant Millionaire E-Book

Olivia Swan

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Beschreibung

Meine neue Berufsbezeichnung? Katzensitterin. Um genau zu sein, Katersitterin. Mal davon abgesehen, dass ich gerade nicht nur meine Wohnung, sondern auch meine Eventagentur verloren habe, geht es mir gut. Ja, okay, ich will es mir einreden. Aber der Sitterjob in einem der teuersten Apartemens der Upper Eastside ist wirklich ausgezeichnet. Und die Aussicht. Oh mein Gott, vor allem die Aussicht! Auf meinen Nachbarn. Meinen ziemlich heißen Nachbarn, der mich fast jeden Abend mit einer privaten Show glücklich macht. Schade nur, dass er, wenn er den Mund aufmacht, der arroganteste, selbstgefälligste Mann des Universums ist. Und schade, dass ich auf ihn angewiesen bin, wenn ich jemals wieder Fuß in meiner alten Branche fassen und nicht als ewige Katzenlady in die Geschichtsbücher eingehen möchte. Bis er mich küsst. Und ich jegliche Vernunft über Bord werfe.

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Olivia Swan

My arrogant Millionaire

A Bad Neighbour Story

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Buchbeschreibung:

Meine neue Berufsbezeichnung? Katzensitterin.

Um genau zu sein, Katersitterin.

Mal davon abgesehen, dass ich gerade nicht nur meine Wohnung, sondern auch meine Eventagentur verloren habe, geht es mir gut. Ja, okay, ich will es mir einreden. Aber der Sitterjob in einem der teuersten Apartemens der Upper Eastside ist wirklich ausgezeichnet. Und die Aussicht. Oh mein Gott, vor allem die Aussicht!

Auf meinen Nachbarn. Meinen ziemlich heißen Nachbarn, der mich fast jeden Abend mit einer privaten Show glücklich macht.

Schade nur, dass er, wenn er den Mund aufmacht, der arroganteste, selbstgefälligste Mann des Universums ist.

Und schade, dass ich auf ihn angewiesen bin, wenn ich jemals wieder Fuß in meiner alten Branche fassen und nicht als ewige Katzenlady in die Geschichtsbücher eingehen möchte.

Bis er mich küsst. Und ich jegliche Vernunft über Bord werfe.

Der zweite Teil des Reihendebüts von Olivia Swans:

My Hot Temptations!

Alle Teile der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden, trotzdem empfiehlt die Autorin

My fake Lover

My arrogant Millionaire

My forbidden Boss

Von Olivia Swan

1. Auflage, 2022

© 2022 Olivia Swan – alle Rechte vorbehalten.

Swan Books – Olivia Swan

c/o Textwerkstatt

Sabrina Cremer

Körfken 80

44227 Dortmund

[email protected]

Korrektorat:

Textwerkstatt, Sabrina Cremer,

www.textwerkstatt.org

Coverdesign:

Einzigartig Buchdesign, Sandra Maier,

www.einzigartig-Buchdesign.de

1

Grace

Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich die Keycard auf das moderne Display legte. Das Geräusch einer Entriegelung erklang und ich seufzte innerlich auf. Zu meinem Glück hätte noch gefehlt, dass sich das verdammte Schloss meines neuen Zuhauses für die nächsten vier Wochen nicht öffnete. Das ganze Gebäude strotzte vor Geld und war von oben bis unten mit dem neusten Schnickschnack und Hightech gefüllt. Als ich den Kontakt von Mrs. Ramirez von meinem besten Freund William erhalten hatte, hatte ich noch nicht ahnen können, worauf ich mich einlassen würde. Dabei hatte ich nur nach einer Bleibe gesucht, die mich am Tiefpunkt meines Lebens aufnahm.

Nein, auf keinen Fall, ich würde mich nicht schon wieder im Selbstmitleid suhlen! Zu lange hatte ich darin verbracht, nun war es an der Zeit, auszubrechen. Und das hier war der Anfang!

Gespannt drückte ich die Tür auf und schob meinen Koffer in den weiten Flur des Apartments. Ein Duft aus Pfingstrosen und Lavendel empfing mich und ich machte einen Duftspender auf einer teuer aussehenden, matten Kommode aus. Na gut. Um ehrlich zu sein, war jedes dieser Möbelstücke schweineteuer. Wahrscheinlich war sogar der Klositz aus Gold. Ich pfiff leise durch die Zähne, schloss die Tür und machte mich auf die Suche nach meinem neuen Mitbewohner.

»Jack?«, rief ich vorsichtig ins Innere und schlenderte den Flur hinunter, während ich mir die Fotos anschaute, die an der Wand hingen. Mrs. Ramirez war für ihr Alter eine sehr attraktive Frau, das musste man ihr lassen. Und ihr Kater bedeutete ihr so ziemlich alles, nach der Anzahl der Fotos von ihm und ihrer eindrücklichen Bitte zu schließen, ganz besonders auf ihn aufzupassen. Meine neue Berufsbezeichnung? Katzensitterin. Um genau zu sein, Katersitterin, aber wir wollten ja nicht kleinlich sein. Schon gar nicht, wenn ich dafür in diesem Schmuckstück wohnen durfte.

»Jack?«, rief ich erneut nach dem Kater, der sich sehr wahrscheinlich irgendwo verkrochen hatte. Ich lugte in das Zimmer auf der linken Seite, das augenscheinlich Mrs. Ramirez’ Schlafzimmer war. Es gab einen gigantischen Katzenkratzbaum in der einen Ecke und ein einladendes Doppelbett mit einem Überwurf aus grauem Satin in der Mitte des Raumes. Ich suchte im Kratzbaum und unter dem Bett, doch fand keinen schwarzen Kater. Zurück im Flur folgte das Gästezimmer auf der rechten Seite, mit eigenem Badezimmer und einem identischen Bett. Ich freute mich bereits jetzt, dort einzuschlafen oder in der frei stehenden Badewanne zu liegen, während ich das rosafarbene Schaumbad genoss, das auf dem Rand in einem Flacon aus glänzendem Glas auf mich wartete.

Ich verließ den Flur in die andere Richtung, passierte eine zu einer Seite offenen Wohnküche und erreichte schließlich das größte Wohnzimmer, das ich je in meinem Leben betreten hatte. Meine Familie war nicht arm, aber dieser Reichtum war mir völlig fremd. Ich fuhr die Linien einer griechischen Statue auf einem runden Beistelltisch nach, entdeckte eine lederne Sitzgruppe vor einem breiten, gemauerten Kamin und einen Essbereich in der Nähe der Küche. Meine Schuhe klackerten auf dem Steinboden und ich fragte mich, ob ich sie nicht doch hätte ausziehen sollen. Schnell schlüpfte ich aus meinen Ankleboots und lief auf Socken weiter. So wie es hier aussah, war Mrs. Ramirez recht kleinlich mit ihrer Wohnung. Ich wollte auf keinen Fall an irgendeinem Kratzer schuld sein und Nachzahlungen leisten müssen.

Ein plötzliches, leises und fragendes »Miau« ließ mich aufhorchen und ich blieb stehen. »Jack? Jack Sparrow? Komm zu mir, Junge«, sagte ich sanft und ging auf die Knie. Auf einmal erschien das Kätzchen hinter dem breiten Sofa der Sitzgruppe und starrte mich an, als wäre ich eine Einbrecherin. Für ihn war ich das schließlich auch. Sein seidiges schwarzes Fell glänzte im Sonnenlicht, das durch die raumhohen Fensterscheiben hineinfiel. »Na da bist du ja«, sagte ich ruhig und der Kater traute sich einen Schritt auf mich zu. Ohne mich zu bewegen, wartete ich ab, bis er mich erreicht hatte und mit seiner süßen Stupsnase an meinem Knie schnüffelte. Anscheinend hielt er mich für kompetent genug, denn aus seinem schlanken Körper erklang ein leises Schnurren und er drückte sein Köpfchen gegen meine Handfläche, die ich ihm hinhielt.

»Wir werden die nächsten Wochen gut miteinander auskommen. Ich mag es auch nicht, alleine zu sein«, gestand ich dem Kater und kraulte seinen Kopf. Ich hatte die Besorgnis heute Morgen aus Mrs. Ramirez’ Stimme gehört, als wir telefoniert hatten. Vorsichtig zog ich mein Handy aus der Tasche und machte ein Selfie mit Jack, das ich ihr schickte. Es dauerte nur wenige Minuten, da schrieb sie zurück, wie froh sie war, dass wir uns verstanden. Und ich war das ebenfalls. Was wäre passiert, wenn Jack mich nicht angenommen hätte? Ich hätte wahrscheinlich sofort ausziehen müssen. Wobei es Mrs. Ramirez sicher schwergefallen wäre, das eigenhändig aus Australien zu organisieren, doch Menschen wie sie hatten immer ihre Kontakte.

Langsam, um den Kater nicht zu verschrecken, stand ich auf.

»Na, hast du Hunger, kleiner Mann?«, fragte ich und ging in die Küche. Mrs. Ramirez hatte mir mitgeteilt, dass ich nicht nur pro Woche einen Lohn für meine Arbeit erhielt, sondern dass einmal in der Woche eine Essenslieferung gebracht wurde, die den gesamten Kühlschrank füllte. Und der war groß. Gigantisch, um es genau auszudrücken. Ich musste dazu nur den Zettel ausfüllen, der am Ende der granitfarbenen Arbeitsplatte lag. Das würde ich wohl hinbekommen. Ich hatte nie darüber nachgedacht, weil es mir bisher nicht an vielen Dingen gemangelt hatte, aber stinkreich zu sein, hatte definitiv seine Vorteile. Meine Laune hob sich sekündlich, vor allem, als ich den vollgepackten Kühlschrank und die volle Speisekammer entdeckte. Ich schaltete über mein Handy meine Lieblingsplaylist ein und legte es zur Seite, während ich tanzend und hüpfend ein Katzenmenü für Jack und ein Sandwich für mich zubereitete. Ich konnte nicht glauben, dass ich nach all den letzten furchtbaren Wochen den Jackpot gezogen hatte. Zumindest für einen bestimmten Zeitraum. Über das Danach konnte und wollte ich mir keine Gedanken machen.

Ich schickte auch noch Will ein Selfie und schrieb ihm ein großes Dankeschön, während ich mit dem Sandwich in der Hand weiter durch den Raum hüpfte und mir alles anschaute. Mrs. Ramirez hatte einen wirklich ausgezeichneten Geschmack und ich sollte jetzt bereits die antiken, teuren Kunststücke wegräumen, bevor ich noch etwas umschmiss. Was bei meinem derzeitigen Glück recht schnell passieren würde.

Das Erste, was ich nach dem Essen machen wollte, war, meinen Koffer auszupacken und ein Bad in dieser gigantischen Badewanne zu nehmen, die ich bei meinem ersten Blick in mein Zimmer entdeckt hatte. Mal sehen, vielleicht würde ich die nächsten Wochen durchgängig in dem Badezimmer aus goldenem Marmor verbringen? Ich musste nur zwischendrin einmal raus, um Jack sein Essen zu machen und ausgiebig mit ihm zu spielen. Endlich hatte das Karma es wieder gut mit mir gemeint. Meine Mom hatte schon immer gesagt, dass ich ein Glückskind war, und vielleicht konnte ich ihr diese Aussage endlich wieder glauben. Jack saß auf der frei stehenden Kochinsel und beäugte mich mit schiefem Kopf. Ich vollführte eine besonders schnelle Drehung, während ich mir den letzten Rest des Sandwiches in den Mund stopfte und mitten in der Bewegung innehielt. Großer. Gott. Großer Adonis, um genau zu sein!

Zum ersten Mal fiel mein Blick durch die Fensterscheiben nach draußen. Durch die wunderschöne Einrichtung und die gesamte Atmosphäre hatte ich mich völlig blenden lassen. Das Gebäude war wie ein L errichtet worden. Das bedeutete, dass ich von meinem Apartment direkt in das gegenüberliegende hineinsehen konnte. Und nicht nur das, der Besitzer hielt von dem Wort Privatsphäre oder Gardinen rein gar nichts. Mein Mund klappte auf, als ich sah, wie er oberkörperfrei, nur mit einer tief sitzenden Jeans auf den schlanken Hüften, durch seine Wohnung schlenderte. Sie war ähnlich wie die von Mrs. Ramirez mit dem Unterschied, dass sie noch größer und ein wenig anders geschnitten war. Ich konnte nicht nur einen perfekten Blick in sein Wohnzimmer und die offene Küche werfen, sondern sah einen Teil seines Schlafzimmers. Der Mann störte sich nicht daran, dass jeder auf meiner Seite ihn beobachten konnte. Stattdessen ging er weiter, drückte sein Handy fest an sein Ohr und sagte irgendetwas, während seine Augen auf den Boden gerichtet waren. Mein Blick wanderte von seinen muskulösen Bauchmuskeln über seine breite Brust, bis zu seinem Bizeps, der sich unglaublich unter dem Griff seines Telefons anspannte. Dieser Mann war ein Gemälde, dazu geschaffen, ihn anzusehen. Deshalb verspürte ich auch keine Scham. Im Gegenteil. Seine Schritte strahlten pure Arroganz aus, die mich sofort anzuziehen schien. Während er weitersprach, fiel mein Blick auf seinen Mund. Volle Lippen, perfekt geschwungen und dazu gemacht, zu küssen. Anschauen konnte ich ihn, aber mir war absolut klar, dass dieser Mann, so wie er sich bewegte, wie er sprach und dabei seine dunklen Brauen runzelte, wusste, wie er auf andere wirkte. Vor allem auf Frauen. An so einem Exemplar von einem Mann konnte man sich nur die Finger verbrennen.

Plötzlich lief er zur Tür, das Handy immer noch am Ohr. Er öffnete sie und davor erschien eine Frau, die ihn unverhohlen angrinste. Sie war genauso atemberaubend wie er und beide bildeten ein perfektes Paar. Er ließ sie mit einem Nicken hinein und schloss die Tür. Die Frau stolzierte auf unfassbar hohen Hacken in die Wohnung, während er sich mit dem Po gegen die Küchenanrichte lehnte und sie dabei beobachtete. Ihr Blick wanderte in die andere Richtung, aber sie wusste ganz genau, dass er sie anschaute. Langsam öffnete sie ihren schwarzen Mantel und streifte ihn sich von den Schultern. Er rührte sich nicht, während der Stoff hinabglitt und sie nur noch in Unterwäsche vor ihm stand. Dafür schnappte ich nach Luft. Gemächlich drehte sie sich zu ihm um und sein Grinsen wurde wölfisch. Er nickte und redete weiter, aber anscheinend eher zu dem Jemand am Telefon, denn die Frau antwortete nicht. Mein Herz raste und meine Hände wurden feucht, als sie auf ihn zulief und vor ihm auf die Knie ging.

Ich wusste, an diesem Punkt war es falsch, weiter zuzusehen, doch ich konnte mich genauso wenig rühren.

»Oh, Jack, wusste dein Frauchen von dieser Showeinlage?«, flüsterte ich, als könnten die beiden auf der anderen Seite mich hören. Doch das taten sie ganz bestimmt nicht, denn sie waren viel zu sehr in ihr Spiel vertieft. Die Frau strich ihm mit den Fingernägeln über den Ansatz seiner Bauchmuskeln, wodurch sie sich noch enger anspannten und deutlich hervortraten. Er packte ihre Finger und legte sie sich auf die Hose. Er wusste genau, was er wollte. Als sie langsam seinen Reißverschluss nach unten zog, konnte ich mich endlich aus meiner Starre befreien und wandte mich ab.

»Ich gehe baden, Jack, und versuche, mir die Augen mit Seife auszuwaschen, um diesen Anblick aus meinem Gedächtnis zu bekommen«, murmelte ich und fächelte mir Luft zu. Mit so einer Show hätte ich als Letztes gerechnet. Alles andere in dieser Wohnung war phänomenal, aber ich hoffte, dass mein heißer Nachbar diese Vorstellung nicht zu häufig abzog.

2

Baron

Ich machte mir nicht die Mühe, mir etwas anzuziehen, und schlenderte nach dem Aufwachen in Boxerbriefs in die Küche. Nickis Besuch gestern war ungeplant, aber erfreulich gewesen. Auch wenn ich ihr nahelegen musste, dass sie sich in Zukunft keine Hoffnungen machen sollte, von mir ohne Verabredung empfangen zu werden. Aber gestern war ein harter Tag gewesen und die Entspannung durch ihre Lippen kam mir gerade recht.

Ich stellte eine Tasse unter den Ausguss und drückte auf den Knopf der Kaffeemaschine. Dampfender bernsteinfarbener Kaffee floss duftend in den Becher und ich fuhr mir durchs Haar, während ich nach draußen schaute. Mir war bewusst, dass mich die meisten Bewohner der Wohnungen auf der anderen Seite sehen konnten. Und genauso bewusst war es mir, dass Nickis Anwesenheit und ihr Blowjob am Küchentresen gesehen werden konnten. Ich war kein Exhibitionist, es war mir schlicht egal, wer mich dabei beobachte, wie ich mir Frühstück machte oder eine Frau auf meinem Küchentisch nahm.

Langsam, aber sicher löste der Herbst den Sommer ab, was in New York City einen Schwall von Touristen anschwemmen ließ. Bei guten achtzehn Grad und rotgoldenen und orangegelben Blättern, die die Stadt in Farbe tauchten, konnte ich ihnen das nicht mal verdenken. Auch ich war damals im Herbst hierhergekommen mit Ideen und Träumen im Gepäck, die locker für zwei Leute gereicht hätten. Und nun war ich einer der reichsten Männer der Stadt und ständig in der Forbes oder anderen Magazinen zu sehen. Es war lächerlich, dass an verschiedenen Stellen lebensgroße Plakate von mir zu sehen waren, und trotzdem empfing ich die Annehmlichkeiten, die es mit diesem Ruhm dazu gab, liebend gerne. Wieso auch nicht? Ich hatte verdammt hart dafür gearbeitet und tat es noch immer.

Die Kaffeemaschine verstummte, ich nahm meine Tasse und stellte mich an die raumhohen Fenster. Auch ich hatte eine ziemlich gute Aussicht, vor allem in die gegenüberliegende Wohnung. Nicht dass mich ein Blick auf die alte Dame mit ihrer schwarzen Katze gereizt hätte, doch heute fanden meine Augen etwas anderes. Hatte Mrs. Ramirez eine Enkelin, die zu Besuch war?

Ich erkannte hellblondes Haar und endlos lange Beine in kurzen Shorts, die man kaum unter dem weiten Shirt mit Aufdruck der New York Knicks sehen konnte. Man hätte sich vorstellen können, sie wäre nackt unter dem Stoff. Fuck. Sie schlenderte aus dem Flur in das Wohnzimmer, kraulte den Kater, der lang gestreckt auf der Couch lag, und schlurfte weiter in die Küche. Plötzlich blieb sie stehen und ihr Gesicht ruckte zu mir. Oh. Sie war ziemlich heiß und starrte mich aus ihren großen Augen an. Hatte sie mich gestern schon bemerkt? War sie unfreiwillige Zuschauerin geworden? Und hatte es ihr gefallen?

Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Ich stützte mich am Fenster ab und konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden. Wir starrten uns über die Entfernung an und ich hörte förmlich, was in ihrem hübschen Köpfchen vor sich ging. Und auch ich hatte Fragen. Viele Fragen. Seit wann wohnte sie dort? Und vor allem, wie lange blieb sie?

Mein Smartphone klingelte und ich seufzte auf. Es war gerade mal acht Uhr morgens, aber meine Entwicklungsfirma für Computerspiele stand kurz vor einer bombastischen Veröffentlichung. Es gab so viel zu tun, dass ich meine Energie in den letzten Wochen nur aus Kaffee, Energydrinks und heißen One-Night-Stands gezogen hatte. Selbst heute Nacht hatte ich bis drei Uhr mit meinem Laptop im Bett gelegen und Dinge für den Release vorbereitet. Eher gesagt hatte ich die meisten Dinge an meine Mitarbeiter delegiert, aber ich war der Typ, wenn ich es selbst machen konnte, dann tat ich es.

Goldlöckchen stand immer noch wie ein Reh im Scheinwerferlicht mitten im Wohnzimmer. Ich nahm mein Handy von der Theke und drehte mich von ihr weg. So konnte ich ebenfalls nicht denken.

»Guten Morgen, Mr. Spencer!«, sagte meine Assistentin Betty gut gelaunt.

»Wunderschönen guten Morgen«, erwiderte ich und trank einen Schluck Kaffee. Ich spürte die Blicke meiner neuen Nachbarin im Rücken, doch ich unterdrückte den Drang, mich zu ihr umzudrehen, und schlenderte zum Esstisch. »Was gibt es, Betty?«, fragte ich und nahm Platz. Mit dem Finger zeichnete ich die tiefen Furchen meines Echtholztisches nach.

»Ich wollte wirklich nicht so früh stören, aber wir haben ein Problem.«

Seufzend lehnte ich mich zurück. »Es gibt keinen Satz, den ich lieber von meiner Assistentin höre«, erwiderte ich.

»Es tut mir leid. Ed und sein Team haben immer noch Probleme mit dem einen Programmierfehler im Spiel. Die Eventfirma, die wir beauftragt haben, ist insolvent gegangen und …«

»Sprechen Sie nicht weiter, ich bin schon unterwegs.«

»Bis gleich.«

»Bis gleich.« Ich legte auf und erhob mich. Bevor ich in mein Schlafzimmer ging, um mich umzuziehen, ließ ich es mir nicht nehmen, mich noch einmal zu der anderen Wohnung umzudrehen. Leider war das Wohnzimmer, bis auf die Katze auf der Couch, leer. Aber ich war mir sicher, das war nicht das letzte Mal, dass wir uns gesehen hatten.

3

Grace

»Nicht dein Ernst?«

Ich klemmte mein Handy zwischen meiner Schulter und meinem Ohr ein, während ich durch die Schallplatten flippte. Ich liebte alte Dinge, deshalb war mein liebster Aufenthaltsort das Antiquitätengeschäft in der Upper West Side. Allein der Geruch und die Geschichten, die sich diese Gegenstände erzählten, waren es wert, hinzuhören. Mein Finger strich über eine abgerissene Ecke einer Verpackung.

»Doch, glaube es mir, Will, ich habe alles gesehen. Na gut, ich hätte, wenn ich geblieben wäre.«

»Wieso bist du es nicht?«

»Bist du noch bei Verstand oder haben dich Cecilias Blumendämpfe benebelt?« Will und Cecilia waren das absolute Traumpaar seit unserer Highschoolzeit. Wir waren mindestens genauso lange befreundet, auch wenn ich mich häufig wie das fünfte Rad am Wagen fühlte. Die beiden waren unglaublich süß miteinander und stritten sich nie. Na gut, vielleicht nur wenn Ceci wieder eine ihrer neuen Blumen anschleppte. Ihre Wohnung glich einer Gärtnerei. Hin und wieder hatte ich ihnen einen Typen vorgestellt, den ich datete, aber die beiden wussten sofort, wer zu mir passte und wer nicht. Blöd, dass nie ein geeigneter Kandidat dabei gewesen war und sie immer richtig gelegen hatten. Irgendwie hatte ich einen Hang zu Arschlöchern.

»Nein im ernst, anscheinend will der Kerl ja, dass du ihn beobachtest, und du hast gesagt, er ist heiß.«

»Wie die Hölle«, antwortete ich und nahm eine Schallplatte aus dem Stapel. Hatte Mrs. Ramirez einen Schallplattenspieler in ihrem Apartment? Wahrscheinlich nicht. Verdammt, meine Sachen waren, seit ich aus meiner Wohnung ausziehen musste, eingelagert und ich kam nicht an meinen Spieler dran.

»Dann genieß die Show und freue dich, dass das Glück endlich wieder auf deiner Seite ist«, riss mich mein bester Freund zurück aus meinen Gedanken. Ich steckte die Platte zurück. Eigentlich hatte ich ohnehin keine Kohle, um mir etwas zu kaufen. Auch wenn für Essen gesorgt war, hatte mir meine ehemalige Geschäftspartnerin nicht nur ein zerstörtes Unternehmen zurückgelassen, sondern auch einen schönen, großen Berg Schulden.

»Ja, vielleicht hast du recht. Er hat sich förmlich direkt vors Fenster gestellt. Und heut morgen … Du hättest seinen Blick mal sehen müssen. Er weiß genau, wie scharf er ist, und denkt, dass jede Frau bei seinem Augenaufschlag schwach wird.«

»Dann nimm ihn dir und lass dich ablenken.«

»Gott, nein. Ich hab genug Probleme und keine Lust, eine weitere Kerbe an irgendeinem Bettpfosten zu sein.«

Ich schlenderte weiter und nahm mein Smartphone wieder richtig in die Hand. »Ich konzentriere mich auf Jack und kümmere mich darum, nach dem Sitterjob irgendwo etwas Festes zu bekommen.«

»Das klingt nach einem vernünftigen Plan. Ein wenig langweilig, aber vernünftig.«

»Mittlerweile mag ich langweilig.«

»Das ist aber nicht die Grace, die ich kenne.«

Ich verdrehte die Augen, auch wenn Will es nicht sehen konnte. Als ich die Möbelstücke im hinteren Teil des Ladens erreicht hatte, bewunderte ich einen roten Samtsessel mit geschwungenen Lehnen, die aussahen wie Löwentatzen. Ich liebte diesen Schnickschnack. Meine alte Wohnung war voll davon gewesen. Und sofort packte mich wieder der alte Schmerz und ließ mich kaum atmen. Shit. »Die Grace, die du kennst, hätte sich sofort auf ihren heißen Nachbarn eingelassen. Aber die Grace, die du kennst, ist auch pleite gegangen, weil sie zu gutgläubig war.«

Diesmal war es Will, der seufzte. »O scheiße, mein Chef kommt gerade rein«, flüsterte er. »Ich melde mich später noch mal bei dir, bye!«

Ich öffnete den Mund, um ein Bye nachzuschieben, da hatte Will bereits aufgelegt und ich ließ das Handy sinken.

»Heilige Affenkacke«, entwich mir, als ich nach oben, direkt in ein paar flaschengrüner Augen schaute.

Der Mann, der vor mir stand, grinste über das gesamte hübsche Gesicht. Hölle, aus der Nähe war er noch atemberaubender. Er trug ein weißes Longsleeve mit V-Ausschnitt, das an den genau richtigen Stellen eng war und seine schmalen Hüften locker umspielte. Darunter lässige Jeans, die zwar aussahen, als wären sie hundertmal getragen worden, doch man gleichzeitig erkennen konnte, dass sie teurer waren als der Inhalt meines gesamten Kleiderschrankes. Sein kantiger Kiefer war von einem Dreitagebart bedeckt und nun konnte ich auch sehen, dass sein volles Haar nicht einfach nur braun war. Es war ein sattes Kaffeebraun, dichte Strähnen, in denen man perfekt seine Hände vergraben könnte.

Ich schluckte. Wie viel hatte er von meinem Gespräch mit Will gehört? Und was zum Teufel tat er hier, in meinem Lieblingsantiquitätenladen?

»Zum einen ist dieser Händler auch mein Lieblingsladen«, antwortete er mit einer Stimme wie rauer Samt. Hatte ich meine Fragen etwa laut ausgesprochen? Großartig! Das passte mal wieder zu mir! »Und zum anderen …«, er senkte die Tonlage und lehnte sich ein ganz klein wenig vor zu mir. In seinen grünen Augen tanzte der Schalk. »Jedes. Einzelne. Wort.«

Ich schloss die Lider und verzog das Gesicht, als hätte ich Schmerzen. Was genau genommen sogar der Fall war. Wo war dieses Loch im Boden, wenn man es brauchte?

»Es tut mir leid«, erwiderte ich und schaute ihn erneut an. Allein ihn anzusehen, ließ ein tief vergrabenes Gefühl in meinem Innern erwachen, das mich anschrie, ihn mir zu nehmen. »Ich war vielleicht ein wenig laut.«

»Ein wenig«, antwortete er amüsiert und lachte leise.

»Es war nicht meine Absicht, dich zu kränken«, sagte ich und sein Grinsen wurde nur umso größer.

»Oh, du hast mich nicht gekränkt, Goldlöckchen, im Gegenteil. Gut zu wissen, wie heiß du deinen neuen Nachbarn findest.«

Und wieder jagte eine Welle Scham durch mich hindurch.

---ENDE DER LESEPROBE---