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Die weltberühmte Pilotin Amelia Earhart ist zu Besuch in Mydworth und sammelt dort Geld für eine spektakuläre Flugshow, auf der nur weibliche Pilotinnen auftreten sollen. Lady Lavinia ist ein großer Fan der beeindruckenden Fliegerin und auch Kat und Harry sind sehr gespannt auf die Show. Doch es gibt offenbar jemanden, der diesen Auftritt mit allen Mitteln zu sabotieren versucht. Als Amelia nur knapp einem heimtückischen Anschlag auf ihr Leben entgeht, zögern Lord und Lady Mortimer keinen Moment und setzen alles daran, die Pilotin zu schützen.
Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver - das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste Seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre - für Fans von Babylon Berlin, Downton Abbey und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.
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Seitenzahl: 151
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
MYDWORTH – Ein Fall für Lord und Lady Mortimer. Die Serie
Über diese Folge
Die Hauptfiguren
Über die Autoren
Titel
Impressum
1. Ein idealer Tag zum Fliegen
2. Nur noch ein Flug
3. Vom Himmel gefallen
4. Willkommen in Sussex
5. Sabotage
6. Der ein oder andere Verdacht
7. Wo ist Amelia?
8. Eine Sorge mehr
9. Hohe Einsätze
10. Eine unerwartete Vorführung
11. Eine heikle Situation
12. Es wird Nacht in Mydworth
13. Ein echter Mydworth-Krimi
14. Nächtliche Geheimnisse
15. Die Flugshow geht weiter
16. Die Kammer des Butlers
17. Das Rennen ihres Lebens
18. Bon Voyage!
In der nächsten Folge
Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver – das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste ihrer Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre – für Fans von Metropolis Berlin, Downton Abbey, und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.
Die weltberühmte Pilotin Amelia Earhart ist zu Besuch in Mydworth und sammelt dort Geld für eine spektakuläre Flugshow, auf der nur weibliche Pilotinnen auftreten sollen. Lady Lavinia ist ein großer Fan der beeindruckenden Fliegerin und auch Kat und Harry sind sehr gespannt auf die Show. Doch es gibt offenbar jemanden, der diesen Auftritt mit allen Mitteln zu sabotieren versucht. Als Amelia nur knapp einem heimtückischen Anschlag auf ihr Leben entgeht, zögern Lord und Lady Mortimer keinen Moment und setzen alles daran, die Pilotin zu schützen.
Sir Harry Mortimer (32) kehrt nach langer Zeit im Ausland in seinen Heimatort Mydworth zurück. Der Sohn der wohlhabenden englischen Adelsfamilie hat als Pilot im Ersten Weltkrieg gekämpft und war danach zehn Jahre offiziell im diplomatischen Dienst tätig – in Wirklichkeit aber arbeitete Harry für den britischen Geheimdienst. Bei einem Einsatz in Kairo trifft er die wunderschöne Amerikanerin Kat Reilly, die ebenfalls verdeckt für ihre Regierung arbeitet. Die beiden verlieben sich und heiraten nach einer stürmischen Romanze. Das ungleiche Paar beschließt, zusammen nach England zu ziehen, um zur Ruhe zu kommen und sich dort ein beschauliches Leben aufzubauen. Aber es kommt anders als geplant …
Kat Reilly (32) kommt aus einer anderen Welt als ihr adliger Ehemann. Sie stammt aus New York und ist in ärmlichen Verhältnissen in der Bronx aufgewachsen. Aber sie ist tough, intelligent und abenteuerlustig. Sie erkämpft sich ein Stipendium an der Universität, arbeitet im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester auf den Schlachtfelder Frankreichs und wird dann vom amerikanischen Außenministerium rekrutiert. Ihr scharfer Humor und ihre modernen Ansichten bringen frischen Wind in das verschlafene Mydworth. Aber an ihre Rolle als Lady Mortimer muss sie sich erst noch gewöhnen …
Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.
Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u. a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen.
Seit 2013 schreiben das transatlantische Duo Matthew Costello und Neil Richards die Serie CHERRINGHAM, in der inzwischen 34 Folgen erschienen sind. MYDWORTH ist ihr neues gemeinsames Projekt.
MATTHEW COSTELLONEIL RICHARDS
Countdown im Cockpit
Aus dem Englischen von Sabine Schilasky
beTHRILLED
Deutsche Erstausgabe
»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Titel der britischen Originalausgabe: «Mydworth Mysteries – Danger in the Air«
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Julia Feldbaum
Lektorat/Projektmanagement: Kathrin Kummer
Covergestaltung: Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © faestock / Shutterstock | © Neyya / Istock | © fotoslaz / Getty Images | © Artem Makovskyi / Getty Images | © leskas / Getty Images | © Tarzhanova / Getty Images | © valio84sl / Getty Images
eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 978-3-7325-7322-6
www.be-ebooks.de
www.lesejury.de
Amelia Earhart blinzelte zum tiefblauen Himmel hinauf. Die Sonne strahlte ihr blendend entgegen. Konnte es einen herrlicheren Tag in England geben?
Und sie wäre bald dort oben, sobald alle Formalitäten am Boden geklärt waren. Vor dem anstehenden Radiointerview graute ihr ein bisschen. Ein Gefühl, das seltsamerweise nie in ihr hochkam, wenn sie ein Flugzeug steuern sollte. Doch hier vor dem BBC-Mikrofon zu stehen, abzuwarten, während eine leise Brise ihr kurzes Haar durcheinanderbrachte, machte ihr Angst.
Eigentlich wollte sie nur rüber zu Firefly von Sandbourne Aviation gehen, sich in die Einsitzermaschine schwingen und abheben. Denn darum ging es doch, oder nicht? Loszufliegen, als dürfte sie endlich entkommen – nicht bloß dem Ort, den Menschen, den Pflichten und Erwartungen – nein, dem ganzen Planeten.
Dort oben sah alles anders aus. Weit weg und so wunderschön. Das normale Leben unten ging weiter, während sie hoch oben über allem dahinsegelte.
Was gab es Besseres?
Doch fürs Erste musste Amelia warten, solange der gnomenhafte Techniker von der BBC mit einer schwarzen Apparatur herumdokterte, irgendwelche Kabel einsteckte und alles bereit machte, um ihre Worte vor dem Abflug einzufangen. Dabei wurde er von einem ungeduldigen Rundfunkreporter mit Eulenaugen überwacht, der das Liveinterview mit ihr führen sollte und ihr zuversichtlich zuwinkte.
»Alles bereit, Miss Earhart!«, fragte er. »Gleich geht es los.«
Amelia nickte. Sie verspürte ein Grummeln im Bauch.
Rechts von ihr befand sich eine Zuschauermenge, die ihren Abflug sehen wollte. Der Great Western Aerodrome, nur wenige Meilen westlich von London, bestand wie die meisten englischen Flugplätze, die sie bisher auf dieser Reise gesehen hatte, aus kaum mehr als einem grasbewachsenen Feld und ein paar Hangars. Doch anscheinend hatte man hier Großes vor. Was an diesem sonnigen Morgen schwer vorstellbar war, denn hier standen nur wenige andere Doppeldecker, und es gab weit und breit keine Chance auf einen anständigen Kaffee.
Sie blickte nach links. Dort thronte der leuchtend gelbe Rolls-Royce von Sandbourne, der amerikanischen Firma, die ihre Reise gesponsert hatte.
Und an der Haube, den Filzhut nach hinten geschoben und mit einer Zigarette in der Hand, lehnte Wallace Smythe, der Handelsvertreter von Sandbourne, den man ihr aufgenötigt hatte. Seine Daseinsberechtigung schien darin zu bestehen, so viel wie möglich von den Einnahmen ihrer landesweiten Tour abzugreifen.
Bereits zu Hause hatte Amelia bei ihren ersten Reisen durch die Provinz keinem richtig vertraut, die Flüge, den Zeitplan und die Aufenthalte zu arrangieren. Doch bei dieser Tournee durch England war ihr nichts anderes übrig geblieben. Man hatte ihr gesagt, dass Smythe unverzichtbar wäre. Angeblich gäbe es ohne ihn keine Buchungen, keine Tour und vor allem keine Geldgeber.
Amelia fragte sich, wessen Taschen er außer seinen eigenen noch füllte, als sie ihn in seinem durchgeschwitzten Hemd beobachtete, das sich über den dicken Bauch spannte. Er wirkte so elend, wie ein Mann bei dieser Hitze nur wirken konnte.
Eine weitere Zuschauerin, gleich hinter dem Rolls, war Amelias Schwester Muriel, die seit der Kindheit von der Familie nur »Pidge« genannt wurde. Und ziemlich dicht neben ihr stand der amerikanische Journalist Ronald Greene. Sein Auftrag lautete, regelmäßig Berichte über Amelias Englandreise zu verfassen. Allerdings hatte er auch ein recht großes Interesse an Pidge entwickelt. Er war gut aussehend, dunkelhaarig, mit einem charmanten Lächeln und … Wie hieß das noch gleich? Ach ja … aalglatt.
Sie war nicht sicher, wie sie sein Interesse an ihrer Schwester fand.
»Na gut«, sagte der Radiojournalist, der herbeigeeilt kam, um das tellergroße Mikrofon einzurichten. »Fast fertig, Miss Earhart!«
Amelia nickte. Je schneller das hier vorbei war, desto eher konnte sie abheben – hinauf in den fantastisch blauen Himmel.
»Und wir sind live in fünf, vier, drei …«
Der Journalist hielt die Finger in die Höhe und zählte an ihnen den Countdown ab, bis sie »live« waren.
Amelias Bauch verkrampfte sich. Das passierte ihr in der Luft nie.
»Zwei, eins … und …«
Nun beugte der Reporter sich zum Mikrofon. »Liebe Hörerinnen und Hörer, wir senden live von Londons berühmtem Great Western Aerodrome, und bei uns ist die weltbekannte Fliegerin Amelia Earhart! Miss Earhart, möchten Sie unsere Zuhörer begrüßen?«
Amelie nickte und kam sich furchtbar blöd vor. Die Leute vor ihren Radioapparaten konnten sie schließlich nicht sehen.
Warum ist das alles so schwer?
»Oh ja! Guten Tag an alle!«
»Sehr schön! Können Sie unseren Zuhörern erklären, wie es dazu gekommen ist, dass Sie dieses wunderbare britische Flugzeug kreuz und quer durch England fliegen?«
»Ah, na ja, ich, äh, schätze mich sehr glücklich, dass Sandbourne Aviation mir die Firefly geliehen hat, und bin die letzten zwei Wochen mit ihr durch Ihr schönes Land geflogen …«
»Sie sind aber nicht in Ihrem eigenen Flugzeug hergekommen, nehme ich an? Da dürfte dann doch der Große Teich im Weg gewesen sein, oder?«
»Nein, ja, ich bin nicht allein über den Atlantik geflogen – bisher zumindest. Aber keine Sorge, das werde ich bald nachholen!«
»Großartig, hervorragend! Und Sie widmen diese Reise einem ganz besonderen Vorhaben, nicht wahr? Können Sie unseren Zuhörern davon erzählen?«
Das konnte Amelia beantworten, und es lag ihr sehr am Herzen. »Ja, ich sammle Spendengelder für die ›Ninety-Nines‹.« Sie stockte. »D…das ist ein neuer Verband aller Pilotinnen weltweit. Der erste überhaupt!«
»Wunderbar. Ich bin sicher, dass unsere Hörerinnen, die sicher und gemütlich zu Hause sitzen, Ihren Mut und Ihre Entschlossenheit bewundern.«
Amelia blickte sich nach dem wartenden Flugzeug um.
»Ich finde es wichtig, dass Fliegen für Frauen und Mädchen überall zugänglich wird und …«
»Und was halten Sie von der Firefly?«, unterbrach der Reporter sie, der eindeutig nicht mehr über die »Ninety-Nines« oder Pilotinnen überhaupt hören wollte. »Britische Ingenieurskunst vom Feinsten, was?«
Unwillkürlich schaute sie sich wieder nach der Maschine um, an der die letzten Sicherheitsüberprüfungen stattfanden. Der Tankwagen fuhr gerade weg.
»Oh, dieses Flugzeug fliegt sich herrlich«, sagte Amelia. »Sehr gut zu steuern und schnell. Sechzehn Zylinder, Luftkühlung, dreihundert PS, Kompressoraufladung und …«
»Mächtig interessant, keine Frage. Es muss furchtbar für Ihre Frisur sein!«
»Eigentlich nicht, ich trage …«
»Also, Miss Earhart, verraten Sie uns, wohin Sie Ihre spannende Tour als Nächstes führt?«
»Es geht nach Sussex zu einer letzten Flugshow am Wochenende, und dann …«
»Zurück nach New York auf einem unserer großartigen Cunard-Schiffe, wie ich hörte?«
»Äh, ja. Am Sonntag.«
»Hervorragend! Nun, für mich klingt es ganz so, als hätten Sie das Beste von England gesehen. Mögen diese entzückenden femininen Hände noch lange über den Ozean hinweg wirken!«
Amelia nickte und sah, wie der Reporter zum Mikrofon zeigte.
Sie beugte sich vor. »Ja, danke. Und vielen Dank an alle, die mich so nett umsorgt haben.«
»Wunderbar! Tja, liebe Zuhörer, das wäre es vom Great Western Aerodrome. Wir wünschen der fabelhaften Amelia Earhart ›Bon Voyage‹!«
Und die Tortur ist überstanden.
Endlich durfte sie in die Luft.
Irgendwas Interessantes, Harry?«
Sir Harry Mortimer saß in einem Liegestuhl im Garten des Dower House. Es war ein schöner Morgen, um eine Kanne Tee und die neuesten Nachrichten zu genießen.
Kat hatte ihre Gartensachen an und nahm es mit einigen Sträuchern und Hecken auf.
Wie häuslich, dachte er.
»Ach, das Übliche. Der König, Gott schütze ihn, ist immer noch recht kränkelnd. Anscheinend sind China und Russland im Begriff, einen Krieg anzuzetteln. Oh … und es gab einen ziemlich eindrucksvollen Aufstand in einem eurer New Yorker Gefängnisse.«
»Tja, was gute Aufstände angeht, kann man immer auf uns New Yorker zählen.«
»Ich glaube, so was hat auch schon in eurem Unabhängigkeitsbestreben eine Rolle gespielt. War da nicht irgendwas mit Tee und dem Bostoner Hafen?«
Sie lachte, kam zu ihm und setzte sich auf den gusseisernen Stuhl ihm gegenüber. Auf ihrer Wange prangte ein kleiner Schmutzfleck. Er wirkte bezaubernd.
»Irgendwelche Neuigkeiten aus Kairo?«, fragte sie.
»Kleinere Unruhen.«
»Manchmal fehlt mir die Stadt, dir nicht?«
»Die Stadt und die Menschen? Oh ja, tun sie. Das Essen übrigens auch. Aber die Geheimnisse und Komplotte? Nein. Man gebe mir meinen englischen Garten und meine amerikanische Frau, und ich bin rundum glücklich.«
»Wäre ich nicht so schmutzig, würde ich dich dafür küssen.«
»Oh, lass dich von ein wenig Erde nicht bremsen!«
Sie lächelte.
Was ist mit Kat? Ist ihr das Leben hier zu gewöhnlich?
»Und du? Fehlen dir die Betrügereien an diesem reizenden Morgen?«
Kats Lächeln blieb.
Sehe ich da ein kleines Zögern?
»Nein. Ich meine, es war alles recht aufregend, aber ich muss sagen, Sir Harry, dass du mich hier bisher ausgezeichnet unterhältst.«
»In letzter Zeit war es doch nicht zu ruhig, oder?«
»So mag ich es.«
»Ich auch. Und ich muss sagen, dieses Wochenende könnte spaßig werden – mit der Hausparty und den einfliegenden Gästen.«
»Buchstäblich einfliegend«, sagte Kat. »Übrigens, hast du die Zeit im Blick? Müsste unser Ehrengast nicht bald eintreffen?«
Harry schaute auf die Uhr und setzte sich erschrocken auf.
»Himmel, ja, du hast recht. Mist, und ich dachte gerade, ich mache ein kleines Nickerchen.«
Kat räumte die Teesachen zusammen.
»Kommst du mit zum Herrenhaus?«, fragte Harry, der seine Times zusammenfaltete und half, die Sachen ins Haus zu bringen. »Wir könnten das Motorrad nehmen – das geht schneller.«
»Machst du Witze? Amelia Earharts Landung auf Mydworth Manor will ich auf keinen Fall verpassen!«
Da das große Mikrofon endlich weggeräumt worden war und alle offiziellen Verabschiedungen erledigt schienen, lief Amelia zum Rolls – dem leuchtend gelben, den sie sich erbeten hatte.
»Wenn wir Spaß haben wollen«, hatte sie zu den Chefs von Sandbourne gesagt, »dann richtig!«
Ihre jüngere Schwester plauderte noch mit Greene auf dem Rücksitz.
»Pidge, bist du so weit?« Sie warf dem Journalisten einen Blick zu. »Warum setzen Sie sich nicht nach vorn zu Mr Smythe?«
Sie hoffte, dass Greene den Wink verstand, auch wenn weder er noch ihre Schwester Anstalten machten, die Plätze zu wechseln.
»Wissen Sie, wo Sie hinmüssen?«, fragte Smythe, der hinterm Steuer saß.
»Ja, ich habe den Flugplan«, antwortete Amelia. »Mydworth Manor – klingt wie aus einem Roman.«
»Einem mit Happy End, hoffe ich. Dieses Wochenende steht viel auf dem Spiel.«
»Keine Bange, Smythe«, sagte Amelia. »Das ist mir klar.«
»Die Landebahn müsste markiert sein. Wir treffen ungefähr eine Stunde nach Ihnen dort ein.«
Sie blickte hinüber zu den wartenden Zuschauern. Die Kameras von Movietone und Pathé standen bereit.
»Ich muss los. Wie es aussieht, sind alle so weit.«
»Vergessen Sie nicht«, sagte Smythe. »Winken, lächeln, und machen Sie es dramatisch.«
Ihre Schwester lächelte. »Sei vorsichtig, Mellie!«
»Bin ich doch immer, Pidge.«
Smythe räusperte sich. »Ja, natürlich, Vorsicht ist immer geboten.«
Greene dachte an etwas anderes. »Aber falls Sie irgendwas Riskantes ausprobieren, Amelia, erzählen Sie es unbedingt hinterher mir und all unseren Lesern, ja? Nachdem Sie heil gelandet sind, versteht sich.«
Amelia bedachte ihn mit einem verhaltenen Lächeln, obwohl sie wenig für den Mann übrighatte.
Greene war die Pipeline für die Zeitungen in der Heimat.
Also muss ich nett zu ihm sein … zumindest ein wenig.
Nun drehte Amelia sich erneut zur Menge hinter der Absperrung, die auf ihren Start wartete.
Sie konnte es selbst kaum erwarten, an diesem perfekten Tag loszufliegen.
Es würde wundervoll werden, dessen war sie sich sicher.
Auf dem Weg zur Maschine knöpfte Amelia ihren Overall zu.
Sie wusste, dass dieser Gang – die mutige Frau, die allein auf eine dem Tod trotzende Maschine zumarschierte – immer gute Zeitungsfotos lieferte.
Manchmal sogar für die Titelseite.
Und Smythe wurde nicht müde, ihr zu erklären, dass Titelseiten Zeitungen verkauften und Zeitungen Interesse erzeugten. Und Interesse? Nun, das generierte Bargeld.
Sie wusste, dass er recht hatte. Bislang hatte diese fantastische Tour Tausende Pfund eingebracht, von denen achtzig Prozent an die »Ninety-Nines« und die Ausbildung anderer Frauen ging, damit auch diese den historischen Marsch in die Zukunft absolvieren konnten.
Alles dank Sandbourne, der Firma, die ihr den Prototyp eines neuen Jagdflugzeugs geliehen hatte – die Firefly. Sie wollten Publicity, genauso wie Amelia.
Es war ein idealer Tausch. Und das Flugzeug mit den aerodynamischen Linien war eindeutig eine Schönheit.
Trotzdem hatte sie als nächsten Flugzeugkauf eine ganz andere Maschine ins Auge gefasst: eine Lockheed Vega. Die zur Folge hätte, dass Amelia tief in den roten Zahlen landete. Aber dieses Flugzeug war das Geld wert, und sie konnte es kaum erwarten, damit zu fliegen. Damit konnte man vielleicht endlich mal den Atlantik überqueren. Nicht als Passagierin, sondern als Pilotin.
Als sie sich der Firefly näherte, stieg der Mechaniker aus dem Cockpit. Smythe hatte ihn besorgt und gesagt, Paddy O’Brien wäre einer der besten und ein alter Hase.
Tatsächlich war er gut, kannte die Maschine in- und auswendig. Doch als er Amelia vor zwei Wochen vorgestellt worden war, hatte sie sofort die blutunterlaufenen Augen bemerkt.
Und da sie die von ihrem Vater allzu gut kannte, war ihr sofort klar gewesen, womit sie es zu tun hatte: Paddy O’Brien war ein guter Mechaniker, ohne Frage, doch er trank auch gern einen über den Durst.
Als sie das Flugzeug erreichte, bückte Paddy sich und nestelte an den Schläuchen und Drähten unterm Cockpit herum.
»Alles klar, Paddy?«
»So gut wie, Amelia«, antwortete er, ohne zu ihr zu sehen. »So gut wie.«
Amelia nahm ihre Fliegerbrille und die Fliegermütze vom Sitz.
Sie setzte beides auf und blickte hinunter zu O’Brien, dessen Hände noch tief im Schlauch-Draht-Gewirr steckten.
»Gibt es ein Problem?«, fragte sie.
Der Mechaniker trat zurück, richtete sich auf und drehte sich zu ihr, wobei er sich die öligen Hände an einem Lappen abwischte.
Doch nun bemerkte sie einen Gesichtsausdruck bei ihm, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Nervosität.
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Die Treibstoffanzeige muckt.«
»Wie?«
»Ein bisschen willkürlich. Mal zeigt sie voll, dann wieder leer an.«