Mydworth - Intrigen an der Côte d'Azur - Matthew Costello - E-Book
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Mydworth - Intrigen an der Côte d'Azur E-Book

Matthew Costello

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Beschreibung

Eine Reise an die französische Riviera! Sir Harry erhält vom Innenministerium den Auftrag, nach Nizza zu reisen - Kat und er beschließen kurzerhand gemeinsam dorthin zu fahren. Das junge Ehepaar kann es kaum erwarten: Strahlender Sonnenschein, azurblauer Himmel, wundervolles Essen und rauschende Feste mit Blick auf die weltberühmte Bucht. Was für ein Abenteuer! Aber es kommt anders als erwartet, denn hinter der glamourösen Fassade der Stadt verbergen sich dunkle Geheimnisse. Und als Kat und Harry bei einem Erpressungsversuch um Hilfe gebeten werden, geraten sie selbst in tödliche Gefahr ...

Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver - das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste Seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre - für Fans von Babylon Berlin, Downton Abbey und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Seitenzahl: 165

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Serie_Buch_Charaktere_Autoren

Über die Autoren

Titel

1. Ein herrlicher Sonnenuntergang

2. Fremde im Zug

3. Die Côte d'Azur!

4. Wahre Liebe

5. Deux Boulevardiers

6. Wie man einen Schurken schnappt

7. Die Vorzüge eines Tourenmotorrads

8. Ein Überraschungsgast

9. Ein Ausflug in die Altstadt

10. Ein Abend im Casino

11. Ein nächtlicher Besuch

12. Ein sicheres Versteck

13. Wie man einen Erpresser schnappt

14. Die Wahrheit über eine ungewöhnliche Liebschaft

15. Immer dem Geld nach

16. Vom Geben und Nehmen

17. Das Ende der Vorstellung

18. Rückkehr nach Paris

In der nächsten Folge

Leseprobe

Impressum

MYDWORTH – Ein Fall für Lord und Lady Mortimer. Die Serie

Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver – das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste ihrer Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre – für Fans von Metropolis Berlin, Downton Abbey, und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.

Über diese Folge

Eine Reise an die französische Riviera! Sir Harry erhält vom Innenministerium den Auftrag, nach Nizza zu reisen – Kat und er beschließen kurzerhand gemeinsam dorthin zu fahren. Das junge Ehepaar kann es kaum erwarten: Strahlender Sonnenschein, azurblauer Himmel, wundervolles Essen und rauschende Feste mit Blick auf die weltberühmte Bucht. Was für ein Abenteuer! Aber es kommt anders als erwartet, denn hinter der glamourösen Fassade der Stadt verbergen sich dunkle Geheimnisse. Und als Kat und Harry bei einem Erpressungsversuch um Hilfe gebeten werden, geraten sie selbst in tödliche Gefahr ...

Die Hauptfiguren

Sir Harry Mortimer (32) kehrt nach langer Zeit im Ausland in seinen Heimatort Mydworth zurück. Der Sohn der wohlhabenden englischen Adelsfamilie hat als Pilot im Ersten Weltkrieg gekämpft und war danach zehn Jahre offiziell im diplomatischen Dienst tätig – in Wirklichkeit aber arbeitete Harry für den britischen Geheimdienst. Bei einem Einsatz in Kairo trifft er die wunderschöne Amerikanerin Kat Reilly, die ebenfalls verdeckt für ihre Regierung arbeitet. Die beiden verlieben sich und heiraten nach einer stürmischen Romanze. Das ungleiche Paar beschließt, zusammen nach England zu ziehen, um zur Ruhe zu kommen und sich dort ein beschauliches Leben aufzubauen. Aber es kommt anders als geplant ...

Kat Reilly (32) kommt aus einer anderen Welt als ihr adliger Ehemann. Sie stammt aus New York und ist in ärmlichen Verhältnissen in der Bronx aufgewachsen. Aber sie ist tough, intelligent und abenteuerlustig. Sie erkämpft sich ein Stipendium an der Universität, arbeitet im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester auf den Schlachtfelder Frankreichs und wird dann vom amerikanischen Außenministerium rekrutiert. Ihr scharfer Humor und ihre modernen Ansichten bringen frischen Wind in das verschlafene Mydworth. Aber an ihre Rolle als Lady Mortimer muss sie sich erst noch gewöhnen ...

Über die Autoren

Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.

Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u. a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte.

Seit 2013 schreiben das transatlantische Duo Matthew Costello und Neil Richards die Serie CHERRINGHAM, in der inzwischen 38 Folgen erschienen sind. MYDWORTH ist ihr neues gemeinsames Projekt.

MATTHEW COSTELLONEIL RICHARDS

Intrigen an der Côte d'Azur

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

1. Ein herrlicher Sonnenuntergang   

Percy Porter ging nach unten auf den staubigen Bahnsteig im Bahnhof von Cannes und hielt Abstand von der hektischen Menschenmenge. Er beobachtete das Bahnpersonal, das Flaggen schwenkte und pfiff, um den Zug loszuschicken.

Er zog seinen weißen Panamahut tiefer in die Stirn, um sich vor der Abendsonne zu schützen, und stützte sich auf seinen Spazierstock, eine Hand fest auf den silbernen Knauf gelegt.

Regungslos betrachtete er jedes noch so kleine Detail: die fernen schneebedeckten Alpen, den schwarz-weißen Qualm aus der Lokomotive, die plaudernden Menschen, die Aromen, die aus dem Ort herbeiwehten und sich mit Noten von Zigarrenrauch vermengten, den sich gen Westen rötenden Himmel mit dem satten Blau darüber.

Was für ein Idyll!

Und als der Zug mit kreischenden Rädern davonstampfte, drehte er sich um und ging hinunter in das Straßenlabyrinth, das ihn zum Meer führte, der Croisette und seinem Hotel.

Warum war mir nie klar gewesen, dass das Leben so sein konnte, dachte er, als er durch die belebten Straßen ging, in denen die Abendluft geschwängert war von Gerüchen, Bildern und Geräuschen.

Warum habe ich in meinen fünfzig Jahren auf Erden nie begriffen, was es bedeutet, wahrhaft glücklich zu sein ... bis jetzt?

Natürlich kannte er die Antwort auf diese Frage.

Ein Wort – und er lächelte, als er es leise aussprach: »Simone.«

Seine ganze Existenz ließ sich in das Leben vor und das Leben mit Simone aufteilen.

Bevor sie in seine Welt kam, waren seine Tage in England von grauen Wolken, nassen Kopfsteinpflastern und bitterkalten Stürmen bestimmt gewesen. Von lauten Fabriken, Abfüllanlagen, verqualmten Sitzungszimmern, diversen Bankschecks und brancheninternen Reibereien. Von endlosen Dosen Tomatensuppe, Eier-Kresse-Sandwiches und unzähligen Bechern von starkem Tee.

Eher ein Gefängnis als ein Leben.

Und nach seinem Arbeitstag? Seine Abende und Wochenenden hatte er bei stummen Abendessen mit seiner Frau Alice in ihrem düsteren Wohnzimmer in Nantwich Hall verbracht, wo die Monotonie nur von gelegentlichen langweiligen Dinners mit der Hälfte aller Bürgermeister Nordwestenglands und deren verkniffenen Frauen unterbrochen worden war – oder von förmlichen Nachmittagstees mit faden Vikaren und dussligen Aristokraten. Und natürlich waren Alice' hochnäsige Verwandte aus Südengland zu Besuch gekommen, die immerfort geklagt, kritisiert und sich über irgendwas beschwert hatten.

Was für ein Narr er gewesen war, solch ein Leben zu führen, wo dieses hier doch möglich war.

Das Leben mit Simone.

Ein freudvolles, traumhaftes Dasein bei unglaublich angenehmem Wetter, so viel köstlicherem Essen, leuchtenden Farben, charmanten Menschen. Und jeder Tag glich einem neuen Abenteuer vor der stets bezaubernden Mittelmeerkulisse.

Nun schlenderte er an Cafés und Geschäften vorbei, die er kannte, wechselte mit den Kellnern und Stammgästen mal ein fröhliches »Bonsoir«, mal ein höfliches »Monsieur«. Schließlich erreichte er die Croisette, jene lange Promenade, die sich an der Bucht von Cannes entlangzog. Er blieb stehen, tippte sich an den Hut und lächelte einem eleganten jungen Paar zu, das lachend Arm in Arm dahinlief – als würde er Seelenverwandte erkennen, die gleichfalls vom Zauber dieses Ortes eingenommen waren.

Das Paar erwiderte sein Lächeln, und er wusste, dass sie verliebt waren. Er vermutete sogar, dass sie mit dem Instinkt Liebender erkannten, wie wahrhaft und bis über beide Ohren verliebt er selbst war.

Verliebt in Simone. Allein der Gedanke ist ... schwindelerregend!

Er war verliebt in ihre braunen Augen, in ihr wissendes Lächeln, ihre schöne, weiche Haut, ihre grenzenlose Energie, ihre verrückten Ideen, ihre ernsten Gedanken, ihre sanfte Seele, ihr geschmeidiges Tanzen, ihren überragenden Gesang – und immer wieder diese Augen, die in seine blickten.

Er schaute über die Croisette, auf der es von hübschen Paaren bei ihrem Spaziergang vor dem Abendessen nur so wimmelte. Weiße Pferdekutschen rollten vorbei, und rhythmisches Hufgetrappel begleitete das sanfte Rauschen der nahen Palmen.

Das Meer hatte einen schimmernden Grünton angenommen, und im Westen brachte die untergehende Sonne den roten Stein des Esterel-Massivs zum Leuchten, als wäre er lebendig.

Percy sah nach Osten, vorbei an seinem Hotel, dem Carlton. Wären die Pointe Croisette und der Hafen nicht, könnte er womöglich bis nach Antibes blicken, wo Simone in diesem Moment gewiss schlafend auf ihrem von Seide bezogenen Bett lag und sich vor dem Dinner ausruhte.

Lächelnd erinnerte er sich an das süß duftende Apartment, das er erst vor einer Stunde verlassen hatte, und an das warme Bett.

Dann erschrak er – nur für eine Sekunde –, als er eine schroffe Stimme vernahm. Einen kurzen Moment lang glaubte er, es sei der harsche Klang seiner Frau Alice, der ihm wie ein Dolch ins Herzen fuhr.

Er drehte sich um, fürchtete, sie könnte tatsächlich hier sein, legte jedoch gleich erleichtert eine Hand auf sein Herz, denn es handelte sich um ein streitendes englisches Paar, das an ihm vorbeimarschierte. Der Mann starrte verdrossen auf das Pflaster, die Kinder gingen kerzengerade und brav in einer Reihe hinter den Eltern her.

Er lächelte. Natürlich war das nicht Alice. Sie sollte erst in einem Monat an die Riviera kommen.

Kein Grund, sich jetzt schon verrückt zu machen!

Ja, ihm blieb noch reichlich Zeit, sich eine Lösung für diese wundersame Wendung auszudenken, die sein Leben genommen hatte. Er musste überlegen, wie er es handhaben sollte.

Doch weil es zum Glück noch nicht so weit war, blickte er wieder zu der langen Reihe vornehmer Hotels mit den weißen Stuckfassaden. Es war Zeit für einen Drink.

Und wo könnte man den besser genießen als auf der Dachterrasse des schicken neuen Hotels, des Martinez!

Ja, es war teuer. Extrem teuer! Doch Percy war klar – auch weil seine liebe Simone es ihm immer wieder sagte: »Geld ist zum Ausgeben da – zum Genießen, mon chéri!«

Also schlenderte er auf das prächtige Hotel zu, dessen Front zum sich nun verdunkelnden Mittelmeer hinauszeigte, und fragte sich, welchen ihrer neumodischen Cocktails er heute Abend kosten sollte. Und er überlegte, ob er abends Wolfsbarsch in Salzkruste oder Hummer speisen würde.

Drei Stunden später und recht beschwipst – wen kümmert es? – schritt er durch die Drehtüren seines Hotels – zwei Runden, einfach zum Spaß – und ging über den Marmorboden auf die Rezeption zu.

»Monsieur Porter, Bonsoir«, sagte der Nachtportier.

»Mon cher Gaston, mein alter Freund, mein starker Fels in der Brandung«, sagte Percy und lehnte sich etwas wacklig an den Tresen, seinen Panamahut unter dem Arm. Er strahlte den jungen Mann in dem makellosen Anzug mit dem blanken Namensschild einige Sekunden lang an. »War es nicht ein herrlicher Sonnenuntergang?«

»Gewiss doch, Sir«, antwortete Gaston. »Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Tag?«

»Oh, sehr viel mehr als angenehm«, sagte Percy. Er trat zurück und vollführte eine Drehung. Eine Pirouette – genau wie Simone sie heute Morgen am Strand in Antibes gemacht hatte. »Mein ganzer Tag war ... berückend! Köstlich! Superbe! Genau genommen alles auf einmal!«

»Freut mich sehr für Sie, Sir«, sagte Gaston, und Percy sah ihn lächeln.

»Wünschen Sie Ihren Schlüssel, Sir?«

»Den Schlüssel?«, wiederholte Percy. »Aber, Gaston, die Nacht ist noch jung!«

Dann bemerkte er, dass ihm der Kopf ein wenig schwirrte. War der letzte Kognak vielleicht einer zu viel gewesen?

Der Gedanke an sein Bett wurde sekündlich verlockender.

Er schwankte leicht, als Gaston ihm seinen Zimmerschlüssel gab, der an einer riesigen Troddel hing, größer als die an den Vorhängen in Nantwich Hall.

»Oh, das hätte ich beinahe vergessen«, sagte Gaston. »Es ist Post für Sie da, Sir.«

Percy runzelte die Stirn, als der Portier einen großen braunen Umschlag aus einem Fach hinter sich nahm und ihn über den Tresen reichte.

Er betrachtete den Brief.

»An Monsieur P. Porter. Persönlich und vertraulich. Nur an den Empfänger auszuhändigen.«

Seltsam, dachte er. Er erwartete gar nichts. Das Büro hätte doch sicher angerufen, wären Verträge zu unterzeichnen. »Äh, haben Sie gesehen, wer ihn abgegeben hat?«, fragte er.

»Nein, Monsieur«, antwortete Gaston. »Da war ich noch nicht im Dienst.«

Percy drehte den Umschlag in seinen Händen. Plötzlich sagte ihm ein Gefühl, dass er ihn nicht hier öffnen sollte. Er klemmte ihn sich unter den Arm.

»Nun, das Leben steckt voller Überraschungen, mein Junge, meinen Sie nicht auch?«, fragte Percy.

»Durchaus, Sir.«

»Also, bonne nuit, mein Guter!«

»À vous aussi«, sagte Gaston.

Und Percy ging zum Aufzug. Er freute sich bereits darauf, die Herausforderung der Art-déco-Türen zu meistern.

Percy betrat sein Zimmer, schaltete das Licht ein und warf seinen Hut, den Stock, den Schlüssel und den Umschlag aufs Bett.

Die Balkontüren standen offen, und die Vorhänge wehten in der sanften Abendbrise.

Percy ging hinaus und betrachtete die strahlend schöne Aussicht auf das hell erleuchtete Cannes und den über dem tiefen schwarzen Meer aufgehenden Mond.

Dann löste er seinen Blick und nahm den Umschlag wieder in die Hand.

Was kann das nur sein? Ah ... vielleicht ein Geschenk von Simone!

Die Lasche war geschlossen und zusätzlich mit Klebeband fixiert. Sehr sicher! Percy zupfte ungeschickt an dem Klebeband, bekam das Ding aber nach einer Weile auf. Drinnen befanden sich allem Anschein nach Fotografien und ein einzelnes gefaltetes Blatt.

Er zog es heraus, schob es auseinander und sah ...

... kein Geschenk von Simone.

Die Nachricht war aus Lettern und Wörtern zusammengesetzt, die aus Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnitten worden waren. Und die simple Botschaft durchbohrte ihn wie ein Pfeil: ZWANZIGTAUSEND FRANCS MORGEN ODER DIE WERDEN VERÖFFENTLICHT.

Die? Auf einmal wurde Percy nervös. Was zum Teufel ...?

Mit zitternden Händen griff er erneut in den Umschlag und zerriss ihn versehentlich. Ein halbes Dutzend Fotografien fiel auf das Bett.

Entsetzt wich er zurück.

Die Aufnahmen von ihm und Simone erkannte er sofort. Sie waren in dieser Woche in Antibes gemacht worden.

Intime Aufnahmen. Ihre süßen Momente der Liebe zu einer Obszönität verzerrt!

Percy hielt sich die Hände vor die Augen, als könnte er so tun, als ob die Fotografien nicht existierten. Er stolperte rückwärts weg vom Bett, bis er gegen die Wand stieß. Nun zitterte er am ganzen Körper.

Das Glück des heutigen Tages verwandelte sich in Wut, Schmerz und Verzweiflung. Er hörte sein lautes Schluchzen, als käme es von jemand anderem, der gedemütigt klang.

Dieser andere bin ich.

2. Fremde im Zug  

Kat Reilly – dieser Tage in England weithin als Lady Katherine Mortimer bekannt – beobachtete, wie ihr Mann Harry mit einem erfreulichen Zischen eine Flasche Champagner entkorkte.

»Parfait!«, sagte er, befüllte zwei Kristallflöten und reichte ihr eine.

Noch perfekter wurde es, als sie das laute Pfeifen der Dampflok vernahm und fühlte, wie sich der berühmte und unfassbar luxuriöse »Train Bleu« mit einem Ruck in Bewegung setzte, um den Gare de Lyon in Richtung französische Riviera zu verlassen. Für eine junge Frau aus der Bronx war es ein recht eindrücklicher Moment.

»Ups!« Harry stützte sich mit einer Hand an der Wand ihres Schlafabteils ab. Dann erhob er sein Glas und stieß mit ihr an.

»À votre santé!«, sagte Kat, trank einen Schluck und setzte sich auf die gepolsterte Bank. »Mmh, köstlich.«

»Pommery. Nur das Allerbeste zum Auftakt des Urlaubs, nicht wahr? Oder sollte ich sagen – der Ferien?«

»Ferien werden es erst, wenn du deine letzten Besprechungen in Nizza abgeschlossen hast«, sagte Kat. »Bis dahin versuche ich, es als ›Geschäftsreise‹ zu sehen.«

»Weise Worte! Obwohl ich gestehen muss, dass nur wenige Geschäftsreisen ein hochmodernes Schlafabteil, ein privates Bad und erstklassiges Essen vorsehen – und das ist erst der Anfang! Ich denke, die Riviera wird ganz nach deinem Geschmack sein.«

»Und sieh mal, sogar ein kurzer Blick auf den Eiffelturm ist uns vergönnt.« Kat nickte zum Fenster, hinter dem Paris im frühen Abendlicht vorbeiglitt. »Übrigens, ziehen wir uns zum Dinner um?«

»Selbstverständlich, meine Liebe. Das gehört zum Spaß dazu! Und ich weiß aus sicherer Quelle, dass die Wagons Lit Company nicht bloß Speisen bietet, die jedem Gourmet schmeicheln würden, sondern auch eine ziemlich große Weinkarte bereithält.«

»Schade nur, dass sie nicht an Doppelbetten gedacht haben«, sagte Kat, wobei sie sich in dem kleinen Einzelabteil umschaute, bevor sie Harry zulächelte.

»Ja, das ist verblüffend unfranzösisch, nicht? Aber keine Sorge, ich werde die Tür zwischen unseren Abteilen offen lassen und dir süße Nichtigkeiten zuflüstern, bis du tief und fest eingeschlafen bist.«

Mit ihrer Sektflöte in der Hand trat Kat einen Schritt auf ihren Mann zu.

»Oh, ich erwarte mehr als das«, sagte Kat mit einem Augenzwinkern. »In der Zwischenzeit gib mir bitte mehr Champagner. Der ist hervorragend.«

»Mais bin sûr, madame.« Harry schenkte ihr nach und blieb stehen, als Kat für eine Sekunde in seinem Abteil verschwand – und mit einer Schale Oliven zurückkehrte.

»Regel Nummer eins in französischen Schlafwagen: Gib dem Zugbegleiter bei der Ankunft ein gutes Trinkgeld, und du wirst auf der gesamten Reise königlich umsorgt. Oder kaiserlich?«

»Wie auch immer«, antwortete Kat, nahm eine Olive und erhob ihr Glas. »Vive la France!«

»Vive la revolution, möchte ich sicherheitshalber ergänzen«, sagte Harry, nahm sich Oliven und setzte sich zu ihr auf die Bank, während die Pariser Vororte im sanften Abendlicht vorbeizogen.

Harry lehnte sich in dem eleganten Speisewagen zurück, während der Kellner ihnen zarten Lammbraten schnitt und dampfendes Gemüse aus Silberschalen servierte.

»Madame, monsieur«, sagte er, verneigte sich leicht und zog sich zurück.

Harry trank einen Schluck Rotwein.

Perfekt! Ein Chateau Margaux 1920, ein Wein, den er anbetete, noch dazu sein bevorzugter Jahrgang. Er wurde beständig rarer und teurer. Doch in diesem Zug war das kein Thema.

»Bon appétit«, sagte er, stieß mit Kat an, und sie begannen zu essen.

In ihrem dunkelblauen tief ausgeschnittenen Seidenkleid sah Kat umwerfend aus, und das Diamantcollier, das er ihr zum Hochzeitstag geschenkt hatte, funkelte im Laternenschein des Wagens.

Er wusste, dass sie sich nicht viel aus Schmuck machte, doch wenn sie ihn trug, stand er ihr verteufelt gut.

Draußen war es dunkel. Nur hin und wieder brausten sie durch einen spärlich beleuchteten Bahnhof gen Süden.

Der Speisewagen hatte sich rasch gefüllt, aber Harry hatte reserviert – mittels einiger Francs. So saßen sie an einem gemütlichen Tisch für zwei Personen ganz am Ende des Waggons, was ideal war, um Leute zu beobachten, und zugleich waren sie selbst außer Hörweite anderer Tische.

So mochte Harry es, wenn er beruflich unterwegs war. Und letztlich war er es auf dieser Reise.

Seine gelegentliche Arbeit für einen kleinen, diskreten Zweig des britischen Geheimdienstes war nicht sonderlich anstrengend, dennoch war diese Reise wichtig. Es ging um die Abschlussgespräche mit einem Agenten, der ein Jahr lang in Nordafrika undercover gearbeitet hatte.

Das Büro hatte keine Einwände gehabt, dass er Kat mitnahm und noch eine Woche Urlaub an die Reise dranhängte.

»Und wann triffst du deinen Kontakt?«, fragte Kat, als hätte sie seine Gedanken gelesen.

»Morgen früh, hoffe ich, insofern wir pünktlich ankommen«, antwortete Harry. »Ich möchte es zügig erledigen, damit wir bald frei sind, um unsere Urlaubswoche zu genießen.«

»Mir gefällt, wie du denkst, Sir Harry. Kennst du den Mann gut? Wie war noch sein Name ... Groves?«

»Wyndham Groves, ja. Kennen wäre zu viel gesagt. Ich bin ihm einige Male in Whitehall begegnet. Ein alter Hase, heißt es, und einer von den Guten mit Unmengen Erfahrung.«

»Ich hoffe, du darfst Einzelheiten erzählen. Obwohl alles streng geheim ist.«

»Oh, keine Sorge, das werde ich«, sagte Harry grinsend.

Als er und Kat sich zum ersten Mal in Kairo beim Empfang der britischen Botschaft begegnet waren, hatte er sehr schnell festgestellt, dass ihr Diplomatentitel eine Tarnung für eine weit geheimere Arbeit im Dienste ihres Landes gewesen war.

»Tja, während du den ganzen Spaß mit dem uralten Spiel hast, werde ich ein wenig einkaufen gehen, mir einige neue Sommerkleider aussuchen. Ich darf dich ja nicht blamieren, indem ich die Modefarbe vom letzten Jahr trage.«

»Du und mich blamieren? Ausgeschlossen! Ich habe gedacht, wenn ich rechtzeitig fertig bin, können wir am späteren Nachmittag vielleicht einen Ausflug à la plage machen? Danach Cocktails und Dinner irgendwo, à deux?«

»Klingt wunderbar.« Kat schob eine Hand auf seine, die er auf dem gestärkten weißen Tischtuch liegen hatte. »Obwohl wir Tante Lavinia natürlich nicht vergessen dürfen.«