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Kaum haben sich Lord und Lady Mortimer in Mydworth eingelebt, da gibt es schon einen neuen Fall: Der junge Syd Buckman wird erschossen im Wald aufgefunden. Neben ihm liegt seine Schrotflinte, offenbar wollte er nachts heimlich auf die Jagd gehen. War es ein Unfall? Oder hat jemand dem Wilderer absichtlich das Handwerk gelegt? Die Mutter des Jungen ist überzeugt, dass es sich um ein Verbrechen handelt. Kat und Harry beginnen zu ermitteln und stellen fest, dass Syd eine Menge Geheimnisse hatte ...
Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver - das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste Seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre - für Fans von Babylon Berlin, Downton Abbey, und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.
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Seitenzahl: 169
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
MYDWORTH – Ein Fall für Lord und Lady Mortimer. Die Serie
Über diese Folge
Die Hauptfiguren
Über die Autoren
Titel
Impressum
Prolog
1. Häusliches Glück
2. Der Fall beginnt
3. Das Leben eines Wilderers
4. Ein Besuch beim Sergeant
5. Zwei halbe Pints im King’s Arms
6. Syds Geheimnis
7. Ehemalige Freunde
8. Ein Familienmensch
9. Auf in den Wald
10. Ein Mordmotiv?
11. Eine merkwürdige Kündigung
12. Häusliche Geheimnisse
13. Notlügen
14. Die Wahrheit tritt ans Licht
15. Gerechtigkeit
In der nächsten Folge
LESEPROBE Labyrinth der Lügen
Kapitel 1
Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver – das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste ihrer Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre – für Fans von Babylon Berlin, Downton Abbey, und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.
Kaum haben sich Lord und Lady Mortimer in Mydworth eingelebt, da gibt es schon einen neuen Fall: Der junge Syd Buckman wird erschossen im Wald aufgefunden. Neben ihm liegt seine Schrotflinte, offenbar wollte er nachts heimlich auf die Jagd gehen. War es ein Unfall? Oder hat jemand dem Wilderer absichtlich das Handwerk gelegt? Die Mutter des Jungen ist überzeugt, dass es sich um ein Verbrechen handelt. Kat und Harry beginnen zu ermitteln und stellen fest, dass Syd eine Menge Geheimnisse hatte …
Sir Harry Mortimer (32) kehrt nach langer Zeit im Ausland in seinen Heimatort Mydworth zurück. Der Sohn der wohlhabenden englischen Adelsfamilie hat als Pilot im Ersten Weltkrieg gekämpft und war danach zehn Jahre offiziell im diplomatischen Dienst tätig – in Wirklichkeit aber arbeitete Harry für den britischen Geheimdienst. Bei einem Einsatz in Kairo trifft er die wunderschöne Amerikanerin Kat Reilly, die ebenfalls verdeckt für ihre Regierung arbeitet. Die beiden verlieben sich und heiraten nach einer stürmischen Romanze. Das ungleiche Paar beschließt, zusammen nach England zu ziehen, um zur Ruhe zu kommen und sich dort ein beschauliches Leben aufzubauen. Aber es kommt anders als geplant …
Kat Reilly (32) kommt aus einer anderen Welt als ihr adliger Ehemann. Sie stammt aus New York und ist in ärmlichen Verhältnissen in der Bronx aufgewachsen. Aber sie ist tough, intelligent und abenteuerlustig. Sie erkämpft sich ein Stipendium an der Universität, arbeitet im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester auf den Schlachtfelder Frankreichs und wird dann vom amerikanischen Außenministerium rekrutiert. Ihr scharfer Humor und ihre modernen Ansichten bringen frischen Wind in das verschlafene Mydworth. Aber an ihre Rolle als Lady Mortimer muss sie sich erst noch gewöhnen …
Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.
Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u. a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen.
Seit 2013 schreiben das transatlantische Duo Matthew Costello und Neil Richards die Serie CHERRINGHAM, in der inzwischen 34 Folgen erschienen sind. MYDWORTH ist ihr neues gemeinsames Projekt.
MATTHEW COSTELLONEIL RICHARDS
Tod im Mondschein
Aus dem Englischen von Sabine Schilasky
beTHRILLED
Deutsche Erstausgabe
»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Titel der britischen Originalausgabe: »Mydworth Mysteries – A Little Night Murder«
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Julia Feldbaum
Lektorat/Projektmanagement: Kathrin Kummer
Covergestaltung Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © Richard Jenkins Photography; © bonetta / iStockphoto; © shutterstock: majeczka | maodoltee | Mallari | Oniks Astarit | David Hughes | mikolajn | Allexxandar | Fanya
E-Book-Produktion: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 978-3-7325-7318-9
www.be-ebooks.de
www.lesejury.de
Dieses eBook enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes »Labyrinth der Lügen« von Brenda Joyce.
Vorsichtig kletterte Syd Buckman über den wackligen Zaun auf die alte Straße nach Arundel und legte den Leinenbeutel ab. Sein Gehör stellte sich langsam auf die nächtlichen Laute ein. Oben auf dem fernen Hügel, im dunklen Wald, erklang der Schrei einer Eule. Syd wartete auf den Antwortruf – und da war er, vielleicht eine halbe Meile weit weg.
Aus dem Tal dröhnten Stimmen zu ihm herauf. Von hier aus war Mydworth nicht zu sehen, doch dieses Geräusch kannte Syd gut: Das King’s Arms schloss. Er glaubte sogar, Gelächter zu hören, und schmunzelte.
Die übliche Horde, die wenig gewillt ist, heim zu den ungeduldigen Frauen zu torkeln.
Ein leises Rascheln auf dem Feld vor ihm bewirkte, dass er sich eilig umdrehte. Im fahlen Schein der dünnen Mondsichel konnte er die Reihen hohen Korns in der Finsternis verschwinden sehen. Ein Fuchs? Nein. Etwas Kleineres.
Froh, dass er hier oben allein war, nahm er seinen Beutel auf, schwang ihn sich über die Schulter und machte sich auf den Weg die Straße hinauf zu dem fernen Hügel und dem Wald.
Es war nach elf, und er erwartete nicht, jemanden zu treffen. Alle Pubs hatten geschlossen. Und die guten wie die nicht ganz so guten Menschen von Sussex würden bald in ihren Betten liegen, um den Schlaf der Gerechten oder der Faulen zu schlafen.
Die guten Menschen von Sussex, dachte er. Zu denen zählte er nicht, so viel stand fest.
Er lächelte vor sich hin und hob seinen Beutel auf die andere Schulter. Schwer war er nicht, nur unförmig.
Es ist nicht einfach, ein Lee-Enfield-Gewehr zu verstecken.
Der alte Army-Beutel seines Vaters war nicht lang genug, um den Lauf vollständig zu verdecken, sodass ein Teil oben aus dem geschnürten Ende lugte. Aber in einer dunklen Nacht wie dieser konnte Syd gewiss sein, dass niemand die Laufspitze bemerkte, solange er den Beutel dicht an seiner Seite hielt.
Ich will ja nicht irgendeinen alten Burschen erschrecken, der nach einigen Pints auf dem Heimweg ist. Oder, schlimmer noch, einen neugierigen Polizisten auf der Suche nach Ärger.
Nicht heute Nacht.
Er hatte viel zu tun.
Zehn Minuten später erreichte Syd die vertraute Biegung, an der das Shreeve-Anwesen begann. Hier wich der Zaun einer robusten Mauer, von der Syd wusste, dass sie über einige Meilen verlief: zunächst entlang der Straße, dann nach Norden um das Haupthaus herum und auf der anderen Seite zurück bis an diese Stelle.
Sie umrahmte tausend Morgen Wald, Wiesen, Hügel und Täler, Rinder- und Schafherden. Und Wild.
Wild, das zu Hunderten frei herumlief.
Jedes einzelne Tier war eine hübsche Summe wert, sofern man den richtigen Metzger kannte. Und er kannte den richtigen.
Er musste nichts weiter tun, als die Ware zu liefern.
Ohne Frage konnte er das. Wie sein Vater – und dessen Vater vor ihm.
Ich schätze, wir Buckmans sind schon seit Wilhelm dem Eroberer in diesen Wäldern unterwegs. War er es nicht, der sie den Leuten weggenommen und zum königlichen Jagdgrund erklärt hat?
Syd spuckte auf die staubige Straße. Dann wanderte er an der Mauer entlang, bis er die lockeren Steine fand, die er vor rund einem Monat losgemeißelt hatte. Sie waren ideale Steighilfen, wenn man wusste, wo sie sich befanden.
Mühelos zog er sich nach oben.
Einen Augenblick später war er über die Mauer geklettert und hockte auf der anderen Seite in der dunstigen Dunkelheit des Waldes.
Er zog den Beutel von seiner Schulter, nahm das Gewehr heraus und richtete es sorgsam gen Boden.
»Egal wie sicher du bist, dass es nicht geladen ist – behandle ein Gewehr immer so, als wäre es geladen«, hatte sein Vater ihm beigebracht, als er noch ein kleiner Junge gewesen war. Und obgleich der Alte ein versoffener Mistkerl war, bei Gewehren wusste er, wovon er redete.
Syd fühlte das Gewicht der Waffe. Er mochte den vertrauten Geruch von geöltem Metall und Holz ebenso wie die glatt geriebene Oberfläche des Schaftes.
Nun griff er nach den Patronen in seiner Tasche, bei denen es sich um lange, spitze Messinghülsen handelte.
Der richtige Schütze, und sie sind tödlich.
Er löste die Sicherung, zog den Bolzen nach hinten und gab eine nach der anderen fünf Patronen in den Magazinschacht.
Behutsam ließ er den Bolzen wieder einrasten, was vollkommen lautlos geschah, und sicherte die Waffe.
Nachdem er sich den Beutel über die Schulter gehängt hatte, richtete er sich auf, das Gewehr in beiden Händen, und ging langsam tiefer in den finsteren Wald, wo seine Stiefel kein Geräusch auf dem weichen Moos machten.
Sein ganzer Körper, all seine Sinne waren auf die Gerüche, die Laute und die Atmosphäre des lebendigen Waldes konzentriert. Er achtete auf verräterische Zeichen von Wild – Hufspuren, Losungen, Geweihfurchen an Baumrinden.
Dieser Moment war stets aufs Neue aufregend. Nie sonst fühlte er sich lebendiger. Trotz der Gefahr, ertappt zu werden.
Nun gab es kein Zurück mehr. Mit dem geladenen Gewehr in der Hand könnte er nicht leugnen, was er mitten in der Nacht auf einem Privatgrundstück trieb. Und dafür gab es nur ein Wort … Wilderei.
Syd hockte sich an eine uralte Eiche und legte das Gewehr quer auf seinen Schoß. Sein Atem ging ruhig, und er achtete aufmerksam auf die Bewegungen im Wald.
Schon vor einer Weile hatte er eine Herde von Hirschen entdeckt und war eine halbe Meile weit geduckt um sie herumgewandert, bis er hier gelandet war, verborgen zwischen den Bäumen und gegen die Windrichtung für seine auf einer Lichtung äsende Beute.
Bereit für sie.
Er wusste, dass sie in seine Richtung laufen würden, weil sie der Reihe von Lichtungen folgten, hin und wieder zum Äsen verharrten, durchs Unterholz streiften und weiterzogen.
Nicht ahnend, dass sie sich mit jedem Schritt näher auf ihren Jäger zubewegten.
Und jetzt waren sie hier.
Durch die Bäume konnte er den Leithirsch gerade noch ausmachen – den Kopf mit dem großen Geweih hoch aufgerichtet. So stand der Bursche vor seiner Herde, bevor er sie langsam auf Syd zuführte.
Hinter ihm sah Syd die anderen, die äsend die Köpfe gesenkt hatten. Hin und wieder blickten sie nervös auf, wenn sie etwas hörten, hielten geschlossen inne und starrten angestrengt in den Wald, bevor sie sich wieder dem Grasfressen widmeten.
Sie hatten Syd nicht gesehen, und solange er keinen einzigen Muskel rührte, würde sich das auch nicht ändern.
Er musterte die Herde, die nur fünfzig Meter entfernt war, und wählte sein Ziel aus.
Dort. Der junge Bock war ein prächtiges Tier, kräftig und gesund, außerdem nicht zu schwer, um ihn zu tragen.
Denselben Bock hatte Syd schon die letzten zwei, drei Male hier oben gesehen und ihn als mögliche Beute auserkoren.
So gern er auch den großen Bock erlegt hätte … Syd wusste, dass er mehrere Leute brauchen würde, um das Tier aus dem Wald zu tragen. Aber der junge Bock? Oh ja, den konnte er allein bewältigen.
Als hätte das Tier ihn gehört, blickte es auf und mit sanften, beinahe vertrauensvollen Augen in Syds Richtung.
Immer wieder ein großartiger Moment.
Syd hielt den Atem an – und schließlich sah der Bock wieder weg. Dann trottete er in die Mitte der Lichtung, fort von den anderen und begann erneut zu äsen.
Sehr gut.
Langsam entsicherte Syd das Gewehr, hob es an und lehnte den schweren Schaft an seine Schulter.
Er drückte die Wange an das warme Holz. Wieder roch er Waffenöl und schaute durch das Visier, wo der Kopf des Hirsches exakt in dem «V« zu erkennen war.
Er sah, wie der Bock abermals aufblickte, als spürte er den tödlichen Moment nahen. Syd folgte den Bewegungen mit seinem Gewehr, atmete leise aus, legte den Finger an den Abzug … und drückte langsam ab.
Peng! Der Schuss krachte unglaublich laut durch den Wald. Syd sah den jungen Bock mausetot auf die Lichtung kippen – und die anderen Hirsche hektisch zwischen die Bäume fliehen.
Er nahm das Gewehr hinunter und sicherte es wieder.
Man durfte nichts überstürzen!
Dann hob er die ausgeworfene Patronenhülse auf, steckte sie in seine Tasche und erhob sich. Sein Rücken und seine Beine schmerzten vom langen Warten.
Er ging hinüber zu dem Hirsch, der regungslos auf der Lichtung lag, und sah, dass er dem Tier einen glatten Kopfschuss verpasst hatte. Auf der Stelle tot. Was für ein sauberer Schuss!
Er legte seinen Beutel auf den Boden und holte Taue und ein Messer heraus. Dies war der unangenehme Teil, wenn er das tote Tier so zusammenschnüren musste, dass er es den langen Weg über die Straße zurücktragen konnte.
Der Schuss war meilenweit zu hören gewesen, und obgleich ein einzelner Schuss auf einem solch großen Anwesen schwer zu orten war, musste er klug vorgehen.
Auf frischer Tat ertappt zu werden würde gewiss eine Haftstrafe bedeuten. Und das Risiko wollte Syd nicht eingehen.
Er hatte ungefähr eine halbe Meile zurückgelegt, als er hinter sich im Wald ein Geräusch vernahm. Nur ein knackender Zweig. Doch Syd wusste, dass ein gewisses Gewicht vonnöten war, um einen Zweig auf dem Waldboden zu zerbrechen, und er wusste gleichfalls, dass nur wenige Kreaturen schwer genug dafür waren.
Ein Hirsch. Ein Wildschwein vielleicht. Oder ein Mensch.
Er blieb stehen und drehte sich langsam um, suchte die dunklen Bäume nach einer Bewegung ab.
Der Kadaver wog schwer auf seinem Rücken. Syd musste weiter. Was er auch gehört haben mochte, es musste ein gutes Stück entfernt gewesen sein. Oder er hatte es sich eingebildet.
Doch fünf Minuten später war wieder ein Geräusch hinter ihm. Ein Zweig, der sich bewegte und knackste.
Diesmal war es näher.
Syd blieb stehen, spähte in die Dunkelheit. Sein Puls begann zu rasen. Ihm gefiel das nicht.
Er verließ den Weg, duckte sich tief und bewegte sich so leise wie möglich durch das dichte Unterholz. Dann drehte er sich um und sah zu dem Pfad.
Leider war es nun bewölkt, sodass ihm nicht einmal mehr die Mondsichel half.
Ihn überkam ein erstes ängstliches Frösteln. Seine Gedanken überschlugen sich: Etwas … oder jemand … folgt mir. Etwas verfolgt mich. Nein, es verfolgt mich nicht. Es stellt mir nach.
Er benetzte seine Lippen, weil sein Mund sehr trocken war. Er musste hier raus, schnell, keine Frage. Doch der Hirsch war schwer und machte ihn langsam.
Sollte er ihn einfach hier fallen lassen? Ihn mit Laub und Zweigen bedecken?
Aber er war der Straße so nah. Sie konnte nicht mehr als fünf Minuten entfernt sein. Und er brauchte das Geld sehr dringend.
Er wartete, und im Wald wurde es wieder still. Die einzigen Geräusche waren das Pochen seines Herzens und sein Atem, der zu laut war.
Hör auf, Syd! Hör auf zu spinnen. Hier draußen ist keiner, verdammt! Hier war noch nie einer.
Also hievte er den Kadaver höher auf seine Schultern und drehte sich um, bereit für den letzten Sprint zum Waldrand.
Doch als er sich umwandte, sah er einen Umriss schnell auf sich zukommen.
So schnell, dass es wie … ein Geist wirkte. Eine entsetzliche Kreatur der Nacht. Und bevor Syd auch bloß den Hirsch fallen lassen konnte, um die Arme frei zu haben und sich zu verteidigen … war die Gestalt nur noch einen Meter entfernt. Keine Gestalt, sondern ein Mann, der ein großes Holzstück in die Höhe hielt. Oder war es Eisen? Das schwere Objekt sauste bereits durch die Luft auf Syds Kopf zu, und ihm blieb keine Zeit, es abzufangen, bevor …
Rumms! Es wurde in sein Gesicht geschmettert. Plötzlich schmeckte er Blut und fühlte zersplitterte Zähne, während sein Kopf nach hinten schnellte und dann … Dunkelheit.
Kat Reilly stand am Fenster des Gästezimmers im Dower House und sah nach unten zu ihrem Mann, der im Sonnenschein dieses Samstagmorgens an seinem alten Motorrad werkelte.
In dem Overall mit den hochgekrempelten Ärmeln sah er so gar nicht wie der Harry aus, den sie kannte!
Zugleich wirkte er vollkommen zufrieden, wie er da inmitten der Motorenteile hockte. Sie schaute ihm zu. Er pfiff leise vor sich hin und wischte sich mit der öligen Hand über die Stirn, um eine Locke wegzustreichen. Sie empfand eine gänzlich neue Zuneigung zu diesem Briten, den sie geheiratet hatte.
»Du musst verstehen, Kat«, hatte er ihr in Kairo gesagt, »es geht um die einfachen Dinge.« Mit diesen Worten hatte er ihr zu erklären versucht, warum er wollte, dass sie nach Mydworth Manor zogen, in das Reich seiner Tante, Lady Lavinia – allerdings in das bescheidenere Haus am Dorfrand.
Bescheiden! Tja, das ist irgendwie relativ. Vier Schlafzimmer und ein Morgen Garten sind in der Bronx, wo ich herkomme, nicht »bescheiden«. Dort gingen zweieinhalb Quadratmeter Efeu vor dem Haus für die meisten Leute als Garten durch.
Doch nachdem sie einige Wochen hier in diesem Haus in diesem kleinen Ort in Sussex gelebt hatte, glaubte Kat zu verstehen, was er gemeint hatte. Und auch, was für einen Mann sie geheiratet hatte.
Wobei Harry auch die Großstadt mochte, die Aufregung und seine einflussreiche Arbeit in der Welt der Diplomaten.
Jetzt hingegen schätzte er ebenso sehr die ruhigen Zeiten, die kleinen Dinge: Sonntagnachmittage im Garten, wenn er über der Zeitung einschlief, Spaziergänge, Bootsfahrten auf dem Fluss, diese lustigen Cricketspiele zwischen Lokalmannschaften und die Cream Teas hinterher, die Abende im Garten der White Rose unten am Fluss, wo sie Ale tranken.
Und – oh Wunder! – ihr gefiel all das auch. Sie hatte sogar Freude daran, das alte Haus zu renovieren, neue Vorhänge, Tapeten und Teppiche zu bestellen. Ach ja, und der Haushälterin Maggie bei der Speisenauswahl und beim Kochen zu helfen – Letzteres nur, wenn es ihr erlaubt war, denn ein wenig Etikette wollte gewahrt bleiben.
Das Einkaufen im Dorf war stets lustig, wenn die Leute aufblickten, sobald sie den Mund öffnete und man ihr die New Yorker Bronx deutlich anhörte. Und sie fand erstaunlich viel Gefallen daran zu entdecken, wie es in diesen englischen Dörfern zuging, wer wer war und was man wann nicht sagen sollte.
Hier galten viele unausgesprochene Regeln, wie sie festgestellt hatte.
Trotzdem war da ein unerquicklicher Gedanke, der sich seit ein paar Wochen in den Vordergrund zu kämpfen begann.
Fragen, auf die Kat noch keine Antwort gefunden hatte:
War das alles? Würde so ihr Leben aussehen? Für immer?
Gewiss würden sich Kinder einstellen, wenn sie beide bereit waren, aber …
Und da schwelte noch eine unerwünschte Frage im Hintergrund, die nach einer Antwort verlangte: Wie konnte sie Harry so sehr lieben und gleichzeitig in Sorge sein, dass sie hiermit nicht restlos glücklich sein würde? Nicht … zufrieden?
Als könnte er ihre Gedanken lesen – und bisweilen hatte sie den Eindruck, er konnte es wirklich –, sah sie Harry zum Fenster aufblicken und ihr zuwinken. Sein wundervolles Lächeln war so offen und ehrlich, dass sie sich ihrer Gedanken schämte.
Sie winkte zurück und öffnete das Fenster. »Wie geht es voran, großer Mechaniker?«, fragte sie.
»Beinahe fertig. Ich werde das alte Mädchen in Kürze zum Laufen bekommen.«
Sie betrachtete die verstreuten Motorenteile. »Ach ja? ›Sie‹ sieht mir noch recht … nun ja … derangiert aus?«
»Ach das? Keine Sorge, das Schwierigste ist geschafft«, sagte er grinsend. »Jetzt muss ich nur noch alles zusammenbauen – und fertig ist die Laube.«
Das war auch so etwas: die seltsamen kleinen Redensarten der Leute hier.
Kat hatte gelernt, diese Dinge schlicht auf sich zukommen zu lassen; meisten war es nicht schwer, die Bedeutung aus dem Zusammenhang zu erschließen.
Meistens.
»Hm, ich höre häufiger von dieser Laube – irgendwann musst du mir die mal zeigen. Wie wäre es mit einem Tee?«
»Sehr gut. In fünf Minuten in der Küche?«
»Abgemacht«, sagte sie, zog das Fenster zu und ging nach unten.