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Mehr Wissen. Besser Reisen. Die National Geographic-Experten begleiten Sie auf Ihrer Reise zu allen Highlights und unvergesslichen Erlebnissen. Mit übersichtlichen Detailkarten und 3D-Grafiken sind Sie immer auf dem richtigen Weg. Mit über 500 Adressen. Taiwan, die subtropische Insel im südchinesischen Meer, verzaubert durch ihre Landschaftsvielfalt: mächtige Berge, dichte Wälder und schneeweiße Sandstrände. Damit kein Tag Ihrer Reise wird wie der andere, hat dieser National Geographic Reiseführer die besten Sehenswürdigkeiten für Sie zusammengestellt und ist Ihr Taiwan-Guide zu berauschender Natur, schillernden Nachtmärkten, interessanten Tempeln und den besten Plätzen, um Vögel zu beobachten. Mit Hintergründen und Fakten tauchen Sie ein in die faszinierende Kultur, Gesellschaft und Geschichte Taiwans.
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Seitenzahl: 413
Veröffentlichungsjahr: 2020
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TAIWAN
Mehr wissen – besser reisen
Tipp Die persönlichen Tipps der National Geographic Experten laden zum Entdecken ein
Wissen Hintergründe und Fakten zu Geschichte, Kultur, Gesellschaft, um das Land besser zu verstehen
Erlebnis Erlebnisse und Aktivitäten, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten
Taiwans Nordküste lockt mit faszinierenden Felsformationen und traumhaftem Meer
In Taiwan vereint sich die Spiritualität der Tempel mit atemberaubender Natur
INHALT
TAIWAN
mit Farbcodierung
Rücksichtsvoll reisen
Über die Autoren
Top 10 Tipps
Top 5 Foto-Tipps
Die Reise planen
Geschichte und Kultur
Taiwan heute
Essen und Trinken
Taiwan damals
Natur und Landschaft
Kunst und Kultur
Taipeh
2-28 Memorial Peace Park und Umgebung
Chiang Kai-shek Memorial
Der Longshan-Tempel
Nationales Geschichtsmuseum und Botanischer Garten
Taipehs Nachtmärkte
Das Anwesen Lin An Tai
Konfuzius- und Baoan-Tempel
Taipeh Kunstmuseum und Umgebung
Nationales Palastmuseum
Sun Yat-sen Memorial Hall und Umgebung
Weitere Sehenswürdigkeiten in Taipeh
Umgebung von Taipeh und der Norden
Die Teehäuser von Muzha
Yangmingshan-Nationalpark
Beitou
Die Nordküste
Jiufen
Keelung
Northeast and Yilan Coast National Scenic Area
Sanxia-Zushi-Tempel
Jiaoxi und der Kreis Yilan
Wulai
Yingge
Die Kreise Taoyuan und Hsinchu
Der Kreis Miaoli
Weitere Sehenswürdigkeiten im Norden
Die Ostküste
Hualien
Die Taroko-Schlucht
Baiyang Falls Trail und weitere Wanderwege
Xiuguluan
East Rift Valley
National Museum of Prehistory und Beinan Cultural Park
Green Island
Orchid Island
Weitere Sehenswürdigkeiten
Der Süden
Tainan
Kaohsiung
Der Lotus-See
Foguangshan
Kenting
Weitere Sehenswürdigkeiten im Süden
Inseln der Taiwanstraße
Penghu
Weitere Inseln Penghus
Kinmen
Matsu
Weitere Sehenswürdigkeiten der Taiwanstraße
Zentraler Westen
Taichung
Changhua
Lugang
Der Kreis Nantou
Central Cross Island Highway
Der Sonne-Mond-See
Kulturdorf der Ureinwohner Formosas
Chaotian-Tempel in Beigang
Alishan
Yushan-Nationalpark
Weitere Sehenswürdigkeiten im zentralen Westen
Reiseinformationen
Hotels und Restaurants
Einkaufen
Unterhaltung und Aktivitäten
Register
Bildnachweis
Impressum
Ein magischer Anblick: Die Drachenbrücke nahe Sanxiantai bei Sonnenaufgang
Die nationale Konzerthalle in Taipeh
RUNDGANGS- & AUSFLUGSKARTEN
Sehenswürdigkeit
Region/Viertel
Gebäude
Park
U-Bahnlinie
Vorgeschlagener Rundweg
Brücke
Beschriebene Sehenswürdigkeit
U-Bahnstation
Rundgangskarte Wanhua, Taipeh
REGIONALKARTEN
TAIPEI
Hauptstadt
Provinz/Viertel
Fähre
Eisenbahn
Wanderweg
Flughafen
Ausgangspunkt Tour
Landstraße
Fernverkehrsstraße
Berg
Sehenswürdigkeit
SYMBOLE IM TEXT
Kartenverweis
Anschrift
Telefonnummer
Öffnungszeiten, günstige Zeiten (Rundgänge, Fahrten)
Entfernung
Beginn/Ende
Eintritt: Preise von $ (unter 5 $) bis $$$$$ (über 25 $)
Hotel
Restaurant
Anzahl der Zimmer
Anzahl der Plätze
Parkplatz
Metro
Aufzug
Pool im Haus
Pool im Freien
Fitness & Spa
Kreditkarten
RÜCKSICHTSVOLL REISEN
Umsichtige Urlauber brechen voller Neugierde auf und kehren reich an Erfahrungen nach Hause zurück. Wer dabei rücksichtsvoll reist, kann seinen Teil zum Schutz der Tierwelt, zur Bewahrung historischer Stätten und zur Bereicherung der Kultur vor Ort beitragen. Und er wird selbst reich beschenkt mit unvergesslichen Erlebnissen.
Möchten nicht auch Sie verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll reisen? Dann sollten Sie folgende Hinweise beachten:
Vergessen Sie nie, dass Ihre Anwesenheit einen Einfluss auf die Orte ausübt, die Sie besuchen.
Verwenden Sie Ihre Zeit und Ihr Geld nur auf eine Weise, die dazu beiträgt, den ursprünglichen Charakter eines Ortes zu bewahren. (Auf diesem Weg lernen Sie ein Land auch sehr viel besser kennen.)
Entwickeln Sie ein Gespür für die ganz besondere Natur und das kulturelle Erbe Ihres Urlaubslandes.
Respektieren Sie die heimischen Bräuche und Traditionen.
Zeigen Sie den Einheimischen ruhig, wie sehr Sie das, was den besonderen Reiz ihres Landes ausmacht, zu schätzen wissen: die Natur und die Landschaft, Musik, typische Gerichte, historische Dörfer oder Bauwerke.
Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Geldbeutel Einfluss zu nehmen: Unterstützen Sie möglichst solche Einrichtungen oder Personen, die sich um die Bewahrung des Typischen und Althergebrachten bemühen. Entscheiden Sie sich für Läden, Restaurants, Gaststätten oder Reiseanbieter, denen offensichtlich an der Bewahrung ihrer Heimat gelegen ist. Und meiden Sie Geschäfte, die den Charakter eines Ortes stören.
Wer auf diese Weise reist, hat mehr von seinem Urlaub, und er kann sicher sein, dass er seinen Teil zum Erhalt und zur Verbesserung eines Ortes oder einer Landschaft beigetragen hat.
Diese Art des Reisens gilt als zeitgemäße Form eines sanften, auf Nachhaltigkeit bedachten Tourismus; NATIONAL GEOGRAPHIC verwendet dafür auch den Begriff des »Geo-Tourismus«. Gemeint ist damit ein Tourismus, der den Charakter eines Ortes – seine Umwelt, seine Kultur, seine natürliche Schönheit und das Wohlergehen seiner Bewohner – nicht aus den Augen verliert. Weitere Informationen zum Thema gibt es im National Geographic’s Center for Sustainable Destinations unter www.nationalgeographic.com/travel/sustainable.
ÜBER DIE AUTOREN
Phil Macdonald begann Anfang der 1980er-Jahre in Perth an der australischen Westküste seine journalistische Karriere und zog 1989 von Sydney nach Hongkong, um sie dort fortzusetzen. Er arbeitete einige Jahre für den Hong Kong Standard und die South China Morning Post bevor er sich — mit Zwischenstationen in Singapur und Laos — 1996 im thailändischen Phuket niederließ. Heute lebt er in Bangkok, wo er als freiberuflicher Journalist und Autor für eine Reihe regionaler und internationaler Medien arbeitet. Zu seinen Interessen zählen die Politik Südostasiens, neuere Geschichte und die Strände Südthailands. Phil Macdonald ist Autor des National Geographic-Reiseführers Hong Kong und Koautor des National Geographic-Reiseführers Thailand.
Rick Charette schrieb die Kapitel über die Muzha-Teeplantage, Jiufen und den Sonne-Mond-See. Die Arbeiten Charettes, der seit zwei Jahrzehnten in Taiwan lebt, erscheinen in zahlreichen lokalen, regionalen und internationalen Publikationen.
Brent Hannon trug zahlreiche Specials bei.
Oliver Fülling aktualisierte die vorliegende Ausgabe. Er studierte in Berlin und Taipeh Sinologie, Politik sowie Geschichte und lebte mehrere Jahre in Shanghai. Seit 1981 hält er sich regelmäßig mehrere Monate im Jahr in Asien auf. Er ist Verfasser zahlreicher Reiseführer und entwickelt Reisekonzepte für einen Wanderreiseveranstalter. Seit 2004 ist er als freier Autor und Lektor tätig.
Taichung, die drittgrößte Stadt Taiwans, ist eine der modernen Metropolen des Landes
TIPPS DER NATIONAL GEOGRAPHIC-REISEEXPERTEN
ZEHN SPOTS, DIE SIE NICHT VERPASSEN DÜRFEN
Mit dem Auto durch die Taroko-Schlucht
Unerbittlich hat sich der Liwu-Fluss seinen Weg durch die mächtigen Marmor- und Granitberge geschnitten und dabei eines der beeindruckendsten Naturwunder unseres Planeten geschaffen. Der Mensch hat mit dem Bau der Straße durch die Taroko-Schlucht (siehe S. 162f) ein ingenieurtechnisches Wunderwerk hinzugefügt. Von Aussichtspavillons und Tempeln an steilen Berghängen blickt man auf die tosende Gischt und hinabstürzende Wasserfälle.
Pulsierendes Taipeh
Moderne Wolkenkratzer, in deren Schatten sich Tempelanlagen ducken, prägen das Gesicht von Taiwans Hauptstadt, während Museen wie das Nationale Palastmuseum (siehe S. 98) die Geschichte Chinas lebendig werden lassen. Der Longshan-Tempel (siehe S. 78) gehört zu den kunsthistorisch wichtigsten Sakralbauten der Insel, doch Taipehs Nachtmärkte (siehe S. 90) sind die wahre Seele der Stadt: eine Welt voller Gerüche und exotischem Flair.
Eine Wanderung am Yangmingshan
Einen Nationalpark direkt vor den Toren der Stadt? Diesen Luxus bieten nicht viele Metropolen auf der Welt, doch Taipeh bildet hier eine Ausnahme: Die dampfenden Thermalquellen von Beitou laden zum gesundheitsfördernden und entspannenden Bad (siehe S. 122) ein, während wundervoll angelegte Wanderwege durch traumhafte Natur zu den Lebensräumen von Schmetterlingen und zahlreichen Vogelarten führen (siehe S. 120f).
Sonnenaufgang am Alishan
Nur noch drei Hochlandeisenbahnen sind weltweit in Betrieb, und eine davon ist die romantische Alishan Forest Railway, welche sich über 72 km von Chiayi im Tiefland bis zur 2274 m hoch gelegenen Alishan Forest Recreation Area windet. Die dramatische Bergregion ist berühmt für herrliche Sonnenaufgänge über dem mystisch anmutenden Wolkenmeer (siehe S. 259) rund um den Yushan (Jadeberg). Ein unvergessliches Erlebnis!
Natur erleben im Kenting-Nationalpark
Wanderer, Taucher und Naturliebhaber finden im Kenting-Nationalpark (siehe S. 202) eine beinahe unerschöpfliche Bandbreite möglicher Aktivitäten. Schöne Wanderwege führen durch dichten Regenwald zu weißen Sandstränden und verwitterten Felsformationen, Korallenriffe offenbaren die Farbenpracht des Ozeans, während eine schier endlose Zahl von Vögeln die Schutzgebiete bevölkert.
Mit dem Auto die Ostküste entlang
An der Ostküste Taiwans steigen die Berge steil aus dem Meer in schwindelerregende Höhen auf. Relativ unberührte Landschaften, Siedlungen der Ureinwohner und abwechslungsreiche Küstenregionen erwarten die Reisenden, die sich die Zeit für die atemberaubende Autofahrt (siehe S. 166) von Hualien nach Taitung nehmen.
Das Leben der Ureinwohner in Wulai kennenlernen
Selbst von Taipeh aus muss man nicht weit fahren, will man das Leben der Ureinwohner Taiwans kennenlernen. Nur 40 Autominuten von der Stadt befindet sich im Bergort Wulai ein Siedlungsgebiet der Atayal, die hier mit dem Wulai Aboriginal Culture Village (siehe S. 143) ein großes Freilichtmuseum geschaffen haben.
Meditation am Foguangshan
Die hübsch gestaltete Klosteranlage Foguangshan (siehe S. 199) nahe der Industriestadt Kaohsiung ist der größte buddhistische Tempelkomplex Taiwans und ein bedeutender Wallfahrtsort. Das Heiligtum ähnelt im Grunde einer kleinen Stadt und ist nicht nur ein absoluter Besuchermagnet, sondern bietet Laien auch die Möglichkeit, sich für mehrere Tage in Meditation zu üben.
Das alte Lugang
Lugang (siehe S. 245) war in der Qing-Dynastie das Tor für Einwanderer und Handelsdschunken aus Fujian. Diese Funktion verlor der Ort 1895 und Lugang geriet nach und nach in Vergessenheit. Heute allerdings locken die restaurierten Häuser entlang enger Gassen, die kleinen Tempel und die schmucken Geschäfte wieder viele Besucher an.
Der Central Cross Island Highway
Im Jahr 1960 wurde dieses Meisterwerk der Straßenbaukunst fertiggestellt: Der 277 km lange Central Cross Island Highway (siehe S. 248) führt durch gefährliche Schluchten, vorbei an einsamen Bergdörfern und in Serpentinen hinauf in die wilden Gebirgsregionen des Zentralgebirges. Dessen Gipfel laden zu ausgedehnten alpinen Wanderungen ein.
TOP 5 FOTO-TIPPS
Die NATIONAL GEOGRAPHIC Your Shot Community, 2006 gegründet, hat mehr als eine halbe Million Mitglieder aus 196 Ländern. Sie steht allen Interessierten offen, ob Hobbyfotograf oder Profi. Dieses Reisehandbuch präsentiert Ihnen die fünf schönsten Fotos zum Thema Taiwan – als Inspiration oder zum Nachfotografieren.
Sonnenaufgang am Hehuanshan
Solide Holztreppen führen auf den 3421 m hohen Ostgipfel des Hehuanshan. Yu Chieh Ho wurde für den Aufstieg mit einem malerischen Sonnenaufgang über der Kulisse einer grandiosen Gebirgslandschaft belohnt.
Brennweite: 35 mm – Belichtungszeit: 1/25 s – Blende: f/2 – ISO: 640
Ein Snack für das Glück – Kaki-Kuchen
Kakis sind ein altes chinesisches Glückssymbol und die getrockneten und anschließend gebackenen Früchte ein beliebter Snack. Paul Ratje schoss dieses Foto vom Ursprung dieses »Glücks-Imbisses« in der Weiweijia Persimmon Cake Factory nördlich von Hsinchu.
Brennweite: 24 mm – Belichtungszeit: 1/2500 s – Blende: f/4 – ISO: 200
Jeder kommt dran: Schlange stehen für eine Portion Reis
James Chu traute seinen Augen nicht beim Anblick dieses Mannes, der die Spatzen in der Nähe des Tainan Cultural Center fütterte. Hunderte von aufgeregten Vögeln hoffen hier jeden Morgen geduldig auf etwas Reis.
Brennweite: 200 mm – Belichtungszeit: 1/500 s – Blende: f/5,6 – ISO: 400
Romantik über dem Lichtermeer von Taipeh
Man muss nicht lange laufen, um der Hektik Taipehs zu entfliehen. Neil Wade befand sich auf einem Abendspaziergang zum Elefantenberg nur 30 Minuten südöstlich vom Taipei 101, als er diese romantische Szene einfing.
Brennweite: 22 mm – Belichtungszeit: 1/0 s – Blende: f/5,6 – ISO: 100
Tanz der Acht Generäle
Ling Ying-zhou behielt zum Glück die Nerven, als dieser Tänzer auftauchte: Die sogenannten Acht Generäle gelten in der chinesischen Mythologie als Beschützer von Tempeln wie dem Hsing An Gong-Tempel von Tainan.
Brennweite: 60 mm – Belichtungszeit: 1/500 s – Blende: f/7,1 – ISO: 200
Sie wollen mit Ihren Fotos Teil der Your Shot Community werden? Nähere Infos finden Sie unter yourshot.nationalgeographic.com
DIE REISE PLANEN
Das Bild Taiwans als gigantische Fabrik für Produkte made in Taiwan hat längst ausgedient. Die von der Natur gesegnete subtropische Insel bietet eine bemerkenswerte Fülle an Landschaftsformen: Von mächtigen, mit Kiefern und Zypressen bewachsenen Bergen ist es nie weit zu Palmenstränden mit blendend weißem Sand. Die Vielfalt des Landes ist beeindruckend und kein Reisetag gleicht dem anderen.
Heute genießt man das Bad in einer heißen Quelle inmitten der Berge, morgen gleitet man mit dem Boot durch die Mangroven eines Flusses. Einer abenteurlichen Wildwasserfahrt folgt der entspannende Besuch eines Teehauses inmitten der Teeplantagen in den Tälern. Egal, ob man sich für Korallentauchen, Trekking in den Bergen, Windsurfen an den windumtosten Küsten der Inseln, abgelegene Regionen der Ureinwohner, Walbeobachtung, Wanderungen durch tiefe Schluchten, kunstvoll verzierte Tempel in grandiosen Gebirgslagen oder malerische Dörfer, die an den Hängen kleben, interessiert: Willkommen in Taiwan!
UNTERWEGS IN TAIWAN
Die meisten Besucher reisen mit dem Flugzeug über den Taoyuan International Airport nach Taiwan ein und nutzen die nahe gelegene Hauptstadt Taipeh als Basis. Die beste Option für die Erkundung Taipehs und anderer Städte sind Taxis. Sie sind preiswert und die Fahrer ehrlich, wenn auch des Englischen meist nicht mächtig: Man sollte seine Hoteladresse und das Ziel daher immer auf Chinesisch vorzeigen können. Taipeh und Kaohsiung verfügen über gut ausgebaute U-Bahnsysteme – MRT (mass rapid transit) genannt – mit Stationen an den meisten wichtigen Sehenswürdigkeiten und guter Beschilderung auf Englisch. Das Reisen zwischen den Städten ist dank preiswerter und effizienter Verbindungen mit Mandarin Airlines (www.mandarin-airlines.com) und UNI Airways (www.uniair.com.tw) sowie dem Hochgeschwindigkeitszug (www.thsrc.com.tw) einfach. Das normale Bahnnetz (www.railway.gov.tw/en/) ist zwar ebenfalls zuverlässig, aber wegen des Tarifdschungels und mangels englischer Anleitungen an den Bahnhöfen für Neuankömmlinge schwer zu durchschauen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich den ausgezeichneten englischsprachigen Touren des Taiwan Tourism Bureau (siehe Kasten) anschließen.
Wissen
INFORMATIONEN IM INTERNET
Eine Fülle an aktuellen Informationen von Sehenswürdigkeiten über Veranstaltungen und Hotels bis hin zu Sportereignissen stellt die Website des Taiwan Tourism Bureau (www.taiwantourismus.de) zur Verfügung. Aktuelle und verlässliche Infos gibt es auch beim Ministerium für Verkehr und Telekommunikation(50 Ren’ai Rd., Sec. 1, Zhongzheng District, Taipei 100, Taiwan, Tel. 02/23 49 29 00, www.motc.gov.tw/en/).
Achtung: Taiwan ist ein kleines Land mit hoher Bevölkerungsdichte und geringem Siedlungsraum. Entsprechend teilt man sich alle Ziele mit vielen Menschen, nimmt man einmal Trekkingtouren im Hochgebirge oder Tauchgänge an der Küste aus. Um die Besuchermassen halbwegs zu umgehen, sollte man seine Besichtigungen an Werktagen planen, wenn alle arbeiten. Dennoch wird man nirgends wirklich allein sein.
TAIWAN IN EINER WOCHE
Taipeh ist das politische, wirtschaftliche, kulturelle und logistische Zentrum Taiwans und für die meisten Besucher stellt die Stadt den wichtigsten Stützpunkt für die Erkundung der Insel dar. Mit dem Besuch Taipehs allein könnte man schon eine ganze Woche füllen. Der Longshan Tempel, das monumentale Chiang Kai-shek Memorial, der quirlige Shilin-Nachtmarkt, der himmelstürmende Wolkenkratzer Taipei 101, die heißen Quellen von Beitou und das Nationale Palastmuseum sollten unbedingt auf dem Besichtigungsprogramm stehen.
Der Yangmingshan-Nationalpark, ein Massiv erloschener Vulkane am Nordrand der Stadt, entführt in eine bezaubernde Welt mit heißen Quellen, Fumarolen, Naturpfaden und Landgasthöfen. Der am nächsten gelegene und damit auch meistbesuchte Teil des Parks befindet sich noch innerhalb der Stadtgrenzen und ist in 20 Minuten mit dem Taxi oder den Zubringerbussen ab der MRT-Station Shilin erreichbar.
Von Taipeh aus lassen sich zahlreiche Tagesausflüge in die nähere Umgebung unternehmen. Da die englische Beschilderung im Norden vergleichsweise gut ist, kann man einen Mietwagen durchaus in Erwägung ziehen. Das hohe Verkehrsaufkommen und die agressive Fahrweise vieler Autofahrer können das Fahrvergnügen allerdings trüben. Alternativ erreicht man alle hier genannten Ziele auch mit den Bustouren jener Reisebüros, die dem Taiwan Tourism Bureau angeschlossen sind.
Wissen
TRINKGELD
In Taiwan wird kein Trinkgeld erwartet. Das gilt auch für die Taxifahrer. Taiwanesen sammeln auf organisierten Bustouren aber gerne ein Trinkgeld für den Busfahrer ein. Bei Touren für Ausländer rechnet dieser aber nicht damit. Hotels schlagen ein Bedienungsgeld von zehn Prozent auf alle Rechnungen auf. Gleiches gilt für Restaurants mit Bedienung. Den Kofferträgern der internationalen Hotels gibt man pro Gepäckstück ein Trinkgeld von 50 NT$
Ein Besuch der Nordküste und des Nordostens führt zu steil ins Meer abfallenden Bergen, malerischen Tempeln, bizarren Felsformationen, abgelegenen Fischerdörfern, Meeresfrüchte-Restaurants und Strandcafés. Die alte Goldgräberstadt Jiufen klammert sich an einen hohen Bergkamm mit Blick über den Pazifik. Der Ort besticht durch alte Backsteinhäuser, in denen sich Galerien, Bergbaumuseen, Teehäuser und traditionelle Gaststätten befinden. Atemberaubend ist das in einer tiefen Schlucht versteckte Wulai südlich von Taipeh, wo ein hoher Wasserfall in ein Becken hinabstürzt, während heiße Quellen das Flussbett säumen. Hier liegt auch die nördlichste Siedlung der Atayal, ein Ureinwohnervolk des Nordens, das kulturelle Veranstaltungen wie Gesangs- und Tanzdarbietungen vorführt. Die beiden Städte Sanxia und Yingge liegen südwestlich von Taipeh nahe beieinander und können auf einer Tour besucht werden. Sanxia, ein altes Kohleabbau- und Marktzentrum, ist berühmt für einen der prunk- und kunstvollsten Tempel der Welt sowie eine Straße mit renovierten alten Geschäftshäusern. Yingge ist vollgestopft mit Keramikmanufakturen und Brennöfen.
Wissen
REISEZEIT
Die beste Reisezeit ist der angenehme Herbst. Von Dezember bis März ist es an den Küsten kühl und regnerisch. Ab April beginnen die Temperaturen zu steigen und im Mai wird es heiß und stickig. Bis August kann es nachmittags kurze Gewitter geben. Ab Mitte September lässt der Regen nach, die Temperaturen werden angenehm und die Luftfeuchtigkeit sinkt: Vorboten des milden Winters. Während des chinesischen Neujahrs (Jan./Feb.) sind alle Verkehrsmittel überfüllt, Hotels ausgebucht, Straßen verstopft und die meisten Geschäfte geschlossen. An den Wochenenden sind Sehenswürdigkeiten hoffnungslos überlaufen, Besichtigungen sollte man daher an Werktagen planen. Während des Geistermonats (Ende Aug./Anfang Sept.) hält ein verbreiteter Aberglaube viele Taiwanesen vom Reisen ab, sodass zu dieser Zeit weniger los ist.
Nach Einbruch der Dunkelheit strömen Taipehs Nachtschwärmer in das Viertel Ximending
Wissen
NICHT VERGESSEN
Von April bis Oktober gehört Sommerkleidung ins Gepäck, dazu eine Regenjacke und ein Regenschirm zum Schutz vor den regelmäßigen Schauern. Eine leichte Hose und ein lockeres Jackett für Männer sowie ein modisches Kleidungsstück für Frauen reichen für das Dinner in einem guten Restaurant. In den Bergregionen ist auch im Sommer ein warmer Pullover unerlässlich. Im Winter benötigt man warme Kleidung. Vor der Sonne schützen eine Sonnenbrille und ein breitkrempiger Hut.
TAIWAN INTENSIV
Der Sonne-Mond-See, drei Stunden abseits von Taipeh hoch in den zentralen Bergen gelegen, ist das größte Binnengewässer auf der Insel. Umgeben von Gipfeln in majestätischer Landschaft ist dies Taiwans Flitterwochen-Paradies. Zu den Highlights gehören eine Schifffahrt und die Seilbahnfahrt zum Kulturdorf der Ureinwohner Formosas, wo man Nachbauten von Dörfern aller neun Stämme bewundern kann. 40 Minuten weiter südlich erreicht man den Alishan, eine herrliche Wanderregion und ein traumhafter Ort, um einen Sonnenaufgang zu beobachten. Ein echtes Erlebnis ist die Fahrt mit der Schmalspurbahn in die Gebirgsregion. Der Kenting-Nationalpark bedeckt den gesamten südlichen Zipfel der Insel. Dichte Küstenwälder, Vogelbeobachtung, Sandstrände, Korallenriffe und Tauchgründe sind die Zutaten für Taiwans Tropenlandschaft, die man in nur sechs Stunden Autofahrt von Taipeh aus erreicht.
Das raue Zentralgebirge trennt die Ostküste vom Rest der Insel. Lohnend ist der Flug nach Hualien, wo man ein Auto mieten und in 30 Minuten zur grandiosen Taroko-Schlucht fahren kann. Am nächsten Tag geht es von Hualien über eine spektakuläre Küstenstraße Richtung Süden vorbei an Stränden, interessanten geologischen Formationen und Fischerdörfern. Wer etwas mehr Zeit mitbringt (mindestens 3 bis 4 zusätzliche Tage), hat Gelegenheit zur Walbeobachtung oder zum Radfahren. Nach dem Besuch der kleinen Stadt Taitung mit ihrem hohen Bevölkerungsanteil an Ureinwohnern (nicht versäumen: das Nationalmuseum für Ur- und Frühgeschichte) geht es durch das bukolische East Rift Valley. Hier warten Teeplantagen, Dörfer der Ureinwohner, Thermalquellen und die Chance zum Rafting auf dem Xiuguluan-Fluss.
Für Entdeckungen abseits der Touristenrouten sind die Inselgruppen ein wahres Paradies. Sie sind einfach zu erreichen und entführen dennoch in eine ganz eigene Welt. Vom Songshan Airport in Taipeh gibt es regelmäßige Verbindungen nach Kinmen, Penghu und Matsu.
Heißen Quellen wie hier in Beitou begegnet man an vielen Orten Taiwans
Geschichte und Kultur
Taiwan heute
Essen und Trinken
Taiwan damals
Natur und Landschaft
Special: Ein Jahr voller Feste
Kunst und Kultur
TAIWAN HEUTE
Wer glaubt, dass die Bewohner einer so dicht besiedelten Insel wie Taiwan kaum Wert auf die Anwesenheit weiterer Menschen legen, der täuscht sich. Genau das Gegenteil ist der Fall: Die Taiwanesen heißen ausländische Gäste überaus herzlich willkommen. Gastfreundschaft ist eine ihrer größten Tugenden.
Jeder Fremde gilt den Bewohnern Taiwans (offiziell Republik China) automatisch als Gast. Die Einheimischen legen Wert darauf, gute Gastgeber zu sein. Rechnen Sie also mit Höflichkeit und Großzügigkeit und genießen Sie die Gastfreundschaft. Gegenleistungen werden nicht erwartet, dennoch sollte man als Gast darum bemüht sein, sich durch betont höfliches Entgegenkommen seinerseits zu revanchieren.
Was Gastfreundschaft bedeutet, zeigt sich beispielsweise, wenn im Restaurant die Rechnung gebracht wird: Als Gast dürfen Sie ohnehin nicht bezahlen, aber davon einmal abgesehen gilt die westliche Art, einzeln zu zahlen, als grobe Unhöflichkeit. Im Westen bleibt man nach dem Essen gern noch sitzen und plaudert bei einer Tasse Kaffee, in Taiwan stehen nach dem Essen alle gleich auf und streiten sich um die Ehre, die Rechnung begleichen zu dürfen – als Fremder hat man bei diesem Wettstreit keine Chance.
DIE »SCHÖNE INSEL«
Diese Gastfreundschaft wird dem Besucher ausgerechnet an einem der am dichtesten besiedelten Orte der Welt entgegengebracht. Mehr als 23 Millionen Menschen teilen sich die 36 300 Quadratkilometer große Insel. Eine Kette unzugänglicher hoher Berge verkleinert die besiedelbare Fläche zusätzlich. Kein Wunder also, dass die Bevölkerungsdichte bei 640 Menschen pro Quadratkilometer liegt; in der Hauptstadt Taipeh erreicht sie sogar die Zehntausender-Marke. Die portugiesischen Entdecker des 16. Jhs waren von der grünen, gebirgigen Insel derart beeindruckt, dass sie diesen Ort Ilha Formosa tauften, »schöne Insel«. Dieser Name war neben Taiwan noch bis in die 1970er-Jahre gebräuchlich.
Wissen
EINE KULTUR DES GELDVERLEIHENS
Ein beträchtlicher Teil des Finanzlebens spielt sich noch heute in einer Grauzone ab. Wer ein Darlehen benötigt, wendet sich meist an eine huzhuhui, eine »Vereinigung für gegenseitige Hilfe«. Jeden Monat zahlen die Mitglieder einen festen Betrag, meist 10 000 NT$ (279 €), an einen Verwalter, der das Geld zu einem Zinssatz von 10 bis 15 Prozent an ein Mitglied ausleihen kann. Da die Transaktion inoffiziell ist, gibt es keine Rechtsmittel, wenn ein Mitglied den Kredit nicht zurückzahlen kann. Die Teilnehmer sichern sich dadurch ab, dass sie alle Mitglieder der Vereinigung vorher kennenlernen.
Taipeh hat sich zu einer modernen Metropole mit beeindruckender Skyline entwickelt
Keine Frage, die energisch vorangetriebene Modernisierung hat ihre Narben im Bild der Landschaft hinterlassen, besonders in den dicht besiedelten Ebenen des mittleren Westens. Die Schönheit der Insel wurde aber keineswegs vollkommen ausgelöscht und auch die traditionelle Kultur ist nicht verschwunden.
Die großartige Gipfelwelt und die alpine Kulisse der zentralen Bergkette muss den Vergleich mit anderen Gebirgen auf der Erde nicht scheuen. Im Gegenteil: Diese Berge sind an vielen Stellen viel leichter zugänglich als vergleichbare Erhebungen anderswo. Der legendäre Central Cross Island Highway beispielsweise durchquert das Gebirge auf spektakuläre Weise – man wird schwerlich eine zweite Bergstraße finden, die es mit ihm aufnehmen kann.
Erlebnis
PROFESSIONELLE HOCHZEITSFOTOGRAFIE
Besucht man das Chiang Kai-shek Memorial in Taipeh, wird man mit großer Wahrscheinlichkeit ein junges Paar in Hochzeitskleidung sehen, das sich ablichten lässt. Meist sieht man sogar mehrere Brautpaare. In Ostasien werden die Fotos vom schönsten Tag nämlich schon vor der eigentlichen Trauung von den Profis sogenannter wedding salons gemacht.
Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Fotostudio, Kosmetiksalon und Geschäft für Brautmoden. In Taipeh gibt es zwei bekannte Zentren für wedding salons, und zwar an der Aiguo East Road und an der Zhongshan North Road, Sec. 3. Im Paketpreis von rund 50 000 NT$ (1400 €) sind etwa 30 Porträts, das Make-up, die Hochzeitsausstattung, ein Album, gerahmte Fotos sowie eine Foto-DVD mit Musikuntermalung enthalten. Bei der Kleidung herrscht ein bunter Stilmix: westlich, kaiserlich chinesisch, japanische Geisha, Samurai — alles ist erlaubt. Die Konkurrenz ist groß, über 1000 Salons verteilen sich über die Insel und so sind gute Rabatte und Zusatzleistungen die Regel.
Die Preise in Taiwan sind nur halb so hoch wie in Singapur und Japan und so gibt es einen regelrechten Fototourismus. Die meisten wedding salons findet man auf der Zhongshan North Rd., Sec. 2. Empfehlenswert sind auch Ivy Bride (www.ivy-bride.com.tw) in der 42 Aiguo E. Rd. und mywed (https://mywed.com/en) mit zahlreichen Standorten in der Stadt.
Auch individuelle oder Familienfotos sind möglich. Werden Außenaufnahmen gewünscht, agiert der Fotograf auch als Reiseleiter.
Die sehr isolierte und naturbelassene Ostküste hingegen überrascht mit einer für Taiwan ungewöhnlichen Stille und Einsamkeit. Hier findet man spektakuläre Schluchten (am berühmtesten ist die Marmor-Schlucht Taroko), Klippen, die steil zum Pazifik hin abfallen, fruchtbare Hügel und idyllische Täler. Kenting ganz im Süden ist Taiwans Tropenparadies mit herrlichen Stränden, Korallenriffen und einer unberührten Küstenlandschaft.
Rund 85 Prozent der Bewohner Taiwans und seiner vorgelagerten Inseln bezeichnen sich selbst als Taiwanesen oder benshengren (Menschen aus dieser Provinz). Sie sind stolz auf ihre Kultur: Den taiwanesischen Dialekt hört man in der Popmusik, im Fernsehen, im Radio und im Kino. Die offizielle Verkehrssprache ist Mandarin-Chinesisch.
Nach der Niederlage im Bürgerkrieg flohen 1949 zwei Millionen Menschen mit der Kuomintang-Regierung unter Chiang Kai-shek nach Taiwan. Sie und ihre Nachkommen gelten als daluren (Festländer). Bis zur Aufhebung des Kriegsrechts im Jahr 1987 begegneten die benshengren den daluren mit großen Vorbehalten, besetzten sie doch viele wichtige Ämter. Zudem machte man die Nationalisten vom Festland für die Unterdrückung der einheimischen Sprache und Kultur verantwortlich. Das Ende des Kriegsrechts markiert in jeder Hinsicht einen Wendepunkt. Dennoch existieren die Ressentiments unterschwellig weiter.
Die indigene Minderheit (yuanzhumin) stellt nur noch 2 Prozent der Bevölkerung Taiwans; 16 ihrer Stämme genießen amtliche Anerkennung. Am größten ist der Stamm der Ami mit 180 000 Mitgliedern. Sie leben in den Bergen und Tälern von Hualien und Taitung. Kleinere Verbände wie die Dahwu auf Orchid Island oder die Thao am Sonne-Mond-See zählen höchstens noch einige Tausend Mitglieder. Daneben gibt es die Atayal, Bunun, Hla‘alua, Kanakanawu, Paiwan, Puyuma, Rukai, Saisiat, Kavalan, Truku, Sakizaya, Sediq und Tsou.
Zehn Prozent der Bevölkerung rechnen sich zu den Hakka, einer Minderheit, die aus der Provinz Guangdong stammt. Die Hakka nennen sich selbst Taiwanesen, genau wie die Ureinwohner.
Braut und Bräutigam vor dem Chiang Kai-shek Memorial in Taipeh
Jedes Jahr am 10. Oktober feiern die Menschen den Doppelzehnten: Taiwans Nationalfeiertag
Taipeh ist das wirtschaftliche, kulturelle, gesellschaftliche und politische Zentrum des Landes. Die drei Millionen Einwohner zählende Hauptstadt ist einen Weg gegangen, den so manche asiatische Stadt oder Region seit den 1970er-Jahren zurückgelegt hat: aus desolater Wirtschaftslage hin zu beachtlichem Wohlstand. Taiwans Wirtschaftswunder hat der Metropole ihr heutiges Gesicht gegegeben und die Wohlhabenden haben keine Scheu, ihren Reichtum zur Schau zu stellen.
Taiwans Wirtschaftswachstum war fünf Jahrzehnte lang wahrhaft phänomenal. Die Volkswirtschaft der Insel zählt zu den stärksten im asiatischen Raum und kann sich mit Hongkong, Singapur und Südkorea messen. Selbst die asiatische Finanzkrise von 1997/98 und die globale Wirtschaftskrise 2008/09 hat sie unbeschadet überstanden.
Taiwans Wirtschaftslenker erkannten frühzeitig, dass die Zukunft des Landes nicht in der Produktion billigster Wegwerfartikel liegen konnte. Mit dem Aufstieg Chinas zur wirtschaftlichen Supermacht, hat sich die Herstellung preiswerter Konsumgüter auf das chinesische Festland verlagert, wo billige Arbeitskräfte massenhaft auf ihre Chance warten. Taiwan suchte eine eigene Nische und entschied sich für die Herstellung von Computern und anderen elektronischen Hightech-Geräten.
Heute ist die Insel unschlagbar in der Produktion von Computern und Peripheriegeräten: Mehr als ein Viertel aller Rechner, die in den Büros der ganzen Welt stehen, werden in Taiwan gefertigt, bei den Laptops ist es sogar die Hälfte. Der Hsinchu Science Park in Hsinchu südwestlich von Taipeh begreift sich als direkter Konkurrent des namhaften Silicon Valley in Kalifornien.
Der Hsinchu Science Park in Hsinchu, südwestlich von Taipeh, begreift sich als direkter Konkurrent des namhaften Silicon Valley in Kalifornien.
Die herausragenden wirtschaftlichen und politischen Leistungen Taiwans sind umso bemerkenswerter, als sie unter schwierigen Rahmenbedingungen zustande kamen. Die benachbarte Volksrepublik China betrachtet Taiwan seit über 60 Jahren als abtrünnige Provinz, die früher oder später wieder angegliedert werden muss. Hongkong und die ehemalige portugiesische Enklave Macau sind bereits an China zurückgefallen und Peking hält im Grunde die Zeit für gekommen, sich auch Taiwan wieder einzuverleiben. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind daher oft feindselig.
Viele Jahre lang lebte die Mehrzahl der Taiwanesen in der Gewissheit, dass ihr Land eines Tages unweigerlich an den großen Nachbarn zurückfallen würde. Viele waren sogar durchaus damit einverstanden, aber die Zahl derer sinkt deutlich. In den 1990er-Jahren hat die taiwanesische Gesellschaft nämlich eine Reihe demokratischer Reformen erlebt. Politische Freiheit und wachsender Wohlstand haben das Selbstvertrauen der Menschen gestärkt und so trotzen sie nun ihrem übermächtigen Nachbarn – nicht gerade mit Taten, aber dafür mit Worten. Heutzutage sprechen sich mehr Taiwanesen als jemals zuvor für eine dauerhafte Unabhängigkeit und gegen eine Wiedervereinigung mit dem Festland aus. Diese Haltung widerspricht natürlich der zentralen politischen Grundüberzeugung der Volksrepublik. Auch manch anderes Land in Asien betrachtet die westliche Lebensweise Taiwans mit Skepsis, da sie die eigenen traditionellen Werte gefährdet.
Wissen
GEBALLTE KREATIVITÄT AUF ZWEI WOCHENENDMÄRKTEN
Zwei der abwechslungsreichsten Wochenendmärkte Taipehs bieten wahre Eruptionen kreativer Energie.
An Hunderten von Ständen zeigen unabhängige Künstler ihre Kreationen, von Kleidung über Backwerk bis zu Designer-Haarnadeln und Handtaschen aus Ölpapier – vieles echte Unikate. Beide Märkte bieten auch Livemusik.
Der Tianmu-Markt (Fr 16–22, Sa 9–15 & 16—22, So 15–21 Uhr) befindet sich auf dem großen parkähnlichen Kreisverkehr, wo Tianmu Road und Zhongshan North Road, Sec. 7, aufeinandertreffen. Es war ursprünglich ein Flohmarkt von und für Ausländer.
Der Red House-Markt (10 Chengdu Rd., Di-Do, So 11-21.30, Fr– Sa 11-22 Uhr) breitet sich vor einem auffälligen achteckigen roten Backsteingebäude aus – der ehemaligen Oper. Heute beherbergt diese ein kleines Theater, ein Teehaus und den Markt. Für beide Märkte gilt: Je früher man kommt, desto eher wird man fündig.
Taiwan geht mit diesem Problem sehr pragmatisch um. Hier akzeptiert man einzelne Elemente der westlichen Kultur, ohne die eigene zu verleugnen. Da Taiwan jahrzehntelang ein enger Verbündeter der USA war, gibt es kaum antiwestliche Ressentiments auf der Insel.
Unter den leuchtenden Farben der Moderne verbirgt sich eine alte Kultur, die tief im Buddhismus, Taoismus und Konfuzianismus verankert ist. Die Taiwanesen verehren Dutzende Götter. Ahnenverehrung und Volksfrömmigkeit mischen sich in ihrer Religion und auch die Wahrsagekunst hat in dieser spirituellen Mischung ihren Platz. Überall im Land versammeln sich die Gläubigen in Tempeln – dazu zählen kleine Schreine ebenso wie imposante Zeugnisse der Sakralarchitektur –, um zu beten, Räucherstäbchen abzubrennen und den unzähligen Gottheiten Speisen darzubringen. Die Wahrsager machen sich dies zunutze und bieten ihre Dienste direkt vor den Tempeln an – manch einer möchte nämlich unverzüglich erfahren, ob sein Gebet auch erhört wurde. Auf Taiwan will man eben nichts dem Zufall überlassen.
Der schöne Karpfen-See von Puli in Zentraltaiwan bietet Natur ohne die sonst allgegenwärtigen Fabriken
Der Aberglaube ist im Alltagsleben tief verankert. Gewisse Daten und Zahlen bringen unweigerlich Erfolg oder Misserfolg.
Steht der Geburtstag eines Gottes auf dem Festtagskalender, wird es sehr laut um dessen prächtig geschmückten Tempel. Trommeln und Becken werden geschlagen und das ohrenbetäubende Krachen der Feuerwerkskörper begleitet den Zug der Gläubigen, die dem Bild der Gottheit folgen, das auf einer Sänfte durch die Straßen getragen wird.
Der Aberglaube ist im Alltagsleben tief verankert. Gewisse Daten oder Zahlen führen unweigerlich zum Erfolg oder zum Fehlschlag. Deshalb sind manche Tage günstig für ein Vorhaben, das an anderen zum Scheitern verurteilt wäre. Damit die Ehe glücklich wird und lange währt, wählen Paare den rechten Zeitpunkt für die Zeremonie gemäß der Tradition oder lassen ihn von einem Wahrsager bestimmen. Ein Geschäftsmann mag auf internationalem Parkett noch so erfolgreich auftreten – seinen beruflichen Erfolg führt er möglicherweise dennoch auf die Art und Weise zurück, wie sein Feng-Shui-Lehrer die Möbel im Büro angeordnet hat. Familien gehen normalerweise während des Geistermonats (siehe S. 57) nicht auf Reisen, weil die Gegenwart zorniger Geister Probleme schaffen könnte. Stirbt man in dieser Zeit bei einem Verkehrsunfall, droht große Gefahr bei der dann beginnenden Wanderung ins Jenseits.
Christliche Missionare waren vor allem bei den Ureinwohnern erfolgreich. Etwas mehr als eine Million Taiwanesen bekennen sich zum Christentum, drei Viertel davon sind Protestanten. Sie versammeln sich in ca. 3000 Kirchen. Wie überall in Asien, so ist es auch in Taiwan enorm wichtig, dass niemand sein Gesicht verliert. Der wichtigste Grundsatz lautet: Man erweist dem anderen Respekt und bringt ihn niemals in Verlegenheit.
Großen Respekt erwirbt man sich in Taiwan durch wirtschaftlichen Erfolg. Wer reich ist, muss fleißig sein und hart arbeiten: Tugenden, die hohe Anerkennung genießen. Allerdings bleibt der verdiente Beifall naturgemäß aus, wenn niemand bemerkt, dass er es mit einer wohlhabenden und mächtigen Person zu tun hat. Deshalb stellen Taiwanesen ihren Reichtum gern zur Schau: mit Luxuskarossen, teurem Schmuck, wertvollen Uhren oder Designerkleidung.
Wer Komplimente macht, steigert das Ansehen seines Gesprächspartners, doch selbst leise und Westlern harmlos erscheinende Kritik führt dazu, dass der andere sich herabgesetzt fühlt und sein Gesicht verliert – eisiges Schweigen wird Ihnen entgegenschlagen. Deshalb kommt man sogar in Situationen, die einen zur Verzweiflung treiben, mit einem Lächeln und viel Geduld sehr viel weiter als mit einer zornigen Reaktion.
Typisch für China und so auch für Taiwan ist die Idee des guanxi, die vielen zwischenmenschlichen Kontakten zugrunde liegt. Um guanxi anzuhäufen, verlegt man sich auf kleine Gefälligkeiten: Man macht Geschenke, lädt den anderen zum Abendessen ein oder leiht ihm sein Auto. Ein ungeschriebener Ehrenkodex gebietet, dass sich der andere daraufhin bei passender Gelegenheit ebenfalls erkenntlich zeigt. Besucher bekommen von diesen komplizierten Beziehungen normalerweise aber nichts mit, es sei denn, sie sind häufig geschäftlich im Land unterwegs.
Die meisten Taiwanesen, vor allem in den Städten, kleiden sich sorgfältig und erwarten dies auch von ihren Gästen. Die Art, sich zu kleiden, verrät einiges über den Charakter und hat großen Einfluss darauf, wie andere einem begegnen. Achten Sie also immer auf ein korrektes Äußeres: ein sauberes T-Shirt, kurze Hose und Sandalen sind für Herren akzeptabel, jedoch keine allzu knappen Shorts und auch keine modischen Flip-Flops. Damen wählen am besten eine eher dezente Bekleidung.
Sehr verwirrend für ausländische Besucher Taiwans ist die unterschiedliche Wiedergabe chinesischer Wörter in Lateinschrift. Einheitliche Regelungen ließen sich bislang nicht durchsetzen, deshalb kann ein und dieselbe Hauptstraße Zhongxiao, Chungshiao oder Chung Hsiao geschrieben sein. Auf Taiwan existiert nämlich die ältere Wade-Giles-Transkription neben dem Tongyong-Pinyin- und dem Hanyu-Pinyin-System. Letzteres wird zwar seit 2009 offiziell benutzt, bisher aber nur in Taipeh (in Hanyu Pinyin Taibei geschrieben) konsequent angewendet. Viele Schildermaler oder Kartografen verwenden auch eigene, meist sehr kreative Umschriften. In diesem Buch erfolgt die Umschrift von einigen Ausnahmen abgesehen nach dem Hanyu-Pinyin-System.
Erlebnis
CHINESISCH LERNEN
Die offizielle Sprache Taiwans ist das Mandarin. Nach 1949 zwangsweise eingeführt, ist es die Verkehrssprache an den Schulen, sodass heute fast jeder Taiwanese Mandarin sprechen kann. Nur in ländlichen Regionen leben noch ältere Menschen, die nur Taiwanesisch verstehen.
Eine gute Hilfe bei der Suche nach Austausch, Nachhilfe oder regulärem Sprachunterricht bietet www.tealit.com. Eine empfehlenswerte Einrichtung ist das Taipei Language Institute (www.tli.com.tw) mit mehreren Sprachschulen in ganz Taiwan, darunter das Roosevelt Language Center in der 50 Roosevelt Rd., Sec.3. Die Hess Educational Organization (www.hesseducation.com) vertreibt gute CDs und Podcasts, die ein individuelles Lerntempo erlauben.
In den Großstädten bieten Privatschulen Intensivkurse an, die sich auf Konversation konzentrieren. Einige bieten auch Taiwanesisch-Kurse an.
Ein Wissenschaftler in einem der vielen Biotechnologieunternehmen Taiwans bei der Forschungsarbeit. Das Land gehört zu den führenden Hightech-Nationen Asiens
Innerhalb von nur 30 Jahren hat Taiwan alles Rückständige abgelegt und sich zu einer dynamischen Wirtschaftsmacht entwickelt, doch die traditionelle Kultur und ihre Werte haben darunter keineswegs gelitten. Ein Abstecher in den Tempel, wo man Räucherstäbchen abbrennt oder den Göttern ein Speiseopfer darbringt, gehört ebenso zum Alltagsleben der Menschen wie der Besuch eines ultramodernen Kaufhauses. Die Beratung durch einen Wahrsager, der seine Kompetenz meist mit vielen Diplomen ausweist, ist so selbstverständlich wie das Gespräch mit dem Investment-Fachmann über die beste Geldanlage. Und genauso, wie man bereitwillig seine (echten) Geldscheine in teuren Cocktailbars zückt, verbrennt man (unechte) Geldscheine, um die Geister bei Laune zu halten (sogenanntes Geistergeld). Es ist genau diese Mischung aus konsumorientierter westlicher Lebensart und einer lebendigen Tradition, die auf viele Besucher ungemein anziehend wirkt.
ESSEN UND TRINKEN
Die Flüchtlinge, die nach dem Ende des chinesischen Bürgerkriegs 1949 kamen, brachten regionale Gerichte mit und verfeinerten sie im Laufe der Jahre. Heute ist Taiwan stolz auf die wahrscheinlich beste chinesische Küche weltweit und Besucher können einen kulinarischen Streifzug durch ganz China unternehmen.
Das Essen spielt in der chinesischen Kultur bis heute eine zentrale Rolle. Schon Konfuzius formulierte die Grundregeln für das Benehmen bei Tisch. Nach klassischer chinesischer Auffassung beherrscht ein wahrhafter Gelehrter nicht nur die Künste der Poesie, Kalligrafie, Musik und Strategie, sondern er sollte sein Geschick außerdem auch in der Küche unter Beweis stellen.
Farbe, Aroma, Geschmack und die stoffliche Beschaffenheit einer Speise müssen dabei zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt werden. Jedes Gericht besteht aus einem Hauptbestandteil und einer Reihe von Zutaten, die das Ganze in ein ausgewogenes Verhältnis bringen. Traditionell soll die Abfolge, in der die Speisen während einer Mahlzeit serviert werden, bereits eine harmonische Beziehung zwischen den einzelnen Elementen widerspiegeln.
Hummer-Sandwiches und Meeresfrüchte sind beliebt in der taiwanesischen Küche
TAIWANESISCH
Die Küche Taiwans kann die Einflüsse der chinesischen Nachbarprovinz Fujian und der einstigen Kolonialmacht Japan nicht verleugnen. Sehr beliebt sind Austernomeletts und Taro-Kuchen mit einer Schweinefleischsoße. Auch Calamares-Bällchen, gebratener Fisch mit Erdnüssen oder gekochter Tintenfisch kommen regelmäßig auf den Tisch. Taiwanesische Speisen werden häufig in Form kleiner Snacks auf nächtlichen Märkten angeboten. Auf dem Nachtmarkt von Shilin (siehe S. 90) kann man viele der einheimischen Gerichte kosten.
KANTONESISCH
Westeuropäern ist die kantonesische Küche – also die Küche der südchinesischen Provinz Guangdong – noch am ehesten vertraut, denn die meisten Chinarestaurants in Europa sind kantonesische Restaurants.
Die kantonesische Küche legt Wert auf Frische und den natürlichen Geschmack der Zutaten, die sich am Angebot der jeweiligen Jahreszeit orientieren. Viele Gerichte werden gedünstet oder leicht angebraten, um ihren natürlichen Geschmack zu erhalten.
Das Essen spielt in der chinesischen Kultur eine zentrale Rolle. Schon Konfuzius formulierte die Grundregeln für das Benehmen bei Tisch.
Das tropische Klima Guangdongs sorgt für ein ebenso umfangreiches wie vielfältiges Angebot an Lebensmitteln. Kantonesische Köche kombinieren Meeresfrüchte beispielsweise gern mit tropischen Früchten, Reis und verschiedenen Gemüsesorten. Fleisch stammt vor allem vom Rind, Hähnchen oder Schwein. Sehr beliebt sind gedünsteter Seebarsch, gebratener Barsch, gedünstetes Hähnchen, Rindfleisch mit Austernsoße und gebratener Reis. Angesichts der großen Auswahl an Gemüsesorten ist das Angebot an vegetarischen Gerichten groß.
PEKING-KÜCHE
Die Peking-Küche hat ihren Ursprung in den nördlichen Provinzen Chinas, in denen Weizenprodukte eine große Rolle spielen. Der Schwerpunkt liegt auf Klößen, gebackenem oder gedünstetem Brot, Brötchen und Nudeln – alles Gerichte, die sich hervorragend für einen Imbiss eignen. Flache runde Brötchen werden mit Fleisch gefüllt und in der Pfanne gebraten oder gebacken. Klöße enthalten oft Fleisch oder Gemüse (oder beides). Sie werden gedünstet, gekocht oder gebraten.
Märkte quellen über von frischen Produkten – das Markenzeichen der chinesischen Küche
Das berühmteste Gericht dieser Küche ist die Pekingente. Sie kommt häufig bei festlichen Banketten auf den Tisch: Mundgerechte Scheiben eines im Ofen gegarten Entenbratens mit knuspriger brauner Haut werden in dünne Pfannkuchen gewickelt und mit einer Soße und Porree serviert.
SHANGHAI-KÜCHE
Die Küche Shanghais stammt aus der Küstenregion im Osten Chinas, wo Salz- und Süßwasserfische reichlich zur Verfügung stehen. Dazu werden Reis, aber auch Weizenprodukte wie Brötchen und Nudeln gereicht. Die Soßen sind gehaltvoll und leicht süßlich. Insgesamt ist die Küche Shanghais kalorienreicher als die kantonesische, die Gerichte sind würzig und fetthaltig. Beliebte Speisen sind gebratene Garnelen, kaltes Hähnchenfleisch (»ertrunkenes Hähnchen«) und gedünstete Krabben. Eine Köstlichkeit ist der »Westsee-Essigfisch« (ein ganzer Karpfen wird leicht pochiert und mit Ingwer und einer süßsauren Soße zubereitet).
SICHUAN-KÜCHE
Die Küche der südwestchinesischen Provinz Sichuan geizt nicht mit Knoblauch, Pfeffer, Fenchel, Anis, Koriander und Chili. Entsprechend sind die Gerichte die schärfsten in der chinesischen Küche. Traditionelle Sichuan-Menüs werden gerne mit Chiliöl zubereitet und sind für den westlichen Gaumen oft zu scharf. Vielerorts erhält man aber auch mildere Varianten. Verarbeitet werden vor allem Hühner- und Schweinefleisch sowie Süßwasserfisch. Beliebt ist eine Art Bohnenpaste mit gehacktem, würzigem Schweinefleisch, dazu kommen gebratene Hühnerfleischstücke und kleine getrocknete, extrem scharfe Chilischoten.
DIM SUM
dim sum (übersetzt »das Herz berühren«) – ursprünglich eine kantonesische Spezialität, die sich aber in ganz China durchgesetzt hat – besteht aus verschiedenen gedünsteten oder gebratenen Klößen mit würzigen oder süßen Füllungen, die zusammen mit anderen mundgerechten Happen (beispielsweise Spareribs, Fleischbällchen oder Gebäck mit Eiercreme) gereicht werden. Meist isst man dim sum am späten Vormittag zum sogenannten yam cha, dem chinesischen Morgentee. Diese Mahlzeit ist dann in etwa mit dem westlichen Brunch vergleichbar. Entsprechende Restaurants sind aber schon ab 6.30 Uhr in der Früh und bis in den Nachmittag hinein geöffnet.
Hat man im Restaurant Platz genommen, schieben Kellner ihre mit dim sum und Beilagen beladenen Wagen zwischen den Tischen hindurch. Man wählt direkt aus, was man essen möchte. Am besten geht man mit einer größeren Gruppe ins Restaurant, dann kann man möglichst viele der verschiedenen Arten probieren. Zum Essen trinkt man gewöhnlich große Mengen von grünem Tee.
TEE
Selbst der eingefleischte Kaffeetrinker wird während seines Aufenthaltes im Land eine Leidenschaft für Tee entwickeln. Die Berge, das milde Klima und die traditionellen Anbaumethoden tragen dazu bei, dass taiwanesischer Tee weltweit geschätzt wird: ein Getränk mit einem sehr feinen Aroma und einem reinen, klaren Geschmack.
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STÄBCHEN-ETIKETTE
Es gehört sich nicht, vor dem Essen mit den Essstäbchen zu spielen. Die Stäbchen nicht aufrecht in die Reisschüssel stecken, weil es Einheimische an das Abbrennen von Räucherstäbchen bei Beerdigungen erinnert. Das Essen nimmt man sich mit speziellen Löffeln, nicht mit den eigenen Stäbchen. Nach dem besten Bissen zu suchen, gilt als egoistisch. Drehtische werden immer langsam im Uhrzeigersinn gedreht. Quer über die Reisschale gelegte Stäbchen zeigen an, dass man satt ist. Niemals mit den Stäbchen auf andere zeigen, das symbolisiert ein Messer und zieht das Unglück an.
ALKOHOL
Taiwanesisches Bier ist passabel und preiswerter als importierte Biere. Die Auswahl an ausländischen Marken ist dennoch groß: Man findet vor allem Label wie Heineken und Budweiser sowie das bekannte chinesische Tsingtao. Heimische Alkoholika fallen ansonsten eher in die Kategorie Hochprozentiges. Kaoliang hat einen Alkoholgehalt von 58,5 Prozent. Weit verbreitet ist der Reiswein Shaohsing. Auf Taiwan wird auch Wein produziert, außerdem trinkt man den exotischen Pflaumenwein.
Ausgehen und Alkohol trinken sind eins und gehören zur Geselligkeit dazu. Immer wieder wird in Gesellschaft auf irgendetwas angestoßen.
ETIKETTE
Gemeinsame Mahlzeiten, ob zu Hause oder im Restaurant, sind ein zentraler Bestandteil der chinesischen Kultur, weshalb damit auch eine Reihe von Regeln verbunden ist. Bei einem Fremden sehen die Einheimischen natürlich über so manches hinweg – aber nur weil niemand etwas sagt (was ja unhöflich wäre), heißt das nicht, dass man alles richtig macht. Machen Sie sich ein wenig mit der Etikette vertraut. Die Kellner stellen im Verlauf des Essens immer wieder Teller mit Speisen auf den Tisch. Häufig befinden sich darauf auch Löffel oder Stäbchen, mit denen man sich etwas von dem Essen nehmen kann. Jeder Gast erhält eine Reisschale, manchmal auch einen Teller. Verhaltensweisen, die im Westen als unhöflich gelten, sind hier absolut üblich: So darf man abgenagte Knochen auf den Tisch legen, die Nudeln einsaugen und seine Suppe hörbar schlürfen. Auch ein gelegentlicher Rülpser stört niemanden. Die Reisschale hält man direkt vor die Lippen und schaufelt das Essen mit den Stäbchen zügig in den Mund.
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DIE TRADITION DER BIERLOKALE
Die Bierlokale waren die beliebtesten Anlaufstellen im taiwanesischen Nachtleben, bevor sich Diskos und Kneipen westlichen Stils durchsetzten. Das typische Bierlokal (pijiu wu) ist ein höhlenartiger, gemütlicher Raum mit einer Dekoration, die überall ähnlich ist. Manche dieser preiswerten Lokale fassen mehr als tausend Gäste. Das Essen ist vergleichbar mit dem, was man auf den Nachtmärkten bekommt: Imbisse aus Meeresfrüchten und scharfe Sichuan-Küche, die hier eine ganz eigenständige Richtung eingeschlagen hat. Gekühlte Bierfässchen werden neben die Tische gestellt, dann kommt das Essen: gegrillte Austern, Venusmuscheln in Chili, frittierter Tofu, Rippchen, gebratene Krabben mit Knoblauch und Zwiebeln usw. Die Einheimischen verabreden sich hier mit Freunden, um nach einem langen Arbeitstag bei Bier, Essen und Gesprächen zu entspannen.
Ein typisches Bierlokal ist das Beer and Cheese Social House (169 Jianguo South Rd., Sec. 2, Tel. 916 54 93 73). Das rustikal eingerichtete Lokal ist der passende Ort, um sich mit neuen Bekannten zu treffen oder einen lockeren Abend bei Käse und einer großen Auswahl an Craft- und Zapfbieren zu verbringen.
Taiwans Jugend stürzt sich begeistert ins Nachtleben
Der Gastgeber wird das Essen immer wieder unterbrechen, um einen Toast auszubringen, dazu werden die Gläser regelmäßig nachgefüllt. Es wird erwartet, dass jeder mitmacht und sich alle zuprosten, es genügt aber meist, wenn man das Glas an die Lippen führt. Alkohol mit Softdrinks zu verdünnen ist in Ordnung, andererseits sollte man aus Höflichkeit ein angebotenes alkoholisches Getränk nicht ausschlagen.
Gemeinsame Mahlzeiten, ob zu Hause oder im Restaurant, erfüllen eine wichtige gesellschaftliche Funktion.
Wenn der Gastgeber sich erhebt oder die Mahlzeit durch einen letzten Trinkspruch beendet, gibt es keinen Widerspruch. Von einem Gast wird nicht erwartet, dass er etwas bezahlt, er sollte das auch nicht anbieten. Auf keinen Fall darf man vorschlagen, den Betrag untereinander aufzuteilen – das wäre ein grober Verstoß gegen die guten Sitten.
TAIWAN DAMALS
Mitte des 16. Jhs. segelte Jan Huygen van Linschoten, ein holländischer Seefahrer, nach Japan und entdeckte Taiwan, von dessen Schönheit er tief beeindruckt war. In den folgenden Jahrhunderten versuchten Niederländer, Portugiesen, Spanier und Japaner auf dem reizvollen Eiland Fuß zu fassen.
Bei der Ankunft der ersten Europäer lebten indigene Völker bereits seit vielen Jahrtausenden auf Taiwan. Mittlerweile hat man mehr als 500 prähistorische Stätten auf der Insel entdeckt, einige sind bis zu 10 000 Jahre alt. Sie geben manchen Hinweis auf die Herkunft der Ureinwohner, aber für wirklich zuverlässige Aussagen sind die Funde noch zu spärlich.
Ausgrabungen haben Spuren von Siedlungen, Grabstätten, Megalithe, und vieles mehr zutage gefördert – sie legen nahe, dass die ersten Siedler auf Taiwan vermutlich malaysisch-polynesischer Herkunft waren. Andere Funde wiederum weisen eher auf Völker hin, die vom chinesischen Festland kamen. Mittlerweile hat man 14 verschiedene indigene Gruppierungen auf Taiwan identifiziert; sie lebten offenbar isoliert voneinander und standen sich eher feindselig gegenüber.
Erst im 17. Jh. zogen Festlandchinesen – vornehmlich aus der Provinz Fujian – in größerer Zahl nach Taiwan; sie fanden zwei Gruppen von Ureinwohnern vor. Die eine hatte sich vor allem im Südwesten der Insel niedergelassen; ihre Mitglieder waren Jäger, Fischer und Bauern. Die andere Gruppe, deren Tätowierungen und Kopfjägerei auf eine Herkunft aus dem pazifischen Raum hinweist, lebte in den Bergen.
Das Ölgemälde von Takow aus dem 19. Jh. fängt die erhabene Schönheit Taiwans ein
PIRATEN
Chinesische und japanische Piraten nutzten die Insel vom 14. bis zum 16. Jh. als sicheren Rückzugsort; in jener Zeit kaperten Seeräuber immer wieder japanische oder chinesische Handelsschiffe und plünderten Küstenstädte auf dem Festland.
Die Portugiesen gründeten 1590 im Norden der Insel einen Handelsstützpunkt, zogen sich aber schon sehr bald wieder von dort zurück. Als Nächstes versuchten die Niederländer 1622 ihr Glück – mit weitaus größerem Erfolg, da sich der chinesische Kaiserhof nicht für die Insel interessierte.
DIE NIEDERLANDE UND SPANIEN
Die Niederländische Ostindien-Kompanie, der die wirtschaftliche Nutzung der niederländischen Kolonien aufgetragen war, erhielt das exklusive Recht zum Handel mit Zuckerrohr, Kampfer und weiteren Gütern. Die einheimischen Chinesen pferchte man in kleine Dörfer und landwirtschaftliche Betriebe und belegte sie mit hohen Steuern.
Die Spanier beobachteten die Erfolge der Niederländer auf Taiwan mit Argwohn und Neid, denn sie erkannten rasch, dass die Insel einen idealen Handelsposten auf halbem Weg zwischen den (von Spanien eroberten) Philippinen und Japan abgab. 1626 stachen die Spanier deshalb mit einer kleinen Flotte von Manila aus in See und landeten im Nordosten Taiwans, wo sie in Keelung und Danshui Garnisonen und Handelsniederlassungen anlegten. Die Festung in Keelung (Jilong) nannten sie San Salvador, die kleinere Anlage in Danshui erhielt den Namen Fort San Domingo.
Nach zwei gescheiterten Versuchen 1630 und 1641 gelang es den Niederländern 1642 Fort San Salvador zu erobern und damit die spanische Präsenz auf Taiwan zu beenden. Bis 1650 hatte sich Taiwan zu einem der profitabelsten Standorte der Niederländischen Ostindien-Kompanie im Fernen Osten entwickelt. Vereinzelte Aufstände der Insulaner schlugen die holländischen Herren rücksichtslos nieder.
Unruhe drohte auch aus anderer Richtung: In China hatten die Manchu der Ming-Dynastie ein Ende bereitet. Auf der Flucht vor den Invasoren überquerten viele Zivilisten die Taiwanstraße. Die Niederländer nahmen die Neuankömmlinge zunächst mit offenen Armen auf und stellten ihnen Vieh, Saatgut und Gerätschaften zur Verfügung.
Mit der Zeit wuchs allerdings die Unzufriedenheit unter den chinesischen Pächtern, die hohe Abgaben an die Landbesitzer zahlen mussten. 1652 eskalierte der Konflikt, als die Niederländer eine Kopfsteuer einführten. Die Chinesen widersetzten sich, doch auch diesen Aufstand konnten die Europäer schnell und gewaltsam niederschlagen; 6000 spärlich bewaffnete chinesische Kleinbauern wurden niedergemetzelt.
KOXINGA
Auf dem Festland hatten die Manchu mittlerweile eine gewaltige Armee zusammengestellt, mit der sie unaufhaltsam vorstießen. Sie eroberten Peking; loyale Anhänger der Ming-Dynastie flohen Richtung Süden und leisteten weiter Widerstand. Zu diesen »Widerstandskämpfern« zählte auch der Pirat Zheng Zhilong, der ein ansehnliches Söldnerheer befehligte. Sein Sohn Zheng Chenggong, im Westen eher unter seinem Beinamen Koxinga bekannt, erbte von seinem Vater das Kommando und wurde zum gefährlichsten Widersacher der neuen Herrscher.
Das Tafelbild aus dem Jahr 1859 zeigt Koxinga, der die Holländer 1662 aus Taiwan vertrieb
Zwischen 1646 und 1658 standen 100 000 Mann und 3000 Schiffe unter seinem Befehl; damit terrorisierte er die Städte entlang der chinesischen Küste. Schließlich zwangen die Manchu die Einwohner der Küstenstädte ins Inland umzusiedeln; damit unterbanden sie die Versorgung von Koxingas Truppen, die wichtige Zufluchtshäfen verlassen fanden. Koxinga sah sich gezwungen, nach Taiwan überzusetzen und sein Heer neu zu organisieren.
1661 belagerte Koxinga Fort Zeelandia bei Anping. Immerhin acht Monate lang leisteten die Niederländer erbitterten Widerstand, dann ergaben sie sich und verließen die Insel. Koxinga wählte Anping zu seiner Hauptstadt; sein Ziel war eine Enklave der Ming, von der aus China eines Tages den Manchu entrissen werden sollte. Koxingas Herrschaft währte aber nur kurze Zeit: 1662 starb er im Alter von nur 38 Jahren an den Folgen einer Krankheit.