Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Fabeln sind zeitlos. Sie enthalten Weisheiten, die lange Essays verdienen, in der Fabel aber kurz und prägnant formuliert sind. Lohnt es sich, noch neue Fabeln zu schreiben? Ich glaube ja, da jede Zeit die ewigen Stärken und Schwächen der Menschen in neuen Formen zeigt. Fabeln sind auch deshalb zeitlos, weil sie nicht dem Zeitgeist verpflichtet sind. Einige, der in diesem Büchlein aufgeschriebenen Fabeln, greifen alte Motive auf, viele betreffen neue, deren Botschaften jedoch über die Gegenwart hinausreichen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 67
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Für Freunde der Fabel und Wahrheit
Vorwort
Fabeln – Aufforderungen zum Nachdenken
Der Specht und der Fuchs
Der Dachs und der Fuchs
Die Kieselsteine
Der Pfau und das Huhn
Lamborghini trifft Traktor
Wenn eine alte Bibel und ein Chemiebuch nebeneinander im Schrank stehen
Streit zwischen Strom und Spannung
Streit zwischen Strom und Widerstand
Streit zwischen einem alten und einem neuen Chemiebuch
Als die Tiere in einem fernen Land lernten, gegenseitig ihre Sprachen zu verstehen
Wie ein Fuchs den Wald und die umgebenden Felder aufteilen wollte
Die Gründung von Tierstaaten
Parlamentswahlen
Der volle und der leere Geldbeutel
Die Ameisen und die Wissenschaft
Warum manches kompliziert erklärt wird, wenn es doch einfach ginge
Die Fledermaus und der alte Kater
Streit im Wörterbuch
Wie der Löwe seinen Staat organisierte
Adlerblick auf Hinrichtungsstätte
Zwei Ochsen vor dem Pflug
Johann der Wahrheitler
Wie Hunde über ihre Herren denken
Die Demokratie der Tiere
Tod eines Harlekins
Die großen und die kleinen Vögel
Der Rat des Adlers
Frieden und Krieg auf einer Wiese
Die Weisheit des Uhus
Der Kampf um ein neues Wolfsrevier
Der Löwe und seine Spatzen
Der Rabe und das Konzert der Vögel
Das Reich der Sternenmenschen
Der Bischoff und ein Wohltäter
Beten oder Handeln
Der Kaiser und die Fliegen
Die Freiheiten von Königs Gnade
Des Königs Braten
Der Schafshimmel
Die Schuden und die Schütten
Der hilfreiche alleinherrschende Gott
Eine Redaktionssitzung der Wald- und Wiesenzeitung (WWZ)
Ein Selbstmord
Das Urteil über die Wahrheit
Pusten hilft
Der ängstliche Bauer
Klagen der Tiere über ihre Namen
Die unbesiegbare Zeit
Der Krieg zwischen Löwen und Tigern
Anstelle eines Nachwortes
Über den Autor
Fabeln sind zeitlos. Sie enthalten Weisheiten, die lange Essays verdienen, in der Fabel aber kurz und prägnant formuliert sind. Lohnt es sich, noch neue Fabeln zu schreiben? Ich glaube ja, da jede Zeit die ewigen Stärken und Schwächen der Menschen in neuen Formen zeigt. Fabeln sind auch deshalb zeitlos, weil sie nicht dem Zeitgeist verpflichtet sind. Einige, der in diesem Büchlein aufgeschriebenen Fabeln, greifen alte Motive auf, viele betreffen neue, deren Botschaften jedoch über die Gegenwart hinausreichen.
F. Scholz März 2023
Lob des Zweifelns
Schon ein Kind zweifelt, wenn es warum, weshalb, weswegen fragt, denn es glaubt nicht einfach, halte die Hand nicht ins Feuer, laufe nicht auf die Straße, nimm den Sand nicht in den Mund.
Größere Kinder verlernen oft das Zweifeln, denn man sagt ihnen, die Älteren haben immer recht. Wenigen bleibt das Zweifeln erhalten.
Viele Menschen gewöhnen sie sich in ihrem späteren Leben daran, anderen zu vertrauen, ohne noch zu zweifeln.
So kommt es, dass die meisten Erwachsenen nicht mehr anzweifeln, was immer ihnen gesagt wird, ganz besonders, wenn Regierende oder Studierte sprechen. Dabei sind es gerade die wahren Wissenschaftler, die alles anzweifeln, was sie nicht durch Untersuchung und kluges Bedenken als wahr befunden haben. Der Zweifel ist die Grundlage aller Erkenntnis, allen Fortschritts, aller Wissenschaft.
Deshalb, hört niemals auf zu zweifeln! Nur wer zweifelt, stellt Fragen, die es zu beantworten gilt.
Ein Fuchs kam zu einem abgestorbenen Baum, auf dem ein Specht saß und an den Stamm pochte. Der Fuchs sagte zu ihm: „Herr Specht, warum pochen Sie mit so viel Mühe Höhlen in den Stamm? Wenn Sie wegfliegen, kommen Finken und machen sich in Ihrer Höhle ein gemütliches Heim und Sie haben nichts davon.“ Da sprach der Specht: „Oh doch. Ich habe all die leckeren Würmchen und warum sollen nicht die Finken daraus auch ihren Nutzen ziehen und sich ein Heim in der Höhle einrichten?“ Die Antwort machte den Fuchs sehr nachdenklich und er schlich leise davon.
____________
Die Lehre: Man kann sich selbst und zugleich auch anderen nützlich sein.
Ein Dachs und ein Fuchs trafen sich auf einer Lichtung. Der Fuchs fragte den Dachs: „Warum habt Ihr eigentlich nur Streifen am Kopf und nicht am ganzen Körper? Ihr würdet viel hübscher aussehen, wenn Ihr überall Streifen hättet.“ Da erwiderte der Dachs: „Hätte ich Streifen am ganzen Körper, dann wäre ich kein Dachs mehr, so wie Ihr kein Fuchs mehr wärt, wenn Euer Fell überall rot wäre.“
____________
Die Lehre: Jeder hat seine Eigenart und wenn er sie nicht hätte, wäre er nicht, wer er ist.
In einem Flussbett spülte das Wasser einen kleinen Kiesel gegen einen großen. Der sagte empört „Was stößt Du mich an und störst meine Ruhe, Du kleiner frecher Kiesel?“ Da antwortete der kleine Kiesel: „Wenn es nicht uns kleine Kiesel gäbe, hättest Du nicht eine so schöne geschliffene Form.“ Der große Kiesel dachte nach und erinnerte sich an die vielen kleinen Stöße mit den kleinen Kieseln und sagte: „Ja, du hast recht, aber auch Du wärst nicht ein kleiner runder Kiesel ohne mich und all die anderen Kiesel.“
____________
Die Lehre: Ein jeder Mensch verdankt allen anderen Menschen etwas seines Charakters.
Ein Pfau spazierte des Weges und schlug ein Rad mit seinen Federn. Er kam an einem Huhn vorbei, das er keines Blickes würdigte. Das sah ein Eichhörnchen und fragte den Pfau: „Herr Pfau, warum grüßen Sie denn nicht das Huhn, es ist doch eine Verwandte von Euch?“ Da antworte der Pfau: „Oh nein, ich bin doch ganz anders. Seht Ihr denn das nicht? Ich trage eine Krone und das Huhn hat nur einen roten Lappen auf seinem Kopf. Und erst die Federn! Wie hässlich ist doch das Huhn und wie wunderbar ist meine Schleppe! Eher würde ich einen Tiger grüßen, als mit diesem Huhn zu sprechen.“ Da sprang ein Tiger aus dem Wald und fraß den Pfau.
____________
Die Lehre: Hochmut kommt vor dem Fall.
Ein Lamborghini macht eine Landpartie, fährt die Dorfstraße entlang und plötzlich schleift der Unterboden laut über einen Pflasterstein hinweg. Der Traktor hört das, muss sich biegen vor Lachen und sagt: „Was fährst Du auch auf meiner Straße und warum bleibst Du nicht auf dem Asphalt Deiner Stadt und schimpfst dann noch über unsere schöne alte Huckelstraße?“ Da ärgert sich der Lamborghini, würdigt den Traktor keines Blickes und will ganz schnell weg, doch er rutscht in den Straßengraben und kommt nicht mehr heraus. Da sagt der Traktor: „Nun gut, halt einfach still und ich ziehe Dich heraus, denn Du tust mir leid. Ich glaube zwar nicht, dass Du mir hättest helfen können, wenn ich im Straßengraben läge, aber Du hast ja auch nur vier Räder wie ich und so muss ich einem Verwandten wohl helfen.“
____________
Die Lehre: Es gibt nie einen Grund überheblich zu sein.
Sagt die Bibel zu ihrem Nachbarn, einem Chemiebuch: „Du stinkst aber!“. Antwortet das Chemiebuch: „Ich bin auch im Labor gewesen und habe einem Studenten geholfen, einen Stoff zu synthetisieren. Du riechst nur nach dem Muff von tausend Jahren, weil sich an Dir nichts geändert hat.“ Darauf sagt die Bibel: „Die Tiefe der Gedanken in mir sind aber unvergleichlich und von ewiger Gültigkeit.“ Das Chemiebuch: „Meine Formeln kann man aber beweisen, Die Gültigkeit Deiner Gedanken nur glauben.“ Die Bibel darauf: „Ich halte das neben Dir nicht mehr aus. Ich will hier raus.“
____________
Die Lehre: Wissen schlägt Glauben.
Der elektrische Strom sagt zur elektrischen Spannung: „Du bist faul und tust nichts. Ich verstehe nicht warum es Dich überhaupt gibt.“ Die Spannung antwortet ganz entrüstet: „Wenn es mich nicht gäbe, könntest du nicht fließen.“
____________
Die Lehre: Ohne Gradienten bewegt sich nichts.