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Wer hat sich bei einem seiner Aufenthalte in einem Krankenhaus nicht selbst einmal gefragt, wie es hinter den »Kulissen« abläuft, welche Schicksale der eine oder andere Patient gerade durchmacht, wie es deren Familien ergeht und wie das Klinikpersonal mit den ganz schlimmen Fällen zurechtkommt? Eins ist ganz gewiss: Sie alle sind Menschen wie du und ich; sie haben ein Herz, das vor Freude »tanzen« aber auch vor Schmerz brechen kann …
Zu dem Roman »Zu spät zur Umkehr?«: Zwei junge Männer umschwärmen Dr. Kaisers junge Patientin Karin Trautenthal – Raffael, ein charmanter junger Draufgänger, und sein Bruder Thomas, der wesentlich einfühlsamer und sensibler ist. Lange Zeit hindurch lässt sich Karin von Raffael blenden, zu schön klingen seine Liebesworte in ihren Ohren, zu glücklich ist sie, wenn er ihr das Gefühl von Liebe und Geborgenheit vermittelt. Dann jedoch, von einem Tag zum anderen, verändert sich für die junge Frau alles: Thomas erleidet einen schweren Unfall, in der Sandberg-Klinik kämpfen die Ärzte um sein Leben. Und erst als sie fürchten muss, Thomas für immer zu verlieren, erkennt Karin, wie viel er ihr bedeutet. Aber – ist es jetzt nicht viel zu spät zur Umkehr? In diesem Arzt-Roman-Doppelband werden weitere Schicksale aus dem Klinik-Alltag erzählt. Lassen Sie sich überraschen …
In diesem Band sind folgende Romane enthalten:
› An deiner Hand ins Land der Liebe
› Zu spät zur Umkehr?
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A. F. Morland
Neues aus dem Klinik-Alltag
Mit dem Gefühl von Liebe
Zwei Arzt-Romane
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Claudia Westphal, 2024
Korrektorat: Bärenklau Exklusiv
Verlag: Xebusch. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Neues aus dem Klinik-Alltag
Mit dem Gefühl von Liebe
An deiner Hand ins Land der Liebe
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
Zu spät zur Umkehr?
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
Wer hat sich bei einem seiner Aufenthalte in einem Krankenhaus nicht selbst einmal gefragt, wie es hinter den »Kulissen« abläuft, welche Schicksale der eine oder andere Patient gerade durchmacht, wie es deren Familien ergeht und wie das Klinikpersonal mit den ganz schlimmen Fällen zurechtkommt? Eins ist ganz gewiss: Sie alle sind Menschen wie du und ich; sie haben ein Herz, das vor Freude »tanzen« aber auch vor Schmerz brechen kann …
Zu dem Roman »Zu spät zur Umkehr?«: Zwei junge Männer umschwärmen Dr. Kaisers junge Patientin Karin Trautenthal – Raffael, ein charmanter junger Draufgänger, und sein Bruder Thomas, der wesentlich einfühlsamer und sensibler ist. Lange Zeit hindurch lässt sich Karin von Raffael blenden, zu schön klingen seine Liebesworte in ihren Ohren, zu glücklich ist sie, wenn er ihr das Gefühl von Liebe und Geborgenheit vermittelt. Dann jedoch, von einem Tag zum anderen, verändert sich für die junge Frau alles: Thomas erleidet einen schweren Unfall, in der Sandberg-Klinik kämpfen die Ärzte um sein Leben. Und erst als sie fürchten muss, Thomas für immer zu verlieren, erkennt Karin, wie viel er ihr bedeutet. Aber – ist es jetzt nicht viel zu spät zur Umkehr?
In diesem Arzt-Roman-Doppelband werden weitere Schicksale aus dem Klinik-Alltag erzählt. Lassen Sie sich überraschen …
***
Zwei Arzt-Romane von A.F. Morland
***
»So, Herr Brandrup, dat war’s«, sagte Schwester Sigrun und nahm dem Patienten die Kontakte ab. »Hat überhaupt nich wehjetan, wa?« Sie hatte in Dr. Sven Kaisers Auftrag ein EKG geschrieben. Nun riss sie den Papierstreifen ab, der aus dem Apparat hing, und faltete ihn zusammen.
»Darf ick mir uffsetzen, Schwester?«, berlinerte Volker Brandrup ebenfalls und lächelte jungenhaft dabei.
»Ick bitte darum«, gab die korpulente Arzthelferin zurück. »Und anziehen dürfen se sich ooch.«
»Wie sieht mein EKG aus, Schwester?«, erkundigte sich der junge Geschäftsmann mit nun wieder ernstem Gesicht.
»Darüber wird der Herr Doktor mit Ihnen sprechen. Ick bin dazu nich befugt.«
»Ach, kommen Sie, Schwester Sigrun, machen Sie nicht auf bescheiden. Jeder weiß doch, dass Sie im Tannenwalder Arzthaus die graue Eminenz sind.«
»Weil ick jraue Haare habe?«
Volker Brandrup schüttelte den Kopf.
»Weil der Herr Doktor tut, was Sie ihm sagen.«
Sigrun Giesicke sah den Patienten ungläubig an.
»Dat wird behauptet?«
Volker Brandrup schlüpfte in sein Hemd und nickte dabei. »Das wird behauptet.«
Die Perle von der Spree lächelte geschmeichelt.
»Dann sind die Leutchen aber jewaltig uffm Holzweg, denn in diesem Jebäude is Dr. Sven Kaiser der Chef, die unumstrittene Nummer eins, und daran wird sich ooch in Zukunft nüscht ändern.«
Volker schloss die Knöpfe seines Hemds.
»Also was ist nun mit meinem EKG?«
»Hamse noch fünf Minütchen Jeduld, Herr Brandrup, dann können se mit dem Herrn Doktor persönlich und janz ausführlich darüber palavern.«
Volker zog seine Hosen an, schob das Hemd hinein und ließ den Reißverschluss ratschen. »Haben Sie denn keine eigene Meinung?«
»Doch, aber die behalte ick für mich, wenn se jestatten.«
Volker schlüpfte in sein flaschengrünes Jackett.
»Dann muss ich wohl davon ausgehen, dass Ihnen mein EKG nicht gefällt.«
Die alte Sprechstundenhilfe lächelte kryptisch.
»Wenn ick nüscht sajen will, beißen se uff Jranit, mein Lieber.«
»Ja, langsam merke ich das.« Volker schob seinen Krawattenknoten hoch.
»Also jeben se besser uff«, sagte Schwester Sigrun und verschwand durch eine Tür nach nebenan.
Wenige Augenblicke später saß Volker dem Tannenwalder Arzt gegenüber.
»Schwester Sigrun wollte mir nicht verraten, wie mein EKG aussieht«, sagte er.
»Es ist nicht ihre Aufgabe, Elektrokardiogramme zu kommentieren«, erklärte der Allgemeinmediziner.
»Aber sie übt ihren Beruf doch schon so lange aus, dass man in ihr bereits so etwas wie eine Ärztin ohne Approbation sehen kann«, meinte Volker Brandrup.
Dr. Kaiser stimmte dem nickend zu.
»Sigrun wollte nicht vorgreifen«, entschuldigte er die Arzthelferin. »Sie wollte mir die Freude nicht verderben, Ihnen zu sagen, dass Ihr EKG zufriedenstellende Werte zeigt.«
»Na, da bin ich aber froh!« Volker atmete erleichtert auf. Er war zwar erst achtundzwanzig, aber vor einer Herzattacke ist man in keinem Alter gefeit. Er hatte seinen Vater auf diese Weise verloren, und seither schwelte in ihm die Angst, eines Tages genauso zu enden.
»Dennoch möchte ich Sie warnen, Herr Brandrup«, sagte Sven Kaiser. »Sie sind zu mir gekommen, weil Sie sich in letzter Zeit nicht wohlgefühlt haben.«
Volker nickte mit gefurchter Stirn.
»Das ist richtig. Mein Herz hat hin und wieder ziemlich heftig gerumpelt und da dachte ich, es könne nicht schaden, mal den Hausarzt zu konsultieren.«
»Das war sehr vernünftig von Ihnen, Herr Brandrup«, lobte Sven Kaiser. »Und ebenso vernünftig wäre es, den Stress abzubauen, dem Sie Tag für Tag ausgesetzt sind, wie ich weiß.«
Volker atmete schwer aus. »Das ist leichter gesagt als getan.«
Dr. Kaiser schüttelte langsam den Kopf.
»Warum muss immer erst etwas passieren, damit etwas passiert?«
»Ich habe eine Firma.«
Der Tannenwalder Arzt nickte. »Das ist mir bekannt.«
Das Unternehmen richtete Büros und Lagerräume ein. Bei »VB&RK« (Volker Brandrup und Roger Kirchberg) bekam man alles aus einer Hand – von der exquisiten Rosenholz-Elementdecke bis zum Teppichboden, vom stabilen Lagerregal bis zur futuristischen Schreibtischlampe …
»Eine Firma, die mir bedauerlicherweise nicht allein gehört«, sagte Volker.
»Auch das weiß ich«, erwiderte Sven Kaiser.
»Dadurch bin ich gezwungen, alles, was mein Partner tut, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen mitzutragen«, fuhr Volker fort. »Das ist nicht immer ganz leicht für mich. Ich bin mit vielem nicht einverstanden, was in unserem Unternehmen geschieht, aber ich habe nicht die Macht, meinen Partner in die Schranken zu weisen, weil uns die Firma zu gleichen Teilen gehört. Leider kommt es immer wieder vor, dass mein Kompagnon eine Situation falsch einschätzt und unrichtige Entscheidungen trifft, die sich dann oft nur mit großer Mühe – wenn überhaupt – korrigieren lassen. Roger Kirchberg läuft durch seine Gutgläubigkeit immer wieder Gefahr, unseriösen Leuten aufzusitzen, und seine Risikofreudigkeit hat uns schon so manche Turbulenz beschert. Wenn ich ihm nicht ständig auf die Finger sehe, geht die Firma in diesen ohnedies nicht besonders rosigen Zeiten den Bach runter.« Er sah Dr. Kaiser ernst an. »Das ist der eine Stress. Den anderen habe ich zu Hause.« Er seufzte. »Mit meiner Ehe steht es seit geraumer Zeit nicht zum Besten. Was immer ich sage oder tue – es passt meiner Frau nicht.«
»Was macht sie so unzufrieden?«, wollte Dr. Kaiser wissen.
»Vor allem die Tatsache, dass ich so wenig daheim bin, weil ich mich in diesen schwierigen Zeiten zwangsläufig mehr um die Firma kümmern muss. Das will Sonja aber nicht einsehen. Sie sagt, sie hat nicht geheiratet, um ihr Leben allein zu verbringen.«
»Da ist natürlich was dran.«
»Ja, aber ich kann das Geschäft, das ich – vor allem ich, denn Roger hat dazu nicht allzu viel beigetragen … Ich kann das Unternehmen, das ich mit großer Mühe aufgebaut habe und von dem wir im Augenblick noch recht gut leben, nicht einfach zugrunde gehen lassen, nur um mehr Zeit für meine Frau zu haben.«
»Sie müssen einen Mittelweg finden.«
Volker nickte. »Danach suche ich seit Monaten, aber leider gibt es für dieses Problem keine Patentlösung.« Er rieb seine Handflächen aneinander. »Alles, was ich von meiner Frau erwarte, ist etwas mehr Verständnis und ein wenig Geduld. Ist das denn zu viel verlangt?«
Dr. Kaiser schwieg. Volker atmete abermals schwer aus.
»Na ja, damit muss ich irgendwie selbst fertigwerden.« Er lächelte verlegen. »Ich darf Sie nicht länger aufhalten.« Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter. »Im Wartezimmer sitzen eine Menge Patienten, die zu Ihnen wollen.« Er stand auf.
Dr. Kaiser erhob sich ebenfalls und gab ihm die Hand.
»Grüßen Sie Ihre Frau von mir!«
»Mach ich.«
»Wie geht es eigentlich Ihrer Mutter?«, erkundigte sich der Tannenwalder Arzt. »Ich habe sie lange nicht gesehen.«
»Ich auch nicht.« Volker Brandrup griente. »Ich werte das als gutes Zeichen. denn wenn ihr etwas fehlen würde, würde sie sich bei mir melden.« Er ging zur Tür.
Dr. Kaiser begleitete ihn. »Wie lange ist sie schon Witwe?«
»Im Juli werden es elf Jahre.«
»Elf Jahre.« Dr. Kaiser wiegte den Kopf. »Wie die Zeit vergeht.«
Volker spitzte die Lippen, als wollte er pfeifen.
»Ich glaube, meine Mutter kommt mit dem Alleinsein inzwischen recht gut klar. Sie ist viel unterwegs – Florenz, Rom, Wien, Prag, Berlin, Paris … Ständig bucht sie irgendeine Busreise. Recht hat sie. Zu Hause sterben die meisten Leute.«
»Wie alt ist Ihre Mutter jetzt?«
»Sechsundfünfzig.«
»Möchte sie nicht noch mal heiraten?«, fragte Dr. Kaiser.
»Ich glaube nicht.«
»Hätten Sie etwas dagegen?«
Volker schüttelte den Kopf.
»Überhaupt nicht. Sie soll ihr Leben so gestalten, wie es ihr am angenehmsten ist, da rede ich ihr nicht drein.«
Dr. Kaiser gab dem Patienten noch einmal die Hand.
»Grüßen Sie auch sie ganz herzlich von mir, wenn Sie sie sehen. Und …« Er hob den Zeigefinger. »Reduzieren Sie den Stress ein wenig in Ihrem Leben, okay?«
»Ich werd’s versuchen«, gab Volker zurück und verließ das Sprechzimmer des Tannenwalder Arztes.
Obwohl das EKG zufriedenstellend ausgefallen war, war Volkers Stimmung gedrückt. Dieses Jahr hatte es aber auch wirklich in sich! Seine Ehe war nicht so, dass er hätte jubeln können, die Firma lief gewissermaßen auch nur auf drei Zylindern und … Ach, er wollte lieber nicht an all die Dinge denken, die schon mal besser funktioniert hatten.
Am Straßenrand stand ein kleines Mädchen mit Maiglöckchen. Er hielt seinen Wagen an, kaufte ihr ein Sträußchen ab und gab ihr mehr, als sie verlangt hatte. Sie strahlte ihn an.
»Dankschön«, sagte sie, und ihr süßes Kinderlächeln erwärmte sein Herz.
Ein Baby müsste Sonja haben, dachte er. Dann wäre sie beschäftigt und würde mich nicht so sehr vermissen. Ein Baby, ja, das wäre vielleicht die Lösung! Aber obwohl wir beide gesund sind, wie Dr. Kaiser und sein Freund und Kollege Dr. Sandberg uns bestätigt haben, wird Sonja trotz all unserer Bemühungen einfach nicht schwanger.
»Dankschön«, sagte das Mädchen – er schätzte sie auf acht, neun Jahre – noch einmal.
Er lächelte die Kleine freundlich an.
»Schon gut.« Er fuhr weiter.
Andere pflanzen sich fort wie Kaninchen, ging es ihm durch den Sinn. Und uns ist nicht einmal ein Kind gegönnt.
Zu Hause stellte er seinen Wagen in die Garage und schloss das große weiße Aluminiumtor. Als er gleich darauf das Haus betrat, vernahm er Stimmen. Sonja hatte Besuch. Er warf im Vorzimmer einen prüfenden Blick in den großen Wandspiegel und ging dann weiter. Der weiße Marmorboden glänzte makellos wie immer. Sonja war eine perfekte Hausfrau, die ihre Arbeit sehr gewissenhaft erledigte. Man fand nirgendwo ein Staubkörnchen, und es lagen niemals Zeitschriften oder Wäschestücke herum.
Im Wohnzimmer saßen seine Frau und seine Mutter. Kaffeegeschirr stand auf dem Tisch. Volker Brandrup küsste die beiden Frauen. Sonja bekam von ihm die Maiglöckchen. Zu seiner Mutter sagte er: »Wenn ich geahnt hätte, dass du hier bist, hätte ich zwei Sträußchen gekauft.«
»Macht nichts, mein Junge«, erwiderte Hildegard Brandrup mild lächelnd. »Ich wusste vor zwei Stunden noch nicht einmal selbst, dass ich euch besuchen würde.«
Sonja roch an den Maiglöckchen.
»Diese Blumen duften einfach himmlisch.« Sie stand auf, holte eine kleine Vase, füllte diese in der Küche mit Wasser, stellte den kleinen Strauß hinein, kehrte ins Wohnzimmer zurück und stellte die Vase auf den Couchtisch aus blaugrauem Rauchglas.
Volker setzte sich neben seine Mutter, die, obwohl sie auf die Sechzig zuging, noch äußerst attraktiv war und sich gut, geschmackvoll und damenhaft zu kleiden verstand.
»Wie war’s in Hamburg?«
»Danke, sehr schön.«
»Hast du die Hafenrundfahrt mitgemacht?«, wollte Volker wissen.
»Selbstverständlich.«
»Danke für die Karte.«
Hildegard Brandrup schmunzelte.
»Man kann nicht sagen, dass ich schreibfaul bin, nicht wahr?«
»Nein, das kann man nicht«, bestätigte ihr Sohn.
»Und man kann auch nicht sagen, dass ich nicht an euch denke, wenn ich fort bin.«
Sonja Brandrup setzte sich wieder. Sie strich ihr dunkles Haar mit einer graziösen Handbewegung zurück. Sie war eine wunderschöne Frau von vierundzwanzig Jahren, klug, gebildet und anmutig. Neugierig musterte sie ihren Mann.
»Was war bei Dr. Kaiser?«
Hildegard Brandrup horchte auf. Besorgnis erschien in ihrem Blick.
»Du warst bei Dr. Kaiser?«
Sonja nickte.
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, es dir zu sagen, Mama.«
»Es ist alles in Ordnung«, berichtete Volker.
»Das ist schön«, befand Sonja.
»Wozu gehst du zum Arzt, wenn alles in Ordnung ist?«, fragte Volkers Mutter.
Er lächelte. »Um es mir von ihm bestätigen zu lassen.«
»Volker hatte in letzter Zeit ein bisschen Probleme mit dem Herzen«, erklärte Sonja Brandrup ihrer Schwiegermutter. Hildegard Brandrup war sofort alarmiert.
»Mit dem Herzen?«
»Na ja«, meinte Volker beschwichtigend, »es hat ein paar Bocksprünge gemacht, die mich beunruhigten, aber nun weiß ich, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Das EKG hat einwandfrei gezeigt, dass alles bestens ist.«
Frau Brandrup hob den Zeigefinger.
»Mit solchen Beschwerden darf man nicht leichtfertig umgehen, mein Junge.«
»Ich weiß, Mama.«
»Dein Vater …«
»Papa hatte ein schwaches Herz«, fiel Volker seiner Mutter ins Wort. »Meines ist völlig okay.«
Frau Brandrup hob noch mal den Finger.
»Du hast gesagt, es hat Bocksprünge gemacht.«
»Das muss wohl so etwas wie eine nervöse Entladung gewesen sein«, spielte Volker die Sache herunter.
»Vielleicht solltest du einen Herzspezialisten aufsuchen.«
Volker schüttelte entschieden den Kopf.
»Ich glaube nicht, dass das nötig ist, Mama. Dr. Kaiser ist ein ganz hervorragender Arzt, oder bist du diesbezüglich anderer Meinung?«
»Nein, ich halte sehr viel von Dr. Kaiser, aber …«
Volker unterbrach seine Mutter erneut.
»Ich möchte einen Themenwechsel vorschlagen«, sagte er lächelnd. »Wann bist du von Hamburg zurückgekommen?«
»Gestern Abend«, antwortete Frau Brandrup. »Ziemlich spät. Unser Bus hatte einen Motorschaden. Wir mussten stundenlang auf einen Ersatzbus warten.«
Volker grinste.
»Solche Unannehmlichkeiten können dich bestimmt nicht entmutigen. Ich wette, du hast bereits deine nächste Reise gebucht – oder zumindest ins Auge gefasst. Wo soll es diesmal hingehen? Nach Madrid? Nach Lissabon? An die Normandie?«
»Ich hatte Marseilles im Sinn, aber nun bleibe ich doch lieber in München.«
»Die Zigeunerin wird sesshaft?« Volker lachte. »Das kann ich kaum glauben.«
Hildegard Brandrup betrachtete angelegentlich ihre Hände.
»Dieses viele Reisen – das ist doch bloß Flucht vor der Einsamkeit.«
»Wieso fühlst du dich einsam?«, fragte ihr Sohn überrascht. »Du kannst doch jederzeit zu uns kommen.«
»Ach, ich kann euch doch nicht ständig heimsuchen wie … wie … wie eine lästige Krankheit.«
Volker schüttelte den Kopf. »Vergleiche hast du.«
»Du bist uns immer willkommen«, versicherte Sonja.
Ein kleines Lächeln huschte über Hildegard Brandrups Gesicht, das noch nahezu faltenfrei war. »Es ist schön, dass ihr das sagt, aber ich halte mich lieber an den Grundsatz: Komme selten, dann wirst du gelten. Ihr habt euer Leben, ich habe meines. Ich möchte nicht zur Last für euch werden, möchte vermeiden, dass ihr irgendwann denkt: Jetzt steht die schon wieder vor der Tür.«
»Das würden wir niemals denken«, entgegnete Volker entrüstet. »Das weißt du.«
Sonja sah ihren Mann an.
»Möchtest du Kaffee?«
»Ja, bitte.«
Sie holte eine Tasse für ihn und füllte sie.
»Danke, Liebling«, sagte er.
»Wisst ihr, wem ich heute Vormittag nach vielen, vielen Jahren wieder begegnet bin?«, fragte Hildegard Brandrup mit einem sonderbaren Glanz in den Augen.
»Wem?«, wollte Volker wissen.
»Thorsten«, sagte Frau Brandrup. »Thorsten Albrecht.«
»Thorsten Albrecht?« Sonjas Blick ging zwischen ihrem Mann und ihrer Schwiegermutter hin und her. Sie hörte diesen Namen heute zum ersten Mal.
»Er war Mutters allererste Liebe«, erklärte Volker.
»Ich kannte ihn lange, bevor ich Volkers Vater traf«, erzählte Hildegard Brandrup ihrer Schwiegertochter. »Gott, was war ich verliebt in ihn.« Sie verdrehte die Augen. »Vier Jahre dauerte diese wunderschöne Romanze.«
»Und dann?«, fragte Sonja interessiert.
»Thorsten wurde von seiner Firma nach Kanada geschickt«, fuhr die Witwe fort. »Er sollte die Leitung eines neu gegründeten Büros übernehmen. Er wollte mich mitnehmen. Ich aber wollte hierbleiben. Ich dachte, er würde mir zuliebe auf seinen großartigen Job verzichten, aber das war ein Irrtum. Er reiste ohne mich ab und schrieb mir von drüben glühende Liebesbriefe, flehte mich an, nachzukommen, doch ich konnte mich nicht dazu entschließen.« Sie machte eine kleine Pause. Ein düsterer Schleier legte sich über ihre Augen. Schließlich sagte sie: »Seine Briefe wurden allmählich weniger, und sie glühten auch nicht mehr so sehr – und zu guter Letzt blieben sie ganz aus.« Sie warf ihrem Sohn einen sanften Blick zu. »Ich lernte Volkers späteren Vater kennen, und als Thorsten zurückkam und sich wieder bei mir meldete, war ich verheiratet und sah Mutterfreuden entgegen.«
Sonja sagte: »Du hast deinem Mann einen Sohn geschenkt …«
Hildegard Brandrup nickte. »Und wir wurden eine glückliche Familie.«
»Hast du Thorsten Albrecht noch mal wiedergesehen?«, fragte Sonja.
Ihre Schwiegermutter nickte abermals.
»Einige Male.« Sie lächelte. »München ist ein Dorf.«
»Was hast du bei diesen Begegnungen empfunden?«, wollte Sonja wissen.
»Für Thorsten?«, fragte Hildegard Brandrup. »Eigentlich nichts mehr. Jedenfalls bekam ich kein entsetzliches Herzrasen mehr, wenn ich ihn sah.« Sie hob die Augenbrauen. »Aber er nahm in meinem Herzen für immer einen ganz besonderen Platz ein. Er blieb der Mann, der meine allererste große Liebe gewesen war.«
»Und dem bist du heute Vormittag begegnet«, sagte Sonja.
Frau Brandrup nickte.
»Auf dem Viktualienmarkt. Er hat mich zum Essen eingeladen, und wir haben sehr, sehr lange über die alten Zeiten geplaudert. Mir hat dieses Wiedersehen sehr gutgetan.«
»Das sieht man dir an«, stellte Volker fest.
»Wirst du Thorsten Albrecht wiedersehen?«, fragte Sonja.
»Er wird mich anrufen.«
»Ist er der Grund, weshalb deine Reiselust so plötzlich abgeflaut ist?«, fragte Volker.
»Schon möglich.«
»Du bist verwitwet«, sagte Sonja. »Und er?«
»Er ist verheiratet.«
Volker rümpfte die Nase. »Dann finde ich es aber nicht gut, wenn du …«
»Er führt keine glückliche Ehe«, behauptete Frau Brandrup.
Volker winkte ab.
»Das sagen alle Männer, wenn sie bei einer anderen Frau punkten wollen.«
»Die Ehe, die ihm seine Frau an manchen Tagen zur Hölle macht, besteht nur noch auf dem Papier«, sagte Hildegard Brandrup.
»Warum lässt er sich dann nicht scheiden?«
Frau Brandrup hob die Schultern.
»Er ließ die Dinge bisher einfach laufen, sah keinen Grund für diesen Schritt.«
»Obwohl seine Frau ihm die Ehe zur Hölle macht?«, meinte Volker ungläubig. »Und das kaufst du ihm ab?«
»Thorsten war immer ehrlich zu mir«, erklärte Frau Brandrup bestimmt. »Ich habe keine Veranlassung, an seinen Worten zu zweifeln. Er hat mich nie belogen.«
Volker trank einen Schluck Kaffee.
»Ich meine, es wäre besser, wenn du diesen Mann nicht wiedersehen würdest, Mama.«
Hildegard Brandrup warf ihrem Sohn einen scharfen Blick zu.
»Seit wann mischst du dich in meine Angelegenheiten?«, fragte sie kühl. »Ich habe das Alleinsein satt. Elf Jahre sind genug. Ständig bin ich auf Achse, umso wenig wie möglich zu Hause zu sein. Jedes Mal, wenn ich heimkomme, zieht es mich gleich wieder fort, weil ich die Einsamkeit in diesem leeren Haus nicht ertrage. Du weißt nicht, wie das ist, Junge. Du bist nicht allein. Du hast eine Frau. Du kannst dir nicht vorstellen, wie scharf die Zähne der Einsamkeit sind und wie schmerzhaft sie nagen können.«
»Aber stellt dir das einen Freibrief dafür aus, dass du einer anderen Frau den Ehemann wegnimmst?«, fragte Volker seine Mutter.
»Ich kann ihr nichts wegnehmen, was sie schon lange nicht mehr besitzt«, entgegnete Frau Brandrup unwirsch.
»Dem Gesetz nach ist Thorsten Albrecht nach wie vor ihr Mann.«
Hildegard schüttelte ärgerlich den Kopf.
»Ich lehne es ab, mit dir darüber zu diskutieren. Es tut mir leid, dass ich euch von diesem für mich so erfreulichen Wiedersehen erzählt habe.« Sie erhob sich. »Es ist wohl besser, wenn ich gehe.«
»Na, Chef, jeht es wieder?«, erkundigte sich Schwester Sigrun, als Dr. Kaiser vor Ordinationsbeginn vom privaten Bereich seines Hauses herunterkam.
»Sind Sie wieder okay?«, fragte Marie-Luise Flanitzer, seine zweite Sprechstundenhilfe. Sie war alles das, was Sigrun Giesicke nicht war: Schlank, jung und verheiratet.
»Guten Tag, die Damen«, gab der Tannenwalder Arzt lächelnd zurück. »Ich bedanke mich für Ihr Interesse. Ja, ich bin wieder auf dem Damm. Es geht mir wieder gut.«
Sven Kaiser hatte sich einen Virus eingefangen und drei Tage das Bett gehütet. Fünf Tage war seine Ordination »wegen Krankheit« geschlossen gewesen, und er war nun auf einen heftigen Patientenansturm gefasst.
»Und wie geht es Ihnen?«, erkundigte sich Dr. Kaiser.
»Mustergültig, Chef«, behauptete Schwester Sigrun.
»Hervorragend«, antwortete Schwester Marie-Luise.
Sven rieb sich die Hände.
»Na, dann kann’s ja losgehen. Stürzen wir uns in die Schlacht. Ich muss mein Image aufpolieren. Es wirft kein gutes Licht auf einen Doktor, wenn er selber krank wird.«
»Quatsch mit Soße«, widersprach Sigrun Giesicke. »Dat beweist lediglich, dat ’n Doktor ooch nur ’n Mensch is.«
Dr. Kaiser ging ins Sprechzimmer, und Schwester Sigrun schickte ihm den ersten Patienten rein. Nach zwei Stunden brachte ihm Sigrun eine Tasse Kaffee. Nachdem er ihn getrunken hatte, fragte er: »Wer ist der Nächste, Icke?«
»Der Nächste is ’ne Sie und hört uff den schmucken Namen Sonja Brandrup«, antwortete die dicke Arzthelferin.
Jedes Mal, wenn Sonja mit ihrer Regel ein paar Tage über die Zeit war, kam sie voller Hoffnung zu Dr. Kaiser, um von ihm zu hören, dass es endlich geklappt hatte, aber er musste sie bisher stets enttäuschen. So war es auch diesmal. Nachdem er sie untersucht hatte, schüttelte er seufzend den Kopf und sagte: »Tut mir leid, Frau Brandrup, Sie sind nicht schwanger.«
»Wieder nicht.« Sie seufzte frustriert. »Ich war mir diesmal so sicher.«
»Sie sollten sich diese Schwangerschaft etwas weniger verbissen wünschen«, riet der Tannenwalder Arzt der Patientin. »Wer gewissermaßen mit der Brechstange an die Sache herangeht, ist naturgemäß viel zu verkrampft – und das führt nach meiner Erfahrung in den seltensten Fällen zum heiß ersehnten Erfolg.«
Tränen traten in Sonjas Augen.
»Mein Mann und ich … Wir brauchen ganz dringend ein Baby, Herr Doktor. Kinder sind der Kitt der Ehe, sagt man. Ein Kind könnte den Riss, den unsere Ehe abbekommen hat, schließen.«
»Sie könnten ein Baby adoptieren.«
Sonja schüttelte den Kopf. »Es müsste ein eigenes Kund sein.«
Sven Kaiser hob die Schultern.
»Nun, dann kann ich Ihnen nur empfehlen, es weiterhin zu versuchen.«
Sonja schlug traurig den Blick nieder.
»Leider gestaltet sich dies in letzter Zeit immer schwieriger. Mein Mann ist ja kaum noch zu Hause.«
Dr. Kaiser nickte. »Der Firma geht es nicht gut.«
Um Sonjas Lippen zuckte ein bitterer Ausdruck.
»Wenn er sich nur wegen der Firma so selten daheim blicken ließe, könnte ich das noch verschmerzen …«
»Gibt es noch einen anderen Grund?«
Sonja Brandrup nickte, und jetzt kullerten die Tränen über ihr Gesicht.
»Einen blonden, vollbusigen, einundzwanzigjährigen Grund.«
»Ihr Mann hat eine Freundin?«
»Er hat ein Verhältnis mit seiner Sekretärin«, behauptete Sonja.
»Wissen Sie das genau?«
»Ich habe keine Beweise, aber es deutet alles darauf hin.«
»Vielleicht irren Sie sich«, sagte der Allgemeinmediziner.
»Nein, Herr Doktor, ich irre mich nicht.« Sonja schüttelte unglücklich den Kopf. »Ganz bestimmt nicht. Eine Frau spürt, wenn ihr ihr Mann nicht mehr allein gehört.« Sie blickte den Tannenwalder Arzt durch einen dichten Tränenschleier an. »Wenn ich nicht bald schwanger werde, sehe ich schwarz für unsere angeknackste Ehe.«
»Du siehst heute wieder bezaubernd aus«, sagte Volker Brandrup zu seiner Sekretärin.
»Vielen Dank«, erwiderte Christa Hallberg geschmeichelt. Sie nahm die Schultern zurück, damit ihre unübersehbaren Vorzüge noch besser zur Geltung kamen.
»Und wie du duftest …« Er zog die Luft genussvoll ein.
»Wie denn?«, fragte Christa mit gekonntem Augenaufschlag. »Verführerisch?«
Er nickte. »Könnte man sagen.«
»Möchtest du, dass ich dich verführe?« Sie öffnete einen Knopf ihrer Bluse.
Er deutete unruhig auf ihr Dekolleté.
»Untersteh dich!«, stieß er nervös hervor. »Du bist hier, um zu arbeiten.«
»Man könnte doch das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden«, meinte Christa so unschuldig, wie sie schon lange nicht mehr war.