Nur eine Nacht mit dem spanischen Playboy? - Chantelle Shaw - E-Book

Nur eine Nacht mit dem spanischen Playboy? E-Book

Chantelle Shaw

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Beschreibung

Der attraktive spanische Multimillionär Carlos Segarra ist Betsys Traumprinz. Wie im Märchen fühlt die junge Haushälterin sich, als sie eine heiße Nacht in seinen Armen verbringt. Wenig später hört sie jedoch unfreiwillig, wie er sie als belanglose Affäre bezeichnet. Ist sie auf einen unverbesserlichen Playboy hereingefallen? Zutiefst verletzt bricht sie alle Brücken hinter sich ab. Doch dann steht Carlos plötzlich vor ihrer Tür. Seine goldbraunen Augen schimmern verführerisch - gegen jede Vernunft verzehrt sie sich mehr denn je nach ihm …

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Seitenzahl: 205

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2020 by Chantelle Shaw Originaltitel: „Housekeeper in the Headlines“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 2483 - 2021 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Anike Pahl

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733718596

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Ist das wahr?“

„Selbstverständlich nicht!“ Carlos Segarra starrte mit finsterer Miene auf die Zeitung in seinen Händen und fluchte. Danach sah er seinen Vater an und erkannte die Enttäuschung in dessen Gesichtszügen. Dios, er hatte den älteren Mann im Laufe der Jahre schon häufig enttäuscht. Aber dies hier war etwas anderes, denn Carlos hatte nicht getan, was ihm vorgeworfen wurde.

„Ich habe kein uneheliches Kind“, knurrte er. „Die Geschichte in den Boulevardzeitungen ist vollständig erfunden.“

Roderigos Atem rasselte leicht in seiner Brust. Er hatte das Glück gehabt, vor einem Jahr einen Schlaganfall zu überleben, aber eine Lungenentzündung hatte ihn im vergangenen Monat wieder ins Krankenhaus gebracht. „Also kennst du diese Frau nicht, diese Betsy Miller, die angeblich die Mutter deines Sohnes ist?“

Carlos’ Magen krampfte sich zusammen, als Bilder in seinem Kopf auftauchten, die er nach all der Zeit lieber vergessen wollte. Tiefbraune Augen und goldblondes Haar, das in seidigen Locken um ein hübsches, leidenschaftlich gerötetes Gesicht fiel. Er erinnerte sich an die Weichheit von Betsys Lippen und an ihr heiseres Stöhnen, als er mit ihr geschlafen hatte.

Wochenlang hatte sie seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe gestellt, und in dieser einen Nacht vor zwei Jahren – nachdem er seinen Traum verwirklicht und die renommierten „British International Tennis Championships“ gewonnen hatte – war er nicht mehr in der Lage gewesen, die Kontrolle zu bewahren.

„Ich bin ihr kurz in London begegnet“, sagte er steif. „Aber ich bin nicht der Vater ihres Kindes.“

Roderigo sah ihn prüfend an. „Bist du dir da hundertprozentig sicher?“

„Sí.“ Carlos starrte auf das Foto von Betsy, das auf der Titelseite der Zeitung prangte. Obwohl sie einen formlosen Regenmantel trug und ihr Haar unter einem ziemlich hässlichen Wollhut versteckt war, spürte er, wie sich sein Blut langsam aufheizte. Die Stärke seiner Reaktion war extrem verwirrend. Er hatte noch nie einer Frau nachgetrauert. Und ganz sicher keiner vorlauten englischen Haushälterin!

„Es kann nicht sein, dass dieses Baby von mir ist“, betonte er. Das Foto zeigte Betsy mit einem Kind, das so alt zu sein schien wie Carlos’ Neffe. Die Gesichtszüge des Kleinkindes waren kaum zu erkennen.

Wenn Betsy von ihm schwanger geworden wäre, warum hätte sie bis jetzt warten sollen, um es öffentlich zu machen? Würde sie es ihm nicht zuerst sagen? Wahrscheinlich hatte sie die Journalisten angelogen und sich für ihre Geschichte gut bezahlen lassen.

Carlos war damals aus dem Haus im Südwesten Londons ausgezogen, ohne Betsy noch ein weiteres Mal zu treffen, nachdem sie eine Nacht zusammen verbracht hatten. Aber er hatte sie nicht vergessen können und ihr ein paar Wochen später aus Spanien ein teures Armband und seine aktuelle Telefonnummer geschickt. Sie solle ihn anrufen, wenn sie ihn wiedersehen wolle. Doch sie hatte nie geantwortet, und er hatte auch nicht versucht, noch einmal Kontakt zu ihr aufzunehmen.

Es war nicht seine Art, Frauen hinterherzulaufen. Und wenn Betsy wirklich von ihm schwanger gewesen wäre, hätte sie sich schon allein wegen der finanziellen Unterstützung mit ihm in Verbindung gesetzt.

„Dies ist einfach eine typische Skandalgeschichte, wie sie Boulevardblätter gern drucken“, sagte er zu seinem Vater und warf die Zeitung auf das Bett. „Es gibt Frauen, die absichtlich mit einem Prominenten schlafen und die Geschichte dann an die Presse verkaufen.“

„Wenn du dir keinen Ruf als Playboy eingehandelt hättest, wärst du vielleicht gar nicht ins Visier dieser Dame geraten.“

Die Missbilligung in Roderigos Stimme irritierte Carlos. Er dachte an das Nebengebäude, das er auf seinem Grundstück in Toledo gebaut hatte, um seinen Vater darin unterzubringen. Roderigo wurde rund um die Uhr von Krankenschwestern betreut, damit er in kein Pflegeheim ziehen musste.

Carlos hatte gehofft, dadurch ihre einst enge Vater-Sohn-Beziehung wiederherstellen zu können. Allerdings hatte er keine Vergebung erwartet. Wie könnte er, wenn er sich selbst niemals die Rolle verzeihen würde, die er beim Tod seiner Mutter gespielt hatte?

Aber er hatte in den letzten Monaten eine leicht positive Veränderung in Roderigos Haltung gespürt. Carlos hatte auf eine schnellere Annäherung zwischen ihnen gehofft, aber sein Vater vertraute ihm nicht mehr, und das tat weh.

Er stand von dem Stuhl auf, den er dicht neben das Bett seines Vaters gerückt hatte, und ging unruhig im Krankenzimmer auf und ab.

„Was wirst du tun?“, erkundigte sich Roderigo leise.

„Mein Jet ist schon bereit, um mich sofort nach England zu bringen.“ Es war Zufall, dass Carlos sowieso eine Geschäftsreise nach Großbritannien geplant hatte. Ironischerweise hatte er tatsächlich überlegt, sich wieder bei Betsy zu melden … Jetzt war er fest entschlossen, sie aufzuspüren, und gleich im Anschluss würde er auf einem Vaterschaftstest bestehen!

Er wollte Antworten, und falls Betsy Miller eine Lügnerin war, würde sie es bitter bereuen, schwor sich Carlos in stiller Wut.

Es hatte in diesem Juni ungewöhnlich viel geregnet, und in den vergangenen vierundzwanzig Stunden hatte sich der friedliche Bach, der sich durch das Dorf Fraddlington in Dorset schlängelte, in einen reißenden Strom verwandelt und war in der Nacht über die Ufer getreten.

Betsy hatte Sandsäcke um die Haustür gestapelt, und trotzdem stellte sie morgens fest, dass die Fußböden im Erdgeschoss mehrere Zentimeter hoch von schmutzigbraunem Wasser bedeckt waren.

Zum Glück war die Küche im hinteren Teil des Hauses etwas höher gelegen und daher trocken geblieben. Das Wasser lief wieder ab, aber es hinterließ eine dicke Schicht schwarzen Schlicks, der unglaublich stank.

Sebastian stand hinter dem Kindertor, das Betsy in der Tür zwischen Küche und Wohnzimmer angebracht hatte. Er war fast fünfzehn Monate alt und absolut bezaubernd. Seine braunen Augen waren mit Gold gesprenkelt, genau wie die seines Vaters.

Aber Betsy weigerte sich, länger an Carlos zu denken.

„Ich fürchte, du musst da bleiben, während ich das Chaos hier aufräume“, sagte sie zu ihrem kleinen Sohn, beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf seine dunkelbraunen Locken.

Das kleine Cottage war nur gemietet, und Betsy hatte keine Ahnung, wo sie und Sebastian wohnen sollten, solange die Hochwasserschäden repariert wurden. Das Dorf war seit mehreren Tagen in höchster Alarmbereitschaft gewesen, und sogar verschiedene Nachrichtenteams waren nach Fraddlington gekommen, um über die prekäre Situation zu berichten.

Als sie gerade einen durchnässten Teppich in den Vorgarten schleppte, sah sie, wie ihr Nachbar mit einem Mann sprach, der ihm ein Mikrofon vor das Gesicht hielt.

Hastig lief Betsy zurück ins Haus und schloss die Tür. Sie dachte an den anderen Journalisten, der sich ihr vor ein paar Tagen genähert hatte, als sie Sebastian in einem Buggy über die Straße geschoben hatte. Sie hatte den Mann nämlich plötzlich wiedererkannt …

Vor zwei Jahren war er zum Haus ihrer Tante Alice im Südwesten Londons gekommen, um Carlos Segarra zu interviewen, den Gewinner des Einzels der Männer bei den „British International Tennis Championships“, bekannt als BITC. Betsy war als Haushälterin eingesprungen, als Carlos das Haus während des Turniers für mehrere Wochen angemietet hatte.

Nachdem sie eine heiße Nacht mit Carlos verbracht hatte, war Betsy am nächsten Morgen spät und vor allem allein in seinem Bett aufgewacht. Sie hatte ihn gesucht, weil ihr der Sinn nach einem weiteren Beweis seiner intimen Liebeskünste stand. Vergeblich gesucht …

Detaillierte Erinnerungen an jene Nacht kamen ihr in den Sinn. Was bin ich für ein naiver Dummkopf gewesen! dachte sie bitter, während sie den Mopp über den Boden schob und dann einen Strom schlammigen Wassers in einem Eimer ausdrückte.

Die vergiftete Ehe ihrer Eltern und deren hässliche Scheidung hatten es ihr sehr schwer gemacht, sich zu verlieben. Sie war an der Universität mit ein paar Männern zusammen gewesen, hatte aber nie eine ernsthafte romantische Beziehung gehabt. Denn das hätte vorausgesetzt, ihre inneren Barrieren abzubauen und das Risiko einzugehen, verletzt zu werden. Trotzdem hatte sie tief im Innern die Hoffnung gehegt, irgendwann einmal ihren Prinzen zu treffen – und er war ihr in Form eines großen, braungebrannten und unglaublich gut aussehenden Tennisstars erschienen.

Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Betsy jemanden an sich herangelassen und daran geglaubt, dass es eine besondere Verbindung zwischen Carlos und ihr gab. Aber in Wahrheit war sie nur eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten gewesen. Sie hatte gehört, wie er diesem Journalisten, der damals ins Haus gekommen war, erzählt hatte, sie sei bloß eine zufällige Affäre.

Betsy zog ihre Gummihandschuhe aus und verspürte einen Anflug von Verzweiflung, als sie sich im Cottage umsah. Sie hatte ein mulmiges Gefühl, seit sie diesen Journalisten im Dorf erkannt hatte. Ganz sicher erinnerte er sich an sie, und es war zutiefst beunruhigend, dass er Sebastian gesehen hatte.

Ein Klopfen an der Haustür ließ sie zusammenzucken. Es ist wahrscheinlich jemand vom Rettungsdienst, sagte sie sich und atmete durch. Sie schaute in die Küche und sah Sebastian auf seiner Spielmatte sitzen. Es klopfte erneut, und durch die Milchglasscheibe konnte sie eine große Gestalt erkennen, die vor der Tür stand.

Unerklärlicherweise begann ihr Herz schneller zu schlagen.

„Hallo, ich …“ Betsys Stimme stockte, und sie starrte Carlos fassungslos an.

Der Schock ließ ihr Blut in den Adern gefrieren. Das konnte doch nicht sein! Wie hatte er sie gefunden, und aus welchem Grund war er hier?

Sie hatte ganz vergessen, wie gut aussehend er war. Nein, das war gelogen. Sie hätte ihn niemals vergessen können. In Fleisch und Blut war Carlos Segarra sogar noch tausendmal attraktiver als der Mann, der sie regelmäßig in ihren Träumen verfolgte.

Sie ließ ihren Blick über seine harten Gesichtszüge gleiten und nahm seine männliche Schönheit in sich auf: die prägnanten Wangenknochen, den markanten Kiefer – der von dunklen Stoppeln übersät war – und den Mund, von dem sie wusste, wie zärtlich er sein konnte. Aber jetzt war er grimmig verzogen, was Betsy ziemlich verunsicherte.

Carlos’ atemberaubendes Aussehen und sein Ruhm als Sportlegende, ganz zu schweigen von seinem Ruf als berüchtigter Playboy, führten dazu, dass er oft in Klatschblättern auftauchte. Betsy hasste sich jedes Mal dafür, wenn sie ihrer Neugier erlag und eine dieser Zeitschriften kaufte, weil auf der Titelseite ein Bild von Carlos abgedruckt war. Man hatte ihn sogar als „Sexiest man in Spain“ bezeichnet. Und auch auf sie hatte er eine ungeheuer anziehende Wirkung, wie sie gerade wieder feststellte.

Seine goldbraunen Augen unter den dichten dunklen Wimpern schimmerten verführerisch. Zusammen mit seinem schlanken, muskulösen Körper ließ ihn das wie eine gefährliche Wildkatze wirken. Auf dem Tennisplatz wurde er wegen seiner Geschwindigkeit und Präzision „Der Jaguar“ genannt. Man konnte nie wissen, was ein Jaguar dachte, und das Gleiche galt für Carlos Segarra.

Betsy schluckte und betrachtete Carlos’ eleganten grauen Anzug genauer. Die unteren Zentimeter seiner Hose waren feucht und seine braunen Lederschuhe mit Schlamm beschmiert.

„Du hättest Stiefel anziehen sollen.“ Sie biss sich auf die Lippe, als ihr klar wurde, dass dies eine seltsame Art war, ihn nach zwei Jahren zu begrüßen. „Warum bist du hier?“

Er zog die dunklen Brauen zusammen. „Ich bin gerade erst in England angekommen und hatte keine Ahnung von den Überschwemmungen in diesem Teil des Landes.“

Seine tiefe, akzentuierte Stimme ließ Betsy erbeben. Sie konnte hören, wie der Puls in ihren Ohren hämmerte.

Carlos’ harter Blick wanderte über ihr formloses T-Shirt, die verwaschene Jogginghose und die Gummistiefel. Betsy hatte extra alte Kleider angezogen, die bei der Aufräumaktion schmutzig werden konnten.

Sie widerstand der Versuchung, den Schal zu entfernen, mit dem sie ihr Haar zurückgebunden hatte. Es sollte ihr doch egal sein, was Carlos von ihr hielt!

„Die Überschwemmung war groß in den Medien. Ich bin überrascht, dass du nichts darüber gelesen hast.“ Sie deutete auf die Zeitung, die er unter seinem Arm trug. „Wenn du es getan hättest, wäre dein Anzug jetzt nicht ruiniert.“

„Zum Teufel mit meinem Anzug!“ Carlos’ Ton war eisig. „Versuchst du, lustig zu sein?“

Sie blinzelte. „Wie meinst du das?“

Ohne auf eine Einladung zu warten, betrat er das Cottage und sah sich um. „Dios!“, murmelte er, während er sich im Wohnzimmer um die eigene Achse drehte. Auf halber Höhe des cremefarbenen Sofas war eine braune Wassermarke zu sehen, und ein unangenehmer Geruch durchdrang den Raum. „Ich vermute, die Reparatur dieses Hochwasserschadens wird teuer. Hast du es deshalb getan?“

„Was getan? Ich verstehe nicht, wovon du redest.“ Er war eindeutig wütend, nur leider hatte sie keine Ahnung, weshalb.

Dann bemerkte sie, dass er keine Zeitung, sondern eines dieser grellen Boulevardblätter unter dem Arm trug. Ihr Herz setzte kurz aus, als sie die Schlagzeile auf der Titelseite las: Der geheime Sohn von Tennis-Ass Segarra!

Dazu ein Foto von Betsy mit Sebastian. Das Bild war ziemlich grob gepixelt, und ihr Sohn trug einen Regenanzug mit Kapuze, sodass sein Gesicht größtenteils verdeckt war. Sofort dachte sie an den Reporter, der ihr spontan geholfen hatte, Sandsäcke gegen die Tür zu stapeln.

„Es macht Ihnen nichts aus, wenn ich ein Foto schieße, oder?“, hatte er gefragt. „Ich schreibe für eine Lokalzeitung und würde gern das menschliche Element dieser Geschichte in den Vordergrund stellen.“

Weil er ihr geholfen hatte, wollte Betsy nicht unhöflich sein. Der Mann hatte dann beiläufig nach Sebastians Alter gefragt und seinen recht dunklen Teint kommentiert. Aber sie hatte nichts gesagt, was zu der Vermutung geführt hätte, dass Carlos Segarra der Vater ihres Babys war.

„Ich habe keine Ahnung, wie das hier öffentlich wurde“, begann sie zittrig. „Ich habe noch nie jemandem gesagt, dass Sebastian von dir ist.“

Carlos schnaubte. „Wie viel hast du für diesen Müll bezahlt bekommen? Und nun stehe ich da wie ein Mistkerl, der sein Kind verlassen hat?“

„Ich habe keine …“ Sie brach ab, als Carlos mit einer ungeduldigen Geste die Hand hob.

„Letzte Nacht erhielt ich einen Hinweis darauf, dass die Geschichte von einem unehelichen Kind gedruckt werden würde. Aber es war zu spät, um eine rechtliche Verfügung zu erwirken und die Veröffentlichung zu verhindern“, erklärte er knapp. „Mein Informant sagte, dass die Schmeißfliege namens Tom Vane dafür verantwortlich ist. Er hat eine Rechnung mit mir zu begleichen, weil er denkt, er hätte seinen Job als Sportreporter meinetwegen verloren. Schon früher hat er eine Menge Lügen über mich verbreitet. Ich habe mich bei der Zeitung beschwert, für die er gearbeitet hat, und er wurde schließlich gefeuert.“

„Ich kenne keinen Tom Vane“, murmelte Betsy. „Aber vor ein paar Tagen war ein Mann im Dorf und hat mir erzählt, dass er für eine lokale Zeitung arbeitet. Er kam mir irgendwie bekannt vor, und später fiel mir ein, dass ich ihn einmal im Haus meiner Tante in London gesehen hatte.“

Carlos’ Gesichtsausdruck verhärtete sich. „Erwartest du, dass ich das glaube?“, fragte er barsch. „Es ist offensichtlich, dass du mit ihm zusammen diese Geschichte erfunden hast. Ich nehme an, er hat dir ein Vermögen versprochen, wenn du behauptest, dass ich der Vater deines Babys bin? Aber damit kommst du nicht durch. Ich verlange einen Vaterschaftstest. Und sobald ich den Beweis habe, dass das Kind nicht von mir ist, werde ich dich wegen Verleumdung verklagen.“

Betsy hatte sich schon oft vorgestellt, wie Carlos wohl reagieren würde, wenn sie ihm von seinem Sohn erzählte. Es hatte sie immer traurig gemacht, dass er den Jungen nie kennenlernen würde. Und sie hatte Gewissensbisse gehabt. Vielleicht hätte sie Carlos die Möglichkeit geben sollen, zu entscheiden, ob er Sebastian anerkennen wollte oder nicht.

Andererseits hatte sie ein Fernsehinterview mit ihm gesehen, in dem er erklärt hatte, dass er keine Lust auf eine Familie habe. Außerdem hatte sie keine Möglichkeit gehabt, mit Carlos in Kontakt zu treten, nachdem er wieder in Spanien lebte.

Sie hätte es wohl über sein Management probieren können, aber die plötzliche Angst davor, ihren Sohn vielleicht an Carlos zu verlieren, war stärker gewesen. Seit der Scheidung ihrer Eltern wusste Betsy, wie es war, im Zentrum eines Sorgerechtsstreits zu stehen. Und sie war entschlossen, Sebastian diese Tortur zu ersparen.

Nun gab es jedoch kein Zurück mehr. Sie hob ihr Kinn und begegnete mutig Carlos’ wütendem Blick. „Ein Vaterschaftstest wird nur beweisen, dass ich die Wahrheit sage. Sebastian ist dein Sohn.“

Carlos war überrascht von ihrer vehementen Reaktion, auch wenn sie ihn nicht sonderlich beeindruckte. „Wir haben eine Nacht zusammen verbracht, und ich habe mich beim Sex geschützt“, sagte er knapp. „Ehrlich gesagt, wäre es ein Wunder, wenn du von mir schwanger geworden wärst.“

„Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber ich stimme dir zu, dass unser Sohn ein Wunder ist.“ Er beobachtete, wie sie den Raum durchquerte und sich über das Türgitter zur Küche beugte. Dann streckte sie beide Arme aus. „Stimmt doch, mein Süßer? Du bist Mamas kleines Wunder.“

Carlos verkrampfte sich, als er sah, wie ein Kleinkind auf unsicheren Beinen zum Gitter ging. Betsy hob den Kleinen hoch und balancierte ihn auf ihrer Hüfte.

„Das ist Sebastian“, verkündete sie voller Stolz, und die offensichtliche Liebe in ihren Augen, als sie das Baby anlächelte, verursachte einen ziehenden Schmerz in Carlos’ Brust.

Vor langer Zeit hatte seine Mutter ihn mit demselben liebevollen Stolz angelächelt. Er verdrängte die Erinnerung, während er den kleinen Jungen anstarrte, der große braune Augen und einen Heiligenschein aus dunklen Locken hatte. Obendrein hatte er eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Carlos’ Neffen. Der Sohn seiner Schwester, Miguel, war ebenfalls zwei Jahre alt.

„Er ist fast fünfzehn Monate alt und wurde am siebzehnten April geboren“, sagte sie leise. „Genau neun Monate nachdem wir miteinander geschlafen haben. Und ich hatte seitdem nichts mit einem anderen Mann – ich war noch Jungfrau und nach dir mit niemandem zusammen.“

Es ist unmöglich, versicherte sich Carlos immer wieder. Die Tatsache, dass dieses Kind Ähnlichkeit mit seinem Neffen hatte, bewies gar nichts. Sebastian hätte seine braunen Augen ebenso gut von seiner Mutter haben können.

Aber als Betsy mit ihrem Sohn auf ihn zukam, stellte Carlos fest, dass die Augen des Kleinen die hellbraune Farbe von jungem Sherry hatten und mit Gold gesprenkelt waren – genau wie seine eigenen.

Etwas, das Panik sehr nahekam, ergriff ihn. Er konnte doch kein Kind haben! Sein ganzes Erwachsenenleben hatte er damit verbracht, Verantwortung zu vermeiden.

Seine Gedanken flogen zwei Jahre zurück. Er war auf dem Höhepunkt seiner Karriere gewesen und hatte mehr internationale Tennisturniere gewonnen als jeder andere Spieler. Aber die begehrte Goldtrophäe der Londoner Championships fehlte noch. Es war der Sieg, den er sich am meisten gewünscht hatte … er hatte das Turnier zu Ehren seiner Mutter gewinnen wollen.

Er hatte ein Haus in London in der Nähe des Tennisclubs gemietet, wo er schon vor Beginn der Spiele einige Wochen lang trainierte. Aber seine Entschlossenheit, keine Ablenkung zuzulassen und sich auf seine Profession zu konzentrieren, war heftig ins Wanken geraten, als ihn dort im Haus eine attraktive junge Brünette begrüßt hatte.

„Ich bin die Haushälterin, Betsy Miller“, hatte sie sich mit einem schüchternen Lächeln vorgestellt. „Keine Sorge“, hatte sie ihm schnell versichert, als er die Stirn runzelte. „Ich verspreche, dass Sie mich im Haus nicht bemerken werden.“

Ihre Alabasterhaut mit der leichten Röte, die sich über ihre Wangen ausgebreitet hatte, war bezaubernd gewesen. Betsy war auf eine gesunde, frische Art hübsch, die er schon von der ersten Sekunde an unerwartet sexy fand. Ihre zierliche Figur war eher schlank und wohlgeformt als modisch dünn, und vor allem ihre süßen Brüste hatten es ihm sofort angetan. Dazu die schmale Taille und die sanfte Rundung ihrer Hüften – einfach unwiderstehlich.

Er war selten von einer Frau fasziniert. Aber etwas an Betsy hatte seine Libido aus dem Tiefschlaf geweckt.

„Seien Sie sich da mal nicht zu sicher“, hatte er gemurmelt. „Sie sind nämlich sehr auffällig, Betsy Miller.“

Dios! Carlos kehrte wieder in die Gegenwart zurück.

Die Frau, die vor ihm stand, sah aus wie eine Figur aus einem Roman von Charles Dickens … in ihren schmutzigen alten Kleidern, und das Haar hatte sie unter einem Schal versteckt. Doch obwohl Betsy kein Make-up trug und ihr der Glamour und die Raffinesse seiner zahlreichen früheren Geliebten fehlten, entzündeten ihre natürliche Schönheit und angeborene Sinnlichkeit eine ungeheure Flamme in ihm.

Zu seinem Erstaunen spürte er, wie sein Körper zu Leben und Lust erwachte. Warum ausgerechnet sie? Wieso hatte sie diese seltsame Macht über ihn? Er hatte eine schwere Zeit hinter sich, seit er das BITC gewonnen hatte, und seine Libido war damals wieder erstarrt. Tatsächlich hatte er nach Betsy mit keiner anderen Frau geschlafen.

Diese überraschende Erkenntnis trug nicht gerade dazu bei, sein Verlangen zu zügeln.

„Falls du recht haben solltest, warum hast du es mir nicht gesagt, als du herausgefunden hast, dass du schwanger bist?“, wollte er wissen.

„Ich habe es erst nach ein paar Wochen bemerkt, da warst du längst wieder zurück in Spanien.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Ich habe gesehen, wie du im Fernsehen interviewt wurdest, kurz nachdem du deinen Rückzug aus dem Profisport angekündigt hast. Damals kursierte doch das Gerücht, du würdest deine Model-Freundin Lorena Lopez heiraten und mit ihr eine Familie gründen.“

Carlos schnaubte verächtlich. „Ich hatte eine kurze Affäre mit Lorena, aber es war schon vorbei, bevor ich nach England ging, um mich auf die Meisterschaft vorzubereiten. Ich hatte klargestellt, dass ich sie nicht heiraten würde, aber sie wollte das nicht akzeptieren. Dann hat sie der Presse gesteckt, dass wir verlobt seien.“

Betsy nickte. „Du hast dich bei dem Moderator von dieser Talkshow als einsamer Wolf verkauft, der nie beabsichtigt, jemals zu heiraten oder Kinder zu haben. Da wurde mir klar, dass du dein Baby nicht haben willst.“

Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Carlos fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. Zuerst hatte er der Schlagzeile über sein Baby nicht geglaubt. Jetzt wusste er nicht mehr, was er denken sollte. Betsy war entweder eine sehr gute Lügnerin, oder sie sagte die Wahrheit und dieses Kind, das sich gerade energisch aus ihren Armen winden wollte, war sein Sohn.

„Süßer, ich kann dich nicht auf den schmutzigen Boden legen“, murmelte sie und versuchte, den kleinen Jungen zu beruhigen. Sebastian war zwar erst fünfzehn Monate alt, aber er zeigte jetzt schon, dass er äußerst willensstark war. Hatte er das etwa von ihm – von seinem Vater – geerbt?

„Ich habe die Durchführung eines Vaterschaftstests schon veranlasst“, verkündete er abrupt. „Ein Arzt wartet ein paar Meilen von hier entfernt in einem Hotel, um die erforderlichen Proben zu entnehmen, und die DNA-Testklinik garantiert das Ergebnis in vierundzwanzig Stunden.“

„Was hast du vor, wenn das Ergebnis positiv ist?“, forderte Betsy ihn heraus. „Wenn Sebastian für dich lediglich eine Unannehmlichkeit ist, wäre es besser, den Test nicht durchzuführen. Du kannst jetzt sofort wieder gehen und den Kleinen vergessen.“

„Du hast öffentlich behauptet, ich sei der Vater deines Kindes, und ich bin entschlossen, meinen Namen reinzuwaschen.“

Dunkelrote Flecken flammten auf ihren Wangen auf. „Ich schwöre, dass die Geschichte in den Boulevardzeitungen nichts mit mir zu tun hat.“

„Es hätte nicht schlimmer kommen können.“ Carlos konnte seine Frustration kaum verbergen. „Heute Abend findet eine Party in London statt, um das britische Büro meiner Sportmanagementfirma zu eröffnen. ‚Veloz‘ repräsentiert einige der größten Namen in der Welt des Sports. Aber jetzt wird meine Integrität infrage gestellt. Ich muss die Wahrheit wissen, und nur bei einem Vaterschaftstest kann ich sicher sein, dass ich sie erhalte.“

„Gut.“ Betsy nickte. „Ich bin bereit für die Wahrheit. Aber wie erreichen wir das Hotel, solange das Dorf überflutet ist? Wie bist du überhaupt hierhergekommen?“

„Ich bin mit dem Hubschrauber nach Fraddlington geflogen und von dort quer über ein Feld gelaufen, weil die Hauptstraße unpassierbar ist.“ Carlos ging zur Haustür und rutschte dabei fast in der Schlammschicht auf dem Boden aus. „Lass uns aufbrechen.“

„Du weißt offensichtlich nichts über kleine Kinder, wenn du glaubst, ich kann einfach so das Haus verlassen. Ich muss eine Wickeltasche für Sebastian packen und sein Essen für unterwegs vorbereiten.“

Das Kleinkind hatte aufgehört, sich in Betsys Armen zu winden, und starrte Carlos an. Er war ein hübscher kleiner Junge. Carlos war erneut beeindruckt von Sebastians Ähnlichkeit mit seinem Neffen.