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Nach fünf Jahren steht Mac Simmonsen plötzlich bei seiner Frau vor der Tür. Er will eine neue Familie gründen und bittet Tara um die Scheidung. Aufgewühlt und zutiefst verletzt, berichtet Tara ihrem Mann von einem Geheimnis, das sie die ganze Zeit gehütet hat …
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Seitenzahl: 189
IMPRESSUM
Nur in deinen Armen ... erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2003 by Maggie Cox Originaltitel: „The Marriage Renewal“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 231 - 2004 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Dorothea Ghasemi
Umschlagsmotive: LightField Studios / shutterstock
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2023.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751521543
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Das Baby war schuld. Das hübsche blonde Baby, das ihr gegenüber auf dem Schoß seiner Mutter gesessen und sie angelächelt hatte, hatte es geschafft, dass ihr Herz sich verkrampfte und sie ihren Vorsatz, einen schönen Tag zu verleben, völlig vergaß. Und das nur, weil sein Name Gabriel war. Als Tara in der Liverpool Street aus dem Zug stieg, versuchte sie verzweifelt, die Fassung zu bewahren und die aufsteigenden Tränen fortzublinzeln. Schnell suchte sie die Damentoilette auf.
Dort tupfte sie sich vor dem Spiegel die verschmierte Wimperntusche ab, trug noch etwas Rouge auf und atmete anschließend einige Male durch. Es war fünf Jahre her … Warum tat es dann immer noch so weh? Es war nur ein Zufall gewesen, dass das Baby im Zug genauso hieß wie ein anderer hübscher kleiner Junge … Sie war einfach überarbeitet und urlaubsreif, das war alles. In dem Antiquitätengeschäft ihrer Tante hatte sie eine ganze Schublade voller Prospekte mit den unterschiedlichsten Traumzielen. Und falls sie je dazu kam, eine Reise zu buchen, würde ihr vielleicht bewusst werden, dass sie erst dreißig war und ihr Leben noch vor sich hatte.
„Das Victoria and Albert Museum“, sagte Tara zu ihrem Spiegelbild, als müsste sie sich in ihrem Vorsatz bestärken. Dann nahm sie ihre Bürste aus der Handtasche, um sich das schulterlange blonde Haar zu kämmen, atmete noch einmal tief durch und ging zurück auf den Bahnsteig. Als sie kurz darauf in die U-Bahn stieg, um ihre Fahrt nach South Kensington fortzusetzen, fühlte sie sich wieder besser.
Im Museum war es unerträglich heiß. Nur schwer konnte Tara sich auf die prächtigen historischen Kostüme konzentrieren. Plötzlich begann sich alles vor ihren Augen zu drehen.
„Oh nein!“ Tara lehnte die Stirn an eine der Glasvitrinen, in der das Ballkleid einer Adligen ausgestellt war, und hoffte, der Schwindelanfall würde vorübergehen. Wäre sie an diesem Tag etwas früher aufgestanden, hätte sie das Haus nicht ohne Frühstück verlassen müssen.
„Ist alles in Ordnung, Liebes?“ Eine ältere Dame legte ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter, und Tara stieg der schwache Duft von Lavendel in die Nase. Sie wollte gerade erwidern, dass sie sich nur einen Moment setzen müsste, als ihr schwarz vor Augen wurde und sie zu Boden sank.
„Tara … Tara, wach auf. Hörst du mich?“
Sie kannte diese Stimme. Kannte sie sogar sehr gut. Sie war wie eine Liebkosung. Tara verspürte ein erregendes Prickeln. Zuerst das Baby, und nun das … seine Stimme … Fünf lange Jahre hatte sie sie nicht mehr gehört. Offenbar spielten ihre Nerven ihr einen Streich, weil sie überarbeitet war. Anders konnte sie es sich nicht erklären.
Ihr Herz pochte wie wild, als sie die Augen aufschlug. Die hohe Decke schien sehr weit weg zu sein, doch es war etwas ganz anderes, das Tara erstarren ließ. Es war das Gesicht eines Mannes mit blauen, von dichten Wimpern gesäumten Augen, einem markanten Kinn mit einem Grübchen und hohen Wangenknochen – skandinavische Züge, die er von seinem norwegischen Vater geerbt hatte.
„Mac.“
An seiner Wange zuckte ein Muskel, aber sonst zeigte der Mann keine Reaktion. Tara war erst enttäuscht, dann verletzt und schließlich verwirrt.
„Kennen Sie die Frau?“ Das war die alte Dame, die nach Lavendel duftete. Sie sah Mac skeptisch an.
„Ja, ich kenne sie“, erwiderte er mit leicht skandinavischem Akzent. „Zufällig ist sie meine Frau.“
„Oh. Na, Sie hätten sie lieber nicht allein herumlaufen lassen sollen. Ich finde, sie ist sehr blass. Warum helfen Sie ihr nicht beim Aufstehen und geben ihr etwas von diesem Wasser?“ Die Frau nahm eine kleine Flasche Mineralwasser aus ihrer großen Handtasche.
„Es geht mir gut. Wirklich.“ Tara setzte sich mühsam auf und wunderte sich selbst darüber, dass sie einen zusammenhängenden Satz sagen konnte, obwohl ihr das Herz bis zum Hals klopfte. Sie war in Ohnmacht gefallen, so viel stand fest. Aber woher war Mac gekommen, und was machte er hier im Museum? Und warum hatte ausgerechnet er diese peinliche Szene beobachten müssen – abgesehen von der alten Dame natürlich?
„Hast du heute schon etwas gegessen?“ Mac schraubte den Deckel ab, legte ihr den Arm um den Nacken und setzte ihr die Flasche an die Lippen. Tara verschluckte sich ein wenig an dem Wasser und hustete, fühlte sich allerdings gleich besser.
„Sie vergisst immer, etwas zu essen“, informierte er die ältere Dame mit einem resignierten Unterton. „Es ist nicht das erste Mal, dass sie ihn Ohnmacht gefallen ist.“
„Jemand muss sich um sie kümmern.“ Nachdem die hilfsbereite Museumsbesucherin die halb leere Flasche von ihm entgegengenommen hatte, schraubte sie sie wieder zu und verstaute sie in ihrer Handtasche. „Warum gehen Sie nicht mit ihr in die Cafeteria und kaufen ihr ein Sandwich?“
„Danke. Genau das wollte ich gerade tun“, erwiderte Mac in trügerisch charmantem Tonfall und schenkte ihr sein berühmtes Lächeln. Dann wandte er sich langsam wieder an Tara.
Sie schluckte mühsam. „Ich möchte kein Sandwich.“ Zorn stieg in ihr auf. Während sie aufstand und sich ihren langen Jeansrock abklopfte, funkelte sie ihn an, um ihm zu zeigen, dass er sich nicht einmischen sollte. Genau wie damals übernahm er wieder das Kommando. Wie konnte er es wagen? Hatte er vergessen, dass sie sich fünf Jahre lang nicht gesehen hatten? Glaubte er, er könnte einfach wieder in ihrem Leben auftauchen und da weitermachen, wo er aufgehört hatte?
Natürlich tat er es nicht. Tara wurde traurig. Sie war unglaublich naiv. Hätte Mac tatsächlich dort weitermachen wollen, hätte er sich längst mit ihr in Verbindung gesetzt – lange bevor sie den Schutzwall um sich errichtet hatte, um gegen weitere Enttäuschungen gefeit zu sein.
„Dann passen Sie gut auf sich auf … Sie beide.“ Nachdem sie ihnen ein liebevolles Lächeln geschenkt hatte, wie ältere Damen es bei ihren Enkelkindern taten, verließ die Frau sie.
Tara befeuchtete sich die Lippen und blickte Mac verstohlen an. Groß, breitschultrig und athletisch, überragte er sie um einiges und wirkte dabei so überheblich wie damals. Sein Haar war etwas länger als vor fünf Jahren, aber immer noch blond, glatt und verführerisch weich. Am liebsten hätte sie die Finger hindurchgleiten lassen …
Tara spürte, wie ihr ein Schweißtropfen zwischen den Brüsten hinunterrann.
„Was machst du hier?“, fragte sie und merkte dabei, dass ihre Stimme nicht so fest klang wie sonst. Es bestärkte sie in ihrem Vorsatz, gegen diesen Mann immun zu bleiben.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als Mac die Ärmel seiner teuren Anzugjacke zurechtzog. „Ich habe nach dir Ausschau gehalten. Was dachtest du denn?“
Mac beobachtete, wie Tara mit angewidertem Gesichtsausdruck ihr Sandwich aß. Sie war noch genauso stur, wie er sie in Erinnerung hatte … und genauso bezaubernd. Mit dem leicht zerzausten blonden Haar, dem hellen Teint und den schönen smaragdgrünen Augen sah sie einfach atemberaubend aus.
Er hatte sie vermisst – wie zum Beweis dafür verspürte er ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Da er plötzlich nicht mehr wusste, warum er überhaupt hier war, ermahnte er sich, sich zusammenzureißen. Er musste ihr nur sagen, was er wollte, und dann wieder gehen. Danach würde er sie nicht mehr wiedersehen müssen. Irgendetwas ließ ihn jedoch davor zurückschrecken.
„Meine Tante hätte dir nicht verraten dürfen, wo du mich findest.“ Tara machte einen Schmollmund. „Woher wusstest du überhaupt, wo du mich suchen sollst?“
Mac rührte seinen Kaffee um und trank einen Schluck, bevor er antwortete. „Du hast dir immer zuerst die Kostüme angeguckt, glaubst du, das hätte ich vergessen?“
Das stimmte. Und meistens hatte sie ihn ins Museum mitgeschleppt und ihm dafür versprochen, ihn zu einem seiner langweiligen Geschäftsessen zu begleiten.
Tara biss wieder von ihrem Thunfischsandwich ab. Sie schmeckte allerdings nichts und hatte immer noch ein flaues Gefühl, und das nur, weil Mac – der Mann, dem sie vor all den Jahren ihr Herz geschenkt hatte – ihr gegenübersaß, als wäre er nie fort gewesen. Er lächelte jedoch nicht und wirkte distanziert, genauso distanziert wie in den letzten, schmerzlichen sechs Monaten ihrer Beziehung. Es waren die längsten, einsamsten und schwersten Monate ihres Lebens gewesen, Monate, in denen sie kaum miteinander gesprochen und woanders Trost gesucht hatten. Mac hatte sich in seine Arbeit geflüchtet und sie sich ins Tanzen.
„Da du dir so viel Mühe gemacht hast, mich zu finden, solltest du mir sagen, was du willst.“ Er ist nicht der Einzige, der unnahbar wirken kann, dachte Tara trotzig. Auf keinen Fall sollte Mac merken, dass sie ihn immer noch vermisste. Aber das Wiedersehen mit ihm hatte so viele längst verschüttete Gefühle wieder wachgerufen – Liebe, Angst, Bitterkeit und Reue. Sie hatte geglaubt, diese Gefühle längst hinter sich gelassen zu haben, doch offenbar hatte sie sich getäuscht.
„Was ich will?“ Wieder zuckte ein Muskel an seiner Wange. „Ich möchte die Scheidung, Tara.“
„Du meinst, du willst wieder heiraten?“ Sie konnte sich keinen anderen Grund dafür vorstellen, dass Mac nun das tat, was sie beide in den letzten fünf Jahren vermieden hatten. Tara wappnete sich gegen das, was nun kommen würde. Er antwortete nicht sofort, und sie blickte sich betont desinteressiert in der Cafeteria um, während ihr das Herz bis zum Hals klopfte.
„Ich habe jemanden kennengelernt.“
„Es überrascht mich nur, dass du mich nicht früher darum gebeten hast.“ Sie schob ihren Teller mit dem Sandwich weg und biss sich auf die Lippe, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Unter keinen Umständen würde sie in seiner Gegenwart die Fassung verlieren. Als es ihr so schlecht gegangen war wie nie zuvor, hatte er sie einfach verlassen.
Mac beobachtete, wie Tara blass wurde, und fragte sich, warum. Da ihre Ehe seit Langem nur noch auf dem Papier bestand, konnte sie kaum schockiert darüber sein, dass er nun einen Schlussstrich ziehen wollte. Tatsächlich hatte es ihn gewundert, dass sie nicht zuerst die Initiative ergriffen hatte. Er war fest davon überzeugt gewesen, dass irgendein junger Mann sie ihm wegschnappen würde, sobald sie nicht mehr an ihn gebunden wäre. Daher hatte ihn im ersten Jahr ihrer Trennung jedes Mal eine unangenehme Nervosität erfasst, wenn das Telefon klingelte oder er die Post durchsah.
„Bis jetzt habe ich keinen Sinn darin gesehen.“ Als Mac sich durchs Haar strich, bemerkte Tara schockiert den schmalen Platinring an seinem Finger. Warum, in aller Welt, trug er ihn noch? Dann blickte sie auf das Gegenstück an ihrer Hand und faltete schnell die Hände im Schoß.
„Und, wie ist sie?“ Lass das, Tara, quäl dich nicht, ermahnte sie sich gleich. „Sicher ist sie eine zielstrebige Karrierefrau mit Designergarderobe und genauso ein Workaholic wie du.“
„Iss lieber dein Sandwich auf. Du willst doch nicht noch mal in Ohnmacht fallen, oder? Das nächste Mal bin ich nicht da, um dir zu helfen.“
„War das nicht das Problem, Mac? Du warst nie da, wenn ich dich gebraucht habe. Deine Arbeit stand für dich immer an erster Stelle. Na, ich hoffe, du hast jetzt den Erfolg, von dem du immer geträumt hast. Dein Anzug lässt jedenfalls darauf schließen.“
„Du wusstest von Anfang an, wie ehrgeizig ich bin, und ich habe es auch nie geleugnet. Aber ich habe für uns beide so hart gearbeitet, Tara. Ich bin nicht der egoistische Mistkerl, als den du mich darstellst.“
„Nein. Du warst immer sehr großzügig, Mac – nur nicht mit deiner Zeit.“
Mac musste sich eingestehen, dass Tara recht hatte. Es hatte ihm wirklich leidgetan, dass er sie so oft enttäuschen und eine Einladung zum Essen oder ins Theater oder sogar eine gemeinsam geplante Reise absagen musste, weil ihm in letzter Minute etwas dazwischen gekommen war. Doch in der Werbebranche war der Konkurrenzkampf einfach zu groß. Er hatte hart gearbeitet, um seine Agentur an die Spitze zu bringen, und er hatte einen hohen Preis dafür gezahlt. Einen zu hohen.
„Warum hast du London verlassen und bist zu deiner Tante gezogen?“
„Das geht dich nichts an!“
Ruhig sah Mac sie an. „Sie hat mir erzählt, du hättest deinen Job aufgegeben, um ihr im Geschäft zu helfen. Das ist schade. Tanzen war immer deine große Leidenschaft.“
„Tante Beth war offenbar zu gesprächig. Und es ist typisch für dich, dass du jede Entscheidung, die ich treffe, grundsätzlich für falsch hältst.“
„Tue ich das?“ Langsam schüttelte er den Kopf. „Das wollte ich nicht. Ich war nur überrascht, weil du etwas aufgegeben hast, das du offensichtlich geliebt hast.“
„Du musst es ja wissen. Und, was hat dich dazu bewogen, es wieder zu versuchen? Mit der Ehe, meine ich. Als wir das letzte Mal zusammen waren, hast du mich angeschrien und gesagt, die Heirat wäre der größte Fehler deines Lebens gewesen.“
Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Mac hatte sie damals zutiefst verletzt und war dann einfach gegangen. Am nächsten Tag hatte er sie angerufen und ihr mitgeteilt, er würde sie verlassen. An dem Abend war er nach Hause gekommen, um seine Sachen zu holen. Einige Tage später hatte er ihr einen Scheck geschickt. Sie hatte ihn zerrissen und in den Papierkorb geworfen.
„Mein Vater ist letztes Jahr an Krebs gestorben“, erwiderte Mac zögernd, und seine blauen Augen nahmen vorübergehend einen gequälten Ausdruck an. Ihr Herz krampfte sich zusammen, obwohl sie seine Eltern nie kennengelernt hatte. Er war immer zu beschäftigt gewesen, um ein Treffen zu arrangieren. „Wenn ein Elternteil … stirbt, denkt man viel über seine eigene Sterblichkeit nach. Ich bin achtunddreißig, Tara, und ich wünsche mir ein Kind. Ich möchte die Chance haben, Vater zu werden.“
„Stimmt das?“, flüsterte Tara kaum hörbar. Mac merkte ihr an, wie erschüttert sie war. Plötzlich erinnerte er sich an etwas. Er hätte es vorsichtiger formulieren sollen.
„Ich muss los.“ Sie sprang auf. „Ich habe noch eine Menge zu tun. Du kannst die Scheidung haben, Mac. Schick mir die Papiere, und ich unterschreibe sie. Viel Glück.“
„Tara!“
Mac lief ihr nach. Als er sie einholte und zu sich herumdrehte, stellte er fest, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
Ungeduldig wischte sie sie weg. „Was willst du noch?“
„Ich möchte wissen, warum du weinst.“ Er hielt ihren Arm weiterhin fest.
„Du hast gesagt, du wünschst dir ein Kind und möchtest gern Vater werden.“ Plötzlich fühlte sie sich erschöpft, und es kümmerte sie auch nicht mehr, ob sie Mac ihr Innerstes offenbarte. Sie sah ihm in die Augen. „Ich habe dich angefleht, dass ich schwanger werden möchte. Erinnerst du dich daran?“
Ja, das tat er. Er erinnerte sich an eine unvergessliche Liebesnacht. Tara und er hatten sich vorher gestritten, und ihr Verlangen und die gegenseitige Anziehungskraft waren stärker gewesen als ihr Zorn. Danach hatte sie dagelegen und ihn gefragt, ob er erraten könnte, was sie sich mehr als alles andere wünschte.
„Ich erinnere mich.“ Das Blut stieg ihm ins Gesicht, und er ließ ihren Arm los.
„Als wir uns getrennt haben, war ich schwanger.“
In diesem Moment schien seine Welt aus den Fugen zu geraten.
„Ich wusste nicht … Warum hast du es mir nicht erzählt?“
„Warum hätte ich es tun sollen? Du hast mich verlassen. Außerdem wolltest du kein Baby. Du hast gesagt, du wärst kein guter Vater, du wärst damit beschäftigt, deine Firma aufzubauen und unsere Zukunft zu sichern.“
„Tara, ich …“ Mac lockerte seine Krawatte und strich sich durchs Haar. „Was ist passiert?“
Tara bemerkte den ängstlichen Ausdruck in seinen Augen. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie es ihm schonend beigebracht.
„Was passiert ist?“ Sie biss sich auf die Lippe. „Ich habe das Baby im sechsten Monat verloren.“
„Oh nein!“, flüsterte Mac. Er wich einen Schritt zurück und blickte starr zu Boden, als könnte er nicht mehr ertragen.
„Es war ein Junge.“ Tara sah ihn an, und schließlich blickte er auf. „Wir hatten einen Sohn, Mac.“ Dann wandte sie sich ab und rannte mit klopfendem Herzen in Richtung Ausgang.
„Was sollen wir heute Abend essen, Schatz?“ Nachdem Amelie Duvall sich fertig geschminkt hatte, überprüfte sie noch einmal den Sitz ihres kleinen Schwarzen in einem der Spiegelschränke, die links und rechts vom Bett standen, und nahm das Parfüm aus ihrem Paillettentäschchen. Sie sprühte sich großzügig damit ein, tat den Flakon wieder in die Tasche und warf diese dann aufs Bett.
„Mac, ich habe dich etwas gefragt! Hast du mir überhaupt zugehört?“ Barfuß ging die junge Französin ins Wohnzimmer und blieb dort abrupt stehen, als sie Mac in gebeugter Haltung auf dem Sofa sitzen sah, vor sich ein Glas Brandy. Er hatte die Krawatte abgenommen, sein Haar war zerzaust, und er machte ein grimmiges Gesicht.
„Du hast dich ja noch nicht mal umgezogen!“ Amelie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. Sie liebte es, sich zurechtzumachen und mit ihrem attraktiven Begleiter auszugehen. Mac, der mit seinem blonden Haar wie ein Wikinger aussah, und sie, mit ihrem langen dunklen Haar und den braunen Augen, waren ein schönes Paar.
„Ich habe keine Lust, heute essen zu gehen.“ Schließlich sah er auf, bedachte sie allerdings nur mit einem flüchtigen Blick, als wäre er gegen ihre Schönheit immun. Dann nahm er das Glas und leerte es in einem Zug.
„Am Telefon hast du aber gesagt …“
„Vergiss es!“ Mac stand auf, ging nervös im Raum auf und ab und trat nach einer Weile ans Fenster, um auf das nächtliche London hinabzublicken.
„Was ist los, Schatz? Hattest du einen schlechten Tag? Ist ein Geschäft geplatzt? Denk einfach nicht mehr daran, chérie. Morgen läuft es bestimmt besser.“
Als er Amelie hinter sich bemerkte, wurde Mac wütend, was er sich selbst nicht erklären konnte. Plötzlich empfand er ihr teures Parfüm als unerträglich, und er hätte ihr am liebsten gesagt, sie solle ihn in Ruhe lassen. Er wollte sich allerdings nicht in Zorn flüchten, denn er musste reinen Tisch machen und diese Farce beenden. Seit er Tara an diesem Tag gesehen hatte – noch bevor sie ihm von ihrem Baby, ihrem gemeinsamen Sohn erzählt hatte –, hatte er in seinem tiefsten Inneren gewusst, dass er Amelie nicht heiraten wollte.
„Hör zu … Ich habe von Heirat gesprochen, aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass es funktionieren würde.“
„Du meinst, deine Frau würde nicht in die Scheidung einwilligen?“
Es war typisch für Amelie, dass sie die Schuld sofort bei jemand anderem suchte.
Mac seufzte und sah weiter aus dem Fenster. Er dachte an das Baby – den Sohn, den er nie kennengelernt hatte –, an Tara, die es hatte behalten wollen, obwohl er sich von ihr getrennt hatte, und es dann auf die grausamste Weise verloren hatte … Sein Magen krampfte sich zusammen. „Damit hat meine Entscheidung nichts zu tun. Ich möchte dich nicht enttäuschen oder verletzen, Amelie, aber es ist besser, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen. Und ich bin davon überzeugt, dass du mich eigentlich auch nicht heiraten willst.“ Langsam wandte er sich zu der dunklen Schönheit um.
Sie blickte ihn an, als hätte er plötzlich den Verstand verloren. „Natürlich will ich dich heiraten! Bist du verrückt? Ich liebe dich!“
„Wirklich?“
Als sie leicht errötete, lächelte er spöttisch. „Du liebst mein Geld, chérie. Du liebst meine teuren Geschenke, die Klamotten, den Schmuck, das Parfüm …“ Plötzlich erinnerte er sich an Taras Duft, eine verführerische Mischung aus Geißblatt und Vanille, die ihn vor Verlangen fast um den Verstand gebracht hatte. Auch heute hatte er ihn wahrgenommen und sofort darauf reagiert. „Du bist zu jung und zu hübsch, um dich an einen Mann zu binden, und ich … Na ja, bisher habe ich nur für meine Arbeit gelebt. Sie ist mir zwar immer noch wichtig, aber ich möchte jetzt eine Familie gründen. Ich habe kein Interesse mehr an Restaurantbesuchen oder spontanen Kurztrips in irgendwelche Metropolen, damit meine Freundin shoppen gehen kann. Ich möchte ein richtiges Familienleben.“
Amelie krauste die Nase. „Du redest, als wäre ich oberflächlich, Mac. Ich bin sehr gekränkt, weil du mich nicht heiraten willst. Ich würde dir viele Kinder schenken.“ Doch ihre angespannte Haltung strafte ihre Worte Lügen, und nun war Mac sich ganz sicher, dass er sich richtig entschieden hatte.
„Ich verstehe dich besser, als du glaubst.“ Er lächelte wieder und zog sie an sich, aber der Kuss, den er ihr auf die perfekt geschminkten Lippen hauchte, war freundschaftlich. „Keine Angst, chérie, ich sorge dafür, dass du über die Runden kommst, bis du dem nächsten reichen Mann begegnest …“
„Tara? Wieso sitzt du hier im Dunkeln?“
Tara blinzelte, als ihre Tante das Licht im Wohnzimmer einschaltete, nahm schuldbewusst die Beine vom Sofa und setzte ein Lächeln auf. Wenn Beth merkte, wie es ihr wirklich ging, würde sie sie nicht mehr in Ruhe lassen und sie fragen, wie sie ihr helfen konnte. Natürlich würde sie es nur gut meinen, doch das hier war eine Situation, die nicht einmal sie ändern konnte.
„Ich bin eingenickt“, schwindelte Tara daher. „Ich habe unten abgeschlossen und das Abendessen gemacht. Und dann bin ich hierhergekommen, um ein bisschen abzuschalten.“
„Hast du Mac getroffen?“ Ihre Tante warf ihre Schlüssel auf den kleinen antiken Tisch neben der Tür und stemmte die Arme in die Hüften.
„Ja, ich habe ihn gesehen“, erwiderte sie vorsichtig und strich sich dabei eine Strähne hinters Ohr. „Warum hast du ihm gesagt, wo er mich findet?“
„Weil er höflich und charmant war und sich Sorgen gemacht hat, und weil ich der Meinung bin, dass ihr beide endlich miteinander reden solltet.“ Beth Delaney, Mitte fünfzig, groß und schlank, ein irischer Rotschopf mit dem entsprechenden Temperament, zog die Jacke ihres maßgeschneiderten marinefarbenen Kostüms aus und hängte sie sorgfältig über einen polierten antiken Stuhl.
„Ich hatte fünf Jahre nichts von ihm gehört, Beth. Also hast du es dir sicher nur eingebildet, dass er besorgt war. Und für ein Gespräch ist es mittlerweile zu spät, findest du nicht?“
„Es ist nie zu spät zum Reden, mein Schatz. Eure Situation ist so lächerlich, dass man sie gar nicht mit Worten beschreiben kann. Ihr seid verheiratet und seid es doch nicht. Ihr müsst das unbedingt klären.“