Oskars ganz persönliche Glücksdatei - Marliese Arold - E-Book

Oskars ganz persönliche Glücksdatei E-Book

Marliese Arold

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Beschreibung

Glück oder Pech für Oskar? Mit seinem neuen Notebook betätigt sich Oskar kurz entschlossen als Glücksforscher. Er stellt fest: Glück ist für jeden etwas anderes, es ändert sich dauernd, und sogar echte Mega-Glücksfälle (wie die französische Austauschschülerin Natalie!) halten einfach nicht lange. Als Oskar für die Klassen-Homepage eine Story über seine Lehrer schreibt, scheint sich das Glück ratzfatz per Internet davonzumachen ... Mit vielen witzigen Bildern von Ute Krause Alle Abenteuer von »Oskar« bei Fischer: Oskars ganz persönliche Geheimdatei Oskars ganz persönliche Krisendatei Oskars ganz persönliche Glücksdatei

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Seitenzahl: 147

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Marliese Arold

Oskars ganz persönliche Glücksdatei

Mit Bildern von Ute Krause

FISCHER E-Books

Inhalt

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Oskars ganz persönliche Glücksdatei

HALLO, OSKAR!

DU HAST HEUTE LEIDER KEINE POST …

… aber dafür einen neuen Computer,

und zwar ein Notebook!

Jetzt bin ich mobil!

Ich kann schreiben, wo ich will!

Aufgepasst, Leute!

Jetzt kommt Oskar,

der rasende Reporter,

erst richtig in Fahrt!

Alle Sensationsberichte

werden gleich an Ort und Stelle getippt,

egal, ob im Hühnerstall,

auf dem Schulhof

oder auf dem Klo …

(Vielleicht auch in der Badewanne ohne Wasser …)

~~~~~~ Oskars ganz persönliche Glücksdatei – unübertroffen! ~~~~~~

Eine gute Fee namens Oma

Datum: Dienstag, 11. November, Martinstag

Autor: Oskar, dessen sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen ist

Jiiiiiippiiiiiiiiiii! (Eigentlich müsste ich an dieser Stelle das Mikro am Computer benutzen, um meine Freudenschreie für die Nachwelt aufzunehmen!)

Oma und ich waren heute im Computerladen. Ziemlich lange. Als wir rausgegangen sind, war ich irrsinnig glücklich und Oma eine Ecke ärmer. (Aber sie hat es selbst so gewollt. Ich hab sie nicht gezwungen!)

Vielleicht bin ich jetzt der glücklichste Mensch auf der Welt (Bestimmt aber von diesem Kaff. Es hat immerhin 3600 Einwohner und davon bin ich im Moment garantiert der glücklichste. Die andern ärgern sich wahrscheinlich gerade über das Fernsehprogramm oder über abgebrannte Martinslaternen oder über Mieterhöhungen.). Ich dagegen schwebe. Meine Augen leuchten wie Laserstrahlen. Mein Mund reicht von einem Ohr bis zum anderen.

Und wem habe ich all dies zu verdanken?

Meiner heiß geliebten Oma, dem besten Menschen im ganzen Universum.

Wer hat schon eine Oma, die einem ein Notebook und einen Internet-Anschluss spendiert?

Richtig, so was kommt nur im Märchen vor. Obwohl es damals noch gar keine Computer gab, sondern nur jede Menge frustrierte Hexen und abgewrackte Zauberer. (Mein kleiner Bruder Flo wäre bestimmt begeistert, wenn Hänsel und Gretel nicht beim Hexenhäuschen landen würden, sondern bei einem Riesencomputer. Der würde dann knurren: »Knusper, knusper, knäuschen, was knistert auf meiner Festplatte?« Oder wenn die alte Hexe zu Gretel sagen würde: »He, du faule Vettel, schau endlich mal nach, ob eine E-Mail angekommen ist!« – Ich muss Flo nachher unbedingt davon erzählen. Das muntert ihn bestimmt auf.)

Der arme Kerl hat so geheult, weil er vorhin beim Laternenumzug seinen Lampion abgefackelt hat. Ich hab ihn getröstet und gesagt, dass er ja jetzt meinen alten Computer benutzen darf. Die Kiste soll jetzt nämlich der Familiencomputer werden, das haben wir so abgesprochen. Also darf Flo drauf spielen, Kristin kann nach Herzenslust ihr Haarstyling-Programm ausprobieren und Mama kann ihr Notenbuch elektronisch führen und genau ausrechnen, wie ihre Lieblingsklasse beim Handstandüberschlag mit Hilfestellung abgeschnitten hat (Wahrscheinlich liegt der Durchschnitt bei 5,98321 – haha!). Papa wird den Computer wahrscheinlich meiden wie die Pest; er glaubt noch immer, der Teufel persönlich hätte ihn erfunden (dabei war es nicht einmal Bill Gates, der hat die Computer nur richtig vermarktet!).

An meinen neuen Computer darf außer mir nur Oma dran (ab und zu, und unter meiner Aufsicht!). Ich hab versprochen, ihr alles zu zeigen, was sie wissen will. Sie will nämlich im Internet die Aktienkurse verfolgen, damit sie börsenmäßig die Nase vorn hat. Und geldbörsenmäßig! Sie ist schon super, meine Oma!

Hach, ich bin einfach ein Glückspilz und wenn ich mir das ganze Glück nicht von der Seele schreiben würde, müsste ich platzen.

Dabei wäre diese Glücksdatei um ein Haar eine Unglücksdatei geworden. Vorhin hab ich den neuen Computer aufgeklappt und meine Programme installiert. Zuerst ging gar nichts, obwohl ich alles nach Anweisung gemacht hatte. Ich dachte schon, ich müsste dieses wunderbare Notebook in den Laden zurückbringen, weil die Kiste es nicht tut!!! Das wär echt knüppelhart gewesen. Das Ziel so nah vor Augen und dann – SEUFZ!

Echtes Glück muss man sich auch ein bisschen erkämpfen, das hab ich dann kapiert. Ich hab die Gebrauchsanweisung noch mal genau durchgelesen und von vorne angefangen. Ganz langsam. Ich hab ziemlich viel Schweiß beim Installieren vergossen (Das ist schlecht für die Tastatur, wie überhaupt jede Art von Feuchtigkeit, zum Beispiel Heulausbrüche, Limo oder Katzenpisse!).

Aber jetzt läuft das Notebook und ich kann mit ihm schreiben, wo ich will, solange der Akku Saft hat!

H-E-R-R-L-I-C-H!!

Wenn ich ins Internet will, brauche ich natürlich eine Telefonsteckdose, logo.

Papa hat schon gesagt, er ist gespannt, wie hoch unsere Telefonrechnung in Zukunft sein wird. Oma hat geantwortet, dass sie ja versprochen hat, sich an den Kosten zu beteiligen, vorausgesetzt:

ich würde es nicht mit dem Surfen übertreiben (Kann mir jemand genau sagen, wann Internet-Surfen übertrieben ist?)

ich würde nicht die Schule vernachlässigen

ich würde meine sonstigen Pflichten erfüllen, beispielsweise die Hühner füttern, Matildas Katzenklo säubern, für Oma rechtzeitig Gebissreiniger aus der Apotheke besorgen, mich im Haushalt nützlich machen, mein Zimmer aufräumen, mich ordentlich waschen und vor dem Schlafengehen immer die Zähne putzen, jeden Morgen mein Bett aufschütteln, meine Schuhe selber putzen und meine Unterhosen öfter als bisher wechseln, nett zu meinem Bruder Florian sein, mich nicht mehr so oft mit meiner Schwester Kristin streiten und sie auf keinen Fall öffentlich als HZ (= hirnamputierte Zimtzicke) betiteln. (Das war nur ungefähr die Hälfte, den Rest hab ich vergessen!)

Wenn Oma allerdings auch noch verlangt hätte, dass ich zum Fußballfan werde, hätte ich das Notebook sofort in den Laden zurückgebracht!!!

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Flugausfall führt zu Wutanfall

Datum: Mittwoch, 12. November

Autor: Ich, schon wieder zimtzickengenervt

Gestern habe ich noch auf Wolke Siebeneinhalb geschwebt, aber heute bin ich schon wieder brutal runtergekracht und krieche im Alltagsallerlei rum.

Komisch, dass selbst ein großes Glück nicht lange anhält. Dabei sitze ich doch vor meinem tollen Computer (Er riecht noch ganz neu und die Tasten klappern so leise und der Bildschirm ist gestochen scharf. WOW!). Warum fühle ich mich dann nicht ebenso megahappy wie gestern?

Weil Kristin mir meine Glückssuppe gründlich versalzen hat!

Sie kam vorhin in mein Zimmer, mit Neid und Eifersucht im Gesicht, wie sonst mit Lidschatten und Lippenstift.

»Gemeinheit«, hat sie geschnaubt und mein Notebook so wütend angestarrt, als wollte sie mit ihren finsteren Gedanken die Elektronik zu einem Klumpen Schrott zusammenschmelzen. Ich klappte schnell den Bildschirm runter, bevor es einen blauen Blitz geben konnte wie in manchen Fantasyfilmen.

»Was ist los?«, hab ich gefragt.

Einen Augenblick lang hab ich gedacht, die Jungs aus ihrer Klasse hätten Kristin zum Anti-Girl des Jahres erklärt.

Endlich ist Kristin mit der Sprache rausgerückt. Eigentlich wollte sie über Weihnachten mit ihrer Busenfreundin Kim in die USA fliegen. (Für Kristin ist Amerika der Traum. Sie glaubt, dass sie dort die tollsten Jungs trifft oder für den Film entdeckt wird oder wenigstens einen Millionär aufreißt.) Oma wollte ihr von ihren Aktiengewinnen großzügigerweise das Flugticket spendieren. (Kristin und ich haben leider obergeizige Eltern, die ständig predigen, dass Geld allein nicht glücklich macht. – Aber kein Geld macht allein und unglücklich!!!)

Jedenfalls wird jetzt erst mal nichts aus dem Flug, weil sich Kim und ihre Eltern entschlossen haben, die Amerikareise auf den nächsten Sommer zu verschieben. Dann würde sich der sauteure Flug nämlich viel mehr lohnen, weil sie länger bleiben können.

Hab ich schon mal erzählt, dass Geduld nicht gerade zu Kristins Charaktereigenschaften gehört? Ihr Grundsatz ist: ICH WILL ALLES, UND ZWAR SOFORT!

Klar, dass die HZ jetzt stinktiermäßig sauer ist, weil ich meinen Computer schon gekriegt habe und sie auf ihre USA-Reise noch warten muss. Am liebsten wäre es ihr gewesen, Oma hätte mich gezwungen, mein Notebook in den Laden zurückzubringen. (Dabei kann ich ja gar nichts dafür, wenn Kims Eltern ihre Pläne ändern! Ich bin völlig unschuldig!)

Zum Glück ist Oma nicht so gemein. Sie ist eine gute Seele und obendrein megaclever. (Sie hat zum Beispiel auf Anhieb kapiert, was eine Suchmaschine ist. So was könnte sie auch brauchen, wenn sie wieder mal ihre Brille verlegt hat.) Sie hat immer Zeit und man kann mit jedem Kummer zu ihr kommen (Liebeskummer, Schulnotenkummer, Schwesternkummer, Elternkummer). Irgendwie schafft sie es dann, einen zu überzeugen, dass alles nicht so schlimm ist, wie es auf den ersten Blick aussieht.

Kristin ist also mit ihrem Flug-Ausfall-Kummer zu ihr gerannt und hat ein Rotz-und-Wasser-Heul-Programm abgezogen. Dann hat sie Oma fast auf Knien angebettelt, doch mit ihr in die USA zu fliegen, weil es sich die untreue Tomate namens Kim anders überlegt hätte.

Aber Oma hat abgelehnt: Amerika sei nicht ihr Fall. Kristin solle halt doch bis zum Sommer warten. (Haha – Kristin und Warten!)

Am Ende ist Oma mit Kristin losgezogen und zusammen haben sie ein Reisevideo von Amerika gekauft, mit tollen Aufnahmen vom Grand Canyon und den Rocky Mountains und den Nationalparks. Doch davon ist Kristins Amerika-Sehnsucht nur noch größer geworden.

Sie hat rumgetönt, dass sie ausflippt, wenn sie nicht bald einen Grizzly küssen darf. Das ist sogar Mama zu viel geworden, obwohl sie sonst für Kristins Launen vollstes Verständnis hat.

»Jetzt nimm dich bitte mal zusammen, Kristin!« (Zehn Punkte für Mama!) »Die Welt geht nicht unter, wenn du ein halbes Jahr warten musst.«

Für Kristin aber doch.

Immerhin hat sie kapiert, dass ihre laute Jammertour nichts nützt. Deswegen hat sie jetzt auf ein anderes Programm umgeschaltet und versucht es mit der bewährten Eisiges-Schweigen-frostige-Blicke-Methode.

Ich hab gar kein Verständnis dafür, wenn Kristin so rumzickt und uns alle nervt.

Mama kann noch so oft behaupten, dass das ganz NORMAL ist. Diese normale Geisteskrankheit heißt Pubertät und bedeutet, dass Kristin dabei ist, sich von einem Mädchen in eine Frau zu verwandeln – genau wie eine Raupe in einen Schmetterling.

Ich glaub nicht, dass sich Kristin verwandelt.

BIEST BLEIBT BIEST!

Vor allem gönnt sie mir mein Notebook nicht. Jetzt hab ich echt Angst, dass sie vielleicht meinen Computer sabotiert (zum Beispiel könnte sie versuchen, meine Festplatte zu löschen oder wenigstens eine Reiswaffel ins CD-Rom-Laufwerk zu schieben).

Ihr Blut ist nagellackverseucht, ihr Hirn wasserstoffperoxyd-vergiftet und ihr Herz neidzerfressen. Und so was hab ich als Schwester!

Die Hölle muss dagegen das reinste Vier-Sterne-Hotel sein!

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Warum ich in meiner Familie manchmal starke Nerven brauche

Datum: Donnerstag, 13. November

Autor: O. Weiß, treuer Nobody-Building-Anhänger

Ich sag’s ja: Das Glück ist eine höchst zweifelhafte Angelegenheit. Es verpisst sich in Sekundenschnelle.

Eben saß ich noch quietschvergnügt an meinem neuen Computer und wollte mich grad einwählen, um ein bisschen im Internet zu surfen. Da kam Mama ins Zimmer und befühlte prüfend meinen Oberarm, wie sie es immer bei den Lammkeulen im Supermarkt tut.

»Autsch«, hab ich gesagt. »Du zwickst.«

»Wo sind eigentlich deine Muckis?«, hat Mama gefragt.

Seit dem letzten Wochenende guckt sie uns alle mit besonders kritischem Blick an. Da war Mama nämlich in Frankfurt und hat ihre Freundin Anja besucht. Die wurde vierzig und hat ihren Geburtstag groß gefeiert, Riesenparty und so. Ich hab zufällig mitangehört, wie Mama Papa erzählt hat, dass Anja jetzt einen Lover hätte, der erst fünfundzwanzig ist. Und wie toll Anja überhaupt aussehen würde. Bestenfalls wie Anfang dreißig. Außerdem wäre sie total fit, kein Gramm Fett zu viel und immer gut drauf. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Mama ein bisschen neidisch auf diese Anja ist, die ihr Leben so super im Griff hat.

Aber deswegen braucht mich Mama nicht so brutal zu zwicken!

»Hier sind meine Muskeln«, hab ich gesagt und meine Arme angewinkelt. Mama muss blind sein, wenn sie meinen gestählten Körper übersieht, der sich schon bei Hühnerrettungsaktionen und Fuchsjagden bewährt hat. Außerdem war ich vor einiger Zeit Möbelpacker, als Papas Ökofreundin Irmi umgezogen ist und Irmi hat kein Wort über meine fehlenden Muskeln verloren.

»Du hockst zu viel vor dem Computer«, hat Mama behauptet. Und dann hat sie mir gleich einen horrormäßigen Vortrag gehalten: über Haltungsschäden, Wirbelsäulenverkrümmung, Bandscheibenvorfall, Muskelschwund und, und, und.

»Ganz zu schweigen davon, welche Schäden die dauernde Bildschirmglotzerei am Zentralnervensystem anrichtet«, hat sie dann ihre Rede beendet.

Ich war bereits zentralgenervt, und zwar von ihr! Und Vortragshaltungsschäden hatte ich auch!

Sie hatte so lange gesabbelt, dass über meinen Bildschirm bereits Spinnen krabbelten. (Mein neuer Bildschirmschoner! Hab ich mir extra wegen Kristin zugelegt, die schon bei der allerkleinsten Spinne Schreikrämpfe kriegt! Hoffentlich lässt sie meinen Computer in Ruhe, auch wenn es nur elektronische Spinnen sind!)

Irgendwann – ich hörte schon lange nicht mehr zu – verließ Mama mein Zimmer. Puuuuhhh!

Ich verscheuchte die Spinnen und konnte endlich ins Internet. Ich guckte ein bisschen hier und surfte ein wenig da und ehe ich mich versah, waren zweieinhalb Stunden um und Mama rief zum Abendessen.

Bevor ich meinen Computer zuklappte, schaute ich nach, ob ich inzwischen nicht doch Post bekommen hatte. Mein Kumpel Daniel hatte nämlich fest versprochen, mir eine E-Mail zu schicken.

EINE NACHRICHT FÜR DICH, OSKAR!

Betreff: Latein-Hausaufgabe

Datum: Do, 13. Nov., 20:17

Von: Daniel

An: Oskar

Hallo, Oskar! Na, läuft deine neue Kiste? So eine Super-Oma möchte ich auch haben. Leihst du mir deine mal (samt Kreditkarte)?

Kannst du mir gleich die Latein-Hausaufgabe für morgen mailen? Ich hab nämlich keine Lust mehr, den blödsinnigen Text zu übersetzen, mir fallen schon die Augen zu. Außerdem geht jetzt »Poltergeist« im Fernsehen los.

Gruselgrüße von Daniel

Betreff: Leih-Oma und Hausaufgabe

Datum: Do, 13. Nov., 20:48

Von: Oskar

An: Daniel

Hi, Daniel, das hast du dir schlau ausgedacht. Meine Oma kriegst du nicht! Erstens brauch ich sie selber und zweitens ist sie unverleihbar! Die Hausaufgabe kannst du morgen vor der Schule abschreiben, ich hab nämlich auch keine Lust, den lateinischen Text jetzt noch mal mit dem Computer abzutippen, um ihn dir zu mailen!

Wär doch witzig, wenn so ein alter Römer E-Mails schicken würde, oder? Zum Beispiel: Hey, Oskar, weißt du schon, dass Nero heute Nacht die Stadt abgefackelt hat? Oder: Hallo, Daniel, kommst du mit, ich hab noch zwei Eintrittskarten für die Gladiatorenkämpfe ergattert!!

AVE! Dein Oskar

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Ab sofort Verbot für alles, was lecker schmeckt!

Datum: Freitag, 14. November

Autor: Oskar, genannt die Couch-Kartoffel, bekennender Lebkuchen-Fan

Schokoladen-Weihnachtsmänner, ihr könnt auswandern!

Walnussplätzchen, keiner vernascht euch!

Leckere Lebkuchen – kaum reingebissen, schon entrissen!

Mama spinnt. Sie behauptet, bei uns sei der Schlendrian eingekehrt (Wer, bitte, soll dieser Herr sein?). Seit wir mit dem elenden Hausumbau fertig sind, würden wir uns nur noch auf der Couch rumlümmeln und Kalorienbomben in uns reinstopfen. (Couch-Potatoes hat sie uns genannt! Potatoe ist Englisch und heißt Kartoffel – das haben wir schon im Unterricht gehabt!)

Heute Mittag hat uns Mama einen schlauen Zeitungsartikel unter die Nase gehalten – angeblich nur zu unserem Besten. In dem Artikel standen schreckliche Dinge.

Hammer Nummer 1:

Wer keinen Sport treibt, hat prima Chancen zu verkalken und Alzheimer zu kriegen.

Hammer Nummer 2:

Sport macht schlau, weil er den Blutkreislauf anregt und die Denkzellen im Hirn in Schwung bringt. Also verblöden die Nichtsportler.

Mit solchen Sprüchen hat uns Mama aufgemuntert. Dann hat sie uns in leuchtenden Farben ausgemalt, welchen Schaden Plätzchen, Lebkuchen und all die anderen leckeren Sachen an unserem Körper anrichten. Beim Auto ist es der Rost, beim Menschen das Fett.

Solche Kalorienmathematik kommt bei Kristin bestens an. Sie hat mich angegrinst und »Oskartoffel« zu mir gesagt. Dann ist sie rausgeflitzt, hat aus ihrem Zimmer eine Zeitschrift geholt und sie aufgeschlagen. Auf einer Doppelseite waren lauter durchtrainierte Männer zu sehen. Die Überschrift dazu lautete: »UND WO IST IHR WASCHBRETTBAUCH?«

Mama hat geseufzt.

»Pah«, hat Papa gesagt und auf einen der Kerle getippt, die außer einem perfekten Oberkörper nichts anhatten. »Der glänzt ja wie eine Speckschwarte.«

»Aber er hat eine Superfigur«, hat die HZ gemeint. »Waschbrettbäuche sind absolut sexy.«

»So kann jeder Mann aussehen, wenn er will«, hat Mama behauptet. »Mit der richtigen Ernährung, dem richtigen Training und einer Portion Disziplin.«

Papa nahm sich lieber noch eine Portion Kartoffelsalat, aber ich glaube, es hat ihm nicht mehr besonders geschmeckt.

Inzwischen weiß ich, dass ein Waschbrettbauch etwas mit den waagerechten Bauchmuskeln zu tun hat. Die bilden dann kleine, knubbelige Hügel, auf die Weiber offenbar ganz wild sind.

Vorhin im Bad hab ich auch mein Hemd hochgezogen und in den Spiegel geschaut. Ich hab ziemlich viele Knubbel gefühlt, aber das waren leider bloß die Rippen. Ich hab versucht, mir vorzustellen, wie ich mit einem Waschbrettbauch aussehe. Aber dann hab ich mir überlegt, dass ich in Zukunft auf alle Lebkuchen und leckeren Plätzchen verzichten müsste. Stattdessen müsste ich anfangen, Gewichte zu stemmen und Liegestütze zu machen, kurz, ICH MÜSSTE SPORT TREIBEN! NIEMALS!