ZM - streng geheim: Zehnter Roman: Todeszeichen Drachenschiff - Marliese Arold - E-Book

ZM - streng geheim: Zehnter Roman: Todeszeichen Drachenschiff E-Book

Marliese Arold

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Beschreibung

Spannende Zeitreisen und jede Menge Lesespaß! Die Abenteuerserie »ZM – streng geheim« von Kinderbuch-Bestseller-Autorin Marliese Arold als eBook bei dotbooks. Der Professor und die Kinder sind nach ihrem gefährlichen Abenteuer in der Zukunft wieder auf dem Weg ins 20. Jahrhundert – doch plötzlich verschwindet der Professor spurlos aus der Zeitmaschine. Wenig später finden sich Heike, Michael und Thomas in einem schottischen Kloster im Jahre 895 wieder. Völlig auf sich allein gestellt, müssen sie sich gegen abergläubische Mönche und Barbaren zur Wehr setzen. Und Professor Ambrosius? Den hat eine Fehlfunktion der Zeitmaschine in den hohen Norden zu den Wikingern katapultiert. Wird es ihm gelingen, die Kinder wiederzufinden? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Eine abenteuerliche Reise zu den Wikingern für Leser ab 8 Jahren erlebt ihr in »Todeszeichen Drachenschiff« von Kinderbuch-Bestseller-Autorin Marliese Arold. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 129

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Über dieses Buch:

Der Professor und die Kinder sind nach ihrem gefährlichen Abenteuer in der Zukunft wieder auf dem Weg ins 20. Jahrhundert – doch plötzlich verschwindet der Professor spurlos aus der Zeitmaschine. Wenig später finden sich Heike, Michael und Thomas in einem schottischen Kloster im Jahre 895 wieder. Völlig auf sich allein gestellt, müssen sie sich gegen abergläubische Mönche und Barbaren zur Wehr setzen. Und Professor Ambrosius? Den hat eine Fehlfunktion der Zeitmaschine in den hohen Norden zu den Wikingern katapultiert. Wird es ihm gelingen, die Kinder wiederzufinden?

Über die Autorin:

Marliese Arold, Jahrgang 1958, entdeckte schon als Kind ihre Leidenschaft für Geschichten. Statt Schriftstellerin wurde sie aber erst mal Bibliothekarin. Seit der Geburt ihrer Kinder schreibt sie selbst – über 180 Bücher sind es mittlerweile, die in 20 Sprachen übersetzt wurden. Sie lebt mit ihrem Mann in Erlenbach am Main.

Marliese Arold veröffentlichte bei dotbooks bereits:

SOKO Ponyhof, Band 1: Gefahr in den FerienSOKO Ponyhof, Band 2: Das gestohlene GemäldeSOKO Ponyhof, Band 3: Die Jagd nach dem DiebSOKO Ponyhof, Band 4: Mädchen vermisstZM – streng geheim, Band 1: Das Geheimnis des alten ProfessorsZM – streng geheim, Band 2: Grabraub im Tal der KönigeZM – streng geheim, Band 3: Die Sonnenstadt von Ol-HamarZM – streng geheim, Band 4: Die FeuerhexeZM – streng geheim, Band 5: Das Rätsel von Machu PicchuZM – streng geheim, Band 6: Der Herrscher von AtlantisZM – streng geheim, Band 7: Die Geisterhand RomsZM – streng geheim, Band 8: Der Schatten des Dschingis-KhanZM – streng geheim, Band 9: Im Land der tausend TräumeWeitere Bücher sind in Vorbereitung.

Die Autorin im Internet: www.marliese-arold.de

***

eBook-Neuausgabe Januar 2019

Copyright © der Originalausgabe 1986 Pelikan AG – D-3000 Hannover 1

Copyright © der Neuausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Elenarts, Paul Fleet und Denis Christo

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ca)

ISBN 978-3- 96148-714-1

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Besuch uns im Internet:

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blog.dotbooks.de/

Marliese Arold

ZM – streng geheim

Band 10: Todeszeichen Drachenschiff

dotbooks.

Inhaltsverzeichnis

Wer geht auf Abenteuerjagd?

Kapitel 1 Der Professor ist weg!

Kapitel 2 Zum Nachtisch eine Zeitmaschine

Kapitel 3 Ein Kloster wird zum Gefängnis

Kapitel 4 Der falsche Mönch

Kapitel 5 Eine Braut für den Professor

Kapitel 6 Blutrache

Kapitel 7 Drachenschiffe in Sicht!

Kapitel 8 In den Händen der Wikinger

Kapitel 9 Irrfahrt übers Meer

Kapitel 10 Nur einer von euch wird überleben!

Geheiminformation für ZM-Leser

Lesetipps

Wer geht auf Abenteuerjagd?

Ambrosius Kohler

Spinner oder Genie? Er ist Professor der Physik und hat früher an Hochschulen unterrichtet. Aber man hat ihn gefeuert. Seitdem ist der große, hagere Mann ziemlich launisch und verkriecht sich am liebsten in seine vier Wände. Mit seinen langen, grauen Haaren, seiner dicken Hornbrille und seinem geistesabwesenden Gesichtsausdruck macht er auf Fremde keinen besonders freundlichen Eindruck. Manche halten ihn sogar für verrückt. Doch das ist dem Professor nicht einmal so unrecht. Dann lassen ihn die Leute wenigstens in Ruhe, und er kann ungestört seiner Arbeit nachgehen. Über seinen merkwürdigen Erfindungen vergißt er oft alles andere. Übrigens ist er der Großonkel von Michael und Heike Jaschke, auch wenn er normalerweise mit der ganzen Verwandtschaft verkracht ist.

Michael Jaschke

liebt nichts mehr als Krimis und Gruselgeschichten. Bei einem Skelett kann er schon mal schwach werden. Zum Ärger seines Deutschlehrers besitzt Michael eine überschäumende Phantasie. Was in seinen Aufsätzen steht, klingt nicht immer glaubhaft. Aber die Schule ist Michael ziemlich schnuppe. Für einen Elfjährigen gibt es wichtigere Dinge, findet er. Mit seinem blonden Haar, seinen blauen Augen und den unzähligen Sommersprossen sieht Michael seiner Schwester überhaupt nicht ähnlich. Aber trotz seiner kurzen runden Arme und Beine ist er flinker, als man denkt.

Heike Jaschke

schwärmt für Tiere, besonders für Pferde. Von Skeletten hält die Dreizehnjährige nicht viel – im Gegensatz zu ihrem Bruder. Sie ist groß und schlank, hat grüne Augen und braunes Haar, das sie meistens zu einem Pferdeschwanz zusammenbindet. Niemand würde sie für Michaels Schwester halten – nur ihre Stupsnasen gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Das Lernen fällt Heike leicht, und obwohl sie in der Schule eine der Besten ist, bildet sie sich nichts darauf ein. Überhaupt ist sie ein echter Kamerad und verliert selbst in heißesten Situationen nicht den Kopf – auch wenn ihr das Herz manchmal ziemlich flattert. Ihr Wahlspruch ist: Erst denken, dann handeln!

Thomas Pahl

kennt mit seinen vierzehn Jahren nur ein Ziel: Er will Detektiv werden. Seine Spürnase ist fast noch besser als die von Moorteufel, seinem Hund. Das Fell des Labradors ist ebenso schwarz wie die Locken des schlaksigen Jungen, aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb Moorteufel Thomas’ bester Freund ist. Der Hund ist nämlich ein Geschenk von seinem Vater, der inzwischen gestorben ist. Mit seinem Stiefvater kommt der Junge nicht zurecht, und daher geht er ihm am liebsten aus dem Weg. Thomas weiß, wie wichtig es ist, Augen und Ohren offenzuhalten. Es macht ihm Spaß zu kombinieren, allerdings schießt er dabei manchmal übers Ziel hinaus.

Kapitel 1Der Professor ist weg!

»Gleich sind wir zu Hause«, kündigte Professor Ambrosius an. Seine Stimme klang erleichtert. »Und dann gönnen wir der Zeitmaschine erst einmal eine Verschnaufpause. Ob wir in Zukunft noch so viele Vergnügungsfahrten zusammen unternehmen, ist zweifelhaft.«

»Vergnügungsfahrten«, höhnte Michael. »Das klingt so, als hätten wir uns bisher immer dabei ausgeruht.«

»Habt ihr doch auch«, erwiderte der Erfinder. »Die meiste Arbeit hatte immer ich, während ihr nur Däumchen gedreht und die Hände in den Schoß gelegt habt.«

»Stimmt gar nicht«, rief Heike, und Thomas warf ein: »Ich glaube, dem Professor ist unser letztes Abenteuer zu Kopf gestiegen. Er hat erfahren, daß er mal den Nobelpreis bekommt und sehr berühmt wird.«

»Eitelkeit verdirbt den Charakter«, meinte Michael. »Papperlapapp«, schnauzte der Professor. »Mir ist nur bewußt geworden, daß ich Besseres zu tun habe, als Kindermädchen zu spielen.«

Heike wandte ihr Gesicht ab, damit der Erfinder nicht merkte, daß sie sich ärgerte. Zwar wußte man beim Professor nie, ob er das, was er sagte, auch wirklich ernst meinte. Aber was er den Kindern eben an den Kopf geworfen hatte, war nicht gerade schmeichelhaft. Heike biß sich auf die Lippen. Draußen vor den Fenstern zog der weiße Nebel des Zeitstroms vorbei. Nicht mehr lange, dann würde für die Kinder wieder der Alltag mit Schule und Eltern beginnen …

»Ich werde mich in Zukunft noch mehr der Wissenschaft widmen«, fuhr der Erfinder fort. »Es gibt da einige Rätsel, zum Beispiel die merkwürdige Erscheinung der Raum-Zeit-Schlingen …«

»Raum-Zeit-Schlingen?« fragte Thomas. Er hörte zum erstenmal davon.

»Ja. Mir ist erst kürzlich aufgegangen, daß es solche Schlingen geben muß. Eine Art Zeitfallen. Denn nur so ist es zu erklären, daß uns die Zeitmaschine manchmal an einen Ort bringt, wo wir gar nicht hinwollen«, behauptete Professor Ambrosius.

»Könnte es nicht einfach technisches Versagen sein?« gab Thomas zu bedenken.

»Versagen? Willst du damit etwa ausdrücken, daß ich ein Versager bin? Glaubst du, ich weiß nicht, wie man Zeitmaschinen baut?« regte sich der Professor auf. Seine Augen hinter der Hornbrille funkelten zornig.

»Achtung!« warnte Michael, der die Zeitanzeige auf dem Schaltpult genau beobachtet hatte. »Wir sind gerade an der Gegenwart vorbeigesaust.«

»Verflixt und zugenäht«, schimpfte der Erfinder. »Und ich hatte doch auf automatische Steuerung geschaltet. Oder nicht?« Seine Hände glitten fahrig über einige Hebel.

Ein Rucken ging durch die Maschine, als der Professor die Maschine stoppte und erneut startete. »Donnerwetter, vorwärts und nicht rückwärts! Zum Kuckuck!« Er rüttelte an einem Schalter. »Hat sich verklemmt, das dumme Ding!«

Thomas schnitt eine Grimasse. Hatte der Professor ihnen nicht eingeschärft, daß man mit der Zeitmaschine sanft umgehen mußte, weil alle Teile so empfindlich waren? Heike hielt den Atem an. Endlich ertönte wieder das gleichmäßige Summen der Maschine.

»So, alles normal«, verkündete der Professor. »Jetzt kann nichts mehr schiefgehen.« Doch auf einmal flimmerte es vor seinen Augen, und er mußte sich am Schaltpult festhalten. Eine kurze Kreislaufschwäche! Wahrscheinlich hatte er sich ein bißchen übernommen. Schließlich war er nicht mehr der Jüngste.

Da war das Flimmern schon wieder!

»Ist dir nicht gut?« Wie aus weiter Ferne drang Heikes Stimme an sein Ohr.

Gewaltsam riß der Professor die Augen auf und versuchte, sich auf die Knöpfe und Hebel des Schaltpults zu konzentrieren. Aber alles verschwamm vor seinen Augen. Ein Stück blauer Himmel tauchte dort auf, wo der Bildschirm gewesen war, und einen Augenblick lang bildete sich der Erfinder ein, scharfen Wind zu spüren. Unsinn! Da war er, die Zeitmaschine und die Kinder …

»Ist dir schlecht? Du bist ganz grau im Gesicht.« Michael beugte sich über ihn.

Der Professor ließ sich in den Sessel fallen. »Nur ein bißchen schwindelig. Es geht schon wieder.«

Heike und Thomas wechselten einen Blick. In Obereichenbach würden sie gleich einen Arzt holen, bevor die Haushälterin des Professors wieder ihre zweifelhaften Hausmittelchen an dem Erfinder ausprobierte.

»Die Zeitanzeige spinnt«, stellte Michael plötzlich fest. »Eben waren wir noch im zwanzigsten Jahrhundert … und jetzt …« Er starrte fassungslos auf die Anzeige, wo die verrücktesten Ziffern auftauchten und durcheinanderwirbelten.

Professor Ambrosius riß die Augen auf. Zur Hölle, was war nur mit ihm los? Für einen Moment hatte sich Michaels Kopf in den einer Kuh verwandelt. Und blökte hinter ihm nicht ein Schaf? Der Professor drehte sich um. Sein glasiger Blick haftete auf Moorteufel, der aufgeregt winselte.

»Seit wann haben wir ein Schaf in der Zeitmaschine?« ächzte der Erfinder.

»Aber das ist doch nur Moorteufel«, erwiderte Heike hastig. Seit wann konnte der Professor einen Hund nicht mehr von einem Schaf unterscheiden? Wurde ihr Großonkel etwa verrückt? Oder war er ein Opfer der Zeitkrankheit, die schon einmal die Zeitreisenden befallen hatte?

»Ein Schaf … Blödsinn!« Der Erfinder fuhr sich über die Augen. »Was habe ich eben gesagt?« Er lächelte, doch als er Heike ansah, wurde sein Gesicht plötzlich ernst. »Nanu, seit wann hast du dir die Haare rotgefärbt, Heike?«

»Ich habe keine roten Haare«, entrüstete sich Heike.

»Natürlich nicht.« Der Professor blinzelte und atmete tief. »Wie komme ich nur darauf? – Aber ich könnte schwören, daß du eben … He, was ist das?« Er sah durch die Kinder hindurch. »Ein Haus!«

»Mir ist unheimlich.« Heike schluckte. Die beiden Jungen teilten ihr Gefühl. Irgend etwas stimmte nicht. Michael ließ keinen Blick von der Zeitanzeige.

»Seht euch das an! Verrückt, total verrückt!«

Auf einmal stieß Heike einen Schrei aus. Der Professor verschwand vor ihren Augen! Er löste sich einfach in Luft auf, so als hätte es ihn nie gegeben.

»Nein!« keuchte Michael.

Heike war vor Schreck wie gelähmt. Selbst Thomas packte krampfhaft Moorteufels Halsband.

»Unmöglich«, flüsterte er tonlos.

Doch der Sessel, in dem der Professor gesessen hatte, war leer …

»Wir müssen die Zeitmaschine sofort stoppen.« Michael stürzte zum Schaltpult. Aber er kam nicht mehr dazu, den Hebel zu bedienen.

Die Luft flimmerte und formte sich zu einer Gestalt. Erschrocken wichen die Kinder zurück. Moorteufel sträubte sein Fell und knurrte.

Ein Fremder war in der Zeitmaschine aufgetaucht! Es war ein großer muskulöser Mann mit rotblondem Haar. Wind und Wetter hatten sein Gesicht gebräunt. Er konnte nur wenige Jahre älter als Thomas sein. Als der Fremde die Kinder erblickte, wirkte er sehr verblüfft. Hastig drehte er sich um und rief etwas in einer unbekannten Sprache.

»Wwwwer ist dddas?« stotterte Michael.

Der Umhang mit der gestickten Borte flatterte, als der Fremde herumwirbelte, Michael an den Schultern packte und laut auf ihn einschrie. Die hellblauen Augen blitzten voller Zorn.

»Ich versteh’ Sie doch nicht«, keuchte der Junge. Instinktiv wehrte er die Hände ab, die allzufest zugegriffen hatten. Doch der Fremde faßte die Bewegung falsch auf. Ehe sich’s Michael versah, wurde er zurückgeschleudert und schlug mit dem Kopf heftig gegen die Kante des Schaltpults.

»He!« Bunte Lichter blitzten auf. Michael wußte nicht, ob sie nur in seinem Schädel waren, oder ob die anderen sie auch sahen.

»Die Zeitmaschine!« brüllte Thomas.

Alles geschah auf einmal. Fäuste wirbelten, die Maschine erbebte, und ein häßliches Knirschen fuhr durch die Metallwände. Michael nahm benommen wahr, daß die Einstiegsluke irgendwie aufgegangen war und der rothaarige Fremde mit einem großen Sprung hinausstürzte.

»Er springt in den Zeitstrom!« schrie Heike.

Aber draußen wallte nicht mehr der weiße Nebel der Zeit. Die Maschine war gelandet.

Kapitel 2Zum Nachtisch eine Zeitmaschine

»Es sind rothaarige Teufel«, flüsterte der fettleibige Mönch seinem Nachbarn zu. »Mit Zauberschiffen fahren sie übers Meer, und wo sie landen, hinterlassen sie Tod und Verwüstung.«

Bruder Clemens hörte voller Spannung zu und vergaß darüber ganz das Essen.

»Die Kerle sind wild und unberechenbar. Mit ihren Äxten schlagen sie alles kurz und klein. Mit dem Überfall auf die Klosterinsel Lindisfarne hat alles begonnen. Seither ist nichts mehr vor diesen Nordmännern sicher. Wehe, wer ihnen in die Finger gerät!« Der Mönch sah sich vorsichtig um, aber niemand achtete auf ihn und Bruder Clemens. Er machte eine Geste des Halsabschneidens. »Das da! Oder man wird als Sklave verkauft!« Er dämpfte seine Stimme. »Möge der heilige Kolumban uns vor diesen Teufeln behüten! Denn ich habe gehört, daß Klöster ihre bevorzugten Ziele sind.«

»Und wie kann man sich vor ihnen schützen?« fragte Bruder Clemens zaghaft.

»Gar nicht. Ich bin jeden Morgen froh, wenn ich erwache und mir die Kehle noch nicht durchgeschnitten ist.« Bruder Sebaldus griff nach einem Stück Brot. Die Schreckensgeschichten, die er seinem Tischnachbarn erzählte, verdarben ihm nicht den Appetit.

»Sie kommen also aus dem Norden«, murmelte Clemens. Dort sollte es weite, undurchdringliche Urwälder geben, blaue Seen und hohe, nebelverhangene Berge. Trotz des wilden Volks, das dort lebte, spürte Clemens unerklärliche Sehnsucht nach dem fremden Land. Wie eng kamen ihm manchmal die Klostermauern vor! Clemens war noch jung; sein Bart sproß erst spärlich, so daß er sich nur selten das Gesicht rasieren mußte – und nicht wie die anderen Brüder alle acht Tage. Man hatte Clemens schon ins Kloster gesteckt, als er sieben Jahre alt war. Er war nämlich der jüngste von sechs Söhnen, und es bestand nicht die geringste Aussicht für ihn, den väterlichen Hof zu erben. Seine Eltern hatten nicht recht gewußt, was sie mit ihm anfangen sollten, und ihrer Meinung nach schien Clemens in einem Kloster am besten aufgehoben zu sein.

Unwillkürlich seufzte der junge Mönch. Er wußte so wenig von der Welt. Die Reihen von Gemüsebeeten, die er hegte und pflegte, waren die einzige Abwechslung zwischen den Gebeten und Gottesdiensten. Nicht, daß Clemens mit seinem Leben unzufrieden war. Aber manchmal überkam es ihn, und er wollte fort von der Insel, um zu sehen, was hinter dem Meer lag. Doch ein Gelübde band ihn an die klösterliche Gemeinschaft. Eigentlich fand es Clemens ein wenig ungerecht. Denn den Eid hatte damals sein Vater für ihn geschworen.

»Wenn du keinen Hunger hast, kann ich deine Portion ja noch essen.« Bruder Sebaldus griff schon nach Clemens’ Teller. Er hatte immer Hunger. Schließlich gab es nur die eine Mahlzeit am Tag.

»Halt!« rief Clemens überrascht. Doch da war das kleine Stück Braten schon verschwunden.

»Entschuldigung«, murmelte Bruder Sebaldus und kaute genüßlich. »Aber ich dachte wirklich, du wolltest das Fleisch nicht mehr essen.«