Pansy Grove Tale - Ellie Daylin - E-Book

Pansy Grove Tale E-Book

Ellie Daylin

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Beschreibung

Würdest du eine Straftat begehen, um das Leben deiner Schwester zu retten? Wyatt Scott verlässt überstürzt seinen kleinen Heimatort Pansy Grove, um seiner Schwester zu helfen. Dabei trifft er auf das beliebteste Mädchen seiner Schule, Cerena Parker, die sich ebenfalls auf und davon gemacht hat. In New York ziehen sie gemeinsam der High Society durch ihre Betrugsmaschen das Geld aus der Tasche, während es zwischen den beiden gewaltig knistert. Doch ihr neuer Ruhm, Reichtum und ihre Gefühle geraten schnell ins Wanken...

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Seitenzahl: 350

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ellie Daylin wurde 1992 in Thüringen geboren. Das Lehramtstudium verschlug sie 2011 nach Frankfurt am Main, wo sie seither lebt. Mehrere Aufenthalte in den USA und im UK haben ihre Faszination für die englische Sprache und Kultur geweckt, was nun zu den Handlungsorten ihrer Romane wurde. Zurzeit ist sie als Lehrerin tätig. Schon während ihrer eigenen Schulzeit schrieb sie kürzere Geschichten und erfüllt sich nun mit Pansy Grove Tale-Falling den Traum von ihrem eigenen veröffentlichten Buch.

Für Caro…

…vom Sternenhimmel aus geht’s auf die Reise nach New York

Inhaltsverzeichnis

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

ELF

ZWÖLF

DREIZEHN

VIERZEHN

FÜNFZEHN

SECHZEHN

SIEBZEHN

ACHTZEHN

NEUNZEHN

ZWANZIG

EINUNDZWANZIG

ZWEIUNDZWANZIG

DREIUNDZWANZIG

VIERUNDZWANZIG

FÜNFUNDZWANZIG

SECHSUNDZWANZIG

SIEBENUNDZWANZIG

ACHTUNDZWANZIG

NEUNUNDZWANZIG

DREIßIG

EINUNDDREIßIG

ZWEIUNDDREIßIG

DREIUNDDREIßIG

VIERUNDDREIßIG

FÜNFUNDDREIßIG EPILOG

EINS

Pansy Grove High, North Carolina, USA, Ende August

„Wyatt Scott?“ Mrs. Butterfield trat schwungvoll durch die Klassenzimmertür.

Obwohl Wyatt sich weiterhin auf die krakelige Handschrift in seinem Notizheft fokussierte, konnte er die Blicke seiner Mitschülerinnen und Mitschüler in seinem Nacken und die des Lehrers auf seiner Stirn spüren.

Er hatte mit dem Verunstalten der Wahlplakate nichts zu tun. Dennoch würde ihn die Sekretärin der Schulleitung wohl gleich dafür verantwortlich machen. Am Ende lief es immer darauf hinaus, dass Wyatt für irgendetwas beschuldigt wurde. Getan oder nicht.

Seine vielen Fehlstunden an der Pansy Grove High hatten sich herumgesprochen und ließen ihn in keinem guten Licht dastehen. Er war es inzwischen gewohnt, als Schulschwänzer, Rebell oder Versager abgestempelt zu werden. Zu selten nahmen sich die Schüler oder Lehrkräfte und am wenigsten sein Schulleiter die Zeit, ihn anzuhören oder mal danach zu fragen, was wirklich in ihm vorging.

Aber mit dieser miesen Aktion hatte er ganz gewiss nichts zu tun. So etwas würde ihm nicht einmal im Traum einfallen! Was hatte er auch davon, wenn er das beliebteste und reichste Mädchen der Schule öffentlich demütigte?

Wyatt kannte sie doch gar nicht. Jedenfalls nicht persönlich. Trotzdem war es schwer, ihrem Ruf zu entkommen. Jeder an der Pansy Grove High, und sogar darüber hinaus, wusste mit dem Namen Cerena Parker etwas anzufangen. Die Cheerleaderin mit dem reichen Daddy, die nun zur Wahl als Schulsprecherin kandidierte, um ihrem überzogenen Ego die Krone aufzusetzen. Um ihr Cerena-Parker-Kommando-Imperium zu erweitern. Als würden ihr nicht schon genügend nervige Mädchen gehorchen und prollige Football-Jungs hinterherschauen, deren abcheckende Blicke Cerena genoss, als würde sie über den roten Teppich laufen.

Wyatt hatte von einem Mitschüler erfahren, dass ihr inzwischen auf Instagram über fünftausend Leute folgten. Mal ganz abgesehen von TikTok. Dagegen wirkten Wyatts dreißig Follower sehr bescheiden. Und deswegen war er sich ziemlich sicher, dass sie weder seinen Namen noch ihn kannte.

Er war in ihrer Welt ein Niemand.

„Pack deine Sachen und komm unverzüglich mit zur Schulleitung“, sagte Mrs. Butterfield.

Es war gerade einmal August, die erste Schulwoche seines letzten Jahres an der Pansy Grove High angebrochen und schon sollte er wieder beim Schulleiter antanzen.

Doch wieso musste er seine Sachen packen?

Würde er nicht zurück in den Klassenraum kommen?

Zugegeben, auf eine weitere langatmige Philosophiestunde konnte er gerne verzichten. Er hatte sowieso nur mit einem Ohr zugehört. Klassendiskussionen über Moral und Ethik waren wirklich nicht sein Ding. Dennoch spürte er ein beklemmendes Gefühl in seiner Magengrube. Er musste noch nie seine gesamten Sachen mitnehmen.

Wollte die Schulleitung ihn tatsächlich deswegen suspendieren? Für etwas, das er wirklich nicht getan hatte?

Mrs. Butterfield warf dem Philosophielehrer noch einen nach Verständnis suchenden Blick zu. Der Lehrer schnaufte nur und sah Wyatt mitleidig an, als dieser gerade sein Buch in den Rucksack stopfte. Es war nicht das erste Mal, dass der Unterricht wegen ihm auf diese Weise unterbrochen werden musste.

Während Wyatt den energischen Tippelschritten von Mrs. Butterfield zum Büro des Schulleiters folgte, wurde er von Cerena Parkers Zahnpastalächeln auf den Plakaten verfolgt, die an jedem zweiten Spind hingen. In fetten, schwarzen Buchstaben waren Beschimpfungen wie Du Opfer! oder Hurentochter! quer über ihre blauen Augen oder ihre rosa schimmernden Wangen geschmiert worden. Teilweise sogar Beleidigungen, die Wyatt vorher nicht einmal gehört hatte.

Mrs. Butterfield wurde langsamer, als sie das Sekretariat durchquerten. Dann blieb sie vor einer Holztür mit der Aufschrift Principal Milton stehen. Noch einmal drehte sie sich zu Wyatt um und musterte ihn. Mit hochgezogenen Augenbrauen lugte sie über ihre dicken Brillengläser. Dabei wanderte ihr Blick von Wyatts dreckigen Sneakern über seine locker sitzende Hose bis hin zu seinen schwarzen, ungekämmten Haaren. Dann haftete ihr kritischer Ausdruck in Wyatts blauen Augen, woraufhin er den Kloß in seinem Hals schwerfällig hinunterschluckte. Hastig zupfte er an seinem T-Shirt und fuhr sich durch die Haare. Mrs. Butterfields genervtes Seufzen deutete an, dass er sein lässiges Aussehen mit der kleinen Handbewegung nicht maßgeblich retten konnte.

Wyatt ahnte schon, was jetzt passieren würde. Zu oft hatte er diese Situation bisher durchlebt. Mrs. Butterfield würde gleich zweimal klopfen, kurz warten, dann hineingehen. Er würde sich setzen und sich alles Mögliche über seine hohen Abwesenheitszeiten und seine damit zerstörten Zukunftsaussichten anhören müssen. Vielleicht würde Principal Milton wieder sein Smartphone einkassieren, ohne dass er einmal zu Wort gekommen wäre. Ohne dass er eine Chance gehabt hätte, sich zu verteidigen oder wenigstens zu erklären.

Er hatte die Wahlplakate nicht beschmiert und dafür sollte er nun suspendiert werden?

Wyatt überkam ein Gefühl der Machtlosigkeit, wie er es nie zuvor erlebt hatte. Er war unschuldig. Doch das würde ihm niemand glauben. Das war ihm klar.

Sein Herz schlug in diesem Moment genauso schnell wie Mrs. Butterfields kurzes, doppeltes Klopfen gegen die Holztür. Miltons tiefe Stimme klang hindurch. „Herein!“

Dann betrat Wyatt nach ihr das Büro. Auch an diesem Tag roch es darin nach Kaffee und ein bisschen zu muffig für Wyatts Geschmack.

„Nimm bitte Platz.“ Principal Milton saß an seinem Holzschreibtisch und wies mit einer Hand auf den freien Stuhl davor. Wie immer trug er ein verknittertes Hemd. Sein Jackett hing unbeachtet hinter ihm über der Stuhllehne. Alles wie gewohnt. Weniger normal war sein Gesichtsausdruck.

Sonst schaute Principal Milton bei dieser Geste nicht einmal von seinen Notizen hoch, doch dieses Mal konnte Wyatt eine gewisse Art von Besorgnis im Gesicht des Schulleiters erkennen. Seine dunkle Haut runzelte sich auf der Stirn.

„Ich war‘s nicht!“, platzte es aus Wyatt heraus.

Noch immer stand er wie angewurzelt mitten im Büro. Er wollte sich nicht setzen. Wenn er das tat, hörte ihm wieder keiner zu. Fest umgriff er den Träger seines verwaschenen Rucksacks, den er sich lässig über eine Schulter geworfen hatte.

„Ich hab nix getan! Niemals würde ich Cerena Parker so beschimpfen. Ich kenn sie doch gar nicht. Wieso sollte ich –“

„Wyatt.“ Principal Milton klang ruhig.

Erst als Mrs. Butterfield die Tür hinter sich schloss, bemerkte Wyatt zu seiner großen Verwunderung, dass auch seine Eltern im Raum saßen.

„Mom, Dad? Was zur Hölle?!“, rief er erschrocken aus.

Seinen Eltern war anzusehen, wie enttäuscht sie waren. Die Augen des Vaters sahen leer aus. Die seiner Mutter glasig. Etwas verquollen sogar.

Hatte sie deswegen etwa geweint?

„Mom, wirklich. Ich hab nix getan. Du musst mir glauben.“

„Setz dich bitte, mein Schatz.“ Sie klang ebenso bedacht wie Principal Milton. Nicht böse. Nicht wütend, wie es zu erwarten gewesen wäre.

Wyatt ließ seinen Rucksack von der Schulter rutschen, atmete einmal tief durch und setzte sich. Sein rechtes Bein wippte so stark, dass der Boden leicht vibrierte. Er konnte es kaum aushalten, seine Eltern so bedrückt zu sehen.

Sein Vater räusperte sich. „Es geht um deine Schwester.“

Nach all den schlimmen Befürchtungen, die Wyatt geplagt hatten, wünschte er sich jetzt, sie hätten sich bewahrheitet. Er wünschte sich, es ginge lediglich um die dämlichen Wahlplakate von Cerena Parker. Alles, außer schlechte Neuigkeiten über seine kleine Schwester. Alles andere, nur nicht das. Innerlich wusste er zwar, dass irgendwann ein weiterer Tag voller ungewollter Botschaften auf ihn zukäme, doch nicht jetzt. Es war viel zu früh.

„Was ist mit Clara? Geht‘s ihr gut?“ Wyatts Stimme war hauchdünn. Gerade eben noch hatte sein Herz wie wild geschlagen, nun kam es ihm vor, als würde es stillstehen.

Bevor sein Vater antwortete, drückte dieser fest die Hand seiner Mutter. Die bunte Tunika, die sie sich übergeworfen hatte, stand im harten Kontrast zu ihrem blassen Gesicht. An den meisten Tagen fielen ihre schwarzen Haare locker über ihre Schultern, doch heute hatte es nur für einen schnellen und zerknäulten Dutt gereicht. Zu mehr war sie wohl nicht mehr im Stande gewesen. In ihren Augen sammelten sich Tränen.

„Sie hatte eine erneute Verschlechterung der Symptome. Schlimmer als die vorherigen Male.“

Wyatt schaute abwechselnd von seinem Vater zu seiner Mutter. Er konnte sich nicht entscheiden, in welchem Gesicht weniger Kummer zu sehen war. Auch Principal Miltons mitfühlendem Ausdruck konnte er nicht standhalten. So hatte er ihn noch nie gesehen.

„Sie ist gerade im Krankenhaus und wird dort einige Zeit bleiben müssen.“ Wieder räusperte sich sein Vater. Wyatt sah ihm an, dass er diese Worte niemals sagen wollte. „Sie fragt nach dir. Wir haben Principal Milton gebeten, dich für den Rest des Tages vom Unterricht zu befreien, damit du sie besuchen kannst. Wir sind hier, um einiges mit deinem Schulleiter abzuklären. Sie wird eine ganze Weile nicht am Unterricht teilnehmen können.“ Principal Milton nickte dabei seinem Vater zu. „Sie ist wieder im Pansy Grove City Hospital und …“

Wyatt hörte die anschließenden Worte nicht mehr. Er sah seinen Vater reden, doch alles um ihn herum fühlte sich irgendwie unecht an. Er hatte keine Ahnung, was seine Eltern weiter mit dem Schulleiter besprachen. Es war ihm egal. Er saß einfach regungslos auf dem Stuhl und starrte auf seine alten, ausgetretenen Sneaker.

„Wyatt?“ Als er hinaufsah, zeigte Principal Milton plötzlich auf die Tür, die Mrs. Butterfield aufhielt. „Es wird nicht lange dauern.“

Anscheinend mussten seine Eltern noch etwas mit Principal Milton besprechen, denn Clara ging auch auf die Pansy Grove High. Es sollte ihr erstes richtiges Jahr an der Highschool werden. Sie verpasste die Monate davor recht viel, da sie durch ihre Erkrankung die meiste Zeit zu Hause verbracht hatte, wodurch Wyatts Eltern ständig zwischen ihrem Laden und der Wohnung hin- und herspringen mussten.

Mrs. Butterfield deutete immer noch mit zusammengepressten Lippen auf die Tür.

Das Herz dieser Frau kann auch gar nichts erweichen, wenn sie überhaupt eines hat, dachte sich Wyatt.

Er schulterte seinen Rucksack, der sich plötzlich tausendmal schwerer anfühlte als zuvor. Dann beugte er sich zu seiner Mutter, die ihm einen kleinen Kuss auf die Wange gab.

„Wir sprechen kurz mit deinem Schulleiter unter vier Augen, mein Schatz. Danach fahren wir zu Clara.“

Wyatt nickte. Für Worte reichte es nicht mehr.

Als sich die Bürotür hinter ihm schloss, stapfte er ohne jedes Zögern aus dem Sekretariat und lehnte sich mit dem Rücken an die kalte Wand des verlassenen Schulflurs. Sein Kopf fiel schwerfällig nach hinten auf das kleine metallische Schild mit der Aufschrift Principal Milton’s Office. Für ein paar Sekunden schloss er seine Augen. Er wollte einfach alles ausblenden.

Plötzlich hörte er hastige Schritte den Gang hinaufrennen. Er schlug die Augen auf und erkannte Cerena Parker. Nicht nur auf den dutzenden verschmierten Plakaten um ihn herum, sondern lebensecht, tränenüberströmt, in einem gelben, kurzen Sommerkleid. Ihr langes, blondes Haar war zu einem hohen Zopf gebunden, der bei jedem schnellen Schritt hin und her schwang. Sie war kurz davor, die Tür der Mädchentoilette aufzustoßen, hielt aber inne und sah ihn über den Gang hinweg an.

Nicht nur hatte Wyatt die immer lächelnde Cheerleaderin noch nie so traurig erlebt, es war auch das allererste Mal, dass Cerena ihm wahrhaftig in die Augen sah.

„Alles okay?“ Vermutlich war Wyatts Stimme viel zu leise gewesen, um bis zu ihr durchzudringen, doch Cerena setzte schlagartig ein aufgesetztes, fast schon herablassendes Lächeln auf und deutete mit einer offenen Handbewegung auf die unzähligen Beschimpfungen an den Wänden.

„Was weißt du schon?“ Nach ihrer schnippischen Ansage stieß sie die Tür zur Mädchentoilette mit einem festen Ruck auf und verschwand darin.

ZWEI

Zeugenaussage 1, New York City Strafgericht, April, acht Monate später

Acht Monate später hallte ein schnelles Klacken von Absätzen durch den New Yorker Gerichtssaal, sodass sich jeder auf den Sitzbänken danach umdrehte. Außer Wyatt. Er saß regungslos auf der Anklagebank und starrte auf die lackierte Tischplatte vor sich.

Dann setzte sich Mrs. Butterfield hinter das Pult neben die Richterin, wobei sie ihre Hände gefaltet auf ihrem Schoß ablegte, nachdem sie kurz mit dem Zeigefinger ihre Brille den buckeligen Nasenrücken hinaufgeschoben hatte.

„Nur für das Protokoll: Wie lange sind Sie bereits an der Pansy Grove High als Sekretärin tätig?“ Auch die tiefe Stimme des Staatsanwalts Mr. Stratford erzeugte ein leichtes Echo, was Wyatt zusammenzucken ließ. Beim Aufstehen schloss Stratford den Knopf seines Jacketts und strich mit einer Hand seine silberfarbenen Haare glatt. Er galt bereits in jungen Jahren als aufstrebender Anwalt. Allen im Raum war klar, dass dieser Fall nicht nur für mediale Aufmerksamkeit, sondern auch für den Höhepunkt in seiner juristischen Karriere sorgen würde. Und genau mit dieser Bestrebung schritt er selbstbewusst auf Mrs. Butterfield zu.

Die Zeugin hob ihre Schultern. „Seit über vierzig Jahren! Bald werde ich endlich in den Ruhestand gehen dürfen. Gott sei Dank. Das hält ja kein Mensch aus.“

„Demnach können Sie auf eine lange Erfahrung zurückgreifen. Die Pansy Grove High wird aktuell von über 1200 Schülerinnen und Schülern besucht, ist das richtig?“, fragte Stratford.

„1257 Schüler.“ Mrs. Butterfield hob dabei den Zeigefinger. „Obwohl, um genau zu sein, sind es derzeit 1255. Sie können sich ja denken, warum.“ Nervös zupfte sie an ihrer Bluse herum. Unter ihren Achseln waren nasse Abdrücke zu sehen.

Mr. Stratford durchquerte langsamen Schrittes den Raum und legte seine Hände hinter seinem Rücken zusammen. „Trotz der vielen Schülerinnen und Schüler ist Ihnen der Name Wyatt Scott wohlbekannt. Wieso?“

In Mrs. Butterfields Mundwinkeln war ein fast verstecktes Lächeln zu erkennen. Als hätte sie nur auf die Gelegenheit gewartet, diese Frage zu beantworten. Wieder schob sie ihre Brille hoch und schaute dabei zu Wyatt, der in sich zusammengekauert neben seinem Anwalt saß.

„Sie müssen wissen, dass Wyatt sehr häufig gefehlt hat. Mehr als andere Kinder der Grove High. Er hat es aber dennoch geschafft, häufiger in Principal Miltons Büro zu landen als Schüler, die stets anwesend waren. Das könnte man auf eine gewisse Weise schon als eine Leistung bezeichnen.“ Dabei lachte sie kurz in einem quietschenden Ton auf, als würde sie scherzen.

Wyatt konnte es sich nicht verkneifen, leicht den Kopf zu schütteln und Mrs. Butterfield einen verachtenden Blick zuzuwerfen. Immerhin war das alles hier kein Scherz.

Nicht für Wyatt zumindest.

Da niemand im Gerichtssaal über Mrs. Butterfields hämischen Witz lachte, begann sie etwas unruhig auf ihrem Stuhl hin und her zu rutschen.

„Im negativen Sinne, versteht sich“, fügte sie leise zu ihrer Aussage hinzu.

Mr. Stratford blieb direkt vor Mrs. Butterfield stehen und richtete seinen kalten Blick fokussiert auf sie. Alles an seiner Ausstrahlung unterstrich, dass er damals in einer der größten Kanzleien New Yorks gearbeitet hatte, ehe er zur Staatsanwaltschaft überging. Es lag aber nicht an dem ledernen Aktenkoffer oder dem feinen Stoff seines Anzugs, sondern vielmehr an seiner aufrechten Haltung und der Fähigkeit, jeden Raum kälter werden zu lassen, sobald er ihn betrat.

„Sie sprechen damit indirekt zahlreiche Probleme an. Können Sie sich konkret an eine dieser Situationen erinnern?“

„Natürlich. Einmal verkaufte er Klausuren und deren Lösungen. Außerdem verschickte er Spammails an die Lehrerschaft. Er beschmierte sogar die Wahlplakate von Cerena Parker.“

„Das war ich nicht!“

Mr. Stratford sah blitzschnell zu Wyatt, der die ganze Zeit seine Stuhllehnen umklammert hatte, um nicht vor Wut aufzuspringen.

Mr. Kirkwood, Wyatts Anwalt, hatte ihm dazu geraten, lieber nichts zu sagen. In diesem Moment drückte Kirkwood ihm beherzt auf die linke Schulter, damit er sich wieder beruhigte. Innerlich brodelte Wyatt, während er Mrs. Butterfields Aussagen über sich ergehen lassen musste.

„Wie kam Wyatt Scott an die Lösungen der Tests?“, hakte Stratford nach.

„Das wissen wir auch nicht so genau. Er muss sich heimlich Zugang zum Computer des Lehrers verschafft haben, als dieser unaufmerksam war. Dafür wurde er natürlich für eine Weile suspendiert.“ Mrs. Butterfield schaute triumphierend in Wyatts Richtung. „Eine weitere Sache waren Cerena Parkers Wahlplakate.“

Dieses Mal flüsterte Wyatt Kirkwood zu, um nicht erneut negativ aufzufallen. Dabei nuschelte er durch seine Lippen. „Ich war das wirklich nicht!“

Doch Kirkwood presste nur seinen Finger auf die Lippen und verfolgte gebannt Stratfords Befragung.

„War der Vorfall mit Cerena Parkers Plakaten nicht auch der Tag, an dem Sie Wyatt vor seinem Verschwinden zum letzten Mal in der Schule begegnet sind?“

„Gemeinsam mit seinen Eltern, ja.“ Mrs. Butterfield schaute nun kurz an Wyatt vorbei zu seiner Mutter und seinem Vater, die direkt hinter ihm saßen.

„Wieso waren die Scotts in der Schule?“, fragte Stratford.

„Sie waren häufig da. Seltener wegen Wyatt allerdings. Der Junge scheint sowieso verloren. Meist wegen seiner Schwester Clara. Sie hatte bereits ihr erstes Schuljahr an der Pansy Grove High begonnen, musste aber durch viele Krankheitstage diverse Kurse dieses Semesters wiederholen.“

DREI

Pansy Grove City Hospital, Ende August, acht Monate vor der Gerichtsverhandlung

„Endlich“, flüsterte Clara mit einem müden Lächeln auf den Lippen, als Wyatt die Tür ihres Krankenhauszimmers öffnete. Er hasste den sterilen Geruch, die karge Einrichtung und allem voran den bedenklichen Zustand seiner kleinen Schwester.

Wyatt versuchte krampfhaft, ihr Lächeln zu erwidern. Nachdem er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn gegeben hatte, zog er sich den Stuhl ganz nah an ihr Bett heran. Gerne wäre er vor ihr stärker gewesen. Ein großer Bruder, zu dem sie aufsehen konnte. Doch er konnte nicht anders, als seinen Kopf kraftlos auf ihrer Bettkante abzulegen. „Ich hasse das Pansy Grove City Hospital!“

„Sorry. Das Plaza Hotel war schon ausgebucht.“ Clara strich ihrem Bruder sanft über seine schwarzen Haare. „Sowieso unbezahlbar.“

„Spaßvogel.“ Nun sah Wyatt zu ihr und musste stark dagegen ankämpfen, das aufgesetzte Lächeln nicht zu verlieren. Ihre blasse Haut und ihr schwacher Körper machten ihm Angst. Sie sah noch dünner aus als sonst. An guten Tagen hatten ihre Wangen einen niedlichen, rosa Schimmer. Heute nicht.

Wyatt musste beim Anblick seiner Schwester unweigerlich an den Tag denken, an dem sich das Leben seiner Familie grundlegend verändert hatte.

„ALS. Eine schwere Nervenkrankheit“, hatte der Neurologe so trocken gesagt, als lese er den Wetterbericht vor. Dabei waren seine Worte der größte Schock, das unsäglichste Leid und der tiefste Schmerz, den Wyatt je erlebt hatte. Beim Gedanken an ihre Diagnose lief es ihm wieder kalt den Rücken hinunter.

„Durch das Kortison wird es schon besser. Bald werden die Beschwerden etwas abklingen.“ Clara zeigte dabei auf die Infusion an ihrer Vene, durch die diverse Medikamente in sie hineingepumpt wurden. „Nach drei bis fünf Tagen darf ich wieder nach Hause.“

Ihre Worte klangen in Wyatts Ohren nicht überzeugend.

Natürlich sagen ihr die Ärzte, dass sie bald wieder nach Hause darf, dachte sich Wyatt. Das tun sie immer. Und immer ist es eine Lüge. Sie sagen es nur, damit sie die Hoffnung nicht aufgibt.

Im Grunde wusste es auch Clara. Dafür war sie zu oft hier gewesen. Meistens bekam sie lediglich noch stärkere Medikamente, die ihre heftigen Symptome hinauszögern sollten. Dann durfte sie zeitweise nach Hause, bis die nächste Verschlechterung auftrat.

Wyatt lächelte sie weiter an, auch wenn es ihm unglaublich schwerfiel. „Willst du News aus der Grove High hören?“

„Was hast du jetzt wieder angestellt?“

„Hey, unfair!“ Wyatt gab ihr einen leichten Stups. „Cerena Parker kandidiert für die Wahl zur Schulsprecherin.“

„Das überrascht mich null. Den Prom-Queen-Titel hat sie doch auch so gut wie sicher.“ Sie schnaubte.

„Es wird noch krasser. Irgendwer hat über jedes ihrer Wahlplakate richtig böse Beschimpfungen geschrieben, wie Fremdgeher-Tochter und Schlimmeres, was ich dir nicht sagen werde.“ Dabei formte Wyatt Anführungszeichen in die Luft.

„Mein Mitleid hält sich in Grenzen.“

„War schon ziemlich uncool.“ Obwohl Wyatt Cerena weder persönlich kannte noch wirklich mochte, empfand er die Beleidigungen als boshaft. So was würde er nicht tun.

„Das ist uncool!“ Wieder deutete Clara auf die Infusion. Innerhalb eines Zwinkerns wurden ihre Augen glasig.

Wyatt nahm schnell ihre Hand, streichelte und drückte sie sanft. „Das darfst du so nicht sehen.“

„Diese Rich-Kids wie Cerena haben aber wirklich keine Ahnung, was es bedeutet …“ Claras Stimme brach ab und eine Träne schaffte es, über ihr Lid zu laufen. Dann kniff sie ihre Augen fest zusammen.

Wyatt schob ihre Decke etwas beiseite und legte sich halb auf die Bettkante. „Ich weiß. Ich weiß. Hey! Alles wird gut.“

„Das kannst du nicht wissen.“

Wyatt legte behutsam seinen Arm um sie. „Doch. Kann ich. Ich weiß ganz sicher, dass du bald hier rauskommen wirst.“ Clara schaute Wyatt ungläubig an, während er weitersprach. „Schon bald wirst du dich erholt haben. Du wirst wieder regelmäßig zur Highschool gehen.“

„Das ist doch Unsinn. Das weißt du ganz genau.“ Nun schloss Clara ihre Augen.

Wyatt merkte, wie ihr Kopf vor Erschöpfung immer schwerer in seinem Arm wog. Jedes seiner Worte sprach er leiser aus, bis er letztlich nur noch flüsterte.

„Du wirst dann auch auf einem Schulsprecher-Wahlplakat und die beliebteste Cheerleaderin der ganzen Groove High sein. Du wirst als Prom-Queen in einem megaschönen Kleid auf der Bühne stehen und einen phänomenalen Schulabschluss hinlegen. Du bist eh viel schlauer als Cerena Parker und ihre Gefolgschaft. Du wirst ganz sicher gesund werden!“

Claras Stimme klang kaum verständlich, so leise murmelte sie. „Glaubst du das wirklich, Wyatt?“

„Tausend Prozent. Versprech ich dir.“

Es dauerte nur wenige Minuten, bis sich Wyatt sicher war, dass Clara tief schlief. Vorsichtig löste er seinen Arm unter ihrem Kopf.

Als er die Türklinke behutsam herunterdrückte, schaute er noch einmal zu Clara zurück. Er atmete tief ein und aus. Sein Brustkorb fühlte sich eng an. Am liebsten hätte er all seinen Frust und Kummer in diesem Zimmer zurückgelassen. Natürlich war ihm bewusst, dass das nicht so leicht ging. Er hätte sogar mit Clara den Platz getauscht, wenn er dazu im Stande wäre, hätte ihre Krankheit auf sich genommen, nur damit sie nicht so leiden musste. Doch auch das war unmöglich.

„Das versprech ich dir. Ich werde alles Erdenkliche tun, damit du wieder gesund wirst“, flüsterte er in den Raum hinein.

Schon bei seinem ersten Schritt in den Krankenhausflur nahm er die Stimmen seiner Eltern und der behandelnden Ärztin wahr, die unweit von ihm entfernt standen. Diese Art Gespräche kannte Wyatt inzwischen. Ähnlich wie in Principal Miltons Büro verliefen diese Unterhaltungen genauso nach Schema F: Gleich würde er sich dazustellen. Alle würden plötzlich verstummen und anfangen zu lächeln. Seine Mutter würde ihn wieder auf die Wange küssen, wofür er inzwischen eigentlich zu groß war. Dann würde die Ärztin vorschlagen, sich telefonisch zu melden und sich mit einem überfreundlichen Gruß verabschieden.

Heute nicht, dachte sich Wyatt.

Ehe seine Eltern ihn erblicken konnten, lehnte er sich gegen die nächste Tür. Dank seiner schmalen Statur würde er dort halbwegs unentdeckt bleiben.

„Das Kortison hemmt zwar die Entzündungen sowie die Beschwerden und das Riluzol könnte den Zerfall der Nervenzellen hinauszögern, doch wir sollten in Claras schwerem Fall darüber nachdenken, ob eine PEG-Sonde infrage kommt.“

„PEG …?“, fragte Mr. Scott.

„Um einer massiven Gewichtsabnahme vorzubeugen, die durch die Schluckstörungen ausgelöst wird, können die Nahrung und damit auch wichtige Vitamine über eine Sonde verabreicht werden. Es wird geraten, den Eingriff frühzeitig vorzunehmen, um das Risiko bei der Anlage der Sonde gering zu halten.“

Der Atem von Wyatts Mutter klang abgehackt, als sie ihn langsam ausstieß.

„Im späteren Verlauf müssten wir auch eine nasale Sauerstoffgabe erwägen. Diese lindert zwar das Gefühl der Atemnot, kann aber die Lähmung nicht aufhalten. Aktuell klagt sie über Schmerzen im Lungenbereich, die sich mit dem Fortschreiten der Krankheit verschlimmern werden. Früher oder später wird dann auf eine Maskenbeatmung umgestiegen, bis wir Clara kontrolliert beatmen müssen. Ich muss ehrlich mit Ihnen sein. Es kann sein, dass Clara in ein paar Monaten einen Rollstuhl braucht oder ein Beatmungsgerät, wenn sich ihr Verlauf weiter so drastisch verschlechtert wie gerade.“

„Gäbe es sonst keine weiteren Optionen, um unserer Tochter zu helfen?“

„Die gibt es durchaus. Sie können allerdings nur die Symptome lindern. Clara könnte eine Schiene über Nacht bekommen, damit ihre Hand weniger krampft. Es gibt zudem spezialisierte Zentren für junge Patienten, in denen Experten arbeiten. Auch Physiotherapie und Ergotherapie können die Beschwerden zumindest lindern. Nicht außer Acht zu lassen ist die Psychotherapie. Clara scheint im Vergleich zu ihrer letzten Einweisung labiler mit der Situation umzugehen.“

„Aber warum tun Sie das dann nicht?“ Wyatts Mutter klang aufgebracht.

„Nun ja. Das könnten wir.“ Die Ärztin hielt kurz inne und blätterte in Claras Akte. „Das liegt nicht an uns Ärzten, wenn ich es so formulieren darf.“

„Woran liegt es dann?“ In der Stimme seines Vaters lag Ungeduld. In diesem Ton sprach er auch immer mit Wyatt, wenn sie zusammen in der Textilreinigung arbeiteten. Er stand offenbar unter großer Anspannung.

„Bitte entschuldigen Sie die Formulierung, aber es liegt an Ihren finanziellen Mitteln. Alle zusätzlichen Therapien werden nicht von Ihrer Krankenkasse abgedeckt.“

„Von was für einer Summe sprechen wir?“

Die Ärztin antwortete nicht sofort. Wieder blätterte sie in der Akte. „Das ist schwer zu sagen.“

Mr. Scott erhob seine Stimme. „Jetzt drucksen Sie nicht so herum! Wie viel?“

„Schatz!“ Wyatts Mutter ermahnte ihn. Ihre Stimme war beschlagen und dünn.

„Mehrere zehntausend, wenn nicht sogar hunderttausend Dollar. Abhängig von der Dauer und der Anzahl der Therapien.“ Es war nicht zu überhören, dass die Situation der Ärztin unangenehm war. Sie räusperte sich und Wyatts Mutter fing wieder an, stärker zu schluchzen. „Es tut mir wirklich sehr leid.“

Dann kamen die Schritte der Ärztin näher in Wyatts Richtung, weshalb er so tat, als wäre er gerade erst aus Claras Zimmer gekommen. Kurz grüßte er sie auf dem Gang. Sie rang sich ein Lächeln ab.

Unterdessen rief Wyatts Vater der Ärztin hinterher durch den Flur. Das hatte er schon häufig getan. Er verfluchte dabei jedes Mal erst das Krankenhaus, alle Ärztinnen und Ärzte, danach das Pflegepersonal, dann das System und die Gesellschaft und am Ende sogar Gott. Wyatt wusste, dass sein Vater es nicht böse meinte. Seine Mutter konnte ihre Trauer durch ihre Tränen zeigen. Sein Vater durch kleinere Wutanfälle. Sie waren Ausdruck seiner Verzweiflung. Weiter nichts. Wyatt nahm es ihm nicht übel.

VIER

Zeugenaussage 2, New York City Strafgericht, April, acht Monate später

„Wollen Sie damit sagen, Sie haben vorsätzlich agiert?“ Stratford machte den obersten Knopf seines Jacketts zu, ehe er sich erhob.

Wyatt sah den Staatsanwalt fragend an, der stolzen Schrittes auf ihn zuging. Stratfords silbernes Haar, die breiten Schultern und die kalten Augen fand Wyatt irgendwie gruselig. Alles in diesem Raum schüchterte ihn ein, was ihn wieder auf seine Hände starren ließ. Seine Stimme kam nur sehr dünn aus ihm heraus, obwohl er sich alle Mühe gab, sich seine Verunsicherung nicht anmerken zu lassen.

„Was bedeutet das, Sir?“

Ein zartes Räuspern knisterte dicht neben Wyatts Ohren. „Bitte konkretisieren Sie Ihre Frage noch einmal.“ Die Richterin war jung für ihren Beruf. Trotzdem hatte sie den Ruf, sehr strenge Urteile zu fällen.

„Natürlich, Euer Ehren.“ Nun stand der schonungslose Staatsanwalt direkt vor Wyatt. Auf Augenhöhe. Er lehnte einen Arm auf das Pult direkt vor ihm. „Haben Sie mit dem Wissen gehandelt, dass Sie anderen Menschen schaden werden?“

„Nein.“ Mehrmals schüttelte Wyatt den Kopf.

Stratfords Mundwinkel zuckten leicht. „Ihnen war das Ausmaß Ihrer Handlungen also nicht von Anfang an bewusst?“

Wyatt schüttelte weiter seinen Kopf. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Wieder fühlte sich sein Brustkorb eng an. Dieses Gefühl suchte ihn in letzter Zeit immer häufiger heim.

„Sie wollen uns allen weismachen, dass Sie Ihre Handlungen und deren Konsequenzen also nicht beabsichtigt hatten?“

Wieder das leichte Räuspern. „Genug, Mr. Stratford! Wyatt Scott hat die Frage bereits verneint. Ich glaube, er begreift nun, was man unter Vorsätzlichkeit versteht.“

„Ich hab nicht vorsätzlich gehandelt. Ich wollte doch nur Gutes tun.“ Wyatt schaute dabei kurz zu seinen Eltern, die wie jeden Verhandlungstag in der ersten Zuschauerreihe saßen. Doch er fand in ihren Blicken nicht die erhoffte Zuversicht. Erst recht nicht in den verquollenen Augen seiner Mutter.

„Gutes?“ Stratford wiederholte die Worte des Angeklagten in einem spöttischen Ton und wandte sich den anderen Anwesenden zu. „Dann erklären Sie uns doch einmal, was sich in der besagten Nacht im August zutrug, als alles Ihrer Aussage nach begann.“

„Ich habe wie jeden Samstag in der Reinigung gearbeitet …“

FÜNF

Scott-Textilreinigung, Pansy Grove, Ende August, acht Monate vor der Gerichtsverhandlung

„Scott-Textilreinigung, Wyatt Scott, was kann ich für Sie tun?“ Neben dem Rattern der Waschmaschinen, dem Klingeln der Ladentür und dem Gekicher einer Mädchengruppe, die soeben in den Laden stürmte, konnte Wyatt kaum verstehen, was die Kundin am anderen Ende des Hörers sagte.

„Bis morgen? Tut mir leid. Sonntags haben wir nur bis mittags zur Abholung geöffnet. Das wird zeitlich sehr eng. Aber bringen Sie die Kleidungsstücke gern vorbei. Ich sehe, was ich tun kann.“

„O mein Gott! Hast du gesehen, was Tamani Ahmed auf Insta gepostet hat? Sie wird dieses Jahr bestimmt auch wieder auf der Fashion-Week sein!“, rief eines der Mädchen durch die Reinigung und hielt dabei sein Smartphone in die Luft, sodass die anderen Mädchen darauf schauen konnten.

Wyatt könnte sich kaum weniger für ihr Gespräch interessieren. Zwar hatte er durch seinen Aushilfsjob in der Textilreinigung tagtäglich mit Stoffen und Kleidung zu tun, der Glamour der Modewelt war von seinem Alltag jedoch weit entfernt.

„Entschuldigung, könntet ihr eure superwichtigen Infos auch in normaler Lautstärke mitteilen? Danke.“ Wyatt drehte sich dabei gar nicht erst zu ihnen um, sondern konzentrierte sich weiter auf das Telefonat. Die Aufträge stapelten sich bereits und er durfte keine Zeit vergeuden.

Als er das Arbeitshandy weggelegt, den neuen Auftrag im Notizbuch vermerkt hatte und sich zu der Mädchengruppe umdrehte, versammelten sie sich schon direkt vor dem Tresen. Wyatt wusste sofort, wer vor ihm stand. Cerena Parker, umgeben von ihrer Anhängerschaft.

Matilda Nelson, auch eine der Cheerleaderinnen der Pansy Grove High, knallte prompt einen schweren Pelzmantel auf die Ladentheke, wobei sie den darunter liegenden Auftragszetteln keinerlei Beachtung schenkte.

„Einmal bis morgen reinigen.“ Sie schaute Wyatt dabei nur flüchtig an, starrte dann weiter auf ihr Smartphone und wedelte mit ihrer Kreditkarte herum.

Davon ließ Wyatt sich nicht verunsichern. Etwa alle zwei Wochen tauchten diese oder ähnliche Kundinnen in der Textilreinigung seiner Familie auf und behandelten die Angestellten, als seien sie ihre Leibeigenen. Während Wyatt sich den Pelzmantel genauer ansah, konnte er das Gespräch der Mädchen nicht überhören.

„Zieh dir das rein! Tamani Ahmed hat eine neue Story gepostet. Sie sieht so cool aus! Glaubt mir Leute, nicht mehr lange und Tamani ist ein Megastar.“ Matilda hielt Cerena ihr Handy unter die Nase. Die anderen Mädchen scharrten sich im Rudel um sie und kicherten. Cerena lachte nicht. Sie sah nicht einmal genau hin. Stattdessen schaute sie abwechselnd von ihren Freundinnen zu Wyatt. Kein Wunder, immerhin hatte sie bei ihrer letzten Begegnung geweint.

„Was machst du denn da, verdammt?“ Matilda drehte sich mit einem Satz zu Wyatt und entriss ihm den Pelzmantel.

„Sorry, ich musste nur ’ne winzige Probe entnehmen.“

„Probe? Der ist kein Fake, du Idiot, das ist Prada!“

Wyatt konnte sich ein knappes Lachen nicht verkneifen. Er holte ein Feuerzeug unter der Ladentheke hervor und zündete die kleinen Haare des Mantels in seiner Hand an. Kurz beäugte er die Probe. „Prada hin oder her. Es ist eine Mischung aus echtem Pelz und Kunstfaser. Der feste, nicht zerreibbare Rückstand deutet auf Kunstfell hin. Riecht auch etwas nach Plastik.“

Wyatt wollte Matilda die Probe zeigen, doch sie verdrehte ihre Augen und sah gar nicht genau hin. „Fertig mit deiner langweiligen Lehrstunde?“

„Fast. Dieser Teil brennt anders ab. Das ist Bestandteil des echten Pelzes. Das können wir nicht chemisch behandeln.“

„Bitte was?“ Matilda deutete mit erhobener Hand auf das Aushängeschild des Ladens direkt hinter Wyatt.

„Textilreinigung-Scott: Profis für Ihre Wäsche. Also bitte, mach deinen Job!“

Wyatt strengte sich an, die Ruhe zu bewahren. Auch wenn es ihm schwerfiel. Seine Eltern waren auf das Geld dieser Leute angewiesen und konnten reiche Stammkunden wie die Parkers und Nelsons nicht verlieren. „Wir sind ein Familienbetrieb, kein Konzern. Pelze können wir hier nicht chemisch behandeln. Tut mir wirklich leid. Gerne helfen wir bei anderen Kleidungsstücken.“

„Das ist doch echt nicht zu fassen.“ Matilda riss Cerena ihr Smartphone wieder unter der Nase weg. „Wir warten draußen auf dich, Süße!“ Die Mädchen rückten in dem Rudel ab, in dem sie in den Laden gestürmt waren. „Zurück zum Thema: Tamani Ahmed ist auf dem Cover der New Yorker Styles! Crazy, oder?“

Lediglich Cerena Parker stand noch nach dem Klingeln der Ladentür mit einer weißen Bluse und einem Jackett in den Händen vor dem Tresen.

„Diese Bluse, bitte.“ Im Gegensatz zu Matilda klang Cerena fast schon zurückhaltend.

Sie lächelte kurz. Ähnlich wie auf den Wahlplakaten, doch ihre hellblauen Augen wichen Wyatts Blick aus. Der fette Rotweinfleck auf der Bluse war hingegen nicht zu übersehen.

„Wyatt?“

Als er von der Bluse aufsah, bei welcher er nach dem Pflegehinweis suchte, deutete Cerena auf sein Namensschild. Es hätte ihn auch sehr erstaunt, wenn Cerena seinen Namen gekannt hätte.

„Der bin ich.“ Eine komische Stille trat ein, die zwar nur kurz andauerte, dennoch zu lang erschien. „Wolltest du einfach nur mal meinen Namen sagen oder kommt noch was dazu?“ Wyatt grinste sie an und suchte weiter nach dem entsprechenden Etikett.

„Das Jackett meines Vaters kommt auch noch dazu.“ Sie legte ein weiteres Kleidungsstück auf den Tresen. „Und noch was.“

Wyatt sah abwechselnd von Cerena zur Kasse, in die er die Bestellung eintippte. „Beides mit Finish?“

„Finish?“ Cerena schien etwas aus dem Konzept gebracht. Immerhin neigte sie ihr federleichtes Gewicht von einem Fuß auf den anderen.

„Finish bedeutet: Mangeln, Bügeln, Dämpfen. Also das Rundum-Sorglos-Paket.“

„Meinetwegen.“ Cerenas Stimme übertönte kaum die Geräusche der Dampfreiniger im Hintergrund. „Ich meine aber noch etwas anderes. Als du mich im Gang in der Schule gesehen hast …“ Cerena brach abrupt ab.

Solange der Auftragszettel aus dem Kassendrucker summte, drehte Wyatt seine Hand in der Luft, damit sie endlich weitersprach. Er musste sich an den Zeitplan halten, sonst würde er hier bis in die Nacht hinein stehen.

„Ich weiß, dass du mich weinen gesehen hast. Sorry, wenn ich dich in diesem Moment irgendwie blöd angemacht hab. Aber behalte es bitte für dich.“

Wyatt nickte ihr zu und übergab ihr den Abholschein. Für sinnloses Drama um Wahlplakate hatte er nicht den Kopf frei. „Kein Thema.“

Cerena nahm den Kassenbon entgegen und nickte auf eine dankende Art zurück. Danach schloss sie sich wieder ihrem Rudel an, das draußen aufgeregt auf sie wartete.

Obwohl Wyatt im Stress war, nahm er sich die Zeit, um ihr hinterherzusehen. Er stützte seine Ellenbogen auf der Ladentheke ab und schmunzelte.

Hatte er gerade tatsächlich einen Pakt mit Cerena Parker geschlossen?

Immerhin kannte sie nun seinen Namen. Gleichzeitig musste er sich eingestehen, dass Cerena ihn wohl genauso schnell vergessen würde, wie sie ihn ausgesprochen hatte. Es war Wyatt mehr als bewusst, dass er in der Welt der Rich-Kids nichts verloren hatte und sie sich im Grunde nicht für ihn interessierten.

Der kurze Blick auf die Uhr und die nicht enden wollende Auftragsliste holten Wyatt schneller in die Realität zurück, als es ihm lieb war. Er schnappte sich die mit Rotwein befleckte Bluse von Mrs. Parker sowie Mr. Parkers Jackett und brachte beides in den Nebenraum zur Schadenskontrolle.

Wyatt half das dritte Jahr in Folge im Laden seines Vaters aus, wodurch ihm die Handgriffe inzwischen vertraut waren. Die kleine, aufdröselnde Naht der Bluse trug er hastig ins Schadensblatt ein. Auf den ständigen Zeitdruck, das viele Stehen, die Lautstärke der Maschinen, die Gerüche der Chemikalien und besonders auf die versnobten Kunden könnte Wyatt liebend gern verzichten. Anders als bei den reichen Kids, wie Cerena Parker, blieb Wyatt aber nichts weiter übrig, als sich jedes Wochenende erneut in den Laden zu stellen. Trotz der vielen Aufträge hatten seine Eltern einfach nicht genug Geld, um weitere Mitarbeiter einzustellen.

Beim routinemäßigen Kontrollieren der Jacketttasche fielen ihm ein tiefroter Lippenstift und eine Visitenkarte entgegen. Normalerweise schmiss er nach einem kurzen Blick sämtlichen Kram direkt in den Müll. Keine Zeit verlieren. Nur dieses Mal musste Wyatt stutzen.

Die Vorderseite der Visitenkarte zeigte die Firmenadresse von Mr. Brian Parkers Unternehmensberatung. Auf der Rückseite stand eine Handynummer in verschnörkelter Schrift. Dahinter drei X und der Name Linda.

Linda? Hieß Cerenas Mutter nicht Diana?

Zumindest hatte sie sich so auf einem der Schulfeste seinen Eltern vorgestellt.

Merkwürdig.

Der falsche Name weckte Neugier in Wyatt. Trotz des Zeitdrucks genehmigte er sich einen schnellen Blick auf sein Smartphone. Hastig tippte er auf dem zersprungenen Display herum. Die Homepage von Mr. Parkers Firma war gleich der erste Link, der in der Suchmaschine aufploppte. Unter Aktuelles wurde eine Messe angekündigt. Wyatt gab den Namen der Messe und den Firmennamen in die Suchleiste ein. Auf der Bildersuche dann ein Treffer.

Das war leicht.

Unter dem Bild waren die Namen der Personen von links nach rechts aufgereiht. Fünf Menschen standen, ähnlich wie auf einem Klassenfoto, vor dem Messestand. Alle trugen Business-Outfits. Darunter auch Linda Harold. Eine schlanke Frau in einem schwarzen Blazer. Dunkelroter Lippenstift. Die Farbe könnte dem Lippenstift aus Mr. Parkers Jackett entsprechen.

Über Linda Harold fanden sich zahlreiche Verlinkungen und Einträge. Sogar ihr Lebenslauf war auf einer renommierten Jobseite hochgeladen.

Wer machte so was?

Wyatt käme nicht mal im Traum auf die Idee, alle seine Daten so unbedacht zugänglich zu machen. Abgesehen davon wäre sein Lebenslauf auch nicht besonders eindrucksvoll.

Nach nur wenigen Klicks stieß er auf ein Bild von einem Segelboot. Darauf waren eindeutig Mr. Parker und Linda Harold zu sehen. Sie lachten und Mr. Parkers Hand war ein bisschen zu tief von Lindas Hüfte gerutscht, um lediglich ihr Arbeitskollege zu sein.

Vielleicht war an den Gerüchten doch etwas mehr dran. Vielleicht hatte Cerena deshalb geweint. Vielleicht trank Mrs. Parker deshalb so viel Rotwein, dachte Wyatt für einen Moment.

Im Grunde ging es ihn aber gar nichts an. Er hatte Cerena zugesichert, niemandem von ihrem Zusammentreffen auf dem Schulflur zu erzählen. Daran würde er sich halten.

Der Lippenstift hatte bestimmt ein Vermögen gekostet. Er machte ein Foto davon, was er auch sofort in die Suchmaschine einschleuste. Direkt wurde er zum Versandhändler umgeleitet. Nach einer Sekunde das Ergebnis. Der Lippenstift kostete über fünfzig Dollar. Für Wyatt und seine Eltern eine ganze Menge Geld.

Wyatt bezweifelte, dass Mr. Parker danach fragen würde. Für ihn spielte Geld ohnehin keine Rolle und seine Affäre benötigte nicht noch mehr Aufmerksamkeit. Dennoch wollte Wyatt Mr. Parker nicht verärgern und keinen wichtigen Kunden verlieren, indem er dessen Habseligkeiten wegwarf.

Somit tröpfelte Wyatt nur noch schnell ein spezielles Fleckentfernungsmittel auf den Rotweinfleck der Bluse. Bis die Lösung neutralisieren musste, konnte er die Zeit nutzen und seinen Vater wegen des Lippenstifts um Rat bitten. Eine weitere negative Rezension auf Google konnten sie sich nicht leisten. Erst recht nicht von einem der einflussreichsten Männer in Pansy Grove. Auch wenn Mr. Parker für so etwas mit Sicherheit viel zu beschäftigt war.

Wyatt wollte gerade in die kleine Mitarbeiterküche platzen, als die dumpfen Stimmen seiner Eltern durch die angelehnte Tür drangen.

„Wyatt wird sowieso niemals aufs College gehen!“, sagte sein Vater.

Wyatt blieb sofort stehen.

Die Stimme seiner Mutter klang verweint. „Er ist doch aber ein schlauer Junge.“

„Natürlich, aber hast du dir in letzter Zeit mal seine Noten, Fehlzeiten und die dicke Schülerakte angesehen? Suspendiert, weil er Klausuren vom Laptop seines Lehrers geklaut hat. Mal ehrlich, das sieht in keiner Collegebewerbung gut aus. Jetzt auch noch diese dämliche Aktion mit den Wahlplakaten.“

„Er sagt, er war es nicht, also war er es auch nicht!“

„Er sagt immer, dass er es nicht war. Jedenfalls -“ Mr. Scott atmete schwer aus. „Ohne ein Stipendium können wir uns keine Collegegebühr leisten. Nicht mal für das schäbige Pansy Grove Community College.“

Wyatt lehnte sich wieder genau so gegen den Türrahmen, wie er es einen Tag zuvor in der Schule getan hatte. Schwer ließ er seinen Kopf nach hinten fallen, kniff die Augen zusammen und lauschte der Stimme seiner Mutter.

„Aber wir haben doch extra ein bisschen angespart.“

Sein Vater wurde ein wenig lauter. „Wir brauchen das für Clara. Du hast doch die Ärztin gehört. Physiotherapie, Ergotherapie, eine neue Schiene, eine Psychotherapie, die Medikamente. Wir können uns das niemals leisten. Und selbst wenn? Dafür, dass sie dennoch …“

„Wag es nicht, diesen Satz zu beenden!“ Nun wurde Wyatts Mutter lauter. „Unsere Tochter wird ein gesundes, erfolgreiches Leben führen. Allerdings nicht auf Kosten unseres Sohnes! Wir werden das Geld schon irgendwie zusammenbekommen.“

Wyatts Vater stöhnte erschöpft. „Wyatt muss nach der Highschool hier im Laden arbeiten. Anders wird es nicht gehen. Wir haben kein Geld für weitere Mitarbeiter und ebenso kein Geld fürs College. Nicht, wenn wir Clara weitere Therapien ermöglichen wollen. Wir sparen doch jetzt schon jeden Cent. Hast du dir mal Wyatts Schuhe und seinen Rucksack angesehen? Wir sind eine Textilreinigung und lassen unseren eigenen Sohn ausgeblichene Sachen tragen.“

Schon allein der Gedanke daran, dass die Textilreinigung seine Endhaltestelle werden würde, versetzte Wyatt innerlich in Panik. Er bemerkte ein flaues Gefühl in seinem Magen. Noch mehr jagte ihm aber der Gedanke Angst ein, dass Clara wegen Geldmangels nicht die angemessene Behandlung bekäme. Sie durfte keine weitere Symptomverschlechterung erleiden. Sie durfte nicht sterben.

Wyatt hatte es ihr versprochen.

Die Stimme seiner Mutter wurde immer wackeliger und undeutlicher, bis sie letztlich in sich zusammenfiel. Danach nur noch ein Schluchzen.

Sein Vater klang auf einmal ganz ruhig und warm. „Es tut mir so leid, mein Schatz.“ Dann vernahm Wyatt das Geräusch eines leichten Kusses.

„Es tut mir so unendlich leid, dass ich nicht besser für uns sorgen kann“, flüsterte sein Vater.

Wyatt zögerte keine weitere Sekunde.

Er rannte.

SECHS

Wyatt rannte.

Erst den schmalen Gang zurück bis hinter die Theke. Dort schnappte er sich seinen Rucksack, sein Smartphone, stürzte dann quer durch den Laden, riss die Tür auf, sodass sie erneut klingelte, und rannte, ohne sich vorher umzusehen, über die viel befahrene Straße. Ein Taxi machte eine Vollbremsung.

Wyatt hielt nichts auf.