"Papi, weißt Du noch...?" - Baeredel B. - E-Book

"Papi, weißt Du noch...?" E-Book

Baeredel B.

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Beschreibung

Das Bewusstsein von Koma-Patienten versucht man mit modernsten diagnostischen Verfahren zu ergründen. Über ein Ergebnis verfügt dieser Forschungszweig nicht. "Papi, weißt Du noch...?" Eine Tochter lässt ihren Vater nicht allein, der nach einem Unfall mit akutem Herzversagen ins Koma fällt und auf der Intensivstation im Krankenhaus versorgt wird. Sie will sich nicht damit abfinden, dass der Vater sterben muss und lässt nichts unversucht, ihm zu helfen, damit er in sein Bewusstsein zurückfindet. Weil Zeit einmalig ist... Bücher von baeredel

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Seitenzahl: 42

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Aufgeregt parkt Gabriela van Lunen eilig ihren kleinen roten Golf in der engen Parklücke vor dem städtischen Krankenhaus.

Sie sieht nicht den Hinweis: „Reserviert für Klinikpersonal“.

Mama, Gerda van Lunen, hatte sie, als einzige Tochter und ältestes Kind, als Erste in ihrem Blumengeschäft angerufen, um ihr mitzuteilen, dass Papa durch akutes Herzversagen einen Unfall verursacht hatte, als er mit seinem Auto in der Stadt unterwegs war. Die Polizei hätte sie darüber informiert und ihr gesagt, dass er in die Klinik eingeliefert worden sei.

Gabriela liebt ihren Vater sehr. „Lieber Gott, nicht Papi…, bitte nicht Papi…, jetzt doch noch nicht…!“ Totenblass hatte sie eilig einen Zettel geschrieben:

„Im Moment Geschlossen!“

Diesen klebte sie von innen in die Scheibe der Eingangstür, verriegelte die Tür und war geschwind in ihren kleinen Wagen gestiegen, um schnellstens zu ihrem Vater in die Klinik zu fahren.

Mama konnte noch nicht so schnell von zu Hause wegkommen. Zunächst mal musste sie die Pflegeschwester erreichen, die ihr manchmal bei der Pflege ihres Schwiegervaters half, der mit im Hause weilte, zur engsten Familie gehörte und stark pflegebedürftig war. Ihn konnte sie nicht allein lassen. Keinen Moment konnte sie ihn allein lassen.

Sie versuchte also, die Pflegeschwester zu erreichen. Aber wie es oft in solchen Momenten der Fall ist, niemand meldete sich am Apparat.

Sie legte das Telefon aus der Hand. Dann nahm sie es wieder hoch.

Sie musste dringend auch ihre beiden Söhne, Julian und Tobias, Gabrielas Brüder, anrufen, damit sie wenigstens Bescheid wüssten.

Julian war der Jüngste, erst 19 Jahre, und gerade zur Studienfahrt in England. Juli hatte meistens sein Handy ausgeschaltet. Abends klingelte er jedoch täglich punkt Neunzehn Uhr bei Mama an.

Und Mama?

Sie klingelte dann kurz danach immer zurück.

Diese Anklingelei hin und her hieß für den einen wie für den anderen: alles ok.

Und es kostete keinen Cent.

So war das Telefonieren für Juli eine recht günstige Angelegenheit. Wenn Mama ihn aber doch sprechen wollte, ließ sie einfach länger klingeln, so dass Juli dann wusste:

<<oh, da ist noch was>> dann nahm er das Gespräch an. –

Das hatten die Beiden so miteinander verabredet.

Weil Mama sich immer Sorgen um ihren Jüngsten machte, kam ihr diese Regelung günstig entgegen und so konnte sie ihre Unruhe etwas in Grenzen halten.

Tobias nannte dies „ eine kindische Spielerei“, und für solche „Kindereien“ hatte er nichts übrig.

Entweder telefonierte man, dann war es auch wichtig, oder aber man telefonierte nicht, und dann war auch nichts.

Für Erzählereien am Telefon, dafür war Tobias sowieso nicht zu haben. Diese nannte er höchst verächtlich: „Zeitklau“.

Tobias besaß auch kein Handy. Er hielt es einfach nicht für notwendig. Allerdings stand in der Firma ein Telefon auf seinem Schreibtisch; und vor dieses Telefon war ein ganzes Vorzimmer mit Sekretärin sowie eine komplette Telefonzentrale mit vier Mitarbeiterinnen geschaltet.

In seinem Auto, das außerdem von einem eigenen Fahrer gelenkt wurde, der im Widerspruch hierzu, jedoch auch ein Handy besaß, bestand eine dauerhafte Funkverbindung zur Vorzimmersekretärin. Es konnten also keine Termine verloren gehen. – Und ein Handy, das brauchte er nun deshalb auch wirklich nicht.

> Wer etwas zu berichten hatte, der sollte doch kommen… und meistens geschah es dann auch so. <

Mama konnte Tobias nicht direkt erreichen und hinterließ aus diesem Grunde eine dringende Nachricht für ihn bei der Sekretärin, Frau Born, mit der Bitte, diese schnellstens an ihren Sohn, Tobias van Lunen, weiter zu leiten.

Tobias van Lunen war stellvertretender Geschäftsführer im Verlagshaus seines Vaters K. Gregor van Lunen, Inhaber und erster Geschäftsführer. Der hatte den Druckereibetrieb seinerzeit von seinem Vater Karl van Lunen, der diesen wiederum von seinem Vater Karl, Senior, übernommen und mit viel Geschick, Fleiß und Einsatz zu einem renommierten Verlagshaus entwickelt.

Karl van Lunen war mittlerweile 79 Jahre alt und gebrechlich geworden. Doch seine Familie stand derzeit in Freud, jedoch nun auch im Leid fest zu ihm.

Seine geliebte Frau Marie, Großmama von Tobias, Julian und Gabriela, hatte ihn damals schon im viel zu frühen Alter von 59 Jahren verlassen müssen.

Mit den beiden Kindern, K. Gregor, dem Ältesten, und Juliane, der 14 jährigen Tochter, hatte sie ihn allein gelassen.

Anfangs kämpfte sie noch mutig mit all ihrer Kraft gegen ihre gefährliche Krankheit an, immer mit den Gedanken bei ihrer geliebten Familie. bis sie schließlich doch als Schwächere dem stärkeren Krebsleiden unterliegen musste.

Später verlor er auch noch seine einzige Tochter Juliane durch einen schrecklichen Verkehrsunfall auf dem Weg zur Schule.

Sie verlor ihr junges Leben durch einen LKW-Fahrer, der ihr Fahrrad nicht beachtet hatte und sie zu Tode schleifte, als sie noch nicht mal sechzehnjährig, jedoch bereits fast zwei Jahre Halbwaise war.

… Das war nun schon 23 Jahre her, und doch immer wieder flammte daran die Erinnerung stets neu auf, so dass es Karl van Lunen oft schien, als sei alles erst gestern geschehen.