0,99 €
Sechs Shortstories von zwei Autoren - mitten aus dem Leben. Mal humorvoll, mal zum nachdenken, aber auch ein wenig morbide.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 34
Liebe Leser,
ich freue mich, dass Sie sich zum Kauf eine E-Books aus der KLV-Reihe entschieden haben.
Die Reihe „Kleines Lese-Vergnügen“ (KLV) bietet dem Leser kurze, in sich geschlossene Geschichten, die ideal sind für eine Zugfahrt, eine Mittagspause oder als Abendlektüre – eben eine kurzweilige Ablenkung und Erholung vom Alltag.
Der Umfang variiert dabei zwischen 5.000 und 10.000 Wörtern – was etwa 20 bis 35 Normseiten entspricht.
In der Reihe erscheinen dabei Geschichten aus unterschiedlichsten Genres:
Von Romantik bis Science-Fiction – von Humor bis Abenteuer wird von den Autoren alles geboten. Dabei gibt es innerhalb der Reihe durchaus die Möglichkeit, dass verschiedene Stories fortgesetzt werden und somit beliebte Protagonisten häufiger auftauchen.
Die E-Books der KLV-Reihe erscheinen dabei in unregelmäßigem Abstand im selfpublishing-Verlag (BOD), werden natürlich lektoriert und sind frei von jeglichen gewaltverherrlichenden, pornographischen, rassistischen oder antidemokratischen Inhalten.
Ich wünsche Ihnen nun viel Vergnügen bei der Lektüre der vorliegenden Geschichte!
Der Herausgeber (2018)
von Geli Hagemann
Das Konzert ist schon seit Wochen ausverkauft. Ein weltberühmter Pianist spielt Schumann und Chopin. In einem Anflug von Kulturbeflissenheit habe ich mir eine sündhaft teure Karte gekauft. Mein Mann hat sich geweigert mitzukommen („für das Geld kannst du dir zwei CDs von ihm kaufen“), und auch niemand anders aus meinem Bekanntenkreis wollte so viel Geld für den Abend lockermachen.
So sitze ich nun allein und erwartungsvoll mitten im Sendesaal – 12. Reihe Parkett Mitte. Ich genieße die tolle Sicht auf den Virtuosen, der gerade schwungvoll auf dem Klavierhocker Platz genommen hat, die Frackschöße nach hinten wedelnd.
Erwartungsvolle Stille nach einem freundlichen Anfangsapplaus.
Die Hände des Pianisten beginnen, die Tasten verhalten zu streicheln.
Plötzlich bemerke ich, wie mein linker Fuß in den wohl doch etwas zu engen Theaterschuhen einschläft. Das unangenehme taube Gefühl versuche ich zu lindern, indem ich den Fuß sachte bewege und das untere Bein etwas anspanne. Da durchschießt meine Wade ein Schmerz, der mich so zusammenzucken lässt, dass mich ein prüfender Seitenblick meines linken Sitznachbarn trifft. Da gibt es nur eins: ich hebe den beschuhten Fuß und presse ihn mit aller Kraft gegen die Rückenlehne des Vordersitzes. Die Dame vor mir dreht sich indigniert um. Ich grinse sie entschuldigend an und formuliere lautlos ‚Krampf!‘. Der lässt zum Glück gleich darauf nach.
Aufatmend entspanne ich mich. Da löst sich aus den Tiefen meines Bauchraumes etwas Luft und perlt nach oben - sicher dem Sekt geschuldet, den ich mir vorher im Foyer in freudiger Erwartung des Kunstgenusses genehmigt habe. Mit geschlossenen Lippen lasse ich den Aufstoßer dezent entweichen, doch wohl nicht unauffällig genug, denn diesmal trifft mich ein Seitenblick meiner rechten Sitznachbarin. Weitere Aufstoßer gehen zum Glück in dem furiosen Crescendo des Pianospiels unter.
Doch was ist das? In meiner linken Halsseite fängt es an zu kribbeln. Das passiert mir ohne Grund öfters. Die Augen füllen sich mit Tränen und die Nase verstopft. Ich schlucke tapfer dagegen an, öffne mein Theatertäschchen und taste nach der halben Packung Tempotücher darin. Möglichst geräuschlos während eines langsamen, getragenen Satzes ziehe ich eines der Papiertaschentücher hervor und putze mir verhalten die Nase.
Da merke ich, wie sich ein Hustenreiz in mir aufbaut. ‚Nein, bitte nicht, das nicht auch noch!‘ schießt es mir durch den Kopf, während ich erneut das Täschchen öffne und hektisch nach einem darin verstauten Bonbon fingere. Endlich habe ich ihn gefunden, wickele ihn noch im geräuschschonenden Inneren der Tasche aus und stecke ihn mir rasch in den Mund. Doch zu spät. Ich verspüre den Hustenreiz wie einen heranrollenden Donner, der sich immer heftiger in mir aufstaut. Ich presse die Lippen zusammen, das Taschentuch dagegen, mein Zwerchfell kontraktiert. Ich möchte so schnell wie möglich diesen Raum verlassen, bevor sich der Husten Bahn bricht, aber mir wird klar, wie unmöglich das ist: Ich müsste in meiner Reihe an acht Paar Beinen vorbei, dann fünf Treppenstufen abwärts, um endlich den Tunnel zum Ausgang zu erreichen.
So muss ich der Natur freien Lauf lassen. Mit dem ersten keuchenden Laut befördere ich den Bonbon ins Taschentuch, dann überwältigt mich eine Kaskade heiserer Laute, die sich zu einem Bellen steigert und sich mit dem Pianisten das furiose Finale des Opus teilt.
Applaus.