Perry Rhodan 1112: Der Silberne - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1112: Der Silberne E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Terraner auf Roboterjagd - im Auftrag der Fremden Das Jahr 426 NGZ, der Neuen Galaktischen Zeitrechnung also, die im Jahr 3588 n. Chr. begann, scheint sich zu einem schicksalhaften Jahr für die Menschheit und die übrigen sternfahrenden Völker der Galaxis entwickeln zu wollen. Die Kosmische Hanse - sie wurde von Perry Rhodan als interstellare Handelsmacht mit völkerverbindenden Aufgaben und als Verteidigungsinstrument gegen die destruktiven Machenschaften der Superintelligenz Seth-Apophis begründet - hat auch die Porleyter-Krise, die schwerste Prüfung in ihrer 426jährigen Existenz, überstanden. Doch die nächste Bedrohung folgt auf dem Fuß. Schauplatz ist der Frostrubin, wo Perry Rhodan mit seiner aus 20.000 Einheiten bestehenden Galaktischen Flotte auf die Endlose Armada trifft, die Millionen und Abermillionen Schiffe zählt. Feindseligkeiten von Seiten der Armadisten zwingen Perry Rhodan schließlich, mit seiner Flotte den einzigen Fluchtweg zu beschreiten, der noch offen bleibt: den Weg durch den Frostrubin. Dieser Weg führt in die Galaxis M 82 - und in das absolute Chaos. Die Einheiten der Galaktischen Flotte werden voneinander getrennt, und einige müssen sich dem Gegner beugen. So ergeht es den Crews von vier terranischen Schiffen. Als Gefangene führen sie tödlich gefährliche Aufgaben durch. Ihr Auftraggeber ist DER SILBERNE ...

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Nr. 1112

Der Silberne

Terraner auf Roboterjagd – im Auftrag der Fremden

von H. G. Francis

Das Jahr 426 NGZ, der Neuen Galaktischen Zeitrechnung also, die im Jahr 3588 n. Chr. begann, scheint sich zu einem schicksalhaften Jahr für die Menschheit und die übrigen sternfahrenden Völker der Galaxis entwickeln zu wollen.

Die Kosmische Hanse – sie wurde von Perry Rhodan als interstellare Handelsmacht mit völkerverbindenden Aufgaben und als Verteidigungsinstrument gegen die destruktiven Machenschaften der Superintelligenz Seth-Apophis begründet – hat auch die Porleyter-Krise, die schwerste Prüfung in ihrer 426jährigen Existenz, überstanden.

Doch die nächste Bedrohung folgt auf dem Fuß. Schauplatz ist der Frostrubin, wo Perry Rhodan mit seiner aus 20.000 Einheiten bestehenden Galaktischen Flotte auf die Endlose Armada trifft, die Millionen und Abermillionen Schiffe zählt.

Feindseligkeiten von Seiten der Armadisten zwingen Perry Rhodan schließlich, mit seiner Flotte den einzigen Fluchtweg zu beschreiten, der noch offen bleibt: den Weg durch den Frostrubin.

Dieser Weg führt in die Galaxis M 82 – und in das absolute Chaos. Die Einheiten der Galaktischen Flotte werden voneinander getrennt, und einige müssen sich dem Gegner beugen.

Die Hauptpersonen des Romans

Arker Kwohn – Kommandant der Karracke FROST.

Milton Lucas – Kwohns Gegenspieler.

Henry Cima, Matt Durante und Bort Popp – Drei Kollegen Kwohns.

Perry Rhodan – Der Terraner lässt sich auf ein gefährliches Abenteuer ein.

Gucky – Der Mausbiber erweist sich wieder einmal als Retter in höchster Not.

Schovkrodon

1.

Pit Cornett, genannt »Microkid«, verließ seinen Beobachtungsposten, so dass die anderen ihn sehen konnten. Er hob die rechte Hand.

»Er kommt«, wisperte er ins Mikrophon seines SERUN-Anzugs.

Die anderen sieben Männer des Einsatzkommandos schwiegen. Sie warteten hinter den Felsen eines Asteroiden darauf, dass der Armadamonteur ihnen in die Falle ging.

Die Silbernen werden mit uns zufrieden sein, dachte Microkid. Er trug diesen Namen, weil er Positronikspezialist war und sich auf die Architektur von Mikrochips spezialisiert hatte.

Sein Aufenthalt im Weltraum hatte jedoch nicht das geringste mit der Entwicklung von Computerbauteilen zu tun. Er war auf der Jagd nach Armadamonteuren. Im Auftrag der geheimnisvollen »Silbernen«, von denen er so gut wie nichts wusste. Er hätte nicht sagen können, wer sie waren, und wie sie aussahen. Nur ein einziges Mal war er einem der »Silbernen« begegnet, doch war das Zusammentreffen so kurz und flüchtig gewesen, dass er kaum mehr als einen silbrigen Schatten wahrgenommen hatte.

Und doch kämpfte er für sie. Ebenso wie viele weitere Männer und Frauen von der Besatzung der terranischen Karracken PARTHER, OSSAN, LOPPO und FROST.

Der Armadamonteur verharrte etwa zwanzig Meter vor der Falle, als spüre er die Gefahr, die ihm drohte. Er schwebte etwa zwei Meter über dem Boden des Asteroiden. Blaue Lichter blitzten an seinem Metallkörper auf.

Microkid zog sich weiter ins Dunkel der Nische zurück, in der er gewartet hatte.

Konnte der Armadamonteur ihn sehen?

Ausgeschlossen, dachte er. Irgend etwas anderes muss ihn misstrauisch gemacht haben.

Der Terraner spürte, dass sich etwas in ihm verkrampfte.

Angst überkam ihn, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Dieses ihm vorher völlig unbekannte Gefühl lähmte seine Entschlusskraft.

Gleich schießt er!, durchfuhr es ihn.

Dann ist es aus mit mir.

Microkid bewegte sich nicht. Der Atem stockte ihm, und dann erschien es ihm wie ein Wunder, dass der Roboter plötzlich weiterschwebte.

Die Lähmung fiel so rasch von ihm ab, wie sie gekommen war, wenngleich die Angst blieb. Er verließ sein Versteck und folgte dem Roboter, indem er sich sanft von den Felsen abstieß. Der Armadamonteur verschwand hinter einer steil aufragenden Kante.

Er geht in die Falle!, jubelte Microkid.

Er vernahm nur seinen eigenen Atem. Von den anderen hörte er nichts, weil keiner von ihnen sein Funkgerät eingeschaltet hatte.

An einigen Metallträgern vorbei, die er an das Gestein geschweißt hatte, erreichte er seine Kampfposition, von der aus er das Opfer ihrer Aktion wieder sehen konnte. Ein Netz aus strukturverdichteter Corponfaser senkte sich auf den Armadamonteur herab.

»Der entwischt uns nicht mehr«, sagte Sokrat Kaltisis mit rauchiger Stimme. Er führte das Kommando mit ruhiger Überlegenheit.

Ihn kann nichts erschüttern, dachte Microkid bewundernd.

Er blickte zu dem hochgewachsenen Mann hinüber, und er meinte, sein Gesicht trotz der spiegelnden Scheibe des SERUN-Anzugs erkennen zu können. Sokrat Kaltisis hatte eine hohe, gewölbte Stirn, tiefschwarze, breite Augenbrauen, eine kräftige Nase, braune Augen, in denen es zumeist ironisch funkelte, und aufgeworfene Lippen. Er war ein Frauentyp, der seine Eroberungen scheinbar völlig mühelos machte und damit oft den Neid anderer Männer erregte.

Sokrat Kaltisis verankerte das Netz an einem Metallträger. Auch die anderen wurden jetzt aktiv. Aber sie waren nicht schnell genug. Der Armadamonteur schaltete seine Goon-Antriebe hoch, die als kantige Höcker auf seinem Rumpf saßen. Damit hatte die Gruppe gerechnet. Und sie war auch darauf vorbereitet, dass der Roboter seine Greifarme und Tentakel einsetzte. Die beiden Nadeln, die aus seinem Körper hervorschossen, überraschten sie jedoch. Microkid sprang auf den Armadamonteur, um die beiden Antennen mit einer Plastikmasse einzusprühen, die sie blind machen sollte, während Harris »Schweinebacke« Boston ihn von der Seite her angriff. Eine der beiden Nadeln traf ihn am Helm, und es schien, als könne sie die Schutzscheibe seines SERUN-Anzuges durchstoßen. Aufschreiend prallte Boston zurück. Er war nicht der Mutigste, und er nutzte die Gelegenheit, hinter einem Panzerschott Deckung zu suchen, das zur Hälfte aus einer Felsspalte ragte. Die andere Nadel fuhr hautnah an der Brust Microkids vorbei, als dieser sich erschrocken zur Seite drehte.

Sie hätte mich glatt durchbohrt, wenn ich mich nicht bewegt hätte, dachte er.

Angelo Pesca war zu langsam. Er hatte die Aufgabe, die Zieloptik des Energiestrahlers abzudecken, so dass der Armadamonteur nicht schießen konnte. Der gleißende Energiestrahl zuckte gerade in dem Augenblick aus dem Projektor, als er sich über ihn beugte.

Er hatte keine Chance.

Im nächsten Moment schoss der Armadamonteur senkrecht in die Höhe. Mit einem grünen Desintegratorstrahl zertrennte er das Netz unmittelbar vor den Füßen von Sokrat Kaltisis. Damit befreite er sich endgültig.

»Er ist verloren«, hörte Microkid sich schreien. »Verdammt.«

Mit ganzer Kraft warf er sich in das Netz und versuchte, den Roboter umzustürzen. Doch der Armadamonteur war stärker als er. Mit einem seiner Tentakel stieß er ihn zurück. Microkid überschlug sich und wirbelte haltlos davon.

»Lasst ihn«, rief Kaltisis. »Wir schaffen es nicht mehr.«

Microkid fing sich ab und steuerte den Antigrav seines SERUN-Anzugs voll aus. Er raste auf den Armadamonteur zu.

Warum mache ich es nicht wie Schweinebacke?, fuhr es ihm dabei durch den Sinn. Warum bleibe ich nicht einfach weg?

Er hatte noch immer Angst, und das Bild des im Energiefeuer sterbenden Freundes schwebte ihm vor Augen. Dennoch griff er den Roboter an, und es gelang ihm, den Schwung voll auszunutzen. Er prallte gegen den Rand der Maschine, hielt sich am Netz fest und warf den Monteur herum.

»Du hast ihn, Microkid«, rief Kaltisis begeistert. »Los, Leute. Helft ihm. Schweinebacke, die Waffe weg! Du weißt doch, dass die Silbernen das Ding unbeschädigt haben wollen.«

Die anderen stürzten sich auf den Armadamonteur, der mit den Armen wild um sich schlug und sich dabei immer tiefer im Netz verstrickte.

»Schon gut«, wiegelte Harris Boston ab. »Ich hatte nicht die Absicht, auf ihn zu schießen.«

»Carlos«, fluchte Sokrat Kaltisis. »Verdammt noch mal, wo bleibst du mit dem Konterwummer?«

»Rege dich nicht auf, Sokrat«, antwortete Montates gelassen. »Ich bin schon da.«

Er richtete die klobige Waffe, die sie auf indirektem Weg von den Silbernen erhalten hatten, auf den Armadamonteur und löste sie aus. Unsichtbare Energiefelder rasten in den Robotkörper und legten die tief in ihm verborgenen Funkgeräte lahm, mit deren Hilfe die Armadamonteure untereinander Kontakt hielten.

»Hoffentlich war das nicht schon zu spät«, sagte Harris Boston.

»Keine Angst, Schweinebacke«, erwiderte Montates. »Das langt.«

Das Jagdopfer leistete nun nur noch unwesentlichen Widerstand. Die Terraner fesselten es und machten es endgültig kampfunfähig, ohne es zu beschädigen.

Harris Boston schwebte zu dem tödlich verletzten Pesca hinüber und befestigte eine Leine an ihm, so dass er ihn auf dem Weg zur Station hinter sich herziehen konnte. Er blickte in das Nichts hinaus. Ein dichtes Band blau leuchtender Sterne spendete soviel Licht, dass er eine Gruppe von etwa zwanzig Armadamonteuren, die sich ihnen näherte, deutlich sehen konnte.

Erschrocken fuhr er herum.

»Sie kommen«, rief er. »Du hast den Konterwummer doch zu spät eingesetzt, Carlos.«

Er flog zu den anderen zurück.

»Wir müssen ihn aufgeben«, sagte er.

»Nun mal langsam, Schweinebacke«, erwiderte Kaltisis. »Glaubst du, wir haben das Ding eingefangen, um es gleich wieder aufzugeben?«

Er nahm die Warnung Bostons nicht ganz ernst. Doch dann bemerkte er die heranrückenden Armadamonteure und gab den Rückzugsbefehl.

»Wir nehmen den Roboter mit«, entschied er. »Beeilt euch. Es wird knapp.«

*

Arker Kwohn trocknete sich das Gesicht mit einem Papiertuch. Er knüllte die durchfeuchteten Reste zusammen und warf sie in den Müllbehälter. Unwillig blickte er den Mann an, der ihn bei seiner Morgenwäsche gestört hatte.

»Was willst du, Milton?«, fragte er und streifte sich ein Hemd über. »Ich habe noch nicht einmal gefrühstückt.«

Milton Lucas lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte eine hohe klare Stirn und scharf blickende, fast schwarze Augen. Obwohl er nur 1,53 Meter groß war, respektierten ihn alle, die mit ihm zu tun hatten. Er hatte in seiner Art etwas ungemein Zwingendes und Überlegenes.

»Du musst entscheiden, ob wir es uns leisten können, noch länger für Unbekannte zu arbeiten und den Worten eines Roboters zu vertrauen«, erwiderte der Positronikingenieur. »Ich meine, wir sollten über die nächsten Stunden hinausdenken, und nicht alles nur auf uns zukommen lassen.«

Terence Bayne, ein Systemanalytiker, brachte Arker Kwohn das Frühstück.

»Ausnahmsweise«, bemerkte er grinsend, als er es neben dem Kommandanten abstellte.

»Danke, Terence.« Arker Kwohn wartete, bis er allein mit Milton Lucas war. Dann fragte er diesen: »Was willst du? Wovon sprichst du überhaupt?«

»Es gibt Ärger«, erwiderte der Positroniker. »Die Leute wollen nicht mehr auf die Jagd gehen.«

Arker Kwohn trank einen Schluck Wasser. Milton Lucas erzählte ihm nichts Neues. Er kannte die Stimmung unter den Astronauten genau, und er wusste, wie explosiv die Lage war.

Kwohn hatte ein bäuerlich wirkendes Gesicht mit kräftigen Kontrasten. Die roten Wangen erweckten den Eindruck, als halte er sich viel im Freien auf. Seine Augen waren dunkelblau, und sie ließen eine gehörige Portion Intelligenz und Einfühlungsvermögen erkennen. Kwohn war nicht nur Astronaut und Navigator, sondern auch Kybernetiker und Journalist. Er war mittelgroß, untersetzt und kräftig, und Milton Lucas hatte ihn nur selten einmal lachen gesehen. Er wusste von ihm, dass er in Australien in der Nähe von Melbourne geboren war, und dass er dort auch eine Frau und einen Sohn hatte, zu denen er zurückzukehren hoffte. Seine Familie war ein außerordentlich starkes Motiv für Kwohn. Wäre sie nicht gewesen, hätte ihn die Behauptung vermutlich nicht so hart getroffen, dass die FROST zusammen mit der PARTHER, der OSSAN und der LOPPO den Rest der Galaktischen Flotte bildete.

»Natürlich wollen sie nicht«, erwiderte Kwohn, nachdem er etwas gegessen hatte. »Ich kann es ihnen nicht verdenken.«

»Es hat Verluste gegeben«, eröffnete Milton Lucas ihm.

Kwohn stellte den Becher, aus dem er trinken wollte, zur Seite. Seine Augen verengten sich.

»Warum betonst du das? Meinst du, ich wüsste es nicht?«

»Weil irgendwo eine Grenze ist.«

»Was ist passiert?«

»Die Gruppe um Jeanette Peacock ist zurückgekommen. Sie hat fünf Armadamonteure eingefangen und mittlerweile abgeliefert. Aber drei Männer haben dabei den Tod gefunden.«

Arker Kwohn schob sein Frühstück zur Seite. Ihm war der Appetit vergangen.

»Drei Männer?«, fragte er erschüttert. »Ich muss mit dem Silbernen reden.«

»Es wird höchste Zeit«, erwiderte Lucas. »Eigentlich bin ich erstaunt, dass du dich nicht schon längst durchgesetzt hast.«

Arker Kwohn krauste die Stirn. Strafend blickte er den Ingenieur an.

»Ich dachte, du würdest endlich Ruhe geben«, erwiderte er.

»Da wäre ich an deiner Stelle nicht so sicher.«

»Was hast du vor?«

»Ich halte es für unter unserer Würde, wenn so hochqualifizierte Leute, wie wir es sind, für Sklavenarbeiten eingesetzt werden. Armadamonteure einfangen! Das ist doch lächerlich.«

Arker Kwohn nickte.

»Grundsätzlich hast du recht«, gab er zu. »Dennoch würde ich dir raten, Ruhe zu geben.«

Milton Lucas lächelte abfällig.

»Was heißt denn das?«, fragte er. »Ich sehe, dass Freunde ihr Leben verlieren, und dass ihr Kommandant danebensteht und untätig zusieht.«

»Verschwinde, Milton«, sagte der Kommandant, »oder du lernst mich von einer anderen Seite kennen.«

Der Positronikingenieur hielt plötzlich einen Energiestrahler in der Hand.

»Ich bin gekommen, um dich zu töten«, erklärte er mit gepresster Stimme. »Du bist eine Gefahr für uns alle. Man hätte dich niemals zum Kommandanten machen dürfen.«

Arker Kwohn wurde blass. Jetzt wusste er, dass er diesen kleinen, drahtigen Mann unterschätzt hatte, und ihm wurde klar, dass sein Leben an einem seidenen Faden hing. Milton Lucas bluffte nicht.

2.

16. Mai 426 NGZ.

Seit nahezu 24 Stunden hatte Arker Kwohn die Hauptleitzentrale der FROST nicht mehr verlassen. Die Lage schien hoffnungslos zu sein. Das Raumschiff bewegte sich in einer Kreisbahn um einen roten Planeten und versteckte sich dabei zwischen Millionen von Gesteinstrümmern und Eisbrocken, die einen Ring um diese Welt bildeten.

Milton Lucas betrat die Zentrale, und Arker Kwohn spürte, dass etwas nicht in Ordnung war.

»Ich muss mit dir reden«, sagte der Positronikingenieur. Er blickte auf die Bildschirme in der Zentrale, die ihm einen unmissverständlichen Überblick über die Situation vermittelten, in der sich die FROST befand. Tausende von Raumschiffen der Endlosen Armada bildeten ein schimmerndes Band, von dem nicht zu erkennen war, wo es endete. Der rote Planet wurde von vielen dunklen Flächen überdeckt, in denen es organisches Leben zu geben schien. Ein sternförmiges Gebilde von beachtlichen Dimensionen hob sich schwach von seinem tiefroten Hintergrund ab.

»Wenn du etwas zu sagen hast, dann heraus damit«, erwiderte der Kommandant.

Milton Lucas warf einen flüchtigen Blick auf die anderen Männer in der Zentrale und erklärte: »Es geht nur uns beide etwas an.«

Kwohn glaubte, sich verhört zu haben. Ihm gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Er fragte sich, ob irgendwo etwas geschehen war, wodurch Milton Lucas in Verlegenheit gekommen war, doch ihm fiel nichts ein. Er konnte sich nicht erklären, warum der Ingenieur ein Gespräch mit ihm suchte.

»Na schön«, sagte er schließlich. »Wenn du meinst ...«

Er ging mit ihm in seine Kabine, überlegte kurz und bot Lucas dann einen Whisky an. Die Flasche, in der nur noch ein kümmerlicher Rest war, enthielt eine Köstlichkeit, die Kwohn bisher mit niemandem geteilt hatte. Jetzt meinte er, Milton Lucas aufmuntern zu müssen.

Irgend etwas belastet ihn, dachte er. Und vielleicht ist es ganz gut, wenn ich ihm auf diese Weise zu verstehen gebe, dass ich nicht sein Gegner bin.

Der Positronikingenieur und er hatten in der Vergangenheit einige heftige Auseinandersetzungen gehabt, bei dem es ihm jedoch stets um die Sache gegangen war. Für ihn war selbstverständlich, dass Lucas sich aus dem gleichen Grund engagiert hatte.

Der Ingenieur nahm das Angebot dankend an, stieß mit ihm an und trank den Whisky in kleinen Schlucken, die er auf der Zunge zergehen ließ.