Perry Rhodan 1179: Vorhof des Loolandre - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1179: Vorhof des Loolandre E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Attacke der Fyrer - die BASIS in der Bunkerfalle Wir blenden zurück in den Mai des Jahres 427 NGZ - in die Zeit also, da die Menschen auf der im Grauen Korridor gefangenen Erde den Angriffen Vishnas, der abtrünnigen Kosmokratin, erlegen sind. Schauplatz des Geschehens ist die ferne Galaxis M 82, in der die Endlose Armada und Perry Rhodans Galaktische Flotte operieren. Letztere hat inzwischen auf ihrer Suche nach dem Lenker oder der Zentralstelle der Endlosen Armada die ersten beiden Pforten des Loolandre passiert, und die Besatzung der rund 20.000 Schiffe, zu denen noch die Expedition der Kranen gestoßen ist, scheinen die Wirren der verschobenen Wirklichkeit hinter sich gelassen zu haben. Dies gilt fürs erste! Doch schon bei der Annäherung an Pforte drei beginnen erneut die Schwierigkeiten für die Terraner. Chmekyr, der Pförtner, taucht in tausendfacher Version an Bord der Raumschiffe auf, treibt seine üblen Spiele mit den Menschen und bringt die ganze Flotte in Gefahr. Doch nach Formulierung der "vierten Weisheit" weicht das Chaos, und auch die letzte Pforte kann überwunden werden. Jetzt erreicht die Flotte einen düsteren, unheimlichen Sektor, in dem das Licht der Sterne verschluckt wird. Es ist der VORHOF DES LOOLANDRE ...

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Nr. 1179

Vorhof des Loolandre

Attacke der Fyrer – die BASIS in der Bunkerfalle

von H. G. Francis

Wir blenden zurück in den Mai des Jahres 427 NGZ – in die Zeit also, da die Menschen auf der im Grauen Korridor gefangenen Erde den Angriffen Vishnas, der abtrünnigen Kosmokratin, erlegen sind.

Schauplatz des Geschehens ist die ferne Galaxis M 82, in der die Endlose Armada und Perry Rhodans Galaktische Flotte operieren. Letztere hat inzwischen auf ihrer Suche nach dem Lenker oder der Zentralstelle der Endlosen Armada die ersten beiden Pforten des Loolandre passiert, und die Besatzungen der rund 20.000 Schiffe, zu denen noch die Expedition der Kranen gestoßen ist, scheinen die Wirren der verschobenen Wirklichkeit hinter sich gelassen zu haben.

Dies gilt fürs erste! Doch schon bei der Annäherung an Pforte drei beginnen erneut die Schwierigkeiten für die Terraner. Chmekyr, der Pförtner, taucht in tausendfacher Version an Bord der Raumschiffe auf, treibt seine üblen Spiele mit den Menschen und bringt die ganze Flotte in Gefahr.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Teile seiner Galaktischen Flotte werden »verbunkert«.

Nachor von dem Loolandre – Der Armadaprinz in Gefahr.

Chmekyr – Der Pfortenwächter als Freund der Terraner.

Gryden-Holmes – Neuer Clanskopf der Fyrer.

Iralasong

1.

Leichtfüßig eilte Gryden-Holmes die Treppe der Wenigen hinab. Er war ein kleines, blasses Zwergwesen, so zart und zierlich, dass der Eindruck entstand, der geringste Luftzug schon müsse ihn davontragen.

Seine dünnen, schwarzen Beine verbarg er unter einem roten Rock, der bis auf den Boden herabreichte. Ein blaues Tuch überdeckte locker den Rücken, während die mit duftigem Flaum überzogene Brust ebenso frei blieb wie die Arme von den Schultern bis zu den Handgelenken. Von den Unterarmen spreizten sich lange, blaue Federn ab. Die krallenartigen Hände steckten in weißen Handschuhen. Gryden-Holmes bewegte die Hände geziert, begleitete jeden seiner Schritte mit einer eleganten Geste und offenbarte auf diese Weise seine Gemütsverfassung.

Er hatte einen kleinen Kopf mit einem wuchtigen, weit vorspringenden Schnabel, an dessen Seiten faltige Hautlappen herabhingen. In ihnen waren sechs winzige Augen verborgen, die sich unabhängig voneinander bewegen konnten.

Große blaue Federn bildeten einen prächtigen Kamm, der vom Schnabelansatz über den Kopf hinweg bis tief in den Nacken reichte.

Am Fuß der Treppe blieb er stehen. Erst vor wenigen Stunden war er zum Clanskern ernannt worden, und seitdem war er privilegiert, die Treppe der Wenigen zu benutzen. Er war stolz darauf, nunmehr zu den zehn Männern und Frauen seines Volkes zu gehören, die den Clanskern bildeten.

Er blickte auf das blattförmige Wesen, das ihm den Weg zu einer Tür versperrte, hinter der sich die Chronik der Fyrer befand.

»Geh mir aus dem Weg«, befahl er. »Was fällt dir ein, mich aufzuhalten?«

Das Blattwesen rührte sich nicht. Es war größer als er, hatte jedoch eine geringere Körpersubstanz. Es war zwar etwa anderthalb Meter hoch und einen halben Meter breit, war jedoch so dünn wie eine Schreibfolie. Zahllose Fangfäden ragten aus der Vorderseite des grauen Wesens hervor. Das Blatt war mit zwei großen Pseudoaugen geschmückt, die jedoch keinerlei Funktion hatten, ausgenommen, Ahnungslose zu erschrecken. Die tatsächlichen Wahrnehmungsorgane waren nicht zu erkennen. Gryden-Holmes wusste jedoch, dass Alei ihn sehen konnte.

»Du weigerst dich?«, fragte er und vollführte gleichzeitig wellenförmige Bewegungen mit seinen Händen, um zu unterstreichen, dass ihm das Verhalten des Blattwesens ziemlich gleichgültig war. »Du scheinst nicht zu wissen, dass man mich zum Clanskern ernannt hat.«

Die Armadaflamme über seinem Kopf schien ein wenig heller zu leuchten als vorher.

»Viele meinen, dass es ein Fehler war, dich zum Clanskern zu ernennen«, erwiderte Alei, der keine Armadaflamme hatte.

»Ach, und sie haben dich beauftragt, etwas gegen mich zu unternehmen?«

»Genau das.«

»Wie dumm von ihnen. Wer zum Beispiel?«

Das Blattwesen zischte belustigt.

»Du glaubst doch nicht, dass ich auch nur einen einzigen Namen preisgeben werde?«

»Natürlich nicht. Du bist dumm genug, dich an jene zu klammern, die zu den Verlierern gehören.«

»Ich werde nur noch Freunde haben, wenn ich dich getötet habe. Niemand wird dir eine Träne nachweinen.«

»Das mag sein.« Gryden-Holmes lachte leise. »Sie sind alle Narren. Sie begreifen meine Ziele nicht. Viel zu lange schon leben wir Fyrer zurückgezogen in diesem Mond, ohne von den anderen Clans anerkannt zu werden. Das liegt vor allem daran, dass die spektakulären Taten fehlen. Wie sollten die anderen auch auf den Gedanken kommen, uns zu den zehn bedeutendsten Völkern zu zählen, wenn wir uns nicht regen?«

»Die Fyrer werden niemals zu den Zehn gehören«, erwiderte das Blattwesen verächtlich. »Ich gebe zu, dass sie es mit deiner Hilfe vielleicht schaffen könnten, doch dein Weg ist hier zu Ende.«

Er streckte einige seiner Tentakel nach dem Clanskern aus, dieser aber wich ihm elegant aus.

Gryden-Holmes war sich der Gefahr durchaus bewusst, in der er schwebte. Verzweifelt versuchte er, Zeit zu gewinnen. Alei konnte so schnell zustoßen, dass ihm keine Abwehrmöglichkeit mehr blieb. Er brauchte ein wenig mehr Abstand zu dem Blattwesen, denn unter dem Tuch, das seinen Rücken bedeckte, verbarg er eine Waffe. Wenn er sie erreichen konnte, bevor Alei ihn berührte, hatte er gewonnen. Doch dazu brauchte er mehr Zeit, als ihm jetzt zur Verfügung stand.

Vor wenigen Stunden erst war er aus der Anonymität der Masse zum Clanskern aufgestiegen. Damit gehörte er zu den zehn wichtigsten Persönlichkeiten seines Volkes. Er hatte das Vorzimmer der Macht betreten. Das war erst durch den Tod des bedauernswerten Gerrospon-Tae möglich geworden, der einer Krankheit zum Opfer gefallen war. Einer geheimnisvollen Krankheit, wie die meisten Fyrer meinten. Gryden-Holmes wusste es besser. Die Krankheit war durch ein Gift verursacht worden, das ein ihm ergebener Arzt dem früheren Clanskern verabreicht hatte.

Er empfand keine Skrupel wegen dieser Tat. Er hatte den Arzt noch nicht einmal dazu aufgefordert, den Clanskern aus dem Weg zu räumen. Er hatte lediglich durchblicken lassen, dass er nur durch den Tod eines anderen Clanskerns in den Kreis der Mächtigen gewählt werden konnte. Allerdings hatte er dem Arzt eine beträchtliche Belohnung in Aussicht gestellt für den Fall, dass er gewählt werden würde.

Daran musste er denken, als er vorsichtig vor Alei zurückwich, und er lachte leise.

Von Anfang an war er sich darüber klar gewesen, dass er äußerst gefährdet war, nachdem ihm dieser Schritt gelungen war. Er musste damit rechnen, dass unter den Clanskernen der eine oder andere war, der ihn wieder aus dem Kreis der Mächtigen zu entfernen versuchen würde.

Das alles erregte Gryden-Holmes nicht. Er war durchaus damit einverstanden, aus dem Kreis der Clanskerne schon bald wieder auszuscheiden, denn er hatte nur ein Ziel. Er wollte noch höher steigen auf der Leiter der Macht und zum Clanskopf und damit zum Alleinherrscher über den Clan der Fyrer werden.

Er wusste, dass er es schaffen konnte.

Die anderen Clanskerne waren feige. Sie schreckten vor dem Risiko zurück, und sie konnten sich offenbar nicht vorstellen, dass irgend jemand versuchte, aus der Anonymität der Masse direkt bis auf den Thron des Herrschers vorzustoßen.

Alle sind sie nicht feige, korrigierte er sich, während er geschmeidig einem vorschnellenden Tentakel auswich. Da ist zumindest einer, der es gewagt hat, mir einen Mörder zu schicken.

Nur noch wenige Zentimeter Abstand fehlten ihm, bis er den benötigten Vorsprung hatte.

»Du meinst wirklich, dass wir Fyrer es nicht schaffen?« Gryden-Holmes lachte leise. »Du irrst dich. Wir sind auf dem besten Weg dazu. Und dann, mein lieber Freund, sind wir in der Lage, diejenigen zu belohnen, die es verdienen. Wahrscheinlich werden wir unsere Verbündeten sogar aus dem Vorhof herausführen zum Loolandre.«

Während der Clanskern zwei Stufen hochsprang, verharrte Alei auf der Stelle. Er schien nachdenklich geworden zu sein.

»Hast du keinen Ehrgeiz?«, lockte Gryden-Holmes. »Bist du immer nur mit den kleinen Geschäften zufrieden? Was zahlt man dir dafür, dass du mich tötest? Ein Taschengeld, nicht wahr? Und du greifst danach, ohne den Reichtum zu sehen, den du tatsächlich erringen könntest, wenn du meine Befehle ausführen würdest.«

»Du lügst. Von dir sagt man, dass du sogar deine eigene Mutter umbringen würdest, falls sie dir im Weg sein sollte.«

Gryden-Holmes lachte.

»Schon möglich«, erwiderte er. »Ich will den Namen deines Auftraggebers.«

»Er nützt dir nichts mehr.«

»Also kann es dir nicht schaden, ihn mir zu sagen.«

»Nein.«

»Ein Clanskern?«

»Nein.«

»Wer dann?«

Wieder versäumte das Blattwesen, ihm zu folgen. Der Abstand zwischen ihnen wuchs.

»Der Clanskopf!«

Für einen Moment war Gryden-Holmes so verblüfft, dass er meinte, sich verhört zu haben. Doch dann begriff er. Turmier-Böhl, der Clanskopf, galt als überaus kluger und weitsichtiger Mann, der seine Position als Herrscher über die Fyrer mit allen Mitteln verteidigte. Es war nur logisch, dass er einen Emporkömmling wie Gryden-Holmes gnadenlos bekämpfte.

»Er will mich also umbringen, bevor ich ihm gefährlich werden kann«, stellte er fest. Dann zog er die Waffe.

Alei schrie erschrocken auf. Viel zu spät erkannte er die Gefahr. Er griff an, lief jedoch direkt in den gleißenden Energiestrahl.

Gryden-Holmes blieb auf der Treppe der Wenigen stehen und blickte auf die Reste des Blattwesens hinab.

»Bewundernswert«, sagte er leise. »Ein besseres Kompliment hätte mir der Clanskopf gar nicht machen können. Der Herr fürchtet mich schon jetzt. Er gibt mir also die besten Chancen. Er versucht, mich abzuwehren, bevor irgend jemand sonst erkannt hat, worum es mir geht.«

Er steckte die Waffe wieder in den Gürtel und ging an dem Toten vorbei. Vor ihm öffnete sich eine Tür, und eine alte Fyrerin trat ihm entgegen.

»Ierze-Twei, du alte Hexe«, sagte er vergnügt. »Dass ich dich auch mal wieder sehe!«

Sie war noch kleiner als er und hatte eine gebeugte Gestalt. Ihr Gefieder war nahezu weiß, und die Hautfalten hingen weit über ihren Schnabel herab, so dass sie sie mit den Händen zur Seite streichen musste, um wenigstens zwei ihrer sechs Augen freizulegen.

»Du bist einer großen Gefahr entgangen«, stellte sie fest und zeigte auf das tote Blattwesen. »Ich habe es gewusst.«

»Du hast die Gabe der Vorsehung«, bemerkte er. »Ich weiß. Hättest du mich nicht warnen können?«

»Hättest du auf mich gehört?«

»Ich habe schon immer viel auf deine Worte gegeben«, entgegnete er. »Erinnerst du dich nicht?«

Er kannte Ierze-Twei als überaus kluge Frau. Zuweilen handelte sie in einer undurchsichtigen und rätselhaften Weise, erreichte aber gerade dadurch manches Ziel, das vorher als unerreichbar für sie gegolten hatte.

Wenn sie sich ihm näherte, dann gewiss nicht, weil sie mit ihm sympathisierte, sondern weil sie sich Vorteile von ihm versprach.

Sie sieht meinen weiteren Aufstieg voraus, überlegte er. Nur deshalb ist sie hier.

»Ich habe eine Warnung für dich«, erklärte sie. »Eine Flotte fremder Raumschiffe nähert sich uns. An ihrer Spitze fliegt das größte Raumschiff, das ich kenne. Es ist noch undeutlich. Ich kann es noch nicht genau ausmachen, aber das liegt daran, dass es die Durststrecke schon fast erreicht hat.«

»Was für ein Raumschiff?«, fragte er überrascht. »Und was für eine Flotte? Wenn sie so weit gekommen ist, muss schon etwas Besonderes an ihr sein.«

Sie drehte ihre Hände hin und her.

»Ich bin mir nicht sicher. Das große Schiff nennt sich BOSAS. Vielleicht auch BATIS oder BASIP.«

»Was ist mit diesem Schiff?«

»Es ist eine Überraschung an Bord«, kicherte sie.

»Überraschung? Für wen?«

»Vielleicht für dich. Bestimmt für den Clanskopf«, erwiderte sie geheimnisvoll. »Du bist herausgefordert.«

»Was habe ich mit der Flotte zu tun? Sage es mir, wenn du es siehst.«

Sie fuhr sich mit den Händen über das graue Gefieder.

»Das liegt allein bei dir. Die Zukunft hat viele Möglichkeiten. Eine davon bist du. Die Würfel werden fallen, wenn der Bunker sich geschlossen hat.« Sie deutete auf das tote Blattwesen und fuhr in sachlichem Ton fort: »Du solltest dafür sorgen, dass die Leiche beseitigt wird.«

Mit diesen Worten eilte sie davon.

Gryden-Holmes entfernte sich in der entgegengesetzten Richtung. Er schaltete das winzige Funkgerät ein, das er im Gefieder unter seinem Schnabel verbarg, und flüsterte einen Befehl hinein. Die Alte hatte recht. Er durfte das Blattwesen nicht einfach liegen lassen.

Er betrat einen gewundenen Gang, auf dem sich zahlreiche Fyrer bewegten. Die meisten von ihnen trugen Tauschwaren auf den Schultern und handelten andere Waren ein, die aus den verschiedenen Machtnischen des Vorhofs des Loolandre stammten.

Als Gryden-Holmes den Clanskern Palk-Palm bemerkte, der ihm zusammen mit seinen Mitarbeitern entgegenkam, wich er durch einen seitlich abzweigenden Gang aus. Wenige Schritte weiter öffnete er eine Tür und betrat einen düsteren Raum, in dem zwei Männer an einem großen, farbenprächtig gemusterten Tuch arbeiteten.

Der Clanskern wollte etwas sagen, doch da fielen seine Blicke auf die Gestalt, die sich im Zentrum der Farbmuster befand.

Das große Facettenauge leuchtete in grellem Rot, ein Feuer schien darin zu glühen, das kurz vor dem gewaltsamen Ausbruch zu stehen schien.

Das Auge befand sich mitten auf der Stirn des humanoiden Wesens.

*

Nachor von dem Loolandre lächelte, als die junge Frau den Raum betrat. Er stand an einem der Tische, auf dem sich eine Reihe von Messgeräten befand.

»Du musst Loanda Seray sein«, sagte er freundlich. »Ich habe auf dich gewartet.«

Sie blickte ihn mit einem gewinnenden Lächeln an. Bisher hatte sie sich keine rechte Vorstellung von dem Armadaprinzen gemacht. Alles, was sie empfunden hatte, als man ihr gesagt hatte, dass sie mit ihm zusammenarbeiten sollte, war das Gefühl, mit etwas absolut Fremdem konfrontiert zu werden. Das riesige Auge auf der Stirn Nachors war allerdings fremdartig. Das Licht brach sich hundertfach in den roten Facetten, und sie konnte nur vermuten, dass er seine Blicke auf sie gerichtet hatte und sie bewusst wahrnahm. Unwillkürlich fragte sie sich, wie er sie sah.

Natürlich so wie du ihn auch, beantwortete sie sich diese Frage selbst. Oder glaubst du, in Hunderten von Einzelbildern?

Loanda Seray war Wissenschaftlerin. Sie war schon oft nichtmenschlichen Wesen begegnet, so dass sie es nicht irritierte, mit ihm allein zu sein.

Sie wusste, dass Nachor das »von dem Loolandre« auf seine Herkunft bezog, jedoch von dem Loolandre keine konkrete Vorstellung hatte. Er hatte vergessen, wie es dort aussah, und er nahm an, dass es sich dabei um eine Armadaeinheit handelte.

Flüchtig blickte sie auf die Armadaflamme, die ruhig über seinem Kopf brannte. Diese Flamme war nach Aussagen Nachors »egobezogen«, und es hieß, dass er noch nie über sie vom Armadaherzen aus beeinflusst worden war.

Was geht in ihm vor?, überlegte sie, als sie neben dem Mann in der schwarzen, rüstungsähnlichen Kleidung stand. Er muss doch etwas fühlen, da er sich nun dem Loolandre nähert, zu dem er eine ganz bestimmte Beziehung haben muss. Was denkt er? Beschäftigt er sich überhaupt mit dem Loolandre? Bereitet er sich auf irgend etwas vor?

Sie blickte zu ihm auf und sah ihn lächeln. Ein eigenartiges Gefühl beschlich sie, und eine Welle der Sympathie für ihn stieg in ihr auf.

Nachor von dem Loolandre musste sich dessen bewusst sein, wie ungewöhnlich seine Situation war. Die Ereignisse der letzten Tage konnten ihn nicht unberührt gelassen haben, wenngleich wenig davon zu erkennen war.