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40 Tage Hypersturm - der Überlebenskampf der Gestrandeten Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man den Frühsommer des Jahres 429 NGZ. In den Monaten zuvor sind im Solsystem viele Dinge geschehen. Da war zum Beispiel der Angriff der beiden letzten Elemente des Dekalogs. Doch er wurde abgewehrt, und das Chronofossil Terra konnte aktiviert werden. Damit ergab sich eine neue Lage: Die Endlose Armada machte sich auf den langen Weg in Richtung Behaynien. Perry Rhodan ging auf die Suche nach EDEN II. Die Reste des Virenimperiums ballten sich im Raum Terra zusammen. Und viele Menschen begannen, die Auswirkung der Aktivierung Terras zu spüren, indem sie sich als Galaktiker empfanden und von akutem Fernweh ergriffen wurden. Dieses Fernweh wird durch die Virenschiffe gestillt, die mit ihren Passagieren Kurs in die Unendlichkeit des Alls nehmen. Zu den vielen Vironauten, die zu ihrer Abenteuerreise aufgebrochen sind, wird das Cepor-System in der Mächtigkeitsballung ESTARTU zu einer wichtigen Station ihres Fluges, denn von dort kam der SOS-Ruf Ronald Tekeners. Tekener ist mit seiner LASHAT auf einer Welt dieses Systems notgelandet. 40 Tage lang ist jede Hilfe von außen unmöglich, und in dieser Zeit müssen sich die gestrandeten Vironauten behaupten gegen DIE TIERMEISTER VON NAGATH ...
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Nr. 1268
Die Tiermeister von Nagath
40 Tage Hypersturm – der Überlebenskampf der Gestrandeten
von Peter Griese
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man den Frühsommer des Jahres 429 NGZ. In den Monaten zuvor sind im Solsystem viele Dinge geschehen. Da war zum Beispiel der Angriff der beiden letzten Elemente des Dekalogs. Doch er wurde abgewehrt, und das Chronofossil Terra konnte aktiviert werden.
Damit ergab sich eine neue Lage: Die Endlose Armada machte sich auf den langen Weg in Richtung Behaynien. Perry Rhodan ging auf die Suche nach EDEN II. Die Reste des Virenimperiums ballten sich im Raum Terra zusammen. Und viele Menschen begannen, die Auswirkung der Aktivierung Terras zu spüren, indem sie sich als Galaktiker empfanden und von akutem Fernweh ergriffen wurden.
Dieses Fernweh wird durch die Virenschiffe gestillt, die mit ihren Passagieren Kurs in die Unendlichkeit des Alls nehmen.
Zu den vielen Vironauten, die zu ihrer Abenteuerreise aufgebrochen sind, wird das Cepor-System in der Mächtigkeitsballung ESTARTU zu einer wichtigen Station ihres Fluges, denn von dort kam der SOS-Ruf Ronald Tekeners.
Vaichath – Tiermeisterin von Nagath.
Oghol – Häuptling eines Symbionten-Stammes.
Kagham – Anführer einer Horde von Parasiten-Nagather.
Pathythia Baal, Falco Hoelzel und Longasc – Gefangene der Wildnis von Nagath.
Ronald Tekener
Wenn der Erste Dompteur dem Boden Nagaths wiedergegeben worden ist, beginnt die Jagd auf das Waddeldar. Und wer das Waddeldar fängt und in seinen Bann zwingt, der ist reif, neuer Erster Dompteur zu werden. Er hat dafür 20 Tage Zeit. Ist diese Frist verstrichen, ohne dass ein Waddeldar gefunden wurde, so ist der Stamm zum Untergang verurteilt. Nichts kann ihn dann noch retten.
(Aus einer Geschichte, die an den Lagerfeuern von Oghols Stamm erzählt wurde).
1.
Der Tod eines Nagathers bedeutete normalerweise für Vaichath sehr wenig. Sie war so naturverbunden wie alle Angehörigen von Oghols Stamm oder wie alle intelligenten Bewohner von Nagath.
Aber in diesem Fall galt das nicht. Diesmal war alles anders, denn der Erste Dompteur war gestorben. Für die normalen Nagather aus Oghols Stamm war das zwar auch ein herausragendes Ereignis, aber jeder Artgenosse konnte das gelassener sehen als Vaichath – Cailibi natürlich ausgenommen.
Der Erste Dompteur, dessen ursprünglicher Name längst in Vergessenheit geraten war, war nicht nur ihr Lehrmeister gewesen. Sie war seine beste – oder vielleicht zweitbeste Schülerin gewesen. Oder, sagte sich die Nagatherin, ich war die beste – Cailibi natürlich ausgenommen.
Die Beisetzung war vorüber. Unten im Dorf der tausend Bäume kehrte wieder der Alltagstrott ein. Oghol war mit den vielen Zweiten Dompteuren dabei, die Woodanager zum Bau neuer Unterkünfte anzuleiten. In den nächsten Tagen sollten drei Hochzeiten stattfinden, und die neuen Gemeinschaften benötigten ein Obdach. Um Vaichath und ihre persönlichen Gedanken und Sorgen kümmerte sich niemand – Cailibi natürlich ausgenommen.
Die Nagatherin hockte auf dem Gipfel eines der fünf Hügel, die das Dorf Oghols kreisförmig umsäumten. Sie hatte die drei Finger ihrer Arme zu einem Knoten verschlungen, als könne sie so in sich selbst Halt finden und Mut schöpfen für die schwere Prüfung, die ihr bevorstand und die für sie sehr viel, für den Stamm vielleicht alles bedeutete. Keiner der anderen Nagather nahm von ihr Notiz, obwohl sie in deren Blickfeld war – Cailibi natürlich ausgenommen.
Der hockte auf einem anderen Hügel und starrte zu ihr herüber. Sie war sich dessen sicher, obwohl sie ihre Blicke nicht in die Runde schweifen ließ.
Cailibi war nicht nur drei Jahre älter als Vaichath. Er besaß gegenüber der Frau einen unschätzbaren Vorteil. Er hatte schon einmal ein Waddeldar gesehen! Zumindest hatte er das immer behauptet, und der Erste Dompteur, dessen Leib nun in der Erde Nagaths den ewigen Weg allen natürlichen Lebens ging, hatte nie daran gezweifelt. Für die Nagatherin wäre es ein unverzeihlicher Frevel gewesen, wenn sie an diesen Worten gerüttelt hätte. Bei sich allein dachte sie jedoch anders.
Cailibi war von einem tiefen Ehrgeiz beseelt. Er hatte nie die Frage aufkommen lassen, wer der Nachfolger als Erster Dompteur sein würde. Für ihn stand unabänderlich fest, dass er das war und dass Vaichath nur die Rolle der notwendigen Nebenbuhlerin spielen durfte. Nach ihrer Niederlage würde er sie weiter im Kreis der Zweiten Dompteure dulden, aber er würde zeit seines Lebens kein Wort mehr mit ihr wechseln.
So verlangten es die Gesetze und Regeln von Oghols Stamm.
Über das Waddeldar wusste die Nagatherin nicht mehr als jeder Angehörige von Oghols Stamm. Es ging aufrecht auf zwei Beinen, und es besaß kein Fell. Eigentlich war das wenig. Vor allem fehlte jede Auskunft über die Körpergröße. Und was vielleicht noch wichtiger war, sie wusste nicht, auf welche Laute das Waddeldar hörte. Welche Bemalung sollte sie anlegen, um dem Waddeldar so zu begegnen, dass es auch auf sie ansprach? Sie wusste es nicht. Keiner im Stamm Oghols wusste es – Cailibi wahrscheinlich ausgenommen, denn er hatte ja schon einmal ein Waddeldar studieren können.
Die Nagatherin hob ihren Kopf, so dass sie über den teilweise sehr dichten Dschungel hinweg auf das Dorf blicken konnte. Oghol befehligte die Zweiten Dompteure, die wiederum die Woodanager beim Aushöhlen der oberen Hälften der mächtigen Wohnbäume anleiteten.
Ob sie es wagen konnte, Cailibi beim Anlegen der Körperbemalung heimlich zu beobachten? Nein! Sie verwarf diesen Gedanken wieder. Ihr Konkurrent war zu schlau. Er konnte zwanzig oder mehr Tiere gleichzeitig lenken und sie zu seinem persönlichen Schutz oder als Wachen einteilen. Sie würde nie und nimmer nah genug an ihn herankommen.
Vaichath lauschte in sich hinein. Sie spürte Angst und Freude. Die Furcht vor dem Feuer war übermächtig. Ihr gegenüber verblichen die Bedenken vor der sich ab und zu aufblähenden Sonne, die sie wohl fürchtete, aber auch verehrte. Sie wartete auf die Nacht, in der die vielen Monde (Oghol behauptete, es seien 33) ihre Sinne laben würden. Sie liebte die Monde, auch wenn diese vielleicht nur die Diener der Sonne waren, denn sie waren schlicht und schön. Neben der Natur ihrer Heimat stellten sie das Symbol für alle Herrlichkeit des Daseins dar.
Einmal hatte sie einen Traum gehabt, der so schrecklich endete, dass sie über mehrere Tage nicht mehr in der Lage gewesen war, einem Tier richtige Anweisungen zu geben. Die Monde hatten sich verflüssigt und in bunten Schlieren über den Nachthimmel verteilt. Mit Schaudern dachte sie daran zurück.
Aber ihr Leben hatte auch viele schöne Seiten gehabt. Tiermeister war jeder Nagather von Oghols Stamm. Und auch wohl jeder anderen Gruppe aus nah und fern. Aber nur wenigen war das Talent angeboren, zum Zweiten Dompteur aufzusteigen. Wer erfolgreich nachweisen konnte, mehr als hundert verschiedene Tierarten zu beherrschen, bekam den Rang eines Zweiten Dompteurs. Unter diesen wiederum wurden jene ausgewählt, die in der Lage waren, auch bei ihnen bis dahin unbekannten Tieren auf Anhieb eine Verständigung zu erzielen.
Diese Nagather bekamen einen besonderen, aber namenlosen Status. Sie wirkten stets im engsten Kreis des einen Ersten Dompteurs des Stammes. Und wenn dieser verstarb, wurde aus diesen Auserwählten der neue Erste Dompteur bestimmt. Dies geschah durch die Prüfung, bei der es galt, das seltenste Tier von Nagath innerhalb von 20 Tagen aufzuspüren und unter Befehlsgewalt zu bekommen, das Waddeldar.
In Oghols Stamm hatten nur zwei diesen bevorzugten Status errungen. Sie selbst, Vaichath, und natürlich Cailibi. Zwischen ihnen hatte das Wettrennen begonnen, wenngleich dafür auch noch keine äußerlichen Anzeichen zu erkennen waren.
Vaichath machte sich mit dem Gedanken vertraut, dass sie diese Auseinandersetzung um die Würde des Ersten Dompteurs verlieren würde. Die wesentlichen Vorteile lagen eindeutig auf Cailibis Seite.
Was würde sie dann tun, wenn der neue Erste Dompteur kein Wort mehr mit ihr sprach? Wäre sie überhaupt in der Lage, diese Schmach zu ertragen? Sie wusste es nicht, aber sie resignierte auch nicht.
Mit etwas Glück würde sie sich einem anderen Stamm anschließen können. Dort würde sie zwar wieder ganz unten anfangen müssen, aber bei ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten der Tierstimmenimitation war das kein Handikap. Natürlich musste es sich um einen Stamm der der Symbionten-Nagather handeln, wie es der Oghols war.
Hier im Baumdorf lebten die naturverbundenen Nagather in friedlicher Eintracht mit den Tieren. Natürlich bestimmten sie, was getan wurde. Sie lenkten die Geschöpfe der Fauna so, wie es ihren Bedürfnissen entsprach, ohne die Tiere jedoch auszubeuten oder zu unterwerfen.
Das hatten die wahren Tiermeister nicht nötig, denn sie konnten sich mit ihren Symbiosepartnern wahrhaft verständigen. Die Woodanager profitierten davon, dass sie die Baumwohnungen aushöhlten, denn die Nagather gaben ihn Schutz bei Unwettern oder führten sie in solche Regionen, in denen die von Nagern bevorzugten Seidenknospen wuchsen. So wusch eine Hand die andere.
Ähnliches galt für die klobigen Ärter, die als Reittiere benutzt wurden. Diese Tiere wären längst ausgestorben, wenn die Tiermeister nicht in regelmäßigen Abständen dafür gesorgt hätten, dass die pinkfarbenen Nachteulen die schmarotzenden Egel aus ihrem Fell fraßen.
Die Beispiele ließen sich fast endlos fortsetzen, und insgesamt zeigten sie, dass die Nagather in einer harmonischen Symbiose mit der Natur lebten.
Vaichath wusste aber sehr wohl, dass dies nicht für alle Stämme galt. Sie brauchte nur an die Fleischfresser zu denken, die der weise Oghol Parasiten nannte. Diese Nagather waren allein aufgrund ihrer brutalen, ja fast mörderischen Einstellung zu jeglicher Art Leben die ärgsten Feinde der Symbiose-Nagather, zu denen Vaichath gehörte.
Und die nichtsnutzigen Faulen, die Oghol als Synöziten oder Synözie-Nagather bezeichnete, gefielen der Frau aufgrund ihrer Interesselosigkeit auch nicht viel besser. Diese Gruppen lebten zwar auch mit Tieren in einer Gemeinschaft, aber eigentlich profitierte keine Seite davon. Auch war bei den Synöziten die Fähigkeit der Tierstimmenimitation bei weitem nicht so ausgebildet wie bei den Symbionten.
Wenn Vaichath ihre Lage so überdachte, dann blieb ihr nach der Niederlage nur die Wahl, entweder diese zu tragen und mit Cailibis Verachtung zu leben oder aber einen anderen Stamm der Symbiose-Nagather zu finden und dort neu zu beginnen. Ganz einfach würde das nicht sein.
Sie grübelte noch eine ganze Weile vor sich hin, ohne sich zu einem Entschluss durchzuringen. Inzwischen sank die Dämmerung herab und legte sich wie ein weiches Tuch über die Natur.
Im Baumdorf beendeten Oghol, seine Helfer und die Woodanager für diesen Tag ihre Arbeit. Es war Zeit für das abendliche Mahl, für frische Früchte und klares Quellwasser.
Die Nagatherin warf einen Blick hinüber zu dem Hügel, auf dem sie Cailibi vermutete. Aber die beginnende Nacht verwischte die scharfen Konturen bereits mit ihren Schatten. Sie konnte nichts mehr erkennen.
Vielleicht hatte sich ihr Widersacher in diesem friedlichen und doch so entscheidenden Streit schon auf den Weg gemacht. Sie raffte sich endlich auf und stieg mit gemächlichen Schritten den Hügel hinab, bis sie das meterhohe Dickicht erreichte, über das sie bequem zu den oberen Baumwohnungen gelangen konnte.
Eine Gestalt tauchte vor ihr auf. Sie erkannte Cailibi, der seinen ganzen Körper in allen denkbaren Schlammfarben bemalt hatte. Vaichath erkannte kein sinnvolles Muster und vor allem keine dominierende Farbe, wie es eigentlich notwendig war.
Die Körperbemalung war ein wesentlicher Bestandteil der Stimmenimitation. Die Tiermeister benutzten farbigen Schlamm für diesen Zweck, der an vielen Orten zu finden war. Mit den Farben wurde eine Grundstimmung bei den Tieren erzeugt, die entweder eine anlockende oder eine abstoßende Wirkung besaß. Besondere Farbmischungen und Muster sprachen ferner einzelne Tierarten gezielt an. Andere Tiere wieder, wie etwa die zum Wohnungsbau eingesetzten Woodanager, reagierten bevorzugt auf gar keine Bemalung. Generell galt, dass rote Farbtöne Pflanzenfresser abschreckten, Fleischfresser jedoch aggressiv machten und damit anlockten.
Die eigentliche Fähigkeit der Tiermeister bestand aber in der Nachahmung der Stimmen der Tiere.
Vaichath überlegte, was Cailibis Bemalung zu bedeuten hatte. Etwas Ähnliches hatte sie noch nie gesehen. Es fehlte jede Logik in dieser Musterung und Farbzusammenstellung.
Wollte er sie auf eine falsche Fährte führen?
Oder war das am Ende gar wirklich die Bemalung, die ein Waddeldar anlocken und gefügig machen würde?
»Noch können wir miteinander sprechen«, stieß Cailibi guttural und kehlig aus. »Aber bald wird sich das ändern.«
»Du willst mich einschüchtern.« Vaichaths kantiger Echsenschädel ruckte in die Höhe. Sie entblößte ihr Gebiss. Zwei Reihen messerscharfer Zähne wurden sichtbar.
»Ich habe keinen Grund dazu«, entgegnete Cailibi. Es klang etwas überheblich. »Du weißt, dass du keine Chance hast.«
»Ich weiß«, antwortete sie trotzig, »dass wir beide die gleiche Ausgangsposition haben.«
»Ich gehe jetzt.« Grußlos drehte sich Cailibi um.
Seine muskulösen Beine trugen ihn schnell davon. Er verschwand irgendwo im Unterholz.
»Bis in zwanzig Tagen!«, hörte sie ihn röhren. Dann war auch das Getrappel verstummt.
Die Nagatherin stand eine lange Zeit bewegungslos da. Wieder prüfte sie ihre innere Verfassung. Zufrieden stellte sie fest, dass die kurze Begegnung mit dem Widersacher sie nur gestärkt hatte. Ihr Mut war wieder gewachsen. Ihr Selbstvertrauen war nun größer als je zuvor.
Sie pfiff einem Sechsbeiner, der kaum länger war als ihr Unterarm.
»Folge ihm«, gab sie dem Tier zu verstehen. »Folge Cailibi! Wenn der sechste Mond aufgegangen ist, kehrst du an diesen Ort zurück und zeigst mir den Weg, den er ging.«
Das kleine Felltier huschte davon.
Vaichath musste lange warten. Die Monde erschienen in dieser Nacht erst sehr spät. Sie hockte sich unter einen Busch, der Früchte trug. Während sie diese geduldig verzehrte, beobachtete sie den Nachthimmel.
Als der fünfte Mond über dem Horizont erschienen war, geschah es.
Der Nagatherin stockte der Atem, denn ein solches Schauspiel hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen.
Ein Mond fiel vom Himmel!
Er zog seine flammende Bahn durch die Atmosphäre Nagaths. Er riss die Luft auseinander. Er entzündete alles, bis er in unzählige Partikel zerfiel, die ein neues Muster des Feuers an den nächtlichen Himmel malten.
»Nein!«, schrie Vaichath. »Das ist kein Mond! Es ist ein Zeichen! Es muss das Zeichen sein, das die geschickt haben, um weiteren Mut in mir zu wecken, damit ich im Wettstreit mit Cailibi bestehe. Die, die über uns sind, die, deren Namen wir nicht nennen sollen, denn der Name Natur wäre zu gering. Sie wollen es, dass ich gewinne und neuer Erster Dompteur werde.«
Die flammenden Bahnen wurden langsamer. Sie neigten sich in sanften Bögen der Oberfläche Nagaths zu und wurden in ihrer Leuchtkraft schwächer und schwächer.
Ein schrecklicher Donner peinigte Vaichaths Ohren. Ein Windstoß riss sie von den Beinen. Sie taumelte in diesem Sturm, der genau dem Zustand ihrer Gefühle entsprach.
Und dann erstarben die flammenden Bahnen. Die Echos des unheimlichen Donners verhallten. In den Baumbehausungen mochten sich die anderen Tiermeister, die aus dem Schlaf gerissen worden waren, vor Schrecken krümmen. Das Rauschen der Ewigen Bäume dauerte noch an. Die Tiere der unteren Region bettelten um Hilfe, und die Tiermeister aus ihrem, aus Oghols Volk würden sie besänftigen und schließlich wieder in den Schlaf lullen.
Für Vaichath war es das Zeichen! Das Signal, der Hinweis, der Rat! Sie durfte nicht aufgeben.
Selbst in den Symbiose-Nagathern lebte etwas Unbegreifliches, das sie zu immer neuen Taten, zu frischem Mut, zu neuer Tatkraft, zu unüberwindbarem Selbstbewusstsein anstachelte.
Galt das auch für Cailibi?, fragte sich die Nagatherin, als wieder Ruhe eingekehrt war.
Die Pforten der Wolken öffneten sich. Ein Regenschauer ergoss sich über die ganze Region. Vaichath überblickte von ihrem Aufenthaltsort eine weite Fläche. Es war viel Zeit verstrichen, aber Cailibi war mit Sicherheit noch im Bereich des Regens. Der würde ihm die Körperbemalung vom Leib spülen, mit der er hoffte, das Waddeldar zu erwischen.