Perry Rhodan 1301: Eirenes Spur - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1301: Eirenes Spur E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

In den Tiefen der Kalmenzonen - Perry Rhodans Suche nach seiner Tochter Im Oktober des Jahres 445 Neuer Galaktischer Zeitrechnung haben sich die aus der Milchstraße verbannten Terraner um Perry Rhodan im Bereich der Mächtigkeitsballung Estartu eingerichtet. Von dort aus versuchen sie gegen die Herrschaft der Ewigen Krieger zu kämpfen, die im Reich der Zwölf Galaxien seit Jahrtausenden ihre brutale Herrschaft ausüben. Was Perry Rhodan und seine Helfer, die sich bei den Gängern des Netzes organisiert haben, planen, zielt auch auf die Situation in der heimatlichen Milchstraße ab. In der Menschheitsgalaxis haben die Ewigen Krieger mit Sotho Tyg Ian einen Statthalter inthronisiert, der mit Hilfe des Gordischen Knotens und des Stygischen Netzes seine Macht ausübt. Rhodans Überlegung: Nur wer in der Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ESTARTU erfolgreich ist, kann dafür sorgen, dass auch die Lage in der Heimat sich eines Tages zum Besseren wenden möge. Wobei sich dort natürlich ebenfalls der Widerstand regt ... Zu allen Schwierigkeiten, welche eine Untergrund-Organisation wie die Gänger des Netzes mit sich bringt, kommt nun ein persönliches Problem: Eirene, Perry Rhodans und Gesils gemeinsame Tochter, scheint in Schwierigkeiten zu stecken. Bei ihrem ersten Spaziergang im psionischen Netz wurde sie ein Opfer der Verzerrung des Netzes, hervorgerufen durch den mysteriösen KLOTZ. Mit zunehmender Sorge warten Eltern und Freunde auf ein Lebenszeichen des Mädchens. Als dieses Lebenszeichen ausbleibt, macht sich Perry Rhodan selbst auf die Suche. Der Terraner folgt EIRENES SPUR ...

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Nr. 1301

Eirenes Spur

In den Tiefen der Kalmenzone – Perry Rhodans Suche nach seiner Tochter

von H. G. Francis

Auf Terra und in der Menschheitsgalaxie schreibt man den Oktober des Jahres 445 NGZ. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Aufbruch der Vironauten, zur Verbannung der Ritter der Tiefe durch die Kosmokraten und zum Erscheinen der beiden Sothos aus der Mächtigkeitsballung ESTARTU führten, rund 16 Jahre vergangen.

Vieles, zumeist Unerfreuliches ist seitdem geschehen: Die Philosophie des Permanenten Konflikts mit dem Kriegerkult und der Upanishad-Lehre hat in der Galaxis ihren Einzug gehalten – Sotho Tyg Ian, der Erschaffer des Gordischen Knotens und des Stygischen Netzes, hat nachhaltig dafür gesorgt.

Glücklicherweise hat der Sotho es nicht bewerkstelligen können, den Widerstand der Galaktiker zu brechen – und daher besteht Hoffnung, dass sich die Situation in der Milchstraße eines Tages zum Besseren wenden möge.

Auch in ESTARTU selbst, dem Reich der 12 Galaxien, wo die Ewigen Krieger seit Jahrtausenden unter Berufung auf den Willen der Superintelligenz ihre Herrschaft ausüben, regt sich immer noch Widerstand.

Vor allem sind die Gänger des Netzes aktiv, zu denen seit kurzem auch Eirene, Perry Rhodans und Gesils Tochter, gehört.

Die Hauptpersonen des Romans

Eirene – Eine junge Netzgängerin in Gefangenschaft.

Fiload – Anführer der Som-Ussadi von Kijito.

Perry Rhodan – Der Terraner auf der Suche nach seiner Tochter.

Moosaphent und Perpetran – Zwei Strandguthändler.

Dokroed – Kodexwahrer von Pailliar.

Gorgud

1.

Ich wusste, dass ich weit von zu Hause entfernt war, aber was bedeutete dieses »weit« schon, wenn man als Netzgänger riesige Entfernungen in kaum messbarer Zeit zurücklegen konnte?

Irgend etwas war mit DORIFER oder mit der Umgebung von DORIFER geschehen. Ich grübelte vergeblich darüber nach, was es gewesen war. Ich wusste lediglich, dass es mich herausgeschleudert hatte aus dem Psionischen Netz, und dass mir meine ganze Konzentration nichts geholfen hatte.

Ich war wieder bei den Ussadi gelandet, und ich brauchte Hilfe.

Sicher würde Perry nach mir suchen.

Aber wo sollte er anfangen? Aus kosmischer Sicht war ich nicht »weit« von Sabhal entfernt. Aus der gleichen Perspektive aber war ich so klein, und die Zahl der Orte, an der Perry nachforschen musste, so unendlich groß, dass er praktisch keine Möglichkeit hatte, mich zu finden.

Wenn es das Unglück wollte, würde ich auf diesem Planeten zugrunde gehen und keine Chance erhalten, ihn zu verlassen, obwohl man mir meine Netzkombination zurückgegeben hatte.

Ich blickte auf meine linke Schulter, und ich fühlte, wie es mich kalt überlief. Abscheu erfüllte mich gegen den Pilz, der auf meiner Schulter wuchs. Ich glaubte, die Wurzelfäden tief in meinem Fleisch fühlen zu können, ja mir war, als ob sie sich bis zu meinem Herzen vorgetastet hätten und es nun fest in ihrem Griff hielten. Es war dieser Pilz mit seinem Gift, der mich daran hinderte, mich frei zu bewegen, zu jenem schimmernden Kugelgebilde zu laufen, das mir einen Einstieg in das Psionische Netz erlaubt hätte und das niemand außer mir sehen konnte.

Ein unangenehmer Geruch stieg mir in die Nase. Ich wusste sofort, wer sich mir da näherte.

Fiload!

Alles in mir lehnte sich gegen ihn auf. Ich hasste den Anführer der Som-Ussadi-Siedler, und das nicht nur wegen des schier unerträglichen Gestanks, der von ihm ausging. Ich war ihm erneut in die Hände gefallen, und dieses Mal sah es nicht danach aus, als könnte ich ihm entkommen.

Ich war nicht fähig, mir den Pilz von der Schulter zu streifen. Die Pflanze sonderte ein Gift aus, das es mir einfach unmöglich machte. Wie oft hatte ich die Hand schon danach ausgestreckt, aber es war mir noch nicht einmal gelungen, ihn zu berühren. Sobald sich meine Fingerspitzen ihm näherten, erfasste eine unbegreifliche Lähmung meinen Arm. Die Muskeln versagten, und ich konnte den Arm nicht mehr bewegen.

Irgendwann werde ich mich fallen lassen, nahm ich mir vor. Und ich werde so aufprallen, dass ich den Pilz dabei zerquetsche.

»Im Namen Wemas«, sagte Fiload.

»Es muss sein.«

Ich ahnte, wovon er sprach, denn wenige Meter von mir entfernt war ein winziger, völlig federloser Ussadi aus dem Ei geschlüpft. Er lag jetzt schwer atmend und vollkommen erschöpft in einem Nest aus daunenweichen Gräsern am Rand der Terrasse, die dem Haus Filoads vorgelagert war. Wenigstens zwanzig Nachkommen des Ussadi-Anführers drängten sich um das Nest, um das jüngste Kind Filoads zu bewundern. Mir fiel auf, dass sie ausnahmslos alle hinkten – ebenso wie ihr Vater auf dem linken Bein. Der Anblick dieser hinkenden Horde war geradezu komisch. Doch ich lachte nicht. Der Gestank, der von Fiload ausging, setzte mir hart zu. Ich fragte mich lediglich, ob die Kinder ihren Vater nachäfften, oder ob sie eine körperliche Schwäche von ihm geerbt hatten.

Der Ussadi wandte sich mir zu, und ich hatte den Eindruck, dass er mich mit seinem dritten Auge anglotzte. Es schwappte wie ein großer Gallertklumpen über seinem Schnabel hin und her – ein Anblick, der mein Wohlbefinden keineswegs steigerte.

Fiload war außerordentlich stolz auf dieses dritte Auge, denn er war der einzige Ussadi, der so ein Auge hatte. Hier lag offenbar eine Mutation vor.

»Im Namen Wemas«, wiederholte er. »Es muss sein.«

»Selbstverständlich«, antwortete der Schamane, der wie ein Häuflein Elend neben ihm stand. Der Medizinmann der Ussadi war uralt. Er hatte keine einzige Feder mehr am Körper. Seine Haut war grau und schlaff und hing in langen Falten von seinem Hals herab. Den übrigen Körper verhüllte der Mann mit Pelzen von erlegten Tieren. Er verstand sich offenbar ausgezeichnet darauf, die Felle seiner Beute zu präparieren, denn sie befanden sich in einem außerordentlich guten Zustand. Sie glänzten seidig und schienen federleicht zu sein. Ich konnte mir vorstellen, dass es ein überaus angenehmes Gefühl war, sie zu tragen.

Der Schamane holte ein Messer unter den Pelzen hervor, reckte einen Arm in die Höhe und hielt es in die tief stehende Sonne, so dass die Klinge feurige Lichtblitze um sich warf. Dabei krächzte er eine Beschwörung, deren Inhalt ich nicht verstand.

Die Kinder wichen leise schnatternd vor dem Nest zurück und machten damit den Weg zu dem gerade geschlüpften Ussadi frei. Ich sah, wie sich die Klinge senkte und blickte zur Seite. Die kläglichen Schreie des Kindes ließen mich vor Entsetzen erschauern. Ich sah nicht hin. Ich wusste auch so, dass der Schamane das dritte Auge entfernt hatte.

»Im Namen Wemas«, sagte Fiload zum dritten Mal. »Es musste sein. Seht mein drittes Auge! Ich bin der Anführer der Ussadi. Wer sonst kann drei Augen vorweisen?«

*

An Bord des Netzgängerschiffs herrschte eine angespannte Ruhe, die jedoch nicht überdecken konnte, was Atlan und die fünf anderen Netzgänger empfanden, die Rhodan auf diesem Flug begleiteten.

Sie näherten sich dem KLOTZ, der in der Nähe von DORIFER erschienen war.

Dem ersten Anschein nach war der KLOTZ aus DORIFER selbst gekommen, aber mittlerweile waren sich alle Netzgänger darin einig, dass dieser Eindruck getäuscht hatte. Der KLOTZ konnte nicht in enger Beziehung zu dem Kosmonukleotid stehen.

Er hatte gewaltige Störungen verursacht.

Das Psionische Netz war in Unordnung geraten. Die Psikom-Verbindungen waren ausgefallen. Dabei hatte sich gerade diese Kommunikationsmöglichkeit als überaus störungsfrei und zuverlässig erwiesen, so dass sich der Eindruck manifestiert hatte, bei ihr sei überhaupt nichts in Unordnung zu bringen.

Und noch etwas hatte der KLOTZ verursacht, der sich nun mit einer Geschwindigkeit von 8000 km/sec in Richtung Zentrum der Galaxis Absantha-Shad bewegte – einer allzu geringen Geschwindigkeit, um dieses Ziel, falls es das Ziel war, in absehbarer Zeit erreichen zu können. Tatsächlich würden über vier Millionen Jahre vergehen, bis der KLOTZ dort ankam.

Rhodan blickte auf den Monitor. Er hatte Mühe, seine Gedanken zu ordnen.

Seine Tochter Eirene war verschwunden. Der KLOTZ hatte bei seinem Auftauchen derartige psionische Erschütterungen ausgelöst, dass Eirene offenbar davongeschleudert worden war.

Der KLOTZ war ein unregelmäßig geformtes, längliches Gebilde, das etwa 80 km lang war. Es erreichte eine maximale Breite von annähernd 25 Kilometern und hatte eine durchschnittliche Höhe von 18 Kilometern, wobei es sich zu zwei Seiten hin abflachte.

»Das Ding ist ein intensiver Psi-Strahler«, stellte der Arkonide schwer atmend fest. Rhodan bemerkte, dass die Augen Atlans tränten. Das war ein deutliches Zeichen seiner Erregung und Anspannung. »Wir sollten umkehren.«

»Wir haben uns ihm bis auf ungefähr acht Lichtminuten genähert«, entgegnete der Terraner. »Willst du aufgeben?«

»Spürst du es nicht selbst?«

Rhodan legte die Fingerspitzen an die Schläfen. Erstaunt registrierte er, dass er seine Empfindungen ausschließlich auf sich selbst bezogen hatte.

War es denn nicht die Sorge um Eirene, die das Gefühl in ihm aufkommen ließ, sich nicht im Weltraum zu bewegen, sondern von einem geheimnisvollen, bösartigen Wesen umgeben zu sein, das mit schattengleichen Spinnenfingern versuchte, in das Innere der Kapsel vorzudringen?

Waren denn diese eigenartigen Farbschleier nicht nur für ihn vorhanden, die vom KLOTZ ausgingen?

Bemerkte auch Atlan, dass sich die Perspektiven verschoben? Dass die Bedienungselemente des Schiffes sich zu verformen schienen, als seien sie plötzlich lebendig geworden und in der Lage, sich von der Stelle zu bewegen?

»Wir dürfen nicht näher herangehen«, warnte einer der Querionen, die als geistige Projektionen an Bord waren. »Wir ertragen das nicht.«

»Fünf Lichtminuten«, sagte Perry Rhodan, wobei er viel Mühe hatte, diese Worte klar auszusprechen. Er wähnte sich von Lichtkaskaden umgeben, und er fühlte, dass sich irgend etwas Fremdes in sein Gehirn drängte. Es war etwas unsagbar Bedrohliches, und es drängte ihn auf einen Abgrund zu, der von Wahnsinn erfüllt war.

»Umkehren«, keuchte der Terraner. »Wir werden alle wahnsinnig, wenn wir näher als vier Lichtminuten herangehen.«

Er sah, dass Atlan auf die Knie stürzte und Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten. Das Gesicht des Freundes hatte sich zu einer Grimasse des Schreckens verzerrt.

»Umkehren«, röchelte der Arkonide.

Das Schiff verzögerte und trat danach den Rückweg an.

Der Druck wich. Die Erscheinungen verschwanden, und die Netzgänger erholten sich allmählich von dem Psi-Schock, den sie erlitten hatten.

Der KLOTZ hatte sich als intensiver Psi-Strahler erwiesen, der nicht nur das psionische Feld im Umkreis von zehn Lichtstunden störte und in seiner Struktur verzerrte, sondern auch verhinderte, dass sich ihm die Gänger des Netzes auf mehr als vier Lichtminuten näherten.

Rhodan zweifelte nicht daran, dass sie alle wahnsinnig geworden wären, wenn sie sich nicht zurückgezogen hätten.

Immerhin hatte die Kapsel einige Messungen vorgenommen. Daraus ging unter anderem hervor, dass der KLOTZ eine Masse von 80 Billionen Tonnen hatte. Seine Substanz war fremdartig, aber homogen. Trotz seiner unregelmäßigen Form musste es als künstliches Gebilde angesehen werden.

»Wir kehren nach Sabhal zurück«, sagte Rhodan. »Vorläufig sehe ich keine Möglichkeit, mehr über den KLOTZ herauszufinden. Wir müssen in Ruhe überlegen, wie wir weiterhin vorgehen. Ich jedenfalls kann mich darum nicht kümmern.«

»Was hast du vor?«, fragte Atlan.

»Ich werde Eirene suchen«, erwiderte der Terraner. »Ich habe schon viel zu lange gewartet. Es wird allerhöchste Zeit, dass ich herausfinde, wo sie geblieben ist.«

»Es gibt nicht die geringste Spur«, bemerkte Atlan behutsam. »Jedenfalls vorläufig nicht. Meinst du nicht, dass du unter diesen Umständen Hilfe brauchst? Je mehr wir sind, desto besser sind deine Chancen.«

Rhodan lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er schüttelte den Kopf.

»Ich werde es allein machen«, wies er das Angebot des Freundes zurück. »Ich habe mir die Daten angesehen, die die DORIFER-Station beim Vorbeizug des KLOTZES registriert hat. Sie lassen in Bezug auf das, was mit Eirene geschehen ist, mehrere Deutungsmöglichkeiten zu. Es ist also nicht richtig, dass es keinerlei Spuren gibt. Ich kenne sogar mehrere, die allerdings in unterschiedliche Richtungen weisen.«

»Wenn es mehrere Spuren gibt, sollten sich auch mehrere Netzgänger daran machen, sie zu verfolgen.«

»Ich werde den weiter entfernten Bereich absuchen«, entschied Rhodan. »Seht ihr euch in der näheren Umgebung um. Mein Instinkt sagt mir allerdings, dass sie noch lebt und weit von uns weg ist.«

»Ich hoffe sehr, dass du dich nicht irrst.«

Das Kleinraumschiff, das über einen doppelten Antrieb verfügte, näherte sich der DORIFER-Station.

»Was machen wir mit dem KLOTZ?«, fragte Atlan.

»Wir können nichts tun«, erwiderte einer der Querionen.

»Der Meinung bin ich auch«, bestätigte Rhodan, nachdem er einige Zeit nachgedacht hat. »Das Ding läuft uns nicht weg – jedenfalls entfernt es sich nicht so schnell, dass wir es nicht jederzeit wieder einholen könnten. Wir können es vorläufig ziehen lassen und in aller Ruhe nach einem Weg suchen, wie wir zu ihm vordringen können, ohne dabei wahnsinnig zu werden.«

Er verstummte und konzentrierte sich auf die Dinge, die Eirene betrafen. Es fiel ihm schwer, sich von Gedanken an den KLOTZ freizuhalten und die anderen Probleme zu ignorieren, aber es wäre ihm unmöglich gewesen, Eirenes Belange außer acht zu lassen und sich nur auf andere Probleme zu konzentrieren. Nichts war ihm wichtiger, als seine Tochter zu finden und ihr zu helfen.

*

Ich atmete nur flach durch den Mund, um dem Gestank nicht so ausgesetzt zu sein, der von Fiload ausging. Meine Abneigung gegen diesen Ussadi wuchs von Stunde zu Stunde.

Ich befand mich auch an diesem Morgen noch auf der Terrasse des Hauses, das unmittelbar am Flussufer errichtet worden war. Der Schatten des Turmes fiel auf mich, der auf der Rückseite des Gebäudes stand und das Haupthaus weit überragte. Fiload war vor wenigen Minuten auf dem Turm gewesen. Er hatte lange dort oben gestanden und das Treiben in der Stadt beobachtet.

Kijito hatte etwa zehntausend Einwohner, und keines der Gebäude war größer als das Filoads. Selbst die beiden Tempel waren kleiner. Das Haus der guten Gottheit Wema stand im Osten. Es sah aus wie ein großes Nest, das aus dicken, geschälten Baumstämmen erbaut worden war. Im Westen erhob sich der stumpfe Kegel des Upotovu-Doms. Er war einer weniger freundlichen, offenbar gefürchteten Gottheit geweiht.

Ich fragte mich, was in ihm vorging.

Ich durchschaute den Anführer der Ussadi nicht. Fiload war vielen Stimmungen unterworfen. Mal war er aufbrausend und herrisch, dann wieder gab er sich nachdenklich, philosophisch und freundlich. Mal schien er skrupellos zu sein – wie etwa, wenn er einem Kind das dritte Auge entfernen ließ – dann wiederum wirkte er ängstlich und geradezu unterwürfig.

Was hatte er da oben auf dem Turm getan? Hatte er wirklich nur zugesehen, wie die Ussadi aus ihren Häusern hervorgekommen waren, um sich dem Tagewerk zu widmen? Oder hatte er seine Untertanen überwacht? Hatte er sorgfältig registriert, wo jemand lustlos oder zu spät an die Arbeit gegangen war oder gar seine Pflichten vernachlässigt hatte?

Fiload drehte den Kopf zur Seite und blickte mich mit einem Auge an.

»Ich habe lange überlegt, was ich mit dir machen soll«, eröffnete er mir dann. »Jetzt bin ich zu einem Ergebnis gekommen.«

Ich blickte an ihm vorbei zum südlichen Stadtrand hinüber, hinter dem sich die grüne Wand des Dschungels erhob. Dort war vor etwa einer Stunde ein etwa sieben Meter hoher Metallklotz erschienen, der fraglos zu einem Raumschiff gehörte. Dutzende von Ussadi waren dabei, das Gebilde auszuschlachten, das für sie buchstäblich aus dem Nichts herausgekommen war.

Das Pilzgift hatte mir die Fähigkeit genommen, die Enden der psionischen Netzfasern zu erkennen. Immerhin wusste ich, dass dieses Raumschiffsfragment aus dem Psionischen Netz herausgefallen war. Es war Strandgut, und es war Fiload und seinen Leuten hochwillkommen, auch wenn sie zur Zeit noch nicht wussten, was sie damit anfangen sollten.

Strandgut, dachte ich. So wie ich. Auch ich bin aus dem Psionischen Netz herausgefallen. Die Ussadi haben mich sofort kassiert, weil sie gewohnt sind, alles sogleich an sich zu bringen, was in ihrer Nähe auftaucht. Sie wissen ganz sicher nichts vom Psionischen Netz. Vermutlich glauben sie, dass ihre Gottheiten dafür verantwortlich sind, dass hin und wieder Strandgut ausgeworfen wird. Ich frage mich nur, welcher Gottheit sie mich zuordnen. Der freundlichen und wohlwollenden Wema oder dem teuflischen Upotovu.

»Zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«, fragte ich, als er mich allzu lange warten ließ.

Fiload presste die Flügel eng an den Körper, als sei ihm kalt.