Perry Rhodan 1431: Das Humanidrom - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1431: Das Humanidrom E-Book

H. G. Francis

0,0

Beschreibung

Sie starten das Jahrtausendprojekt - und ruinieren ihre Welt Die Galaktiker, die aus Tarkan zurückkehrten, haben sich aufgrund der Effekte eines Stasisfelds bei ihrer Heimreise um fast sieben Jahrhunderte verspätet - um eine Zeitspanne also, die sie unweigerlich zu Fremden in ihrer Heimat machen würde. Doch schwerer noch als der Umstand, dass man ins Jahr 1143 NGZ zurückkehrt, statt ins Jahr 448, wiegt die Tatsache, dass die Menschheitsgalaxis vom Rest des Universums durch eine Barriere total abgeschottet ist. Viele Raumfahrer, die im Lauf der Zeit diese Barriere zu überwinden versuchten, sind daran kläglich gescheitert - und unseren Tarkan-Rückkehrern ergeht es im Grunde nicht anders. Perry Rhodan und Co. haben jedoch nach ihrer Begegnung mit Roi Dantons Freihändlern, der Gefangennahme eines Cantaro und der Beschäftigung mit dem von Waringer entwickelten Pulswandler allen Grund dazu, den sogenannten Chronopuls-Wall, der sie von der Heimat trennt, erneut anzugehen. Bevor dieses riskante Unternehmen jedoch stattfindet, wechseln wir Zeit und Ort der Handlung und blenden um in die abgesperrte Milchstraße im 9. Jahrhundert NGZ, genau gesagt, ins Scarfaru-System. Dort sind die Bewohner des Planeten Lokvorth mit der Durchführung eines Jahrtausendprojekts beschäftigt - sie bauen DAS HUMANIDROM ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 1431

Das Humanidrom

Sie starten das Jahrtausendprojekt – und ruinieren ihre Welt

von H. G. Francis

Die Galaktiker, die aus Tarkan zurückkehrten, haben sich aufgrund der Effekte eines Stasisfelds bei ihrer Heimreise um fast sieben Jahrhunderte verspätet – um eine Zeitspanne also, die sie unweigerlich zu Fremden in ihrer Heimat machen würde.

Doch schwerer noch als der Umstand, dass man ins Jahr 1143 NGZ zurückkehrt, statt ins Jahr 448, wiegt die Tatsache, dass die Menschheitsgalaxis vom Rest des Universums durch eine Barriere total abgeschottet ist.

Viele Raumfahrer, die im Lauf der Zeit diese Barriere zu überwinden versuchten, sind daran kläglich gescheitert – und unseren Tarkan-Rückkehrern ergeht es im Grunde nicht anders. Perry Rhodan und Co. haben jedoch nach ihrer Begegnung mit Roi Dantons Freihändlern, der Gefangennahme eines Cantaro und der Beschäftigung mit dem von Waringer entwickelten Pulswandler allen Grund dazu, den sogenannten Chronopuls-Wall, der sie von der Heimat trennt, erneut anzugehen.

Die Hauptpersonen des Romans

Endehar Roff – Der geniale Erbauer des Humanidroms.

Albert Holm – Roffs engster Mitarbeiter.

Esmalda – Eine »Wahrsagerin«.

Zarlo Yilgrizz und Ikarus Pell – Holms Freunde – ein Blue und ein Siganese.

Warnat Emargoun

1.

Lokvorth

»Sei auf der Hut«, zischte Esmalda hinter der vorgehaltenen Hand. »Es ist ernst. Es könnte dich das Leben kosten. Zwei Spitzel von der Geheimpolizei sind unter deinen Gästen.«

Armin Holm schüttelte den Kopf, streckte den Arm aus und schob die Frau sanft zur Seite.

»Nicht jetzt«, bat er und klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit seiner Gäste auf sich zu lenken.

»Es ist ein Sohn!«, rief er begeistert. Triumphierend streckte er die Arme in die Höhe und blickte sich in der Runde seiner Freunde um, die sich in seinem Haus versammelt hatten. »Er soll Albert heißen.«

Die Männer und Frauen klatschten Beifall. Sie trugen das Beste, was es zur Zeit auf dem Planeten Lokvorth zu kaufen gab.

»Sieh an«, scherzte Alib O'Hora. Er trug einen weiten, flammend roten Schulterumhang, leuchtend gelbe Hosen und ein flauschiges Hemd, das mit den grünen Mustern der Adame-Blüten verziert war. An seinen Fingern blitzte ein gutes Dutzend mit Edelsteinen besetzter Ringe. »Am 1. Juli des Jahres 800 NGZ und mit zweihundert Jahren noch Vater eines Sohnes! Das ist eine Leistung, die einem Holm gut zu Gesicht steht!«

Er griff nach einem gefüllten Weinglas und prostete dem Medien-Manager zu. Die anderen Gäste schlossen sich ihm an.

Vor Armin Holm öffneten sich die Schiebetüren zur Terrasse, und die fröhliche Gesellschaft verließ das Haus, um sich an den reichgedeckten Tischen gütlich zu tun.

Endehar Roff blieb kurz stehen und blickte auf das Meer hinaus. Das Land fiel vom Haus aus sanft zum Wasser ab. Eine Säulengalerie zog sich unter grünenden Bäumen hin. Sie rahmte weiße Statuen ein, die wichtige Persönlichkeiten der terranisch-galaktischen Geschichte darstellten. Sie waren zugleich Ausdruck des Reichtums von Armin Holm, der selbst für lokvorthische Verhältnisse ungewöhnlich war. Am Horizont war Lokvorth-Therm zu erkennen, die neue Hauptstadt des Planeten.

Roff wandte sich dem stolzen Vater zu, ergriff seine Hand und schüttelte sie.

»Ich bin sicher, dein Sohn wird ein erfolgreicher Mann werden«, sagte der Ingenieur.

»Warum fragen wir nicht Esmalda?«, entgegnete Armin Holm gut gelaunt. »Wir alle wissen, dass sie in die Zukunft sehen kann.«

»Eine hervorragende Idee«, lobte Roff. Er war ein hochgewachsener, schlanker Mann, der durch seine schlechte Körperhaltung auffiel. Seine Schultern waren nach vorn gedrückt, so dass es schien, als habe er einen leichten Buckel.

Endehar Roff galt als der fähigste Ingenieur von Lokvorth.

Esmalda war eine brünette, nicht sehr große Frau, die einen mit roten Federn besetzten Hut trug. Dieses kunstvolle Gebilde war fast ebenso hoch wie sie selbst.

»Ich bin darauf vorbereitet«, erklärte Esmalda, noch bevor Holm etwas gesagt hatte. »Natürlich willst du wissen, wie die Zukunft deines Sohnes aussieht.«

Sie hatte rätselhafte, dunkle Augen und einen ungewöhnlich vollen Mund, der ständig zu lächeln schien. Nichts schien ihr zu entgehen. Sie war eine Frau, die sich niemandem so ohne weiteres öffnete. Vielleicht ging gerade deswegen eine besondere Faszination von ihr aus. Sie war fast immer von Männern umlagert, die um ihre Gunst buhlten.

»Darum geht es mir«, gab der Medien-Manager zu.

»Du hast allen Grund zur Freude«, erklärte sie. »Dein Sohn wird die Weiten der Milchstraße kennenlernen und seinen Fuß auf viele fremde Welten setzen.«

Armin Holm und die anderen Gäste, die ihre Worte gehört hatten, verstummten.

»Du machst Witze«, sagte Endehar Roff enttäuscht. »Warum sollte er Lokvorth verlassen wollen? Kein Mensch denkt an Raumfahrt. Wenn wir wissen wollen, wie es auf anderen Welten aussieht, schalten wir das Holorama ein. Außerdem haben wir keinen Grund, unseren Planeten zu verlassen. Nirgendwo treffen wir bessere Verhältnisse an als hier.«

Holm wurde sich dessen bewusst, dass Roffs Worte vor allem für die beiden Spitzel der Geheimpolizei gedacht waren.

»Und nirgendwo müssen sich ledige Frauen vor verheirateten Männern so in acht nehmen wie hier«, warf Esmalda spöttisch ein.

Armin Holm lächelte dünn.

»Nein, mein Sohn wird auf Lokvorth bleiben. Da bin ich ganz sicher«, sagte er.

Lokvorth war eine Welt des Überflusses, des Konsumrausches, der uneingeschränkten Freiheiten und auch der lockeren Sitten. Man sprach nicht gern über die Möglichkeit, den Planeten zu verlassen.

»Wozu sollte er zu anderen Welten reisen?«, fragte Holm. »Was könnte dort anders sein als hier?«

»Du wolltest sagen, er kann es nicht, weil er nicht das Recht dazu hat«, lächelte Esmalda. »Niemand hat das Recht auf Raumfahrt. Es heißt, dass die Menschen es vor Jahrhunderten einmal hatten, aber das ist längst vorbei. Heute redet nur noch die CILADA darüber, so als bestünde die Möglichkeit dazu. Vielleicht wird dein Sohn sie haben.«

Armin Holm blickte sich erschrocken um.

Es erschreckte ihn, dass Esmalda dieses Thema vertieft hatte, obwohl sie von der Anwesenheit der Geheimpolizei wusste.

»Es tut mir leid, Esmalda«, sagte er, »aber ich muss dir in aller Schärfe widersprechen. Zugleich bitte ich dich, darauf Rücksicht zu nehmen, dass dieses Thema bei einem solchen Anlass wirklich unpassend ist.«

Esmalda setzte zu einer ihrer gefürchteten Antworten an, kam jedoch nicht dazu, sie zu formulieren.

Ein junges blondes Mädchen trat auf die Terrasse heraus. Sie trug ein vollkommen durchsichtiges, seidig schimmerndes Gespinst, das ihren Körper von den Füßen bis zum Hals umgab – und darunter nichts. Von dem metallisch schimmernden Gürtel an ihren Hüften gingen optische Verzerrungsfelder aus, die dafür sorgten, dass von ihrer Weiblichkeit nur so viel zu sehen war, dass die Phantasie der Betrachter angeregt wurde.

Sie streckte die Arme in die Höhe und hüpfte auf den Fußballen.

»Hört mich an«, rief sie. »Ich muss euch was erzählen.«

Sie hatte ein junges, frisches Gesicht, das vor Erregung gerötet war. Ihre blauen Augen leuchteten, als habe sich alles Licht der Sonne Scarfaru darin gefangen.

»Was ist denn los, Janine?«, fragte Holm, als die Gespräche seiner Gäste verstummt waren.

»Es ist sensationell«, behauptete sie, während sie auf einen Stuhl und von dort auf einen mit Speisen bedeckten Tisch stieg. »Soeben ist eine überaus wichtige Nachricht von der Erde eingetroffen. Terra hat beschlossen, dass Lokvorth seinen Reichtum zum Ruhm der gesamten Menschheit einsetzen soll«, verkündete sie. »Uns ist der ehrenvolle Auftrag erteilt worden, ein Humanidrom zu bauen.«

Ihre Worte lösten einen Jubel aus, der die vorangegangenen Gratulationen für Armin Holm bei weitem übertraf. Es dauerte lange, bis es dem Medien-Manager gelang, wieder Ruhe herzustellen.

»Was ist eigentlich ein Humanidrom?«, fragte er dann.

Seine Frage löste teils Gelächter, teils Beifall aus. Keiner von den Gästen wusste, was die Lokvorther da eigentlich bauen sollten.

»Das Humanidrom ist eine gigantische Weltraumstation. Seine Größe ist nur noch in Kilometern zu messen. Es soll zu einem Denkmal des menschlichen Genies werden, zu einer Art Museum, in dem die Geschichte der Menschwerdung bis zum heutigen Tage dokumentiert wird. Die Erde veranschlagt eine Bauzeit von etwa fünfzig Jahren!«

Erneut brach Jubel aus, doch er war verhaltener und kürzer. Die meisten Männer und Frauen ließen sich in die Sessel sinken. Sie waren wie betäubt vor Überraschung und Bewunderung.

Endehar Roff räusperte sich. Er griff nach zwei Gläsern und stieß sie leicht gegeneinander, um sie aufklingen zu lassen. Die Männer und Frauen wandten sich ihm voller Spannung zu. Sie alle wussten, dass er ein Ingenieur von hohen Graden war.

»Liebe Freunde«, sagte er. »Ich habe schon etwas länger vom Humanidrom gewusst. Zusammen mit NATHAN habe ich mehr als zwei Jahre lang an dem Projekt Humanidrom gearbeitet«, eröffnete er. »Zusammen mit NATHAN habe ich es entworfen.«

Er konnte nicht weitersprechen. Ein Beifallssturm brach los. Die Männer und Frauen drängten sich jubelnd um ihn.

»Wie wird das Humanidrom aussehen?«, brüllte Alib O'Hora über die Köpfe der anderen hinweg.

»Wann beginnen wir mit dem Bau?«, wollte Armin Holm wissen.

»Warum habe ich nichts davon gewusst?«, kreischte Esmalda. »Und so was nennst du Freundschaft? Du ruinierst mir mein ganzes Geschäft!«

Die Menge lachte.

Endehar Roff hob abwehrend die Hände, bis es ruhig geworden war.

»Ich muss euch um Verständnis bitten«, sagte er. »Ich kann euch jetzt noch nicht mehr erklären. Erst muss ich wissen, wie viel ich euch verraten darf. Dazu muss ich vorher mit der Regierung sprechen.«

Er verschränkte seine Hände salbungsvoll ineinander.

»Außerdem muss ich jetzt gehen. Ich vermute, dass die Regierung die Nachricht über den ganzen Planeten verbreitet. Überall in den Städten finden Versammlungen statt, auf denen jemand wie ich gebraucht wird, der den Menschen ein paar Erläuterungen gibt.«

»Gerade deshalb werden wir dich nicht laufen lassen!«, schrie Alib O'Hora. »Solange du da bist, können wir dir Fragen stellen.«

»Glaubt mir, das Humanidrom ist das Größte«, erwiderte der Ingenieur. »Damit setzen wir uns ein galaktisches Denkmal. Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit ist irgendwo ein größeres und schöneres Bauwerk errichtet worden. Das Humanidrom wird Lokvorth für alle Zeiten umkreisen.«

Er breitete lächelnd die Arme aus.

»Wir haben allen Grund, stolz zu sein. Auf allen zivilisierten Welten blickt man bewundernd auf uns!«

Seine Worte lösten überschwänglichen Jubel aus, und Armin Holm rief nach den Bedienungsrobotern.

»Wir brauchen mehr Getränke«, sagte er zu dem Majorrobo. »Heute sollen sich meine Gäste besaufen!«

Er plauderte mit einigen jungen Frauen, als Esmalda zu ihm kam.

»Warst du in der Klinik?«, fragte sie. »Hast du deinen Sohn schon gesehen?«

Armin Holm lachte.

»Ich bitte dich«, erwiderte er. »Es ist das achte Mal, dass ich Vater werde. Da zieht es einen nicht mehr so in die Klinik.«

»Du hättest es tun sollen«, erklärte sie, »denn nun wirst du nie mehr die Chance haben, deinen Sohn zu sehen.«

»Was soll das?«, fragte er verstört. »Findest du nicht, dass solche Worte unpassend sind?«

»Komm«, forderte sie ihn auf. »Ich will dir etwas zeigen.«

Sie verließ die Terrasse, durchquerte den Salon und betrat seine Videobibliothek, in der er Tausende von Dokumentarfilmen von fremden Planeten gesammelt hatte. Darunter befanden sich auch viele Aufzeichnungen von Welten, die außerhalb der Milchstraße lagen.

Zwei Männer, die bunt wie Harlekins gekleidet waren, betraten den Raum. Sie streiften die Ärmel zurück, um ihm die pfeilförmigen Symbole der Geheimpolizei zu zeigen.

»Was soll das?«, fragte er unwillig. »Muss das sein?«

»Du weißt sehr genau, dass es sein muss«, erklärte Esmalda ihm. Ihre Augen verdunkelten sich, und die Federn ihres riesigen Huts wippten. »Durchsucht ihn!«

Holms Augen weiteten sich.

»Esmalda – du?«, stammelte er.

»Ja – ich«, bestätigte sie.

»Du bist bei der Geheimpolizei? Ich glaube es nicht.«

»Das ist mir egal«, erwiderte sie, und die Art, wie sie die beiden Polizisten behandelte, ließ erkennen, dass sie eine höhere Position bei der gefürchteten Behörde einnahm.

»Und ich habe dich für eine Freundin gehalten.«

»Das Geheimnis meines Erfolgs«, antwortete sie zynisch. Gelassen sah sie zu, wie dem Medien-Manager Handfesseln angelegt wurden. Mit den unsichtbaren Bändern aus Formenergie wurden ihm die Arme auf den Rücken gezwungen.

Armin Holm war bleich geworden. Schweißperlen bedeckten seine Stirn. »Was hast du mit mir vor?«, fragte er.

Sie drückte eine in einem der Borde versteckte Taste, und ein Regal glitt zur Seite. Dahinter öffnete sich die Tür eines Lifts. Die beiden Geheimdienstpolizisten stießen Holm hindurch in eine kleine Kabine und folgten ihm.

»Möchtest du sonst noch irgend etwas wissen?«, erkundigte sich Esmalda, während die von Antigravfeldern getragene Kabine nach unten glitt.

»Nein!«

»Ich hätte nicht gedacht, dass du ein derartiger Narr bist«, eröffnete sie ihm. »Du bist einer der reichsten Männer unseres Planeten. Du lebst im Überfluss, und doch musstest du gegen unsere Gesetze verstoßen.«

Die Kabine hielt an und öffnete sich. Die beiden Polizisten stießen den Medien-Manager in ein weites Kellergewölbe hinein.

Armin Holm stürzte, kam jedoch mit der Hilfe Esmaldas wieder auf die Füße. Sie führte ihn zu dem Objekt, das ihm zum Verhängnis geworden war.

»Du weißt, was darauf steht?«, fragte sie.

Er schwieg.

»Du bringst es nicht über die Lippen«, stellte sie verächtlich fest. »Dann will ich dir diese Mühe abnehmen. Die Todesstrafe!«

Sie wandte sich an die beiden Polizisten:

»Stellt das Beweismaterial sicher und führt ihn ab. Das Fest da oben wird nicht gestört. Ich gehe wieder rauf. Das Humanidrom muss schließlich gefeiert werden. Ich werde das Gerücht verbreiten, dass Holm in die Klinik geflogen ist.«

»Wann?«, keuchte Armin Holm verzweifelt.

Sie lächelte.

»Du meinst, wann du hingerichtet wirst?« Sie richtete ihren Hut. »Das kann ich dir ziemlich genau sagen. Das Beweismaterial ist erdrückend. Deshalb wird die Verhandlung in etwa einer Stunde beginnen. Sie wird nicht länger als zehn Minuten dauern. Danach bleiben dir noch zehn Minuten bis zur Hinrichtung. Deine Gäste werden dich noch feiern, wenn du längst tot bist!«

Armin Holm war unfähig, etwas zu erwidern.

Sie lachte.

2.

Humanidrom

»Du glaubst ja nicht, wie sehr ich mich freue«, sagte Deni Sassan. »Der Beste deines Jahrgangs! Weltraum-Ingenieur Albert Holm, hoffentlich siehst du jetzt nicht allzu hochnäsig auf mich herab.«

Er lachte und zog das blonde Mädchen mit den lustigen blauen Augen in seine Arme.

»Das würde ich niemals tun«, antwortete er. »Deni, du glaubst gar nicht, wie froh ich bin. An diesem Tag kann man einfach nicht so cool bleiben, wie es eigentlich notwendig wäre.«

»Cool ist ganz sicher nicht opportun«, widersprach sie. »Wir sollten zusammen mit deinen Kommilitonen feiern. Wann geht es denn los?«

»Du meinst, wann ich zum Humanidrom starte? In genau zwanzig Stunden. Wenn du mich fragst, muss ich dir allerdings sagen, dass ich lieber allein feiere als mit den anderen zusammen.«

Er legte den Arm um sie, und sie verließen das Gelände der Universität von Lokvorth-Therm. Albert Holm blickte nur kurz zurück. Die Gebäude der Universität boten keinen besonders anheimelnden Anblick. Der Putz bröckelte von den Wänden, obwohl er angeblich aus einem Material bestand, das die Jahrhunderte überdauern sollte.

»Du glaubst gar nicht, wie ich mich freue! Ausgerechnet heute, an meinem Geburtstag, konnte ich die Prüfung machen.«

Sie blickte lachend zu ihm auf.

»Und heute vor fünfundzwanzig Jahren hat ganz Lokvorth gefeiert, weil der Bau des Humanidroms bekannt gegeben wurde«, bemerkte sie, während sie über einige Baumwurzeln stiegen, die den Wegbelag über mehrere Meter hinweg aufgebrochen hatten. Derartige Beschädigungen waren überall in der Stadt zu finden. Man hatte sich daran gewöhnt, dass der Verfall nicht aufzuhalten war.

Sein Gesicht verdüsterte sich.

»Heute vor fünfundzwanzig Jahren wurde mein Vater hingerichtet«, erwiderte er.