Perry Rhodan 2066: Der Thronfolger - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 2066: Der Thronfolger E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Intrigen im Kristallimperium - eine Journalistin auf heißer Spur Seit die Menschheit zum ersten Mal ins All vorstieß, wurde sie immer mit fremden Mächten konfrontiert, viele von ihnen stärker, älter und erfahrener als die Menschheit selbst. Die erste dieser Mächte waren die Arkoniden - und für Perry Rhodan ist es besonders schmerzhaft, die ehemaligen Freunde nun als erbitterte Feinde wahrzunehmen. Zu Beginn des Jahres 1304 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das dem Jahr 4890 alter Zeit entspricht, hat sich die Situation weiter verschärft. In der Milchstraße ist eine neue Macht entstanden, und dies ausgerechnet im Zentrum des arkonidischen Imperiums: die junge Superintelligenz SEELENQUELL, die offensichtlich ihren Einfluß auf die Galaxis ausbreiten will. Wenn Perry Rhodan nicht will, daß die Terraner unter den Einfluß von SEELENQUELL geraten, muß er reagieren. In einer Kommandoaktion gelingt es ihm mit einer Gruppe von Agenten, den wichtigsten Mann auf der Seite des Gegners gefangenzunehmen: Imperator Bostich I. Es ist nachvollziehbar, daß die Arkoniden diese Aktion schnellstmöglich reagieren werden. Ein hervorragend eingespielter Geheimdienst kann hier Wunder wirken. Und zu diesen Wundern gehört eben DER THRONFOLGER...

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Nr. 2066

Der Thronfolger

Intrigen im Kristallimperium – eine Journalistin auf heißer Spur

von H. G. Francis

Seit die Menschheit zum ersten Mal ins All vorstieß, wurde sie immer wieder mit fremden Mächten konfrontiert, viele von ihnen stärker, älter und erfahrener als die Menschheit selbst. Die erste dieser Mächte waren die Arkoniden – und für Perry Rhodan ist es besonders schmerzhaft, die ehemaligen Freunde nun als erbitterte Feinde wahrzunehmen.

Zu Beginn des Jahres 1304 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das dem Jahr 4891 alter Zeit entspricht, hat sich die Situation weiter verschärft. In der Milchstraße ist eine neue Macht entstanden, und dies ausgerechnet im Zentrum des arkonidischen Imperiums: die junge Superintelligenz SEELENQUELL, die offensichtlich ihren Einfluss auf die Galaxis ausbreiten will.

Wenn Perry Rhodan nicht will, dass die Terraner unter den Einfluss von SEELENQUELL geraten, muss er reagieren. In einer Kommandoaktion gelingt es ihm mit einer Gruppe von Agenten, den wichtigsten Mann auf der Seite des Gegners gefangen zu nehmen: Imperator Bostich I.

Es ist nachvollziehbar, dass die Arkoniden auf diese Aktion schnellstmöglich reagieren werden. Ein hervorragend eingespielter Geheimdienst kann hier Wunder wirken. Und zu diesen Wundern gehört eben DER THRONFOLGER …

Die Hauptpersonen des Romans

Sargor da Progeron – Der Geheimdienstchef leitet einen verwegenen Plan ein.

Marchany da Camqoa – Die junge Journalistin steht treu zum Göttlichen Imperium.

Yinkall – Der ehemalige Kommilitone Marchanys spielt ein seltsames Spiel.

Mercarit – Der Positronik-Koordinator wittert Unheil.

Oltra Rimeiyke

1.

»Gosner, liebe Mutter! Es war eine schwere, aufreibende Arbeit, aber sie hat Spaß gemacht. Jetzt liegt sie hinter mir, und ich habe Zeit, dir diese kleine Trividnotiz zu schicken, die ich für dich und für mein Tagebuch angelegt habe.

Ich hoffe, es geht dir den Umständen entsprechend gut. Habe ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe? Ja, Mutter, ich liebe dich, und ich denke immerzu an dich, wenn ich arbeite. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass du wieder gesund wirst. Beinahe jeden Tag verfolge ich die wissenschaftlichen Nachrichten, weil ich glaube, dass unsere Forscher doch etwas entdecken, was das Problem löst und dir hilft.

Doch genug davon.

Stell dir vor, heute habe ich Yinkall getroffen. Du erinnerst dich an Yinkall? Er war ein Kommilitone von mir während meiner Studienzeit auf Gos'Ranton. Und nicht nur das. Du weißt ja, dass ich ihn geliebt und mehrere Jahre mit ihm zusammengelebt habe. Du meine Güte, es ist schon sechs Jahre her.

Sechs Jahre! Wie die Zeit vergeht! Wenn du mich gefragt hättest, wann ich mich von ihm getrennt habe, hätte ich wohl gesagt, vor zwei oder zweieinhalb Jahren. So kann man sich irren.«

Mit unbewegtem Gesicht blickte die Patientin auf den Holowürfel, auf dem sie hin und wieder das Gesicht ihrer Tochter Marchany sehen konnte. Ebenso tauchten die Männer, Frauen und Kinder auf, denen Marchany begegnet war, dazu die verschiedenen Räumlichkeiten, die schönen Plätze und Gebäude der Städte, in denen sie ihre Tätigkeit als Journalistin ausgeübt hatte.

Ein helles, vergnügtes Lachen erreichte ihre Ohren.

»Mutter, du glaubst es nicht, wir waren noch nicht einmal eine Tonta zusammen, als er mich fragte, ob ich Kinder habe! Erst war ich so verblüfft, dass ich gar nichts sagen konnte, dann musste ich lachen. Seine einzige Sorge war, ob ich Kinder habe oder nicht! Als ob er nach so langer Zeit überhaupt noch ein Anrecht auf mich hätte und ich ihm die Gunst einräumen würde, Kinder mit mir zu zeugen. Es war zu komisch. Aber er fand es wohl gar nicht witzig.

Ich habe ihm dann einigermaßen behutsam beigebracht, dass unsere Trennung endgültig ist und dass es keine Neuauflage unserer Liebe gibt. Na ja, du warst ja noch nie ein Freund von Yinkall.

Übrigens arbeitet er bei der Regierung. Irgendwo. Keine Ahnung, in welcher Funktion. Aber das interessiert mich gar nicht. Ich bereite mich auf meinen nächsten Auftrag vor. Es wird eine große Sache. Eine Reportage mit dem von mir geforderten Tiefgang im Kreise der Zhdopanda.

Ich möchte dir noch nicht sagen, welche Hochedlen es sind, um die es geht. Das verrate ich dir erst, wenn alles unter Dach und Fach ist.

Mercarit ist natürlich mal wieder eifersüchtig. Der Mistkerl ist … Oh, verzeih, Mutter, ich weiß ja, dass du es nicht magst, wenn ich so rede. Aber manchmal ist er wirklich unausstehlich. Wenn er nicht so ein überragender Fachmann auf seinem Gebiet wäre, beinahe schon ein Genie, hätte ich mich längst von ihm getrennt, um mit einem anderen zusammenzuarbeiten. Leider kenne ich niemanden, der die für diesen Beruf mittlerweile entscheidende Positronik so beherrscht wie er.

Erinnerst du dich an den Bericht, den ich von den Gründungsfeierlichkeiten des Huhany'Tussan, des Göttlichen Imperiums, gemacht habe? Mercarit hat bis heute nicht verwunden, dass es mir gelungen ist, die offizielle Akkreditierung des Kristallpalastes zu bekommen, und ich weiß, dass er herumschnüffelt, um herauszufinden, weshalb es damit geklappt hat. Er vermutet die unglaublichsten Dinge. Dabei ist die Antwort so einfach.«

Die alte Frau hörte Marchany erneut lachen. Ihre Tochter hatte eine schöne, nicht zu dunkle Stimme, die den ganzen Raum ausfüllte. Bei ihrem Klang veränderte sich das Licht in den rötlichen Augen der Patientin.

»Mutter, mitten in der Zeremonie, als der Thos'athor seinen großen Auftritt hatte, spielten die Kameras verrückt. Ich glaube, es gab eine Rückkopplung oder so etwas Ähnliches, womit niemand rechnen konnte, und der ganze Report war nahe daran, zwischen den Sternen der Öden Insel zu verschwinden. Ich wäre beinahe verrückt geworden. Du weißt ja, wie schnell sich bei mir meine Stimmungslage ändern kann. So bin ich nun mal. Eben noch voller Begeisterung, im nächsten Moment total niedergeschlagen und dann wieder voller Euphorie.

Mercarit hat unglaublich schnell und präzise reagiert. Innerhalb weniger Sekunden hatte er das Problem im Griff. Das hätte kein anderer geschafft. Und ich war wieder obenauf.

Natürlich bildet sich der Kerl … oh, wollte sagen … mein Kollege noch heute etwas darauf ein. Er glaubt, mir dreinreden zu können. Dabei hat er von Journalistik keine Ahnung.

Ach, da fällt mir ein, ich habe dir noch gar nicht erzählt, dass Yinkall mir Albon-Duft geschenkt hat. Riechst du es? Wundervoll, nicht wahr? Sündhaft teuer, aber er hat es mir geschenkt. Ich wette, dafür hat er seine Konten geplündert. Was blieb mir anderes übrig, als einem weiteren Treffen mit ihm zuzustimmen? Wir werden uns wohl morgen bei einem kleinen Essen sehen.

Aber mehr passiert nicht, Mutter. Garantiert nicht. Ich hatte zwar schon lange keinen Mann mehr, der mich mal in die Arme nimmt, aber Yinkall wird es bestimmt nicht sein.

Ich habe noch ein paar schöne Bilder für dich, Mutter. Genieße sie. Morgen schicke ich dir wieder eine Notiz. Bis dahin soll ich dich grüßen. Du weißt schon. Von Marka und Mispra. Sie lieben dich, und sie werden bald kommen, um dich zu besuchen. Sie haben alles versucht, aber bisher war es nicht möglich.

Ach, fast hätte ich vergessen, dass es einen winzigen Hoffnungsschimmer gibt. Eigentlich wollte ich noch gar nicht darüber reden. Aber ich kann mir vorstellen, dass es dich freut und dass es dir Hoffnung gibt. Mir geht nicht aus dem Kopf, dass wir unser Vermögen und unsere gesellschaftliche Stellung aufgrund einer niederträchtigen, kriminellen Intrige verloren haben. Beweisen konnten wir es nicht. Nun aber sieht es so aus, als könnten wir die ungesetzlichen Machenschaften dokumentieren, und wenn das der Fall ist … Die Tai Zhy Fam soll mich holen, wenn ich diese Chance nicht nutzen werde!

Gosner, Mutter! Bis morgen! Ich weiß, dass du gerne antworten würdest, und deshalb ist jede meiner Notizen mit einer Aufnahmeschaltung versehen. Aber du kannst ja nicht sprechen. Sollte jedoch ein Wunder geschehen und du kannst dich äußern, dann bin ich bereit.

Ich kann jedes deiner Worte aufnehmen, jede deiner Gesten registrieren. Über ein Wort von dir würde ich mich wahnsinnig freuen!

Wie immer – deine Marchany!«

*

Vor seinen Augen baute sich der Holowürfel auf. Rasch nahm er eine Schaltung vor, um spezielle Informationen einzuspielen. Sie erschienen Bruchteile von Sekunden darauf, versehen mit dem Symbol seines hohen Amtes.

Aktennotiz für Cel'Mascant Sargor da Progeron – 22. Prago des Tarman 21.423 da Ark.

Während er las, erschienen hin und wieder Bilder im Holowürfel, die den Text begleiteten.

»Marchany da Camqoa ist eine Frau von hinreißender Schönheit.«

Zweifellos eine Feststellung, der nichts, aber auch wirklich gar nichts hinzuzufügen war. Er betrachtete das Bild der jungen Frau lange, um es sich einzuprägen.

»Sie ist Abkömmling eines einst bedeutenden Adelsgeschlechtes, das zu Zeiten der Imperatrice Theta I. durch Intrigen in völlige Bedeutungslosigkeit und finanzielle Mittellosigkeit versank. Diese Tatsache hat nichts daran geändert, dass sie ebenso wie die überwiegende Zahl der anderen aus ihrer Familie eine überzeugte Patriotin ist. Während ihrer Ausbildung hat sie einige interessante Abhandlungen über die Bewohner von Barbarenwelten verfasst, so auch über die von Larsaf III. Es spricht für sie, dass sie nach wie vor diese Bezeichnung für den dritten Planeten der Sonne Larsaf verwendet, die aus der Zeit des Großen Imperiums stammt. Sie hegt eine klare Abneigung gegen jene, die sich selbst Terraner nennen und für deren intrigantes Machtstreben sie keinerlei Verständnis hat. Aus verschiedenen ihrer Arbeiten geht hervor, dass sie den Verlust des Adelstitels durch ihre unmittelbaren Vorfahren nicht verwunden hat.«

Cel'Mascant Sargor da Progeron überlegte kurz. Theta Ariga I. war vor 68 Arkonjahren inthronisiert und vierzehn Jahre später ermordet worden. Die Daten Marchany da Camqoas wiesen aus, dass sie am 6. Prago des Eyilon 21.388 da Ark – also neunzehn Arkonjahre nach dem Tod Thetas – geboren worden war.

»Die Intrige hatte jedoch mit der Issan-Intrige nichts zu tun, deren Opfer Kiz da Bostich wurde und die das halbe Imperium umfasste.«

Sargor da Progeron biss sich verärgert auf die Lippen. Eine höchst überflüssige Notiz! Derartige Informationen lagen ihm längst vor. Er hasste es, wenn ihm durch Nachlässigkeiten solcher Art Zeit gestohlen wurde. Er wollte knapp, präzise und klar unterrichtet werden.

»Umfeld: Marchany hat zur Zeit keinen Lebensgefährten, weder männlich noch weiblich. Berufskollegen: Mercarit, Positronik-Koordinator. Er ist ein eifersüchtiger und neidischer Mann, der zuständig ist für alle technischen Abläufe ihres Equipments. Er ist groß, schlank und hat Kommunikationsprobleme. Zahlreiche fehlgeschlagene Beziehungen zu Frauen. Marchany weiß nicht, dass sein Vater an der Intrige gegen ihre Familie maßgeblich beteiligt war, aber ihm ist es bekannt. Er leidet offensichtlich darunter, dass seine Familie trotz aller Anstrengungen nie das Ansehen genießen konnte, das Marchanys Familie vor ihrem Sturz erreicht hatte.

Oltra Rimeiyke, Regisseurin, willensstark und selbstbewusst. Politisch zuverlässig. Sie steuert die Kameras. In die journalistische Arbeit Marchanys mischt sie sich nur ein, wenn es darum geht, dramaturgische Schwerpunkte zu setzen oder Marchany Kompromisse hinsichtlich jener aufweichenden Gestaltungselemente abzuringen, mit denen auf den Publikumsgeschmack Rücksicht genommen wird.

Aranchael Sirquana Olezth da Camqoa, greise Mutter Marchanys, befindet sich nach einem schweren Unfall in der Pflegestation des Krankenhauses Harras-a-Theur auf Zalit.

Marka da Camqoa, der ältere Bruder. Ein Niemand, der sich treiben lässt. Ein Schwächling, der seine Mutter noch nie im Hospital besucht hat. Er steht ihr besonders nahe, während sie ihm egal zu sein scheint. Kontakte mit seiner Schwester Marchany hat er schon lange nicht mehr gehabt. Er scheint ihr aus dem Weg zu gehen.

Mispra da Camqoa, eine von vier Schwestern, ebenfalls ohne Ehrgeiz. Lebt in Verhältnissen auf Gos'Ranton, die ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten übersteigen. Kontakte mit Marchany nur, wenn es um finanzielle Unterstützung geht. Sie erhält regelmäßige Anweisungen von ihrer Schwester, ist damit jedoch nur selten zufrieden, wirft ihr gegenüber Freunden und Bekannten Geiz vor. Diese Vorwürfe sind absolut unberechtigt. Hat die Mutter ebenfalls noch nicht im Krankenhaus besucht.

Yinkall, früherer Kommilitone. Hatte vor 21.418 da Ark eine Liebesbeziehung mit Marchany. Regierungsangestellter, mittelgroß, lange, helle Haare. Wie sie verlauten ließ, hat sie ihn verlassen, weil man sich auseinandergelebt hat. Der eigentliche Grund scheint aber darin zu liegen, dass da ein anderer Mann war. Bisher konnte die Identität dieses Mannes nicht geklärt werden. Die Nachforschungen werden fortgesetzt.

Vor wenigen Tagen fand eine Begegnung mit Yinkall statt, die erste nach sechs Jahren. Erneute enge Beziehungen könnten sich anbahnen.«

Cel'Mascant Sargor da Progeron lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ einige der Bilder erneut an sich vorbeiziehen. Danach schloss er für einige Zeit die Augen, um nachzudenken.

Marchany da Camqoa – schön, seriös und erfolgreich …

Er blickte auf das Holo, in dem erneut das Porträt erschien.

»Sie ist eine ungewöhnliche Persönlichkeit, die ihrer Arbeit mit hoher Intelligenz, journalistischem Feingefühl und absoluter Integrität nachgeht. Allen vergangenen Adelsintrigen zum Trotz hat sie überdurchschnittliche Erfolge zu verzeichnen. In der Öffentlichkeit erfreut sie sich einer ständig steigenden Popularität. Vor neun Jahren schon hat sie den verarmten Planeten Camqoa verlassen, um im Arkonsystem eine Laufbahn als Journalistin einzuschlagen und Karriere zu machen.

Man hat ihr zum Vorwurf gemacht, dass sie Camqoa den Rücken gekehrt hat. Missgünstige Mitbewerber haben sie in der Öffentlichkeit als Bekkar bezeichnet und kritisiert, sie habe sich von Camqoa davongemacht, anstatt ihrer Heimat das fraglos vorhandene große Talent zu widmen und den Planeten aus Armut und Bedeutungslosigkeit herauszuführen.

Ihre Antwort darauf ist charakteristisch für sie: ›Irgendjemand hat meine Familie durch eine infame Intrige in Armut und Bedeutungslosigkeit gestürzt, nachdem sie den Planeten zu wirtschaftlicher Blüte geführt hatte. Keiner von jenen, die Nutznießer der Anstrengungen meiner Familie waren, hat sich an unsere Seite gestellt, um der Intrige offensiv und zum Wohle aller zu begegnen. Sollen doch die Drahtzieher der Intrige ihre geistige Kapazität dazu verwenden, Camqoa zu neuer Blüte zu verhelfen! Sollte sie dazu nicht ausreichen, ist das nicht mein Problem. Wären Barbaren meine Gegner gewesen, wäre ich geblieben. Doch es waren die Arkoniden.‹«

Sargor da Progeron musste schnell eine Entscheidung treffen. Die Zeit drängte.

*

»Was ist los?«, fragte Marchany da Camqoa, als sie zu den anderen Mitgliedern ihres Teams in den Großgleiter stieg.

Die Maschine, eine Spezialanfertigung vom Planeten Gano, versehen mit dem Siegel höchster Qualität, startete augenblicklich. Mit einem leisen Klicken schalteten sich die diversen Sicherheitseinrichtungen ein. Es war ein Geräusch, an das sich alle gewöhnt hatten, so dass es keiner der Männer und Frauen mehr wahrnahm. Das Team setzte sich aus vierzehn Mitarbeitern zusammen, von denen jeder einzelne auf seinem Gebiet Herausragendes leistete.

Während die Techniker eine letzte Überprüfung der Ausrüstung vornahmen, blickte die Journalistin ihre Regisseurin forschend an.

»Ollynan, die Tochter des Edlen Mhakurd, ist tot«, teilte ihr Oltra Rimeiyke mit. Sie saß vor einer Monitorwand aus mehr als hundert Holowürfeln, in denen Bilder der verschiedenen Sender des Kristallplaneten liefen. »Es heißt, dass sie den Freitod gewählt hat. Wir werden die ersten sein, die dort sind.«

Marchany war so erschrocken, dass sie zunächst kein Wort über die Lippen brachte. Sie dachte an die ungewöhnlich schöne, junge Frau, mit der sie gut bekannt gewesen war und die ihr zu einigen wichtigen Aufträgen aus Kreisen des Hochadels verholfen hatte. Ollynan war es gewesen, die ihr die Türen zum Pressebüro des Kristallpalastes geöffnet und ihr dadurch die Möglichkeit vermittelt hatte, als Bildjournalistin über die Gründungsfeierlichkeiten des Göttlichen Imperiums zu berichten.

Entscheidend war jeweils der erste Schritt gewesen. Dazu hatte sie ihr verholfen. Die weiteren Schritte wären nicht gefolgt, vermutlich gar nicht möglich gewesen, wenn sie es nicht getan hätte.

Es war ein unglaublicher Auftrag gewesen, der Marchany bis an die Grenzen Arkons bekannt und berühmt gemacht – und den sie für bis dahin unerreicht hohe Honorare an zahlreiche Sender verkauft hatte.

Marchany sah das Gesicht dieser klugen und fast immer fröhlichen Frau vor sich. Sie musste daran denken, wie verzaubert sie von dem unbeschwerten Lächeln dieser jungen Adligen gewesen war. Stets hatte sie die Gespräche mit ihr als gepflegt und faszinierend empfunden.

Ollynan sollte Selbstmord verübt haben?

Marchany konnte es nicht glauben. Nicht Ollynan. Eine Frau wie sie warf ihr Leben nicht weg!

Gerade in den letzten Tagen hatten sie mehrere Male über das Netz miteinander gesprochen. Nicht ein einziges Mal hatte Marchany den Eindruck gehabt, dass Ollynan sich in einer persönlichen Krise befand.

»Wieso?«, kam es leise über ihre Lippen. »Gibt es eine Erklärung? Ein Mann? Eine persönliche Enttäuschung?«

Oltra Rimeiyke schüttelte den Kopf. »Man hat nichts gefunden. Bisher jedenfalls nicht. Keine Nachricht. Kein Abschiedsbrief. Nichts. Eindeutig aber ist, dass sie sich selbst getötet hat. Gift. Aber kein Suut. Da wäre kein Nachweis möglich.«