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Er ist ein undurchsichtiger Humanoider - und er wirkt im Auftrag höherer Mächte In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1469 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) - das entspricht dem Jahr 5056 christlicher Zeitrechnung. Der furchtbare, aber kurze Krieg gegen die Frequenz-Monarchie liegt inzwischen sechs Jahre zurück. Die Hoffnung auf eine lange Zeit des Friedens bleibt leider unerfüllt. Die geheimnisvolle Macht QIN SHI schlägt zu, und es geschieht mehrerlei: Alaska Saedelaere stößt mit dem Kosmokratenraumschiff LEUCHTKRAFT ins Reich der Harmonie vor, um dessen Kommandantin Samburi Yura zu befreien. Bei der ersten Begegnung mit der Herzogin kommt es allerdings zu Missverständnissen, und Saedelaere bleibt mit dem Zwergandroiden Eroin Blitzer im Palast der Harmonie unter Beobachtung. Das Solsystem wird von unbekannten Kräften in ein abgeschottetes Universum entführt, in dem die geheimnisvollen Auguren die Kinder und Jugendlichen beeinflussen wollen, um die Menschheit "neu zu formatieren". Perry Rhodan schließlich hat es in die von Kriegen heimgesuchte Doppelgalaxis Chanda verschlagen, wo er zuerst einen Außenposten etablieren und Informationen gewinnen musste. Nun gilt seine Sorge dem legendären Fernraumschiff der Menschheit. Auf seiner Suche gerät er an den geheimnisvollen Ennerhahl - er ist ein AGENT DER SUPERINTELLIGENZ ...
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Nr. 2613
Agent der Superintelligenz
Er ist ein undurchsichtiger Humanoider – und er wirkt im Auftrag höherer Mächte
Michael Marcus Thurner
In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1469 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) – das entspricht dem Jahr 5056 christlicher Zeitrechnung. Der furchtbare, aber kurze Krieg gegen die Frequenz-Monarchie liegt inzwischen sechs Jahre zurück. Die Hoffnung auf eine lange Zeit des Friedens bleibt leider unerfüllt. Die geheimnisvolle Macht QIN SHI schlägt zu, und es geschieht mehrerlei:
Alaska Saedelaere stößt mit dem Kosmokratenraumschiff LEUCHTKRAFT ins Reich der Harmonie vor, um dessen Kommandantin Samburi Yura zu befreien. Bei der ersten Begegnung mit der Herzogin kommt es allerdings zu Missverständnissen, und Saedelaere bleibt mit dem Zwergandroiden Eroin Blitzer im Palast der Harmonie unter Beobachtung.
Das Solsystem wird von unbekannten Kräften in ein abgeschottetes Universum entführt, in dem die geheimnisvollen Auguren die Kinder und Jugendlichen beeinflussen wollen, um die Menschheit »neu zu formatieren«.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Terraner muss sich für oder gegen eine neue Bekanntschaft entscheiden.
Protektor Kaowen – Der Xylthe nimmt zwei verdächtige Besatzungsmitglieder der BASIS gefangen.
Trasur Sargon – Ein Ertruser stellt sich seiner Angst.
Ennerhahl
1.
Perry Rhodan
Im Schutz der Raumanzüge flogen sie von Segment zu Segment. Mit den Worten: »Ich habe gewisse Möglichkeiten«, die Rhodan sattsam bekannt waren, versicherte ihm Ennerhahl, dass sie vor einer Ortung durch ihre Gegner sicher waren.
»Ich habe den Schutz meiner Ausrüstung so weit ausgedehnt, dass du ebenfalls davon erfasst bist, Terraner«, sagte sein Begleiter. Er strotzte nur so vor Selbstsicherheit, und Rhodan fragte sich, warum er so sehr auf seinen vorgeblich so überlegenen technischen Möglichkeiten herumritt.
Vielleicht, weil sie gar nicht so überragend waren? Weil er sich selbst beruhigen wollte?
Perry Rhodan wischte diesen Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf seine eigene Aufgabe. Er folgte den mentalen Empfehlungen des Anzugs der Universen. Das eng anliegende Kleidungsstück, lächerlich kurz geschnitten und keinesfalls so eindrucksvoll, wie zum Beispiel der Galornen-Anzug, den er früher einmal getragen hatte, schickte ihn kreuz und quer durch jenen Raumbereich, in dem die BASIS-Trümmer trieben.
»Wir bewegen uns im Kreis!«, behauptete Ennerhahl.
»Bist du sicher? Angesichts des Durcheinanders der sich stetig drehenden und umstrukturierenden Teile verliert selbst mein SERUN die Orientierung.«
»Ich habe gewisse Mö...«
»Sprich's nicht aus!«, unterbrach ihn Rhodan. Er unterdrückte einen Seufzer. »Es scheint, als wüsste selbst der Anzug der Universen nicht, wo sich der Graue Raum befindet. Womöglich hat er mehrmals von einem Segment zum nächsten gewechselt. Ist er überhaupt an die Naturgesetze gebunden?«
»Wir müssen uns beeilen. Zeit spielt in diesem Spiel einen nicht zu unterschätzenden Faktor.«
»Das nennst du ein Spiel?«
»Ich werde dich darüber aufklären, sobald sich die Gelegenheit ergibt. Vorrangig solltest du dich um den Anzug der Universen kümmern. Offen gesagt, bin ich verwundert, dass du ihn nicht besser unter Kontrolle hast.«
»Verwundert oder verärgert?«
»Sieh es, wie du willst. Meiner Meinung nach strengst du dich aber nicht genügend an. Du besitzt ein Wundermittel der Macht und setzt es unzureichend ein! – Habe ich mich etwa getäuscht? Bist du gar nicht der Mann, der darüber verfügen sollte?«
»Der Anzug hat mich gewählt, und nicht umgekehrt. Ich gehe davon aus, dass er mich benötigt.«
Ennerhahl wandte sich ihm zu, während sie von einem zylindrischen BASIS-Segment zu einem viel kleineren in Kubus-Form schwebten. Rhodan durchdrang mithilfe seines Anzugs den Schutzschirm und setzte auf der metallenen Hülle auf, gemeinsam mit seinem Begleiter.
Er meinte, Nachdenklichkeit, Hochachtung, aber auch eine Art Missbilligung in Ennerhahls Blicken zu erkennen. Neidete ihm der dunkelhäutige Riese den Anzug?
»Streng dich an! Es ist eminent wichtig, dass du den Anzug beherrschst!«
Rhodan wollte aufbegehren. Wollte sagen, dass er sich während der letzten Tage um ganz andere Dinge hatte kümmern müssen und keine Zeit gehabt hatte, seine neueste Errungenschaft zu erforschen. Doch er ließ es bleiben. Ennerhahl setzte völlig andere Prioritäten als er. Es stellte sich allerdings die Frage, welche.
Es war dringend notwendig, dass sie sich aussprachen. Dass sie sich in einer stillen Ecke zusammensetzten, um über Gemeinsamkeiten zu sprechen, Wissen auszutauschen und Pläne zu formulieren.
Doch nicht an diesem Ort, zu dieser Zeit ... Rhodan schloss die Augen und ließ sich treiben. Er vergaß die Umwelt. Das alles beherrschende Blau, die BASIS-Teile, die feindlichen Schiffe, all seine Sorgen und Ängste. Nur der Anzug zählte – und die Frage nach dem Grauen Raum, in dem sich hoffentlich Hinweise auf das Multiversum-Okular finden ließen.
Rhodan suchte Kontakt mit dem Anzug. Schon nach wenigen Augenblicken spürte er eine intensivere mentale Verbindung entstehen. Doch er musste noch tiefer schöpfen. Musste dieses bislang weitgehend unerforschte Instrument zwingen, sich ganz zu öffnen und seine Geheimnisse preiszugeben.
Der Anzug hieß seine Gedanken gut. Er befürwortete eine Verstärkung von Rhodans geistigen Anstrengungen – und setzte sich dennoch zur Wehr. Er wollte beherrscht werden; aber er war nicht bereit, sich leichtfertig herzuschenken.
Rhodans Kopf schmerzte. Sein SERUN führte ihm Flüssigkeit zu und gab ihm zu verstehen, dass er sich über Gebühr quälte.
Der Terraner wischte die Bedenken des SERUNS beiseite, irritiert und verärgert zugleich. Die beiden Anzüge standen in gewisser Weise in Konkurrenz zueinander. Die Positronik des terranischen Erzeugnisses hatte den Auftrag, seine geistige und körperliche Gesundheit unter allen Umständen zu bewahren. Der Anzug der Universen hingegen forderte ihn heraus. Er wollte erobert werden – selbst wenn es Rhodans Verstand kostete.
Er berührte eine mentale Wand. Sie war nachgiebig und fest zugleich. Er musste sie überwinden, wollte er tiefer gehen und sehen. In seinen Gedanken riss und zerrte er an der Membran. Er sendete Bilder, Ideen, Vorschläge, Emotionen; kurzum, er benutzte all seinen Einfallsreichtum, um den Anzug zu irritieren oder zu beeindrucken.
Nach schier endlosen Versuchen gab die Gummiwand endlich nach, wurde weich und schlabbrig. Ein einziger mentaler Schlag würde nun reichen, um in das Dahinter zu blicken. Um zu erkennen, was der Anzug noch zu bieten hatte.
Wollte er das?
Nur nicht zu viel nachdenken, nur nicht zögern! Tu es! Weil du es für richtig hältst – und weil du weißt, dass es wichtig ist.
Er zerriss die Membran.
*
Lichtpünktchen rasten mit irrwitziger Geschwindigkeit auf ihn zu. Sie zogen an ihm vorbei, links und rechts, oben und unten. Manche durchdrangen ihn; sie hinterließen den Nachhall großartiger Ideen, die von Geburt und Tod handelten. Sie schmeckten ... merkwürdig. Sie waren nicht von dieser Welt, von dieser Existenzebene.
Es ist eine Art hyperenergetisches Netz, das mich allmählich einspinnt. Gefangen nimmt. Mich verzaubert und in eine andere Dimension zu reißen droht ...
Rhodan verschloss sich dem Chaos der Bilder – und auch deren Ordnung. Er fokussierte seinen Blick. Aus einem der Pünktchen entwickelte sich eine Gestalt, die auf ihn zutrieb.
War sie real oder entsprang sie einer Einbildung? Was hatte eine menschenähnliche Figur in dieser hyperenergetischen Darstellung zu suchen?
Rhodan wagte es nicht, den Blick von der Gestalt abzuwenden. Sie strahlte von innen; alles an ihr war Kraft. Energie. Macht.
Er kannte sie. Er hatte sie nie persönlich zu Gesicht bekommen – und dennoch schon so viel von ihr gehört. Sie gehörte zu jenem Fundus an Gestalten, mit denen sich die Superintelligenz ES umgab.
»Raphael«, flüsterte Rhodan.
*
Der Körper des Formenergie-Geschöpfs blähte sich mehr und mehr auf. Raphael kam weiter auf ihn zu, pure Energie, pures Licht – und dennoch mit markanten Wesensmerkmalen ausgestattet.
»Perry Rhodan. Im Anzug der Universen«, flüsterte Raphael.
»Was hat das zu bedeuten? Warum treffen wir uns hier und jetzt?«
»Weil es notwendig ist. Weil es vorherbestimmt ist.«
Rhodan dachte nach. Er musste die richtigen Worte, die richtigen Fragen finden, rasch! Wesen wie Raphael hatten die dumme Angewohnheit, einige geheimnisvolle Andeutungen von sich zu geben und dann wieder für einige Jahrhunderte unterzutauchen.
Gerüchte besagten, dass Raphael von NATHAN, der Mondpositronik, geschaffen worden war. Von jener Mondpositronik, die nicht nur die BASIS im Auftrag von ES im Rahmen des Plans der Vollendung erbaut hatte, sondern auch für den Umbau des riesigen Schiffs bis vor wenigen Tagen verantwortlich zeichnete. Und beides geschah im selben sublunaren Fertigungssektor namens Germyr C-VIII-128-P.
»Du trägst den Anzug der Universen«, wiederholte Raphael, als wüsste er nichts anderes zu sagen.
»Ja.«
»Soll die BASIS in der nahen Werft umgerüstet werden?«
»Natürlich nicht! Ich ...«
»Du hast recht! Natürlich nicht. Die Werft gehört dem Feind, vor dem die BASIS geschützt werden muss.«
»Kannst du mir mehr über diesen Feind erzählen, Raphael?«
»Wieso wurde das Thanatos-Programm aktiviert? ES hat das keinesfalls angeordnet. Das wüsste ich!« Die Verwirrung Raphaels war offenkundig.
»Was ist das Thanatos-Programm?«, hakte Rhodan nach.
»Das Thanatos-Programm leitet das Ende der BASIS ein. Der Anfang vom Ende wurde in Gang gesetzt. Konfiguration Phanes bringt die Wiedergeburt.«
Rhodan versuchte, einen Sinn hinter diesen Worten zu finden. Phanes, so klärte ihn das Wissensmodul seines SERUNS auf, war wie Thanatos ein Gott der altgriechischen Mythologie, der in mancher Erzählung mit dem Schöpfer des Menschengeschlechts gleichgesetzt wurde. Vorerst erschloss sich ihm keine Assoziation.
»Weder der Anzug der Universen noch das Multiversum-Okular dürfen in die Hände des Feindes fallen«, fuhr Raphael fort, scheinbar völlig aus dem Zusammenhang gerissen.
»Bist du auf ES' Geheiß hier?«
»Ich folgte dem Ruf.«
»Hast du einen Ratschlag für mich? Weißt du, wo ich das Okular finde?«
»Stör den Verlauf der Ereignisse nicht weiter!«, meinte Raphael grob. »Verlass dieses Segment der BASIS. Du bist fehl am Platz.«
»Warum? Du sagtest, ich solle mich um das Okular kümmern. Was, wenn es sich hier befindet? Immerhin hat mich der Anzug der Universen in diese Richtung gelenkt ...«
»Verlass das Segment!« Raphael breitete die Arme aus. Flammen schlugen aus ihm, leckten umher, schienen nach Rhodan zu greifen, um ihn zu umfangen, zu verbrennen. »Ich werde diesen Teil der BASIS bevorzugt behandeln und ihn seiner Bestimmung zuführen. Dies ist meine letzte Warnung!«
Raphael verschwand von einem Moment zum nächsten, das hyperenergetische Netz ebenso. Um Rhodan war plötzlich nur noch Schwärze. Bedrohlich wirkende Schwärze.
Er öffnete die Augen. Ennerhahl war vornübergebeugt und starrte ihn besorgt an. »... hörst du mich?«, fragte er und wollte eben nach seinen Armen greifen, um ihn durchzurütteln.
Rhodan wich einen Schritt zurück. »Ist schon gut. Mir geht's gut. – Was hältst du von Raphaels Auftritt?«
»Wie bitte? Wer ist Raphael?«
Natürlich. Er hätte damit rechnen müssen. Raphael hatte sich ihm mithilfe des Anzugs offenbart. In einem Raum, der nichts mit dem Einstein-Universum zu tun hatte.
Er blickte auf die Uhr. »Wie lange sind wir bereits hier?«
»Vielleicht eine halbe Minute. – Warum? Allmählich mache ich mir Sorgen ...«
»Ich habe eine Warnung erhalten. Von einem Wesen, dessen Worten durchaus Glauben zu schenken ist.« Er packte Ennerhahl. »Wir sollten so schnell wie möglich verschwinden.«
»Aber ...«
»Vertrau mir!« Er fasste nach Ennerhahl und gab dem SERUN den Befehl, mit Maximalbeschleunigung durchzustarten. Der Boden wirkte mit einem Mal schwammig und nachgiebig. Wesen wie Raphael scherzten nicht.
Ennerhahl leistete für einen Augenblick Widerstand und wehrte seinen Griff ab. Bislang hatte er die Situation kontrolliert und durch sein Gehabe die Geschehnisse bestimmt. Er tat sich sichtlich schwer, Rhodan die Initiative zu überlassen und seinen Worten zu vertrauen.
Endlich gab er nach. Aber war es nicht schon zu spät?
Der Boden wurde zur zähen, klebrigen Masse. Ennerhahl schrie überrascht und zornig zugleich auf. Teile der Substanz des BASIS-Segments klebten an seinen Beinen. Sie wollten ihn festhalten und ins Innere des Schiffsteils ziehen, immer weiter in die Tiefe ...
Dies war kein Spielchen, und wenn Rhodan seinen Instinkten Vertrauen schenken durfte, würde dort unten, im Inneren, wo alles in Auflösung begriffen war, auch kein SERUN mehr helfen. Er zog und zerrte an Ennerhahl. Konzentriert dachte er an dessen Rettung. Er vermittelte dem Anzug der Universen diesen mentalen Wunsch – und mit einem Mal entstand rings um seinen Begleiter ein materiefreier Raum.
Sie kamen frei und schossen davon, weg von diesem zerfallenden Segment, das sich in immer kleinere Bruchstücke auflöste.
Winzige Teile der BASIS sirrten wie Geschosse umher. Sie hielten sich an keinerlei naturwissenschaftliche Gesetze, änderten die Flugrichtung, prallten gegeneinander, verbanden sich erneut zu größeren Elementen, um sich bald wieder voneinander zu lösen. Es schien, als wäre die Materie selbst von einem seltsamen Furor befallen. Als wehrte sie sich mit aller Macht gegen die Nähe der beiden Wesen.
Ein faustgroßes Stück traf Rhodan am Unterschenkel. Es durchdrang den vom SERUN erzeugten Schutzschirm mühelos, und erst die verhärteten Protektorschalen verhinderten, dass ihm der Materieklotz das Bein abriss.
Weitere winzige BASIS-Elemente erwischten ihn und Ennerhahl. Sie waren einem Hagelschauer ausgesetzt, gegen den es kaum ein Mittel gab.
Rhodan sah, wie Ennerhahl den Kopf gedankenschnell zur Seite legte.
Einige Winz-Meteoriten verfehlten ihn nur knapp. Auch sie schossen davon, von der völlig überforderten Ortung des SERUNS gerade noch erfasst, um wieder eine Einheit zu bilden und eine Art Kurve zu beschreiben, die sie zurück zum ehemaligen Segment brachte.
Das BASIS-Element existierte nicht mehr. Es war zu einer Wolke geworden, deren Ränder ausfransten und die sich in ihrer Schwärze vom Blau des Schutzschirms abhob.
Der Schutzschirm des Segments war noch zu sehen, er tat seine Wirkung. Er bewahrte die Wolke vor dem umgebenden Weltall – oder war es umgekehrt? Musste die entfesselte Materie gebändigt bleiben?
Ein Moment der Unachtsamkeit bescherte Rhodan einen weiteren Treffer, diesmal im Brustbereich. Der Anzug der Universen tat seine schützende Wirkung. Doch er protestierte auf mentaler Ebene. Er fühlte sich unwohl.
Der Schutzschirm befand sich unmittelbar vor ihnen. Hatte Rhodan die Strukturlücken bislang mit aller Sorgfalt geschaffen, trat er nun mit aller gedanklichen Kraft in Kontakt mit dem Anzug der Universen. Er schrie ihm seinen unbedingten Wunsch zu, jetzt gleich durchzuschlüpfen.
Der Anzug gehorchte, ohne zu zögern. Er erkannte Rhodans Befehlskraft an und schuf die Lücke, kaum dass dieser den Befehl ausformuliert hatte.
Sie rasten hindurch, mehrere BASIS-Brocken krachten hinter ihnen gegen den bereits wieder geschlossenen Schirm. Doch sie verglühten nicht; sie existierten weiter und kehrten nach wenigen Sekunden zurück zu jener schwarzen Wolke, aus der sie gekommen waren.
Sie hatten es geschafft.
Ennerhahl trieb neben Rhodan. Er schlug allerdings unkontrollierte Purzelbäume durch die Leere des Alls.
»Keine Sorge«, sagte er mit ruhiger Stimme über Funk. »Ich habe gleich alles wieder unter Kontrolle.«
Und tatsächlich: Schon nach wenigen Sekunden schwebte er wieder aufrecht neben Rhodan. Er lächelte breit. »Eine kleine Irritation meiner Schutzvorrichtungen. Mehr nicht.«
»Lass uns hoffen, dass es keine weitere Irritationen gibt. Der Ort wäre denkbar ungeeignet dafür.« Rhodan deutete in Richtung der vielen linsenförmigen Beiboote, die das Feld der BASIS-Segmente umkreisten. Wie Hyänen, die darauf warteten, dass ihre Beute den entscheidenden Fehler beging.
»Wir sind sicher. Mein Schutzschirm hat ...«
Etwas griff nach ihnen. Ein Sog packte sie, wirbelte sie umher, bekämpfte sie.
Rhodan fluchte.
»Traktorstrahlen«, meldete der SERUN, um gleich darauf Fehlfunktionen anzuzeigen. Ihm wurde Energie entzogen, immer mehr, immer schneller.
Der Sog wurde unwiderstehlich. Eine aufs Innenvisier gespiegelte Darstellung zeigte die bislang unsichtbar gebliebenen Strahlenschauer an, die sie gefangen hielten. Zehn waren es bereits, dann zwölf. Mit jeder Sekunde wurden es mehr.
»Hilf mir!«, forderte er Ennerhahl auf, um denselben Wunsch in Gedanken zu formulieren und an den Anzug der Universen zu richten.
»Wir haben keine Chance«, sagte sein Begleiter. Er wirkte unnatürlich ruhig. »Bleib still. Vergeude keine Kräfte. Die Xylthen wollen uns lebend. Andernfalls hätten sie uns längst den Garaus gemacht.«
»Ich dachte, du verfügtest über einen ganz besonderen Ortungsschutz«, bemerkte Rhodan bitter. »Er hat wohl versagt. Unsere Feinde wussten ganz genau, wo sie uns empfangen mussten.«
»Da drüben sitzen fähige Leute.« Ennerhahl blickte ihn ernst an. »Dies ist nur ein kleiner unbedeutender Rückschlag, Terraner. Wir kommen wieder frei. Vielleicht ist es ganz gut, wenn du deinen Feinden einmal von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehst.«
»Das ist ein Vergnügen, auf das ich gerne verzichtet hätte.«
»Ich habe auch nichts von einem Vergnügen gesagt. So viel ich in Erfahrung bringen konnte, ist Protektor Kaowen ein wenig zugänglicher Mann, dessen Leute über Möglichkeiten verfügen, jemanden rasch zum Reden zu bringen. Wir sollten ihnen mit dem notwendigen Respekt entgegentreten.«
»Du tust, als wäre dies bloß eine kleine unbedeutende Episode im Kampf gegen QIN SHI.«
»Aus einer höheren Perspektive ist es so, Rhodan. Wir sind ersetzbare Figuren in einem Spiel mit schwer durchschaubaren Regeln.« Ennerhahl grinste wieder einmal. »Wir werden auf ein Quantum Glück angewiesen sein, um Kaowen ein Schnippchen zu schlagen.« Er tastete um sich, berührte seinen eng anliegenden Schutzanzug da und dort. »Ich habe gewisse Möglichkeiten ...«
»Wenn ich diesen Satz das nächste Mal aus deinem Mund höre, sorge ich dafür, dass du daran erstickst.«
»Ich dachte, dass Humor eine Stärke der Terraner sei?«
Mehr als zwei Dutzend Traktorstrahler hielten sie mittlerweile umfasst.