Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Mehr als 3000 Jahre in der Zukunft: Längst verstehen sich die Menschen als Terraner, die ihre Erde und das Sonnensystem hinter sich gelassen haben. In der Unendlichkeit des Alls treffen sie auf Außerirdische aller Art. Ihre Nachkommen haben Tausende Welten besiedelt, zahlreiche Raumschiffe fliegen bis zu den entlegensten Sternen. Perry Rhodan ist der Mensch, der von Anfang an mit den Erdbewohnern ins All vorgestoßen ist. Nun steht er vor seiner vielleicht größten Herausforderung: Er wurde vorwärts durch die Zeit katapultiert und findet sich in einem Umfeld, das nicht nur Terra vergessen zu haben scheint, sondern in dem eine sogenannte Datensintflut fast alle historischen Dokumente entwertet hat. In der Milchstraße spielen die Cairaner eine maßgebliche Rolle, die Liga Freier Galaktiker und die Arkoniden sind nur noch von untergeordneter Bedeutung. Bekannt ist mittlerweile, dass es sich bei den Cairanern um Vertriebene handelt, aber welches Interesse sie an der Milchstraße haben, bleibt nach wie vor im Dunkeln. In den Fokus der Cairaner gerät auch ein neues Transportsystem, das von den Akonen geschaffen wurde. Bei der Einweihung der neuesten Transmitterstation kommt es nämlich zu einem folgenschweren Zwischenfall: Verantwortlich sind die TRANSMITTER-HASARDEURE ...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 170
Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Nr. 3056
Transmitter-Hasardeure
Angriff auf einen Etappenhof – das neue Transportsystem ist in Gefahr
Uwe Anton
Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1. Interessante Zeiten
2. Beste Kolleginnen
3. Seltsame Geschenke
4. Illustre Gäste
5. Schlimme Vermutungen
6. Ungebetene Besucher
7. Hilflose Versuche
8. Schlagkräftige Argumente
9. Sicherheitstechnische Lücken
10. Unliebsame Überraschungen
Leseprobe PR Mission SOL 2 – Kai Hirdt – Ritter des Chaos
Vorwort
1.
2.
3.
Gespannt darauf, wie es weitergeht?
Leserkontaktseite
Glossar
Impressum
Titelillustration: Swen Papenbrock
Innenillustration: Swen Papenbrock
PERRY RHODAN – die Serie
Mehr als 3000 Jahre in der Zukunft: Längst verstehen sich die Menschen als Terraner, die ihre Erde und das Sonnensystem hinter sich gelassen haben. In der Unendlichkeit des Alls treffen sie auf Außerirdische aller Art. Ihre Nachkommen haben Tausende Welten besiedelt, zahlreiche Raumschiffe fliegen bis zu den entlegensten Sternen.
Perry Rhodan ist der Mensch, der von Anfang an mit den Erdbewohnern ins All vorgestoßen ist. Nun steht er vor seiner vielleicht größten Herausforderung: Er wurde vorwärts durch die Zeit katapultiert und findet sich in einem Umfeld, das nicht nur Terra vergessen zu haben scheint, sondern in dem eine sogenannte Datensintflut fast alle historischen Dokumente entwertet hat.
In der Milchstraße spielen die Cairaner eine maßgebliche Rolle, die Liga Freier Galaktiker und die Arkoniden sind nur noch von untergeordneter Bedeutung. Bekannt ist mittlerweile, dass es sich bei den Cairanern um Vertriebene handelt, aber welches Interesse sie an der Milchstraße haben, bleibt nach wie vor im Dunkeln. In den Fokus der Cairaner gerät auch ein neues Transportsystem, das von den Akonen geschaffen wurde. Bei der Einweihung der neuesten Transmitterstation kommt es nämlich zu einem folgenschweren Zwischenfall: Verantwortlich sind die TRANSMITTER-HASARDEURE ...
Giuna Linh und Lanko Wor – Zwei Gegner der Cairaner gehen unter falschem Namen in den Einsatz.
Barbara Meekala und Rohonzori – Zwei Transmitterspezialistinnen gehen einer verdächtigen Spur nach.
Ly und Genner
1.
Interessante Zeiten
10. April 2046 NGZ
Das Geschwader fiel so unvermittelt aus dem Linearraum, dass ich kurz zusammenzuckte. Ich versuchte, die Zahl der Schiffe zu überschlagen, doch die akustischen Warnpiepser der Ortung schienen kein Ende zu nehmen.
Schließlich erwies sich die Positronik als schneller. »Achtundsiebzig schwere Schlachtschiffe der Naats und aus den Baronien, Zuordnung bisher unklar«, meldete sie.
»Verschlusszustand vorbereiten!«, befahl Kommandantin Mava da Valgathan. »Ortung?«
Die Zentralebeleuchtung wurde automatisch gedimmt. »Entfernung achtunddreißig Lichtminuten«, erklang die Stimme der Ortungsoffizierin, »relative Annäherungsgeschwindigkeit sechzig Prozent Licht. Mögliche Schussentfernung erreicht in ...«
Ich hatte nicht nach ihrem Namen gefragt, hatte es auch nicht vor. Aus gutem Grund. Sie erinnerte mich mit ihrem langen braunen Haar und dem runden Gesicht ein wenig an Katya, »Die-das-Feuer-brennen-lässt«, meine Gefährtin auf der Erde, nachdem ich zum ersten Mal nach 112 Jahren aus dem Tiefschlaf geweckt worden war.
Ich verdrängte den Gedanken sofort wieder.
»Schon gut.« Ich winkte ab.
Die Kommandantin warf mir einen fragenden Blick zu.
Eher einen auffordernden, wurde mir klar. Er lässt keinen Raum für Zweifel. Sie erwartet umgehend eine Entscheidung, und zwar eine ganz bestimmte.
Ich traf sie, allerdings nicht die, mit der die Kommandantin gerechnet hatte. »Wir ziehen uns zurück.«
»Mascant!« Nicht nur Verwunderung schwang in ihrer Stimme mit. »Ist das dein Ernst? Ein GAUMAROL-Raumer ist durchaus imstande ...«
»Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel«, unterbrach ich sie. »Und auch nicht an deinen Fähigkeiten, die Situation richtig einzuschätzen.« Damit baute ich ihr eine goldene Brücke.
Die TARTS mochte imstande sein, dem Geschwader kleine Nadelstiche zu versetzen, doch mehr nicht. Und ich war nicht bereit, dafür das Leben der mir anvertrauten Menschen zu opfern.
»Die gerade materialisierten Schlachtschiffe haben die TARTS entdeckt«, sagte die Ortungsoffizierin. »Mehrere Einheiten nehmen Kurs auf uns!«
»Mava! Jetzt!«
Mava da Valgathan gab den Befehl zum Rückzug. Da die TARTS sowieso schon mit 65 Prozent Licht flog, bedurfte es nur einer kurzen Beschleunigung, dann glitt das Schiff aus dem Einsteinraum, und die Ortungsholos zeigten das vertraute Wabern des Linearraums, ohne dass es zu einer direkten Feindberührung gekommen war.
Ich atmete nur ganz kurz auf. Solche Begegnungen waren in den letzten Stunden und Tagen zu einer Normalität geworden, die an den Nerven zerrte.
Seit dem 26. März 2046 NGZ herrschte in den Vereinigten Sternenbaronien Thantur Bürgerkrieg. Der regierenden Thantur-Baron – Larsav da Ariga – hatte sich geweigert, seinen neu ernannten Mascanten – Atlan da Gonozal, also mich – auszuliefern, und die Gegenseite hatte ihre Konsequenzen gezogen. Ich vermutete, dass diese ablehnende Antwort nur die Gelegenheit gewesen war, die sie gesucht hatte, um die Waffen sprechen lassen zu können.
Während mein Blick durch die Zentrale schweifte, fielen mir der Strategietheoretiker Aro Ma-Anlaan und seine Erbtochter Chariklis Kavali auf, die mir die hermetische Botschaft überbracht hatte. Die beiden standen verlassen da, passten nicht in das Bild der hektischen, aber wohlgeordneten Betriebsamkeit. Offenbar wussten sie nichts mit sich anzufangen und fühlten sich hilflos. Chariklis saß in einem Sessel, ihr Erbvater stand dahinter und umklammerte mit wahrscheinlich schweißnassen Händen die Lehne.
Die Erbtochter lächelte mir zaghaft zu. Ich musste mich nicht zwingen, das Lächeln zu erwidern.
Ich hatte die beiden in die Zentrale gebeten, um sie im Blick zu haben. Und vielleicht Aro Ma-Anlaans Expertise einzufordern.
Die hermetische Botschaft ... die Cairaner wollten mich wegen meiner Ritteraura ergreifen und jagten mich deshalb gnadenlos.
Ich runzelte die Stirn.
Vielleicht war Aro Ma-Anlaan als Strategietheoretiker imstande, etwas Bewegung in meinen Blick auf die Dinge zu bringen. Ein Versuch konnte nicht schaden, auch wenn ich keine große Hoffnung hegte, was den Erfolg betraf. Mir kam die Lage zu festgefahren vor. Ich benötigte keine theoretischen Überlegungen, sondern praktische Lösungen.
Dennoch winkte ich die beiden zu mir und bedeutete ihnen, auf den freien Sesseln Platz zu nehmen, in denen sonst Berater der Kommandantin saßen.
Sie nahmen mir gegenüber Platz. Aro Ma-Anlaan sah mich fragend an, sagte aber kein Wort.
»Deine Einschätzung der Lage!«, forderte ich knapp.
Ma-Anlaan schloss die Augen, schien angestrengt nachzudenken. Ich fragte mich, ob mein Entschluss richtig gewesen war oder ich mir nur die Zeit vertreiben wollte. Mein Extrasinn war durchaus zu strategischen Überlegungen imstande.
»Es hat den Anschein, dass sich zwei Gruppen gegenüberstehen: auf der einen Seite all jene Arkoniden, die der Baronie treu ergeben sind; auf der anderen die vereinigten Flotten der Ladhonen unter ihrem Kommandeur Pekkut Pebu, der Naats unter Admiral Mumon und der Aufständischen Kristallgetreuen, der Gos'Pothora, unter ihrem Anführer Jarak da Nardonn.«
Ich kniff leicht die Augen zusammen, als dieser Name fiel. Jarak da Nardonn ... Ich hatte ihn fast gehabt, doch er war mir in letzter Sekunde mit einem Hasardeursmanöver entkommen, das wir viel zu spät durchschaut hatten.
Wie viel Elend wäre M 13 erspart geblieben, wäre es anders gekommen!
Mir war die vorsichtige Wortwahl des Strategietheoretikers aufgefallen. »Hat es nur den Anschein, oder ist es tatsächlich so?«
Ma-Anlaan hob eine Hand. »Bleiben wir zuerst einmal bei Jarak da Nardonn. Er agiert mittlerweile ganz offen, hält sogar Pressekonferenzen ab. Sein Schiff ist ein GAUMAROL-Raumer, den der Putschist in BOSTICH I umgetauft hat. Damit bekräftigt er seinen Anspruch, der offensichtlich von einem Großteil der Bevölkerung von Thantur-Lok akzeptiert wird. Du solltest ihn nicht unterschätzen, Mascant.«
Ich zeigte ein leicht verzerrtes Grinsen. Ein bekannter Politiker einer längst vergangenen Epoche hatte es einmal als wölfisch bezeichnet.
Wie hatte Dr. Ayala D'Antonelli, die einst als eine der verantwortlichen Wissenschaftlerinnen bei mir einen Erinnerungsschub ausgelöst hatte, mich nach meinem Bericht genannt? Der Bruder der stählernen Wölfe ...
Vielleicht mochte das mein Grinsen erklären.
»Ich unterschätze Jarak da Nardonn nicht«, sagte ich knapp.
»Du hast bemerkt, dass die Naats und die Ladhonen die arkonidischen Schiffe systematisch reduzieren?«
»Eine Weile hatten sie es hauptsächlich auf die EPPRIK-Raumer abgesehen, aber das haben sie jetzt beträchtlich zurückgefahren. Ich frage mich, was dahintersteckt.«
Ma-Anlaan hatte keine Antwort darauf. Er zuckte mit den Achseln. »Die Nachrichtensendungen sind voll von diesem Krieg«, fuhr dann fort. »Er ist ein galaktisches Medienereignis ersten Ranges, ein Spektakel, als gäbe es nichts anderes mehr in der Welt.«
Mir war klar, worauf der Strategietheoretiker hinauswollte. Ich argwöhnte Ähnliches. »Und damit wohl auch ein gigantisches Ablenkungsmanöver, das mich zu einem verzweifelten Kampf zwingt.«
»Genau das vermute ich. Der Cairanische Friedensbund appelliert immer wieder an alle beteiligten Parteien, die Kämpfe einzustellen und Friedensverhandlungen aufzunehmen. Konsul Aionguma Baldaraise, der als Halo-Konsul für M 13 zuständig ist, bittet, fleht und droht. Er spricht davon, den Parteien gegebenenfalls ein Ultimatum zu stellen, sollten sie nicht zur Vernunft kommen.«
Ma-Anlaan hielt kurz inne. »Aber was geschieht tatsächlich?«
»Nichts. Die Cairaner waschen ihre Hände in Unschuld und sitzen das einfach aus. Sie profitieren von den Auseinandersetzungen.«
»Diese Appelle geben den Naats und Ladhonen Zeit, die Flotte der Baronien weiter zu dezimieren«, stimmte der Stratege mir zu.
»Noch viel perfider ist ... Die Untätigkeit der Cairaner gibt den Arkoniden selbst genug Zeit, sich gegenseitig aufzureiben und ihre Flotten zusammenzuschießen. Die Cairaner treten als Friedensbund auf, doch nun haben sie ihr wahres Gesicht enthüllt und zeigen ihre wirklichen Absichten. Sie betreiben nichts anderes als eine Machtpolitik, die die Ordnung in der Milchstraße schwächen, wenn nicht gar zerstören soll.« Ich atmete schwer aus. »Wenigstens wissen wir damit, woran wir sind.« Ich wandte mich der Kommandantin zu. »Überlichtflug beenden!«
Widerwillig erteilte Mava da Valgathan die Anweisung. Obwohl sie eigentlich eine äußerst vernünftige Frau war, hatte ich manchmal den Eindruck, dass sie mit der TARTS am liebsten einen Angriff geflogen wäre, selbst nur wegen eines Nadelstichs und sogar mit dem sicheren Heldentod vor Augen.
»Vierzehn Einheiten der Naats!«, rief die Ortungsoffizierin. »Entfernung ...«
»Danke, schon gut!« Ich sah die Kommandantin an.
Sie erwiderte meinen Blick fast wütend. Aber sie hatte längst verstanden, wie der Hase lief. Oder die TARTS flog.
»Überlicht?«, fragte sie.
»Ich bitte darum. Ohne große Verzögerung, falls es genehm ist.«
Sie erteilte den Befehl.
Ein leiser Knall ließ einige Angehörige der Besatzung zusammenzucken. Ich nahm ihn einfach zur Kenntnis. Ich kannte den Verursacher seit Tausenden Jahren und hatte mich längst an seine bevorzugte Methode der Fortbewegung gewöhnt.
Gucky war vor wenigen Minuten mit Dancer und Schlafner auf der TARTS eingetroffen. Ich hatte die beiden Geschwister als Leibwächter des Thantur-Barons abgestellt, doch der hatte nun einen eigenen Trupp organisiert. Zeitgleich war der TARA-Psi von Rudyn angekommen.
Der Mausbiber sah sich kurz um und watschelte dann zu mir. »Ich bringe Neuigkeiten, Häuptling Silberlocke. Reginald Bull hat durchblicken lassen, dass die Thesan Zemina Paath gerne nach M 13 reisen würde.« Er ließ den Nagezahn aufblitzen. »An deiner Seite, Atlan! Fühl dich geehrt!«
Ich runzelte die Stirn. »Und warum?«
Der Nagezahn verschwand wieder. »Du hast nun mal einen Schlag bei den Frauen, Atlan. Andererseits könnte die Anziehungskraft, die sie empfindet, ebenso gut von diesem Szenario ausgehen, dann wärst du ein Frauenheld ohne Frauen. Alles klar?«
»Warten wir's ab. Weshalb hat sie dich eigentlich nicht begleitet?«
»Sie wollte mit ihrem Nashadaan reisen, aber das hielt Bully für keine gute Idee. Es ist zu riskant für das Schiff, jetzt, nachdem sich M 13 in ein Schlachtfeld verwandelt hat.«
Der Nashadaan war Zemina Paaths Fluggerät. Ihren wundersamen Koffer, den Paau, hatte Perry Rhodan mit nach Ancaisin genommen.
»Und die THORA wollte Bully nicht schicken?«
»Auf keinen Fall. Das sähe aus wie eine Intervention der Liga.«
»Lass dir die Informationen doch nicht einzeln aus der Nase ziehen! Reginald hat bestimmt eine Lösung gefunden.«
Gucky nickte. »Er hat Monkey aktiviert. Der Lordadmiral ist zwar mit seinem Projekt beschäftigt, wird aber ein USO-Schiff zur Verfügung stellen. Er hat Konsul Aionguma Baldaraise mitgeteilt, dass er in M 13 nach dem Rechten sehen wird.«
Monkeys Projekt ... der Oxtorner plante unter höchster Geheimhaltung einen Angriff auf die Cairanerwelt Hovcai im Halo der Milchstraße. Der Lordadmiral der USO hatte dem Cairanischen Friedensbund die Lizenz abgerungen, im Bereich des Halo-Konsulats und des Sternnördlichen Konsulats kommerziellen Schutz anzubieten. Die Cairaner ahnten nicht, was für eine Laus sie sich damit in den Pelz gesetzt hatten.
»Das war alles?«, fragte ich. »Mehr sollst du nicht von Bully ausrichten?«
Der Ilt blies die Wangen auf. »Ich bin doch nicht sein Laufbursche. Aber jetzt, wo du es erwähnst ...ja, da war noch etwas ...«
»Gucky!«
»Schon gut, schon gut! Wichtige Informationen müssen entsprechend aufbereitet werden, sonst verpuffen sie. Puff!«
Ich seufzte innerlich. »Also?«
»Der Nachrichtendienst Ephelegon hat außerdem Hinweise auf einen oder mehrere bevorstehende Anschläge auf das Netz der Etappentransmitter bekommen, das von den Akonen betrieben wird. Sie werden angeblich von einer Gruppe vorbereitet, die sich Transmitter-Hasardeure nennt.«
»Transmitter-Hasardeure ...«, wiederholte ich gedehnt. Immerhin kam der Liga-Geheimdienst seinen Aufgaben nach und stellte wichtige Informationen zur Verfügung.
»Bully hat Giuna Linh und Lanko Wor in den Einsatz geschickt«, fuhr der Mausbiber fort.
»Kann er das denn? Schließlich sind die beiden keine seiner Agenten.«
»Sei nicht spitzfindiger als ein Springer bei seinen Vertragsklauseln. Die beiden stehen der Liga nahe und waren mehrmals mit den Agenten Kondayk-A1 und Cyprian Okri im Einsatz. Und sie kennen sich mit den Etappenhöfen und dem Transmitternetzwerk aus, haben ja für die Akonen gearbeitet. Auf dem Etappenhof Kesk-Kemi kennen sie von früher einige Akonen, was sie für diesen Einsatz prädestiniert ...«
Das waren die ersten nicht ganz so schlechten Nachrichten, die ich an diesem Tag vernahm. Der Fluch der alten Chinesen hatte auch nach fünftausend Jahren nichts von seiner Wucht verloren: Mögest du in interessanten Zeiten leben ...
2.
Beste Kolleginnen
10. April 2046 NGZ
Das Knistern in der Energiekupplung des Zentraletransmitters wurde lauter.
Barbara Meekala kniff automatisch die Augen zusammen, korrigierte den Fehler aber sogleich, den sie seit Jahrzehnten mit schöner Regelmäßigkeit beging. Energieströme ließen sich mit Blicken nicht verfolgen, dafür stand ihr Spezialwerkzeug zur Verfügung.
Sie blickte Rohonzori von der Seite an. Sie selbst war für eine Siganesin recht hochgewachsen, ihre Kollegin für eine Swoon ziemlich klein. Mit elf Zentimetern machte der Unterschied aber fast ein Drittel von Rohonzoris Körpergröße aus.
Das beeinträchtigte ihre Zusammenarbeit jedoch in keiner Hinsicht. Die Swoon und die Siganesin verstanden einander fast blind.
Mit einem Energiespürer strich Barbara über die Oberfläche der Leitung, die sie im Verdacht hatte. Energiefluktuationen konnten vielfache Ursachen haben. Doch zuerst einmal galt es, das System zu stabilisieren, bevor sie sich an die Reparatur machen konnten.
»Gibt es ein Problem?«, erklang eine dröhnende, in ihren Ohren dumpfe Stimme hinter ihr.
Glosiant ter Tupun.
»Ausgerechnet jetzt? Bekommt ihr das in den Griff, oder muss ich einen Spezialisten anfordern?«
Barbara lachte innerlich auf. Was waren sie denn sonst, wenn nicht Spezialisten, die er eigens angefordert hatte, um das Problem zu beseitigen?
Normalerweise war der Etappenkommandant ein zwar eher arroganter, aber ziemlich umgänglicher Mann, der sie gewähren ließ, solange die Systeme im Großen und Ganzen funktionierten. Kleinigkeiten interessierten ihn nicht.
Aber seit ein paar Tagen war er ziemlich ungenießbar.
Wie fast alle an Bord. Sämtliche Besatzungsmitglieder reagierten viel gereizter als sonst, und Barbara konnte die Nervosität, die sich unter der Führungsspitze des Etappenhofs ausbreitete, fast körperlich spüren. In zwei Tagen sollte der Etappenhof mit dem Namen Kesk-Kemi feierlich eröffnet werden, und alle an Bord waren schon seit geraumer Zeit mit den Vorbereitungen für die Eröffnung und den letzten Arbeiten beschäftigt. Alle wussten, wie wichtig das Ereignis für das neue Transportsystem war.
Es hatten sich jede Menge prominente Gäste angekündigt, die den Feierlichkeiten beiwohnen wollten – und wahrscheinlich darauf hofften, dass man ihnen die berühmten gestuften Kaninchenfüßchen des Chefkochs Augustyn Didio kredenzte. Barbara wusste nicht, ob sie wirklich so gut waren, wie die halbe Galaxis behauptete. Sie entsprachen nicht ihrem oder Rohonzoris Ernährungsschema.
»Keine Panik, wir schaffen das«, antwortete die Swoon. Sie kam besser mit der leichten Arroganz des Akonen klar, vor allem in Stresssituationen.
Ter Tupun murmelte etwas Unverständliches und zog weiter, zur nächsten kleinen Baustelle, die er inspizieren wollte.
Zu seinem nächsten Opfer.
Barbara Meekala kannte es flüchtig: Es war ein terranischer Kollege von ihr, der Leuchtkörpertechniker Jay Voss, der seit fast zwei Stunden gemeinsam mit seiner unithischen Assistentin Keehi Pratna versuchte, einen defekten Deckenleuchtkörper auszutauschen. Es schien sich alles gegen das kleine Wartungsteam verschworen zu haben, angefangen von unzureichendem Werkzeug bis hin zur Beschaffenheit des ganz normal aussehenden Leuchtkörpers unter der Decke, der ganz und gar nicht der üblichen Bauweise zu entsprechen schien.
»Dieses Ding hat etwas gegen uns «, murmelte Voss, als er sah, dass der Kommandant in seine Richtung kam. »Es ist nicht von dieser Welt.«
Normalerweise war der Techniker einer der ausgeglichensten und gelassensten männlichen Terraner, denen Barbara je begegnet war. Nun aber war sein Gesicht leicht gerötet; Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, seine Bewegungen waren hektisch, seine Haltung angespannt.
»Da gebe ich dir recht«, trötete Keehi. »So etwas habe ich niemals nicht gesehen.« Sie stand auf einer nicht besonders stabil aussehenden Leiter, die Voss im Bordmuseum aufgetrieben haben musste. Als sie ihr Gewicht verlagerte, schwankte das Konstrukt bedrohlich.
»Kommt ihr klar?«, fragte Glosiant ter Tupun.
»Eine vernünftige Ausrüstung wäre Gold wert«, antwortete Voss. »Zum Beispiel eine Antigravplattform. Aber die sind derzeit alle in Gebrauch.«
»Wir legen letzte Hand an«, versuchte der Kommandant zu beschwichtigen. »Da sind alle Geräte im Einsatz.«
»Und an diesem Leuchtkörper kann es scheitern? Verschiebst du die feierliche Eröffnung, falls er nicht funktioniert?«
Ter Tupun räusperte sich lediglich. Seine Miene verriet allerdings, dass er diese Möglichkeit in Betracht gezogen hatte.
»Die Wartungsroboter sind wohl auch alle im Einsatz?«, fragte Voss.
»Leider. Soll ich einen Experten kommen lassen?«
»Wir sind die Experten.« Voss winkte Keehi von der Leiter herab und kletterte selbst hinauf. »Ich brauche einen ganz normalen Winkel. Haben wir so einen auf Lager?«
»Ich kann einen anfordern«, antwortete die Unitherin.
»Vergiss es.« Voss machte sich wieder an die Arbeit.
Barbara schüttelte den Kopf und widmete sich wieder ihrem eigenen Problem. Eigentlich war sie, genau wie ihre swoonsche Kollegin, Transmittertechnikerin, die auf Mikrobauteile, deren Wartung und Entwicklung spezialisiert war. Aber unmittelbar vor der Eröffnung des eben fertiggestellten Etappenhofs wurde das gesamte Personal überall dort eingesetzt, wo gerade Not an der Frau herrschte.
Notfalls auch an Leuchtkörpern und Energiekupplungen, die sie versorgten und steuerten.
»Fertig«, sagte Jay Voss. »Das wird halten. Kommt ihr mit in die Deckskantine?« Er schaute zu der Unitherin und den beiden Transmittertechnikerinnen.
»Ich brauche jedenfalls eine Pause«, sagte Keehi, »sonst drehe ich mir noch einen Knoten in den Rüssel! Es ist zum Verzweifeln. In unserer Abteilung gibt es im Augenblick kein einziges geeignetes Werkzeug für die Reparaturen, zu denen man uns abgestellt hat!«
Barbara Meekala und Rohonzori sahen einander an. Dann nickte die Siganesin zustimmend. »Wir haben hier ein Problem, mit dem wir nicht weiterkommen. Die Positronik verzeichnet minimale unregelmäßige Energiefluktuationen, aber unsere Messgeräte können deren Ursprung nicht eingrenzen. Eine Pause wäre vielleicht nicht schlecht.«
»Und dann wieder mit frischer Kraft ans Werk!«, ergänzte Keehi Pratna. »In der Kantine sind wir außer Sichtweite des Kommandanten. Die wird er wohl nicht kontrollieren.«
*
In einer abgelegenen Ecke der Kantine hatten Meekala und Rohonzori es sich in einer ausgeräumten Menage auf dem Tisch bequem gemacht. Einige Gewürzgläser standen daneben, die Aroma-Streudose diente als Abstelltisch. Die Swoon trank einen tiefen Schluck Dillessig aus ihrem Humpen und rollte mit den Augen, während sie die Etappenhof-Nachrichten verfolgte.
»Bevor wir uns in das nächste Live-Trivid schalten, hier noch einmal die wichtigsten Daten für den kommenden Eröffnungstag. Unser neuer Etappenhof Kesk-Kemi liegt nur 1280 Lichtjahre von Pspopta, dem Hauptplaneten der Cheborparner, entfernt und verbindet einen weiteren Sektor des ruhmreichen Sternenreiches Chebor-Popta mit dem galaxisweiten Netz. Der gewählte Standort im Chrag-Odisz-System lässt darauf schließen, dass ein zügiger Ausbau der neuen Transmitterstrecke bereits geplant wird.
Wie wir erfahren konnten, sind bereits viele offizielle Delegationen aus Politik und Wirtschaft avisiert, es sind etliche Doppelkugelraumer der Cheborparner unterwegs, auch Schiffe der Akonen, der Barniter, Blues und anderer galaktischer Völker sind im Anflug. Zur festlichen Eröffnung wollen die akonischen Konstrukteure und das Betreiberkonsortium eine Zeremonie abhalten, wie die Milchstraße sie in den letzten fünfzig Jahren nicht mehr gesehen hat. Und ihr, liebe Zuschauer, werdet mit uns in der ersten Reihe live dabei sein!«
Keehi kam an den Tisch zurück und ließ sich mit einem befreiten Tröten auf der gemütlichen Sitzbank nieder. »Ich musste dringend den Rüssel reinigen«, sagte sie. »Da war so viel Staub und ein langjährig verfestigter Räucherbelag unter der Decke, dass ich permanent niesen musste.«
Ihr terranischer Kollege rutschte ein wenig zur Seite, ohne sich beim eifrigen Auslöffeln seiner scharf gewürzten Yrsah-Suppe stören zu lassen.
Erst als das Trivid umschaltete und einige akonische Porträts zu sehen waren, wurde Jay Voss aufmerksam. »Da kommen unsere obersten Arbeitgeber zu Besuch!« Er grinste.