Perry Rhodan 3063: Ceres - Susan Schwartz - E-Book

Perry Rhodan 3063: Ceres E-Book

Susan Schwartz

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Beschreibung

Mehr als 3000 Jahre in der Zukunft: Längst verstehen sich die Menschen als Terraner, die ihre Erde und das Sonnensystem hinter sich gelassen haben. In der Unendlichkeit des Alls treffen sie auf Außerirdische aller Art. Ihre Nachkommen haben Tausende Welten besiedelt, zahlreiche Raumschiffe fliegen bis zu den entlegensten Sternen. Perry Rhodan ist der Mensch, der von Anfang an mit den Erdbewohnern ins All vorgestoßen ist. Nun steht er vor seiner vielleicht größten Herausforderung: Er wurde vorwärts durch die Zeit katapultiert und findet sich in einem Umfeld, das nicht nur Terra vergessen zu haben scheint, sondern in dem eine sogenannte Datensintflut fast alle historischen Dokumente entwertet hat. In der Milchstraße spielen die Cairaner eine maßgebliche Rolle; die Liga Freier Galaktiker und die Arkoniden sind nur noch von untergeordneter Bedeutung. Der unsterbliche Arkonide Atlan hat beschlossen, an dieser Situation etwas zu ändern. Vor allem versucht er dem Geheimnis des hermetisch abgeschlossenen Arkonsystems auf den Grund zu gehen, das nur noch als die "Bleisphäre" bekannt ist. Perry Rhodan hat mittlerweile die Erde wiedergefunden – in einem Zwillingsuniversum, das mit unserem durch die sogenannte Zerozone verbunden ist. Die Menschheit befindet sich im Konflikt mit den dortigen Topsidern. Ein Schauplatz in jenem Solsystem liegt im Asteroidengürtel: CERES ...

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Nr. 3063

Ceres

Eine Katastrophe auf Zeut – und eine Gegenstandslose Konsulin

Susan Schwartz / Christian Montillon

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1. Tief und tiefer

2. Die Reise ins Innere

3. Allein

4. Das Nichts und das Zuviel

5. Eine lange Wartezeit

6. Gegenstandsloser Besuch

7. Das erste Spiel

8. Ein Duell

9. Die Tür ins Gestern

10. Antworten auf viele Fragen

11. Wunden

12. Überraschung

13. Wieder vereint

14. Der wahre Ort

15. Schattensignale von Ceres

16. Das letzte Spiel

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung Raumjäger der MASCER-Klasse

Impressum

Mehr als 3000 Jahre in der Zukunft: Längst verstehen sich die Menschen als Terraner, die ihre Erde und das Sonnensystem hinter sich gelassen haben. In der Unendlichkeit des Alls treffen sie auf Außerirdische aller Art. Ihre Nachkommen haben Tausende Welten besiedelt, zahlreiche Raumschiffe fliegen bis zu den entlegensten Sternen.

Perry Rhodan ist der Mensch, der von Anfang an mit den Erdbewohnern ins All vorgestoßen ist. Nun steht er vor seiner vielleicht größten Herausforderung: Er wurde vorwärts durch die Zeit katapultiert und findet sich in einem Umfeld, das nicht nur Terra vergessen zu haben scheint, sondern in dem eine sogenannte Datensintflut fast alle historischen Dokumente entwertet hat.

In der Milchstraße spielen die Cairaner eine maßgebliche Rolle; die Liga Freier Galaktiker und die Arkoniden sind nur noch von untergeordneter Bedeutung. Der unsterbliche Arkonide Atlan hat beschlossen, an dieser Situation etwas zu ändern. Vor allem versucht er dem Geheimnis des hermetisch abgeschlossenen Arkonsystems auf den Grund zu gehen, das nur noch als die »Bleisphäre« bekannt ist.

Perry Rhodan hat mittlerweile die Erde wiedergefunden – in einem Zwillingsuniversum, das mit unserem durch die sogenannte Zerozone verbunden ist. Die Menschheit befindet sich im Konflikt mit den dortigen Topsidern. Ein Schauplatz in jenem Solsystem liegt im Asteroidengürtel: CERES ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner dient als Lockvogel und Botschafter.

Phrio Bindunudse – Die Gegenstandslose Konsulin lebt in ihrer eigenen Welt.

Bernenger – Der Roboter rettet und verändert Leben.

Ghizlane Madouni

Was ist Wahrheit?

(Anonyme Sammlung

altterranischer Weisen,

Kapitel 18 »Pontius Pilatus«)

Prolog

»Ich bin müde«, sagte die Frau.

»Ich auch«, ergänzte ihr Roboter.

Die Bilder des Kampfes und die Aufregung zuvor lagen so lange zurück, dass sie einem fernen Nebel glichen – versuchte sie hinzusehen, blieben nur wabernde Konturen. Keine Erinnerung, die sie aus der Eintönigkeit erlöste.

Es gab nur sie beide. Früher hatte sie sich darüber gewundert, dass sie den Roboter als echtes Wesen akzeptierte, aber auch das lag lange zurück. Wie fast alles, das mehr als einen Gedanken wert war.

Die Maschine servierte ihr ein Essen. Es schmeckte fad, genau wie die Luft zum Atmen.

»Wie lange warten wir schon?«, fragte sie.

»Du weißt es, Gebieterin.«

Ja, sie wusste es. Sie hätte die Tage, Wochen, Monate, Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte benennen können. Stattdessen beschränkte sie sich auf: »Zu lange.«

Der Roboter antwortete nicht, sondern verließ den Raum.

Die Frau ging auf Wanderschaft. Platz genug gab es, aber es war nicht schön, wenn man ihn mit niemandem teilen konnte.

Langlebigkeit, dachte sie. Viele hätten es für einen Segen gehalten, sie bezweifelte das seit einer Ewigkeit.

Sie betrat das Habitat und ließ eines der Planspiele darauf ablaufen, bis es ihr so langweilig wurde, dass sie es nicht mehr ertrug.

Sie nahm eine sportliche Herausforderung des positronischen Ertüchtigungsbereiches an und erfüllte sie. Wie immer.

Sie ging zu ihrem Roboter und kostete die nächste Mahlzeit.

Sie wartete.

Irgendwann schlief sie, einmal, zehnmal, hundertmal. Wo lag der Unterschied?

1.

Tief und tiefer

»Sind wir so weit?«, klang Ghizlane Madounis Stimme aus dem Funkempfänger. Die Kommandantin der ORATIO ANDOLFI erkundigte sich mit einem leichten Anflug von Sorge nach dem Zustand der ORPHEUS. Eine Bildübertragung gab es nicht, und das war womöglich sogar ganz gut so, fand Marek Derowia.

»Alle Systeme bereit!«, antwortete Farye Sepheroa. »Start vorbereitet.«

»Ist sie nervös?«, fragte Derowia, wobei ihm selbst nicht klar war, ob er in die Runde oder nur zu sich selbst sprach.

»Ghizlane ist ein Profi«, sagte Sepheroa, die permanent mit der Positronik kommunizierte. Noch ein letzter Check des Antriebs, der Lebensversorgung, der Abschirmung.

»Sie ist nervös«, entschied der Geologe und tappte mit den Fingern der rechten Hand auf die Konsole. Er hatte seine Systeme dreimal geprüft, insbesondere den Sensorstreifen draußen am Bug, der Augen und Ohren sein würde, sobald sie in die Tiefe gingen. Es juckte ihn, es noch ein viertes Mal zu tun, aber weil er sich nicht entscheiden konnte, trommelte er stattdessen auf die Konsole. Seine Finger mussten etwas tun.

»Wohingegen du die Ruhe selbst bist.« Die Pilotin zwinkerte ihm zu.

»Ja. – Nein! – Ich bin momentan gar nichts, weder Fels noch Erde, weder Wasser noch Land.«

Kein Wunder. Es war die Jungfernfahrt des Gäonautikums, ohne dass zuvor Praxistests absolviert worden wären. Ohne Generalprobe direkt zur Premiere. Es konnte nichts mehr nachjustiert oder verbessert, kein Teil ausgetauscht oder ein zweites dazugesetzt werden.

Es klappte, oder sie waren tot.

*

Die ORATIO ANDOLFI, ein mächtiger Kugelraumer der VASCO-III-Klasse und das stolze Flaggschiff der Liga, ging in Position.

»Dann legen wir mal los!«, befahl Kommandantin Ghizlane.

Der Desintegrator fräste sich durch den sechs Meter dicken Eispanzer des Ozeans von Zeut und erzeugte dabei eine mächtige Dampfwolke, die gut hundert Meter aufstieg und sich sehr langsam als sanfter Schneefall in die Umgebung wieder herabsenkte. Innerhalb weniger Sekunden war ein Durchlass für die ORPHEUS geschaffen, ein großes, dunkles Loch im Nichts, wie ein bodenloser Abgrund.

»Gäonauten-Team, bitte alle anschnallen, eure Reise beginnt in drei ... zwei ... eins ...«

Ein leichtes Gefühl des Fallens, dann Ruhe, als wären sie nicht mehr in Bewegung.

Dennoch krallte Derowia die Finger ins Polster und presste die Lippen zusammen. Ein starkes Fesselfeld schützte ihn, er trug einen SERUN, und noch war er gar nicht dort, wohin er wollte. Er sollte nicht so angespannt sein.

Aber es war nun einmal ein Unterschied zwischen der Planung einer Mission und deren Ausführung. Genau wie für das Gäonautikum auch war diese Reise sein erstes Mal. Er war schon in engen Höhlen herumgekrochen, hatte sich an die Calderen aktiver Vulkane herangewagt ... aber das ...

»ORATIO, wir sind unterwegs, bis jetzt alles einwandfrei«, funkte Sepheroa. »Die Lücke sieht sauber aus.«

Das Holorama zeigte die Fahrt im Traktorstrahl nach unten, und der Geologe blickte über eine endlose weiße Weite im matten Sternenlicht.

Der Eintauchpunkt rückte schnell näher.

»Der Einlass zum Hades«, witzelte Derowia und wusste nicht, wen er damit beruhigen wollte. Oder wollte er Perry Rhodan mit seinem historischen Wissen beeindrucken? Das war gar nicht ungewöhnlich. Als Geologe, der auf der anderen Seite des Dyoversums geboren war und daran arbeitete, in die ursprüngliche Heimat zurückzukehren, musste er auch über die Mythologie der Unterwelten informiert sein, denn stets fanden sich Hinweise auf wahre Begebenheiten und Orte darin.

»Hat jemand die Münzen für den Fährmann dabei?«, fragte der Unsterbliche auch prompt.

»Oder einen Schlüssel, falls er gerade nicht zu Hause ist?«, griff Sepheroa die Frage auf und entfernte sich damit wieder von der Mythologie. Sie war eben kein Kind Terras, ihre Wurzeln lagen an einem exotischeren Ort. Wie es wohl war, die Enkelin des berühmtesten Terraners zu sein?

»Es geht rein«, unterbrach Iwán/Iwa Mulholland und deutete auf das Holo.

Das dunkle Loch nahm nun das gesamte Sichtfeld ein. Der Einstieg, die Schleuse zum eigentlichen Pfad. Es wirkte tatsächlich wie der Abstieg in die Unterwelt.

Das Ziel lag weit unter dem Ozean, in 63 Kilometern Tiefe, zwischen Kruste und Mantel. Sichu Dorksteiger und andere Wissenschaftler nahmen an, dass die Ursache für den Hyper-Exhaust-Effekt und das Absaugen der Vitalenergie aus Rhodans Zellaktivator, wodurch die Tierwelt von Zeut vorzeitig erwacht war, dort unten zu finden war. Es konnte ein Gerät sein, eine Station ... viele Möglichkeiten, die aus der Distanz nicht geklärt werden konnten.

*

Der Traktorstrahl leitete die ORPHEUS weiter nach unten.

Vorbei an all den Meeresbewohnern, die in der Ozeanweite zusehends erwachten. Die meisten, teils bizarr aussehenden Kreaturen mit vielen Auswüchsen, Flossen, Tentakeln, Ampeln, waren auf der Jagd. Nicht so schnell und hektisch wie in den wärmeren Gewässern Terras, doch nicht weniger tödlich.

In den chaotischen Massen waren einzelne Lebewesen in den Scheinwerfern und auch in der Ortung kaum mehr zu erkennen.

Sepheroa aktivierte vorsichtshalber den Prallfeldschirm und unmittelbar darunter den HÜ-Schirm, damit es nicht zu unliebsamen Begegnungen kam. Sie hatten aus dem Abenteuer mit dem Tauchboot vor wenigen Tagen gelernt.

»ORPHEUS, alles in Ordnung?«

»Alles einwandfrei.«

»Vierzig Meter unter dem Meeresspiegel«, meldete die Positronik dazwischen.

Ab dieser Tiefe wurden wahre Giganten bis zu 20 Meter geortet, die träge dahintrieben. Sie hatten das meist meterlange, zahnbewehrte Maul aufgesperrt, um alles einzufangen, was in den Schlund passte und der tödlichen Gefahr zu nah kam.

Sie waren noch nicht so in Aufruhr wie die Lebewesen in Kontinentnähe, wo das Wasser seichter und der Einfluss der Vitalenergie stärker gewesen war.

Vielleicht war es der HÜ-Schirm, vielleicht wirkte die ORPHEUS nicht so attraktiv wie die reichlich vorhandene organische Beute, jedenfalls wurde das Gäonautikum nicht angegriffen.

Derowia atmete auf. Das Tauchabenteuer und der Überlebenskampf gegen die geradezu tollwütig gewordenen Wasserkreaturen hatten ihm Albträume beschert, von denen er sich noch nicht ganz erholt hatte. Mit klopfendem Herzen beobachtete er den ewigen Kampf dort draußen, nur wenige Meter entfernt, obwohl er wusste, dass er sicher war.

Als das silbrig-weiße, 80 Meter lange Gäonautikum den Meeresboden erreichte, löste es sich aus dem Traktorstrahl des Liga-Flaggschiffs.

»ORATIO ANDOLFI, wir sind wohlbehalten unten angekommen«, meldete Sepheroa. »Danke für den Transport, wir übernehmen jetzt.«

»Viel Glück, ORPHEUS. Wir halten die Stellung.«

Zum ersten Mal wurde der mächtige Desintegrator am Bug eingesetzt, und das Holorama zeigte schlagartig nur noch Massen an Sandkörnern, in die sich das Gäonautikum hineinwühlte.

»Klappt gut«, lobte Sepheroa.

Derowia stieß den angehaltenen Atem aus.

Noch konnten sie zurück. Noch ...

Die Sandtiefe maß nicht mehr als einen Meter, und dann ging es auch schon hinein in die Kruste.

*

Alles, was nun von dem Sensorstreifen übertragen wurde, war Gestein, das die ORPHEUS vollständig umschloss. Tonnen schwerer Felsen erwarteten sie, die mit zunehmender Entfernung von der Oberfläche heißer und instabiler wurden, auch eine Folge des zunehmenden Drucks.

»Wie fühlt ihr euch? Iwa?«, erklang Sichu Dorksteigers warme, ruhige Stimme in die zittrige Stille. Derowia war froh, sie zu hören, und erleichtert, dass er nicht als Erster aufgerufen wurde.

Das Zwitterwesen, das von Männern als männlich, von Frauen als weiblich empfunden wurde, lächelte sanft. »Ich bin in der endlosen Weite der Zerozone aufgewachsen. Der Gang in die Tiefe ist eine sehr ungewöhnliche Erfahrung, die ich mit der gebotenen Ehrfurcht annehme.«

Ehrfurcht, ja, das traf es. Sollte etwas passieren, wurde die ORPHEUS zum Grab. Aus dem Tauchboot hatten sie aussteigen und durch das Wasser Richtung Küste schwimmen können. Aber mitten im Fels gab es – ohne Mulholland – keinen Ausstieg, keinen Ausweg, kein Entkommen, und ob der Schmerzensteleporter alle rechtzeitig würde retten können ... Verlassen durfte man sich darauf nicht, seinen Kapazitäten waren Grenzen gesetzt.

Ab sofort gab es kein Zurück mehr, und das war es wahrscheinlich, was Derowia am meisten zu schaffen machte.

Vielleicht könnte die auf sicherer Distanz im Orbit wartende ORATIO ANDOLFI eingreifen, das umschließende Gestein mit einem Desintegrator zerstören und das Gäonautikum mittels Traktorstrahl bergen. Doch Derowia zweifelte, dass dies mit zunehmender Tiefe noch möglich wäre – oder die Hilfe überhaupt rechtzeitig käme.

»Ich denke zu viel!«, rief er, noch bevor er aufgerufen wurde, aber er musste Druck ablassen. Druck, genau, ha, ha. Es musste raus, sonst platzte er. »Das ist wahrscheinlich die großartigste Erfahrung meines Lebens, doch ich kann sie nicht genießen, sondern denke permanent daran, ob die Systeme das leisten können, was ich und die anderen entwickelt haben, ob die ORPHEUS den Druck aushält, die Hitze, überhaupt alles. Ob wir es bis ans Ziel schaffen oder umdrehen müssen. Ob wir stranden ... und ich euren Tod verursache. Ja, und meinen natürlich. Diese Dinge halt.« Er lachte gekünstelt. »Mehr kann man sich nicht als Amateur outen, oder?«

»Ganz im Gegenteil«, sagte Rhodan. Derowia drehte sich zu ihm um. »Die meisten von uns sind Raumfahrer. Wenn wir stranden, dann in der Weite des Alls. Damit können wir umgehen.«

Donn Yaradua grinste. »Was glaubst du, wie es mir erging, als ich zum ersten Mal im Einsatz war? Und du hast mir wahrscheinlich sogar etwas voraus, denn du warst schon auf gefährlichen Touren in Höhlen und so weiter unterwegs.«

»Ja, aber meistens nur für mich verantwortlich und ohne Hülle um mich. Aber auch ohne SERUN und ohne Schutzschirm«, gab er zu. »Manchmal war es eng, aber das ist kein Vergleich zu dem da draußen.«

»Ich habe ähnliche Situationen erlebt«, ergänzte Rhodan. »Doch die härten nicht ab, denn ähnlich ist nicht gleich. Das Bewusstsein der drückenden Enge dort draußen lässt sich nicht einfach abschalten, das ist eine echte Herausforderung.«

Wie aufs Stichwort meldete sich die ORATIO ANDOLFI. »Ghizlane hier. Geht es euch gut? Bis jetzt wühlt die Kleine sich ordentlich durch.«

»Farye hier. Wir sind auf Kurs«, gab Sepheroa zurück. »Es ist wirklich alles perfekt.«

»Wenn etwas ist, holen wir euch raus.«

»Na klar doch.«

Sepheroa wandte sich in die Runde und schmunzelte. »Es dient der Beruhigung, wenn man sich gegenseitig etwas vormacht. Die da oben teilen unsere Panik.«

»Hey!«, beschwerte sich Yaradua. »Ich habe keine Panik.«

Dorksteiger hob die Brauen. »So?«

»Ich habe Scheißangst!« Yaradua grinste schief.

Mulholland platzte lachend heraus, und das löste tatsächlich die Spannung. Derowia empfand plötzlich sogar Euphorie – der gestiegene Adrenalinpegel hatte endlich hinreichend Endorphine ausgeschüttet, und er war voller Optimismus.

Außerdem wirkte Phylax beruhigend. Der Okrill schien keinerlei Gefahr zu spüren. Was um ihn geschah, war ihm gleichgültig. Denn er lag friedlich schlummernd da und blubberte ab und zu leise, was das Äquivalent zum Schnarchen darstellte.

»Übrigens, mir geht es gut – ich bin zu sehr abgelenkt, um mir Gedanken zu machen«, setzte Sepheroa fort. »Ich verdränge es. Ich habe die Zerozone bewältigt, also werde ich das hier auch hinkriegen.«

»Dann bleibst nur noch du, Sichu«, äußerte sich Rhodan.

»Ich bin mit meinen Analysen beschäftigt. Außerdem bin ich darauf trainiert worden, niemals den Kopf zu verlieren. In einer langen und harten Schule, das ist mir in Fleisch und Blut übergegangen.« Sie sagte das so ruhig, dass Derowia ihr glaubte. Und er war schwer beeindruckt.

»Auf Sichu ist immer Verlass«, fügte Rhodan hinzu und lächelte seine Frau an.

Sie ist sein Ruhepol, erkannte Derowia. Seine Basis. Und er musste zugeben, Dorksteigers Gelassenheit verfehlte auch auf ihn ihre Wirkung nicht.

Er lehnte sich zurück und schloss kurz die Augen, weil ihm schwindelte. Sein Gefährt. Seine Jungfernfahrt. Mit der wohl prominentesten Besatzung, die überhaupt möglich war. Eine Mission, mit der er vor einem halben Jahr nicht einmal in seinen kühnsten Träumen gerechnet hätte.

Sollte er dieses Abenteuer überleben, war er zweifelsohne der berühmteste Geologe Terras. Niemand würde ihn mehr belächeln oder gar auslachen. Sie würden ihn um Interviews bitten, und er würde ein Buch schreiben, und er würde keine Probleme mehr mit der Finanzierung künftiger Expeditionen haben. Oder weiterer kühner Konstruktionen.

Und daraufhin machte er sich keine Gedanken mehr.

*

Perry Rhodan rief die Daten von dem Holo an seinem Platz ab. In Cheung City war die Technik auf ein Minimum heruntergefahren worden, aber die auf Terra in Neu-Atlantis konstruierte ORPHEUS war weitaus anspruchsvoller angelegt. Angepasst an die erhöhte Hyperimpedanz des zweiten Zweiges des Dyoversums bot sie das Beste an Technik auf, was möglich war.

Das Gäonautikum bewegte sich planmäßig mit fünf Kilometern pro Stunde vorwärts, las er ab. Der Eintauchwinkel betrug etwa 45 Grad, sodass sie insgesamt 90 Kilometer Distanz zu bewältigen hatten. So weit verlief alles nach Plan.

Rhodan hatte sich für diese Annäherung entschieden. Sollte da unten eine bewachte Station liegen, würde ein direkter Kurs möglicherweise als Angriff gewertet werden. Besser war also eine »sanftere« Anbahnung, was hoffentlich als Aufforderung zum Kontakt aufgefasst wurde.

Planmäßig hatten sie 18 Stunden vor sich, bis sie das Ziel erreichten. Unwägbarkeiten verlängerten die Reisezeit, und damit war auf diesem unbekannten Terrain sicherlich zu rechnen. Deshalb hatte Rhodan zwei Stunden zugegeben.

Wegen der vergleichsweise kurzen Fahrtzeit waren sie übereingekommen, keine längeren Ruhephasen in den Kojen einzulegen, sondern ab und zu abwechselnd einen kurzen, intensiven Schlaf, nicht mehr als zehn Minuten oder eine Viertelstunde, zu halten. Das reichte aus, um nicht völlig übermüdet am Ziel anzukommen. Nahrungskonzentrate, Energieriegel und Wasser sorgten für die notwendige Energiezufuhr.

Der HÜ-Schirm war seit dem Beginn der Grabung abgeschaltet. Er war während der Fortbewegung hinderlich und kostete unnötige Energie, solange keine Gefahr drohte.

Wie ein gewaltiger Maulwurf wühlte sich die ORPHEUS durch die Planetenkruste. Der Desintegrator löste das Gestein vor sich zu atomarem Plasma auf, dahinter wurde eine Füllmasse ausgepresst, die für Stabilität sorgen und einen Zusammensturz oder Beben verhindern sollte.

2.

Die Reise ins Innere

Sie durchstießen das aus Sand, hochgedrücktem Magma und basaltartigem Material zusammengepresste und gebackene harte Gestein. Der Sensorstreifen übertrug die optisch aufbereiteten Bilder auf das Holorama, manchmal an den Rändern ein wenig verschwommen, aber das unterstrich die beeindruckende Darstellung eher noch. Die Färbung des Gesteins war zumeist bräunlich, von wenigen Poren und Strukturen durchsetzt.

Diese Schicht war nicht mehr als 200 Meter dick, dann wurde das Gestein durchlässiger und poröser – und wies Fossilien auf.

»Möglicherweise hat es davor ein durch die Kontinente getrenntes Urmeer gegeben, das an manchen Stellen zeitweise durch vulkanische Tätigkeit verdampfte und alles Leben dort auslöschte«, äußerte Dorksteiger eine Vermutung. »An anderen Stellen starben die Tiere und Pflanzen, versteinerten und bildeten eine eigene Schicht. Es gibt viele Variablen. Das, was wir hier sehen, muss nicht überall so sein.«