Perry Rhodan 54: Der Zweikampf - K.H. Scheer - E-Book

Perry Rhodan 54: Der Zweikampf E-Book

K.H. Scheer

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Beschreibung

Der Gefangene des Solaren Sicherheitsdienstes spielt - seine geheimen Trümpfe aus. - Das zweite Atlan-Abenteuer! Für Atlan, den Einsamen der Zeit, sind die Jahrhunderte nur wie ein Tag, denn er besitzt den rätselhaften Zellschwingungsaktivator. Er studiert die Menschen seit den Anfängen der bekannten Geschichte, und er hilft den Menschen, wenn eine solche Unterstützung gleichzeitig seine eigenen Pläne fördert. Atlan will heim nach Arkon, der Welt der drei Planeten! Atlan hat die kleinen, mutigen Barbaren von Terra liebgewonnen - auch wenn er es sich manchmal nicht eingestehen will. Atlan fürchtete den drohenden Atomkrieg des Jahres 1971 und zog sich in seinen unterseeischen Stützpunkt zurück - doch als er aus seinem 69 Jahre währenden Tiefschlaf erwacht, findet er eine völlig veränderte Welt vor! Atlan sieht sich nun der Erfüllung seiner Sehnsucht nahe. - Nur einer steht ihm noch im Wege: Perry Rhodan, der Administrator des Solaren Imperiums! Perry Rhodan, der nur an das Wohl der Menschheit denkt, muß Atlan die Heimkehr verwehren. Kann Perry Rhodan das, oder ist Atlan auf Grund der vielhundertjährigen Erfahrung seinem Gegenspieler weit überlegen...? Bei dem erregenden Duell auf dem Hitzeplaneten Hellgate hatte sich Perry Rhodan als der Bessere erwiesen! Atlan geriet in die Gefangenschaft des Solaren Sicherheitsdienstes, aber seine Gedanken beschäftigen sich bereits mit den Möglichkeiten einer zweiten Flucht. Wird Atlan das Ziel seiner Wünsche erreichen...?

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Nr. 54

Der Zweikampf

Der Gefangene des Solaren Sicherheitsdienstes spielt seine geheimen Trümpfe aus. – Das zweite Atlan-Abenteuer!

von K. H. SCHEER

Für Atlan, den Einsamen der Zeit, sind die Jahrhunderte nur wie ein Tag, denn er besitzt den rätselhaften Zellschwingungsaktivator.

Er studiert die Menschen seit den Anfängen der bekannten Geschichte, und er hilft den Menschen, wenn eine solche Unterstützung gleichzeitig seine eigenen Pläne fördert.

Atlan will heim nach Arkon, der Welt der drei Planeten!

Atlan hat die kleinen, mutigen Barbaren von Terra liebgewonnen – auch wenn er es sich manchmal nicht eingestehen will.

Atlan fürchtete den drohenden Atomkrieg des Jahres 1971 und zog sich in seinen unterseeischen Stützpunkt zurück – doch als er aus seinem 69 Jahre währenden Tiefschlaf erwacht, findet er eine völlig veränderte Welt vor!

Atlan sieht sich nun der Erfüllung seiner Sehnsucht nahe. – Nur einer steht ihm noch im Wege: Perry Rhodan, der Administrator des Solaren Imperiums!

Perry Rhodan, der nur an das Wohl der Menschheit denkt, muss Atlan die Heimkehr verwehren.

Kann Perry Rhodan das, oder ist Atlan auf Grund der vielhundertjährigen Erfahrung seinem Gegenspieler weit überlegen ...?

Bei dem erregenden Duell auf dem Hitzeplaneten Hellgate hatte sich Perry Rhodan als der Bessere erwiesen!

Atlan geriet in die Gefangenschaft des Solaren Sicherheitsdienstes, aber seine Gedanken beschäftigen sich bereits mit den Möglichkeiten einer zweiten Flucht.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan alias Olaf Peterson alias Hinrich Volkmar – Er hat die »kleinen Barbaren von Terra« liebgewonnen.

Perry Rhodan – Der mächtigste Mann im Solsystem.

Marlis Gentner – Eine junge Kosmobiologie-Studentin mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn.

Gunter Vießpahn – Ein bärtiger Venuskolonist mit schlechten Manieren.

Gucky – Der Mausbiber hält nichts vom venusischen Sicherheitsdienst.

Tombe Gmuna

1.

Sie waren sehr nett, freundlich und in den Grenzen ihrer Dienstauffassung sogar tolerant. Das wollte etwas heißen bei Männern, die der Psychologischen Abwehr angehörten.

Viele unter ihnen waren Wissenschaftler in Uniform. Andere waren kampferfahrene Soldaten der Raumflotte. Sie hatten – wie sie mir erklärten – für die Erde alles riskiert.

Für sie war ich ein biologisch und sozialpolitisch Fremder. Den Begriff »rassisch fremd« hatten sie niemals gebraucht, was meine Auffassung vom ethischen Reifeprozess der Menschen nur bestätigte. Sie waren nicht mehr so intolerant wie früher, als sie Andersgläubige verfolgten und politische Gegner hinrichteten.

Sie waren wirklich reifer geworden, was sie jedoch nicht daran hinderte, in mir den Gegner zu sehen.

»Gegen Sie persönlich haben wir überhaupt nichts, mein Lieber«, hatte Generalleutnant Kosnow jovial erklärt.

Also hatte ich logischerweise gefragt, weshalb man mich nicht meiner Wege ziehen ließe. Wenn ich an Kosnows süßsaures Lächeln zurückdachte, erfüllte mich gärende Unruhe. Nur in den seltenen Augenblicken seelischer Ausgeglichenheit vermochte ich mich darüber zu amüsieren.

Natürlich konnten sie mich nicht so einfach gehen lassen, nachdem ich unter sehr rätselhaften Umständen in ihren Lebensbereich eingebrochen war.

Von meiner Druckkuppel in den Tiefen des Atlantischen Ozeans wussten sie nichts. Ich hatte ihnen auch verschwiegen, dass ich mich im Jahre 1971 aus Furcht vor einem beginnenden Atomkrieg in Sicherheit gebracht hatte.

Als ich 69 Jahre später von den biomedizinischen Roboteinrichtungen meines Stützpunktes aus dem Tiefschlaf aufgeweckt wurde, hatte ich feststellen müssen, dass es überhaupt nicht zu einem Krieg gekommen war.

Ich hatte dann mit meinen Augen sehen können, was die Menschheit im Laufe dieser 69 Jahre alles geschaffen hatte.

Es war mir gelungen, unter Einsatz all meiner Hilfsmittel in Terrania zu erscheinen, wo ich den bedeutendsten Mann der jüngeren Geschichte kennenlernte. Er nannte sich Perry Rhodan, und er hatte während der von mir verschlafenen Zeitspanne ein kleines Planetenreich gegründet, das er Solares Imperium nannte.

Niemand in der besiedelten Galaxis schien zu ahnen, welch ein wagemutiger und trickreicher Eroberer mit Rhodan aufgetaucht war.

Selbst ich hatte einige Zeit benötigt, um diesen Mann richtig einschätzen zu können. Beinahe wäre es mein Verderben gewesen!

Obwohl ich die Härte, Ausdauer und Tatkraft der Menschen kannte, hatte ich Rhodan unterschätzt.

Ich hatte mit einem Kleinraumschiff vom Typ Space-Jet fliehen wollen, um damit endlich wieder nach Hause zu kommen. Lange, sehr lange hatte ich darauf gewartet, dass die technische Fortentwicklung der Terraner bei der Raumfahrt anlangen möge.

Als sie es endlich geschafft hatten, war ich dummerweise in die Tiefen des Meeres geflohen. So hatte ich den gewaltigen Sprung nach vorn verschlafen.

Damals, als Rhodan bei seiner ersten bemannten Mondlandung den beschädigten Forschungskreuzer der Arkoniden entdeckte, hatte ich in einer Kurzschlusshandlung die größte Chance meines Daseins verpasst.

Während ich im Bio-Tiefschlaf lag, hatte der ehemalige Major der Space Force das arkonidische Wissen erworben und damit aufgebaut.

Unter solchen Voraussetzungen den Weg eines Mannes zu kreuzen, der seit Jahrzehnten alle möglichen Schwierigkeiten und Gefahren als Lebensinhalt ansieht, ist fast immer mit einer kleinen Katastrophe verbunden.

Ich war geflohen! Ich hatte ein Raumschiff bestiegen, das von Rhodan persönlich gesteuert wurde. Auf Hellgate war es dann zum Duell in der Wüste gekommen, und ich hatte verloren!

Er hatte mich verhaften und mit Handfesseln abführen lassen. Während des Kampfes hatte ich einmal Gelegenheit gehabt, ihn zu töten. Weshalb ich es nicht getan, sondern vorbeigeschossen hatte, war im Augenblick ein wesentlicher Bestandteil meiner selbstkritischen Überlegungen.

Warum hatte ich ihn nicht erschossen? Etwa nur deshalb, weil er mir vorher geholfen hatte, aus dem brennenden Raumboot zu entkommen?

Nein, das war kein logisch fundierter Grund. Wenn ein Mann seinen erbitterten Gegner schont, kann er nicht damit rechnen, dass der gleiche Gegner in gleicher Situation ebenso tolerant ist.

Trotzdem war ich ihm dankbar gewesen. Ich hatte ihn wenig später absichtlich geschont und ihm über Funk zugerufen, nun seien wir quitt. Schon wenige Stunden danach hatte ich es bereut.

Als er mich nach der im letzten Augenblick erfolgten Rettung in die Mündung seiner Waffe blicken ließ, hatte ich gewusst, dass zwischen uns eine eigentümliche Hassfreundschaft entstanden war.

Ich bewunderte ihn gegen meinen Willen. Er, der sich der »Unsterbliche« nannte und der trotzdem so leicht getötet werden konnte, schien mich als hochinteressantes Studienobjekt anzusehen.

Rhodan war zu intelligent und zu lebenserfahren, um nicht zu ihnen, dass ich kein normaler Arkonide sein konnte. Nur deshalb hatte er mich mit einem Leichten Kreuzer zur Erde bringen lassen, wo ich nun seit dem 10. Mai 2040 als Häftling der Solaren Abwehr galt.

Mein Verhältnis zu diesen Leuten war eine Tragikomödie ersten Ranges. Natürlich wussten sie genau, dass ich das Leben ihres Idols in den Händen gehalten hatte. Sie waren auch darüber informiert, dass ich kein wirklicher Feind der Menschheit war.

Da die Männer der Abwehr nun einmal Psychologen waren, stellte ich sie mit meinem Verhalten vor eine hohe Wand aus Rätseln, die zu lösen ohne den passenden Schlüssel kaum möglich war.

Den Schlüssel hatte ich; auch das wussten sie. Was lag näher, als zu versuchen, mir mein Wissen zu entreißen.

Als sie mich zum ersten Verhör geholt hatten, war mir etwas bange geworden. Wie leicht konnten sie in ihre alten Unarten zurückfallen.

Ich hatte mit einer groben Behandlung gerechnet. Dicht vor der Tür des Verhörzimmers hatte mir mein sehr lebhaftes Vorstellungsvermögen Dinge vorgegaukelt, die während vergangener Zeiten von einer noch nicht menschlich gewordenen Menschheit begangen worden waren.

Es war mir nichts geschehen! Die Wissenschaftler in Uniform hatten nur mit ihren grimmigen Gesichtern drohen können, was mich nach der Überwindung des ersten Schocks kaum noch beeindruckt hatte.

Seit einigen Tagen spielten wir miteinander. Sie boten alles auf, was sie an rein psychologischen Tricks kannten. Ich musste gehörig aufpassen; aber schließlich war ich der bessere Seelenforscher. Sie hatten weder meine Erfahrungen, noch waren sie über jene Dinge informiert, die ich im Laufe der Zeit persönlich erlebt hatte.

Es war ein Paradoxon, dass ich, der Arkonide, die Menschen besser kannte als sie sich selbst. Für mich bedeutete es eine Quelle der Erheiterung, wenn sie mir wieder und wieder Gelegenheit boten, sie mit Hilfe meiner Erfahrungen zu verblüffen.

Das war die Situation, als man mich am 16. Juni 2040, 8 Uhr früh, zum zweiundzwanzigsten Psychoverhör abholte.

2.

Leutnant Tombe Gmuna fungierte als Begleitoffizier. Ich mochte den so herzerfrischend offenen, immer lachenden Afrikaner gut leiden.

Man hatte mir nahe des Verwaltungszentrums von Terrania ein kleines Haus zur Verfügung gestellt. Es gab weder vergitterte Fenster noch sonstige konventionelle Einrichtungen zur Verhinderung einer Flucht.

Ich besaß sogar drei einwandfrei funktionierende Bedienungsroboter, die mir aber auch nicht behilflich sein konnten, das Energiegatter meines »Gefängnisses« zu überwinden.

Der strahlende Zaun war fünf Meter hoch. Ich konnte ihn weder überspringen noch anderweitig beseitigen. Die Energie- und Schaltstation lag außerhalb des ringförmigen Kraftfeldes. Ich konnte das kleine Umformerhäuschen mit dem Rundfeld-Projektor gut sehen, und doch war es für mich unerreichbar.

Wenn man mich durch eine schaltungstechnisch hergestellte Strukturlücke nach draußen führte, waren wenigstens drei Männer der Abwehr dabei. Sie trugen Nervenwaffen von relativ harmloser, aber ungeheuer schmerzhafter Wirkung. Ich hatte es während meiner Gefangenschaft noch nicht darauf ankommen lassen, mit dem zuckenden Energieblitz eines Schockers in näheren Kontakt zu kommen.

Diesmal hatte Leutnant Gmuna eine scharfe Dienstpistole am Gürtel der Uniformkombi hängen. Ich erkannte einen Thermo-Impulsstrahler von fraglos tödlicher Wirkung.

Sein offenes Gesicht war etwas verkniffen. Unmut glomm in den dunklen Augen. Als er meinen vorwurfsvollen Blick gewahrte, sagte er abweisend: »Das ist ein Befehl, Admiral!«

Seitdem man wusste, dass ich ehemals als Chef einer arkonidischen Flotte fungiert hatte, nannte man mich entweder »Sir« oder »Admiral«. Ich überlegte bereits seit einigen Tagen, worin dabei der psychologische Trick lag. Ob sie wirklich glaubten, sie könnten mich damit auf ihre Seite ziehen?

Auf den Titel legte ich keinen sonderlichen Wert. Es war lange her, seitdem ich einen schlagkräftigen Verband des arkonidischen Kolonisations-Kommandos geführt hatte. Ich durfte nicht daran zurückdenken, ohne innerlich zu verzagen. Die Wehmut blieb ohnehin.

»Welcher Befehl, Gmuna?«, erkundigte ich mich.

»Das mit der Impulswaffe«, sagte er mit einer ärgerlichen Handbewegung. »Es ist ein neuer Mann angekommen. Ihr Begleitoffizier hat von nun an einen Strahler zu führen.«

Er musterte mich von oben bis unten. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Miene lockerte.

»Na ja, nichts zu machen. Kommen Sie jetzt nur nicht auf die dumme Idee, davonrennen zu wollen. Das ist Ihnen einmal gelungen.«

»Da war ich aber unsichtbar«, betonte ich.

»Sie sind für eine korrekte Klarstellung, wie?«

Ich nickte einfach und bemühte mich dabei, die in mir bohrende Unruhe nicht zu zeigen.

Der Leutnant riss die Tür des schmucklosen Dienstwagens auf. Ich setzte mich auf die reichlich harte Mittelbank. Gmuna nahm neben dem Fahrer Platz. Hinter mir drohten die schweren Strahlschocker der beiden Begleitsoldaten. Es war wahrlich eine würdige Eskorte für einen ehemaligen Admiral, der es längst aufgegeben hatte, an die große Vergangenheit zu denken.

Während der vergangenen 21 Verhöre hatte man mir unwiderlegbar bewiesen, dass die in der Enzyklopaedia Terrania enthaltenen Angaben über die Arkoniden der Wahrheit entsprachen. Demnach war mein ehrwürdiges Volk geistig und körperlich degeneriert und lebensuntüchtig geworden. Wieso das in so relativ kurzer Zeit geschehen konnte, war mir etwas rätselhaft.

Die Männer der Psychologischen Abwehr hatten es jedenfalls verstanden, meinen aus der Überlegenheit entspringenden Hochmut zu brechen. Meinen Stolz hatten sie mir aber nicht nehmen können. Schließlich hatte auch ein Perry Rhodan von Wissenschaftlern meines Volkes nur gelernt. Wäre unser Forschungskreuzer im Jahre 1971 nicht auf dem irdischen Mond notgelandet, hätte es bis heute noch keine interstellare Raumfahrt auf Terra gegeben.

Dieses Wissen konnten sie mir nicht rauben. Sie wollten auch gar nicht bestreiten, dass wir ihre Lehrmeister gewesen waren.

Allerdings schienen sie hier und da über die Arkoniden hinausgewachsen zu sein. Man hatte mir einige auf der Erde erbaute und ausgerüstete Raumschiffe gezeigt, deren konstruktive Details mir den Atem verschlagen hatten.

Das waren die Mittel, mit denen sie mich quälten. Sie waren längst nicht mehr primitiv genug, um mir etwa glühende Eisen an die Fußsohlen zu halten.

Der junge Tombe Gmuna war ein treffendes Beispiel für die neue und reife Art des Menschen. Tolerant, innerlich sauber, immer bereit, die Qualitäten eines anderen Lebewesens zu respektieren, hatte er mir gegenüber eine so klare Haltung an den Tag gelegt, dass ich nicht umhin kam, ihn mit dem neuen Menschengeschlecht zu identifizieren.

Das waren die kühnen Eroberertypen, die mein Volk während seiner Blütezeit ebenfalls besessen hatte. Dies schien nun vorbei zu sein, was mich in ein seelisches Chaos stürzte. Ich war bereits zu lange von zu Hause weg, um noch aus eigener Anschauung sagen zu können, was nun eigentlich geschehen war.

Die beste Waffe der Psychologischen Abwehr gegen mich war der immer wiederkehrende Hinweis auf den riesigen Robotautomaten, der das von meinen Vorfahren erschaffene Sternenreich angeblich verwalten sollte.

Wenn ich ganz ehrlich gegen mich selbst war, fragte ich mich, warum ich eigentlich all mein Sehnen und all meine Tatkraft aufbot, um dennoch die drei Synchron-Planeten Arkons zu erreichen.

War es das, was die Menschen Heimweh nannten? Eigentlich waren solche unterbewussten Gefühle für Leute meiner Art schlecht vorstellbar. Ich hatte mich immer beherrschen können, seitdem ich mein Flaggschiff verlassen hatte, um zum ersten Male den Boden des grünen Erdplaneten zu betreten.

Vielleicht hatte ich unter den Menschen auch zu viele echte Freunde gefunden, um unter plötzlich aufwallender Sehnsucht leiden zu können.

Mein Wunsch, unter allen Umständen nach Hause zu kommen, war wahrscheinlich mehr dem verletzten Stolz entsprungen. Es war für mich fürchterlich gewesen, nach meinem Erwachen aus dem biologischen Tiefschlaf feststellen zu müssen, dass die kleinen Barbaren des Planeten Erde plötzlich erwachsen geworden waren. Ich war von einem seelischen Extrem ins andere gefallen.

Nunmehr hatte ich nur noch das Verlangen, selbst nachzuprüfen, ob die Angaben der Abwehr über mein Volk auf Wahrheit beruhten. Vielleicht würde ich dann freiwillig zurückkehren und Rhodan die Hand zur Freundschaft reichen.

Während das Fahrzeug auf die unfernen Verwaltungsbauten der Abwehr zurollte, dachte ich an Perry Rhodan. Er war seit etwa vier Wochen verschollen. Gmuna hatte einige Bemerkungen fallen lassen, wonach Rhodan wieder einmal allerlei riskiert hätte. Auf alle Fälle war mein schärfster Gegner zur Zeit nicht auf der Erde.

Gegner? Ich lachte leise auf, als ich diesen Begriff analysierte. Ja, er war mein Gegner gewesen, bis er mir durch seinen Roboter hatte Wasser reichen lassen. Ich wusste dann, dass ich ihn nicht mehr töten konnte.

Gmuna brachte mich zum nächsten Antigravlift, mit dem diese jungen Leute umgingen, als hätten sie eine tausendjährige technische Entwicklung hinter sich. Alles war für sie so selbstverständlich geworden. Sie schienen keine Sekunde darüber nachzudenken, wie lange die Wissenschaftler meines Volkes an der Beherrschung der Gravitationskräfte gearbeitet hatten. Sie, die Menschen, hatten es einfach von uns übernommen.

Wenn ich solche Kleinigkeiten bemerkte, hatte ich gegen den in mir ansteigenden Groll zu kämpfen: Sie sollten gefälligst bedenken, wen sie in meiner Person vor sich hatten! Wie kamen sie dazu, mich wie einen Verbrecher durch bewaffnete Soldaten vorführen zu lassen? Das war es, was ich nicht großmütig übersehen konnte.

Hätten sie bereits mehr Erfahrung besessen, wären sie nie auf die Idee gekommen, einen Mann von meiner Art fesseln oder bewachen zu lassen. Mein Wort hätte völlig genügt, um mich auf den gleichen Fleck zu bannen. Offenbar wussten sie aber nichts vom hohen Ehrenkodex der alten Arkonidenflotte.

So begingen sie laufend den Fehler, meine hier und da aufkommende Bereitwilligkeit zur offenen Aussage zu unterminieren. Sie erweckten in mir alle Widerstände unterbewusster Empfindungen. Ich klärte sie auch nicht darüber auf.

Ich blieb auf dem Flur der 86. Etage einige Augenblicke stehen, um dem verhallenden Donnergetöse eines startenden Großraumschiffes nachzulauschen. Für mich war es das Schönste Geräusch überhaupt. Ich sah Gmuna an.

»Ein Schiff der Solarklasse?«, erkundigte ich mich gespannt.

Er nickte feierlich.

»Die DRUSUS, Admiral. Sie ist vom Chef über Hyperfunk angefordert worden. Wenn der Gunneroffizier auf die Knöpfe drückt, geht die Welt unter.«

Ich lächelte über seine Begeisterung, die ja so verständlich war. Das Herz eines jungen Mannes musste einfach höher schlagen, wenn ein 1500 Meter durchmessender Kugelriese in den Raum jagte.

Augenblicke später öffneten sich die gepanzerten Schiebetüren. Ich betrat die Amtsräume der Psychologischen Abwehr, einer Spezialabteilung der Solaren Abwehr.

Es waren wie üblich mehr als zehn Personen anwesend. Ich kannte sie bereits alle.

Generalleutnant Kosnow nahm in meiner Wertschätzung eine Sonderstellung ein. Wie mir Gmuna einmal zugeflüstert hatte, sollte dieser Mann bereits uralt sein. Möglicherweise gehörte er zu jenen hochverdienten Offizieren, die zusammen mit Perry Rhodan die ehemalige Dritte Macht gegründet und ausgebaut hatten. Es wurde gemunkelt, es läge in Rhodans Macht, würdigen Menschen eine biomedizinische Lebensverlängerung zu gewähren. Wie er das machte, war mir völlig rätselhaft. Ich hatte noch bei keinem einzigen Mann seiner engeren Garde etwas bemerkt, was nach meiner Auffassung zur Stabilisierung und laufenden Erneuerung der Zellen beitrug.

Immerhin mussten die Gerüchte einen wahren Kern enthalten, denn auch Rhodan war nicht gealtert.

Als ich den kleingewachsenen, schmalbrüstigen Mann bemerkte, blieb ich unvermittelt stehen.

Er wendete mir sein auffallend glatthäutiges, fast bartloses Gesicht zu, in dem zwei blaue Augen dominierten. Er wirkte zu harmlos und zu alltäglich, um mich nicht augenblicklich argwöhnisch zu machen. War das etwa der »neue Mann«, von dem Gmuna gesprochen hatte?

Wenn ja, so hatte er dem jungen Offizier den Befehl erteilt, von nun an eine wirklich scharfe Vernichtungswaffe zu tragen. Das machte mir den Unbekannten nicht sympathischer.

Generalleutnant Kosnow erhob sich hinter seinem riesigen Schreibtisch. Er nickte grüßend.

»Wie geht es Ihnen, Admiral?«

Ich neigte gemessen den Kopf, bemüht, einige Würde zu zeigen.

»Ich darf Ihnen Großmarschall Allan D. Mercant vorstellen, Admiral.«

Gefahr, aufpassen!, signalisierte mein Extrahirn. Klar und deutlich spürte ich die telepathischen Impulse, die von dem Großmarschall ausgingen.

Zugleich begann mein fotografisches Gedächtnis zu arbeiten. Allan D. Mercant? Den Namen kannte ich! Ich erinnerte mich, ihn in der Enzyklopaedia Terrania gelesen zu haben. Danach war Mercant im Jahre 1971 Chef eines weltumspannenden Geheimdienstes gewesen, den man International Intelligence Agency genannt hatte.