Perry Rhodan 625: Die Nullzeit-Brücke - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 625: Die Nullzeit-Brücke E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Der Paratransplantator wagt ein Experiment - ein Bewußtsein überwindet Raum und Zeit Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Mitte August des Jahres 3457. Im Solaren Imperium und bei den anderen Völkern der Galaxis herrscht Ruhe. Von der PAD-Seuche, die noch vor kurzem alles Leben in der Galaxis zu vernichten drohte, gibt es keine Spur mehr. Dass die Menschen und die übrigen galaktischen Völker überhaupt noch existieren, verdanken sie, ohne es zu wissen, einem Zeitparadoxon und einer Zeitkorrektur. Und Perry Rhodan war der Mann, der diese rettende Zeitkorrektur vornahm. Doch kaum war die Gefahr abgewendet, machte Anti-ES, das Geisteswesen, das seit einiger Zeit mit seinem Gegenpart ES eine Art kosmisches Schachspiel um die Zukunft der Menschheit durchführt, einen neuen gefährlichen Zug. Perry Rhodans Gehirn wurde durch ein Androiden-Gehirn ersetzt. Das echte Rhodan-Gehirn hingegen wurde zum Spielball unheimlicher Kräfte, erreichte eine fremde Galaxis und landete auf dem Markt der Gehirne, wo man es bald darauf in einen Körper verpflanzte. Dem Rhodan-Gehirn, das schnell seinen fremden Körper beherrschen lernt, geht es naturgemäß darum, die Position der heimatlichen Milchstraße zu ermitteln und den Rückweg zu finden. Rhodan macht sich Sorge um das, was gegenwärtig in seinem Namen in der heimatlichen Milchstraße geschieht. Deswegen setzt er alle Hoffnung auf das Experiment mit der NULLZEIT-BRÜCKE ...

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Nr. 625

Die Nullzeit-Brücke

Der Paratransplantator wagt ein Experiment – und ein Bewusstsein überwindet Raum und Zeit

von H. G. FRANCIS

Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Mitte August des Jahres 3457. Im Solaren Imperium und bei den anderen Völkern der Galaxis herrscht Ruhe. Von der PAD-Seuche, die noch vor kurzem alles Leben in der Galaxis zu vernichten drohte, gibt es keine Spur mehr.

Dass die Menschen und die übrigen galaktischen Völker überhaupt noch existieren, verdanken sie, ohne es zu wissen, einem Zeitparadoxon und einer Zeitkorrektur. Und Perry Rhodan war der Mann, der diese rettende Zeitkorrektur vornahm.

Doch kaum war die Gefahr abgewendet, machte Anti-ES, das Geisteswesen, das seit einiger Zeit mit seinem Gegenpart ES eine Art kosmisches Schachspiel um die Zukunft der Menschheit durchführt, einen neuen gefährlichen Zug.

Perry Rhodans Gehirn wurde durch ein Androiden-Gehirn ersetzt. Das echte Rhodan-Gehirn hingegen wurde zum Spielball unheimlicher Kräfte, erreichte eine fremde Galaxis und landete auf dem Markt der Gehirne, wo man es bald darauf in einen Körper verpflanzte.

Dem Rhodan-Gehirn, das schnell seinen fremden Körper beherrschen lernt, geht es naturgemäß darum, die Position der heimatlichen Milchstraße zu ermitteln und den Rückweg zu finden.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Ein Gehirn braucht einen neuen Körper.

Andro-Rhodan – Eine Kreatur des Anti-ES.

Atlan und Gucky – Der Lordadmiral und der Mausbiber wundern sich über Perry Rhodan.

Doynschto der Sanfte – Ein Paratransplantator.

Hactschyten – Ein Erpresser.

Yalaunk

»Der Mensch und seine Persönlichkeit – das ist das Gehirn. Der Körper ist nur notwendiges Beiwerk. Seine Aufgabe: das Gehirn mit lebensnötigen Stoffen und mit Informationen zu versorgen, es beweglich zu machen und ihm die Fortpflanzung zu ermöglichen.«

Janus Korsec, M. Kosum Universität, Braunschweig, 3348 Erdzeit

»Nur das Leben zählt. Zu leben ist wichtig. Der Körper muss erhalten bleiben, auch wenn dabei Teile des Gehirns geopfert werden müssen. Die Persönlichkeit bleibt dennoch erhalten – oder auch nicht. Die Entscheidung darüber bleibt den beiden Egos überlassen, die sich zu einem neuen Leben zusammengefunden haben.«

Yonczu Danzca, Symbo-Klinikum Yaanzar

1.

Seine Finger zitterten. Beunruhigt blickte er auf sie hinab und presste sie auf die Tischplatte. Auch jetzt gelang es ihm nicht, seine Hand so zu kontrollieren, wie er es wollte. Irgend etwas stimmte nicht mit ihm.

Er schob die Sternenkarten zur Seite, die er äußerst sorgfältig durchgesehen hatte. Langsam erhob er sich. Jetzt fühlte er das Zucken der Nerven auch in den Beinen. Es stieg von den Waden über die Schenkel auf und pflanzte sich über den Rücken bis zum Nacken hinauf fort.

Mühsam unterdrückte er die aufkommende Furcht, während er zu einem Spiegel ging, der neben der Ausgangstür in die Wand eingelassen worden war. Als er vor ihm stand, hielt er beide Hände zwischen die Kaltdüsen und ließ sich die Finger mit aromatischer Eisluft massieren.

Er musterte sein Spiegelbild.

Veränderungen konnte er nicht feststellen. Er sah aus wie ein Bordin. Nach wie vor blieb der Anblick fremd und erschreckend. Ihm war, als stehe er dem Ergebnis seines Zuchtexperimentes gegenüber, bei dem versucht worden war, aus einem terranischen Riesenaffen ein höherentwickeltes und intelligenteres Lebewesen herauszubilden.

Der Kopf sah aus wie eine schwarzbehaarte Kugel. Die hohe Stirn glänzte feucht vor Schweiß, und die großen, braunen Augen wirkten unstet. Auch die runden, pelzigen Ohren waren in ständiger Bewegung.

Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und atmete tief durch. Dabei spürte er, dass sein Herz allmählich langsamer schlug. Seine Arme sanken herab, und er strich sich mit den Fingerspitzen über die unbedeckte Brust, auf der das Metallsymbol klebte. Es kennzeichnete ihn als Bordin namens Panart.

Wieder legte er sich die Hände an den Kopf. Er konnte sich nicht so leicht konzentrieren wie sonst. Seine Gedanken eilten immer wieder davon.

Irgendwo in der Nähe klangen Schritte auf.

Seufzend kehrte er an den Kartentisch zurück. Er setzte sich, und wieder glitten seine Blicke suchend über die Sternenmeere. Bis jetzt war es ihm nicht gelungen, die Galaxis wiederzufinden, aus der er entführt worden war. Er befand sich offenbar in einem Teil des Universums, das unvorstellbar weit von der heimatlichen Milchstraße entfernt war. Hier wusste niemand etwas davon, dass diese überhaupt existierte.

Ihm wurde heiß. Seine Kopfhaut begann zu jucken, und für Sekunden glaubte er, der Schädel werde ihm zerplatzen.

Wieder fragte er sich, ob er krank war.

»Krank?«, sagte er leise. »Wer von uns beiden – der Bordin oder ich?«

Unwillkürlich blickte er auf. Er musste an ES denken, und dann fiel ihm ein, dass er mehr auf der Erde zurückgelassen hatte als nur seinen Körper. Seine Hand glitt zur Brust, aber dort traf sie nicht wie gewohnt auf den Zellaktivator, der ihm die Unsterblichkeit verliehen hatte.

Plötzlich schienen sich alle Fragen von selbst zu klären.

Ohne Zellaktivator war er verloren.

Wenn er länger als 62 Stunden ohne den Zellaktivator auskommen musste, setzte der Zerfall ein.

Er versuchte nachzurechnen, wie lange er jetzt schon von den lebenserhaltenden Geräten getrennt war.

Wiederum fiel es ihm äußerst schwer, sich zu konzentrieren. Schließlich aber fand er heraus, dass die Frist längst abgelaufen war.

Bedeuteten die Beschwerden, die er jetzt hatte, dass sein Gehirn zerfiel? Stand das Ende unmittelbar bevor?

Er krallte seine Hände in die Sternenkarten und zerknüllte sie.

Eine Hoffnung, in naher Zukunft wieder zu seinem Zellaktivator zu kommen, bestand nicht. Er wusste ja noch nicht einmal, wo er sich befand. Er konnte ebenso in eine andere Zeit, wie an das Ende des Universums oder auch in ein anderes Universum entführt worden sein. Selbst wenn er unbegrenzte technische Möglichkeiten gehabt hätte, wäre es ihm unmöglich gewesen, die Milchstraße wiederzufinden – gar nicht zu sprechen von der Erde.

Wieviel Zeit blieb ihm noch bis zu seinem Tod?

Tage, Stunden oder Minuten?

Er ging zu einem Getränkeautomaten und trank einen Schluck Poll. Die schwarze Flüssigkeit erfrischte ihn in Sekunden. Seine Gedanken klärten sich, aber dennoch sah er keinen Ausweg.

Eigentlich hätte schon alles zu Ende sein müssen. Die 62 Stunden waren verstrichen. Warum war es noch nicht vorbei? Warum lebte er noch?

Er eilte zur Tür und stieß sie auf.

Er musste mit Doynschto sprechen.

*

Der Mann trat an das Fenster heran und blickte auf Terrania City hinab. Seine Hand legte sich um den Zellaktivator auf seiner Brust, aber er empfand absolut nichts dabei.

Andro-Rhodans Gedanken befassten sich nicht mit dem ewigen Leben, sondern mit sehr naheliegenden Problemen. Er hatte die Aufgabe, die Menschheit und das Solare Imperium zu schädigen. Wenn er seinen Einsatz mit einem perfekten Ergebnis abschließen wollte, dann musste er die Menschheit in den Abgrund führen.

Auch der Gedanke daran löste bei ihm keine Emotionen aus. Er berührte ihn nur insofern, als ihm bewusst wurde, wie ungeheuer schwer der Plan auszuführen war.

Die Luft flimmerte neben ihm. Als er sich umdrehte, materialisierte Gucky über einem Sessel. Der Mausbiber sah sich suchend um und ließ sich dann einfach in die Polster fallen. Er versank tief in ihnen, legte sich ein Kissen über den Bauch und schlug die Beine übereinander.

»Perry, ich komme gerade vom Golf von Akaba. Ich habe eine neue Sportart erfunden und darin gleich die Galaxismeisterschaft gewonnen. Wie findest du das?«

»Ich bin befremdet«, antwortete der Mann, den der Ilt für den Großadministrator hielt.

»Wie das?«, fragte Gucky schnell. »Hast du etwa erwartet, ich würde Zweiter werden?«

Er blickte in das Gesicht des Terraners und erschrak. Rhodans Augen schienen sich mit Eis überzogen zu haben. In dem hageren Gesicht bewegte sich kein Muskel.

»Wir haben mit größten Schwierigkeiten zu kämpfen. In jeder Stunde kann ein neuer Angriff erfolgen, aber meine Mitarbeiter vergnügen sich und tragen überflüssige Wettkämpfe aus. Du kannst nicht wirklich glauben, dass ich für derartige Dummheiten Verständnis habe.«

»Das sind harte Worte«, erwiderte der Ilt unglücklich. Er tastete telepathisch nach Rhodan. Für einen kurzen Moment kamen Zweifel in ihm auf, ob ihm wirklich der Freund gegenüberstand. Der parapsychische Test bestätigte ihm jedoch sofort, dass alles in Ordnung war.

»Also, was willst du?«, fragte Rhodan knapp.

»Ich dachte, du würdest dich dafür interessieren, dass ich im Mausbiberschwanzwasserski der erste ...«

»Nein.«

»Na gut, dann gehe ich zu Bully. Das alte Schlachtross war schon immer feinfühliger als du.«

Er betrachtete Rhodans Gesicht, doch erschien auch jetzt kein Lächeln auf den Lippen des Großadministrators. Gucky sah ein, dass er jetzt wenig ausrichten konnte. Er seufzte abgrundtief und wiederholte: »Also, ich gehe jetzt.«

Rhodan schwieg.

»Kann ich noch etwas für dich tun, Perry?«

»Ja, du könntest mich endlich allein lassen.«

Gekränkt teleportierte der Ilt.

Andro-Rhodan atmete auf. Eine große Last wich von seinen Schultern. Er fürchtete sich nicht gerade vor dem Mausbiber, fühlte sich aber doch in seiner Gegenwart nicht so sicher wie sonst. Kaum jemand kannte ihn so gut wie Gucky. Wenn dieser ihn noch nicht durchschaut hatte, dann bewies das zwar, wie perfekt seine Maske war, bedeutete aber noch lange nicht, dass er unentdeckt bleiben würde. Er überlegte, ob er den Ilt nicht »verunglücken« lassen sollte, schob diesen Gedanken jedoch schnell wieder zur Seite. Er wusste, dass ein derartiger Anschlag viel zu gefährlich für seine anderen Pläne war.

Langsam kehrte er zu seinem Schreibtisch zurück. Er nahm ein Dossier der SolAb auf und blätterte es durch. Jetzt entspannte sich seine Miene. Er lächelte unmerklich.

Man würde sich bald über den neuen Rhodan wundern.

Die Zeit allzu großer Nachsicht war vorbei.

*

Lordadmiral Atlan fühlte sich von unsichtbaren Kräften angehoben. Er verlor den Boden unter den Füßen und stieg etwa zwanzig Zentimeter in die Luft. Danach wich das tragende Feld von ihm, und er stürzte wieder zurück.

Gucky mochte angenommen haben, dass der Arkonide dabei ein wenig durchgeschüttelt werden würde, aber er irrte sich. Atlan fing sich mit federnden Beinen ab. Und erst jetzt entdeckte er den Übeltäter.

Der Mausbiber stand mit verschränkten Armen neben einem Sessel und machte ein misstrauisches Gesicht.

»He, Kleiner, was ist mit dir los?«, fragte Atlan. Er lehnte sich gegen seinen Arbeitstisch, als sei gar nichts geschehen. Gelassen schob er die Hände in die Hosentaschen.

»Wieso?«, fragte der Ilt. »Was soll schon sein?«

»Na gut, du Riesenmaus, dann kann ich mich ja wieder an die Arbeit machen. Würdest du mich bitte allein lassen.«

Atlan setzte sich hinter seinen Arbeitstisch und blätterte einige Akten durch. Gucky blieb.

»Hau doch mal mit der Faust auf den Tisch«, riet der Arkonide. »Vielleicht hilft das.«

»Das habe ich schon versucht«, erwiderte der Mausbiber maulend. »Deshalb habe ich dich auch ein wenig geliftet. Aber das hilft alles nicht. Ich könnte selbst in die Luft gehen.«

»Dann würde ich das auch tun«, empfahl der Lordadmiral.

Er lächelte.

»Du könntest mir natürlich auch sagen, worüber du dich so aufgeregt hast.«

»Über Perry.«

Atlan runzelte die Stirn. Er wurde schlagartig ernst. Seine Augen verengten sich ein wenig.

»Das musst du mir ein wenig näher erklären, Kleiner.«

Der Mausbiber watschelte zu einem Sessel, hob sich selbst telekinetisch hoch und schwebte in die Polster. Dann brauchte er einige Sekunden, bis er die für ihn bequemste Haltung gefunden hatte, bevor er auf Atlans Worte einging.

»Das ist schwer zu erläutern«, begann er zögernd. »Ich habe ihn auf Herz, Nieren und Gedanken überprüft, und ich weiß, dass niemand einen bösen Trick mit uns versucht – und dennoch bin ich nicht zufrieden.«

Atlan reagierte nicht. Gucky blickte ihn forschend an und fügte dann nachdrücklich hinzu: »Irgend etwas stimmt nicht mit ihm.«

Der Chef der USO ließ sich nicht anmerken, ob er sich bereits ähnliche Gedanken gemacht hatte wie der Ilt. In seinem Gesicht bewegte sich kein Muskel. Rasch stieß der Mausbiber mit seinen telepathischen Fühlern nach ihm, aber es gelang ihm nicht, etwas von Atlans Überlegungen zu erfassen. Er verzichtete auf weitere Bemühungen in dieser Richtung. Doch nach wenigen Augenblicken rutschte er unruhig im Sessel hin und her. Er hatte gehofft, dass Atlan zu neugierig sei, um warten zu können. Jetzt hielt er es selbst nicht mehr aus.

»Interessiert dich das denn nicht, alter Arkonidenhäuptling? Irgend jemand hat deinen Freund Perry umgedreht und benutzt ihn für seine finsteren Pläne, und du tust, als sei überhaupt nichts geschehen.«

Atlan richtete sich auf und blickte Gucky wieder an. Er schüttelte den Kopf und lächelte unmerklich.

»Das war mal wieder eine deiner typischen Übertreibungen. Kleiner«, entgegnete er. »Erstens haben wir nicht die Spur eines Beweises dafür, dass irgend jemand irgend etwas mit Perry unternommen hat und ihn für irgendwelche Pläne missbraucht. Und zweitens tue ich nicht so, als sei nichts geschehen, weil drittens nämlich noch gar nichts geschehen ist.«

Der Ilt schnaufte empört. Bevor er etwas auf Atlans Worte erwidern konnte, nahm ihm dieser den Wind aus den Segeln: »Es sei denn, dass du es bereits als Staatsaktion empfindest, wenn er mal nicht so nett zu dir ist wie sonst.«

Gucky seufzte.

»Ich habe das Gefühl, dass dies ein schlechter Tag für mich ist«, sagte er traurig. »Niemand nimmt mich ernst.«

»Mir kommen die Tränen.«

»Dann bist du doch aufgeregt?«, fragte der Ilt eifrig. »Du meinst also auch, dass etwas nicht stimmt.«

Atlan lächelte.

»Du hast mich missverstanden. Bis jetzt ist nichts passiert, was meine Augen tränen lassen könnte. Ich gebe allerdings zu, dass ich mich in den letzten Tagen auch ein wenig über Perry gewundert habe. Er hat in einigen Fällen Entscheidungen getroffen, die nicht so recht zu seiner Mentalität passen wollen, wenngleich sie mir durchaus recht waren.«

»Aha, dann bist du also auch frustriert worden«, stellte Gucky fest.

»Wie darf ich das verstehen, Kleiner?«

Der Ilt kicherte.

»Normalerweise gehst du keiner Auseinandersetzung mit ihm aus dem Wege. Keine Entscheidung ist dir recht. Immer willst du es noch ein wenig anders haben als er. Wahrscheinlich hast du jetzt schon ein Dutzend Argumente für deine Vorstellungen gesammelt und hast dann keine Gelegenheit gehabt, sie an den Mann zu bringen, weil Perry alles so gemacht hat, wie du es wolltest. Nun stehst du da und wirst nicht los, was du gerne loswerden möchtest. Jetzt begreife ich, weshalb du heute so distanziert bist.«

Atlan lachte.

»Ich gebe mich geschlagen«, sagte er. »Du möchtest also, dass ich Perry noch ein bisschen genauer unter die Lupe nehme, stimmt's?«

Gucky zeigte seinen Nagezahn und nickte begeistert.

Doch auch jetzt enttäuschte ihn der Lordadmiral wieder.

»Ich muss dir gestehen, dass wir Perry bereits überprüft haben«, erklärte Atlan. »Dabei haben wir uns auf viele Dinge konzentriert, die scheinbar nebensächlich sind, die aber nur ein völlig unbeeinflusster Rhodan beachten würde.«

»Und?«

»Perry ist in Ordnung. Es gibt keinen Zweifel. Er hat sich nur auf die neue Situation umgestellt. In letzter Zeit ist sehr viel geschehen. Er ist davon überzeugt, dass das Solare Imperium bedroht ist. Diese Situation erfordert eine neue Haltung. Perry hat sie eingenommen. Er ist härter und entschlossener als sonst. Genau genommen handelt er so, wie ich es mir immer vorgestellt habe.«

Gucky gab noch nicht auf.

»Ist denn eine exakte ID-Muster-Kontrolle durchgeführt worden?«

»Dazu war noch keine Gelegenheit vorhanden, aber du kannst dich darauf verlassen, dass ich sie herbeiführen werde. Perry erwartet so etwas von mir.«

»Dann bin ich ja beruhigt«, erwiderte der Ilt.

Er gähnte ausgiebig, machte es sich im Sessel noch ein wenig bequemer und schloss die Augen. Sekunden darauf war er eingeschlafen.

*

Der Sekretär lächelte begütigend. Er legte dem alten Mann die Hand auf den Arm.

»Machen Sie sich keine unnötigen Sorgen«, sagte er. »Bis jetzt hat der Großadministrator seine Entscheidungen immer sehr schnell gefällt und dabei wenig Rücksicht auf die Meinung anderer genommen, sondern sich ausschließlich von menschlichen Erwägungen leiten lassen.«

»Es ist seine letzte Chance, verstehen Sie?«

Der Mann von Afktalon wischte sich verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln. Seine Unterlippe zitterte.

»Wir wissen überhaupt nicht, wie mein Sohn in eine derartige Situation kommen konnte«, fuhr der Alte verstört fort. »Er ist einer Intrige zum Opfer gefallen. Immer wieder hat er beschworen, dass er es nicht getan hat, was man ihm vorwirft – und ich glaube ihm. Man will ihn ausschalten und seine politische Macht brechen. Ein Mann wie er passt nicht in eine oligarchische Gesellschaft, in der man wenig Interesse für die Lebensqualität der Massen hat.«