Perry Rhodan 706: Verkünder des Sonnenboten - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 706: Verkünder des Sonnenboten E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Vorstoß im Auftrag Atlans - ein Raumschiff des NEI erkundet die Galaxis Seit den schicksalhaften Tagen des Jahres 3460, da Terra und Luna nach dem Verzweiflungssprung durch den Soltransmitter erneut auf die Reise gingen und in einem Orbit um eine neue Sonne einschwenkten, ist viel geschehen. Inzwischen schreibt man auf Terra den August des Jahres 3580. Somit wird der Mutterplanet der Menschheit mit all seinen Bewohnern bereits seit 120 Jahren von der Sonne Medaillon bestrahlt. Medaillon ist eine Sonne, deren Strahlungskomponenten auf Gene und Psyche der meisten Menschen einen erschreckenden Einfluss ausüben. Als man dies im Jahre 3540 bemerkte, war es bereits zu spät. Perry Rhodan und die meisten seiner Getreuen wurden ihrer Ämter enthoben und vertrieben. Die von der Sonne Veränderten begannen, alle normal Gebliebenen zu verfolgen und eine wahre Schreckensherrschaft zu errichten, die sich mit konventionellen Mitteln nicht brechen lässt. Dies geschah im Zeichen der Aphilie, der abrupten Verwandlung von fühlenden Menschen in kalte Geschöpfe ohne Mitleid und Nächstenliebe. Was aber hat sich inzwischen in der Milchstraße ereignet? - Hier gelang es Lordadmiral Atlan im Lauf der Jahrzehnte, in der Dunkelwolke Provcon-Faust wenigstens einem Teil der Menschheit eine sichere Zuflucht zu schaffen und ein Staatengebilde zu gründen, das sich Neues Einsteinsches Imperium oder NEI nennt. Nun, da Gerüchte die Runde machen, wonach die Tage Leticrons gezählt sein sollen, schickt Atlan Erkunder in die von den Laren beherrschten Gebiete der Galaxis hinaus - und diese Abgesandten werden gehalten für VERKÜNDER DES SONNENBOTEN ...

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Nr. 706

Verkünder des Sonnenboten

Vorstoß im Auftrag Atlans – ein Raumschiff des NEI erkundet die Galaxis

von H. G. FRANCIS

Seit den schicksalhaften Tagen des Jahres 3460, da Terra und Luna nach dem Verzweiflungssprung durch den Soltransmitter erneut auf die Reise gingen und in einem Orbit um eine neue Sonne einschwenkten, ist viel geschehen.

Inzwischen schreibt man auf Terra den August des Jahres 3580. Somit wird der Mutterplanet der Menschheit mit all seinen Bewohnern bereits seit 120 Jahren von der Sonne Medaillon bestrahlt.

Medaillon ist eine Sonne, deren Strahlungskomponenten auf Gene und Psyche der meisten Menschen einen erschreckenden Einfluss ausüben.

Als man dies im Jahre 3540 bemerkte, war es bereits zu spät. Perry Rhodan und die meisten seiner Getreuen wurden ihrer Ämter enthoben und vertrieben. Die von der Sonne Veränderten begannen, alle normal Gebliebenen zu verfolgen und eine wahre Schreckensherrschaft zu errichten, die sich mit konventionellen Mitteln nicht brechen lässt.

Dies geschah im Zeichen der Aphilie, der abrupten Verwandlung von fühlenden Menschen in kalte Geschöpfe ohne Mitleid und Nächstenliebe.

Was aber hat sich inzwischen in der Milchstraße ereignet? – Hier gelang es Lordadmiral Atlan im Lauf der Jahrzehnte, in der Dunkelwolke Provcon-Faust wenigstens einem Teil der Menschheit eine sichere Zuflucht zu schaffen und ein Staatengebilde zu gründen, das sich Neues Einsteinsches Imperium oder NEI nennt.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Begründer des Neuen Einsteinschen Imperiums der Menschheit.

Vancon Tabhun – Kommandant eines Erkundungsschiffs.

Pete Woreman und Al Larris – Oberst Tabhuns Begleiter.

Kaiser Karl – Ein Veteran von Terra besteht sein letztes Abenteuer.

Apter Haras und Okunan Opan – Rivalisierende Verkünder des Sonnenboten.

Vhrato

»Ein Lichtstrahl wird kommen und die Galaxis durchdringen. Er wird euer Dasein erhellen, und in ihm wird die Freiheit neu geboren werden.«

Aranes, Prophet, 3560, anlässlich der Einweihung

des Vhrato-Galakteons von Sol-Town (Gäa)

1.

»Ein Lufttaxi, Mann. Schließlich will ich etwas sehen von Sol-Town. Man kommt nicht alle Tage in die Hauptstadt, schon gar nicht in meinem Alter.«

»Dann müssen Sie nach rechts gehen. Die AG-Gleite führt nach oben.«

»Danke, Mann. Vhrato möge Ihnen auf die Schulter klopfen, wenn er nach Sol-Town kommt.«

»Mit Vhrato sollten Sie eigentlich keine Witze machen, Mister.«

»Wer macht denn Witze, Junge?« Der weißhaarige Besucher ging leicht hinkend weiter und verschwand hinter einem Getränkeautomaten. Hier wurde er bereits von den sanften Ausläufern eines Antigravfelds erfasst, die ihn behutsam beschleunigten, anhoben und schließlich eine Schräge hinauftrugen, bis er auf ein Dach geriet, wo zahlreiche Taxigleiter parkten. Er kramte in seinen Taschen herum, bis er sicher war, genügend Bargeld bei sich zu haben. Dann stieg er in eine Maschine und startete.

Er befand sich noch immer am Rande von Sol-Town. Um sich besser orientieren zu können, ließ er den Gleiter steil aufsteigen. Aus der Höhe waren die drei Ringe deutlich zu erkennen, in denen die Stadt angelegt war. Im Zentrum erhoben sich die Verwaltungs- und Geschäftsgebäude der großen Industrien, der Banken und der Versicherungsgesellschaften. Der Stadtkern wurde von einem breiten Grüngürtel umspannt, der ihn von den Vergnügungs- und Einkaufsstätten trennte. Der Weißhaarige ließ den Gleiter über den dritten Ring hinwegtreiben. Unter sich sah er die aufgelockert angeordneten Wohninseln, zwischen denen zahlreiche Sportstadien lagen. Sol-Town trug alle Kennzeichen einer auf dem Reißbrett entworfenen Stadt, die ihren Bewohnern optimale Bedingungen bot. Die Wohn- und Geschäftsgebäude, Stadien und Vergnügungspaläste waren Werke der genialsten und phantasievollsten Architekten von Gäa.

Der Besucher tippte eine Zahlenkombination in das Videogerät und wartete, bis der Bildschirm sich erhellte. Ein männlich schönes Gesicht, das von goldblonden Haaren umrahmt wurde, erschien im Projektionsfeld. Wasserhelle Augen blickten ihn an.

»Kaiser Karl – bei allen Provcon-Geistern, was machen Sie in Sol-Town? Ich dachte, Sie wären in dieser Jahreszeit auf Großwildjagd am Nordpol!«

»Irrtum, Vancon Tabhun, ich bewundere gerade unsere neue Hauptstadt aus einer Höhe von dreihundert Metern.«

»Oh, und wie finden Sie Sol-Town?«

»Ganz hübsch, Commander, aber was hilft das alles, wenn es hier kein Bier gibt?«

»Kein Bier? Kaiser, in Sol-Town wird ein Bier serviert, das besser ist als alles, was es je auf der Erde gegeben hat.«

»Ich habe gehört, dass die Einwohner dieser Stadt schon immer besonders viel versprochen haben, ohne es je halten zu können.«

Vancon Tabhun lachte.

»Ich wette, das hat Ihnen Ihre Großmutter erzählt.«

»Woher wissen Sie das?« Kaiser Karl blickte den Kommandanten überrascht an. »Können Sie Gedanken lesen?«

»Nehmen Sie mich beim Wort, Kaiser. Ich lade Sie zum Bier ein. Tippen Sie AS-3536-C ein. Alles Weitere erledigt die Positronik Ihrer Maschine.«

Der Besucher tat, was Tabhun ihm geraten hatte. Er tippte die Daten in die Tastatur. Der Gleiter wendete den Bug auf die untergehende Sonne und sank gleichzeitig steil ab. Unter sich sah Kaiser Karl ein riesiges, muschelartiges Gebäude, das von einem Lichterkranz umgeben wurde. Nur knapp zwei Minuten vergingen bis zur Landung. Als Karl die Tür öffnete, trat ein hochgewachsener Mann auf ihn zu. Der Wind wehte ihm das blonde Haar ins Gesicht.

»Hallo, Kaiser«, rief er und streckte ihm lachend die Hand entgegen.

Ächzend stieg Karl aus dem Gleiter. Er stemmte eine Hand in die Seite und verzog das Gesicht.

»Die alten Knochen wollen auch nicht mehr so«, sagte er. »Wo gibt es das Bier?«

Der Kommandant schob ihm die Hand unter den Arm und führte ihn zu einem erleuchteten Eingang, wo ein weiblicher Roboter auf einer Plattform tanzte und die Vergnügungsarten aufzählte, die der Besucher hier genießen konnte.

»Wenn ich geahnt hätte, dass Sie so einen Durst haben, Kaiser, dann hätte ich Ihnen ein Glas an die Maschine gebracht.«

»Ich werd's schon noch ein paar Minuten aushalten.«

Vancon Tabhun führte den Weißhaarigen in eine kleine, mäßig erleuchtete Bar, in der sich nur wenig Gäste aufhielten. Sie setzten sich in einer Nische an einen Tisch.

»Was ist das?«, fragte Kaiser Karl und deutete auf ein Gerät, das mitten auf dem Tisch stand. »Eine Transmitterimitation?«

»Keine Imitation«, entgegnete der Kommandant. »Dies ist die Transmitterbar. Passen Sie auf.«

Er tippte eine Buchstabenkombination in eine Tastatur. Zwischen den beiden handlangen Transmittersäulen entstand ein schwarzes Transportfeld, und aus diesem glitt Sekunden später ein Glas Bier heraus.

»Sagenhaft«, sagte Kaiser Karl. »Bestellen Sie mir auch eines?«

»Das ist für Sie.« Der Oberst streckte seine Hand aus und nahm das zweite Glas aus dem Minitransmitter entgegen. »Zum Wohl.«

»Zum Wohl. Ich biete Ihnen meine Freundschaft an.«

»Ich danke dir, Kaiser.«

»Auf deine Gesundheit, Vancon.«

Die beiden Männer tranken. Der Weißhaarige beobachtete den Kommandanten, als dieser sein Glas leerte.

»Ah, das Leben ist langweilig geworden«, sagte Karl. »Ich habe das Gefühl, dass mir die Pensionierung nicht bekommt. Ich möchte einmal wieder hinaus in den Raum, fremde Planeten sehen ...«

Tabhun lächelte.

»Du solltest doch Geld genug haben, dir eine Privatreise leisten zu können.«

»Ich habe ein bisschen mehr ausgegeben, als ich eigentlich hätte tun sollen. Deshalb bin ich ja in unsere neue Hauptstadt gekommen.«

»Das verstehe ich nicht.«

Kaiser Karl bestellte noch zwei Biere. Er wartete, bis die Gläser vor ihnen standen, prostete dem Kommandanten zu und erklärte: »Ich war zu einem Organgeschäft gezwungen.«

»Organgeschäft? Du scherzt. Das hat es früher einmal gegeben.«

»So etwas gibt es auch heute noch. Die Mediziner brauchen wieder Organe für die Mucys.«

»Du musst dich irren, Kaiser. Multi-Cyborgs sind synthetisch gezüchtete Lebensformen. Dafür braucht man doch keine Organe.«

»Eben doch, Vancon. Die künstliche Herstellung der Cyborg-Gehirne stößt auf nahezu unüberbrückbare Schwierigkeiten. Die Biochemiker und Biophysiker unserer Neuen Menschheit gehen daher bei der Produktion der Mucys in fast allen Fällen den Weg des geringsten Widerstands. Sie reichern das hochwertige Zellgewebe der synthetischen Gehirne mit einer positronischen Rechenstation siganesischer Mikrofertigung an.«

»Davon habe ich gehört, Kaiser.«

»Nun, in manchen Fällen ist so etwas leider unmöglich.«

»Wieso?«

»Wenn beispielsweise ein Mucy in einen Einsatz geschickt wird, bei dem man damit rechnen muss, dass man ihn etwas genauer unter die Lupe nimmt. Die Energieschwingungen des positronischen Zusatzteils würden dann unangenehm auffallen.«

»Das ist klar. Aber was hast du damit zu tun? Du bist ein alter Mann.«

»So alt nun auch wieder nicht, Vancon. 146 Jahre sind für einen Mann von meinem Schlag nicht viel«, erwiderte Kaiser Karl mit krächzender Stimme. »Aber zum Thema: Für solche Cyborg-Exemplare verwenden die Konstrukteure organisch lebende und äußerst komplizierte Zellverbindungen aus den Plasmavorräten der Hundertsonnenwelt, aber auch Hirnzellen von Menschen, die kurz zuvor gestorben sind.«

»Ach, und du ...?«

Kaiser Karl nickte lächelnd. Er trank sein Glas aus.

»Meine Großmutter sagte schon immer: Junge, du musst sehen, dass du irgendwie überlebst. Nun, Sie selbst hat das nicht geschafft, aber ich ...? Nun, wir werden sehen.«

»Aber, verdammt, Kaiser, ist das ein Leben? Als Gehirnteil eines Mucys zu existieren, kann doch wirklich nicht erstrebenswert sein.«

»Das soll sich erst zeigen. Das aber ist ja auch nicht das Problem. Ich brauche Geld, und die Mucy-Meister werden es mir geben, sobald ich unterschrieben habe. Danach mache ich ein Fass Bier auf. Ich lade dich und deine Offiziere hiermit höchst feierlich dazu ein, diese köstliche Spende zu vernichten.«

»Es tut mir aufrichtig leid, Kaiser. Wir müssen ablehnen.«

»Das kann nicht dein Ernst sein. Warum?«

»Weil wir einen Spezialauftrag haben.«

»Du wirst die Provcon-Faust verlassen?«

»Da Informationen über diesen Auftrag ohnehin nicht in die Galaxis gelangen können, kann ich ruhig zugeben, dass du recht hast.«

»Aber damit verstößt der Lordadmiral gegen den Status quo, den er mit dem Konzil ausgehandelt hat«, sagte Kaiser Karl besorgt. »Glaubst du nicht, dass unsere Feinde nur darauf warten, dass wir die Provcon-Faust verlassen und uns in der Galaxis umsehen? Einem Mann wie Leticron wäre das gerade recht. Für ihn wäre ein solches Unternehmen Anlass genug, erneut gegen die Menschheit vorzugehen.«

»Glaube mir, Kaiser, Atlan setzt das Neue Einsteinsche Imperium nicht so ohne weiteres aufs Spiel. Er weiß, was er tut. Außerdem spielt Leticron heute kaum noch eine Rolle. Sein Nachfolger soll ein anderer, weniger harter und grausamer Hetran sein, aber das weiß niemand genau.«

Kaiser Karl kratzte sich sein Bein.

»Dennoch, Vancon, man sollte es sich genau überlegen.«

»Das hat der Lordadmiral bestimmt getan. Wenn er ein Risiko eingeht, dann ist dieses genau kalkuliert.«

Kaiser Karl bestellte abermals Bier. Er trank hastig. Seine Hand zitterte leicht. Hart setzte er sein Glas auf die Tischplatte zurück.

»Du könntest mir einen Gefallen tun, Vancon.«

»Jederzeit, Kaiser. Wenn es mir möglich ist, werde ich es tun.«

»Nimm mich mit.«

»Was hast du gesagt?«

»Ich sagte, nimm mich mit«, wiederholte er. Dann schlug er sich mit der flachen Hand klatschend auf den Oberschenkel und sagte: »Benimm dich!«

»Ich verstehe weder das eine, noch das andere.«

»Eines würde schon genügen. Vancon, ich halte es auf Gäa nicht mehr aus. Ich möchte noch einmal hinausfliegen in die Galaxis, bevor meine Tage zu Ende gehen oder ich als Gehirnfragment in einem Cyborg weiterexistiere.«

»Kaiser, Alter, du weißt doch, dass es vollkommen unmöglich ist, dass ich dich mitnehme.«

»Es ist nichts wirklich unmöglich. Das ist eine Feststellung, die auf meine Großmutter zurückgeht. Sie war eine ungeheuer kluge Frau.«

Oberst Tabhun lächelte.

»Wie lange ist es her, dass du in der freien Galaxis warst?«

»Ungefähr hundertzwanzig Jahre, Vancon. Das war im Land der Dreemer, wo ich mein Bein verloren habe.«

Tabhun blickte auf das Bein des Pensionärs hinab. Karl kratzte sich am Oberschenkel.

»Du hast ein neues Bein bekommen, Kaiser?«

»Ja, aber was für eins! Es nimmt sich Frechheiten heraus.«

Tabhun lachte.

»Hundertzwanzig Jahre sind eine lange Zeit, Kaiser, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich nichts für dich tun kann.«

Kaiser Karl trank sein Bier aus und bestellte sich ein weiteres.

»So ist das«, sagte er resignierend. »Wenn man alt ist, muss man eben verzichten. Ich muss mich wohl damit abfinden, wenngleich meine Großmutter sagte: Gib nie auf, Junge. Wie heißt dein Schiff, Vancon?«

»Es ist der Schwere Kreuzer DOOGEN, Kaiser. Wenn wir zurück sind, werde ich dich einmal an Bord einladen und dich meiner Mannschaft vorstellen.«

»Wann startest du?«

»Morgen, Kaiser. Deshalb ist das hier auch mein letztes Bier. Ich muss vollkommen klar sein, wenn es soweit ist. Außerdem habe ich noch eine Besprechung mit Atlan.«

Vancon Tabhun erhob sich. Er klopfte Kaiser Karl wohlwollend auf die Schulter.

»Vielleicht ergibt sich doch noch eine Möglichkeit für dich«, sagte er tröstend, aber der Greis hörte ihm an, dass er es nicht aufrichtig meinte.

»Bestimmt, Vancon«, erwiderte er mit heiserer Fistelstimme. »Ich werd's dich wissen lassen, wenn's soweit ist. Okay? Ich bleibe noch ein bisschen. Das Bier schmeckt so gut hier.«

*

Robeyn Woys öffnete die Tür seiner Terrassenwohnung und blickte erstaunt auf den weißhaarigen Mann, der hochaufgerichtet, aber leicht schwankend vor ihm stand.

»Guten Abend«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun?«

»Sie sind Ingenieur Woys?«

»Der bin ich.«

»Ich muss Sie unbedingt sprechen, Sir.« Kaiser Karl hatte ein wenig Mühe, deutlich zu sprechen. Seine Zunge gehorchte ihm nicht mehr ganz so, wie er es gern wollte. »Kann ich hereinkommen?«

»Bitte«, entgegnete Woys befremdet. Er wollte nicht unhöflich sein. Und da er nicht wusste, ob dieser Besuch wichtig war oder nicht, beschloss er, sich erst einmal anzuhören, was der Mann wollte.

Kaiser Karl trat ein, ging mit unsicheren Schritten auf einen auf einem Antigravfeld schwebenden Sessel zu und ließ sich darin nieder. Ächzend streckte er die Beine aus.

»Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Ingenieur erneut.

»Verzeihen Sie, Sir, ich kann kaum sprechen. Mein Hals ist so trocken. Haben Sie etwas zu trinken?«

»Gern. Möchten Sie einen Schluck Wasser?«

»Nein, danke.«

Der Ingenieur erhob sich und nahm zwei Gläser mit Bier aus dem Servomaten. Karl nahm eines entgegen und trank einen kräftigen Schluck.

»Jetzt geht's schon besser, Sir.«

»Nun, dann sprechen Sie. Ich bin zwar allein, habe aber dennoch nicht viel Zeit. Es gibt ein vincranisches Drama in Gäavision, das ich gern sehen würde.«

»Natürlich, Sir, ich will Sie auch nicht lange aufhalten. Sie sind Ingenieur und arbeiten im Wartungsteam der DOOGEN?«

»Allerdings. Wir führen einige Reparaturen aus, die notwendig geworden sind. Morgen früh erledigen wir den Rest. Aber warum fragen Sie?«

Kaiser Karl kratzte sich am Bein. Er streckte es aus und spannte die Muskeln an. Dann legte er es ächzend über das andere.

»Verdammtes Biest«, sagte er und schlug sich klatschend mit der flachen Hand auf den Schenkel.

»Ist Ihnen nicht wohl?«

»Doch, Mr. Woys. Das Bein spielt nur wieder verrückt. Es ist ein Organtransplantat, verstehen Sie?«

»Nein.«

»Schade. Nun, wie ist es?«

»Ich weiß nicht, was Sie meinen.«

»Wirklich nicht? Ich wollte Sie fragen, ob Sie mich in Ihr Team aufnehmen können.«

»Sie?« Robeyn Woys lächelte ungläubig. Er blickte Karl abschätzend an und schüttelte den Kopf. »Sie machen zwar den Eindruck, als ob Sie in einer für Ihr Alter beachtlichen Form wären, aber ins Team kommen Sie dennoch nicht. Wir sind komplett.«

»Ich zahle gut.«

»Aha, jetzt begreife ich. Sie erwarten von mir, dass ich Sie mit an Bord nehmen und Sie dort zurücklasse? Nein, Alter, so etwas mache ich nicht mit. Das kommt überhaupt nicht in Frage.« Der Ingenieur stand auf und ging zur Tür.

»Hören Sie, Mr. Woys, ich will doch nur ...«

»Nein.«

»Lassen Sie doch mit sich reden.«

»Nein.«

»Verflucht.« Kaiser Karl erhob sich. Er schwankte so stark, dass er sich an der Sessellehne abstützen musste. Dann ging er hinkend zur Tür. Dort blieb er stehen und musterte das Gesicht des Ingenieurs.

»Ich glaube, ich bin betrunken, Sir.«

»Ich möchte Ihnen nicht widersprechen.«

»Vielleicht können wir uns doch noch einigen?«

Robeyn Woys schüttelte grinsend den Kopf. Er war davon überzeugt, dass Kaiser Karl es gar nicht ernst mit seiner Bitte gemeint hatte.

»Danke fürs Bier, Mr. Woys.« Der Alte tippte sich grüßend mit dem Zeigefinger gegen die Stirn und verließ die Wohnung. Die Tür schloss sich hinter ihm. Er blieb stehen, klopfte sich mit der flachen Hand gegen das rechte Bein und fluchte leise vor sich hin.

»Ich fürchte, es wird nichts mehr mit deinem Traum von den Sternen«, sagte er leise zu sich selbst.

*

Lordadmiral Atlan erhob sich hinter seinem Arbeitstisch, als Oberst Vancon Tabhun zusammen mit einem Adjutanten eintrat, der ihn durch die weiten Gänge und Hallen des Regierungszentrums zu ihm geführt hatte. Er ging dem Kommandanten einige Schritte entgegen und reichte ihm die Hand.

Tabhun ist nicht der richtige Mann für diesen Auftrag,