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Moses Mendelssohn

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Beschreibung

Die 'Philosophischen Gespräche' von Moses Mendelssohn sind eine Sammlung von Dialogen, die verschiedene philosophische Themen diskutieren, darunter Erkenntnistheorie, Ethik und Metaphysik. Mendelssohn präsentiert komplexe philosophische Ideen auf verständliche Weise und regt den Leser dazu an, über die grundlegenden Fragen des menschlichen Daseins nachzudenken. Sein literarischer Stil ist klar und präzise, was es auch Laien ermöglicht, die tiefgründigen Konzepte der Philosophie zu erfassen. Diese Gespräche spiegeln den Geist der Aufklärung wider und zeigen Mendelssohns Engagement für die Verbreitung von Wissen und Vernunft in der Gesellschaft.

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Moses Mendelssohn

Philosophische Gespräche

Dialoge über die Empfindungen: Eine Harmonie zwischen Körper und Seele

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-0725-1

Inhaltsverzeichnis

1. Gespräch
2. Gespräch
3. Gespräch
4. Gespräch

Erstes Gespräch

Inhaltsverzeichnis

Philopon. Neophil.

PHILOPON: Und so hätte Leibnitz die vorherbestimmte Harmonie nicht erfunden?

NEOPHIL: Ich weis nicht, wie Sie dieses aus meinen Worten schliessen wollen.

PHILOPON: O! Es schließt sich von selbst. Sagten sie nicht, Leibnitz habe diese Hypothes angenommen, und in sein System gebracht?

NEOPHIL: Sie passen allzugenau auf meine Worte. Erlauben Sie, daß ich mich darf versprochen haben. Wir wollen unsere vorige Unterredung nicht unterbrechen.

PHILOPON: Nein, liebster Freund! so sollen Sie mir nicht entwischen. Es wäre nicht das erstemal, daß ich aus ihren kleinen Uebereilungen etwas gelernet hätte. Jezt muß ich Sie fest halten; wenn ich einen Gedancken erfahren will, den Sie mir vorsetzlich vielleicht nie würden entdekt haben.

NEOPHIL: Sie dringen allzusehr in mich. Ich sehe wohl, man muß mit Leuten von Ihrer Scharfsinnigkeit sehr behutsam seyn. Ein einziges Wort entdekt ihnen unsern ganzen Sinn. Wohl an! es ist nicht mehr Zeit sich zu verstellen. Ich gestehe es Ihnen, ich halte Leibnitzen nicht für den ersten Erfinder der vorher bestimmten Harmonie, ob ich gleich weis, daß ihm noch niemand diesen Ruhm streitig gemacht hat, und daß ihm Bayle selbst im Namen der gelehrten Welt zu dieser grossen Entdeckung Glück wünschet.

PHILOPON: Und im Namen aller Leibnitzianer fordre ich von Ihnen den Beweis.

NEOPHIL: Den habe ich in Bereitschaft, ob ich gleich nicht geglaubt hätte, daß ich ihn heute brauchen würde. Allein merken Sie dieses. Teil behaupte nur, daß das Wesentliche dieser Meinung einen andern Weltweisen zum ersten Erfinder habe, und gestehe gern, daß sie Leibnitz am ersten mit denn Namen der vorherbestimmten Harmonie belegt.

PHILOPON: Ey nun ja! Mit dieser Einschränkung werden Sie es doch nicht wieder gut machen wollen? Ich dächte, ein Name sey keine sonderliche Erfindung. Ja ich habe mich jederzeit gewundert, daß sich Leibnitz die Mühe genommen hat, Baylen zu widersprechen, als dieser die Erfindung dieses Namens einem P. Lamy zuschreiben wollte1.

NEOPHIL: Wahr ist es; Leibnitz hätte mit einer solchen Kleinigkeit gar leicht freygebig seyn können. Es ist mehr als Sparsamkeit, wenn sich Leute von Millionen, auch nicht gern einen Heller wollen entwenden lassen. Und dennoch ist er hier zu entschuldigen. Sie dürfen nehmlich nur annehmen, daß er nicht gegen den philosophischen Bayle, sondern gegen den kritischen Bayle so eigennützig genau gewesen ist. Gegen den kritischen Bayle, sage ich, welcher nicht selten aus kleinern historischen Unrichtigkeiten Verbrechen gemacht hat – – Doch ich eile zum Beweise, den Sie mir im Namen aller Leibnitzianer aufgelegt haben. Nur lassen Sie uns vor allen Dingen zusehen, ob wir, was den Verstand dieser Meinung betritt, mit einander einig sind. Was verstehen Sie unter der vorherbestimmten Harmonie?

PHILOPON: Nichts anders, als was, meines Erachtens, Leibnitz selbst darunter verstanden hat. Eine Lehrmeinung, nach welcher alles was in unserer Seele vorgehet, auf Veranlassung des Körpers, durch ihre eigene ursprüngliche Kraft, und nicht durch die Wirckung einer andern Substanz, in ihr entstehet; gleichwie alles was in unserm Körper vorgehet, durch keine andere, als körperliche mechanische Kräfte, auf Veranlassung der Seele, in ihm hervorgebracht wird. Fraget man also einen Leibnitzianer wodurch Leib und Seel miteinander vereiniget sind? so antwortet er: Gott habe, von Ewigkeit her, zwischen ihnen eine solche Harmonie angeordnet, daß auf gewisse Vorstellungen in der Seele, gewisse Bewegungen in dem Körper erfolgen, die ihren zureichenden Grund in beyden zugleich haben; nehmlich den Grund, wodurch sie entstehen, in den mechanischen Kräften des Körpers; den Grund aber warum oder zu welchem Ende sie entstehen, in dem Zustande unserer Seele. Hingegen erfolgen wiederum auf gewisse Bewegungen in unserm Körper gewisse damit harmonirende Vorstellungen in unserer Seele, die den Grund wodurch sie entstehen in der ursprünglichen Kraft unserer Seele und in ihrem vorhergehenden Zustande, den Grund aber, warum sie entstehen, in den Bewegungen unsers Körpers haben. Das Leibnitzische Gleichniß von zwey Uhren ist bekannt.

NEOPHIL: Sie haben diese Meinung vollkommen begriffen. Ja ich sehe, daß Sie über alle Einwürfe hinweg sind, die Bayle wider sie vorgebracht hat. Bayle, der sie nach meinem Urtheile, unter allen ihren Gegnern, die sich nach der Zeit wider sie aufgelehnt haben, am besten begriffen, und selbst nach dem Geständnisse des Herrn von Leibnitz, von der rechten Seite angefochten hat.

PHILOPON: Ehe wir aber weiter gehen, bitte ich mir folgende Erklärung aus. Hat es Ihnen nicht geschienen, als wenn Leibnitz, in Ansehung dieser Meinung, mit sich selbst nicht einig gewesen wäre? Zum Exempel, in seiner Monadologie trägt er sie gantz anders vor, als in dem Tagebuche der Gelehrten, wo er sie der Welt zum erstenmale bekannt gemacht hat. Ja ich glaube, er hätte Baylens Einwürfen weit stärckere Gründe entgegen setzen können, wenn er sein eigenes System beständig vor Augen gehabt hätte.

NEOPHIL: Leibnitz hat seine Meinung nur unter verschiedenen Gestalten vorgetragen, so wie es jedesmal seine Absicht erforderte. In der Monadologie zeigt er sie als eine Folge aus seinem System von den Monaden. Hier ist es, wo sie in ihrem völligen Lichte strahlet. Hansch hat dieses sehr wohl auseinander gesetzt2. Was hat sie aber von dieser Seite für Gegner finden können? Keine, ohne Zweifel, als die, welche ihre Waffen gegen die Grundfeste derselben, ich meine gegen die Monaden selbst, gerichtet haben. Sobald man diese in dem Verstande, in welchem sie Leibnitz genommen hat, zugiebt; sobald haben die Vertheidiger der Harmonie gewonnen Spiel. – – Nun können Sie aber leicht glauben, daß unserm Weltweisen das Vorurtheil nicht werde unbekannt gewesen seyn, nach welchem man diejenige Wahrheit nur halb für Wahrheit hält, zu welcher man bloß auf einem Wege gelangen kann, oder welche bloß in eine Kette paßt. Was war daher natürlicher, als daß er sie auch ausser seinem System gültig zu machen suchte? Dieses unternahm er in dem Tagebuche der Gelehrten. Und hier sehen Sie wohl, konnte er sich wider Baylen nur derjenigen Waffen bedienen, die ihm die gemeine Philosophie an die Hand gab. Die Vorstellungskraft, die er den Monaden beylegte, aus welcher die Ausdehnung der Körper so wohl als ihre Bewegungskraft entspringt, konnte ihm wider diesen Gegner zu nichts helfen, ob sie schon in dem Zusammenhange seines Lehrgebäudes den Grund abgiebt, daraus die vorherbestimmte Harmonie als eine richtige Folge fließt.

PHILOPON: Diese Anmerkung finde ich gegründet, und nunmehr begreife ich auch, warum Wolf die vorherbestimmte Harmonie nur so angenommen hat, wie sie von Leibnitzen wider Baylen ist verteidigt worden3. Denn da er sich nicht zu bestimmen getraute, worinn die Kraft der einfachen Dinge eigentlich bestehe: so konnte er es auch nicht für ausgemacht halten, ob alle einfache Dinge Vorstellungen hätten, und ob sich daraus ihre Ausdehnung und Bewegungskräfte erklären liessen.

NEOPHIL: Sie haben vollkommen recht, und können hieraus sehen, mit wie vieler Scharfsinnigkeit man einen systematischen Schriftsteller beurtheilen muß, ehe man ihm Vorwürfe machen, oder gar seine Gründe widerlegen kann.

PHILOPON: Gut! Und also wären wir, was den Verstand dieser Lehre betritt, vollkommen einig – – Werden wir es auch in dem übrigen seyn? – Meine Neugierde ist so stark, daß sie mir endlich zur Last fällt, wenn ich nun nicht bald denjenigen erfahre, der vor Leibnitzen in diesem Puncte ein Leibnitzianer gewesen ist.