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Gedichte für die anspruchsvolle Unterschicht: Ob klassisch-formbewusst oder in freien Versen, der Autor meistert fadenscheinig die verschiedensten lyrischen Körperformen. Beseelt von seinem eigenen Lichtlein sowie mächtigen, bösen und guten Poetengeistern (Götz George und Chrisam Morgenstern lassen grüßen), entfaltet er sein surreales Pandämonium von Zen bis Antifa. Egal ob er im interstellaren Raum oder in seiner Rumpelkammer unterwegs ist, ständig stolpert der Autor dabei mit grandioser Geste über sein zu Grunde liegendes Ego. Dabei sind es vor allem die kleinsten Textchen, die ihm besonders eng am Herzen zu liegen scheinen. Ihnen ist eine unerhörte Würze und Schärfe verliehen, an welcher jegliche Interpretation verstumpft.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Da steht ein Baum mit Augen, Ohren, Flügeln
in einem Tal
umringt von grauen Hügeln
Da steigt ein Baum durch Dolden, Kelche, Sterne
aus sich hinaus
zur unsicheren Ferne
Astkronen spießen ständig schwanger Wetterwolken
Ungeziefer stirbt nicht mehr, es sticht heraus
der Winter scheidet aus dem Kreislauf aus
sich treibenlassen heißt dem Stromlauf folgen
Ein wundliegender Tag zündet am andern
noch quirlen Lebewesen Licht und Duft
noch rührt sie an, Schmelzstimme, die da ruft:
Gedanken Trog auf Stelzen, kommst Du wandern?
Noch sammeln sich die Schwärme wie zum Flug
lassen Vertraute manchmal von sich hören
will manche Unwucht Gleichgewicht zerstören
noch stützt das Ideal den Selbstbetrug
Mein Standbild vor dem Angebot an Neuanfängen
Geist knetete Teig aus Rauch und Schall
Ausgangspunkt und Ziel durch mich vermengend ...
implodieren; ohne Krater, ohne Knall
Darunter solche Tage...
Bauchhöhle
fasrig umrindet von
Geschlinge nächtlicher
Zimmerpalmenstämme
darüber flackernd Elmsfeuer
niegeschauter
Spätprogramme
dissoziativa Dünger
dem Gedenken
Semiramis
Sonntagnachmittag im Sommer
Totpunkt jeder Woche
dass es immer weitergeht
heißt nichts als dass ich bin:
träge Masse
unermüdlich wandernd
Blutkreislauf
Abbauprodukte
zirkulieren
nach dem Rausch ist eine Katastrophe
Morgen ist Montag und ich bin noch
nicht zu Hause
heute keine Vorstellung
hier aber steh ich auf der Bühne
kann nicht anders
keiner will etwas von mir
ich will alles Mögliche
und mir läuft die Zeit davon
geh durch die Irre
Wüste wo die Stadt ins Umland ausfranst
ohne klare Linie
hier ist nichts, ich füge nichts hinzu
nichts Bleibendes
weil es nicht zählt
gehör dazu
kein Mensch
ich bin so jung
so reich ich hätte
Händevoll zu geben
brauch selbst nicht viel
nur dass
ihr eure Armut
einseht