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*** Ein Mädchen. Ein Wildpferd. Eine unglaubliche Freundschaft. PONYHERZ. *** BAND 1-5 der abenteuerlichen Pferde-Serie für Kinder in einer E-Box! PONYHERZ: Anni hat ein Geheimnis: Im Wald wartet Ponyherz auf sie – ein Wildpferd ... Zusammen können sie reiten wie der Wind ... Anni ist vor Kurzem aufs Land gezogen. Hier gibt es Pferdeflüsterer, Reiterhöfe – und leider auch jede Menge Stallzicken. Was kann man mit denen schon anfangen? Anni wünscht sich so sehr, echte Freunde zu finden. Und dann, eines Tages, begegnet ihr Ponyherz. Ideal für Leseanfänger! In dieser E-Box sind die Bände 1-5 enthalten: Band 1: Anni findet ein Pony Band 2: Ponyherz in Gefahr Band 3: Ponyherz und das große Turnier Band 4: Das Pferd der Prinzessin Band 5: Anni rettet das Fohlen Wildromantisch und einfühlsam erzählt: Pferdegeschichten für große und kleine Ponyfreunde ab 7 Jahren.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Cover
Impressum
Personenvorstellung
Meerschweinchen-Morgen
Groß-Hottendoof
Ein wilder Ritt
Frau Grünklee macht was Gemeines
Ponyherz
Ein echter Freundschaftsdienst
Ganz schön gefährlich
Sternschnuppen
Der Pferdeflüsterer
Schlimme Neuigkeiten
Rettung in der Nacht
Frau Grünklee ist richtig nett
Tolle neue Pläne
Zeichenschule 1
Annis Geheimnis
Eine schlechte Nachricht
Noch mehr Aufregung
Gefahr
Ein sicheres Versteck
Ein großer Schreck und viele kleine Lügen
Ein bisschen Hausarrest
Ein Stall voller Zicken
Auf der Flucht
In der Falle
Freiheit
Alles nur ein Traum
Zeichenschule 2
Annis Traumpferd
Tinkerbell
Pferdeprofis unter sich
Zickkenalarm
Regenbogen
Pia total zahm
Ponyglück und Turniertrubel
Reitstunde
Wildpferde wachsen nicht auf Bäumen
Schwarze Wolken
Pepper
Ein großer Tag auf Hottenhöh
Schneller als der Wind
Zeichenschule 3
Auf und davon
Alarm auf Gut Hottenhöh
Wer ist der Pferdedieb
Lorenz ist sauer
Hoher Besuch
Eine waschechte Prinzessin
Ein königliches Ross
Das wiehernde Dornröschen
Eine Prinzessin ruft an
Wirbel um Anni
Pferde und andere Zicken
Charlys Geheimnis
Dressurstunde
Zwei echte Freunde
Sorgen um Fabulo
Das allergeheimste Geheimnis
Prinz Fabulo
Zeichenschule 4
Zwei Spione
Bestimmt voll doof
Ein Pferd hat Stress
Ausritt mit Mops
Das verlorene Fohlen
Spuk im Wald
Ein Geheimnis bleibt Geheim
Trotzige Brüder und echte Freundinnen
Unerwartete Hilfe
Ein verflixter Morgen
Zu zweit durch den Wald
Ärger!
Prinz Nervensäge
Ein Fohlen in Not
Zeichenschule 5
Usch Luhn
Franziska Harvey
Das ist Ponyherz.
Ponyherz ist ein Wildpferd. Er lebt mit seiner Herde im Wald. Eigentlich. Denn seit er ein ganz besonderes Mädchen getroffen hat, ist alles anders …
Das ist Pieter.
Er hat einen Pferdehof und flüstert rund um die Uhr mit Pferden. Auch sonst ist er Geheimnissen auf der Spur.
Das ist Lorenz.
Er geht in Annis Klasse, kennt sich super mit Pferden aus und spielt sehr gut Fußball. Er wohnt bei seinem Onkel Pieter.
Das ist Herr Franz.
Er ist ein Stubenhocker-Mops, wie er im Buche steht. Die vielen Fliegen auf Pieters Hof machen ihn verrückt.
Das sind die Eltern von Anni und Lars. Herr und Frau Sommer sind Gärtner und züchten Orchideen. Da kommt ihnen das Haus auf dem Lande gerade recht.
Das ist Lars.
Er ist Annis kleiner Bruder. Er buddelt am allerliebsten Löcher. Lars kann eine echte Nervensäge sein. Trotzdem möchte Anni ihren Bruder gegen keinen anderen auf der Welt eintauschen.
Das ist Pia.
Sie geht in Annis Klasse und wohnt auf dem vornehmen Gutshof Hottenhöh. Hier treffen sich begabte Reiterinnen und echte Stallziegen.
Und das ist Anni.
Sie mag Mamas Himbeereis und ihren Bruder Lars. Heimlich träumt sie von einem ganz besonderen Pony …
»Fiep! Fiiiep! Fiiiiiep!«
Es ist ein sehr früher Sommermorgen.
Anni schläft noch, das Gesicht tief in ihr Kissen vergraben.
Eine winzige Schnauze nähert sich Annis Ohr. Sie schnuppert. Und stupst ungeduldig mitten in die Ohrmuschel.
»Iiiiiih!«
Anni schießt wie eine Rakete hoch.
Das Meerschweinchen flüchtet hinter das Kissen.
»Was war das denn?«, ruft Anni und reibt sich ihr Ohr.
Gerade will sie sich wieder gemütlich einkuscheln, da entdeckt sie ein paar dünne Antennen.
Schnurrbarthaare!
»Ronja, du Schlingel!« Anni kichert.
Der Käfig auf dem Boden steht sperrangelweit offen. Soeben wühlt sich aus der Streu ein zweites Meerschweinchen hervor.
»Na, super. Jetzt haben wir Rudi aufgeweckt.«
Rudi wieselt durch das Zimmer und hüpft übermütig in die Luft.
»Alles klar, Freunde!« Anni grinst. »Ich weiß Bescheid.«
Anni schwingt ihre Beine über die Bettkante und setzt Ronja auf den Teppich.
Geschickt baut sie aus Legos, ihrem dicken Federmäppchen und Wäscheklammern den perfekten Meerschweinchen-Hindernislauf. Dann holt sie zwei Knabberstangen aus ihrem Vorrat hervor.
Ronja wetzt los. Mit dem Leckerli fest im Blick hoppelt sie mühelos über die Hindernisse.
»Nicht schlecht, Frau Specht!« Anni kichert. »Du bist wie immer die Erste!«
Sie gibt Ronja die wohlverdiente Stange.
»Jetzt du, Rudi!«, ruft Anni.
Meerschweinchen Rudi ist nicht so ehrgeizig wie Ronja. Und nicht so hungrig. Er walzt einfach alles um, was ihm in die Quere kommt. Schließlich verzieht er sich unter das aufgeklappte Federmäppchen und beginnt den Radiergummi von Annis Bleistift abzunagen.
»Sag mal, spinnst du?«, ruft Anni empört.
Im selben Moment klingelt ihr Wecker.
Anni hält inne.
Wieder hat sie einen superblöden Schultag mit Pia, Bine und den anderen affigen Mädchen aus ihrer neuen Klasse vor sich. Die quatschen nämlich über nichts anderes als ihre tollen Pferde und das nächste Reitturnier.
Eigentlich wäre das gar nicht schlimm. Denn Anni mag Pferde total gerne.
Aber nur mit zwei Meerschweinchen im Stall kann sie schlecht mitreden.
Sie lockt Rudi und Ronja mit einem Leckerli in den Käfig und verschließt ihn.
Eilig macht sie Katzenwäsche und zieht ihr rotes Lieblingsshirt an.
Das Allerliebste trägt sie sowieso immer, Tag und Nacht: die Silberkette mit dem kleinen Herz. Sie ist ein Geschenk von Mara. Seit Anni aus Hamburg weggezogen ist, hat sie die Kette kein einziges Mal abgenommen.
Im letzten Moment fällt ihr ein, dass sie etwas Wichtiges vergessen hat.
Unter der Teppichkante am Fenster bewahrt Anni ihr Zeichenheft auf. Darin malt sie in jeder freien Minute ihre geheime Pferdegeschichte.
Eilig steckt sie es in ihren Rucksack und rennt in die Küche, damit sie noch frühstücken kann, bevor der Schulbus kommt.
Seit einem halben Jahr wohnt Anni mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Lars in Groß-Hottendorf. Weit weg von Hamburg und ihrer besten Freundin Mara. Das neue Haus ist riesig und hat einen Garten mit vielen Obstbäumen. Wenn Anni über die Wiese läuft, braucht sie nur ein Stück in die Höhe springen und schon ergattert sie einen Mundvoll süßer Kirschen. Seit gestern ist auch am Apfelbaum vor ihrem Zimmer der erste Apfel so rot wie der von Schneewittchen. Und direkt hinter dem Garten beginnt schon der Wald.
Eigentlich total schön hier.
Aber trotzdem: Immer wenn Anni an Mara und ihre alte Schule denkt, kriegt sie einen ganz kratzigen Hals.
»Passt du heute am Nachmittag auf Lars auf?«, bittet ihre Mutter, als Anni in der Küche auftaucht. Sie gibt Anni einen Guten-Morgen-Kuss und stellt einen Becher heißen Kakao auf den Tisch.
»Ich muss zwei Dutzend Orchideen auf dem Gutshof Hottenhöh ausliefern. Wenn die Sache gut läuft, kriegen wir unseren ersten tollen Auftrag für den Blumenschmuck beim nächsten Turnier.«
Annis Eltern sind Gärtner und züchten seltene Orchideen. Dafür braucht man jede Menge Platz, deshalb sind sie aus Hamburg weg in das leer stehende Haus von Annis Großonkel gezogen. »Orchideenhof« nennen ihre Eltern das neue Haus stolz. Dieser Name steht auch auf den Werbezetteln, die der Briefträger gleich nach ihrem Umzug verteilt hat.
Anni klettert auf die Eckbank neben Lars und pustet in ihren heißen Kakao.
»Klar, Mami. Ich hab ja sowieso nichts Besonderes vor. Wie immer.«
Ihre Mutter schaut Anni prüfend an. »Lad doch mal ein paar Mädchen aus deiner Klasse zu uns ein! Ich könnte Waffeln backen und Eis von unseren Himbeeren machen. Das magst du doch so gerne! Diese Pia Wittenberg zum Beispiel kommt mir sehr nett vor.«
Anni schnaubt durch die Nase wie ein Pferd. »Wirklich supernett, diese Pia!«
Sie verzieht ihr Gesicht zu einer Grimasse und macht Pia in geziertem Tonfall nach:
»Also auf Tinkerbell reite ich kein Turnier mehr. Die eiert ja über den Wassergraben wie ein Ackergaul. Voll peinlich!«
Lars lacht wie verrückt los. »Voll peinlich!«, kreischt er begeistert und landet seinen Bagger direkt neben Annis Becher. Lars liebt seinen Bagger. Er nimmt ihn sogar mit ins Bett.
Jetzt fährt er die mit Keksen beladene Schaufel aus und lädt direkt in Annis Becher ab. Der Kakao spritzt in alle Richtungen und kleckert auf ihr Shirt.
»Iiih, du Ferkel! Mein schönes T-Shirt!«, ruft Anni. Sie reißt Lars den Bagger weg.
Lars heult wie eine Sirene los.
»Ja, was ist denn heute für ein Zirkus am Frühstückstisch?«, ruft Annis Vater. Er kommt gerade aus dem Gewächshaus und zieht sich die Gummistiefel aus. »Einmal Kaffee und eine große Portion gute Laune, bitte«, sagt er und nimmt Lars auf seinen Schoß.
»Gute Laune gibt’s woanders«, brummt Anni.
»Na gut. Wie kann ich meine Große denn aufheitern?«, fragt ihr Vater, während er sich einen Becher schwarzen Kaffee einschenkt.
»Hmm.« Annis Augen funkeln unternehmungslustig. »Habt ihr euch noch einmal über mein Pony unterhalten, Papi, Mami?« Sie beobachtet ihre Eltern gespannt.
»Ach, Anni«, seufzt ihre Mutter. »Das Thema haben wir doch wirklich lang genug durchgekaut.«
Annis Unterlippe beginnt auffällig zu zittern. »Aber ihr habt es mir fest versprochen!«, protestiert sie. »Wenn wir von Hamburg wegziehen, habt ihr gesagt, dann kriege ich ein eigenes Pony.«
Ihre Eltern tauschen einen Blick.
»Und ich will ein Feuerwehrauto!«, mischt sich Lars aufgeregt ein. »Ein ganz großes! So eines, wie Daniel hat!«
»War ja klar! Der Zwerg kriegt immer alles und ich gar nichts!«, ruft Anni.
»Jetzt ist es aber gut, Anni«, sagt ihre Mutter. »Erstens kriegt Lars überhaupt nichts und zweitens gibt es zwischen einem Spielzeug und einem lebendigen Tier einen ziemlich großen Unterschied. Lern erst mal ordentlich reiten, dann reden wir weiter.« Damit ist das Thema für sie beendet.
Annis Vater schüttelt den Kopf. »Ich verstehe dich nicht, Anni. Warum willst du unbedingt ein eigenes Pferd? Wegen der anderen Mädchen?«
»Überhaupt nicht!«, ruft Anni empört. »Diese Zicken sind mir stinkegal! Aber auf meinem eigenen Pony kann ich viel besser reiten. Das ist dann nämlich meines und nicht irgendein fremdes. So wie Rudi und Ronja. Die gehören auch nur mir.«
»Mir auch!«, protestiert Lars.
»Gar nicht! Das sind meine allein. Nicht einmal ein Viertelbein gehört dir!« Sie springt auf.
»Anni, jetzt habe ich echt genug.« Ihrer Mutter reißt der Geduldsfaden.
»Zieh dir was Sauberes an und mach dich für die Schule fertig. Über diese ganze Zankerei verpasst du noch den Bus.«
Als Anni außer Atem an der Bushaltestelle ankommt, sieht sie nur noch die Rücklichter des Schulbusses. Und Pia und Bine! Die Mädchen winken ihr kichernd von der Rückbank aus zu.
»Ziegen!«, faucht Anni und setzt sich ratlos auf einen großen Stein.
Sie könnte zurück nach Hause laufen und Mama bitten sie mit dem Auto zu fahren.
Oder abwarten, bis der nächste Bus kommt, und Deutsch schwänzen. Frau Grünklee hat einen Aufsatz angekündigt, dafür ist sie jetzt ohnehin nicht in Stimmung. Überhaupt Frau Grünklee. Mit ihren Knopfaugen sieht sie Rudi zum Verwechseln ähnlich. Leider ist sie nicht so nett wie das Meerschwein.
Gleich am ersten Schultag setzte Frau Grünklee Anni ganz nach vorne neben Pia. Pia starrte Anni die ganze Zeit so komisch an, als wäre Anni ein fremdes Insekt. Kurz darauf kriegte Frau Grünklee schreckliche Niesanfälle und es stellte sich heraus, dass sie gegen die Meerschweinchen-Haare auf Annis Pulli allergisch war. Schniefend verbannte sie Anni ganz nach hinten zu Lorenz. Der war gar nicht begeistert darüber, seinen Tisch plötzlich teilen zu müssen. Noch dazu mit einem Mädchen.
Kein Wunder also, dass Anni nicht mehr in die Schule gehen mag.
»Ich schwänze einfach«, murmelt sie, als es hinter ihr klingelt.
Es ist Lorenz auf seinem Mountainbike. Ausgerechnet.
»Hi, Anni. Keine Lust heute?«
Anni schüttelt den Kopf. »Nö, hab gerade den Bus verpasst.« Sie zieht die Schultern hoch. »Deutsch fällt für mich aus.«
Lorenz schweigt einen Moment. Dann sagt er: »Du weißt aber schon, dass du Ärger mit Frau Grünklee kriegst, wenn du beim Aufsatz fehlst? Ich kann dir einen Ritt auf meinem Gaul anbieten. Ist nicht so bequem wie der Bus, aber genauso schnell.«
Er klopft auf seinen Lenker.
»Meinst du das ernst?«, fragt Anni überrascht.
Lorenz nickt gönnerhaft. »Klar. Oder hast du Schiss?«
Fröhlich schüttelt Anni den Kopf. »Nö, wieso denn? Mir ist kein Gaul zu wild.«
Lorenz sieht Anni überrascht an. »Ach echt? Ich dachte, Mädchen mögen nur Pferdchen, die brav traben.«
Anni wirft ihm einen empörten Blick zu. »Na hör mal! So ein Quatsch! Heiße ich Pia?«
Sie klettert tapfer auf die Lenkstange. Das wackelt ganz schön. Aber sie lässt sich nichts anmerken.
Lorenz strampelt in Höchstgeschwindigkeit los.
»Uiiiih!«, kreischt Anni. Aber nach der ersten Panik macht es ihr richtig Spaß. Und als sie auf den Schulhof brettern, ist Anni ganz erstaunt, dass sie schon da sind. Der Ritt hätte auch noch ein bisschen weitergehen können.
»Danke!«, sagt Anni und springt übermütig vom Lenker. Dabei fällt das Zeichenheft aus ihrem Rucksack, ohne dass sie es bemerkt.
»War mir eine Ehre«, grinst Lorenz.
Anni kichert. »Das sagt mein Papa auch immer.«
Lorenz kettet sein Fahrrad an und bückt sich nach dem Heft zu seinen Füßen.
»Deins?«, fragt er. Bevor Anni ihn hindern kann, hat er es aufgeschlagen.
»Wow! Was ist das? Hast du dir das allein ausgedacht?« Er blättert weiter. »Die Zeichnungen sind echt cool! Dass du die Pferde so gut hinkriegst! Mein Onkel zeichnet auch. Der sagt, Köpfe sind total schwer. Der Kopf von dem Pony mit dem weißen Stern ist am besten.«
Anni beginnt zu strahlen. »Das ist kein Stern, sondern ein Herz auf seiner Stirn. Es heißt Ponyherz und ist total mutig.«
Lorenz lacht los. »Ponyherz. Schöner Kitsch. Passt aber irgendwie. Es guckt genauso frech wie du. Ist das dein Pferd?«
Anni wird knallrot. »Ich hab leider kein eigenes Pferd. Ist alles nur Fantasie. Die Geschichte ist auch noch gar nicht fertig.« Sie nimmt ihm das Heft schnell aus der Hand und packt es weg.
Nicht einmal Mara hat sie die Zeichnungen von Ponyherz gezeigt. Sie ist erleichtert, dass Lorenz nicht darüber gelästert hat.
Plötzlich hat sie es eilig, in die Klasse zu kommen. Sie lässt Lorenz einfach stehen und rennt los.
Erst an der Klassentür holt er sie ein. »Wirklich cool, dein Ponyherz, Anni«, wiederholt er und tippt auf ihren Rucksack. »Falls du Lust hast, kannst du mal zu uns auf den Hof kommen und dort Pferde abzeichnen.«
Krass. Anni bleibt vor Verblüffung wie angewurzelt stehen. Einen richtigen Pferdehof anzugucken hat sie sich schon lange mal gewünscht. Das ist deutlich spannender als ein Orchideenhof.
Anscheinend haben die anderen Mädchen gesehen, dass Lorenz Anni auf seinem Fahrrad mitgenommen hat. Sie stehen im Kreis um Pia herum und tuscheln heftig.
Anni kann sich denken, warum. Einige von ihnen finden Lorenz ziemlich süß, hat sie auf dem Schulhof mitgekriegt.
Als Anni an ihnen vorbeigeht, verstummen sie und starren sie neugierig an.
Auf keinen Fall lade ich diese Zicken zum Waffelessen ein, schwört sich Anni in diesem Augenblick. Und wenn sich Mama auf den Kopf stellt!
Aber Lorenz auf dem Pferdehof zu besuchen und sich die Pferde anzuschauen, darauf hat sie schon Lust. Zum Glück würde das ja keines der Mädchen jemals erfahren.
Das Aufsatzthema, das Frau Grünklee an die Tafel schreibt, heißt:
MEIN SCHÖNSTES FERIENERLEBNIS
»Ihr habt genug Zeit. Strengt euch an und macht nicht so viele Fehler«, ermahnt die Lehrerin ihre Klasse.
Sie setzt sich hinter das Lehrerpult. »Bestimmt habt ihr alle etwas Spannendes erlebt. Der schönste Aufsatz wird vorgelesen.«
Na toll. Sosehr Anni auch grübelt – dazu fällt ihr einfach nichts ein.
Schließlich waren ihre Eltern in den Ferien rund um die Uhr mit dem neuen Gewächshaus beschäftigt. Deshalb hat Anni die meiste Zeit draußen im Garten gesessen und hat an ihrer Ponygeschichte gezeichnet. Oder Lars beim Tunnelbauen mit seinem Bagger geholfen.
Total aufregend also.
»Anni Sommer, nicht schon wieder träumen. Die Aufgabe gilt auch für dich!« Frau Grünklee trommelt mit einem Kugelschreiber auf ihrem Tisch herum und blinzelt sie ungeduldig an.
Schuldbewusst beugt sich Anni über ihr leeres Heft. Sogar Lorenz scheint eine Idee zu haben. Zumindest hat er schon fast eine halbe Seite vollgeschrieben.
Mein schönstes Ferienerlebnis war,
beginnt Anni auf gut Glück,
als mein Pony bei uns eingezogen ist. Ich lag noch im Bett.
Da hat Mama gerufen: »Anni, komm schnell auf den Hof!«
Als ich hinausgerannt bin, stand mein Pony da. Es guckte mich aus seinen großen braunen Augen ganz süß an und es hat zur Begrüßung mit den Hufen gescharrt. Sein Fell war ganz weich. Vorne auf der Stirn ist ein kleiner Fleck, der sieht aus wie ein Herz.
Da wusste ich gleich einen Namen für mein Pony: Ponyherz.
Ich bin ohne Sattel auf den Rücken von Ponyherz geklettert und wir sind in den Wald geritten. Jeden Tag haben wir etwas Neues erlebt. Einmal ist sogar ein Reh mit seinem Jungen mitgelaufen. Die Rehe waren ganz zutraulich und ich konnte das kleine Rehkitz streicheln. Als es sehr heiß war, haben wir unten am Waldsee eine Pause gemacht und Ponyherz hat durstig Wasser getrunken. Ich bin bis in die Mitte vom See geschwommen. Plötzlich sah ich, dass Ponyherz neben mir schwamm. Das war ziemlich witzig!
Obwohl mein Papa sehr viel arbeitet, hat er in den Ferien einen neuen, größeren Stall für Ponyherz gebaut. Der steht direkt vor meinem Zimmer, so dass ich am Abend durch das Stallfenster gucken kann.
Mein Ponyherz und ich sind unzertrennlich. Jeden Morgen, wenn ich aufstehe, sage ich als Erstes meinem Pony Hallo.
Das waren meine schönsten Sommerferien überhaupt! Denn Ponyherz ist das tollste Pony auf der Welt.
Anni legt ihren Füller zur Seite und liest sich den Text noch einmal durch. Sonst schreibt sie nicht gerne Aufsätze, aber heute ist sie mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. Nicht einen einzigen Rechtschreibfehler findet sie.
Auch Lorenz ist gerade fertig geworden. Er linst auf ihr Heft. Schnell legt Anni die Hand auf die vollgeschriebene Seite.
Die anderen Kinder schreiben noch alle. Anni schaut auf die Uhr über der Tafel.
Für die zweite Stunde hat Frau Grünklee eine Leseübung angekündigt. In zehn Minuten klingelt es aber erst mal zur Frühstückspause. Wäre also noch genügend Zeit für …
Anni zieht vorsichtig ihr Zeichenheft aus dem Rucksack und legt es über ihren Aufsatz. Sie sucht ihren weichen Bleistift aus dem Federmäppchen und legt los. Die Idee, dass sie zusammen mit Ponyherz im Waldsee herumpaddelt, muss sie unbedingt malen.
Gar nicht so einfach, ein schwimmendes Pferd zu zeichnen. Konzentriert entwirft sie erst einmal eine Skizze. Nein, das gefällt ihr noch gar nicht.
So sieht ihr Ponyherz eher aus wie ein Nilpferd mit aufgerissenem Maul.
Unzufrieden radiert sie den Kopf wieder weg und beginnt neu.
Viel besser! Vielleicht kriegt sie es sogar hin, dass es aussieht, als ob sie Ponyherz beim Schwimmen den Arm um die Mähne legt.
Anni ist so sehr in ihre Bilder versunken, dass sie gar nicht bemerkt, dass Lorenz sie beim Zeichnen voller Neugier beobachtet.
Aber noch jemand ist auf Anni aufmerksam geworden. Frau Grünklee.
Im Gegensatz zu Lorenz scheint ihr gar nicht zu gefallen, was sie da sieht. Im selben Augenblick, als Lorenz Anni warnend mit dem Ellbogen in die Seite schubst, steht Frau Grünklee auch schon vor Annis Platz.
»Das nennst du also Aufsatz schreiben?«, fragt sie streng und blinzelt heftig.
Anni lässt vor Schreck ihren Bleistift fallen. Er kullert Lorenz direkt vor den Fuß.
»Ich bin schon lange fertig, Frau Grünklee«, stammelt sie verlegen und schlägt beiläufig das Zeichenheft zu.
Frau Grünklee schnappt sich das Heft und blättert es ungeduldig durch. »So schnell? Das bin ich gar nicht von dir gewohnt, Anni. Außerdem noch lange kein Grund, gelangweilt herumzukritzeln. Du hättest dir besser schon mal die Leseübung vorgenommen. Habe ich Recht?« Sie schaut Anni erwartungsvoll an.
Anni antwortet nicht. Dass Frau Grünklee ihre Zeichnungen als Kritzeleien bezeichnet, findet sie total fies.
»Plötzlich stumm?«, hakt Frau Grünklee ungehalten nach. »Ach, weißt du was, Anni? Wir machen einen Handel: Ich nehme deine Malkünste so lange in Verwahrung, bis ich eure Aufsätze gelesen habe. Damit ich ganz sicher sein kann, dass du in meinem Unterricht auch nichts verpasst.«
Es klingelt zur Pause. Frau Grünklee steckt Annis Zeichenheft ein und verschwindet aus dem Klassenzimmer.
Pia wirft Anni einen seltsamen Blick zu.
Anni dreht schnell den Kopf weg. Noch einen blöden Spruch kann sie jetzt echt nicht brauchen! Heiße Tränen steigen in ihr auf.
»Mann, das war voll gemein!«, schimpft Lorenz neben ihr. »Was hat denn Frau Grünklee gegen dich? Ich finde deine Bilder echt witzig.« Er bückt sich. »Hier, dein Bleistift. Kannst du auch Hunde malen? Wir haben einen Mops, der sieht zum Piepen aus.«
Annis Hals schnürt sich zu. »Ach, lass mich doch in Ruhe!«, faucht sie. »Mich mag einfach keiner. Hast du das noch nicht bemerkt?«
Sie rennt wütend auf den Schulhof und kraxelt bis ganz nach oben auf den Kletterturm. »Niemand mag mich«, wiederholt sie trotzig. »Und ich kann auch niemanden leiden.« Und dann muss sie vor Kummer ziemlich lange weinen.
An diesem Vormittag bekommt Anni nichts mehr vom Unterricht mit. Nicht einmal die Hausaufgaben schreibt sie sich auf. Auch Lorenz lässt sie links liegen, seit sie ihn angefaucht hat. Aber das ist Anni nur recht.
Während die anderen rechnen, stellt sich Anni vor, wie schön es wäre, jetzt mit Ponyherz durch den Wald zu traben.
Gar nicht weit vom Waldsee entfernt ist eine große Blumenwiese. Anni hat die Lichtung zufällig entdeckt, als sie allein durch den Wald gestromert ist. Irgendjemand hat dort vor langer Zeit einmal Turnier-Hindernisse aufgebaut. Die meisten sind längst verrottet, aber mit einigen ist noch etwas anzufangen. Auf dieser Wiese mit Ponyherz Springreiten zu üben wäre einfach toll …
In der letzten Stunde haben sie Sport. Anni stellt sich vor, dass sie mit Ponyherz über Zäune und Mauern fliegt. Und das funktioniert richtig gut! Ohne Angst überwindet Anni den Bock.
»He, Anni, das hast du super gemacht!«, lobt sie Herr Eber überrascht. »Ich habe nach der letzten Stunde gedacht, du traust dich gar nicht mehr, über den Bock zu springen.« Er nickt zufrieden und trägt eine gute Note in sein Notizbuch ein.
»Nö, ich mag Bockspringen sogar gerne, Herr Eber«, erwidert Anni und grinst zum allerersten Mal an diesem Vormittag. »Ich stell mir einfach vor, ich bin Pias Turnierpferd.«
Die ganze Klasse lacht und Anni wird vor Schreck darüber richtig rot. Lorenz zwinkert ihr zu. Nur Pia zieht ein saures Gesicht.
Beim Umziehen trödelt Anni so lange, dass sie als Letzte die Turnhalle verlässt. Der Schulhof ist fast leer, nur das knallgelbe Mountainbike von Lorenz steht noch bei den Fahrradständern. Von Lorenz selbst keine Spur.
An der Bushaltestelle warten schon Pia und einige andere Mädchen aus ihrer Klasse.
Anni schlendert in Zeitlupe auf die Haltestelle zu. Auf Pia hat sie gerade keine große Lust.
»Hallo, Anni, komm doch mal her! Wir wollen dich dringend was fragen …«, ruft Pia in dem Augenblick zu ihr herüber. Gleichzeitig kichert Bine los.
Anni wird ganz heiß. Das kann doch nur etwas Gemeines sein! Sie dreht sich suchend nach Lorenz um, aber er ist nirgends zu sehen.
Ihr Blick fällt auf das Schild zum Wanderweg. Sie weiß, dass der Weg bis zum Waldsee führt, eine ziemliche Strecke, und dann ist sie immer noch nicht zu Hause. Aber das ist Anni im Moment ganz egal. Hauptsache, sie kann ihren kichernden Mitschülerinnen entfliehen.
»Keine Zeit! Ich muss woanders lang!«, ruft sie Pia zu und biegt hastig in den Waldweg ein. Ohne sich umzuschauen, läuft sie weiter. Erst als sie sicher ist, dass Pia und Bine ihr nicht folgen, bleibt sie stehen.
Außer Atem lässt sie sich in das feuchte Moos fallen. Nun erst merkt sie, wie ihr Magen knurrt. Sie hat in der Pause keinen Krümel gegessen, weil sie so stinksauer auf Frau Grünklee war. Hungrig wühlt sie in ihrem Rucksack und verschlingt ihr Käsebrot.
Ein bisschen gruselig findet Anni diesen Ort schon. Der Weg zwischen den dichten Brombeerhecken ist so schmal, dass sie sich gerade so durchschlängeln kann. Wenn sie nicht aufpasst, bleibt sie mit ihrem Rucksack an den dornigen Ranken hängen.
Einmal stolpert sie über einen mit Moos bewachsenen Stein und ratscht sich den Knöchel blutig. Wie das brennt! Anni verteilt ein bisschen Spucke auf der Wunde, um den Schmerz zu lindern.
Endlich ist sie am Waldsee. Es ist ein besonders heißer Tag heute. Hier sieht es freundlicher aus und nicht so dunkel wie in den Brombeeren. Warme Sonnenstrahlen tanzen auf den Birkenblättern. Ein paar Mücken taumeln müde über dem Wasser. Eine schillernde Libelle zieht einen langsamen Kreis.
Es ist still.
Selbst die Vögel halten Mittagsschlaf.
Anni taucht ihre Hand in das hellgrüne Nass. Das Wasser ist so klar, dass man sich in seiner Oberfläche spiegeln kann. Nachdenklich betrachtet sich Anni. Wenn ich weiter so grimmig gucke, denkt sie, bekomme ich noch so dicke Runzeln wie Frau Grünklee. Sie schneidet ein paar ulkige Grimassen, um sich selbst zum Lachen zu bringen.
Der Trick funktioniert. Schließlich wiehert Anni so vergnügt wie ein Fohlen.
Schlagartig fällt ihr wieder Ponyherz ein. Sie schließt die Augen und stellt sich ewig lange vor, wie schön es wäre, ein Pferd zu haben. Wie schön wäre es, sich jetzt an der Mähne von Ponyherz festzuhalten und zusammen mit ihm durch das kühle Wasser zu treiben. Wie auf ihrer Zeichnung …
Plötzlich hört Anni ein leises Wiehern.
»Was ist los, Ponyherz?«, fragt Anni. »Keine Lust mehr auf Baden?«
Das Wiehern wird lauter. Etwas Weiches, Feuchtes stupst gegen ihren linken Arm und wirft Anni beinahe um.
»Iiiiih! Hör auf, Ponyherz! Das kitzelt ja voll«, kichert Anni.
In der nächsten Sekunde erschrickt sie so sehr, dass sie auf ihren Po plumpst.
Sie reißt die Augen auf und sagt heiser: »Ponyherz!?«
Annis Puls rast wie verrückt.
Direkt vor ihr steht ein Pony und schaut sie wie gebannt aus seinen schönen braunen Augen an. »Bist du Ponyherz?«, flüstert Anni und streckt die Hand aus.
Gerade erreicht die Sonne den Waldsee und wirft ihr Licht auf die Wasseroberfläche.
Der See beginnt zu glitzern und zu glimmern wie im Märchen. Ein Sonnenstrahl trifft Anni und das goldene Fell des Ponys und hüllt sie in warmes Licht.
Das Pony schüttelt seine Mähne und stupst mit dem Kopf vorsichtig gegen Annis Schulter. Anni entdeckt einen herzförmigen weißen Fleck, gut versteckt unter der dichten Mähne.
»Ja, du bist Ponyherz«, seufzt Anni zufrieden und schlingt ohne Angst ihre Arme um seinen Hals.
Anni vergräbt ihr Gesicht in das Fell und atmet tief durch. Es ist warm und riecht gut. »Endlich bist du da, Ponyherz«, sagt Anni glücklich. »Ich hab dich furchtbar lieb.«
In diesem Moment ertönt eine laute Fahrradklingel.
»Anni! Bist du hier?«
Erschreckt lässt Anni das Pony los.
Das junge Tier wirft alarmiert seinen Kopf herum.
Im nächsten Augenblick jagt es in das helle Licht Richtung Blumenwiese auf und davon.
»Anni, also doch! Krass, hier bin ich noch nie langgefahren!« Lorenz kämpft sich auf seinem Mountainbike den schmalen Weg entlang.
»Was willst du denn hier?«, fragt Anni.
»Dreimal darfst du raten«, antwortet Lorenz vergnügt. »Ich bin dir einfach gefolgt. Die Stallziegen haben aber nichts mitgekriegt, da kam nämlich gerade der Schulbus.«
Er bremst direkt vor Anni scharf ab und springt vom Sattel. Seine Beine sind ganz zerkratzt von Brombeerranken.
Sehnsüchtig schaut Anni hinüber zu der Blumenwiese. Von Ponyherz keine Spur.
Lorenz öffnet seinen Rucksack und zieht wie ein Zauberer etwas heraus.
»Ta-taa! Überraschung!«
»Mein Zeichenheft! Wo hast du das her?«, ruft Anni verblüfft.
Lorenz grinst und zuckt mit den Schultern. »Frau Grünklee hat ein ganzes Lager mit Sachen, die sie den Schülern im Unterricht abnimmt. Zufällig habe ich mal gesehen, wo sie das Zeug aufbewahrt. Jetzt habe ich dein Heft einfach wiedergeholt.«
Dankbar nimmt Anni das Zeichenheft zurück. »Das ist ja total nett von dir«, sagt sie verlegen. »Tut mir leid, dass ich heute früh so maulig war.«
Lorenz macht eine lässige Handbewegung. »Schon okay. Schließlich will ich wissen, wie deine Ponygeschichte weitergeht.« Er lächelt sie an. »Am besten, du zeichnest sofort los.«
Anni antwortet nicht. Stattdessen schnuppert sie an ihrem Arm. Er duftet immer noch nach Ponyherz’ Fell. Es ist also wirklich wahr. Für einen Moment hat sie daran gezweifelt. Vielleicht, weil Ponyherz wie der Blitz verschwunden war, als Lorenz auftauchte.
Im gleichen Augenblick hört sie ein fernes Wiehern. Anni ist sicher, dass es Ponyherz ist.
Auch Lorenz hat es gehört. »Da sind ja Pferde unterwegs!« Er schaut sich suchend um. »Bestimmt die Wildpferde!«
Anni guckt ihn überrascht an. »Wildpferde? Hier gibt es echte Wildpferde?«
Lorenz nickt. Er ist auf einmal ganz aufgeregt. »Die tauchen schon seit ein paar Jahren immer wieder mal auf.«
Annis Herz klopft wie verrückt. »Und die gehören wirklich niemandem?«
Wieder nickt Lorenz. »Niemandem, die leben richtig frei in ihrer Herde, ohne Stall und ohne dass man sie füttern muss und so. Mein Onkel sagt, Wildpferde gehören nur sich selbst.« Er atmet tief durch. »Oh Mann, ich muss ihm sofort Bescheid sagen. Es gibt richtig üble Typen, die Wildpferde aus Herden stehlen, um sie weiterzuverkaufen. Besonders die jungen Hengste gehen teuer weg.«
Bei dem Gedanken, dass Ponyherz so etwas Schlimmes zustoßen könnte, wird Anni ganz heiß. »Hoffentlich nicht«, sagt sie und ihre Stimme zittert.
»He, keine Sorge, mein Onkel schaut schon, dass nichts passiert«, versucht sie Lorenz etwas verlegen zu beruhigen.
Anni wischt sich mit dem Handrücken über die Augen.
»Guck doch später bei uns vorbei!«, schlägt er vor. »Es ist gerade ein neues Fohlen geboren. Ronja! Ich durfte es direkt nach der Geburt abreiben.«
Da muss Anni doch kichern. »Ronja heißt mein eines Meerschweinchen«, grinst sie. »Aber heute klappt leider nicht. Ich muss auf meinen kleinen Bruder aufpassen.«
Sie schaut erschrocken auf. »Wie viel Uhr ist überhaupt? Oh nein, ich muss los!«
Anni verstaut das Zeichenheft in ihrem Rucksack. »Noch mal danke.«
Lorenz nickt. »Kein Problem.« Er fasst sein Fahrrad am Lenker. »Ich komme noch ein Stück mit.«
Eine ganze Weile sagt niemand von beiden ein Wort. Sie kreuzen die Blumenwiese und Anni schaut sich verstohlen um, ob sie irgendwo zwischen den Laubbäumen am Waldesrand Ponyherz entdecken kann.
Einmal glaubt sie sein goldbraunes Fell aufblitzen zu sehen, aber vielleicht waren es doch nur die hellen Blätter einer Pappel.
Schließlich bricht Anni als Erste das Schweigen. »Wohnen deine Eltern auch mit auf dem Pferdehof?« Sie wundert sich ein wenig, weil Lorenz bisher nur über seinen Onkel gesprochen hat.
»Meine Eltern hatten einen Autounfall, als ich ein Baby war«, sagt er. »Seitdem lebe ich bei meinem Onkel Pieter.«
Anni schnappt erschrocken nach Luft. Sie weiß gar nicht, was sie sagen soll.
»Du brauchst kein Mitleid zu haben. Ich kann mich gar nicht an meine Eltern erinnern. Mein Onkel ist supernett. Er redet sogar richtig mit den Pferden.«
Anni bleibt verdutzt stehen. »Wie jetzt? Ist er ein Pferdeflüsterer oder so was? Wie in dem Film?«
Lorenz nickt stolz. »Ja, genau. Er weiß alles über Pferde, wenn er ihnen nur in die Augen guckt. Sogar Tinkerbell kommt zu ihm.«
Anni schnaubt wie ein Kampfross. »Pias Tinkerbell?«, fragt sie ungläubig.