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Mitten im tiefsten Winter, kurz vor Weihnachten, trifft ein unerwarteter Gast in der Stadt Cham ein. Die Weihnachtsmaus Pöppl ist allein und verängstigt, als sie beginnt, die Stadt zu erkunden. Pöppl lernt aber schnell Freunde kennen und erlebt bis zum Heiligen Abend 24 spannende Abenteuer. Tauch ein in die Welt von Pöppl und lass dich von den Geschichten und Illustrationen rund um die Stadt Cham verzaubern! Ein wunderbares Buch zum Vorlesen oder Selberlesen!
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Seitenzahl: 222
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An einem ganz normalen Arbeitstag, in meiner Heimat dem Nordpol, änderte sich mein Leben, von einer Sekunde zur anderen, auf so dramatische Art und Weise, dass mir die Haare meines Mäuseschnurrbarts zu Berge standen.
Wie jeden Tag war ich die meiste Zeit damit beschäftigt, die unzählig vielen Glöckchen der Rentiergespanne vom Weihnachtsmann zu polieren. Es war meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie zur Weihnachtszeit stets lieblich klangen und dass der Weihnachtsmann und alle anderen Nordpolbewohner sich zufrieden darin spiegeln konnten.
Wir schrieben den 30. November und der Heilige Abend rückte immer näher. Die Weihnachtselfen produzierten emsig viele Geschenke für alle braven Kinder dieser Welt. Der Weihnachtsmann ließ seinen großen Schlitten von der Nordpolwerkstatt ›Himmelsstürmer‹, nochmals gründlich überholen und die Eistrolle brachten die Rentiere in ihrer geheimen Stallung in Form.
Aber ich, Pöppl die Weihnachtsmaus, durfte als einer der wenigen am Nordpol wissen, wo die Rentiere vor ihrem großen Flug um die Welt trainiert wurden. Die Trolle waren dafür bekannt, vor Disziplin nur so zu strotzen. Sie brachten die Rentiere jedes Jahr wahrlich in Höchstform. Doch manchmal, wie auch an diesem besagten Tag, taten mir Rudolf Rotnase und die anderen Rentiere wirklich leid.
Sie absolvierten jeden Morgen einen anstrengenden Aerobic-Kurs zu den aktuellen Weihnachtssongs. Danach gab es Flugstunden innerhalb einer weihnachtlich geschmückten Eislaufhalle und schließlich Abhärtung in einem sogenannten Winterzauber-Raum bei dauerhaften minus 18 Grad. Zu allem Überfluss mussten sie in diesem Jahr auch noch eine Null-Diät ertragen. »Das ist zu viel des Guten.«, dachte ich und schmuggelte, so oft es mir möglich war, einige Weihnachtsplätzchen auf meinem kleinen Schlitten von der Weihnachtsbäckerei zu den Rentieren. Freudig erwarteten sie mich auch an diesem Tag. Hätte ich doch da nur schon geahnt, dass die Bäcker- und Konditorzwerge meinen Diebstahl bereits entdeckt hatten. Sie wussten zwar nicht, wer ihre Plätzchen stibitzte, aber sie wollten den Dieb auf jeden Fall mit ungenießbaren Backwaren bestrafen und mischten deshalb Abführmittel und Übelkeit erregende Zutaten unter ihren Plätzchenteig.
So nahm das Unglück seinen Lauf. Rudolf, Donner, Blitzen und Balthasar fraßen gierig meine mitgebrachten Diät-Killer und wurden kurz darauf ganz grün im Gesicht. Sie gingen in die Knie, teilweise plagten sie wohl schlimme Bauchschmerzen und ich geriet in Panik.
Ich schwitzte bereits stark unter meiner Weihnachtsmütze, als das Tor zum Stall aufgeschoben wurde. Die Eistrolle standen alle mit dem Weihnachtsmann versammelt vor dem Eingang und blickten verwundert auf die erkrankten Rentiere.
Eifrig begann ich an einem der Glöckchen zu polieren. Ich hauchte es an und schrubbte mit meinem kleinen Tuch hochkonzentriert, als würde mich das alles nichts angehen. Und dann passierte das Unvermeidbare. Die Rentiere rülpsten und spuckten das Plätzchengemisch, in allen Farben und Formen, dem Weihnachtsmann direkt vor die Stiefel. Mein Leben zog in Gedanken an mir vorbei!
Schnell hatten er und die Trolle einen Verdächtigen im Visier. Nämlich MICH! Ob es an meiner Esslust und meinem durchaus etwas dick geratenen Bauch lag, oder ob sie einfach nur einen weiteren Unfug von Pöppl der Weihnachtsmaus erwartet haben, weiß ich nicht. Jedenfalls war der Fall sofort gelöst, als Rudolf, auf dem Boden liegend, mit seinem Geweih auf mich deutete und petzte: »Er war es! Er wollte uns mit Plätzchen vergiften!«
»Na na! Vergiften wollte er euch sicher nicht! Und gefressen habt ihr sie ja wohl selbst!«, sagte der Weihnachtsmann mit lauter und tiefer Stimme.
Mir wurde nun auch ganz übel. Und das, obwohl ich gar keines der Plätzchen probiert hatte. Ich wusste, dass ich mich aus dieser Situation nicht mehr retten konnte und wartete demütig auf meine Bestrafung.
»Pöppl, du hast dich zum wiederholten Male den Nordpol-Gesetzen widersetzt!«, ermahnte mich der Weihnachtsmann. Als Strafe wirst du an irgendeinem Ort auf dieser Erde ausgesetzt, um Gutes zu tun. Du musst ab morgen, dem 1. Dezember, bis zum Heiligen Abend jeden Tag eine gute Tat vollbringen. Zur Kontrolle erscheinst du täglich in unmittelbarer Nähe deines Ankunftsorts. So können wir vom Nordpol aus durch die Glitzerkugel sehen, ob du dein Ziel erreicht hast. Sollte es dir gelingen, werde ich dich persönlich am Heiligen Abend um Mitternacht abholen. Und zwar von dem Ort, an dem du dich in einigen Minuten befinden wirst. Wenn es dir aber nicht gelingt, jeden Tag eine gute Tat vorzuweisen, musst du für immer an diesem Ort bleiben! Dann wird dir deine Weihnachtsmaus-Lizenz entzogen, deine Weihnachtsmütze abgenommen und auch deine rot-weiß gestreiften Söckchen musst du abgeben!«, predigte er auf mich ein.
»Hast du alles genau verstanden, Pöppl?«, fragte der Weihnachtsmann zu mir hinab.
Ich kam mir auf einmal noch kleiner vor, als ich eh schon war und antwortete eingeschüchtert: »Jeden Tag eine gute Tat... Glitzerkugel ... Heiligabend... Ja, ich glaube schon!«, stammelte ich mit zittriger Stimme.
Der Weihnachtsmann nickte den Eistrollen zu. Sie nahmen ein Samtsäckchen voll Nordlichter-Staub aus ihrem Schlitten und gaben ihn ihm. Er zog die goldene Kordel des Säckchens auf, langte mit einer Hand hinein und streute unendlich bunten, glitzernden Staub auf mich hinab.
Ich konnte nichts mehr sehen, meine Gedanken drehten sich im Kreis. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, als würden sich nicht nur meine Gedanken drehen. Mein kleiner Körper wurde hin und her gewirbelt und kurz bevor ich dachte, ich würde die Besinnung verlieren, hörte ich noch wie mir mein Freund Fridolin Freudentanz zum Abschied zurief: »Keine Angst Pöppl, du schaffst das schon! Du musst nur ganz fest an dich glauben!«