Pornos und Partnerschaft - Ursina Donatsch - E-Book

Pornos und Partnerschaft E-Book

Ursina Donatsch

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Beschreibung

Pornoschauen ohne Nebenwirkungen – auch in der Beziehung Das Schauen von Pornografie ist in Partnerschaften weitverbreitet und stellt viele Paare vor eine große Herausforderung. Kann der Konsum schädliche Auswirkungen auf die Einzelperson oder die Partnerschaft haben? Oder hat er sogar einen positiven Effekt auf die Beziehung? Wann spricht man von einer Pornosucht? Oft werden Pornos zudem heimlich konsumiert. Das führt zu einem Gefühl des Betrugs, wenn der Partner davon erfährt. Die renommierte Sexualforscherin und Paartherapeutin Dr. Ursina Donatsch präsentiert in diesem Buch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum gesunden Umgang mit Pornografie in Beziehungen. Basierend auf fundierter Forschung und ihrer reichen Erfahrung in der Paar- und Einzeltherapie gibt sie klare Empfehlungen, worauf dabei geachtet werden sollte. Die Leser*innen erfahren, in welchem Maße Pornokonsum unbedenklich für die Beziehung ist, wann es Zeit ist, die Notbremse zu ziehen, und welche Schritte dann zu unternehmen sind. Dieses Buch richtet sich an Paare und Einzelpersonen, die nach einem verständnisvollen und evidenzbasierten Ratgeber suchen. Zugleich bietet es Paar- und Psychotherapeut*innen sowie Suchttherapeut*innen eine wertvolle Ressource, die sie ihren Klient*innen empfehlen können.

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Seitenzahl: 284

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Ursina Donatsch

Pornos und Partnerschaft

Lust oder Last?

Dr. Ursina Donatsch (ehemals Brun del Re)

Flirweg 12

8872 Weesen

Schweiz

[email protected]

Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

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Hogrefe AG

Lektorat Psychologie

Länggass-Strasse 76

3012 Bern

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Tel. +41 31 300 45 00

[email protected]

www.hogrefe.ch

Lektorat: Dr. Susanne Lauri

Bearbeitung: Tobias Gaudin, Gießen

Herstellung: René Tschirren

Umschlagabbildung: Getty Images/Vera_Petrunina

Satz: Mediengestaltung Meike Cichos, Göttingen

Format: EPUB

1. Auflage 2024

© 2024 Hogrefe Verlag, Bern

(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-96323-5)

(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-76323-1)

ISBN 978-3-456-86323-8

https://doi.org/10.1024/86323-000

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Zitierfähigkeit: Dieses EPUB beinhaltet Seitenzahlen zwischen senkrechten Strichen (Beispiel: |1|), die den Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe und des E-Books im PDF-Format entsprechen.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Danksagung

Einleitung

1 Was ist Pornografie?

1.1 Wie wird Pornografie definiert?

1.2 Wie kann Pornografie unterteilt werden?

1.3 Wie soll man die Nutzung von Pornografie nennen?

2 Wozu werden Pornos genutzt?

3 Wie häufig werden Pornos geschaut?

3.1 Wie haben sich die Konsumraten in den letzten Jahren entwickelt?

3.2 Warum werden immer mehr Pornos geschaut?

4 Wer schaut Pornos und wie häufig?

4.1 Warum schauen Männer häufiger Pornos als Frauen?

4.2 Warum schauen Frauen Pornos?

4.2.1 Warum nimmt der Konsum bei Frauen zu?

4.2.2 Wie sprechen Frauen miteinander über Pornos?

4.3 Wenn Menschen in Beziehungen Pornos schauen

5 Warum schauen Menschen in Beziehungen Pornos?

6 Was wird geschaut?

6.1 Kategorien von Pornos

6.2 Legaler versus illegaler Porno

6.3 Geschlechtsunterschiede beim Pornoinhalt

6.4 Hitlisten bei Pornos

6.5 Pornoinhalte und Vorlieben

6.6 Pornoinhalt und Zusammenhang mit der Paarsexualität

7 Kann Pornografie mir schaden?

7.1 Sexuelle Auswirkungen

7.1.1 Abstumpfung gegenüber Pornografie

7.1.2 Sexuelle Funktionsstörungen

7.1.3 Abnahme der sexuellen Zufriedenheit

7.1.4 Abnahme von Genuss beim Sex

7.1.5 Abnahme sexueller Fantasien

7.2 Körperliche Auswirkungen

7.3 Psychische/emotionale Auswirkungen

7.4 Soziale Auswirkungen

7.5 Gesellschaftliche Auswirkungen

7.6 Abgrenzung zu den Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche

8 Kann Pornografie mir nützen?

8.1 Erweiterung des sexuellen Horizonts

8.2 Stärkung der sexuellen Identität

8.3 Katalysator für Kommunikation

8.4 Visuelle Darstellung von Vielfalt

8.5 Stressabbau/Entspannung

9 Was darf und was soll ich schauen?

10 Wie soll ich schauen?

11 Wie viel Pornoschauen ist noch gesund?

12 Wann bin ich „pornosüchtig“?

12.1 Begriff „Pornosucht“

12.1.1 Gooning

12.1.2 Edging

12.2 Wie häufig kommt problematischer Pornokonsum vor?

12.3 Warum ist der problematische Pornokonsum ein besonders wichtiges Thema?

12.4 Wie entsteht problematischer Pornokonsum?

12.5 Wie wirkt sich problematischer Pornokonsum aus?

12.6 Wann sollte ich mir Hilfe holen?

12.7 Was tun, wenn mein Partner pornosüchtig ist?

12.8 Wie sieht eine Therapie aus?

12.8.1 Erstgespräch: Anamnese und Auswirkungen

12.8.2 Zielformulierung

12.8.3 Drangkreislauf erarbeiten

12.8.4 Arbeit an der Solosexualität

12.8.5 Veränderung des Pornokonsums

12.8.6 Stressbewältigung und Belohnung

12.8.7 Einstellungsveränderung

12.8.8 Einbezug der Partnerperson

12.8.9 Umfeld

12.8.10 Rückfallprävention und Nachbetreuung

12.8.11 Therapiedauer

12.8.12 Vorgehen als Partnerin

12.8.13 Zusammenfassung zur Therapie bei dranghaftem Pornokonsum

12.9 Handlungsanleitung bei problematischem, unkontrollierbarem Pornokonsum

12.10 Therapie-Fallbeispiel

13 Können Pornos der Partnerschaft schaden?

13.1 Sind die Auswirkungen abhängig von der Häufigkeit des Konsums?

14 Was soll ich davon halten, dass ich Pornos schaue?

14.1 Einstellung zum eigenen Pornoschauen

14.2 Eigene Einstellung bezogen auf die Partnerschaft

14.3 Einstellung und deren individuelle Auswirkungen

14.4 Einstellung und deren Auswirkungen auf die Partnerschaft

14.4.1 Auswirkungen auf die sexuelle Zufriedenheit in der Partnerschaft

14.4.2 Auswirkungen auf die allgemeine Beziehungsqualität

15 Was soll ich vom Pornoschauen meiner Partnerperson halten?

16 Sollen wir das Pornoschauen voreinander geheim halten?

16.1 Heimlichkeit und deren negativen Auswirkungen

16.2 Offenheit und deren positiven Auswirkungen

17 Wie sollen wir miteinander übers Pornoschauen reden?

18 Sollen wir zusammen Pornos schauen?

18.1 Gemeinsamer Konsum und sexuelle Kommunikation

18.2 Sexuelle Kommunikation und sexuelle Zufriedenheit

18.3 Gemeinsamer Konsum und Auswirkungen auf die sexuelle Paarzufriedenheit

19 Wie können Pornos der Partnerschaft nützen?

19.1 Stärkung der sexuellen Eigenständigkeit

19.2 Stärkung von Beziehungsfaktoren

20 Was ist der richtige Umgang als Eltern mit Kindern bezüglich Pornos?

21 Fazit

22 Q&A kurz und bündig

23 Anhang

23.1 Studie

23.2 Fragebogen

23.3 Stichprobe

Literaturverzeichnis

Die Autorin

|9|Vorwort

In meiner täglichen Arbeit als Sexual- und Paartherapeutin bin ich regelmäßig mit dem Thema Pornografie konfrontiert. Im Rahmen meiner Doktorarbeit habe ich den Einfluss von Pornografie auf die Sexualität von Paaren erforscht. Der Anstoß dazu kam aus meiner Praxis, in der ich feststellte, dass Pornografie für viele Paare ein bedeutendes Thema ist. Oft hörte ich von Frauen, die sagten: „Ich habe meinen Partner beim Pornoschauen erwischt, ich fühle mich betrogen.“ Das Thema ist für viele Paare ein Tabu, und sie sind unsicher, wie sie damit umgehen sollen. Während es zu fast jedem Thema Empfehlungen in der Fachliteratur gibt, ist die Forschung zum Einfluss von Pornografie auf Erwachsene und insbesondere Paare begrenzt. Dabei ist Pornografiekonsum heutzutage nicht nur für alleinstehende Menschen, sondern auch für Paare eine alltägliche Realität: In der Schweiz schauen 93 % der Männer und 57 % der Frauen Pornos (Brun del Re, Hilpert, Spahni und Bodenmann, 2021).

Der erste entscheidende Schritt dabei ist die offene Kommunikation. Dies scheint für viele schwierig zu sein, da wir immer noch nicht daran gewöhnt sind, über Sexualität zu sprechen. Die Solosexualität, zu der der Pornokonsum oft gehört, stellt eine zusätzliche Hürde dar. Gerade in einer Partnerschaft neigen viele dazu, Masturbation und den Konsum von Pornos als privat anzusehen, verbunden mit Schuldgefühlen. Wenn Paare jedoch nicht darüber sprechen, entsteht oft ein Teufelskreis: Je mehr der Mann beispielsweise seinen Konsum versteckt und sich zurückzieht, desto mehr Ängste weckt dies bei der Partnerin. Sie fürchtet, dass der Sex mit ihr nicht ausreicht oder sie nicht genügt. In solchen Fällen lade ich beide Partner in meine Praxis ein. Dort kann er ihr beispielsweise erklären, dass er sie nicht mit den Darstellerinnen vergleicht oder dass er nicht alles umsetzen möchte, was er in Pornos sieht. Eine weitere Möglichkeit, in das Thema einzusteigen, ist das gemeinsame Anschauen eines Pornos. Was ich aufgrund meiner Praxisarbeit vermutet hatte, bestätigte sich auch in meiner eigenen Forschung: Paare, die gemeinsam Pornos schauen, pflegen eine intensivere sexuelle Kommunikation. Das bedeutet, sie sprechen eher über sexuelle Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen. Schon die Auswahl eines ersten gemeinsamen Pornos kann zu einer Gesprächsgrundlage werden, ähnlich wie bei der Auswahl eines Spielfilms. Auf diese Weise können Partner erfahren, warum sie Pornos schauen. Dienen sie nur der Erregungssteigerung oder dem schnelleren Orgasmus? Findet das alles nur im Kopf statt, oder werden im Porno auch Ideen gesammelt oder Wünsche befriedigt, die im gemeinsamen Sex keinen Platz haben? Durch dieses Gespräch erhalten beide Partner die Möglichkeit, mehr voneinander über die eigene Sexualität zu erfahren. Dabei ist es wichtig zu unterscheiden, was |10|eine sexuelle Fantasie ist, was konkrete sexuelle Wünsche sind und was im Porno nur der Erregungssteigerung dient. Ich empfehle nicht, Pornos vollständig zu vermeiden. Aber ich ermutige dazu, bei der Selbstbefriedigung auch immer wieder die eigene Fantasie zu nutzen. Dies dient nicht nur der Vielfalt, sondern auch der Vermeidung von unreflektierten, oft frauenfeindlichen Bildern aus Mainstreampornos, die die eigenen Vorstellungen und Rollenbilder beeinflussen können. Grundsätzlich können Erwachsene in der Regel gut zwischen Film und Realität unterscheiden. Wenn jemand einen Actionfilm sieht, geht man auch nicht davon aus, dass er auf die Straße geht und jemanden erschießt.

Bei Menschen, die übermäßig, zwanghaft oder suchtartig Pornos konsumieren, kommt es oft vor, dass sie keine eigenen Bilder mehr haben und ihre Fantasien neu aufbauen müssen. Bei Frauen besteht diese Gefahr in der Regel nicht. Das Visuelle ist für Männer die wichtigste Erregungsquelle, und pornografische Bilder passen natürlich gut dazu. Frauen reagieren in der Regel auf vielfältigere Quellen, hören vielleicht gerne erotische Geschichten oder werden stärker durch Geschmack oder Gerüche erregt. Interessanterweise hatte ich in meiner Praxis noch nie ein gleichgeschlechtliches Paar, das bezüglich des Themas Pornografie Hilfe benötigte. Vermutlich liegt das daran, dass Frauen und Männer ihre Selbstbefriedigung und ihren Pornokonsum tendenziell sehr unterschiedlich gestalten, wodurch eher bei gegengeschlechtlichen Paaren Ängste und Unverständnis auftreten.

Natürlich besteht die Gefahr, immer extremere Dinge im Porno suchen zu wollen. Daher halte ich die Auseinandersetzung mit den eigenen Grenzen für enorm wichtig: Was finde ich noch spannend, was abstoßend? Es besteht auch die Gefahr der Abstumpfung, dass immer stärkere Reize erforderlich sind, um zum Orgasmus zu kommen. Dies gilt jedoch nicht nur im Zusammenhang mit Pornos: Nach vielen Jahren in derselben Partnerschaft ist der Sex vielleicht nicht mehr so aufregend, und man möchte etwas Ungewöhnlicheres ausprobieren. Meiner Erfahrung nach besteht jedoch die größte Gefahr bei übermäßigem Pornokonsum darin, das Gefühl für den eigenen Körper zu verlieren, weil sich das Bewusstsein nur noch innerhalb der Pornowelt bewegt. Wenn ich meine Patienten frage, was sie mit ihrem Körper machen, während sie einen Porno schauen, wissen sie oft keine Antwort. Irgendwann wirkt sich dies auch negativ auf den Genuss aus: Bei dem standardisierten Ablauf, der mir oft beschrieben wird, hat der Orgasmus nicht mehr die gleiche Qualität, wie wenn man sich Zeit dafür lässt. Langfristiger Konsum kann auch zu Erektionsproblemen oder vorzeitigem Samenerguss führen, weil das Gefühl für den eigenen Körper abnimmt. Es ist beruhigend zu wissen, dass dies in der Sexualtherapie gut wieder umgelernt werden kann.

Ob der Pornokonsum zu einem zwanghaften oder süchtigen Verhalten ausartet, hängt stark davon ab, welche Funktion er erfüllt. Wenn der Porno beispielsweise die |11|einzige Stressbewältigungsstrategie ist, kann der Konsum zu einer Flucht vor Beziehungsproblemen werden – die Pornowelt bietet dafür reichlich Material. Mir sind keine Fälle bekannt, bei denen der Porno bei Frauen zu einem nicht mehr kontrollierbaren Verhalten wird. Einerseits schauen Frauen weniger Pornos, andererseits tun sie dies auf eine andere Weise: Sie gehen tendenziell sinnlicher an die Sache heran, freuen sich darauf, machen es sich gemütlich und wählen bewusst einen Film aus, der ihnen gefällt. Männer gehen anders mit den Filmen um: Sie öffnen auf dem Computer unzählige Browserfenster gleichzeitig, wechseln ständig zwischen verschiedenen Filmen und suchen gezielt nach einzelnen Szenen. Das macht sie anfälliger dafür, von Pornos vereinnahmt zu werden. Wenn dies geschieht und sich ein Mann oder ein Paar Hilfe sucht, wird oft die absolute Abstinenz von Pornos oder sogar von der Ejakulation empfohlen. Aber der Druck, den solche Verbote ausüben, macht natürlich alles noch schlimmer. Stattdessen sollten wir in die andere Richtung gehen: Pornokonsum als normal akzeptieren, darüber reden, Ängste abbauen und einen gesunden Umgang damit finden – auch innerhalb der Partnerschaft.

|13|Danksagung

Mein tiefster Dank gilt zunächst all meinen Patientinnen und Patienten, die mit mir über dieses sensible Thema gesprochen haben. Ihre Offenheit und ihr Mut, mir ihre Sorgen und Nöte anzuvertrauen, haben mir wertvolle Einblicke und Inspirationen geliefert.

Ein besonderer Dank geht an die Menschen in meinem Umfeld für ihre unermüdliche Unterstützung. Ohne ihre Ermutigung und Hilfe hätte ich nicht die Möglichkeit gehabt, dieses Thema immer wieder auf den Tisch zu bringen, zu erforschen und darüber zu referieren und zu schreiben.

Danken möchte ich auch meinem Kollegen- und Freundeskreis, die mich auf meinem Weg begleitet und ermutigt haben. Die etlichen Diskussionen, ihre Ratschläge und konstruktive Kritik haben dazu beigetragen, dass dieses Buch zu dem geworden ist, was es jetzt ist.

Ein herzliches Dankeschön geht auch an meine Familie, die mich in allen Phasen dieses Projekts unterstützt und ermutigt hat. Insbesondere meine vier Kinder möchte ich an dieser Stelle erwähnen, welche ohne Scham nachgefragt und hingehört haben, auch wenn sie das Wort „Porno“ langsam nicht mehr hören können.

Schließlich möchte ich allen Menschen danken, die mir auf unterschiedliche Weise geholfen haben, dieses Buch zu realisieren. Ihr Engagement und ihre Unterstützung haben dieses Projekt erst möglich gemacht. Auch mein ehemaliger Doktorvater, Prof. Dr. Guy Bodenmann, ist Teil dieses Prozesses.

Ich bin dankbar für die Gelegenheit, an diesem Buch zu arbeiten, und hoffe, dass es dazu beiträgt, das Bewusstsein für das Thema Pornografie und Partnerschaft zu schärfen.

|15|Einleitung

Die Brisanz des Themas liegt nicht nur in der Zugänglichkeit und dem stetigen Anstieg der Konsumraten von Pornografie, sondern auch in seiner Relevanz für Paare. Sexuelle Probleme, darunter Unlust, Erektionsprobleme, Orgasmusprobleme und auch Pornosucht, dominieren die Statistik partnerschaftlicher Herausforderungen. Die Ausmaße des Pornokonsums sind enorm: Die Pornoindustrie setzt weltweit jährlich Milliarden um, die amerikanische Internetseite Pornhub gibt täglich rund 150 Millionen Plattform-Besucher an und Metaanalysen zeigen, dass mehr als 80 % der Männer Pornos schauen (Miller, Raggatt und McBain, 2020). 

Trotz dieser weitverbreiteten Prävalenz bleibt das Thema oft im Verborgenen. Dabei sollte es unbedingt an die Oberfläche geholt werden. In der Gesellschaft wird wenig darüber gesprochen, und dennoch ist es von entscheidender Bedeutung. Wir stellen uns Fragen wie: Wie erziehe ich meine Kinder? Welche Auswirkungen haben brutale Filme auf uns? Bei Pornografie hingegen vermeiden wir solche Fragen oft. Doch wie sollen wir den angemessenen Umgang damit erlernen, wenn wir es nicht thematisieren?

In einer Welt, in der Pornografie allgegenwärtig ist und die Verfügbarkeit ständig zunimmt, ist es unerlässlich, Hilfestellungen für den gesunden Umgang damit anzubieten. Egal, ob in einer Beziehung oder als Single: Es mangelt bisher an klaren Richtlinien. Aber auch bei problematischem Konsum fühlen sich Betroffene oft alleingelassen, da Pornosucht nach wie vor ein Tabuthema ist.

Die Diskrepanz zwischen der aktuellen Forschungslage und der praktischen Erfahrung wird deutlich. Studien konzentrieren sich hauptsächlich auf den klinisch problematischen Konsum, während in der Praxis ein alltäglicher gesunder Umgang fehlt. Viele Paare und Einzelpersonen schweigen über ihren Konsum, was zu Scham und heimlichem Konsum führt. Das wiederum beeinträchtigt die Zufriedenheit in der Beziehung. Es wird deutlich, wie wichtig es ist, einen gesunden Umgang zu erlernen.

Die Verfügbarkeit von Pornografie hat sich durch das Internet und mobile Geräte enorm vereinfacht, wodurch ein ständiger und unlimitierter Zugang gewährleistet ist. Mit steigenden Konsumraten wird die Notwendigkeit einer klaren Orientierung für Paare immer dringlicher. Dieses Buch soll daher nicht nur eine informative Quelle darstellen, sondern auch einen Leitfaden, um einen bewussten und gesunden Umgang mit Pornografie innerhalb von Partnerschaften zu fördern.

Während es zahlreiche Bücher und Ratgeber zur Pornosucht gibt, existieren bisher keine spezifischen Werke zum Umgang mit Pornografie innerhalb einer normalen Partnerschaft. Im Bereich der Partnerschaften gibt es vergleichsweise wenig For|16|schung und Literatur über den Umgang mit Pornografie im Vergleich zu Studien über die Auswirkungen von Pornografie auf Kinder und Jugendliche. Diese Lücke versuche ich mit diesem Buch durch eine einzigartige Synergie aus wissenschaftlichem und therapeutischem Fachwissen zu schließen, um erstmalig Richtlinien für einen gesunden Umgang mit Pornografie in Partnerschaften zu entwickeln. Ebenfalls richtet sich das Buch an Paar- und Psychotherapeuten, gegebenenfalls Suchttherapeutinnen, die das Buch ihren Klienten empfehlen können.

|17|1  Was ist Pornografie?

Zu Beginn möchte ich auf folgende Fragen eingehen: Was ist Pornografie? Wie wird sie definiert, und was bedeutet Pornografie?

1.1  Wie wird Pornografie definiert?

Pornografie kann als die Darstellung sexueller Handlungen oder Inhalte mit dem Ziel der sexuellen Stimulation oder Erregung definiert werden. Es handelt sich um eine Form der visuellen, auditiven oder geschriebenen Darstellung, die sexuell explizite Materialien enthält. Der Hauptzweck von Pornografie besteht darin, sexuelle Lust oder Verlangen zu erzeugen und sexuelle Fantasien anzusprechen.

Es gibt verschiedene Medienformate, in denen Pornografie verbreitet wird, wie zum Beispiel Filme, Videos, Bilder, Zeitschriften, Bücher, Websites und andere digitale Plattformen. Die Inhalte können explizite sexuelle Handlungen zwischen Personen darstellen, einschließlich Geschlechtsverkehr, Oralsex, Analverkehr, Masturbation und Fetischismus. Pornografie kann auch explizite Darstellungen von Nacktheit, Genitalien, Brüsten und sexuellen Aktivitäten enthalten.

Pornografie wird in verschiedenen Kulturen, Ländern und Rechtsordnungen unterschiedlich definiert und bewertet. Die Definition von Pornografie kann von Gesellschaft zu Gesellschaft variieren und hängt oft von sozialen, kulturellen und moralischen Normen ab. Es gibt jedoch einige allgemeine Merkmale, die Pornografie kennzeichnen können. Dazu gehören:

Explizite sexuelle Inhalte: Pornografie zeigt in der Regel explizite sexuelle Handlungen oder Darstellungen. Es geht um die unverhüllte und detaillierte Darstellung von sexuellen Aktivitäten.

Fokus auf sexuelle Stimulation: Der Hauptzweck von Pornografie besteht darin, sexuelle Stimulation oder Erregung beim Betrachter hervorzurufen. Sie zielt darauf ab, sexuelle Fantasien anzusprechen und sexuelles Verlangen zu wecken.

Kommerzieller Aspekt: Pornografie wird oft in einer kommerziellen Umgebung produziert, vertrieben und konsumiert. Es ist ein Marktsegment mit einer eigenen Industrie, in dem Filme, Websites und andere Produkte verkauft werden.

Freiwillige Beteiligung: Pornografie basiert auf der freiwilligen Teilnahme aller beteiligten Erwachsenen. Die Akteure in pornografischen Inhalten sind in der Regel erwachsene Personen, die ihre Zustimmung zur Teilnahme geben.

|18|Da Pornografie ein komplexes und vielschichtiges Thema ist, wird sie auch in der wissenschaftlichen Literatur ausgiebig diskutiert. Dabei zeichnen sich folgende Perspektiven ab:

Die sozialpsychologische Perspektive: Gemäß dem Sozialpsychologen Neil Malamuth wird Pornografie als eine Form der sexuellen Stimulation definiert, die auf eine breite Palette von sexuellen Vorlieben und Fantasien abzielt. Sie kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die individuelle sexuelle Einstellung und das Verhalten haben (Malamuth, 1989).

Die feministische Perspektive: Feministische Theoretikerinnen haben unterschiedliche Ansichten zur Pornografie. Einige denken, dass Pornografie eine Form der Gewalt gegen Frauen darstellt, die patriarchale Machtstrukturen verstärkt und die sexuelle Objektivierung von Frauen fördert. Andere argumentieren jedoch, dass es auch feministische Pornografie geben kann, die sexuelle Vielfalt und das Empowerment von Frauen betont (zum Beispiel Williams, 2005).

Die medienpsychologische Perspektive: Aus medienpsychologischer Sicht wird Pornografie als eine spezifische Art von Medieninhalt betrachtet, der bestimmte Reaktionen und Wirkungen beim Betrachter hervorrufen kann. Diese Definition legt den Fokus auf die Rolle der Medien bei der Vermittlung von sexuellen Inhalten und die Auswirkungen auf Einstellungen und Verhalten (zum Beispiel Hald, 2006).

Die rechtliche Perspektive: Die rechtliche Definition von Pornografie kann je nach Land und Rechtsordnung variieren. In einigen Rechtssystemen wird Pornografie als Darstellung von sexuellen Handlungen definiert, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen, während in anderen Ländern die Definition auf den Grad der sexuellen Explizitheit abzielt.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass Pornografie aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven betrachtet wird, darunter Sozialpsychologie, Feminismus, Medienpsychologie und Rechtswissenschaft. Jede Perspektive legt ihren Schwerpunkt auf unterschiedliche Aspekte von Pornografie und führt zu verschiedenen Definitionen und Bewertungen. Es ist wichtig, diese vielfältigen Sichtweisen zu berücksichtigen und einen umfassenden Diskurs zu führen, um ein besseres Verständnis der Komplexität und Auswirkungen von Pornografie zu erlangen.

Eine umfassende Definition von Pornografie hat die deutsche Psychologin Prof. Nicola Döring (Döring, 2011) vorgeschlagen. Sie betont dabei den sozialen Kontext und die Auswirkungen von Pornografie. Hier ist eine ausführlichere Darstellung der Definition von Pornografie gemäß Döring:

Pornografie als mediale Darstellung von Sexualität: Bei Pornografie handelt sich um Inhalte in Form von Bildern, Videos, Texten oder anderen Medien, die sexuelle Handlungen, Körper oder erotische Fantasien darstellen.

|19|Primäres Ziel der sexuellen Stimulation: Pornografie ist darauf ausgerichtet, sexuelle Lust, Erregung oder Verlangen zu wecken und sexuelle Fantasien anzusprechen.

Explizite Darstellung sexueller Handlungen zwischen Personen: Dies kann Geschlechtsverkehr, Oralsex, Analverkehr, Masturbation oder andere sexuelle Aktivitäten umfassen. Die Darstellungen können detailliert und unverhüllt sein.

Fokus auf die Inszenierung von Lust: Pornografie betont oft die sichtbare Freude und Befriedigung der beteiligten Personen und lenkt die Aufmerksamkeit auf die sexuellen Aspekte der Begegnung.

Konsum in einem privaten Setting: Individuen nutzen Pornografie als Mittel zur sexuellen Stimulation, zur Erfüllung von Fantasien oder zur individuellen sexuellen Erregung. Der Konsum kann allein oder in Partnerschaften erfolgen.

Abhängigkeit vom sozialen Kontext und von individuellen Normen: Kulturelle, religiöse, moralische und persönliche Werte beeinflussen die Wahrnehmung von Pornografie und bestimmen, ob sie als akzeptabel oder anstößig betrachtet wird.

Es ist wichtig anzumerken, dass es keine allgemeingültige Definition von Pornografie gibt, die von allen akzeptiert wird. Die Ansichten über Pornografie sind stark subjektiv und kulturell geprägt. Was für eine Person als pornografisch gilt, kann eine andere Person als ästhetische Darstellung von Sexualität ansehen. Daher bleibt die Definition von Pornografie ein kontinuierlicher Diskussionspunkt in der akademischen Welt und in der Gesellschaft insgesamt.

Eine Möglichkeit ist es, Pornografie zwischen juristischen, alltäglichen und wertenden Definitionen zu unterscheiden. So hat das Nicola Döring in ihrer Arbeit gemacht (Döring, 2011):

Juristische Definitionen: Juristische Definitionen von Pornografie beziehen sich auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und Kriterien, die von verschiedenen Rechtssystemen festgelegt wurden. Diese Definitionen können je nach Land und Rechtsordnung variieren. Aber im Allgemeinen beziehen sie sich auf sexuelle Darstellungen, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen, indem sie zum Beispiel Kinderpornografie, Gewalt oder explizite sexuelle Handlungen beinhalten.

Alltagsdefinitionen: Alltagsdefinitionen von Pornografie sind subjektive und individuelle Vorstellungen, wie Menschen Pornografie im Alltag verstehen und definieren. Diese Definitionen können stark variieren und von persönlichen Überzeugungen, kulturellen Normen und moralischen Werten abhängen. Sie können sich auf sexuell explizite Darstellungen, den Kontext, die Absicht oder die Wirkung beziehen und individuelle Grenzen des Anstands und der Akzeptanz berücksichtigen.

|20|Wertende Definitionen: Wertende Definitionen von Pornografie beinhalten die Bewertung und Beurteilung von Pornografie basierend auf moralischen, ethischen oder ideologischen Ansichten. Diese Definitionen berücksichtigen die möglichen Auswirkungen von Pornografie auf Individuen, Beziehungen und die Gesellschaft im Allgemeinen. Sie können sowohl positive als auch negative Aspekte betonen und verschiedene Standpunkte zu Themen wie sexueller Befreiung, sexueller Objektivierung oder Schädlichkeit von Pornografie reflektieren.

Durch diese Unterteilung ermöglicht Nicola Döring einen differenzierteren Blick auf die verschiedenen Dimensionen der Definitionen von Pornografie. Es wird deutlich, dass Pornografie nicht nur als rechtlicher Begriff betrachtet werden kann, sondern auch als soziales und kulturelles Phänomen, das von individuellen Überzeugungen und moralischen Wertvorstellungen geprägt ist.

In diesem Buch gehe ich einfachheitshalber immer von folgender Definition von Pornografie aus:

„Pornografie ist die direkte Darstellung der menschlichen Sexualität oder des Sexualakts, in der Regel mit dem Ziel, die Betrachterin beziehungsweise den Betrachter sexuell zu erregen.“

Dies auch, weil es der Definition entspricht, die ich für meine eigene wissenschaftliche Studie zum Thema Pornografie verwendet habe. Diese Studie werde ich in den nächsten Kapiteln noch genauer beschreiben. Weitere Informationen zur Studie finden Sie im Anhang.

1.2  Wie kann Pornografie unterteilt werden?

Pornografie kann in verschiedene Subgattungen oder Genres unterteilt werden, die unterschiedliche sexuelle Vorlieben, Fantasien und Handlungen ansprechen. Hier sind einige häufige Subgattungen von Pornografie:

Heterosexuelle Pornografie: Dies ist die am weitesten verbreitete Form von Pornografie und zeigt sexuelle Handlungen zwischen Mann und Frau. Sie kann verschiedene Szenarien, Positionen und sexuelle Vorlieben umfassen.

Homosexuelle Pornografie: Diese Art von Pornografie zeigt sexuelle Handlungen zwischen Personen des gleichen Geschlechts, sowohl zwischen Männern (Gay Porn) als auch zwischen Frauen (Lesbian Porn). Innerhalb der homosexuellen Pornografie gibt es verschiedene Kategorien, wie zum Beispiel Twink (junge Männer), Bear (männliche Körperbehaarung) oder BDSM (Bondage, Dominanz, Sadismus, Masochismus).

|21|Bisexuelle Pornografie: Diese Art von Pornografie zeigt sexuelle Handlungen zwischen Menschen aller Geschlechter, einschließlich Kombinationen von Mann und Frau, Mann und Mann, Frau und Frau sowie Dreierbeziehungen.

Fetischpornografie: Fetischpornografie konzentriert sich auf spezifische sexuelle Vorlieben und Fetische. Sie kann BDSM, Rollenspiele, Fußfetisch, Leder, Latex, Dominanz und Unterwerfung, Bondage oder andere ungewöhnliche sexuelle Praktiken und Objekte zeigen.

Vintagepornografie: Diese Subgattung bezieht sich auf Pornografie, die in früheren Zeiten produziert wurde. Sie kann sowohl klassische Erotik als auch explizitere Darstellungen aus vergangenen Jahrzehnten enthalten.

Amateurpornografie: Amateurpornografie wird von nicht professionellen Akteuren hergestellt. Sie kann von privaten Personen oder Amateurproduzenten produziert werden und zeigt echte Menschen in sexuellen Handlungen, oft in realistischeren und weniger inszenierten Szenarien.

Virtuelle-Realität(VR)-Pornografie: Mit der Entwicklung von VR-Technologie hat sich auch die Pornografie weiterentwickelt. VR-Pornografie ermöglicht es den Betrachtern, durch immersive Erfahrungen ein intensiveres Gefühl der Präsenz zu erleben.

Diese Aufzählung ist nicht abschließend, da es noch viele weitere Subgattungen und Nischen in der Pornografie gibt. Die Subgattungen können sich auch überschneiden oder kombiniert werden, um den individuellen Vorlieben und Fantasien der Konsumenten gerecht zu werden. Es ist wichtig anzumerken, dass nicht alle Subgattungen von Pornografie für jeden Menschen ansprechend oder akzeptabel sind, und dass die Präferenzen und Vorlieben von Person zu Person unterschiedlich sind.

Pornografie kann aber nicht nur nach Inhalt, sondern auch nach Medienformat unterschieden werden, oder nach Produktionsform oder Zielgruppe.

1.3  Wie soll man die Nutzung von Pornografie nennen?

Wird Pornografie konsumiert, genutzt, benutzt oder geschaut? Die Wortwahl und die Sprache, die wir verwenden, können eine große Bedeutung haben, da sie unsere Wahrnehmung und Bewertung von bestimmten Phänomenen und Themen beeinflussen. Das gilt auch für die Pornografie. Die Art und Weise, wie wir über Pornografie sprechen und welche Begriffe wir verwenden, kann unsere Haltung und Meinung zu diesem Thema formen.

Die Verwendung bestimmter Begriffe wie beispielsweise „Pornografiekonsum“, impliziert möglicherweise, dass der Konsum von Pornografie per se negativ oder |22|moralisch verwerflich ist. Eine solche Wortwahl kann ein moralisches Urteil über den Akt des Pornografiekonsums enthalten und eine Stigmatisierung oder Scham hervorrufen. Dies kann wiederum Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung und das Selbstwertgefühl von Menschen haben, die Pornografie konsumieren.

Es ist wichtig zu erkennen, dass die Bewertung von Pornografie subjektiv ist und von individuellen Wertvorstellungen, persönlichen Überzeugungen und kulturellen Normen abhängt. Was manche Menschen als negativ ansehen, können andere als akzeptabel oder sogar positiv betrachten. Es gibt kein allgemeingültiges „Richtig“ oder „Falsch“ in Bezug auf den Konsum von Pornografie, solange er einvernehmlich, legal und mit Respekt gegenüber allen beteiligten Parteien erfolgt.

Wenn man über Pornografie spricht, ist es wichtig, die Sprache bewusst zu wählen und neutralere Begriffe zu verwenden. Dadurch können wir eine offenere und weniger wertende Diskussion fördern und Menschen in ihrer sexuellen Selbstbestimmung respektieren. Eine neutrale Wortwahl ermöglicht auch eine differenzierte Betrachtung der verschiedenen Aspekte von Pornografie, einschließlich ihrer potenziellen positiven und negativen Auswirkungen auf Individuen und die Gesellschaft.

|23|2  Wozu werden Pornos genutzt?

Nun möchte ich näher darauf eingehen, wofür oder zu welchem Zweck Pornografie verwendet wird. Pornografie erfüllt verschiedene Bedürfnisse und dient unterschiedlichen Zwecken für diejenigen, die sie nutzen. Hier sind einige der Hauptgründe, warum Menschen Pornografie gebrauchen:

Sexuelle Stimulation und Erregung

Ein primärer Zweck von Pornografie besteht darin, sexuelle Stimulation und Erregung zu erreichen. Pornografische Inhalte bieten visuelle Reize. Während des Konsums von Pornografie kann im Gehirn eine Freisetzung von Dopamin auftreten, einem Neurotransmitter, der mit dem Belohnungssystem des Gehirns in Verbindung steht. Es wird oft als „Glückshormon“ bezeichnet und ist an der Verstärkung von Verhalten beteiligt. Wenn das Gehirn Dopamin freisetzt, kann dies positive Emotionen wie Lust und Befriedigung auslösen. Pornografie spricht auch sexuelle Fantasien an, die wiederum die sexuelle Erregung steigern. Dabei handelt es sich um einen visuellen Stimulus, der eine von vielen Quellen zur sexuellen Erregungssteigerung in der Selbstbefriedigung darstellt.

Die Frage, ob die Reaktion auf pornografische Stimuli geschlechtsspezifisch unterschiedlich ist, wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Studien zeigen, dass Frauen und Männer bei pornografischem Material unterschiedliche Körperregionen bevorzugen (Rupp & Wallen, 2007) und andere sexuelle Stimuli präferieren: Männer neigen dazu, sich stärker auf explizite sexuelle Akte und nackte Körper zu konzentrieren, während Frauen eine Vorliebe für romantische Wörter, Bilder und Filme haben (Tsujimura et al., 2009).

Untersuchungen mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) deuten darauf hin, dass Männer im Allgemeinen eine stärkere Aktivierung der relevanten Hirnregionen aufweisen (Wehrum et al., 2013), insbesondere in der Amygdala und im Thalamus, im Vergleich zu Frauen (Stoléru, Fonteille, Cornélis, Joyal & Moulier, 2012).

Die individuelle Reaktion auf Pornografie kann stark variieren, und die genannten Unterschiede sind keine starren Regeln. Die Vielfalt der sexuellen Vorlieben und die subjektive Natur der sexuellen Erregung machen es schwierig, allgemeine Aussagen über geschlechtsspezifische Reaktionen zu treffen.

|24|Fantasieerfüllung

Pornografie ermöglicht es Menschen, ihre sexuellen Fantasien und Vorlieben auszuleben. Indem sie Inhalte betrachten, die ihren individuellen Fantasien entsprechen, können sie einen sexuellen Ausdruck oder eine Befriedigung finden, die sie in ihrem persönlichen Leben möglicherweise nicht erleben können oder wollen.

Bildung und Informationsgewinnung

Einige Menschen nutzen Pornografie auch als eine Form der sexuellen Bildung oder Informationsquelle. Durch den Konsum von Pornografie können sie sexuelle Techniken, Positionen oder Praktiken kennenlernen und neue Ideen für ihr eigenes Sexualleben gewinnen. Dieser Aspekt wird oft von Menschen betont, die Pornografie als eine Möglichkeit betrachten, ihr sexuelles Repertoire zu erweitern und mehr über verschiedene sexuelle Aspekte zu erfahren.

Stressbewältigung

Menschen können Pornografie auch nutzen, um Einsamkeit zu bekämpfen oder sich von alltäglichen Stressoren oder Problemen abzulenken. Dies kann als eine Form der Entspannung oder als vorübergehender Eskapismus dienen.

Kunst

Die Frage, ob Pornografie als Kunst betrachtet werden kann, ist ein kontroverses Thema, zu dem es unterschiedliche Ansichten und Standpunkte gibt. Einige Menschen argumentieren, dass bestimmte Formen von Pornografie künstlerischen Wert haben können und als Ausdruck von Kreativität, Ästhetik und menschlicher Sexualität betrachtet werden sollten. Sie argumentieren, dass Pornografie in der Lage ist, Emotionen hervorzurufen, Tabus zu brechen und komplexe Themen im Zusammenhang mit Sexualität zu erkunden.

Auf der anderen Seite gibt es auch die Ansicht, dass Pornografie nicht als Kunst betrachtet werden sollte. Kritiker argumentieren, dass Pornografie oft auf reine sexuelle Darstellungen und Praktiken reduziert wird, ohne tiefer gehende künstlerische oder kulturelle Bedeutung. Sie betonen, dass Pornografie oft kommerziell motiviert ist und auf die Befriedigung sexueller Bedürfnisse abzielt anstatt auf ästhetische oder künstlerische Werte.

Die Wahrnehmung von Pornografie als Kunst hängt stark von individuellen Perspektiven, kulturellen Normen und persönlichen Wertvorstellungen ab. Was eine Person als Kunst empfindet, kann eine andere als pornografisch oder anstößig ansehen.

In einigen Fällen haben Künstler und Kunstschaffende pornografische Elemente in ihre Arbeit integriert und versucht, Grenzen zwischen Pornografie und Kunst zu |25|verwischen. Es gibt auch Formen von Erotik oder Aktfotografie, die als künstlerisch angesehen werden und als Ausdruck der Schönheit und Sinnlichkeit des menschlichen Körpers dienen.

Letztendlich bleibt die Frage, ob Pornografie als Kunst betrachtet werden kann, ein subjektives und umstrittenes Thema, das von individuellen Perspektiven, ästhetischen Maßstäben und sozialen Normen geprägt ist.

Die Verwendung von Pornografie hängt stark von individuellen Vorlieben, persönlichen Bedürfnissen und moralischen Wertvorstellungen ab. Die Motivationen für den Konsum von Pornografie können von Person zu Person unterschiedlich sein und variieren auch in verschiedenen Kulturen und Gesellschaften.

|27|3  Wie häufig werden Pornos geschaut?

Bevor wir die Auswirkungen von Pornografie auf Beziehungen bewerten, ist es entscheidend zu erkennen, dass die Nutzung von Pornografie weitverbreitet ist und nicht nur eine Randerscheinung darstellt. Tatsächlich zeigt eine Studie von Malamuth, Hald und Koss (2012), dass 93 % der befragten Männer und 62 % der Frauen im Alter von 18 bis 26 Jahren in den letzten 6 Monaten vor der Befragung Pornografie konsumiert hatten. Ebenso ergab eine Untersuchung von Peter und Valkenburg (2017), dass 79 % der befragten Männer und 57 % der befragten Frauen im Alter von 16 bis 25 Jahren in den letzten 12 Monaten Pornografie konsumiert hatten. Eine Metaanalyse von Miller et al. (2020) deutet darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit der Männer (> 80 %) irgendwann auf Pornografie zugreift. Dabei variieren die Prävalenzen je nach Alter und werden in größeren, altersgemischten Stichproben niedriger, aber dennoch hoch (zwischen 40 und 70 % der Männer).

In einer repräsentativen Studie zur Erwachsenensexualität in Deutschland wurde festgestellt, dass 96 % der Männer und 79 % der Frauen bereits mindestens einmal Pornografie angeschaut haben. Für viele Menschen stellt dies eine regelmäßige Aktivität dar (Martyniuk & Dekker, 2018).

Hinsichtlich der Nutzungshäufigkeit gab es signifikante Unterschiede in kleineren Studien, insbesondere bei wöchentlichen Zuschauerstatistiken, die oft jüngere Probanden umfassten. Die Metaanalyse von Miller et al. (2020) ergab eine wöchentliche Nutzungsschätzung von etwa 44,7 % bei jüngeren Männern. Dies legt nahe, dass etwa die Hälfte der jüngeren Männer regelmäßige Pornokonsumenten sind. Einige Autoren berichten, dass etwa die Hälfte der Männer angibt, Pornografie mehrmals wöchentlich bis täglich zu konsumieren (Landripet & Štulhofer, 2015).

In Bezug auf die Konsumationsdauer schätzten Studien die durchschnittliche Zeit, die Männer pro Woche mit dem Anschauen von Pornografie verbringen, auf etwa eine bis drei Stunden. Diese Schätzungen basieren jedoch auf wenigen Studien, die überwiegend junge Probanden einschlossen (Miller et al., 2020).

|28|3.1  Wie haben sich die Konsumraten in den letzten Jahren entwickelt?

In den vergangenen Jahrzehnten wurde weltweit ein deutlicher Anstieg der Pornografiekonsumraten verzeichnet. Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen haben dieses Phänomen analysiert und dabei aufschlussreiche Evidenzen für die globale Zunahme des Pornografiekonsums geliefert.

Generell lässt sich feststellen, dass der Pornografiekonsum in den letzten Jahren weltweit angestiegen ist (Carvalho, 2021; Price, Patterson, Regnerus & Walley, 2015).

Twenge, Sherman und Wells (2014) analysierten in einer Studie nationale Umfragedaten in den Vereinigten Staaten und kamen zu dem Schluss, dass der Pornografiekonsum zwischen 1973 und 2010 deutlich zugenommen hat. Dies führen die Forschenden auf Faktoren wie den technologischen Fortschritt und die erhöhte Verfügbarkeit von Pornografie zurück.

Das nationale amerikanische Panel „National Survey of Sexual Health and Behavior“ (NSSHB) untersuchte den Pornografiekonsum bei Erwachsenen in den USA. Es fand heraus, dass der Anteil der Personen, die in den letzten Jahren Pornografie konsumiert hatten, signifikant gestiegen ist (Herbenick et al., 2010).

Eine Studie von Peter und Valkenburg (2011) untersuchte den Zusammenhang zwischen Internetnutzung und Pornografiekonsum bei niederländischen Jugendlichen. Die Ergebnisse zeigten einen klaren Anstieg des Pornokonsums im Zusammenhang mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Onlinepornografie.

Weiterhin analysierten Brown und L’Engle (2009) in einer Studie Trends im Pornografiekonsum unter Jugendlichen in den USA. Sie stellten fest, dass der Anteil der Jugendlichen, die jemals Pornografie konsumiert hatten, im Zeitverlauf gestiegen war.

Zusammenfassend liefern diese wissenschaftlichen Untersuchungen umfangreiche Belege für den weltweiten Anstieg der Konsumraten von Pornografie.

3.2  Warum werden immer mehr Pornos geschaut?

Mehrere Faktoren tragen zur zunehmenden Popularität und Verbreitung von Pornografie bei und erklären, warum immer mehr Menschen Pornos schauen. Hier sind einige mögliche Gründe:

|29|Zugänglichkeit des Internets