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Gregor und Marek haben sich gewehrt. Dass die Schlägerei eine Anzeige nach sich zieht, macht die beiden wütend, weil ihre Gegner sie als "schwule Schwanzlutscher" beschimpft haben und meinten, sie gehören "vergast". Die beiden sind seit drei Monaten ein Paar. Seit ihrem "Outing" wird ihre Beziehung auf die Probe gestellt. Marek hat seine streng katholische Familie für Gregor verlassen und ist zu seinem Onkel gezogen. Gregor musste seiner damaligen Freundin gestehen, dass er einen Jungen liebt und im Sportstudio einige Sprüche einstecken. Auch in der Schule sorgen sie für reichliche Lästereien. Sind alle doch nicht so tolerant, wie sie immer tun? Gregor und Marek beschließen: Raus aus der Verteidigungshaltung, rein in die Offensive! Man muss über sich erzählen. Ein Wagnis! Ein zweites "Coming Out", die Hose runterlassen. So begegnen wir ihnen, nicht als Erklärer oder gar Opfer, sondern ganz als sie selbst – zwei schwule, zwei coole Jungs – ein Paar, das von sich erzählt. Die Schwulenbewegung hat sich in Deutschland seit den frühen siebziger Jahren gesellschaftlich wie gesetzlich emanzipiert. In den Großstädten gehen Schwule und Lesben Hand in Hand durch die Straßen, küssen sich öffentlich. Gleichzeitig drohen ihnen in einer Reihe anderer Staaten Repressalien, Gefängnis, Folter und Todesstrafe. Und vor Diskriminierung sind sie auch hier nicht gefeit. "Schwuchtel" und "Arschficker" sind zwei der meist benutzten Worte auf Deutschlands Schulhöfen und schwule/lesbische Mitschüler_innen werden oft immer noch gemobbt. Ist es doch nicht so selbstverständlich und "normal", wie wir gerne hätten? Nach "Füße im Himmel" greift Michael Alexander Müller erneut große Fragen nahe an der Lebenswelt des jungen Publikums auf und lässt in "Prinzenpack" die ohnehin ambivalenten Gefühle der ersten Liebe auf ein Jungenpaar treffen, das die Herausforderung gern annimmt: direkt, rotzig, nachdenklich und mutig. Es ist ein Stück, um ins Gespräch zu kommen, nicht nur über "andere" Liebe und Toleranz, sondern über Scham, Akzeptanz, das Miteinander, Partnerschaft, Familie und Träume. Denn ob homo oder hetero: Man muss sich finden dürfen.
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Seitenzahl: 28
Michael Alexander Müller
Prinzenpack
Ein Stück für Jugendliche ab 14 Jahren
FELIX BLOCH ERBEN
Verlag für Bühne, Film und Funk
Inhaltsverzeichnis
Title Page
Personenverzeichnis
Szene 1
Szene 2
Szene 3
Szene 4
Szene 5
Szene 6
Szene 7
Szene 8
Szene 9
Szene 10
Über den Autor
Über das Stück
Impressum
MAREK und GREGOR (beide 16 Jahre)
Liebe ihn und lass dich von ihm lieben …Wie lange kann es noch dauern, da ihr doch beide Männer seidund noch einen weiten Weg vor euch habt.
James Baldwin
Marek und Gregor betreten gestikulierend mit ihren Sporttaschen in der Hand die Bühne.
MAREKDu hättest ihn nicht gleich plattmachen müssen.
GREGORSchwachsinn!
MAREKDie Anzeige!
GREGOREgal!
MAREKDu hättest „reden” müssen, „deeskalieren”, sagte die Polizei, die Situation deeskalieren.
GREGORDer erste Schlag entscheidet das Match. Sehen wir wie Opfer aus?
MAREKNever ever! Würde mal sagen, es lief insgesamt schlecht für seine Gesundheit …
GREGOR… vor allem für die Vorderzähne, die vorher schon total hässlich waren.
MAREKSchiefgesicht wird mit den neuen richtig gut aussehen.
Beide setzen die Sporttaschen ab. Kurze Pause, in der beide sich angucken.
GREGORHast du eben im Studio Mrs. Slim-Fit gesehen?
MAREKWer?
GREGORDie mit dem schwarzen Pferdeschwanz. (wiehert und schnaubt wie ein Pferd)
MAREKDie Augen … die liefen der über.Die wollte … die wollte …
GREGOR… es mir machen!
MAREKBäng, bäng, bäng, Taking me higher then I’ve ever been before,just wanna shout out give me more.(*Kiesza, „Hideaway”)
GREGORWas kann ich dafür, dass ich so gut aussehe!
MAREKPerfekt ist eben perfekt. Schade!
GREGORJa, schade!
MAREKFür alle.
Marek fasst Gregor etwas zu intim an.
MAREKYou’re just a hideaway, you’re just a feeling.You let me escape beyond the meaning.(*Kiesza, „Hideaway”)
GREGORWas soll der Scheiß! (Marek lässt nicht locker.) Fass mich nicht an!
MAREKEmpfindlich, oder was?
Marek lacht provozierend.
GREGORSchwul oder was?
MAREKNur mittwochs!
Gregor greift Mareks Arm, sie fangen an zu kämpfen. Gregor wirft Marek auf den Boden, nimmt ihn in den Schwitzkasten.
GREGORHast du genug, Schwuchtel! … Das ist ja voll Ebola, wie du drauf bist.
Gregor küsst Marek.
MAREKMach’ das nicht nochmal.
Er küsst ihn nochmal.
GREGORFangen wir an?
Gregor steht auf und zieht Marek hoch.
MAREK(zum Publikum) Sitzen drei Schwule in der Badewanne. Was hat der in der Mitte? Geburtstag!
GREGORJetzt mal im Ernst!
MAREKNee, im Detlef!
GREGORFang’ an! (zeigt auf die Zuschauer) Sonst denken die noch, wir sind pervers langweilig.
MAREKOkay, ich habe beschlossen …
GREGOR… wir haben beschlossen …
MAREK… dass was anders werden muss.Die wollen uns zu was machen, was wir gar nicht sind.
GREGORDie wollen uns ‘nen Galgen auf den Hals tätowieren.
MAREKLiegt meist daran, dass Leute, die das Sagen haben, bestimmen, welche Sachen „unkorrekt” sind. Sofort finden das tausend andere auch „unkorrekt”. Oder was geht, was geht gar nicht, wer ist zu beachten, wer nicht, wer wird eingeladen, wer wird gelöscht, ihr wisst schon …(rappt) Alle wollen Respekt und Toleranz für sich, aber dies gilt irgendwie für andre nicht. (*Sookee feat. Tapete, „pro homo”) Woher wissen die so genau, was korrekt ist?
GREGORWeil sie im Meinungsamt ‘ne Korrektstelle gegründet haben. Okay, okay, manchmal finde ich bestimmte Dinge auch total minus …
MAREK