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Eine bunt zusammengewürfelte Crew von sechs Weltraumschmugglern und Glücksrittern reist an Bord ihres alten Frachters, der Promise, durch die Galaxis, stets am Rande des Bankrotts und in der Hoffnung, eine weitere Ladung zu finden und vielleicht, mit ganz viel Glück und Gaunereien, eines Tages ausgesorgt zu haben. Ihre Abenteuer im Laufe eines Jahres werden in zwölf episodischen, lose verbundenen Teilen erzählt. In der elften Episode trifft die Crew auf das Wrack eines anderen Schmugglerfrachters und steht vor der Herausforderung, die Überlebenden zu retten. Derweil planen Nani und Anaata einen Einbruch, bei dem einiges schieflaufen könnte.
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Seitenzahl: 69
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Sarah L. R. Schneiter
Promise
Episode 11: Aufgescheucht
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Interludium: Morgenrot
Episode 11: Aufgescheucht
Impressum neobooks
Dan streckte sich und sah sich verschlafen in seinem geschmackvoll eingerichteten Apartment um. Die langsam heller werdenden indirekten Deckenleuchten, die er mit seinem Wecker programmiert hatte, um einen heraufdämmernden Tag zu simulieren, waren noch ziemlich schwach. Er konnte die große Palme und die schwarz sowie weiß lasierten Holzmöbel erkennen, in denen seine ganzen Habseligkeiten untergebracht waren. Noch wollte er nicht aufstehen und befahl: „Promise, lass das Licht bitte so.“Eigentlich sprach er selten direkt mir der rudimentären künstlichen Intelligenz des Schiffes, er bevorzugte es, alle Eingaben selbst zu machen. Einen guten Gesprächspartner gab sie keineswegs ab, da sie einzig Order ausführen konnte, aber in diesem Fall wollte er sich nicht die Mühe machen, mit dem Com die Beleuchtung zu regeln. Zufrieden drehte er sich auf den Rücken, schloss die Augen und murmelte schläfrig: „Nur noch fünf Minuten … Oder zehn …“Dan hatte sich rasch an das Leben auf dem heruntergekommen Frachter gewöhnt und es seiner Ansicht nach geschafft, ihm ein paar Farbkleckser zu verleihen, um es sich so gemütlich zu machen. Er hatte nicht bloß sein Apartment neu eingerichtet, sondern auch viele der Pflanzen, Kerzenständer und Lichterketten zum Aufenthaltsraum beigetragen. Er war der Ansicht, man konnte mit wenig Aufwand jeden Ort, an dem man lebte, zu seinem Zuhause machen und auf der Promise hatte er es sich längst heimisch eingerichtet. Zuerst hatte er sich gedacht, man gewöhne sich nach einer gewissen Zeit an alles, doch bald war er zum Schluss gekommen, er könne genauso gut nachhelfen. Jetzt war die Promise sein Zuhause, der Ort, an dem er sich sicher und entspannt fühlte, den er keinesfalls missen wollte.Das leise Vogelgezwitscher, das Dan als Weckton benutzte, erklang und wurde stetig lauter. Er seufzte, räkelte sich ein letztes Mal müde im Bett und erhob sich schließlich, während die virtuellen Vögel verstummten. Nach einigen Schritten über den weißen Teppich war er am Raumteiler angelangt, über den er den Morgenmantel gehängt hatte. Er griff sich das weiche Ding und hielt kurz inne; nein, heute war sein fauler Tag, er konnte morgen Yoga machen. Mit dem Kimono über dem Arm trat er in die Nasszelle, um eine Dusche zu nehmen.
Zufrieden schlenderte Dan durch den Gang in Richtung der Küche. Sein langes Haar hatte er zu einem praktischen Pferdeschwanz zusammengebunden, dazu trug er bequeme schwarze Trainerhosen mit einem gleichfarbigen Shirt. Heute gedachte er wirklich gar nichts zu tun, außer den Tag zu genießen, auch Schmuggler brauchten mal Kurzurlab. Er lachte etwas bei dem Gedanken und wich einen kleinen Reinigungsroboter aus, der durch den Gang kurvend seiner Tätigkeit nachging. Als er in die Küche trat, bemerkte er erstaunt, dass er bis auf Arlene alleine war. Die gescheckte Katze hatte auf einem Stuhl geschlafen und sprang nun auf, bevor sie sich zu ihm schlich und ihm um die Beine strich. „Na, du bekommst gleich dein Futter“, sagte er gutgelaunt, bestellte sich an der Getränkemaschine einen Kaffee und begann, Rührei zu machen. Mit einem Lächeln musste er an seine Schwester Ina denken, die auf Alya lebte; er hoffte, sie bald mal wieder zu sehen. Seine Gedanken drifteten weiter zu seiner Adoptivfamilie, den Marsters, die ihm auch seinen zweiten Vornamen Kaye gegeben hatten und deren Nachnamen er angenommen hatte. Manchmal vermisste er zwar sein trautes Heim, aber er hatte sich noch nirgendwo sonst so zuhause gefühlt wie im Laufe des letzten Jahres auf der Promise. Hier war er jetzt, gehörte er hin und hier wollte er bleiben.Pfeifend trat Sven in den Raum. „Na, auch schon wach?“„Wieso denn, ist doch erst grad halb neun gewesen“, entgegnete Dan, ehe er sich das Rührei in einem Teller anrichtete und eine beachtliche Ladung der schärfsten Chilisauce, die er hatte, dazu kippte. „Wir sind im Hyperraum unterwegs, was soll ich denn da schon groß machen? Ich verdiene mein Geld bei den Starts und Landungen, manchmal auch bei Verfolgungsjagden.“„Vergiss die Abstürze nicht“, feixte Sven, als er sich ebenfalls setzte. „Du scheinst ja heute ganz in deiner eigenen Welt zu sein, müssen wir uns etwa Sorgen machen?“„Nein, ich genieße nur meinen freien Tag“, erklärte ihm Dan und nahm einen großen Bissen von seinem Rührei. Heute gedachte er wirklich absolut nichts zu arbeiten, sich stattdessen zu entspannen und das war auch gut so. Die Promise würde ihren Piloten früh genug wieder brauchen, da konnte sie ihm jetzt auch einen Ruhetag gönnen, ganz egal was für ein Unheil bereits heraufdämmern mochte.
Stanley lehnte am Geländer und schaute hinunter auf die mit Frachtboxen vollgestellte Ladebucht. Er war etwas nervös, doch es gelang ihm sehr gut, sich vor der Crew möglichst wenig anmerken zu lassen; bloß nicht noch Öl ins Feuer gießen, dachte er sich. Er wusste, Natala ging es ähnlich, sie hatten die letzten Tage schon mehrmals darüber gesprochen, das Thema war letzthin fast allgegenwärtig. Er wandte sich um, als Sven über den Steg auf ihn zu schritt. Als der Mechaniker herangekommen war, erkundigte er sich: „Wie lange noch?“„Ein paar Tage“, antwortete Stanley und verstummte dann. Nach einer kurzen Pause, in der bedrücktes Schweigen herrschte, fragte Sven: „Was meinst du wird uns erwarten?“Er zuckte vielsagend mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Alles ist möglich, vermutlich kommen wir damit durch.“„Eine verdammte Zentralwelt“, murrte Sven und lehnte sich neben Stanley ans Geländer. „Die Offiziellen können nur so oft auf uns schießen, irgendwann werde ich die Promise nicht mehr zusammenflicken können.“„So ist das Leben“, kommentierte Stanley nachdenklich und Sven zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Was, kein Sarkasmus?“„Politk“, gab der erste Maat alles andere als begeistert zurück. „Die Regierung der Vereinten Systeme scheint hart gegen unsereins vorgehen zu wollen. Das verdirbt uns allen die Laune, ich will schließlich auch nicht in Stücke geschossen werden.“„Es wird richtig übel“, fügte Sven hinzu. „Ich habe vor unserem letzten Sprung die aktuellen Holonews heruntergeladen. Offenbar hat ein Schiff der Flotte aus Versehen einen Reisekreuzer zerstört. Das wird zu Protesten in der Bevölkerung führen, soviel ist sicher.“„Wie verflucht nochmal wollen die ein Passagierschiff mit einem Schmugglerfrachter verwechselt haben?“, wetterte Stanley. „Die Regierung um Präsident Borter ist schon lange nicht mehr besonders angesehen, es fehlt nur noch ein Funke.“„Und was?“ Sven ging offenbar davon aus, dass Stanley den Satz nicht zu Ende gebracht hatte. „Und keine Ahnung … alle gehen auf die Straße oder verlangen Neuwahlen.“Sven seufzte. „Ich mag den Gedanken daran nicht, mit einem Frachtraum voller Konterbande in Elom zu landen. Das werden ein paar verdammt angespannte Tage werden, bis wir da sind.“„Manchmal ist die Bezahlung einfach zu gut“, brummte Stanley und stieß sich vom Geländer ab. „Dann sind wir halt diesmal besonders aufmerksam.“ Er wusste, auch dies machte das Risiko kaum kleiner, nur mussten auch sie irgendwie ihr Geld verdienen.
„Also, alles klar?“, wollte Anaata wissen, die im Schneidersitz vor dem großen holographischen Plan saß, der wie ein oben aufgeschnittenes Modellhaus aussah. Nani, die es sich mit einem Bier in der Hand auf einem Sessel bequem gemacht hatte, bestätigte gelassen: „Glasklar. Das wird ein ganz klassischer Hauen-und-Klauen-Einbruch.“Die Diebin musterte sie ungläubig. „Ein Schaufenster einschlagen geht in die Kategorie, das hier ist eine ganz andere Liga!“„Na, ganz einfach: ‚Ich hauen, du klauen‘“, entgegnete Nani, als würde sie ein Motto vortragen und fügte hinzu: „Das sagst du doch nur, damit du nachher damit angeben kannst.“„Unser letzter gemeinsamer Job ist schon mehr als ein Jahr her“, wandte Anaata ein. „Überschätz dich nicht, ich mache das auch andauernd und du siehst ja, was ich mir damit einbrocke.“„Du hast keinen Humor, wenn’s um Verbrechen geht, oder?“, feixte Nani grinsend. „Natürlich ist es ein bisschen weniger einfach.“„Du hast Probleme, weißt du das?“, schmollte Anaata und fügte auf Nanis fragenden Blick hinzu: „Du bist irgendwie ein Teenager geblieben, kampfsüchtig und viel zu risikobereit.“„Und was ist mit dir?“, gab Nani zurück, die das Lachen kaum mehr unterdrücken konnte. Anaata schwieg und schien einige Zeit nachzudenken. „Ich bin nur nie richtig erwachsen geworden, aber das ist was anderes.“